Reisebericht: Wanderreise Norwegen zwischen Fjord und Gletscher
21.06. – 01.07.2014, 11 Tage Wanderreise Stavanger – Lysefjord – Preikestolen – Bergen – Hardangerfjord – Eidfjord – Oslo (46 Wanderkilometer)
Ein traumhaftes Wetter begleitete die gesamte Reise und ließ so die Natur zu einem unvergeßlichen Erlebnis werden. Die Berg- und Fjordwelt Norwegens haben wir so besonders intensiv zu Fuß erleben können.
Ein Reisebericht von
Ralf Kuchenbecker
Ralf Kuchenbecker
21.06./22.06.14 – Anreise über Dänemark nach Norwegen
Mit dem ersten Zustieg am Leipziger Flughafen beginnt unsere Reise. Die Fahrt führt uns vorbei an Magdeburg, dann weiter Richtung Hannover und von dhort über die A7 Richtung Hamburg. Leider hat uns auf der Fahrt zweimal die Staufalle erwischt, einmal am Dreieck Walsrode und dann am Elbtunnel in Hamburg. So mussten die beiden Gäste die noch am Hamburger Flughafen zustiegen 1,5 h auf unseren Bus warten. Bei Flensburg passieren wir die Grenze zu Dänemark, in Padborg entrichten wir die Mehrwertsteuer für die Durchfahrt durch Dänemark, dann weiter über Kolding und Åraus erreichen wir am Abend unser Hotel Comwell Rebild Bakker in Rebild. Nach einem guten Abendessen sinken wir alle in unsere Betten.
Am nächsten Tag geht es nach dem Frühstück über Ålborg nach Hirtshals und von dort in 3,15 h mit dem Fährschiff der Colorline nach Kristiansand. Dort angekommen sind es nur noch 238 km bis Stavanger. Deutsche Maßstäbe im vorwärtskommen sind aber fehl am Platz. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 70 - 80 km/h dauert die Fahrt doch etwas länger. Versüßt wird uns die Fahrt durch strahlenden Sonnenschein und eine tolle Landschaft. Nach der Ankunft im Thon Hotel Maritim in Stavanger essen wir noch zu Abend und ein mancher macht auch noch einen Spaziergang. Das geht ohne Probleme, denn die Sonne geht ja zur Zeit in Norwegen nicht wirklich schlafen.
23.06.14 – Wanderung in den Jæren – Synesvarden
Zum Frühstück genießen wir das Skandinavische Frühstücksbüffet im Hotel. Hier kann sich auch jeder nach Belieben ein Lunchpaket zusammenstellen. Danach geht es auf zu unserer ersten Wanderung. Nach gut einer Stunde Fahrt beginnen wir unsere Wanderung am kleinen Stausee Vandavatnet. Durch Weideland für Kühe und Schafe, später durch offene Moorlandschaft erreichen wir schließlich den 306 m hohen Gauleksvarden. einiges an interessanten Pflanzen zu entdecken. So u.a. Echtes Fettkraut, Beinbrech oder Gelbe Moorlilie, geflecktes Knabenkraut und Wollgras. Dann steigen wir wieder leicht ab um die "Steinkjerinnga" zu erreichen. Die Steinfrau, ein Skulptur von Sigur Sørendsen aus dem Jahre 1898-99, auch Mutter Norwegens genannt, wacht über das weite Land. Sie wurde 1925 an diesem Platz aufgestellt. Jetzt wandern wir hinüber zum 359 m hohen Synesvarden. Bei wunderschönem Wetter und starkem Wind genießen wir die Aussicht auf die Umgebung und unser mitgebrachtes Mittagsbrot. Danach erfolgt der Abstieg zum See "Holmavatnet", wo Kersten mit dem Bus wartet. Auf dem Weg zurück nach Stavanger machen wir noch einen Halt am Sandstrand bei Orre. Nach dem Abkühlen der Füße in der Nordsee ist ein Spaziergang durch den warmen Sand richtig toll.
Da wir nicht zu spät im Hotel zurück sind bleibt noch etwas Zeit das Stadtzentrum von Stavanger zu erkunden. Mit dem gemeinsamen Abendessen geht ein richtig schöner Tag zu Ende.
24.06.14 – Stavanger – Lysefjord – Preikestolen
Bereits zum Frühstück lacht wieder die Sonne und so verspricht nicht nur der Wetterbericht einen schönen Tag. Vom Altstadthafen fahren wir mit dem Schiff in den Lysefjord. Allein schon die Fahrt dahin ist ein Erlebnis, eine Bilderbuchlandschaft zieht an uns vorbei. An verschiedenen Punkten wird während der Tour erklärt, wir bekommen ein Faltblatt mit den entsprechenden Erklärungen. Bei Oanes biegen wir dann in den Lysefjord ein, der über 40 km lang ist. Und dann können wir schon mal unser Wanderziel von unten bestaunen, die mächtige Felskanzel des Preikestolen. Nach dem Wasserfall, dessen Wasser wir auch auf dem Schiff verkosten können, legt das Schiff am Lysefjordcenter an, wo wir es verlassen. Mit einem Transferbus fahren wir jetzt zur Preikestolenhytta, wo der Aufstieg zum Preikestolen beginnt. Gleich zu Beginn steigt der Weg kräftig an, wird dann wieder etwas flacher bevor wir zwei weitere Höhenstufen zu überwinden haben. Der Weg erfordert dabei unsere ganze Aufmerksamkeit, verläuft er doch zum großen Teil über Bruchsteine, kann aber als gut ausgebaut bezeichnet werden. Das letzte Stück ist dann nicht mehr ganz so schwer und der Weg am Felsrand entlang ist auch gut gesichert. Und dann ist „Sie" da, die Plattform der Predigtkanzel, wie der Gipfel auf Deutsch heißt. Wir blicken von 604 m hinab auf den Lysefjord und das umliegende Land. Ein mächtiger Anblick. Einige Mutige legen sich auf den Bauch und wagen einen Blick über den Rand nach unten. Ein Erlebnis und alle sind froh diesen Weg geschafft zu haben. Nach einer Pause beginnt der Abstieg über den gleichen Weg. Von der Prekestolenhytta fahren wir dann zu Fähre nach Tau um von dort nach Stavanger über zu setzen. Die letzten Meter zum Hotel legen wir dann nochmal zu Fuß zurück. Wir sind geschafft aber froh.
25.06.14 – Fahrt nach Bergen – Stadtrundfahrt
Heute verlassen wir Stavanger, unser Ziel ist die Stadt Bergen. Auf den knapp 200 Kilometern bis dahin durchfahren wir mehrere Tunnel, welche bis zu 8 Kilometer lang sind und immer unter dem Meer hindurchführen. Die tiefste Stelle die wir durchfahren liegt bei 260 m unter dem Meeresspiegel. Zweimal nutzen wir auch mit der Fähre, eine Abwechslung auf der auch landschaftlich schönen Strecke. Da wir gut in der Zeit liegen nehmen wir ab Lervik eine Nebenstraße, machen in Fitjar eine Mittagspause und erreichen dann am Nachmittag Bergen. Die Zeit reicht um zuerst im Hotel, dem Rica Hotel Bergen, unsere Zimmer zu beziehen und danach die Stadtrundfahrt zu beginnen. Gudrun ist unsere Stadtführerin. Sie bringt uns Bergen näher und zum Ende der Rundfahrt, welche uns in zahlreiche Stadtteile führte machen wir noch einen Spaziergang durch die Brygge. Dabei handelt es sich um die ehemaligen Handels- und Wohnhäuser der Hansekaufleute. In Bergen befand sich zur Hochzeit der Lübecker Hanse ein Kontor derselben. Haupthandelsware war Stockfisch, eingeführt wurde häufig Wein und Bier, aber auch Tuche aus England. Am Abend lassen wir uns das Essen in unserem Hotel schmecken.
26.06.14 – Wanderung rund um Bergen – Ulriken – Fløyen
Der Tag zeigt sich schon am Morgen von seiner besten Seite. Mit unserem Bus fahren wir zur Talstation der Ulrikenbahn. Nach dem Ticketkauf geht es auch sofort hinauf auf den Ulriken. Hier haben wir, von über 600 m Höhe, einen tollen Blick auf Bergen und seine Umgebung. Wir wandern zuerst Richtung Turnerhytte, ab da kann man den Weg eigentlich zum größten Teil überblicken. Es geht leicht bergan und bergab, mal müssen wir über gröbere Steine laufen, mal durch mooriges Gelände und dann geht es wieder ganz normal dahin. Unterwegs können wir einen Halo - Lichteffekt sehen, etwas was den meisten von uns bis jetzt unbekannt war. Dabei handelt es sich um Lichteffekte der atmosphärischen Optik die durch Reflexion und Brechung von Licht an Eiskristallen entstehen. Das was wir sahen wird als 22°-Ring bezeichnet und ist die häufigste Erscheinung. Unsere Mittagspause im Sonnenschein ermöglicht uns einen weiten Blick über den See Langelivantnet und den Stausee Svartediket. Dann steigen wir etwas ab um danach wieder zum Rundemanen aufzusteigen. Nach einer Verschnaufpause geht es über die Brushytten zur Bergstation der Fløybahn hinab. Hier haben wir einen weiteren umwerfenden Blick über Bergen. Einige Gäste nutzen die Fløybahn um in die Stadt hinab zu fahren, einige andere laufen hinab und erreichen in der Nähe des Torget die Stadt. Jetzt bleibt noch Zeit die Stadt etwas auf eigene Faust zu erkunden.
27.06.14 – Steindalsvossen – Ulvik – Kinsarvik
Heute reisen wir aus Bergen ab, Das Wetter meint es wieder gut mit uns. Schnell haben wir die Stadt verlassen, fahren über die Berge. Mehrere Wasserfälle liegen heute auf unserem Weg. Zuerst halten wir am „Rasteplassvossen", dann am Fossenbratte. Interessant ist auch der Halt am 30 m hohen Wasserfall Steinsdalsvossen. Das imposante ist hier, das man hinter den Wasserfall gehen kann. Vorbei an Norheimsund, Kvandal, Granvin, mit einigen Stopps unterwegs, fahren wir nach Ulvik. Unterwegs gibt es dann doch mal einen ganz schönen Schauer, der aber bei Ankunft in Ulvik schon wieder vorbei ist. Zuerst schauen wir uns die im Jahr 1859 gebaute Holzkirche an und laufen wir gemeinsam zur Ciderfarm Syse Gard. Von Gro, der Chefin hier, erfahren wir alles Wichtige über den Obstanbau am Ulvikfjord, aber auch über das Leben und die Arbeit der Besitzerfamilie rund um das Jahr. Und ganz klar, wir können leckeren Apfelsaft probieren, lassen uns ein Glas Cider schmecken und ebenso den selbstgeräucherten Lammschinken und die selbst gemachte Wurst. Über die im August 2013 neu eröffnete 1380 m lange Hardangerbrücke fahren wir nach Kinsarvik, wo wir die nächsten drei Nächte im Kinsarvik Fjordhotel übernachten.
28.06.14 – Wanderung Husedalen
Das Wetter am Morgen zeigt sich bereits von seiner besten Seite und das wird sich auch an diesem Tag nicht ändern. Mit dem Bus fahren wir bis zum Wanderparkplatz im Husedalen. Am Parkplatz beginnen wir unsere Wanderung die zuerst entlang des Kinso - Flusses bis zum Wasserkraftwerk führt. Hier erleben wir den ersten tosenden Wasserfall, den ca. 100 m hohen Tveitafoss.
Über einen Fahrweg steigen wir hinauf zum zweiten Wasserfall, dem ca. 180 m hohen Nyastølfoss, den wir aber erstmal nur von weitem sehen können. Bald schon erreichen wir die nächste Stufe und haben einen tollen Blick zum Wasserfall Nummer drei, dem ca. 80 m hohen Nykjesøyfoss. Die dazugehörige Alm lädt zu einer Rast ein, voller Bewunderung genießen wir die Natur. Noch einmal steigt der Weg steil an und wir kommen schon über die Baumgrenze. Im nächsten gewaltigen Tal sehen wir wie sich der ca. 240 m hohe Søtefoss in zwei Stufen von der Hardangervidda herabstürzt. Noch einmal ein Platz zum Verweilen um staunend die Naturgewalten zu bewundern. Auch die Flora hat wieder einiges zu bieten, so finden wir Multebeeren, jede Menge Sonnentau und Krähenbeeren. Bis zum zweiten Wasserfall gehen wir auf gleichem Weg zurück um dann den Weg durch den Wald hinab ins Tal zu nutzen. So haben wir auch noch einmal einen ungehinderten Blick auf den zweiten Wasserfall, den Nyastølfoss, der mit seiner ganzen Schönheit und Urgewalt in das Tal hinabstürzt. Glücklich und froh erreichen wir wieder unseren Bus und ein gut gekühltes Bier aus unserer Bordküche erfrischt.
29.06.14 – Gletscherwanderung am Folgefonna
Am Morgen ist wieder blauer Himmel, kaum eine Wolke ist zu sehen. Heute gibt es die fakultative Möglichkeit zu einer Gletscherwanderung auf Norwegens drittgrößtem Gletscher, dem Folgefonna. Und so macht sich ein Teil der Gruppe am Morgen auf nach Jondal. Die im Hotel bleibenden Gäste haben einen Tag zur freien Verfügung, welcher sich in Kinsarvik ohne Probleme verbringen lässt. Von Jondal sind es noch 19 km bis zum Folgefonna Sommerskicenter. Allein die Fahrt da hinauf ist ein Erlebnis. Nach Ankunft werden wir von unserem Gletscherführer Øven empfangen. Wir werden eingekleidet und natürlich in die Tour eingewiesen. Zuerst haben wir 200 Höhenmeter zu überwinden. Wir starten unsere Tour ins Winterwunderland mitten im Sommer und sehen gleichzeitig eine ganze Menge Menschen die hier zum sommerlichen Skifahren sind. Nachdem wir eine Höhe von 1400 m erreicht haben steigen wir zum eigentlichen Gletscher ab. Zuerst aber müssen die Steigeisen angelegt und eine Seilschaft gebildet werden. Dann laufen wir tatsächlich über den Gletscher, vorbei an großen Gletscherspalten. Wir drehen eine Runde über das Eis, das an machen Stellen eine blaue Farbe hat. Øven erklärt uns, das dies mit dem Lichteinfall der Sonne zu tun hat und der gleiche Effekt auch beim Meerwasser auftritt. In der Nähe zieht ein Gewitter auf und wir verlassen wir den Gletscher wieder. Noch einmal heißt es aufsteigen um dann wieder zum Sommerskicenter zurück zu kehren. Inzwischen ist hier kein Betrieb mehr. Wir sind geschafft und froh, es war ein Erlebnis. Der Weg zurück führt uns durch den Jondaltunnel und den Folgefonnatunnel, beide über 10 km lang, nach Odda und dann weiter nach Kinsarvik zu unserem Hotel.
30.06.14 – Fahrt nach Oslo
Wir verlassen Kinsarvik, unser Ziel ist Oslo. Der Weg führt vorbei an Eidfjord zum 182 m hohen Wasserfall Vøringfossen. Nach einem Fotostopp geht es weiter hinauf zur Hardangervidda. Eine beeindruckende Hochebene, mit 9000 km² die größte in Europa. Zwei Fotostopps ermöglichen uns einen Eindruck derselben. Über Geilo erreichen wir den kleinen Ort Torpo mit seiner kleinen, aus dem 13. Jh. stammenden Stabkirche, Norwegens Beitrag zur europäischen Sakralarchitektur. Durch das Hallingdal vorbei an Flå erreichen wir schließlich Hønnefoss. Von dort ist es nicht mehr weit bis nach Oslo und am Nachmittag treffen wir dann in unserm Hotel "Rica Park Hotel Holmenkollen" ein. Vor und nach dem sehr guten Abendessen bleibt noch Zeit den Holmenkollen rund um die berühmte Sprungschanze zu erkunden.
01.07.14 – Rückflug nach Berlin
Wir genießen noch das Frühstück im Hotel und fahren dann zum Flughafen Oslo - Gadamoen. Fast pünktlich fliegen wir zurück nach Berlin-Tegel und Frankfüt/Main, von wo wir per Haustürtransfer zurück zu unseren Wohnorten gebracht werden. Eine landschaftlich tolle Wanderreise mit viel Sonnenschein und einer ganz netten Wandergruppe geht zu Ende. Danke und bis bald.
