Reisebericht: Kreuzfahrt in Norwegen mit Hurtigruten

21.07. – 03.08.2019, 14 Tage Hurtigruten–Kreuzfahrt mit dem Postschiff: Oslo – Bergen – Alesund – Nordkap – Kirkenes – Lofoten – Trondheim


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Eine traumhafte Kombination aus Bergenbahn (Oslo-Bergen), Hurtigrutenschiff M/S Polarlys (Bergen-Kirkenes-Trondheim) und Dovrebahn (Trondheim-Oslo) um dieses fantastische, facettenreiche Land zu bereisen...
Ein Reisebericht von
Martin Büchner
Martin Büchner

Reiseblog – Hurtigrutenreise mit der M/S Polarlys

21.07.2019 – 03.08.2019

Reiseleitung: Martin Büchner

Hurtigruten


Im Jahr 1893 fand Kapitän Richard With eine sichere Schifffahrtsroute entlang der norwegischen Küste, die ganzjährig befahren werden konnte. Er war der Erste, der es wagte. In Erinnerung gibt es immer ein Schiff mit Namen Richard With (bitte deutsch lesen, nicht englisch). Seit nun mehr 125 Jahren wird diese Route nahezu täglich und ganzjährig betrieben. Täglich startet ein Schiff in Bergen im Südwesten und ein Schiff in Kirkenes im Nordosten Norwegens an der russischen Grenze.
Das bedeutet, dass jeder der über 30 Häfen, normalerweise täglich ein nordgehendes und ein südgehendes Schiff im Hafen haben, täglich zur gleichen Zeit.
Sie verkehren als so genannte Reichsstraße 1 auf den nie zufrierenden norwegischen Fjorden, Sunden und Meeresgebieten. Ermöglicht wird das Ganze durch die Restwärme des Golfstroms, die das Meer ganzjährig eisfrei halten. Auch dann, wenn in vergleichbaren geographischen Breiten schon längst Packeis vorhanden ist.
Die Gebirgspässe der Europastraße 6 können aufgrund winterlicher Verhältnisse (z. B. Lawinen und Schneeverwehungen) schon einmal geschlossen werden. Die Reichsstraße 1 ist immer offen. Alle Schiffe sind gebaut für arktische Wetter-Extreme sogar mit einer Eisklasse. Dennoch haben die Kapitäne der Hurtigruten manchmal ein Einsehen mit den Mägen und dem Wohlbefinden der Gäste, so dass sie nicht in jeden Orkan fahren.
Dennoch bestimmt die Natur den Takt, so werden schonmal bei Sturm Häfen ausgelassen, verbunden mit dem Ausfall von Ausflügen.
Heutzutage werden die Hurtigrutenschiffe von vielen als Kreuzfahrtschiff gesehen, dass ist so nicht richtig. Auch 2019 erfüllen sie Funktionen als Postschiff (Transport von Personen & Gütern), sie sind Frachtschiff, Fähre, aber auch kurioses wie Café und Schwimmbad für die Lokalbevölkerung Mittel- und Nordnorwegens.
Teil der norwegischen Gesellschaft zu sein, mehr als 30 Häfen sowohl nord- als auch südgehend anzulaufen, Passagen manchmal schmaler als 50 Meter, Strecken die an Flusskreuzfahrten erinnern und natürlich atemberaubende Natur mit schneebedeckten Bergen, Seeadlern, mit etwas Glück ein paar Walen und ebenfalls mit etwas Glück im Juli das kuriose Phänomen der Mitternachtssonne.

M/S Polarlys


Unser Schiff war die M/S Polarlys, sie wurde im Jahr 1996 gebaut. Das Schiff ist offiziell für knapp 700 Passagiere zugelassen. Da mag man erst einmal erschrecken, es muss aber erwähnt werden, dass in manchen Kabinen auch einmal drei oder vier Betten verfügbar sind, die aber nur von einem Paar oder einer Einzelperson genutzt werden. Das Schiff gilt mit 400 Passagieren als ausgebucht.
Der Panoramasalon mit seiner großen Fensterfront ist markantes Zeichen des Schiffes, es gibt nur ein Schiff dieser Art in der Flotte.
An Bord gibt es ein dreiköpfiges Expeditionsteam, das lokales Wissen vermittelt und Ausflüge organisiert.

Tag 01 – 21.07.2019 Anreise nach Oslo


Mit „Lufthansa" geht es von Dresden, Leipzig, Berlin Tegel bzw direkt ab Frankfurt, über Frankfurt nach Oslo. Bedingt durch Probleme seitens der Lufthansa wurde der geplante Flug von Dresden nach Frankfurt gecancelt und um gut 8 Stunden verlegt. Alle Gäste konnten gerade noch rechtzeitig informiert werden.
Leider war ein gemeinsamer Weiterflug ab Frankfurt nach Oslo nicht mehr möglich.
Treffpunkt der Gruppe war dann das Abendessen im Hotel.

Tag 02 – 22.07.2019 Oslo


Am Morgen beginnt der Tag mit herrlichem Sonnenschein und blauem Himmel. Wir starten zur gemeinsamen Stadtrundfahrt. Der berühmte Skulpturenpark von Gustaf Vigeland darf da genauso wenig fehlen, wie der Besuch des berühmten Holmenkollen. Da uns etwas Zeit zur Verfügung stand und wir gerade keine Schlangen im Holmenkollen Ski Museum hatten nutzten wir die Möglichkeit mit dem Schrägaufzug auf den Schanzenturm hinauf zu fahren.
(Fakultativ: Eintritt in das Museum inkl. Aufzug). Idealer Moment bei guter Sicht auf den Oslofjord. Später gewinnen wir einen Eindruck von der Museumshalbinsel Bygdö. Am Nachmittag können hier weltbekannte Museen wie das „Fram-Museum", Schiff mit dem Fridtjof Nansen und Roald Amundsen zum Nord- bzw. Südpol unterwegs waren, aber auch das Kontiki-Museum des Thor Heyerdahl, das maritime Schiffsmuseum, das Wikinger-Schiffs-Museum, oder das Freilichtmuseum besichtigt werden.
Die Stadtführung endet am Hotel. Mit ÖPNV und der historischen Bygdöfähre kann man die Museen sehr bequem erreichen. Freizeit am Nachmittag.

Tag 03 – 23.07.2019 Bergenbahn – Von Oslo nach Bergen


Zu Fuß und mit Gepäck geht es vom Hotel über den Bahnhofsvorplatz direkt bis zum Gleis. Uns erwarten eine wunderschöne 8-stündige Bahnfahrt. Über Hönefoss, Gol, das Hallingdal geht es hinauf zum Wintersportort Geilo, von da zum höchstgelegenen Bahnhof Finse.
Finse liegt auf 1.222 m weit oberhalb der arktischen Baumgrenze. Mehr als 100 km verläuft die Strecke durch die baumlose Bergtundra. Auch der Blick auf den Hardangerjökulen (Gletscher) eröffnet sich uns.
Der nächste Bahnhof ist Myrdal, Bergstation der weltberühmt Flaamsbane, eine etwa 20 km lange Stichstrecke von Myrdal (über 800 m) nach Flaam auf Meereshöhe. Die Flaamsbane ist damit die steilste Eisenbahnstrecke der Welt, die noch von normalen Zügen befahren werden kann.

Bergen


Wir fahren weiter über Voss nach Dale. Immer entlang des Sörfjodes erreichen wir am Nachmittag die wunderschöne Stadt Bergen. Zunächst bringen wir das Gepäck zum Hafen, um das sich fortan die Crew der Hurtigruten bemühen. Wir erkunden, befreit von allem Gepäck Bergen, die Hauptstadt des Vestlandet bei einer Stadtführung.
Höhepunkt heute das „Tall Ship Race", eine Segelregatta mit Großseglern und das UNESCO Weltkulturerbe Bryggen, das ehemalige Hanse-Kontor.
Fakultativ geht es mit der Floienbane, einer Standseilbahn hinauf auf einen der sieben Hausberge Bergens. Bei tollem Wetter bietet sich ein toller Blick.
Gegen 19.00 Uhr sind wir zurück am Schiff. Boarding. Kabine beziehen. Abendessen.
Um 21.30 Uhr legt unser Schiff die M/S Polarlys ab. Die fast 4.500 km lange Seereise bis Kirkenes und zurück bis Trondheim beginnt (Bergen - Kirkenes - Trondheim, ca. 4.500 km).
Wichtig: Ab jetzt herrscht eine andere Zeitrechnung. Kalendarisch leben wir in „Tagen nach Bergen", zeitlich im Takt des Schiffes.

Tag 04 – 24.07.2019 Geiranger


In der Nacht passieren wir eine Reihe von kleinen Ortschaften. Am Morgen kreuzen wir das Stadshavet, das Westkap Norwegens, hier treffen häufig sich kreuzende Winde aufeinander, was oft zu nettem Seegang führt. Heute Morgen ist alles ruhig.
Über Torvik erreichen zum ersten Mal die Jugendstilstadt Aalesund (lies: O-le-sün). Nach kurzem Aufenthalt brechen wir auf in den Geirangerfjord.
Er wurde gemeinsam mit dem Naeröyfjord, stellvertretend für alle westnorwegischen Fjorde (!!!), zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
Es besteht die Möglichkeit für einen Ausflug von Geiranger über den berühmten Trollstigen nach Molde zu unternehmen.
Am Abend laufen wir noch Aalesund, Molde und Kristiansund an.

Tag 05 – 25.07.2019 Trondheim


Am Morgen erreichen wir die drittgrößte Stadt Norwegens - Trondheim. Auch diese Stadt zählt zu den Juwelen an der norwegischen Küste. Bei einem individuellen Stadtspaziergang oder fakultativen Ausflügen kann man die Stadt erkunden.
Trondheim zählt zu den ältesten Städte Norwegens, gegründet im 10. Jh. vom Wikinger-König Olav Tryggvason.
Bekannt ist die Stadt für ihre gotische Kathedrale. Die nördlichste gotische Kathedrale der Welt. Auch heute sticht sie mit ihrer Größe noch aus den umliegenden Holzhäusermeer heraus. Die Kathedrale und die benachbarte Bischofs-Residenz zählen zum UNESCO Weltkulturerbe.
Sie wurde errichtet um die Gebeine des Heiligen Olav (König Olav II.) aufzunehmen, der in der Schlacht von Stiklestad gefallen war. Später gab es Berichte von einigen Wundern um seinen Leichnam. Er wurde heiliggesprochen und nach Trondheim überführt. In über tausendjähriger Bauzeit wird ihm der Nidarosdom gebaut, er dient auch heute noch als Pilgerziel.
Ja, wie am Kölner Dom wird auch in Trondheim noch immer gebaut.
In den 1980er Jahren erhielt eine der Spitzen den Erzengel Michael, da der damalige Dombaumeister faszinierter Anhänger Bob Dylans war, erhielt der Erzengel Michael das Antlitz Bob Dylans. Diesem hat es gefallen, nach dem er Jahre später anlässlich eines Konzerts in Trondheim über dieses Detail informiert wurde.
Der Nidarosdom befindet sich in einer Achse mit der Munkegate (Mönchsstraße) und Munkholmen der Mönchsinsel draußen im Fjord.
Gamle Bybron, die alte Stadtbrücke, ist ein weiteres bekanntes Fotomotiv der Stadt. Sie überspannt den Nidelven, den Fluss Nid. Von ihm wird Nidaros (os=Mündung, Nidaros=die Mündung des Fluss Nid) abgeleitet, der alte Name Trondheims.
Gleich an der Ecke bestaunen wir den einzigen Fahrradlift (Sykkelheis) der Welt. Ein lokaler Professor der Universität war es leid sich täglich auf dem Nachhauseweg diesen steilen Berg mit Rad empor zu kämpfen. Er machte der Stadt ein Angebot, er entwickelt ein Konzept, die Stadt baut und finanziert das Ganze. Und so kam es. Er verrichtet im Sommer (treu) seinen Dienst.
Über das wunderschöne Holzhäuserviertel Bakklandet und das ehemalige Werftenviertel Solsiden geht es zurück zum Schiff. Pünktlich zum Mittagessen verlassen wir Trondheim nach Norden.

Kjeungskjaer fyr


Wir passieren Munkholmen, die Mönchsinsel und durchqueren den Trondheimfjord, immerhin der drittlängste Fjord Norwegens.
Weitere Tageshöhepunkte sind der achteckige Leuchtturm Kjeungskjaer fyr (lies: Che-ungs-schäer füürr) und der Stokksund, schmalste Stelle der gesamten Strecke.
Am Abend erreichen wir nach gut 10-stündiger Fahrt ohne Zwischenstopp Rörvik, Hauptort des Vikna-Archipels. Kurz vor dem Vikna Archipel zieht dichter Nebel auf. Aufgrund einer dauerhaften Fahrplanänderung sind Schiffsbesuche in Trondheim und Rörvik zeitlich nicht mehr möglich.
Aus dem Nebel-Nichts erscheint plötzlich die große M/S Trollfjord, das südgehende Hurtigruten Schiff.

Tag 06 – 26.07.2019 Polarkreis & Lofoten


Am Morgen überqueren wir den Polarkreis. Die genaue Uhrzeit muss im Rahmen eines Quizz erraten werden. Gewinner erhalten eine arktische Belohnung. Nach Definition ist der Polarkreis, der Beginn der Arktis. Der südlichste Punkt an dem auf der Nordhalbkugel zweimal im Jahr die Sonnenscheibe den Horizont nicht berührt. Im Sommer nicht untergeht (Mittsommer, Sommerbeginn) und im Winter nicht aufgeht (Mitwinter, Winterbeginn).
Das Wetter meint es heute Vormittag nicht besonders gut mit uns, es herrscht weiterhin dichter Nebel.

Bodö


In der Mittagszeit erreichen wir Bodö (lies: Bu-dö). Ganz in der Nähe liegt der Saltstraumen der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Der Nebel reißt auf und wir haben blauen Himmel Sonnenschein. Um uns herum liegen riesige Nebelwände, ein surreales Bild.
Nach dem Ablegen von Bodö tauch wir wieder ein in die Nebelwand wie passieren Landegoda fyr, ein schöner Leuchtturm, ohne ihn zu sehen. Hier markiert er die Ausfahrt auf die offene Seestrecke des Vestfjordes.


Lofoten


Kurz vor den Lofoten reißt es wieder auf. Die Inseln scheinen über den Nebelwolken zu schweben. Am Abend erreichen wir Stamsund, später Svolvaer, den Hauptort der Lofoten.
Anschließend durchqueren den Raftsund, eine 28-km-lange, schmale Wasserstraße. Sie trennt die Inselgruppe der Lofoten von den Vesteraalen (lies: Vester-o-len).
Im Raftsund liegt einer der bekanntesten Abschnitte der gesamten Hurtigrutenstrecke. Von hier zweigt der gerade mal hundert Meter breite und nur 1,2 km lange Trollfjord ab. Die unmittelbaren Felswände sind über 300 Meter hoch. Die umliegenden sind über 1.000 Meter hoch. Kurz vor Mitternacht biegt die M/S Polarlys in den Trollfjord ein. Starke Schiffsscheinwerfer beleuchten die Felswände und tauchen die ganze Szenerie in ein mystisches Licht.


Tag 07 - 27.07.2019 Tromsö


Am Morgen erreichen wir Harstad, Hauptort des Vesteraalen Archipels. Über Finnsnes (Zugang zur Insel Senja) geht es nach Tromsö, der Hauptstadt Nordnorwegens.


Fjellheisen


Mit 70.000 Einwohnern ist sie auffallend groß. Hier gibt es eine große Universität, die viele Wissenschaftler und Studenten anlockt, folglich eine junge und dynamische Stadt.
Spricht man über Polarforschung oder Arktis, dann kommt man an Tromsö kaum vorbei. Nahezu alle großen Polarforschungs-Reisen in die Arktis begannen und/oder endeten in Tromsö. Da wundert es kaum, dass das Who-is-Who der Polarforschung regelmäßig hier war, Fridtjof Nansen, Roald Amundsen, aber auch Alfred Wegener und viele andere.
Auch unser modernes Polarforschungsschiff Polarstern des Deutschen Alfred-Wegener-Instituts machen hier noch regelmäßig Station.
Anlässlich des großen Nansen-Jubiläums hinsichtlich seiner Nordpolreise wird die Polarstern, diese Reise durch das Eis ab September 2019 wiederholen.
Man wird sich mit dem Schiff wie Nansen in das Eis einfrieren lassen und versuchen mit der Eisdrift zum Nordpol zu gelangen. Die Expedition trägt den Namen MOSAiC. Wir dürfen gespannt sein.


Eismeerkathedrale - Tromsdalenkirche


Die Stadt kann individuell erkundet werden, es empfiehlt sich die Fahrt mit dem Fjellheisen, hinauf auf den Hausberg mit atemberaubender Sicht. Wichtiges Fotomotiv ist natürlich die sogenannte Eismeerkathedrale, eigentlich Tromsdalenkirche. Das Polaria Museum ist nicht nur architektonisch ein Hingucker (aufschiebende Eisschollen). Es informiert über Flora und Fauna der Arktis auch mit Hilfe eines riesigen Aquariums. Das Polarmuseum informiert über die Geschichte der Polarforschung mit vielen Originalen diverser Expeditionen, darunter natürlich die Nansen und Amundsen Expeditionen.
Das Schiff legt um 18.30 Uhr in Tromsö ab. In der Nacht werden Skjervöy, Öksfjord und Hammerfest passiert.


Tag 08 - 28.07.2019 Nordkapp


Am Morgen erreichen wir die Insel Mageröya, wir durchqueren den gleichnamigen Sund und erreichen Honningsvaag (lies: Honnings-wog). Ein fakultativer Ausflug zum Nordkapp mit dem Bus empfiehlt sich. Alternativ kann man das Nordkapp auch südgehend besuchen. Der Ausflug lautet „Frühstück am Nordkapp" und endet in Hammerfest.


Nordkapp


Für viele startet nun die Exkursion zum Nordkapp, dem nördlichen Ende Europas.
Diese markante über 300-Meter hohe Felsklippe ist immer wieder faszinierend, immer anders, immer spannend und abwechslungsreich. Für viele vermutlich einer der nördlichsten Punkte ihres Lebens. Mit dem Schiff bleiben wir auf dieser Reise südlich dieses Punktes.


Fakultativ: Mit dem RIB um das Nordkapp


Alternativ gibt es einen Ausflug ab Havöysund. Mit dem RIB (ein Schlauchboottyp) geht es zur Vogelbeobachtung. Trottellummen, Tordalk, Papageitaucher, Seeadler, Basstölpel fliegen um uns herum, Robben liegen auf den Felsen, dann geht es um die nördliche Spitze Europas: Knivskjelodden. Von hier eröffnet sich der Blick auf den Nordkappfelsen, der bereits im 15 Jh. von englischen Seefahrern als würdigen Abschluss eines fantastischen Kontinents so befunden und benannt wurde. Das „Nordkapp" ist damit keine Erfindung des 20. Jh.
Mit dem Boot erblickt man schnell das so genannte Nordkapphorn, ein riesiger Felsturm. Es geht in die Hornvika, dieser steile Hang bildet den traditionellen Zugang zum Nordkapp. Könige und Königinnen sind ihn emporgestiegen, am Ufer sogar eine alte Poststation.


Kirkkeporten


Der Ausflug führt weiter nach Skarsvaag, von hier unternimmt an eine kurze Wanderung zum Kirkkeporten, ein imposantes Felsentor. Anschließend geht es mit dem Bus zum Nordkapp. Der Bus bringt alle Exkursionsteilnehmer pünktlich zurück zum Schiff in Honningsvaag. Dieser Ausflug ist nichts für Gäste mit Rückenproblemen. Die wilde Barentssee sorgt für zum Teil recht harte Aufschläge auf das Wasser. Dennoch ein unvergleichbares Erlebnis! Mein absoluter Geheimtipp!


Naturparadies: Insel Margeröya


Mit dem Nordkapp erreichen wir nun die Barentssee. Wir überqueren den Porsangerfjord und erreichen Kjöllefjord. Hier besteht die Möglichkeit auf einem Ausflug die Samen kennenzulernen, die Urbevölkerung Skandinaviens. Samen sind die traditionellen Rentierzüchter, auch heute sind sie die Einzigen, die das Recht auf Rentierzucht haben.


Tag 09 - 29.07.2019 Kirkenes (geographischer Wendepunkt)


Am Vormittag erreichen wir Kirkenes. Den geographischen Wendepunkt dieser Reise. Nach Vardö ist Kirkenes die östlichste Stadt Norwegens. Vardö liegt auf einer vorgelagerten Insel an der Küste, erster Hafen „südgehend" nach Kirkenes.
Die russische Grenze ist zum Greifen nah. Hier verlief im Kalten Krieg, die einzige Grenze, an dem NATO-Gebiet direkt an Russland grenzte. Der Pasvikfluss bildet die Grenze nach Russland, etwas südlich liegt das etwa 100-km-lange Pasviktal. Es liegt wie ein Keil, zwischen dem westlich liegenden Finnland, der Inarisee ist nicht weit, und dem östlich liegenden Russland. Am Ende des Tals liegt das Dreiländereck, dieser Länder. Einer der wenigen Punkt der Welt, an dem drei Zeitzonen aufeinanderstoßen.
Kirkenes liegt weit östlich, auf dem 30. Längengrad, dem gleichen Längengrad wie St. Petersburg, Kiew, Odessa und Kairo, allerdings in der gleichen Zeitzone wie Berlin und Oslo.
Das führt dazu, dass es im Herbst viel früher Dunkel wird als weiter westlich auf der gleichen Breite z. B. in Tromsö. Anfang November ist es um 13.30 Uhr bereits stockdunkel. Am 27. November beginnt die Polarnacht, die erst im Januar wieder endet.
Während es an der norwegischen Küste, gemessen an der nördlichen Breite den ganzen Winter recht mild bleibt, Temperaturen sinken kaum unter den Gefrierpunkt, an wenigen Tagen im Jahr auch einmal -10 Grad Celsius, so haben wir in Kirkenes kontinentales Klima. Im Sommer klettert das Thermometer durchaus über +30 Grad Celsius, im Winter fällt es regelmäßig auch einmal auf -45 Grad Celsius.
Kirkenes liegt nahezu auf der gleichen geographischen Breite wie Tromsö, damit deutlich südlicher als das Nordkapp, ebenso liegt die Stadt im Polarlichtgürtel. Damit ein perfekter Ort für jegliche arktische Winteraktivität (Schneemobil, Eisangeln, Hundeschlitten, King-Crab-Safari) und Polarlichtbeobachtung.
Unser Schiff wendet sich zunächst nach Norden und Osten, zum nordöstlichsten Punkt der Strecke, bevor es nach Vardö Richtung Westen und Süden geht. Ein Maß für die Strecken und Größen im Norden: Das Schiff benötigt 36 Stunden um wieder auf der gleichen geographischen Breite zu sein (Tromsö). Die Finnmark, flächenmäßig so groß wie die Schweiz, aber nur mit 60.000 Einwohnern. Tromsö liegt bereits in der Nachbar-Provinz Troms.


Tag 10 - 30.07.2019 Hammerfest


Am Vormittag erreichen wir Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt. Die erste Stadt der Welt mit einer elektrischen Straßenbeleuchtung. Drehort eines deutschen Krimis „Mord in Hammerfest" und Endpunkt des Struve-Meridian-Bogens, ein gewaltiges Messprojekt zur Erdvermessung, durchgeführt im 19. Jh. Diese Vermessung gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. In Hammerfest steht der letzte Messpunkt. Der erste steht am Schwarzen Meer.
Das Wetter ist gut, man kann eine kurze Wanderung über den Zick-Zack-Weg auf das Fjell unternehmen.
Über Oeksfjord und Skjervoey erreichen wir gegen Mitternacht Tromsö.
Viele Gäste genießen das Mitternachtskonzert der Eismeerkathedrale


Tag 11 - 31.07.2019 Vesteraalen & Lofoten


Am Vormittag durchqueren wir erneut den Archipel der Vesteraalen, das Wetter ist hervorragend. Einige Gäste unternehmen eine Exkursion, um die Vesteraalen zu erkunden. Hier liegt die nördlichste mittelalterliche Steinkirche der Welt, ergänzt mit einem sehr guten Museum über die Geschichte der Gegend (auch Stichwort Narvik und 2. Weltkrieg).


Sortland


Man durchstreift die größte Insel (Hinnöya) Norwegens. In Sortland empfangen wir unsere Ausflügler mit Flaggen und Horn. Ausflusgbusse überqueren die Sortlandbrücke, während das Schiff hindurchfährt.
In Stokkmarkenes kann man das Hurtigrutenmuseum besuchen, 125 Jahre Hurtigruten Geschichte erzählen viele Erlebnisse.


Raftsund


Wir fahren in den Raftsund eine 28 km lange Wasserstraße, die den Archipel der Vesteraalen von den Lofoten trennt. Mit dem Ende des Raftsundes verlassen wir Insel Hinnöya, die größte Insel Norwegens, wir heute 10 Stunden lang passiert haben!
Im Raftsund selbst fährt das Schiff einen Umweg, in den weltberühmten Trollfjord, ein Highlight der gesamten Hurtigrutenstrecke. Begleitet von Seeadlern gleitet das Schiff in den kurzen Fjord. Die Einfahrt ist gerade einmal 100 m breit, die aufragenden direkten Felswände sind nahezu 300 m senkrecht, die umliegenden Berggipfel weit über 1.000 m hoch. Atemberaubend, erst recht bei diesem Wetter.


Trollfjord


Das Schiff wendet auf der Stelle und verlässt den Trollfjord in Richtung Lofoten.
In Svolvaer, Hauptort der Lofoten, kann man zu diversen Exkursionen aufbrechen, alternativ hat man zwei Stunden für einen ausgiebigen Bummel im Ort.
Über Stamsund und Vestfjord geht es nach Bodö. Bei klarem Wetter und tollem Sonnenuntergang können wir heute nachvollziehen, was der Begriff „Lofotenwand" bedeutet.


Tag 12 - 01.08.2019 Helgelandskysten




Polarkreis


Wir überqueren den Polarkreis nach Süden und verlassen die Arktis.


Die Sieben Schwestern


Später folgt das Gebirge der Sieben Schwestern. Weiterhin fantastisches Wetter! In Sandnessjöen kann man zu einem weiteren fantastischen Ausflug starten:


UNESCO Welterbe - Vega Archipel


Das Vega Archipel. UNESCO Welterbelandschaft! Es ist so anders, als das was die Meisten Besucher von Norwegen erwarten. Es sind die Strandflaten, eine flache Küstenlandschaft mit vielen Schären, seit Jahrtausenden (!) von Menschen besiedelt. Die ältesten Funde sind über 10.000 Jahre alt. Bekannt ist der Archipel für die Eiderentenzucht und die Eiderdaunenproduktion. Für mich ein weiterer Geheimtipp!
In Brönnöysund gelangt man zurück zum Schiff. Rechtzeitig um den Torghatten zu erleben, ein wichtiges Element der Märchen Küste Helgelandskysten.


Torghatten


Der Torghatten ist ein interessanter Berg mit einem gewaltigen Loch, durch das ohne Weiteres jedes Hurtigrutenschiff hindurch fahren könnte.
Die Gegend war Wohnort wichtiger und mächtiger Wikinger-Jarle.
Das Märchen was sich über die Helgelandskysten erzählt wurde, war überlebenswichtig für alle Bewohner. Wer es kannte, konnte sich entlang der Küste von Tröndelag im Süden bis zu den Lofoten orientieren, um an der wichtigen Lofotfischerei teilzunehmen. 14-jährige segelten den Weg bereits allein (Lofotfischerei - Dezember bis März).
Am Abend erreichen wir Rörvik.


Tag 13 - 02.08.2019 Trondheim - Oslo


Wir erreichen Trondheim. Zeit Abschied von der M/S Polarlys zu nehmen. Wir wechseln das Transportmittel. Mit der Dovrebahn der Vy (ehemals NSB) geht es in etwa 7 Stunden von Trondheim über das Oppdalen, dem Dovrefjell, Lillehammer und Hamar nach Oslo.
Unterwegs haben wir einen fantastischen Blick auf die über 2.200 m hohe Snöhetta. Direkt an der Bahnstrecke stehen 5 Elche(!), erst drei, dann gleich nochmal zwei! Einer der Elche ein gewaltiger Bulle mit riesigem Geweih! Als Reiseleiter, der bereits viele freilebenden Elche gesehen hat, sage ich WOW!
In Ringebu fahren wir an der gleichnamigen Stabkirche vorbei. Ebenso entdecken wir das Olympiastadion von Lillehammer mit dem Lysgardsbakken, den beiden Ski Schanzen, später folgt die olympische Eisschnelllaufhalle von Hamar.
Relativ pünktlich erreichen wir Oslo. Freizeit am Nachmittag.


Tag 14 - 03.08.2019 Rückreise nach Deutschland


Gegen 10.00 Uhr bringt uns unser Transfer zum Flughafen Gardermoen, etwa 60 km außerhalb. Mit Lufthansa geht es nach Frankfurt. Diesmal müssen wir noch ein negatives Fahrstuhl-Erlebnis erleben. Lufthansa und FRAPORT haben sich diesmal wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Dennoch ist es ein wichtiges Drehkreuz um in die ganze Welt zu fliegen, um am Ende die Grundlage für diese tolle Reise zu legen.
Vierzehn Tage der „Schönsten Seereise der Welt" sind vorüber, alle Gäste haben sich als see- und arktistauglich erwiesen. Die nächsten Seereisen können kommen, warum nicht erneut in die wundervolle Polarregion?
In diesem Sinne:
Vielen Dank an Sie liebe Gäste, dass Sie sich für eine Reise von Eberhardt Travel entschieden haben und das ich mit Ihnen unterwegs sein durfte.
Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit.
Zwei Gästen wünsche ich für die nächsten Wochen besonders viel Kraft!
Ich hoffe, dass wir Ihnen allen ein paar schöne Tage auf der M/S Polarlys, der Hurtigruten bereiten konnten.
Es würde mich und uns sehr erfreuen, Sie recht bald wieder im Namen von Eberhardt Travel auf einer der nächsten Reisen recht herzlich begrüßen zu dürfen.
In diesem Sinne, bleiben Sie gesund (!) und reisefreudig.
Auf ein Wiedersehen!
Bis bald!
IhrMartin BüchnerReiseleiter
Eberhardt Travel
und das gesamte Team von Eberhardt Travel.
Leipzig, 08.08.2019

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