Reisebericht: Wanderreise Norwegen zwischen Fjord und Gletscher

15.06. – 25.06.2013, 11 Tage Wanderreise Stavanger – Lysefjord – Preikestolen – Bergen – Hardangerfjord – Eidfjord – Oslo (46 Wanderkilometer)


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Norwegen zählt auf Grund seiner grandiosen Landschaft zu den beliebtesten Reiseländern der Deutschen. Unsere Wandergruppe hat sich dem Land zu Fuß genähert und dabei unterschiedliche Landschaften in Fjordnorwegen kennen gelernt. Ein tolles Erlebnis, welches uns bis in ewige Eis führte.
Ein Reisebericht von
Ralf Kuchenbecker

15.06./16.06.13 – Anreise über Dänemark nach Norwegen


Pünktlich um 6 Uhr startet unser Bus in Dresden. Da wir nur eine kleine Wandergruppe von 14 Gästen sind haben wir nur noch zwei Zustiege unterwegs. Einmal am Leipziger Flughafen und dann schon hinter Berlin an der Raststätte Linumer Bruch. Als wir dort wieder abfahren wollen geht die Türe vom Bus nicht mehr zu. Unsere Fahrerin Gisela hat aber alles im Griff und weiß welche Telefonnummer die richtige ist. Mit Hilfe des Telefonjokers können wir das elektrische Problem lösen und unsere Fahrt fortsetzen. Weiter geht es über die A24 Richtung Hamburg, später passieren wir Bad Oldeslohe, Bad Segeberg, Neumünster. Bei Flensburg passieren wir die Grenze zu Dänemark, in Padborg entrichten wir die Straßengebühr, weiter über Kolding und Åraus erreichen wir am Abend unser Hotel Comwell Rebild Bakker in Rebild. Nach einem guten Abendessen sinken wir alle in unsere Betten.
Am nächsten Tag geht es nach dem Frühstück über Ålborg nach Hirtshals und von dort in 3,15 h nach Kristiansand. Dort angekommen sind es nur noch 238 km bis Stavanger. Deutsche Maßstäbe im vorwärtskommen sind aber fehl am Platz. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 70 - 80 km/h dauert die Fahrt doch etwas länger. Versüßt wird uns die Fahrt durch strahlenden Sonnenschein und eine tolle Landschaft. Nach der Ankunft im Hotel Rica Forum in Stavanger essen wir noch zu Abend und ein mancher macht auch noch einen Spaziergang. Das geht ohne Probleme, denn die Sonne geht erst so kurz vor 24 Uhr schlafen.

17.06.13 – Wanderung in den Jæren – Synesvarden


Das Frühstück genießen wir bei einem tollen Blick auf Stavanger und Umgebung in der 21. Etage unseres Hotels. Danach brechen wir auf zu unserer ersten Wanderung. Nach gut einer Stunde Fahrt beginnen wir unsere Wanderung am kleinen Stausee Vandavatnet. Durch Weideland für Kühe und Schafe, später durch offene Moorlandschaft erreichen wir schließlich den 306 m hohen Gauleksvarden. Unterwegs gibt es, dank fachkundiger Information eines Reisegastes, einiges an interessanten Pflanzen zu entdecken. So u.a. Siebenstern, Fettkraut, Sonnentau, Blutwurz oder auch Sumpfschachtelhalm. Dann steigen wir wieder leicht ab um die "Steinkjerinnga" zu erreichen. Die Steinfrau, ein Skulptur von Sigur Sørendsen aus dem Jahre 1898-99, auch Mutter Norwegens genannt, wacht über das weite Land. Sie wurde 1925 an diesem Platz aufgestellt. Nach einem Eintrag in das "Gjestbook" wandern wir hinüber zum  350 m hohen Synesvarden. Bei wunderschönem Wetter genießen wir die Aussicht auf die Umgebung und unser mitgebrachtes Mittagsbrot. Danach erfolgt der Abstieg zum See "Holmavatnet", wo Gisela mit dem Bus wartet. Auf dem Weg zurück nach Stavanger machen wir noch einen Halt am Sandstrand bei Orre. Nach dem abkühlen der Füße in der Nordsee ist ein Spaziergang durch den warmen Sand richtig toll. Mit dem gemeinsamen Abendessen geht ein richtig schöner Tag zu Ende.

18.06.13 – Stavanger – Lysefjord – Preikestolen


Bereits zum Frühstück lacht wieder die Sonne und so verspricht nict nur der Wetterbericht einen schönen Tag. Gemeinsam laufen wir vom Hotel in das Stadtzentrum von Stavanger, wo ausreichend Zeit bleibt dieses zu erkunden. Für den Fall der Fälle ist auch jeder mit einem Stadtplan ausgerüstet. Mittags fahren wir dann vom Altstadthafen mit dem Schiff in den Lysefjord. Allein schon die Fahrt dahin ist ein Erlebnis, eine Bilderbuchlandschaft zieht an uns vorbei. An verschiedenen Punkten wird während der Tour wird auf Deutsch erklärt. Bei Oanes biegen wir dann in den Lysefjord ein, der über 40 km läng ist, hier steigt auch noch Gisela unsere Busfahrerin zu. Und dann können wir schon mal unser Wanderziel von unten bestaunen, die mächtige Felskanzel des Prekestolen. Nach dem "Whisky Wasserfall", dessen Wasser wir auch auf dem Schiff verkosten können, legt das Schiff am Lysefjordcenter an, wo wir es verlassen. Mit unserm Bus fahren wir jetzt zur Prekestolenhytta, wo der Aufstieg zum Prekestolen beginnt. Gleich zu Beginn steigt der Weg kräftig an, wird dann wieder etwas flacher bevor wir zwei weitere Höhenstufen zu überwinden haben. Der Weg erfordert dabei unsere ganze Aufmerksamkeit, verläuft er doch zum großen Teil über Bruchsteine, kann aber als gut ausgebaut bezeichnet werden. Das letzte Stück ist dann nicht mehr ganz so schwer und der Weg am Felsrand entlang ist auch gut gesichert. Und dann ist Sie da, die Plattform der Predigtkanzel, wie der Gipfel auf deutsch heißt. Wir blicken von 604 m hinab auf den Lysefjord und das umliegende Land. Ein mächtiger Anblick. Einige Mutige legen sich auf den Bauch und wagen einen Blick über den Rand nach unten. Ein Erlebnis und alle sind froh diesen Weg geschafft zu haben. Nach einer Pause beginnt der Abstieg über den gleichen Weg. Von der Prekestolenhytta fahren wir dann zu Fähre nach Oanes und anschließend zurück nach Stavanger. Wir sind geschafft aber froh.

19.06.13 – Fahrt nach Bergen – Stadtrundfahrt


Heute verlassen wir Stavanger, unser Ziel ist die Stadt Bergen. Auf den gut 200 Kilometern bis dahin durchfahren wir mehrere einige Tunnel, welche bis zu 8 Kilometer lang sind und immer unter dem Meer hindurchführen. Die tiefste Stelle die wir durchfahren liegt bei 260 m unter dem Meeresspiegel. Zweimal fahren wir auch mit der Fähre, eine Abwechslung auf der auch landschaftlich schönen Strecke. Da wir gut in der Zeit liegen nehmen wir ab eine Nebenstraße, machen in Fitjar eine Mittagspause und erreichen dann am Nachmittag Bergen. Die Zeit reicht um zuerst im Hotel, dem Thon Hotel Bristol, unsere Zimmer zu beziehen und danach die Stadtrundfahrt zu beginnen. Annemarie, eine deutsche Studentin, ist unsere Stadtführerin. Sie bringt uns Bergen näher und zum Ende der Rundfahrt, welche uns in zahlreiche Stadtteile führte und sogar die Residenz des norwegischen Königs in Bergen führt, machen wir noch einen Spaziergang durch die Brygge. Dabei handelt es sich um die ehemaligen Handels- und Wohnhäuser der Hanskaufleute. In Bergen befand sich zur Hochzeit der Lübecker Hanse ein Kontor der selben. Haupthandelsware war Stockfisch, eingeführt wurde häufig Wein und Bier, aber auch Tuche aus England. Am Abend beginnt es zu regnen, hoffentlich ist es morgen früh vorbei, denn wir wollen wieder wandern gehen.

20.06.13 – Wanderung rund um Bergen – Ulriken – Fløyen


Der Tag zeigt sich schon am Morgen von seiner besten Seite. Wir benutzen heute für den Weg bis zur Ulrikenbahn den Linienbus, das geht am unkomplizierten. Von der Haltestelle ist es ein kurzer Weg bis zur Seilbahnstation und es geht auch sofort hinauf auf den Ulriken. Hier haben wir, von über 600 m Höhe, einen tollen Blick auf Bergen und seine Umgebung. Wir wandern zuerst Richtung Turnerhytte, ab da kann man den Weg eigentlich zum größten Teil überblicken. Es geht leicht bergan und bergab, mal müssen wir über gröbere Steine laufen, mal durch mooriges Gelände und dann geht es wieder ganz normal dahin. Unterwegs können wir einen Halo - Lichteffekt sehen, etwas was den meisten von uns bis jetzt unbekannt war. Dabei handelt es sich um Lichteffekte der atmosphärischen Optik die durch Reflexion und Brechung von Licht an Eiskristallen entstehen. Das was wir sahen wird als 22°-Ring bezeichnet und ist die häufigste Erscheinung. Unsere Mittagspause im Sonnenschein ermöglicht uns einen weiten Blick über den See Langelivantnet und den Stausee Svartediket. Dann steigen wir etwas ab um danach wieder zum Rundemanen aufzusteigen. Nach einer Verschnaufpause steigen wir über die Brushytten zur Bergstation der Fløybahn ab. Hier haben wir einen weiteren umwerfenden Blick über Bergen. Einige Gäste nutzen die Fløybahn um in die Stadt hinab zu fahren, einige andere laufen hinab und erreichen in der Nähe des Torget die Stadt. Jetzt bleibt noch Zeit die Stadt etwas auf eigene Faust zu erkunden.

21.06.13 – Fahrt nach Ulvik


Heute reisen wir aus Bergen ab, Das Wetter meint es nicht so gut mit uns, es regnet. Schnell haben wir die Stadt verlassen, fahren über die Berge. Einen Halt machen wir am 30 m hohen Wasserfall Steinsdalsvossen. Das imposante ist hier, das man hinter den Wasserfall gehen kann. Vorbei an Norheimsund, Kvandal, Granvin fahren wir über.... nach Ulvik. Nach Ankunft an der dortigen Touristinfo laufen wir gemeinsam zur Ciderfarm Syse Gard. Von Gro, der Chefin hier, erfahren wir alles wichtige über den Obstanbau am Ulvikfjord aber auch über das Leben und die Arbeit der Besitzerfamilie rund um das Jahr. Und ganz klar, wir können leckeren Apfelsaft probieren, kosten selbstgemachte Marmeladen, lassen uns ein Glas Cider schmecken und den selbstgeräucherten Lammschinken.
Für die nächsten drei Nächte wohnen wir im Brakanes Hotel in Ulvik und lassen uns am Abend das Bufet munden.

22.06.12 – Gletscherwanderung am Folgefonna


Am Morgen zeigt sich das Wetter noch nicht von seiner besten Seite. Heute gibt es die fakultative Möglichkeit zu einer Gletscherwanderung auf Norwegens drittgrößtem Gletscher, dem Folgefonna. Und so macht sich ein Teil der Gruppe am Morgen auf nach Jondal. Die im Hotel bleibenden Gäste haben einen Tag zur freien Verfügung, welcher sich in Ulvik ohne Probleme verbringen lässt. Von Jondal sind es noch 20 km bis zum Folgefonna Sommerskicenter. Allein die Fahrt da hinauf ist ein Erlebnis. Nach Ankunft werden wir von unserem Gletscherführer Cleng empfangen. Wir werden eingekleidet und natürlich in die Tour eingewiesen. Zuerst haben wir 200 Höhenmeter zu überwinden. Wir starten in dichten Nebel und dann kommt die erste Belohnung, die Wolken reißen auf und wir können erstmals sehen in was für einem Winterwunderland wir angekommen sind. Nachdem wir eine Höhe von 1400 m erreicht haben steigen wir zum eigentlichen Gletscher ab. Zuerst aber müssen die Steigeisen angelegt und eine Seilschaft gebildet werden. Dann laufen wir tatsächlich über den Gletscher, vorbei an großen Gletscherspalten, Direkt am Eis machen wir eine Mittagspause und drehen dann noch mehrere Runden über das Eis, das an machen Stellen eine blaue Farbe hat. Cleng erklärt uns, das dies mit dem Lichteinfall der Sonne zu tun hat und der gleiche Effekt auch beim Meerwasser auftritt. Später verlassen wir den Gletscher wieder und steigen wieder ab zum Sommerskicenter. Inzwischen ist hier kein Betrieb mehr. Wir sind geschafft und froh, es war ein Erlebnis. Über den gleichen Weg fahren wir zurück nach Ulvik.

23.06.13 – Wanderung Husedal

Das Wetter am Morgen zeigt sich bereits von seiner besten Seite und das wird sich auch an diesem Tag nicht ändern. Mit der Fähre setzen wir über nach Brimnes und fahren dann die wenigen Kilometer nach Kinsarvik und von dort hinein ins Husedal. Am Parkplatz beginnen wir unsere Wanderung die zuerst entlang des Kinso - Flusses bis zum Wasserkraftwerk führt. Hier erleben wir den ersten tosenden Wasserfall, den ca. 100 m hohen Tveitafoss.
Über einen Fahrweg steigen wir hinauf zu einem kleinen Staubecken, welches für das Wasserkraftwerk benötigt wird. Der Weg führt weiter durch reichlich Vegetation und schon von weiten hört man den zweiten Wasserfall, den ca. 180 m hohen Nyastølfoss, rauschen, auf welchen wir bald einen ungehinderten Blick haben. Über teilweise blanken Fels erreichen wir die nächste Stufe und haben einen tollen Blick zum Wasserfall Nummer drei, dem ca. 80 m hohen Nykjesøyfoss. Die dazugehörige Alm lädt zu einer Rast ein, voller Bewunderung genießen wir die Natur. Noch einmal steigt der Weg steil an und wir kommen schon über die Baumgrenze. Im nächsten gewaltigen Tal sehen wir wie sich der ca. 240 m hohe Søtefoss sich in zwei Stufen von der Hardangervidda herabstürzt. Noch einmal ein Platz zum verweilen um staunend die Naturgewalten zu bewundern. Auch die Flora hat wieder einiges zu bieten, so finden wir ganze Teppiche von Multebeeren. Bis zum zweiten Wasserfall gehen wir auf gleichem Weg zurück um dann den Fahrweg hinab ins Tal zu nutzen. Glücklich und froh erreichen wir wieder unseren Bus und fahren nach Brimnes um von dort nach Bruravik überzusetzen. Welch ein Schreck, an der Fähre ist eine lange Schlange und so müssen wir eine Stunde warten bis wir mit der Fähre fahren können. Zum Abschluß drehen wir noch eine Runde im Granvintunnel. Ja Richtig eine Runde, denn im Tunnel befindet sich ein blau beleuchteter Kreisverkehr, welcher den Zugang zur Hardangerbrücke ermöglicht, welche im August eröffnet wird. Zum Abschluss des Tages treffen wir uns alle noch auf ein Gläschen Sekt um auf die schönen Tage anzustoßen.

24.06.13 – Fahrt nach Oslo


Wir verlassen Ulvik, unser Ziel ist Oslo. Nach der Fährüberfahrt nach Brimnses führt der Weg vorbei an Eidfjord zum 182 m hohen Wasserfall Vøringfossen. Nach einem Fotostopp geht es weiter hinauf zur Hardangervidda. Eine beeindruckende Hochebene, mit 9000 km² die größte in Europa. Zwei Fotostopps ermöglichen uns einen Eindruck derselben. Über Geilo erreichen wir den kleinen Ort Torpo mit seiner kleinen, aus dem 11. Jh. stammenden Stabkirche, Norwegens Beitrag zur europäischen Sakralarchitektur. Durch das Hallingdal vorbei an Flå erreichen wir schließlich Hønnefoss. Von dort ist es nicht mehr weit bis nach Oslo und am späten Nachmittag treffen wir dann in unserm Hotel "Rica Holmenkollen" ein. Nach einem guten Abendessen bleibt noch Zeit den Holmenkollen rund um die berühmte Sprungschanze zu erkunden.

25.06.13 – Rückflug nach Berlin


Schon sehr zeitig müssen wir heute aufbrechen. Mit Frühstückspaketen im Gepäck fahren wir zum Flughafen Oslo - Gadamoen. Pünktlich fliegen wir zurück nach Berlin-Schönefeld, von wo wir per Haustürtransfer zurück zu unseren Wohnorten gebracht werden. Eine landschaftlich tolle Wanderreise mit netten Gästen und viel Sonnenschein, welchen wir im Herzen mit uns tragen geht zu Ende. Danke und bis bald.

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