Reisebericht: Rundreise Norwegen – Wunderwelt der Fjorde

21.07. – 29.07.2014, 9 Tage oder 10 Tage Rundreise mit Flug Oslo – Lillehammer – Trondheim – Atlantikstraße – Molde – Trollstigen – Alesund – Geiranger–Fjord – Jotunheimen – Bergen


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Eine wahre Wunderwelt aus unterschiedlichsten, aber immer faszinierenden Landschaften bot uns diese Rundreise.....
a.s: Im Text und der Bildergalerie sind die norwegischen Buchstaben, insb. für die Umlaute lt.  Aussprache eingedeutscht.
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

1.Tag, Mo. 21. 07. 2014: Flug nach Oslo – Hamar

Wir treffen uns, das sind 23 Reisegäste am Infoschalter in Berlin Tegel. Pünktlich hebt die Maschine ab und wir nehmen das heiße Wetter mit nach Norwegen, wo wir in Oslo sicher landen. Sofort begeben wir uns auf den Weg nach Norden. Weil alle etwas Hunger haben und auch schon lange auf den Beinen sind, suchen wir uns einen schönen Pausenplatz aus. Der findet sich in Eidsvoll. Im dortigen Herrenhaus wurde am 17. Mai des Jahres 1814 die erste norwegische Verfassung verabschiedet. An so einem geschichtsträchtigen Ort schmeckt die Eberhardt-Bordverpflegung gleich nochmal so gut. Unser Ziel für heute heißt jedoch Hamar, die Hauptstadt der Provinz Hedmark. 1152 n. Chr. Als Bischofssitz gegründet, fanden hier 1994 die Eishockeywettkämpfe der Olympischen Winterspiele statt. Die Olympiahalle hat ein Dach wie ein umgedrehtes Wikingerschiff, und wird deshalb im Volksmund auch so genannt. Mit Einführung der Reformation durch die Schweden, die schon seit dem 14. Jh. das Land regierten, wurde das Bistum aufgelöst. Ein Stadtbrand besorgte den Rest, und so stehen von der ehemaligen Kathedrale heute nur noch geringe Reste. Diese sind jedoch durch ein großes Glasdach geschützt und befinden sich mitten im Freilichtmuseum. Trotzdem schauen wir uns dieses Bauwerk an, denn bis zum Check in ist noch reichlich Zeit. Nach genügend Zeit, um sich frisch zu machen, treffen wir uns alle zu einem guten Abendessen im Restaurant unseres Hotels, um den ersten Tag zu beschließen.

2. Tag, Di. 22. 07. 2014: Lillehammer – Maihaugen – Trondheim

Am Mjösa, dem größten See Norwegens begeben wir uns heute nach Norden. 455 km liegen vor uns. Doch bis Lillehammer, 1994 Austragungsort der olympischen Winterspiele ist es nicht sehr weit. Nach dem Besuch der riesigen Sprungschanzen am Olympischen Dorf begeben wir uns in das größte Freilichtmuseum des Landes. Maihaugen, Maihügel heißt das Areal, dass der Zahnarzt Andres Sandvig ab 1887 mit seinen Sammlungen bestückte. Nach anfänglichen Hausrat kamen nach und nach auch ganze Bauernhöfe hinzu, und sogar eine Stabkirche aus der Zeit um 1200 n. Chr. aus Garmo. Selten erhält man so fundierte Einblicke in die Lebensweise der Norweger aus dem 18. Und 19. Jh.
Auf unserem Weg nach Norden müssen wir unser erstes Fjell, so heißen hier die Hochplateaus überqueren. Plötzlich sind die Bäume weg und die Vegetation wird schon leicht arktisch. Erikagewächse und Wacholder sind neben Birken die höheren Pflanzen. Überwiegend jedoch sehen wir Moose und Flechten. Leuchtens strahlen die hellen Bereiche, welche mit der Rentierflechte bedeckt sind. An vielen Stellen taut hier der Schnee das ganze Jahr über nicht weg. Das beweist auch unser Blick auf den Snöhetta, der mit 2286 m der höchste Berg der Region ist. Die Straße folgt zudem dem Verlauf des Olafpilgerweges von Oslo nach Trondheim, der auch gleichzeitig für lange Zeit der Königsweg war. Denn Trondheim war über Jahrhunderte Krönungsort der Könige.
Abend erreichen wir endlich Norwegens drittgrößte Stadt. Hoch überragt die Vierungsspitze des Nidarosdoms die Altstadt. Die Festung Kristiansten erinnert an die über 300 Jahre, als Norwegen Dänische Provinz war. Gut das unser 4 Sterne Hotel mitten in der Stadt liegt. So können wir nach dem Abendmenu noch gemütlich einen Verdauungsspaziergang durch die schönen Gassen unternehmen.

3. Tag, Mi. 23. 07. 2014: Hurtigruten – Kristiansund – Molde

Nach dem guten Frühstücksbueffet nehmen wir das kulturhistorisch wichtigste Bauwerk Skandinaviens in Augenschein: Den Nidarosdom. Nidaros, der alte Name Trondheims bedeutet Mündung des Nid. Die Überführung der Gebeine des hl. Olaf gab die Initialzündung zur Errichtung dieser imposanten Kathedrale, deren Westwerk nach englischen Vorbildern im Stil von Westminster Abbey gestaltet ist. Chor und Vierung weisen zudem noch eindeutig romanische Elemente auf. Doch nun wartet die Midnadsol, die Mitternachtssonne auf uns. Eines der 11 Schiffe der Hurtigrutenlinie. 1891 als Postschifflinie geplant, um die entlegenen Ortschaften Nordnorwegens an das Verkehrsnetz anzubinden, stach 1893 das erste Schiff in See. Richard With, der Gründer hatte es geschafft, dank gut erarbeiteter Navigationskarten Orte auch in der Polarnacht zu erreichen, die ansonsten im Winter von der Außenwelt abgeschnitten waren. Aus trägt das Schiff durch den Trondheimfjord bis Kristiansund. Hier hat man den Stockfischfrauen ein Denkmal gesetzt, denn die Stadt verdankt ihren Reichtum dem getrockneten Fisch, der vor allem nach Südeuropa und sogar bis Brasilien verhandelt wurde und wird. Unser Weg nach Molde führt uns über die Atlantikstraße. Spektakulär ist ein 9 km langer Abschnitt, der viele kleine Inseln mittel acht Brücken und mehrerer Dämme miteinander verbindet. Bis Mitte der 90er Jahre waren diese nur mit Schiffen zu erreichen. Mitunter meint man durchs Wasser zu fahren und nicht über Land.
Abend erreichen wir unser Hotel in Molde, wo schon ein deftiges Abendmenü auf uns wartet. Es ist die Rosenstadt weil dort wegen des Klimas noch so hoch im Norden viele Rosen gedeihen. Nördlich von Molde sind sie fast nicht mehr zu erblicken. Vor unserem Hotel direkt am Anleger im Zentrum holt uns nochmal die Midnatsol der Hurtigruten ein, die nun erst in Kristiansund ankommt. Wir kennen sie ja bereits von innen.

4. Tag, Do. 24. 07. 2014: Trollstigen – Alesund

Früh morgens begeben wir uns auf den Hausberg von Molde, dem Varen. Von 407 m Höhe haben wir einen schönen Ausblick auf die Stadt und können das wunderbare Moldepanorama erblicken. 22 oft schneebedeckte Berggipfel ziehen sich am Horizont entlang. Mit der Fähre reisen wir danach über den Langfjord zu unserer Mittagspause. Diese nehmen wir vor der über 1000 m hohen Trollwand ein. Der Sage nach handelt es sich um versteinerte Trolle einer Hochzeit, die vor lauter Feiern die Dämmerung vergessen hatten und so zu Stein wurden. Doch dann kommt das Highlight des Tages: Die Auffahrt zum 740 m hohen Trollstigen. 1928-36 wurde diese Straße gebaut und führ mit z. T. 12 Prozent Steigung in 11 Haarnadelkurven nach oben. Begleitet werden wir dabei von tosenden Stigvossen, dem Wasserfall des Trollstigen. Von oben genießen wir bei strahlendem Sonnenschein die Aussicht auf die spektakuläre Strecke. Tosende Strudel bestaunen wir auch auf der anderen Seite des Passes. Am Gutbrandsjuvet hat das Wasser tiefe Strudeltöpfe in den Stein geschliffen und brodelt tosend und mit viel Gischt in der Tiefe.
Am Nachmittag checken wir im Hotel ein, welches mitten im Zentrum von Alesund liegt. So können wir schon einmal vor dem Abendbuffet die Altstadt erkunden, die komplett nach einem Brand 1904 im Jugendstil errichtet wurde. Nach dem Essen empfiehlt sich ein Spaziergang auf den Achsla, dem Hausberg der Stadt gleich hinter unserem Hotel. Der Blick auf die Stadtinsel ist einfach klasse und lohnt die vielen Stufen.

5. Tag, Fr. 25. 07. 2014: Geiranger – Lom

Unser erstes Ziel ist der Geirangerfjord, Norwegens berühmtester Fjord, der seit 2005 auf der Welterbeliste der Unesco steht. Wir unternehmen eine Fahrt mit dem Schiff durch den 15 km langen Fjord. Hunderte von Metern ragen die steilen Felsen aus dem nur 1,3 - 0,6 km breiten Fjord. Von dem Wasserfall „Die sieben Schwestern" sind drei gerade ausgegangen, denn in den letzten Wochen war es sehr heiß. Wie Nester kleben etliche Gehöfte in z. T. schwindelerregender Höhe an den Felsen. Heute werden sie von einem Verein erhalten, früher lohnte sich der Betrieb, weil hier sogar Aprikosen gediehen. Manche dieser Höfe waren nur über Leitern zu erreichen. In Geiranger angekommen, erklimmen wir per Bus eine Höhe von gut 700 m und habe zur Mittagpause einen Bilderbuchblick auf den Fjord von oben. Unser Weg führt uns auf eine Höhe von 1040 m auf das Djupvassfjell mit Gletschern und arktischer Vegetation. Etwas üppiger wird die Landschaft auf der anderen Seite des Passes im Ottadal. Der Fluss Otta bringt mit dem Pollvoss und dem Doenvoss mächtige Wasserfälle zustande. Eine Führung leisten wir uns noch in der Stabkirche zu Lom. Sie stammt im Kern aus dem frühen 13. Jh. und weist noch Reste des ursprünglich vorhandenen Laubengangs auf. Zudem ist sie die zweitgrößte Stabkirche in Norwegen. Nun begeben wir uns zu unserem Hotel im Boeverdalen. Es ist ein alter Großbauernhof, der urig und einsam in der gewaltigen Landschaft liegt. Inmitten der Stille ist uns ein erholsamer Schlaf gegönnt.

6. Tag, Sa. 26. 07. 2014: Sognefjell – Sognefjord – Bergen

Nach einem sehr zeitigen Frühstück geht es für uns hoch hinauf. Auf dem Sognefjell überqueren wir die höchste Passstraße Europas und fahren bis auf über 1470 m. Höhe. Eine arktische Landschaft mit Eis und nacktem Fels umfängt uns. Natürlich stoppen wir um die Berge und Gletscher zu photographieren. Doch unser Ziel liegt tiefer. Wir überqueren in 2,5 Stunden den Sogneford mit seinen Seitenarmen und werden wieder mit einer grandiosen Landschaft verwöhnt. Es ist der längste und mit über 1300 m tiefste Fjord Skandinaviens. Unser Weg an die Küste ist von vielen Wasserfällen gesäumt. Einer sticht durch seine Wassermenge und Kaskadenartige Struktur al besonders schön hervor: Der Tvindevossen ist immer einen Photostop wert. Am Nachmittag kommen wir in der zweitgrößten Stadt Norwegens an. Bergen hat mehr als 380000 Einwohner und war schon im Mittelalter ein wichtiges Handelszentrum. Zudem ist an diesem Wochenende noch das Tall Ship Race, die größte Segelregatta des Nordens. 500000 Besucher kommen deshalb nach Bergen. Und wir mittendrin. Natürlich sehen wir uns erst einmal die Kruzenstern, die Alexander von Humbold und andere Großsegler an, und verschaffen uns einen ersten Überblick über das historische Zentrum der Stadt, bevor wir bei einem opulenten Abendmenu den Tag beschließen.

7. Tag, So. 27. 07. 2014: Bergen – Hardangervidda

Weil Bergen wegen der Großseglerveranstaltung vor Menschen über quillt und viele Straßen gesperrt sind, unternehmen wir einen zweistündigen Stadtrundgang zu Fuß mit unserer örtlichen Reiseleitung. So kommen wir auch in versteckte Gassen, wo kein Bus je hinein kommen würde. Natürlich lassen wir auch die Tyske Bryggen, das mittelalterliche Hanseviertel nicht aus, sowie den Fischmarkt. In der anschließenden Freizeit nutzen die meisten von uns die Standseilbahn auf den Bergener Hausberg, den Flöyen. Bei strahlendem Sonnenschein bietet sich ein herrlicher Rundblick über die gesamte Stadt. Doch nun wollen wir Richtung Hardabgervidda fahren, das mit mehr als 8000 qkm größte Hochplateau Europas. Doch unterwegs gilt es noch den Steinsdalvossen anzuschauen. Dieser Wasserfall ist zwar nur 50 m hoch, jedoch kann man bequem auf einem Pfad hinter die herab stürzenden Wassermassen gelangen. Nachdem wir eine Weile den Blick auf den langen Hardangerfjord genießen konnten, überqueren wir die mehr als 1,3 km lange Hardangerbrücke. Sie wurde erst im August 2013 fertig gestellt und galt seinerzeit als die längste Schrägseilbrücke Skandinaviens. Doch bald sind wir auf 1200 m Höhe und uns umfängt wieder eine arktische Landschaft. Der Eintritt zur Hardangervidda beginnt mit einem Stop am Vöhrinsvossen, denn Wassermassen 183 m im senkrechten Fall nach unten stürzen. Die Gischt spritzt am gegenüberliegenden Ufer der Schlucht fast bis zu uns hinauf. Nun genießen wir diese unwirtliche Landschaft mit Flechten, Felsen und Gletschern und werfen noch einen langen Blick auf das Eisfeld Hardangerjökulen mit seinen gewaltigen Gletschermassen. Unser Hotel ist schon auf uns vorbereitet, und so genießen wir ein mächtiges Abendbueffet. Wer möchte, kann sich vor dem Schlafen auch im Fitnessbereich oder Pool die nötige Müdigkeit aneignen.

8. Tag, Mo. 28. 07. 2014: Oslo

Nach dem Frühstück reisen wir weiter nach Süden durch das liebliche Hallingdal. Es weitet sich mitunter mächtig und große Bauernhöfe säumen die Berghänge. Nach unserer Mittagspause am Tyrisfjord erreichen wir die Hauptstadt Oslo. Die Metropole Norwegens pulsiert, gilt jedoch auch als teuerste Stadt der Welt. Unsere Gästeführerin treffen wir an der alten Festung Akershus aus dem 13. Jh. Sie zeigt uns zunächst die neue Oper des Architekturbüros Snöhettan, sowie den Storting und das Königsschloss. Krönender Anschluss ist der riesige Wiegelandpark, in dem Gustav  Wiegeland über Jahrzehnte den Zyklus des Lebens in Stein haute und Bronze goss. Am weltberühmten Rathaus parken wir den Bus und haben noch freie Zeit, uns im Zentrum auf eigene Faust umzuschauen.
Unser Hotel direkt am Oslofjord wartet mit einem riesigen Abendbuffet auf, das den lukullischen Abschluss des Tages bildet.

9. Tag, Di. 29. 07. 2014: Rückflug

Nach einem opulenten Frühstücksbuffet treten wir die Heimreise an. Es sind etliche Kilometer bis zum Flughafen Oslo. Nach einer herzlichen Verabschiedung und dem Check in hebt die Maschine bald pünktlich ab und sicher landen alle in Tegel, wo die Transfers schon die Gäste erwarten. Das Land der Fjorde, Fjells und Trolle hat uns wunderbare Erlebnisse beschert, die allen noch lang in guter Erinnerung bleiben werden.

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