Reisebericht: Rundreise Norwegen – Wunderwelt der Fjorde

11.06. – 21.06.2023, 11 Tage Rundreise Oslo – Lillehammer – Trondheim – Atlantikstraße – Molde – Trollstigen – Alesund – Geiranger–Fjord – Jotunheimen – Bergen


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Von Göteborg über Oslo, Lillehammer und Trondheim zum Atlanterhavsveien und Molde. Über den Trollstigen nach Ålesund und zum Geirangerfjord, Wohnen im Bergbauernhof Elveseter und über das Sognefjell nach Bergen und zurück über Vöringsfoss und Hardangervidda

Ähnlich wie die Irland, Schottland, Südengland oder die Bretagne, gehören Skandinavien und insbesondere Norwegen zu den Regionen, die „glücklich“ machen.
Hier darf man grandiose Landschaften erwarten, vor allem den für Norwegen typischen Wechsel von Fjorden und Inselwelten („Schären“), dichten Wäldern und tiefblauen Seen, idyllischen Hafenstädtchen und der im Gegensatz dazu schroff aufragenden Bergwelt. Wenn die Norweger ihre Nationalhymne „Ja, wir lieben dieses Land“ singen, geschieht das mit Inbrunst, Überzeugung und einer gewissen Suggestiv-Wirkung.
Vieles in der norwegischen Lebensweise, dem Brauchtum und der typischen alten Holzarchitektur spiegelt die Verbundenheit der Bewohner wider mit den Besonderheiten ihrer Natur, sogar mit deren teilweise extremen Witterungserscheinungen: sie lieben die endlosen Wälder, akzeptieren die im Winter unpassierbaren Straßen, und haben das laute Tosen der Wasserfälle und das Waldesrauschen mit Geschichten von Trollen verbunden. Gletscher und stete Helligkeit im Sommer und die langanhaltende Dunkelheit im Winter, bezaubernde Landschaften, und Ausblicke, von denen man sich nicht losreißen möchte - all das macht Norwegen aus, formt die Bewohner und ihre Traditionen und macht das Land immer wieder so attraktiv, dass auch beim zweiten oder dritten Besuch die Begegnung einzigartig scheint!
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Erster Tag, 11. Juni 2023: Dresden – Kiel – Fährschiff

Die Reise begann für einige Reisegäste am Flughafen Dresden und pünktlich fuhr der Bus, der Firma Puschmann, chauffiert von Heiko Drechsler los. Da es sich bei unserer Reise nur um eine Kleingruppe handelte, nahmen wir noch Gäste einer anderen Eberhardt-Reise, die sich auf ihre Nordsee-Wanderungen freute, bis zum Fährhafen Kiel mit.
Erst am Fährhafen komplettierte sich unsere Reisegruppe, nur die am nächsten Tag in Oslo zum Zusteigenden erwarteten Flugpassagiere fehlten noch. Am Fährhafen, der direkt in der Innenstadt von Kiel liegt, konnten wir noch etwas Freizeit geben. Danach händigte ich den Reiseteilnehmern die zuvor für die Gruppe per Voucher im Fährbüro geholten Bord- und Kabinenkarten aus.
Wir gingen alle mit unserem eigens vorbereiteten Fährgepäck an Bord. Die „Stena Germanica“ empfing uns bei strahlendem Wetter und vom Oberdeck aus gab es einen herrlichen Blick über Kiel und die Kieler Bucht. Um 18.00 Uhr, das Schiff hatte inzwischen pünktlich um 17.45 Uhr abgelegt, trafen wir uns dann am Buffett-Restaurant, wo uns ein leckeres Abendbuffet erwartete. Dutzende kalte und warme Gerichte waren aufgetischt und machten uns die Auswahl schwer – zudem gab es Bier, Wein und alkoholfreie Getränke gratis dazu.

Zweiter Tag, 12. Juni 2023 : Göteborg – Oslo – Hamar

Die Einfahrt in Göteborgs Hafen, gelegen an der Flussmündung des Göta-Älv, zwischen den Schären hindurch und vorbei an der Festung Elvsborg, ist überaus interessant. Das Schiff – nicht allzu stark gefüllt – kam überaus pünktlich an und wir gelangten rasch von Bord zum Bus, der die „Pole-Position“ im Laderaum innehatte. So waren wir schon sehr pünktlich und unerwartet früh in Richtung Norwegen unterwegs. Wir folgten der E 6 von Göteborg nach Norden und nach einiger Zeit gab es die erste Pause an einer Raststätte mit Möglichkeit zum Beine vertreten und Toilettengang. Noch vor Erreichen der norwegischen Grenze verließen wir die E 6 für einen kleinen „Seitensprung“. Das Gräberfeld von Blomsholm liegt unweit der Durchgangsstraße und sein interessantestes Detail grüßt schon von Ferne herüber, sobald man die Hauptstraße verlassen hat. Es sind viele tonnenschwere Steine, die zu einer sogenannten „Schiffssetzung“, die „Blomsholm Schiff“ genannt wird, in der frühen Eisenzeit geformt wurden. 49 gewaltige Steine hatten die Erbauer auf einem Hügel zu einer riesig wirkenden 42 m langen Schiffsform in die Erde eingegraben. Es ist ein interessantes steinernes Objekt und natürlich auch ein begehrtes Fotomotiv.
Die nächste Pause machten wir dann noch kurz danach an der norwegischen Grenze.
Dann war das Ziel die norwegische Hauptstadt Oslo, wo wir zunächst die in unserer Reisegruppe bis dahin noch fehlenden Fluggäste abholten. Dann trafen wir unseren Stadtführer Thomas. Er brachte uns die norwegische Hauptstadt näher, auch wenn er für die Fülle der Osloer Sehenswürdigkeiten nur zwei Stunden Zeit hatte – kein einfaches Unterfangen, denn wir ware ja nur „Durchreisende“ und es gibt eine Fülle zu sehen. Aber er verschaffte uns einen Überblick über die neuerbauten Stadtteile rund um Oper und Hauptbahnhof, die alte Festung Åkershus und die zum Shopping- und Vergnügungszentrum umgebaute ehemalige Werft Åkerbryggen. Dann fuhren wir durch die im 17. Jh. nach einem großen Stadtbrand angelegte „Steinstadt“ Kristiania, wie ganz Oslo 300 Jahre lang bis 1924 hieß. Es ging vorbei am Parlamentsgebäude, der Nationalgalerie und dem Königsschloss, letzteres ein Prachtbau im klassizistischen Stil, seit 1849 Sitz des Königs von Norwegen und mit „nur“ 173 Zimmern eine der kleinsten königlichen Residenzen Europas.
Als abschließende Hauptattraktion Oslos folgte der Vigelandpark. Diese Parkanlage ist mit fast 300 Hektar der größte Stadtpark Norwegens und wurde zwischen 1907 und 1942 nach den Ideen und mit Bildwerken nur eines einziges Künstlers gestaltet: Gustav Vigeland (1869 – 1943), bedeutendster Bildhauer Norwegens, hinterließ im heute nach ihm genannten Park hunderte Stein- und Bronzefiguren, die den Kreislauf des menschlichen Lebens symbolisieren. Eine Galerie von Statuen, das menschliche Leben illustrierend, findet sich auf der Brücke im Park, am Brunnen, den vier Figurengruppen zu den einzelnen Lebensabschnitten säumen und zum Abschluss am sogenannten „Monolithen“, der die Entwicklung vom Embryo über das Kleinkind und weiter durch alle Lebens-Stadien zeigt, die ein Mensch durchlebt.
Am anderen Ende des Parkes wartete Chauffeur Heiko mit dem Bus auf uns und nach Abschied von Stadtführer Thomas setzten wir unsere Fahrt in Richtung Norden fort.
Vorbei an Eidsvoll, wo das Haus steht, in dem 1814 Norwegen die Unabhängigkeit und eine eigene Verfassung erhielt und vorbei an Norwegens größtem See, dem Mjösa, ging es nach Hamar. Gelegen am See bot uns die Stadt eines ihrer großen Hotels zu Abendessen und Übernachtung.

Dritter Tag, 13.Juni 2023: Lillehammer – Gudbrandsdal – Dovrefjell – Trondheim

Nach dem Frühstück brachte uns unser Reisebus entlang des Mjösasees nach Lillehammer. Schon von Weitem sichtbar sind die Schanzenanlagen, errichtet für die Winter-Olympiade 1994. Der bei herrlichem Wetter eingelegte Fotostopp hier lohnte sich doppelt, denn wir sahen nicht nur den Skiteil des alten Olympiaparkes mit den beiden Schanzen, sondern wir konnten sogar viele Sportler beim Übungsspringen beobachten. Nach einem herrlichen Blick über den ins Tal eingebetteten Mjösasee ging es zur ersten Besichtigung des Tages. Maihaugen ist eines der größten und schönsten Freilichtmuseen Europas und wir lernten es bei einer kleinen Führung und anschließender Freizeit kennen. In diesem bedeutendsten aller norwegischen Freilichtmuseen wurden über 150 historische und kulturell wertvolle Gebäude aus Tradition und Architekturgeschichte Südnorwegen zusammengetragen. Es finden sich hier mehrere komplette Bauernhöfe aus verschiedenen Epochen und Tälern sowie eine Stabkirche und ein altes Schulhaus.
Später, nach der Abfahrt von Maihaugen, durchfuhren wir das sowohl längste als auch bekannteste und „kultivierteste“ Tal Norwegens, das Gudbrandsdal. Nur gut drei Prozent des norwegischen Territoriums ist für Landwirtschaft geeignet, hierbei besonders die fruchtbaren Täler – die allerdings früher häufig Sumpfwiesen besaßen, die vor der Nutzung erst trockengelegt werden mussten. Getrennt durch Berge und Fjelle, die im Winter früher kaum überwunden werden konnten, waren einzelne Täler über Jahrhunderte fast isoliert und so hat jedes Tal seine eigenen Besonderheiten in Baustil, Sprache und Sitten entwickelt. Das Gudbrandsdal ist das einst volkreichste und heute bekannt für seinen Käse aus süßer Ziegenmolke, aber auch für zahlreiche Trollsagen. Diese beeinflussten auch die Werke des Nationaldichters Henrik Ibsen, der einen Teil seines Schauspiels „Per Gynt“ – von ihm selbst als „dramatisches Gedicht“ bezeichnet – hier spielen ließ. Später schrieb Norwegens bekanntester Komponist Edvard Grieg die Schauspielmusik dazu.
Ein wenig erzählte ich unseren Gästen von den gefährlichen Kobolden – hier in Norwegen Trolle genannt - es war wohl besser, sie zu warnen. Nach einer Mittagspause in Dombås, der Gemeinde, die zwischen dem Gudbrandsdal und dem Dovrefjell liegt, wagten wir uns auf letzteres - eine wilde und oft bei schlechtem Wetter sehr unwirtliche Hochfläche, auf der die Trolle ihr Unwesen treiben sollen. Uns umschmeichelte jedoch herrlicher Sonnenschein. Da lag es nahe, einen Fotostopp bei Dovregubbens Hall einzulegen, einem traditionellen Gasthof in alter Bauweise neben dem uralten „Königsweg“. An der Stelle, an der der gefährlichste Troll, Dovregubben, hausen soll, konnten wir auch die historische Brücke fotografieren, die früher Bestandteil des traditionellen KönigsUmrittes durch Südnorwegen, vom Krönungsort Trondheim nach Bergen, Stavanger und Oslo war. Durch das in den Felsen eingekerbte Driva-Tal, in dem der Fluss mit Stromschnellen und kleinen Wasserfällen sprudelte, gelangten wir mit noch einer Pause an einer Raststätte abends nach Trondheim, wo uns das großzügig erbaute Clarion-Hotel am äußeren Hafen erwartete.

Vierter Tag, 14.Juni 2023: Trondheim – Kristiansund – Atlanterhavsveien – Molde

Als erstes Highlight für heute stiegen wir nach reichhaltigem Frühstück im Stadtzentrum von Trondheim aus dem Bus. Beim kurzen Weg über den zentralen Markt, in dessen Mitte die Olavs-Säule steht, die den König Olav I. Tryggvason ehrt, der als erster versucht hatte, in Norwegen das Christentum einzuführen, sahen wir auch die uralte Liebfrauenkirche und die Hafenfront am Nidelv-Fluss, deren alte auf Stelzen stehende Speicherfassaden eine der bekanntesten Ansichten von Trondheim darstellen. Auf dem Weg zum Dom betraten wir auch für ein Foto die alte Holzbrücke mit der ehemaligen Zollstelle und konnten hinüberblicken zum Studentenviertel Bakklandet, über dem die wehrhafte Festung Christiansten aufragt. Dann ging es zum berühmten Nidarosdom, dem größten und bekanntesten Kirchenbauwerk in Norwegen. Es wurde seit dem 12. Jh. erbaut und im 19. Jh. komplett neu aufgebaut - aus dem nahe Trondheim vorkommenden grünen Seifenstein. Die herrliche Westfassade des Domes ist in englischer Manier als Schirmfassade aufgeführt. Eine kleine Führung zeigte uns dann noch das Innere des Domes, dessen drei Schiffe im Langhaus und dessen hoher Chor eine gewaltige Raumwirkung entfalten. Der Dom am Nid-Fluß, dessen Geschichte im 11. Jahrhundert als Gedenkkapelle begann, mit zahlreichen Umbauten über dem ehemaligen Grab des Heiligen Olav, der 1028 erfolgreich das Christentum in Norwegen einführte, ist als bedeutendstes skandinavisches Wallfahrtsziel bekannt und das dem Heiligen zugeordnete Olavskreuz führen alle skandinavischen Länder bis heute in ihren Nationalflaggen. Wir sahen – wenn auch nur kurz - das nebenliegende Bischofspalais, von dem einige mittelalterliche Reste neben modernen Anbauten erhalten sind und in dessen Museum die norwegischen Krönungs-Regalien aufbewahrt werden.
Dann ging es weiter mit dem bequemen Reisebus, chauffiert von Heiko Drechsler, durch die malerische Landschaft, durch Wälder und vorbei an Binnenseen bis zur Atlantikküste, wobei wir auch den ersten Fjord auf einer der zum norwegischen Straßensystem gehörenden Fjordfähren überquerten. Unsere nächste größere Station hieß Kristiansund, jene Hafenstadt, die einst für ihren Klippfisch berühmt war. Das ist ein speziell haltbar gemachter Kabeljau, den man nach Einsalzen zum Antrocknen auf die Klippen legte. Hier besahen wir kurz Kristiansunds Wahrzeichen und bekanntestes Denkmal: das der Klippfischfrau – einst tatsächlich ein Beruf zum Anrichten, Wenden und Bewachen des trocknenden Fisches. Dann hatten wir etwas Freizeit, um die typische mittelnorwegische Hafenstadt zu erkunden.
Die anschließende Fahrt durch den vor einiger Zeit als Ersatz für eine Fjordfähre angelegten Atlantik-Tunnel führte uns schließlich zum spektakulären Atlanterhavsveien. Diese 1989 eröffnete ganz besondere Küstenstraße verbindet über neun Brücken und zwölf Dämme zahlreiche Inseln. Zwar leben hier nur wenige Menschen, aber vor dem Bau der Straße waren ihre Behausungen zwischen Herbst und Frühjahr kaum zu erreichen. Der herrlichen Landschaft trugen wir bei zwei Fotostopps Rechnung.
Von hier aus setzten wir unsere Fahrt in die „Stadt der Rosen“, nach Molde, fort. Abendessen und Übernachtung hatten wir im Thon Hotel, direkt am Hafenkai gelegen

Fünfter Tag, 15. Juni 2023: Molde – Varden – Trollstigen – Ålesund

Unseren heutigen Erlebnistag begannen wir mit der Auffahrt auf den Hausberg von Molde, den 407 m hohen Varden. Der grandiose Ausblick auf die Fjord- und Inselwelt der Provinz Møre og Romsdal, nur leicht getrübt durch den noch nicht vollständig verflogenen Morgendunst, zeigte Fjorde und hunderte Gipfel von der umliegenden Bergwelt.
Schließlich ging es auf einer Fahrt mit dem Bus über Landstraßen und Fjord-Fähre nach Andalsnes. Von hier aus fuhren wir den Trollstigen hinauf, eine der spektakulärsten Bergstraßen Europas. Ihren Namen hat sie, wie auch die „Trolltindene“ – Trollzinnen – genannten Berge der Umgebung, von den Trollen und Waldgeistern, die hier leben sollen. Tatsächlich mutet die Straße an, wie von magischer Hand geschaffen: auf einem Dutzend Spitzkehren und Haarnadelkurven inmitten der herrlichen Bergwelt erreicht man, unterwegs einen der dramatischsten Wasserfälle Norwegens, den Stigfoss, passierend, die Passhöhe, wo wir die verschiedenen An- und Aussichtspunkte sowie den Souvenirshop aufsuchen konnten. Das gute Wetter war uns die ganze Zeit treu! Wir konnten es auch etwas später beim Fotostopp an der Gudbrandsbru nutzen, einem vor wenigen Jahren neu und hervorragend gestalteten Aussichtspunkt an den Wasserfällen der „Gudbransjuv“, der Gudbrandsklamm. Manche Norweger nennen die Wassermassen, auf die man von der Aussichtsbrücke hinunterblicken kann, auch die "Strudeltöpfe der Trolle“, da sich die spektakulären Stromschnellen genau über dem Zusammenfluss zweier Wasserfälle befinden.
Vor unserer Ankunft in Ålesund konnten wir noch einen weiteren Landschafts-Höhepunktt einbauen: wir fuhren noch auf den Hausberg oberhalb einer der schönsten Städte Norwegens. Von diesem Stadtberg, der 189 m hohen Aksla, hatten wir eine phantastische Aussicht auf Norwegens Jugendstilstadt bei strahlendem Sonnenschein. Denn der Jugendstil ist in der 40.000 Einwohner zählenden bedeutenden Hafenstadt, dem auf Dutzenden von felsigen Inseln liegenden Ålesund, die vorherrschende Architektur. Der Grund dafür ist ein traurioger – nachdem der Ort 1904 komplett abgebrannt war, wurde er dann im damals vorherrschenden Jugendstil wiedererrichtet. Im Thon Hotel, nahe dem Stadtzentrum und wieder direkt am Wasser, hatten wir dann Abendessen und Übernachtung.

Sechster Tag, 16. Juni 2023: Ålesund – Geirangerfjord – Geiranger – Lom – Elveseter

Früh begann unser heutiger Rundreisetag und wieder bei strahlendem Sonnenschein! Nach Fjordfahre und Landschaftsfahrt gelang ein Fotostopp mit Blick auf den Geirangerfjord und Sunnylvsfjord von oben – wiederum leicht getrübt durch den noch vorhandenen Morgendunst. Pünktlich erreichten wir um 11.00 Uhr die Geiranger-Fähre im Ort Hellesylt, deren spektakuläre Fahrt die gesamte Länge des Geiranger Fjordes mit allem Sehenswerten rundherum durchmisst. Damit einem keiner der kostbaren Anblicke entging, wurde alles in drei Sprachen vom Schiffspersonal über Bordlautsprecher kommentiert. Tatsächlich bietet die Landschaft, die nicht umsonst zum UNESCO-Weltnaturerbe gezählt wird, unendlich viel Staunenswertes – und diesmal aus einer ganz anderen Perspektive als aus dem Reisebus, wenn nämlich die Fähre auf dem Wasser an den steil aufstrebenden Berghängen vorbeigleitet. Viele imposante Wasserfälle, zu denen auch die berühmtesten wie die „Sieben Schwestern", der „Brautschleier“ und der „Freier“ gehören, tosen von den steilen Felshängen in den Fjord.
Im Ort Geiranger hatten wir alle etwas Freizeit und bei der Weiterfahrt gönnten wir uns einen Fotostopp am „Postkarten“-Aussichtspunkt „Utsikten“. Bei der Weiterfahrt passierten wir den Mitte Juni immer noch zugefrorenen Djupvatten-See und machten dann noch eine Pause an den wasserfallähnlichen Stromschnellen des Dønfoss. Hier gibt es einen malerisch gelegenen Campingplatz neben einem Naturschwimmbecken und den spektakulären Stromschnellen.
Die letzte Besichtigung des Tages galt dann der schönen Stabkirche von Lom. Diese besondere Art von Holzkirchen gibt es mit wenigen Ausnahmen nur in Norwegen. Der Name „Stabkirche“ stammt von ihrer Bauform und den verwendeten Materialien. Ursprünglich wurden für ihren Bau durch Schiffs-Zimmerleute tatsächlich Teile alter Schiffe verwendet. Ihre Stabilität erhalten diese Gotteshäuser von vier Masten – norwegisch „Staber“. In traditioneller Art mit Holzpflöcken zusammengehalten, weisen sie im Inneren spanten-ähnliche Wände und außen meist noch Schindeln und Planken auf. Das Besondere an Stabkirchen ist, dass man mit fast allen Sinnen wahrnehmen kann - man sieht, fühlt und riecht sie. Ihr charakteristischer Geruch stammt von der „Wetterfestmachung" durch Harz und Teer. Die Kirche von Lom ist eine der ältesten – sie stammt aus dem 12. Jh. und weist noch Reste ursprünglicher Brand-Bemalung auf.
Von Lom aus war es nur noch ein kurzes Stück bis zu unserem nächsten Übernachtungsort, der diesmal etwas ganz Besonderes darstellte. Das Ambiente des Hotels Elveseter - eines überwiegend aus Holz erbauten großen Bauernhofes aus dem 18. Jh., begeistert die Gäste immer wieder. Man fühlt sich wie in einem großen Museum und obwohl das Hotel - aufgrund der Erhaltung des alten Bauzustandes - für heutige Besucher nicht gerade sehr komfortabel erscheint, ist es doch oft einer der Reise-Höhepunkte. Hier haben wir uns nach dem Abendessen – stilgerecht in der im Stile des 18. Jh. eingerichteten „Walhall“ genannten Speisehalle eingenommen - noch am Bus getroffen, um mit dem Angebot des Bordservice und ein paar unterwegs gekauften Spezialitäten das Bergfest – in diesem Fall den Mitteltag der Reise - und die in Kürze bevorstehende norwegische Mittsommer im Schutze der hier augestellten „Sagasäule“, die Szenen aus der norwegischen Geschichte zeigt, zu feiern!

Siebter Tag:17. Juni 2023: Elveseter – Sognefjell Tvindefoss – Bergen

Nach recht früher Abfahrt – für heute würde eine recht komplizierte Route über die höchstgelegenen Punkte unserer Rundreise zu bewältigen sein – erreichten wir das Sognefjell. Hier sind viele besondere Fotostopps zu empfehlen, denn mit Gletschern, steilen Bergen, Wasserfällen und Seen gibt es viele Punkte besonderen Interesses. Wieder hatten wir „Kaiserwetter“ und ideale Bedingungen für tolle Fotos. Nach Wasserfällen und Spiegelungen im See und einfach grandiosen Fjell-Blicken gab es eine Pause am Oskarshaug, einem nach einem dänischen Kronprinzen benannten Aussichtspunkt.
Die Weiterfahrt führte vom höchsten Punkt unserer Reise – 1.408 m ü. M. - wieder ins Tal, bis auf Meereshöhe. Durch mehrere Tunnel, deren längster der Lærdalstunnel mit 24,5 km war, erreichten wir als für die Mittagspause passenden Ort das Dörfchen Flåm. Es ist bekannt als Ausgangspunkt der spektakulären Flåm-Bahn, zu deren Nutzung uns aber leider die Zeit fehlte. Der Ort ist – wenn auch inzwischen sehr „touristisch“ hergerichtet – recht interessant und man kann gut einige Zeit hier verbringen. Von hier aus fuhren wir mit dem Reisebus in Richtung der Stadt Voss und dann weiter zu unserem heutigen Tagesziel Bergen. Allerdings mussten wir natürlich noch einen Fotostopp an einem der spektakulärsten Wasserfälle Norwegens einlegen, dem Tvindefoss, der mit seinen Kaskaden auch zu den schönsten im an Wasserfällen nicht gerade armen Norwegen gehört. Mit knapp 150 m Fallhöhe und gewaltigem Wasserdurchfluss ist er auch einer der größten und stürzt er mehrstrahlig von den Felsen herab und sieht beinahe überwältigend aus.
Dann erreichten wir am frühen Abend die zweitgrößte Stadt Norwegens mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten. Direkt neben dem Hauptbahnhof und damit ganz nahe am Stadtzentrum, stand unser Hotel Zander K., in dem wir unser Abendessen einnahmen und für die nächsten beiden Tage übernachteten. Es war dies das erste – übrigens sehr komfortable Hotel mit gutem Essen – an dem ich weder den Namen noch den Hinweis „Hotel“ entdecken konnte….

Achter Tag, 18.Juni 2023: Bergen

In Bergen – angeblich der regenreichsten Stadt Europas – gab es auch heute wieder fantastisches Wetter. Unser örtlicher Reiseleiter holte uns im Hotel ab und machte zunächst eine wunderschöne und sehr informative Rundfahrt durch die Bezirke rund um das Stadtzentrum, in denen noch die alte Bebauung mit den traditionellen Stadthäusern aus Holz zu finden ist. Vorbei an zwei der vielen Bergenschen Häfen ging es durch die Altstadt mit der alten Festung, dann zum neueren Teil Bergens und zum anderen Hafen, in dem heute die Kreuzfahrtschiffe anlegen. Hier befindet sich die größere und bedeutendere der beiden Bergen-Festungen, die Burg „Bergenhus“ mit der historischen Håkonshalle und dem Rosenkranzturm. Daneben aber liegt das bekannteste und auch interessanteste Viertel Bergens: Bryggen, das alte Hanseviertel. Es besteht – bis auf die steinerne Marienkirche, die in der Romanik des 12. Jh. begonnen wurde und wegen ihrer Verbindung zur Hanse bis heute auch „deutsche Kirche“ genannt wird - überwiegend aus Holzhäusern und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Mittelalter war es die Niederlassung der Hanse-Kaufleute und lag außerhalb der eigentlichen Stadt Bergen.
Nach dem Ende der interessanten Stadtführung fuhren wir gemeinsam mit der Fløibahn zum Hausberg der Stadt. Bei wundervollem Wetter eröffnete sich von hier ein weiter schöner Blick über die Hafenbecken und die einzelnen Stadtviertel.
Dann stand der ganze Nachmittag mit Zeit zur freien Verfügung im Zeichen Bergens, wo Fischmarkt und die alten Holzhäuser eine Rolle spielen konnten

Neunter Tag, 19.06.2023: Bergen – Vöringsfoss – Hardangervidda – Norefjell

Die Zeit schien wie im Flug vergangen, denn heute ging es, mit einigen Zwischenstopps zwischendurch, schon zur letzten Übernachtung auf norwegischem Boden.
Eine erste Pause legten wir an einem interessanten und wasserreichen Wasserfall ein, am Steindalsfoss. Das Besondere an ihm ist nicht seine Ergiebigkeit und auch nicht die Fallhöhe von „nur“ etwa 30 m, sondern esr führt ein Weg hinter ihm entlang, so dass Besucher zwischen Felswand und Wasserfall diesen von „hinten“ sehen können.
Bei der Weiterfahrt gelangten wir dann entlang dem für Obst-und Gemüseanbau an seinen Ufern bekannten Hardangerfjord, durch einen langen Tunnel Norwegens zur erst kürzlich dem Verkehr übergebenen Hardangerbrücke, auf der wir den Eidfjord überquerten. Dann ging es weiter ins Måbødal und zum neu ausstaffierten Aussichtspunkt am „Fossli-Hotel“, von dem aus man Norwegens höchsten Wasserfall aus mehreren Blickwinkeln betrachten kann. Hier oben, kurz vor der Hochfläche der Hardangervidda, hingen das erste Mal dunkle Wolken über uns, aus denen auch einige wenige Tropfen fielen. Der Wasserfall Vöringsfoss gilt mit 183 m Fallhöhe als höchster Norwegens denn der Fluss Bjoreia, der den Hardangergletscher entwässert, stürzt hier im freien Fall ohne Zwischenstufen zu Tal. Etwas weiter am Oberlauf werden seine Wasser per Staudamm auch zur Stromproduktion genutzt. Durch die neuen Aussichtswege kann man, im Gegensatz zu früher, den Vöringsfoss von mehreren Stellen gut sehen und fotografieren.
Nach der Mittagspause am Vöringsfoss und Fossli-Hotel fuhren wir über die Hardangervidda, die mit fast 8000 km² Ausdehnung die größte Hochebene Europas darstellt. Ihre Wirkung ist unübersehbar: kalt, abweisend und unendlich weit. Gut kann man sich vorstellen, wie hier im Winter und zur Schneeschmelze die Naturgewalten wüten.
Freundlicher wurde es dann in den Feriengebieten im Ustedalen und dem Wintersportgebiet von Geilo.
Den letzten Stopp legten wir an der aus dem 12. Jh. stammenden Stabkirche von Torpo ein, die wir nur von außen besahen und von der auch nur der Kernbau erhalten ist. Danach durchquerten wir das Hallingdal zur Gänze, um in Noresund zum weit abgelegenen Norefjell und dem dortigen Skihotel zu gelangen, in dem wir Abendessen und Übernachtung hatten.

Zehnter Tag, 20. Juni 2023: Norefjell – Oslo – Göteborg – Fährschiff

Durch ein hervorragendes Frühstück gestärkt, brachen wir auf zur Fahrt weiter nach Süden - zunächst einmal wieder in die norwegische Hauptstadt Oslo. Hier nahmen wir Abschied von unseren Fluggästen, die wir in die Nähe des Hauptbahnhofs brachten, von wo der Noinstopp-Schnellzug „Flytog“ zum Flughafen Gardermoen verkehrt. …
Dann ging es weiter unaufhaltsam gen Süden. Hatte uns Osla mit heftigem Regenguss empfangen, wurde es jetzt wieder zunehmend freundlicher und wärmer. Über die norwegisch-schwedische Grenze fuhren wir mit Stopp an der schon von der Hinfahrt bekannten Raststätte nach Göteborg – von wo aus das Schiff der Stena-Line auf der Nachtfahrt uns nach Kiel und damit zurück nach Deutschland bringen sollte. Ein Versuch, die noch bis zum Check in verbleibende Stunde zu einem Kurzbesuch in Göteborgs Altstadt zu nutzen, scheiterte kläglich an der Bautätigkeit rund um die Busparkplatze, da unser Bus nirgends stehen durfte.
Doch noch pünktlich zur Stellzeit waren wir dann am „Tysklandterminalen“, der Anlegestelle um hier einzuchecken und alle konnten mit ihren Bordkarten sogleich an Bord des Schiffes.
Wieder erwartete uns vor der Übernachtung in den kleinen, doch recht gut ausgestatteten Kabinen ein gutes Abendbuffet und danach konnten wir noch von Deck aus die schöne Ausfahrt aus der Mündung des Götaälv genießen

Elfter Tag, 21. Juni 2023: Heimreise

Pünktlich kurz nach 9 Uhr morgens legte das Fährschiff in Kiel an. Über die gewaltig lange Gangway erreichten wir das Kieler Terminal-Gebäude, auf der uns unser Bus schon erwartete. Wir nahmen Abschied von einigen unserer Gäste, die in Kiel Zu- und Ausstieg gebucht hatten und fuhren auf der derselben Strecke wie zur Hinfahrt nach Süden zurück. Da wir sehr gut in der Zeit lagen, gönnten wir uns noch einen kleinen „Abstecher“ zum hübschen und leider wenig bekannten Denkmal der Schlacht von Fehrbellin bei Hakenberg. Mit den nötigen Pausen unterwegs waren wir pünktlich waren wir an jeder der geplanten Abholstellen

Schlusswort

Bei einer Skandinavien Reise empfindet man deren Ende, das einen aus einer Traumwelt entlässt, immer etwas schmerzlich. Nur gut, dass man ja wieder einmal hinfahren kann!
Da unsere Gäste mir versicherten, dass ihnen die Reise gut gefallen hat, hoffe ich, den einen oder anderen wieder einmal zu einer Tour in ein „Traumland“ begrüßen zu können. Darauf freue ich mich schon!

Herzlichst, Ihr Eberhardt-Reiseleiter Dr. Michael Krause

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Kommentare zum Reisebericht

Ein sehr guter Reisebericht von einer Traumreise im Land der Trolle und Fjorde.Vielen Dank dafür und nochmal ein großes Lob an unseren Busfahrer Heiko.(der Rückwärtsfahrerkönig)
Beste Grüße Christel und Bernhard

Schweda,Bernhard
25.06.2023

Vielen Dank für Ihren ausführlichen Bericht, der mich diese Traumreise noch einmal hat erleben lassen! So manche Ihrer Erläuterungen konnte ich auf diese Weise gleich in mein Fotobuch einfließen lassen, das somit eines der informativsten ist, das ich je gestaltet habe. Sie, unser hervorragender Busfahrer Heiko und auch das fantastische Wetter haben diese Reise für mich zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht. Vielen Dank!

Wiltrud Herrmann
30.06.2023

Was für eine tolle Reise ! Impressionen, die uns immer begleiten werden - eine sehr gute, ausführlich informelle Reiseleitung durch Hrn. Dr. Krause und einen immer gut gelaunten Busfahrer Heiko, der Rückwärtsfahrkönig. Eine sehr angenehme und gut organisierte Reise und eine tolle Reisegruppe - vielen Dank an alle! Alles Gute! Vielleicht bis bald.
Fam. May

Fam. May
01.07.2023