Reisebericht: Rundreise Norwegen – Land der Trolle

11.09. – 19.09.2022, 9 Tage Rundreise in Norwegens schönste Landschaften und Städte: Oslo – Lillehammer – Trollstigen – Adlerstraße – Geirangerfjord – Briksdalsbreen – Sognefjord – Flambahn – Bergenbahn – Bergen – Stavanger


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„Land entlang der schmalen Fjorde“. Das ist allen Anschein nach die ursprüngliche Bedeutung des Namens Norwegen. Es ist also möglich einen ganzen Satz mit einem Wort zu ersetzen. Aber es ist unmöglich Norwegen mit einem Wort zu beschreiben. Noch schwerer, wenn man einmal das Land und Leute gesehen und erlebt hat.
Ein Reisebericht von
Marta Rass
Marta Rass

Anreise nach Kiel – Nachtfähre nach Göteborg

Die ersten Sonnenstrahlen erreichten uns längst nachdem wir unsere erste Haltestelle am Dresdner Flughafen verlassen hatten. Sie verkündeten uns einen schönen, einen besonderen Tag. Schließlich war das der erste Tag unserer Reise nach Norwegen und der sollte unvergesslich werden und auch bleiben. Nach und nach wurde unsere „Mannschaft“ vollständiger und bis wir Kiel erreichten, hatte jeder Gast schon seinen Platz eingenommen und niemand fehlte. Nach obligatorischer Check-in Zeremonie, die nie langweilig ist, weil sie vom theoretischen Vorgehen immer etwas abweicht, durften wir endlich an Bord. Und noch bevor man sich so richtig die Fähre angeschaut hatte, hat sie auch schon abgelegt und ist in See gestochen. Ein letzter Blick über die Dächer Kiels, und schon wurden wir zu Tisch gebeten: ein Hauch Skandinavien verbreitete sich auf unseren Tellern – ein herrliches Büffet, jede Menge Fisch und andere Köstlichkeiten. Und danach noch ein atemberaubender Sonnenuntergang – ein wunderbarer Anfang einer gelungenen Reise.


Zu Gast in der Wikingerhauptstadt Oslo

„Wer nach Norwegen kommt, sollte so schnell wie möglich aus Oslo raus. Nicht, weil Oslo nichts zu bieten hätte, sondern weil der Rest so unglaublich schön ist“. Ein wahrhaft ehrlicher Spruch eines unbekannten Norwegenkenners. Ja, leichter gesagt als getan. Man könnte schon fast die ganze verfügbare Zeit nur dem Vigeland Skulptur Park widmen und sich stundenlang die unzähligen, in Stein gemeißelten Menschenebenbilder anschauen, oder etwas länger an der Skisprungschanze auf dem Holmenkollen verweilen und die Aussicht auf Oslo genießen. Und danach einfach zu Fuß durch die Innenstadt schlendern. Nun, so viel Zeit hatten wir ja nicht und so mussten wir in einer „Bus-sightseeing-Manier“ die Stadt bewundern. Ja, beim nächsten Mal werden wir uns Oslo ganz gewiss mehrere Tage widmen….
Unser Nachtquartier wartete etwas außerhalb am Oslo Flughafen. Unser Abendessen in Form eines Büffets war wieder eine Gaumenfreude. Was man in Skandinavien schätzt: Trinkwasser wird immer karaffenweise kostenfrei zum Essen serviert.
Allerdings konnte man auch die norwegischen Preise für alkoholhaltige Getränke hautnah erfahren. Ja, eine Erfahrung, die man die ganze Reisezeit zu berücksichtigen hatte.


Lillehammer – Freilichmuseum Maihaugen – Gudbrandsdal – Dombos

Frühstücken, auschecken, Gepäck im Bus verstauen, abfahren – ein Prozedere, das uns alle Tage erhalten blieb. An dem Tag durften wir zu allem anderen ein richtiges norwegischen „Feeling“ bekommen: es regnete. Allerdings hatten wir auch einen Passagier an Bord mit dem Namen „Glück“. Er begleitete uns an diesem Tag und auch an allen folgenden Tagen. Wenn wir aus dem Bus ausstiegen, hörte der Regen auf und wir konnten trockenen Fußes und ohne Regenschirm all das besuchen und anschauen was auf dem Programm stand.
Der heutige Tag stand im Zeichen der olympischen Spiele von 1994 in Lillehammer und Umgebung: ein kurzer Besuch des Vikingskippets, einer Sporthalle in Form eines umgedrehten Wikingerschiffes in Hamar und die Schanzenanlage in Lillehammer.
Einem Zahnarzt namens Sandvik, der wegen seiner Krankheit in Lillehammer landete, verdankt man die wunderbare Sammlung alter Häuser aus dem Gudbrandsdalen. Die Ältesten stammen aus dem 18. Jh., Neuere aus dem 20.Jhr.
Auf relativ kleinem Areal erhält der Besucher einen authentischen Einblick ins Leben der Dorfbewohner. Von der Kirche bis zu Schule, Bauernhof und Post…alles da, meistens Originalbauten, einige originalgetreu nachgebaut.
Am Mjösasee entlang und durchs Gudbransdalen führte uns der Weg nach Dombos zu unserem Hotel. Das Schöne war, wir konnten im Ort selbst noch bis 23.00 Uhr einige Einkäufe machen.
Vor dem Eingang in unser Hotel weckte noch das Maskottchen des Dorfes unsere Aufmerksamkeit. Wisst ihr noch? ...... natürlich, einer der Bewohner des Dovrefjells: der Moschusochse.


Trollvegen – Trollstigen – Adlerstraße – Geiranger

Alles Trolle, oder was?
Von lieblich abgerundeter Hochebene (norwegisch: Fjell) führte uns der Weg am Fluss Rauma entlang. Die Klamm Slettafossen im Obertal ließ erahnen, was uns heute alles erwarten könnte. Wir folgten den Gleisen der Raumabahn und allmählich änderte die Hochebene ihr Aussehen und wurde zu einer Berglandschaft, die sich steil links und rechts der Straße emporhob. Trolltindene mit Trollvegen, die höchste vertikale Bergwand Europa auf der einen Seite und das Romsdalshorn, der Hausberg auf anderer Seite. Die Berge 1800m hoch und mehr. Der Gipfel war, nach norwegischem „feeling“, natürlich an dem Tag für uns in weichem Nebel gehüllt, als ob er sagen wollte: ich bin ein Geheimnis! Deswegen waren die versteinerten Trolle nicht so leicht zu finden. Um uns vorzustellen, wie die ansonsten ausschauen, machten wir ein Aufenthalt beim Trollgasthaus, wo die ersten Fotos mit den Trollen entstanden.
Ob man serpentinentauglich ist, erfuhren wir gleich danach: die kurvige Bergstraße, weltbekannt unter der Namen Trollstigen, handgemacht und nur im Sommer befahrbar, hat jeden begeistert. Ein mögliches murmeliges Gefühl im Magen wurde durch Freude und Bewunderung ersetzt. Die Wasserfälle, der alte Weg Klövstin, die Plattform, all das haben wir gesehen. Nur von oben hatte uns Nebel den Blick ins Tal verwehrt.
Das letzte Highlight des Tages kam zur Sicht als wir uns über den Adlersweg mit seinen 11 Kurven gen Geiranger – Fjord und Ort – von 625m auf 0 Höhenmeter runtergelassen haben. Eine Perle Norwegens, die es ins Unesco Weltkulturerbe geschafft hat. Und der Lieblingsort von Königin Silvia und früher noch vom deutschen Kaiser Wilhelm II.
Einer der vielen Höhenpunkte heute war auch unser Abendessen: Buffet vom Feinsten und so umfangreich – für diese Vielfalt waren die Augen zu groß und der Magen zu klein.


Geirangerfjord – Gletscher Briksdalsbreen – Sognefjord

Heute machten wir das, was die meisten Norweger jeden Tag machen: wir pendelten mit der Fähre. Zuerst über den Geiranger Fjord Richtung Hellesylt. Jetzt erst wurde uns bewusst, wie gigantisch die Berge und die Felsen sein können, wenn sie sich direkt aus dem Wasser erheben. Die kleinen Bauernhöfe ganz oben in den Berghängen, der Wasserfall Sieben Schwestern auf der eine Seite und gegenüberliegend der Freier, der etwas beschwipst den Inhalt seiner Flasche in den Fjord gießt. Der berüchtigte Berg Äkerneset hat sich zwar unseren Blicken entzogen, aber mit der latenten Gefahr, dass sich der Berg eines Tages spalten wird und in den Fjord stürzt, müssen die Einheimischen tagein tagaus leben. Besonders die Einwohner des Ortes Hellesylt. Von da aus wollten wir zum größten Gletscher Europas, dem Jostendalsbreen und einen seiner vielen Arme, den Briksdalsbreen erkunden.
Malerische Ortschaften wie Stryn, Loen, Olden reihten sich wie Perlen aneinander auf unserem Weg dorthin. Wir fuhren am Ufer des tiefsten See Europas entlang und versuchten das Ungeheuer Horny im Horningsdalsee zu entdecken. Der Jungfraustein bei der alten Brücke durfte bei dieser Tour natürlich nicht fehlen.
Einige erreichten den Gletschersee als Wanderer, die anderen entschieden sich für eine gemütliche Fahrt (wenn man das so nennen kann ??) mit dem Trollcar. Aber die einen sowie die anderen haben das gleiche Schicksal: der Gletscher hatte sich im Nebel eingehüllt und sich unseren Blicken entzogen. Allerdings konnten wir ihn auf dem Weg dorthin selbst von weiten sehen: majestätisch, zeitlos, ewig.
Trotzdem ist dem nicht so: er selbst hatte 40 Eiszeiten hinter sich, zur Zeit ist er auch am Schrumpfen. Aber unsere Lebenszeit ist viel zu kurz, um zu sehen, was letztendlich mit ihm passieren wird.
Unsere Endstation heute, das Leikanger Hotel am Sognefjord, dem 2.größten Fjord der Welt. Der Weg dorthin führte uns hinein ins Obst- und Honigdorf Leikanger. Sogar ein Weinberg fehlte nicht. Das Hotel königlich, mit einer alten Seele und das kleine Verweilen am See nach dem Essen wirkte recht romantisch.


Gudvangen – Flom – Myrdal – Voss – Bergen

Wenn man meint alle Highlights schon gesehen zu haben, kommen überraschend die Sachen zum Vorschein, die jemanden eines Besseren belehren. Und heute ist wieder so ein Tag: schon gleich zu dem Beginn zweimal Überfahrt mit der Fähre bei toller Morgenstimmung. Die Hochebene Vikkafjell zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Jenseits der Baumgrenze schlängelte sich der Weg über die sanften Hügeln, die einerseits an eine Mondlandschaft erinnerten, anderseits sich wie eine Reise in die Vergangenheit - zum Ursprung Norwegens anfühlte. Das ist die Landschaft, die jemanden einfach in den Meditationsmodus versetzen kann – ohne Gedanken und ohne Worte.
Fast hätte uns ein Unfall unmittelbar vor Gudvangen ein Kreuz über den Tagesplan gemacht, aber so wie bis dato waren wir immer mit einem Portion Glück beschert: nach einer Zitterpartie kamen wir noch rechtzeitig zu unserer Fähre, diesmal ein Katamaran, der uns über den Naeröyfjord nach Flom brachte. Die engste Passage ist nur 250m breit, links und rechts senkrechte Felsen – man bekommt ein Gefühl für den Begriff: Verwünscht. Wasserfälle in allen Formen und Größen, idyllische kleine Ortschafen oder nur einzelne Häuser: auch dieser Fjord schaffte es in das Unesco Weltkulturerbe.
In Flom brauchte man nur 5 Minuten zum Bahnhof und da wartete schon ein historischer Zug auf uns, der das Herz jedes Bahnliebhabers höherschlagen ließ. Es ist schwer, die Eindrücke der Landschaft die sich uns offenbarte, zu beschreiben. Geschweige sie vor die Linse zu bekommen: zu viele, zu wechselhaft, zu schnell… So kommt man ziemlich schnell zu dem Schluss: am besten es sich auf der Sitzbank gemütlich machen und mit ganzen Wesen alles aufnehmen: alle Brücken, Tunnels, Täler, Berge, …….
Ein kurzer Aufenthalt in Myrdal und schon ging´s weiter mit dem nächsten Highlight, der Bergenbahn. Die Fahrt über eine pompöse Landschaft dauerte wieder eine Stunde, allerdings erfuhr man in solchen Situationen, was der Satz: „Zeit ist relativ“ bedeuten könnte: alles war zu schnell vorbei. In Voss wartete auf uns schon unser Busfahrer Andre, ein Virtuose hinterm Lenkrad, pünktlich und zuverlässig wie immer. Und Bergen wartete auch. Ab dem Tag zeigte sich immer öfter wieder die Sonne.


Bergen – Stavanger

In der Kürze liegt die Würze und genauso verlief Besichtigung von Bergen.
Renato, der Stadtführer, konnte aus der kurz zugeteilten Zeit das maximale rausholen. Kreuz und quer mit dem Bus durch die bunte Hansestadt und Heimatort Edvard Griegs, dann ein Spaziergang: ein Muss für die Besucher: Bryggen, die hanseatische Landungsbrücke, danach Fischmarkt, in der Ferne sah man den Flöybahn, die aus dem Herzen der Stadt emporsteigt zum Gipfel Flöyen.
Noch eine Stadt müssen wir heute besuchen: Stavanger, Zentrum der Erdöl- und Erdgasindustrie Norwegens. Es ist aber auch eine Stadt mit reicher Geschichte z.B. die Felszeichnungen von Rudlö aus Bronzezeit usw. Aber wir erkundigten heute nur das, was wir zu Fuß erreichen konnten: die vielen kleinen Gassen, die bunten oder ganz weißen Häuser mit ihren interessanten Fassaden. Die vielen kleinen Kaffeebars und Läden, die zum Verweilen einladen. Viele Deutsche, die sich entschieden haben, in Norwegen zu arbeiten, fanden in Stavanger einen neuen Heimatort.
Wenn man im Herbst in Norwegen unterwegs ist, bemerkt man, dass die Tage schon kürzer sind, so auch heute: für weitere Besichtigungen war es schon zu dunkel, deswegen war der Weg zu unserem Hotel angesagt. Und übrigens, das war die letzte Nacht auf dem norwegischen Boden.


Stavanger – Kristiansand – Fährüberfahrt – Skörping

Allmählich kroch der Gedanke, dass Ende der Reise naht, in unser Bewusstsein. Norwegen zeigte uns an dem Tag noch einmal die Perlen der Natur: liebliche Küste mit unzähligen kleinen Inseln, mit oder ohne Häuser drauf, und wieder eine Bucht, eine Insel usw. Die Häuser in Rot, in Weiß, klein, groß, mit Boot oder ohne und die Natur, die sich schon mit Herbstfarben schmückte…. Im Bus herrschte Ruhe und Stille. Ich denke, die Gäste versuchten die vielen Eindrücke einzuordnen. Nacherlebt wird dann wohl daheim.
Aber bevor wir in Kristiansand auf unsere Fähre nach Dänemark einstiegen, besuchten wir noch den malerischen Ort namens Mandal, der zugleich der südlichste Ort Norwegens ist. Da steht die größte Holzkirche Norwegens mit 1800 Plätze. Wir kamen gerade zum Gottesdienst und ein kurzes Verweilen in der Kirche während Messe war noch ein besonderes Erlebnis. Danach ein kleiner Spaziergang durch die leeren Straßen mit angereihten weißen Häusern und man ist auch schon weg und davon.
Ein großer Katamaran brachte uns von Norwegen nach Dänemark. Bei strahlendem Sonnenschein, allerdings mit Wellengang, schaute man melancholisch in Richtung des Landes, dass acht Tage lang unser Gastgeber war und nie mehr aus unseren Erinnerungen und Gedanken verschwinden wird.
Unser Abendessen im Hotel Rebild Bakker war das letzte gemeinsame Abendmahl, sehr köstlich mit einer leichten bitteren Note. Ich erwischte mich selbst bei dem Gedanken: In zwei Tagen werde ich schon wieder selbst kochen….


Heimreise

Zum letzten Mal wurde gepackt, ausgecheckt, Gepäck im Bus verstaut und gestartet – diesmal Richtung Heimat. Ich denke jeder freute sich doch auf ein Heimkehren, auf sein Haus oder Wohnung, auf seine Bekannten, Freunde, vielleicht sogar auf seine Arbeit…
Immer wieder machte der Bus einen kleinen Aufenthalt und er wurde allmählich leerer und leerer. Und, natürlich, die Ersten werden die Letzten sein: eine kleine Gruppe stieg da aus, wo man unsere Reise begonnen hat: in Dresden.

Schlusswort

Ich nutze hier und jetzt nochmal die Gelegenheit, mich bei dem Eberhardt Team zu bedanken, die diese Reise sorgfältig geplant und organisiert hatten und immer zur Hilfe da waren. Ich bedanke mich bei Andre, unserem Busfahrer, der uns alle mit Ruhe und Zuversicht überall hin gebracht hatte: man konnte sich ganz auf das Land konzentrieren ohne Angst zu haben, dass etwas passiert...
Und zuletzt gilt euch, meine lieben Gäste, der größte Dank. Ohne euch fände das Ganze nicht statt und die Arbeit Vieler, die am Projekt beteiligt waren, wäre umsonst gewesen.
Behaltet euch die schönen Momente, Bilder, Farben…. alles, was die Reise so wertvoll machte, in euren Herzen und lasst euch keinen Platz für Unzufriedenheit, Unmut oder sogar Ärger.
Ich danke den fleißigen Händen, die mitgeholfen haben, bestimmte Sachen schneller über die Bühne zu bringen – ein Zusammenhalt ist unbezahlbar. Ich hoffe ich habe die Ehre den einen oder den anderen auf einer künftigen Reisen wieder begrüßen zu dürfen.
Allen anderen wünsche ich eine gesunde und gute Zeit weiterhin.

Eure Marta

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