Reisebericht: Rundreise Norwegen – Wunderwelt der Fjorde

20.06. – 29.06.2011, 10 Tage bzw. 11 Tage Rundreise Oslo – Lillehammer – Trondheim – Atlantikstraße – Molde – Trollstigen – Alesund – Geiranger–Fjord – Jotunheimen – Bergen


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Reise ins Land der Fjprde und Trolle über Oslo, Lillehammer und Trondheim über Dovrefjell, Atlanterhavsveien, Trollstigen; Geirangerfjord und Sognefjell nach Bergen, zum Vöringsfoss und der Hardangervidda
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Reisebericht

?Auf ins Land der Fjorde und der Trolle" heißt es jedes Jahr ein paar mal, wenn unsere bewährte Eberhardt-Reise ins ?Traumland Norwegen" führt. Seit vielen Jahren leite ich eine davon - ich glaube, nur einmal hat es in den letzten zehn Jahren nicht geklappt.
Ähnlich wie Schottland, Irland oder Südenglang gehört Norwegen zu den Ländern, die ?einfach glücklich" machen. Grandiose Landschaften, der nur in diesen Ländern zu erlebende Wechsel von einzigartigen Fjorden, der Inselwelt der Schären und der gemütlich wirkenden Hafenstädtchen - und im Gegensatz dazu die Schroffe Bergwelt und die fast abweisend wirkende Einsamkeit der Fjelle, der Hochflächen.
Diese Natur hat ihre Bewohner geprägt, die sich gar nicht vorstellen könnten, anderswo zu leben. So heißt denn auch die norwegische Nationalhymne ?Ja vi älsker dette landet" - ?Ja, wir lieben dieses Land". Zum anderen hat die Natur mit ihren Besonderheiten und teilweise extremen Witterungserscheinungen Lebensweise und Vorstellungswelt geprägt. Endlose Wälder, im Winter unpassierbare Straßen, laut tosende Wasserfälle und gewaltige Gletscher und vor allem der Unterschied zwischen Sommer und Winter: Ersterer mit Helligkeit bis fast um Mitternacht und letzterer mit Dunkelheit bis zum späten Vormittag und ab frühem Nachmittag. Kein Wunder dass hier der Volksglauben im ansonsten protestantischen Land immer noch der Anderswelt, der Welt der Trolle geprägt ist.
Kommen Sie mit mir, folgen Sie mir in die Trollwelt und die herrlichen und nirgendwo anders zu erlebenden Landschaften Norwegens! Ich berichte Ihnen etwas von der Reise, die unsere Gäste und ich dieses Jahr vom 20 - 29.Juni ünternahmen.
Erster Tag, 20. Juni 2011:
Die Reise begann für einige von uns - darunter mich - am Flughafen Dresden, genauer gesagt an den Eberhardt-Sonderabfahrtstellen. Als Studienreise hatte sie wie immer eine etwas kleinere Zahl von Gästen und ist mit 36 Personen durchgeführt worden. Pünktlich fuhr der Bus, von Ingo Puschmann chauffiert los, nicht ohne vorher noch Frühstück zu laden, denn Eberhardt TRAVEL verwöhnt seine Gäste mit einem leckeren Imbiß am Morgen.
Wir hatten dieses Mal wieder einige Abholstellen, an denen noch Gäste zustiegen - denn nicht alle sind ja Dresdner und so richtet sich die Fahrtstrecke des ersten Tages immer ein wenig - im Rahmen des Reiseziels versteht sich - nach den Einzugsgebieten, aus denen die gebuchten Gäste kommen. Denn bei Eberhardt ist ja die Abholung an der Haustür im Preis inbegriffen und so treffen wir uns mit den Taxis und Transferfahrzeugen an ausgewählten Stellen. Über Leipzig, Halle und Braunschweig führte diesmal unsere Strecke, denn das Tagesziel war die im Hafen von Kiel bereitliegende Fähre der STENA-LINE.
Reibungslos verlief die Fahrt, die uns so pünktlich an den Bestimmungsort führte, dass noch Zeit für ein kleines ?Extra" war: Wir konnten am Fährhafen, der direkt in der Innenstadt von Kiel liegt, noch etwas Freizeit geben. Das war recht gut, denn so unsere Reisegäste noch vor Beginn der ?großen Fahrt" nach Norwegen ein bisschen Flair der berühmten ?Kieler Woche" schnuppern, die gerade begonnen hatte.
Die Zwischenzeit nutzte ich, um die Gruppe per Voucher im Fährbüro einzuchecken und bereits die Kabinenschlüssel zu besorgen.



Tatsächlich war Kiel ein ziemlicher Rummelplatz - nicht nur wegen der vielen Baustellen und der vielen zur Kieler Woche aufgestellten Buden, sondern auch wegen zahlreicher Segelschiffe und besonderen Booten, die bereits für die große Parade im Hafen lagen.
Pünktlich teilte ich sodann den Gästen die Kabinenschlüssel aus und wir gingen mit unserem eigens vorbereiteten Fährgepäck an Bord. Die beiden Schiffe von Stena-Line, die zwischen Kiel und Göteborg verkehren, sind ganz fisch renoviert und sehr komfortabel, dennoch sind die Kabinen klein und es empfiehlt sich, die großen schweren Koffer im Bus zu lassen. Um 18.00 Uhr trafen wir uns dann am Buffettrestaurant, wo ein grandioses Abendbuffett aufgebaut war: Hummer, Lachs, Kaviar, Räucherfleisch, Schionken und Dutzende wwarme Gerichte machen dem Gast bei der Riesenauswahl wirklich die Entscheidung, was man nun essen würde, schwer. Die Getränke gibt es übrigens bei der Stena-Line gratis dazu.
Ich wünschte allen guten Appetit und verwies nochmals darauf, dass das Schiff in eineinhalb Stunden abfahren würde und sich der Blick von Deck auf die Kieler Förde sehr lohnt.
Viele habe ich dann auch an Deck wiedergetroffen, wo bei der Ausfahrt erst die U-Boote der Bundesmarine, dann die Badeorte an der Förde vorüberziehen, bis der Turm des Marinenehrenmals von Laboe auftaucht und das Fährschiff die Förde verlässt, um in der See
zwischen den dänischen Inseln hindurch seinen Weg ins schwedische Göteborg zu finden.
Zweiter Tag, 21. Juni 2011
Die Einfahrt in den Hafen vön Göteborg, zwischen den Schären hindurch und an der Festung Elvsborg vorbei, ist mindestens genauso interessant wie die Ausfahrt aus Kiel. Das hatte ich den Gästen gesagt und so standen wieder viele nach dem Frühstück auf Deck. Pünktlich um neun Uhr legte die Fähre im Götafluß an. Diesmal gab es aber eine Besonderheit: während die Gäste normalerweise zu Fuß durch das Terminal von Bord gehen, mußten wir dieses Mal das Schiff per Bus verlassen, da es Bauarbeiten im Terminal gab. Aber Buschauffeur Ingo Puschmann hatte uns am Abend vorher genau den Standort des Busses und die zur Erreichung notwendigen, farblich gekennzeichneten Treppen beschrieben und außerdem morgens auf uns gewartet, so dass wir problemlos auch im engen Bauch des Schiffes in unser Fahrzeug einsteigen konnten. So rollten wir sehr pünktlich von Bord und das fand ich sehr schön, denn ich hatte ein kleines Extra vor, für das man etwas Zeit braucht.


Zunächst folgten wir der E 6 von Göteborg nach Norden und wie immer nach etwa zwei Stunden machten wir an einer Raststätte Pause zum Beinevertreten und Toilette Aufsuchen. Danach ging es weiter, aber noch Erreichen der norwegischen Grenze verließen wir die E 6 für einen kleinen Abstecher: Das Gräberfeld von Blomsholm liegt nicht weit von der Durchgangsstraße entfernt. Das sicherlich interessanteste Detail daran ist eine sogenannte ?Schiffssetzung". Dias ?Blomsholm Schiff" besteht aus 49 gewaltigen Steinen, die auf einem Hügel zu einer riesigen Schiffsform - 42 m lang - aufgestellt sind. Man kann sie nicht genau datieren, manche Forscher verlegen ihren Bau noch in die ausgehende Bronzezeit, andere in die Eisen oder gar Völkerwanderungszeit. Interessant ist dieses steinerne Objekt allemal und so wurde es rasch ein begehrtes Fotomotiv.
Die nächste Pause machten wir dann schon kurz danach an der norwegischen Grenze, wo es neben (leider spärlichen) Toiletten auch Gelegenheit zum Geldabheben oder -tauschen gab.
Ziel war zunächst die norwegische Hauptstadt Oslo, wo wir nach kurzer Toilettenpause am Nachmittag unsere Stadtführerin trafen. Die gebürtige Österreicherin lebt schon lange in Norwegen und brachte uns ihre Hauptstadt näher - kein einfaches Unterfangen, denn wir hatten nicht allzu viel Zeit und es gibt eine Fülle zu sehen. So verschafften wir uns erst einmal einen Überblick: Von der auf einem Hügel gelegenen Marineschule hat man einen herrlichen Blick über den Oslofjord, die Häfen und Fähranlager und fast über die ganze Innenstadt. Im Zentrum Rathaus, die alte Festung åkershus und die zum Shopping- und Vergnügungszentrum umgebaute ehemalige Werft åkerbryggen, aber man kann weiterschauen an der Dorfkirche vorbei und hat den Blick bis zum Königsschloß. Diese Gebäude sahen wir dann natürlich alle während unserer weiteren Stadtrundfahrt wieder. In Oslo ist es ein Muß, an den wichtigsten Gebäuden vorbeizufahren, beispielsweise an åkershus und der der Festung zu Füßen liegenden steinernen Stadt, die 1624 der damals herrschende Dänenkönig Christian IV. erbauen ließ. Er hatte selbst den Ort der neuen Stadt festgelegt und verfügt - da Oslo gerade abgebrannt war - am neuen Standort nur Steinhäuser zu errichten. Seitdem nannte man die norwegische Hauptstadt Christiania - erst 1924 erhielt sie ihren ursprünglichen Namen zurück.


Wir sahen natürlich auch das Rathaus, in dem jedes Jahr am 10. Dezember der Friedensnobelpreis verliehen wird und fuhren am Haus des Nobelkomitees ebenso vorbei wie am Außenministerium. Auch die Domkirche, den Blumenmarkt und gleich darauf die Hauptstraße lernten wir kennen. Entlang diser zentralen Einkaufstraße, der Karl Johans gate, liegen sehenswerte Regierungsgebäude wie das ?Storting", der Backsteinbau, in dem das Parlament tagt. In Nr 31 - im Gebäude des 1874 vom Restaurateur Julius Fritzner eröffneten Grand Hotels - befindet sich heute noch das Grand Café, in dem einst Henrik Ibsen Stammgast war. Dann geht es weiter am Theater, dem historischen Universtätsgebäude und schließlich zum ?Slottet", dem Königlichen Schloß im klassizistischen Stil, das seit 1849 Sitz des Königs von Norwegen ist - übrigens mit ?nur" 173 Zimmern eine der kleinsten Residenzen Europas.
Abschließend folgte dann noch die Hauptattraktion Oslos: der Vigelandpark. Die eigentlich ?Frognerpark" heißende Vigelandanlage ist mit fast 300 Hektar der größte Park des Landes. ER wurde zwischen 1907 und 1942 nach den Ideen und mit Bildwerken nur eines einziges Künstlers gestaltet: Gustav Vigeland (1869 - 1943) gilt als der bedeutendste Bildhauer Norwegens und hinterließ im heute meist nur nach ihm genannten Park mehrere hundert Stein- und Bronzefiguren. Zahlreiche Skulpturen symbolisieren den Kreislauf des menschlichen Lebens. Unter anderem zeigt der sogenannte ?Monolitten" die Entwicklung vom Embryo über das Kleinkind und weiter alle Lebenstadien, die ein Mensch durchlebt. Um den Monolithen aus norwegischen Iddefjord-Granit selbst sind 121 sich umringende Figuren abgebildet.
Am anderen Ende des Parkes, nachdem die Idee des Lebenszyklus von Vigeland am Monolithen ihren Abschluß gefunden hatte, wartete der Bus auf uns und brachte uns zu unserem heutigen Übernachtungsort, wobei wir allerdings noch einige kleinere Verzögerungen durch die zahlreichen Bauarbeiten an der E 6 in Kauf nehmen mussten. .
Hamar, am rechten Ufer auf der Hälfte von Norwegens größtem See, dem Mjösa, gelegen, beherbergte 1994 bei den Olympischen Spielen in Norwegen die Eislaufhalle. Bis heute bildet das riesige Gebäude, das aussieht wie ein umgedrehtes Wikingerschiff, das Wahrzeichen Hamars. Nicht weit davon entfernt lag nahe dem Stadtzentrum unser ?Scandic" Hotel, in dem wir zu Abend aßen und übernachteten.
Dritter Tag, 22.Juni 2011


Richtig entspannter war der Anfang heute nach dem Frühstück entlang des Mjösasees nach Lillehammer. Weithin sichtbar sind die beiden für die Olympiade 1994 errichteten Schanzenanlagen. Hier lohnte sich bei herrlichem Wetter ein Fotostop: nicht nur wegen der Schanzen selbst, sondern auch wegen des herrlichen Blickes über den ins Tal eingebetteten Mjösasee. Die nächste Besichtigung galt einem der größten und schönsten Freilichtmuseen Europas. Hier in Maihaugen, das wir bei einer Führung und anschließender Freizeit kennenlernten, wurden mehr als 152 historische und kulturell wertvolle Gebäude aus Südnorwegen zusammengetragen - unter anderem mehrere komplette Bauernhöfe und eine Stabkirche. Diese besondere Art von Holzkirchen gibt es mit zwei Ausnahmen nur in Norwegen. Sie haben ihren Namen von der Bauform, durch die sie ihre Stabilität von vier Masten - norwegisch ?Staver" - erhalten. Da sie immer nur in traditioneller Art mit Hölzpflöcken zusammengehalten wurden und meist noch Schindeln und Planken aufweisen - denn oft sind sie aus alten Schiffen gebaut, gehören Stabkirchen zu den interessanten Bauwerken Norwegens.
Nach der Abfahrt von Maihaugen durchquerten wir das wohl längste Tal Norwegens, das Gudbrandsdal. Da nur die Täler hier für Landwirtschaft geeignet waren und die zwischen ihnen liegenden Berge und Fjelle im Winter früher nicht oder kaum überwunden werden konnten, hat jedes Tal seine eigenen Besonderheiten und Sitten entwickelt. Das Gudbrandsdal ist neben seinem Käse aus süßer Ziegenmolke vor allem durch seine zahlreichen Trollsagen bekannt. Sicherlich hat des Nationaldichters Henrik Ibsens ?dramatisches Gedicht Peer Gynt", zu dem später Nationalkomponist Edvard Grieg die Schauspielmusik schrieb, sehr zur Überlieferung beigetragen, denn in der Handlung begegnet Hauptheld Peer Gynt hier dem Trollkönig.



Also kam ich nicht umhin, unsere Gäste vor den Umtrieben der gefährlichen Kobolde zu warnen. Und so erzählte ich von den hinterhältigen, zauberkräftigen und garstigen Trollen, die zwischen fünfzig Zentimetern und zwölf Metern groß sein können und nur sehr selten dem Menschen freundlich gesonnen sind. Ob nun der Troll und seine Frau Tusse oder die Wasserfallgeister oder gar die hübsch aussehenden aber durchtriebenen Huldra - gefährlich sind sie alle! Ich weiß nicht, ob die Gäste sich wirklich ängstigten - aber zumindest etwas Spass hatten wir an den Erklärungen all der Geschichten, Sitten und Gebräuche, die mit den trollen in Norwegen zusammenhängen. Nach einer Mittagspause in Dombås wagten wir uns weiter ins Trollgebiet und überquerten das Dovrefjell, eine wilde und oft unwirtliche Hochfläche. Wir gestatteten uns sogar einen Fotostopp in Dovregubbens Hall, der Unterkunft des gefährlichsten und größten aller Trolle. Er schien aber nicht zu Hause zu sein und so könnten wir auch die historische Brücke neben seinem Hof fotografieren, die früher Bestandteil des historischen Königsweges vom Krönungsort Trondheim nach Bergen, Stavanger und Oslo war. Einen weiteren Fotostopp gönnten wir uns noch an einem Lappencamp, wo neben einer Kota - dem Sommerzelt der Lappen - eine Gamme - seine Winterwohnung - sowie ein einsames Rentier zu bewundern und zu fotografieren waren. Die folgende Toilettenpause bei Oppdalsporten bescherte uns die Möglichkeit, leckere norwegische Waffeln mit Erdbeermarmelade und saurer Sahne zu verkosten, bevor wir unsere Fahrt gen Trondheim bei schlechtem Wetter fortsetzten. Bei der Ankunft in der alten Krönungsstadt hatte der Regen aber aufgehört: so dass wir noch eine kleine Brückenbesichtigung der historischen Altstadtbro machen konnten, mit Blick auf die UNESCO-Welterbespeicher am Nidelven. Unweit von hier lagen das Stadtzentrum, aber auch unser Hotel Scandic Solsiden, in das wir eincheckten und wo wir nach dem Abendessen übernachteten.
Vierter Tag, 23.Juni 2011
Relativ früh fuhren wir ab, um noch eine Außenbesichtigung des berühmten Nidarosdomes zu ermöglichen, des größten und bekanntesten Bauwerkes in Trondheim. Imposant steht er am Nidelven, erbaut aus dem in der Nähe vorkommenden grünen Seifenstein mit einer herrlichen Westfassade, die als Schirmfassade zur Schau erbaut wurde. Er wurde errichtet seit dem 11. Jahrhundert mit zahlreichen Umbauten über dem ehemaligen Grab des Heiligen Olav, der einst das Christentum in Norwegen einführte. Zwar öffnet der Dom um 09.00 Uhr, aber wir hatten nur bis 09.15 Uhr Zeit, so dass eine Innenbesichtung ziemlich kurz gekommen wäre. So besahen wir uns noch das nebenliegende Bischofspalais, von dem noch einige wenige mittelalterliche Reste neben modernen Anbauten erhalten sind.


Dann mussten wir uns beeilen, denn um 10.00 Uhr ging das Schiff der Hurtigruten, auf dem wir zur Tagesfahrt angemeldet waren. ?Hurtigbåten" ist seit 1893 in Norwegen ein Symbol für Zuverlässigkeit und Regelmäßigkeit. Damals hatten die ersten Schiffe einen regelmäßigen Post- und Passagierdienst zwischen Nord- und Südnorwegen aufgenommen. Und das es damals keine durchgehende Straße im Landesinneren gab, nennt man die Hurtigrute bis heute ?Reichsstraße Nr. 1". Die Schiffe heute sind sehr komfortabel, bequem und luxuriös. Man kann mit ihnen täglich sowohl in nördlicher als auch in südlicher Richtung fahren und dabei auf der kompletten Strecke 34 Häfen anlaufen. Wir waren auf die Strecke Trondheim zum südlich liegenden Kristiansund gebucht. Für sechseinhalb Stunden konnten die Gäste sich als Deckspassagiere an Bord - auf Deck oder in einer der Lounges - entspannen und dabei die grandiose Küstenszenerie Norwegens an sich vorbeiziehen lassen.
Der Bus fuhr unterdessen über Land und würde die Hurtigrutenfahrer in Kristiansund abholen. Pünktlich 16.30 lief die ?midnattsol", das neueste Boot der Hurtigrutenflotte im Fischereihafen von Kristiansund ein. Da die Stadt immer für ihren Klippfisch berühmt war, eine spezielle Haltbarmachung durch Einsalzen und Antrocknen, haben wir noch einen Spaziergang zur Klippfischbörse gemacht (wo alle Klippfisch fotografieren konnten) und die Denkmäler von der Klippfischfrau und der Seemine aus dem zweiten Weltkrieg besucht, die das Zentrum der Stadt bilden. Anschließend führte uns dann die Fahrt durch den neuerbauten und immer noch sündhaft teuren Tunnel, der die bis voriges Jahr noch fahrende Fähre ersetzt. Nach wenigen Kilometern erreichten wir den spektakulären Atlanterhavsveien. Die Straße, die über neun Brücken und zwölf Damme zahlreiche Inseln verbindet, die früher zwischen Herbst und Frühjahr kaum zu erreichen waren, ist äußerst malerisch, weswegen natürlich auch ein Fotostopp gemacht wurde, obwohl Regen aufkam. Im Winter ist die Straße schlimmen Stürmen und Sturmfluten ausgesetzt - nicht selten wird selbst die höchste Brücke von Wellen überspült. Von solchen Unwettern blieben wir allerdings verschont - wir setzten unsere Fahrt in die "Stadt der Rosen" nach Molde fort und genossen eine gutes Abendessen und eine bequeme Übernachtung im Alexandra Hotel.
Fünfter Tag, 24. Juni 2011
Fast immer ist dies einer DER Höhepunktstage bei dieser Fahrt, vor allem, wenn das Wetter mitspielt. Nach gestrigem Regen zeigte sich Molde, die ?Stadt der Rosen" wie sie wegen ihres milden Klimas und der vielen Blumen genannt wird, wieder von ihrer besseren Seite. Unser Erlebnistag begann zunächst mit der Auffahrt auf den Hausberg von Molde, den 407 m hohen Varden. Von hier hat man einen grandiosen Ausblick auf die Fjord- und Inselwelt der Provinz Møre og Romsdal und auf hunderte Gipfel der umliegenden Bergwelt. Anschließend konnten wir, da Zeit genug war, ein tolles ?Richtig reisen!"-Extra einbauen: eine Fahrt nach Bud. Hier hatte im 16. Jh. der Bischof von Bud versucht, einen Aufstand gegen die damalige dänische Herrschaft zu organisieren um Norwegen unabhängig zu machen. Der Versuch misslang, aber die Kirche von Bud hat dadurch Berühmtheit erlangt, auch wenn der hübsche heutige Kirchenbau erst aus dem Jahre 1717 stammt. Noch interessanter aber ist der über der Kirche gelegene Hügel Ergan. Während des zweiten Weltkrieges hatten deutsche Truppen hier eine Küstenfestung eingerichtet: Bei herrlichem Wetter besuchten wir diesen Ort, der zunächst einmal einen unvergleichlichen Ausblick auf die vorgelagerten Inseln und den Schärengarten von Hustadsvik gewährt. Interessant sind auch die Reste der Küstenfestung mit alten Bunkeranlagen sowie langsam verrottendem Kriegsgerät.



Anschließend folgte eine Fahrt mit der Fähre nach Andalsnes. Von hier geht es bald hinauf zum berühmten Trollstigen, aber vorher hatten wir noch eine Überraschung für die Gäste: Busfahrer Ingo und ich hatten unterwegs landestypische Spezialitäten eingekauft, aus denen wir nun ein Picknick zusammenstellten. Immerhin waren Bären- und Elchschinken, Rentier- und Elchwurst sowie mehrere Sorten einheimischer Käse vorhanden - und dazu gab es Wein. Die Gäste waren ziemlich begeistert. Dann aber ging es hinauf zum Trollstigen, auf einer der spektakulärsten Bergstraßen Europas mit Dutzenden Spitzkehren und Haarnadelkurven. Die herrliche Natur hier ließ sich bei einigen Fotostopps für die Freunde und Verwandten zu Hause mit der Kamera einfangen. Oben angekommen gab es Freizeit, um die verschiedenen An- und Aussichtspunkte sowie die Souvenirshops aufzusuchen: nicht ohne nochmals vor den hier hausenden Trollen zu warnen. Wiederum sorgte auch das herrliche Wetter für Begeisterung. Auf der weiteren Fahrt sorgte auch noch ein Fotostopp an der Gudbrandsbru mit ihrem neuen, hervorragend gestalteten Aussichtspunkt an den "Strudeltöpfen" der Trolle für Begeisterung: man steht hier genau über dem Zusammenfluss zweier Wasserfälle.
Trotz all dieser Unternehmungen hatten wir eine relativ frühe Ankunft in ålesund und daher die Chance, noch ein Etra einzubauen: die Auffahrt auf den Hausberg Aksla. Vom 189 m hohen Stadtberg hat man eine phantastische Aussicht auf Norwegens Jugendstilstadt: Das auf Dutzenden Inseln liegende ålesund, das 1904 komplett abgebrannt und dann im Jugendstil wiedererrichtet worden war, gilt nicht nur von hier oben als eine der schönsten Städte Norwegens.
Wir erreichten dann unser Rica Parken Hotel, mitten im Stadtzentrum gelegen, wo wir Abendessen und Übernachtung hatten.
Sechster Tag, 25. Juni 2011:
Auch dieser Tag ist meiner Fjord- und Berglandschaft stets ein weiterer Höhepunkt gewesen. Auch heute war das Wetter wieder sehr gut, aber die Fahrt begann recht früh. Wir mussten überall pünktlich sein, denn es war wichtig, die 11-Uhr-Fähre im Ort Hellesylt zu erreichen. Deren Fahrt ist recht spektakulär, denn sie Fahrt - vom Synnylfsfjord kommend, die gesamte Länge des Geiranger Fjordes ab. Wie immer haben die Gäste diese Geiranger-Fahrt im Fjord der unter UNESCO-Weltnaturerbeschutz steht, sehr genossen. Man fährt an den steil aufstrebenden Berghängen mit vielen imposanten Wasserfällen vorbei, zu denen auch der berühmte der ?Sieben Schwestern" gehört.



Auch der Ort Geiranger ist recht hübsch und oft Ziel von Kreuzfahrtschiffen, denn obwohl der Geirangerfjord mehr als hundert Kilometer ins Landesinnere eingeschnitten ist, weist er doch wie alle Fjorde mehrere hundert Meter Tiefe auf und ist für jeden Tiefgang befahrbar. Nach einiger Freizeit im Ort wanden wir uns mit dem Bus die Serpentinen hinauf und gönnten uns einen Fotostopp am ?Postkarten-Aussichtspunkt". Hier findet man tatsächlich einige Motive wieder, die man sonst nur als Postkarten zu sehen bekommt. Auch heute lagen wir gut in der Zeit und konnten als ?Richtig reisen!"-Extraleistung eine Auffahrt auf den Aussichtsberg Dalsnibba anbieten. Am noch im Sommer mit Eisschollen bedeckten See Djupvatnet bogen wir ab und fuhren auf den 1495 m hohen Gipfel, wo wir bei herrlichem Wetter einen märchenhaften Ausblick genießen konnten. Mehr als dreihundert Berggipfel und mehrere Fjorde soll man von hier oben sehen können.
Bei der Weiterfahrt legten wir noch einen Stopp in Dønfoss, am malerisch gelegenen Campingplatz ein - einer der wenigen Toilettenmöglichkeiten auf dem Weg.
Letzte Besichtigung für heute war die schöne Stabkirche von Lom. Wie alle Stabkirchen aus Masten, Planken und Schindeln erbaut und später mit Balkenvorbauten versehen, gehört sie zu den Bauwerken, die man sehen, fühlen und riechen kann, denn alle Stabkirchen haben einen charakteristischen Geruch wegen ihrer ?Wetterfestmachung" durch Harz und Teer. Nun blieb nur die Weiterfahrt zum Hotel Elveseter - eine Übernachtung, die es in sich hat. Das Ambiente des Hotels - eines überwiegend in Holz gebauten großen Bauernhofes aus dem 18. Jh. Man fühlt sich wie in einem großen Museum und obwohl das Hotel - aufgrund der Erhaltung des alten Bauzustandes - für heutige Besucher nicht sehr komfortabel erscheint, begeistert es jedes Jahr die Reisegäste, denn das Umfeld und Ambiente sind überwältigend.
Neben dem großen Hotelparkplatz steht übrigens die Sagasäule, eine über dreißig Meter hohe Granitsäule mit Reliefs, die Geschichte Norwegens illustrieren. Hier haben wir uns nach dem Abendessen noch am Bus getroffen, um mit Käse, Keksen und dem Angebot des Bordservice das gestern gewesene Bergfest der Reise und die gerade vergangene norwegische Mittsommer zu feiern!
Siebter Tag:26. Juni 2011:
Auch heute war eine recht frühe Abfahrt notwendig, um eine interessante Fähre zu erreichen. Zunächst jedoch war eine Fjellfahrt notwendig. Bei dieser sind zahlreiche Fotostopps auf dem Sognefjell zu empfehlen. Gletscher, steile Berge, Seen mit herrlichen Wasserspiegelungen es gibt viele Punkte, an denen man tolle Fotos machen kann. Zwischendurch gibt es (fast immer) einen Stopp am Oskarshaug, einem nach einem dänischen Kronprinzen benannten Aussichtspunkt mit dem einzigen Toilettenhäuschen in den Bergen.


Die Weiterfahrt von hier führt an einem interessanten Berghotel in Turtagro und einsamen Bauernhöfen vorbei wieder ins Tal, bis man Kaupanger erreicht, einen Ort, der auch eine interessante Stabkirche aufweist. Für die bleibt aber keine Zeit, denn schon muß man sich an der Fähre anstellen. Gegen Mittag begann mit dieser Fähre unsere längste Fjordfahrt: fast zweieinhalb Stunden dauert es, bis der kleine Ort Gudvangen mitten in den Bergen erreicht ist. Er liegt am Ende des Naeroyfjords, des engsten aller Fjorde Norwegens. Imposant und von Bord des Fährschiffes gut zu genießen ist es schon, wie die Felskanten der steile Berge immer näher kommen und man gewahr wird, dass es hier Stellen gibt, an die das ganze Jahr die Sonne nicht hinkommt.
Nach Erreichen von Gudvangen und einem kleinen Stopp hier befanden wir uns schon auf der Straße zu unserem Tagesziel Bergen - allerdings hielten wir zwischendurch noch am Tvindefoss an. Einer der schönsten Wasserfälle Norwegens, mit etwa 150 m Fallhöhe auch einer der größten, stürzt mehrstrahlig von den Felsen herab und sieht überwältigend aus. Nachdem wir uns sattgesehen hatten ging es weiter nach Bergen. Die am Fjord erbaute zweitgrößte Stadt Norwegens mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten erreichten wir am Abend. Mitten im Zentrum stand unser Hotel Scandic Bergen, in dem wir nach dem Abendessen übernachteten.
Achter Tag, 27.Juni 2011:
Für Bergen - die regenreichste Stadt Europas - war ausgesprochen schönes Wetter. : Unser örtlicher Reiseleiter in Bergen war von Geburt Franzose und sprach hervorragend deutsch mit interessantem Akzent. Jedenfalls war die Führung interessant und witzig gestaltet. Vom Hafen ging es durch die Altstadt mit der alten Festung, dann zum neueren Teil Bergens und zum anderen Hafen, in dem heute die Kreuzfahrtschiffe anlegen. Hier befindet sich die größere der beiden Bergenfestungen mit der historischen Håkonshalle und dem Rosenkranzturm. Daneben aber liegt das, was Bergen am interessantesten macht: Bryggen, das alte Hanseviertel, das überwiegend aus Holzhäusern besteht und zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Dieses Viertel war im Mittelalter die Niederlassung der Hanse, lag aber außerhalb der Stadt Bergen. Deshalb war Bergen nie Hansestadt, besaß aber ein Hansekontor in der Nachbarschaft. Nachdem Monsieur Berard uns Bergen und das Hanseviertel erklärt hatte, blieben noch ein paar Minuten Freizeit am Fischmarkt übrig, bevor wir uns am Bus trafen und dann zur langen Tagesstrecke abfuhren. Kaum zu glauben - aber heute ging es schon zur letzten Übernachtung in Norwegen - sozusagen schon ?Heimweg"!



Die Mittagspause legten wir an einem der interessantes und wasserreichsten Wasserfälle Norwegens ein, am Steindalsfoss. Das Besondere an ihm ist nicht etwa seine Ergiebigkeit oder seine Höhe von ca. 50 m. Bei diesem Wasserfall führt ein Weg hinter ihn, so dass Besucher zwischen Felswand und Wasser gelangen können.
Hier gab es also die Möglichkeit, vor oder nach den ?Mittagswürstchen" vom Bordservice den Wasserfall zu erkunden. Bei der Weiterfahrt gelangten wir dann durch einen der längsten Tunnel Norwegens zur Fjordfähre und nach der Überquerung des Eidfjordes und des Måbödales wartete schon der Weg auf die Hardangervidda. Vorher allerdings gab es einen weiteren Stopp mit Wasserfall: der Vöringsfoss gilt mit 183 m Fallhöhe als höchster Norwegens. Er gehört zum Fluß Bjoreia, der den Hardangergletscher entwässert und per Staudamm auch zur Stromproduktion genutzt wird. Der Vöringsfoss ist eigentlich nur von einer Stelle gut zu sehen und zu fotografieren: vom Parkplatz des einsam auf der Höhe gelegenen Fossli-Hotels. Dorthin sind wir gefahren und haben das Phänomen erlebt, dass das Tal - eben noch Wolken und Dunst gefüllt - plötzlich freizog und der Wasserfall gut sichtbar wurde.
Von hier fuhren wir über die Hardangervidda, mit 8000 km² Ausdehnung die größte Hochebene Europas. Sie wirkt abweisend und unendlich weit und man kann sich vorstellen, wie hier im Winter und zur Schneeschmelze die Naturgewalten wüten. Freundlicher wird es im Ustedalen und dem folgenden Wintersportgebiet von Geilo. Nach einiger Zeit legten wir noch einen Toilettenstopp ein, denn wir hatten noch das ganze Hallingdal als Strecke vor uns. Der Tag wurde recht lang, denn erst gegen 20.00 Uhr trafen wir im herrlich gelegenen Sole-Hotel in Noresund ein. Es liegt am Ufer des langgezogenen Krogen-Sees und bietet malerische Ausblicke. Nach einem guten Abendbuffet ging es zur letzten Übernachtung in Norwegen.
Neunter Tag, 28. Juni 2011:
Durch ein gutes Frühstück gestärkt, brachen wir auf zur Fahrt dieses Morgens - zunächst einmal wieder in die Hauptstadt Oslo. Hier konnten wir noch einen Freizeit-Stopp am Hafen einlegen - wenige Schritte vom Stadtzentrum mit Rathaus, Festung åkershus und der Einkaufsmeile Karl-Johan Gate mit ihren Sehenswürdigkeiten entfernt. Natürlich konnte man auch seine letzten Norweger-Kronen in Oslos größtem Einkaufszentrum åker brygge loswerden ...
Dann aber ging es unaufhaltsam gen Süden. Ein letzter Stop auf norwegischer Seite an der Grenze, dann überquerten wir die Svinesundbrücke, die zur Hälfte schon nach Schweden gehört. Immerhin gelang es uns auf der Fahrt noch - schon fast in Göteborg - einen Elch zu sehen, nachdem wir bereits bei der Hinfahrt drei entdeckt hatten.
Pünktlich zur Stellzeit erreichten wir ?Tysklandterminalen", die Anlegestelle der Stena-Line Fähre nach Kiel. Nachdem ich die Gruppe eingecheckt hatte und alle ihre Bordkarten in Empfang nahmen, konnten wir sogleich an Bord.
Wieder erwartete uns vor der Übernachtung in den kleinen, aber sehr gut ausgestatteten Kabinen des Fährschiffs ein tolles Abendbuffet und danach die grandiose Ausfahrt aus der Mündung des Götaelv
Zehnter Tag, 29. Juni 2011:
Heute würde nicht mehr allzu viel passieren. Pünktlich legte die Fähre an - und da das Terminal der Stena-Line in Kiel nach langer Bauzeit endlich fertig ist, konnten wir durch gewaltig langen Gang zu Fuß an Land gehen und den Bus erwarten.
Auf der derselben Strecke wie zur Hinfahrt ging es gen Süden zurück. Die ersten Gäste verabschiedeten wir schon in Braunschweig. Pünktlich waren wir an jeder der geplanten Abholstellen, nur ganz zum Schluß mussten wir noch einen Stau umfahren.
Tja, wieder einmal eine Reise zu Ende. Ich fahre übrigens gleich wieder nach Skandinavien - nach nur zwei Tagen Pause geht es diesmal durch Schweden und Finnland zum Nordkap und dann auf wunderschöner Route durch Norwegen zurück.
Vielleicht lernen wir das alles einmal gemeinsam kennen?!
Ich würde mich freuen
Herzlichst, Ihr Dr.Michael Krause, Eberhardt-Studienreiseleiter

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