Reisebericht: Ostsee–Rundreise: Baltikum und Skandinavien

08.06. – 20.06.2019, 13 Tage Rundreise Litauen – Lettland – Estland – Finnland – Schweden


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Eine Rundreise durch das Baltikum und Skandinavien auf den Spuren von Lettgallen und Wikingern, der Hanse, von deutschen Bischöfen und Ordensrittern, der Geschichte deutscher, polnischer, russischer und schwedischer Machtansprüche im Ostseeraum
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag, 08.06.2019 über Brandenburg, Mecklenburg nach Kiel

Ein langer Fahrtag von über fünfhundertfünfzig Kilometer lag vor den zunächst nur vier Gästen, die sich in Dresden zum Start der Reise trafen. Über Leipzig, an Potsdam vorbei sollte es nach Kiel gehen. Werden wir es am Pfingssonnabend schaffen, ohne Zeitdruck das Schiff zu erreichen? Einen Stau zwischen Falkensee und Kremmen umfuhren wir gekonnt über die Landstraße, in einer Langsamfahrstelle südlich Wittstocks trudelten wir mit; rechtzeitig zur Planzeit erreichten wir Kiel. Zu den mittlerweile einundzwanzig Gästen stießen vierzehn weitere im Sparzustieg am Hafen. So hatten wir die auf 35 Gäste limitierte maximale Teilnehmerzahl erreicht. Das check-in - Prozedere in Kiel bei der DFDS ist übersichtlich, nach einer Stunde hatte jeder bereits seine Kabine gefunden und konnte sich für einen Blick von Bord auf den Hafen entschließen. Zur Tischzeit des Abendessens im Selbstbedienungsrestaurant muss man ein wenig anstehen, aber so gelangt man wohlsortiert an die Töpfe. Vorzeitig stachen wir in See, zunächst durch die Kieler Förde an Laboe vorbei ... und mancher probierte bereits an Bord ein Extra, litauisches Bier aus Klaipeda.

2. Tag, 09.06.2019 über die Ostsee von Kiel nach Klaipeda

Die See wellte nur leicht, die Sonne schien immer wieder durch lockere Wolkenbildungen hindurch - ein ruhiger Tag an Bord zum Ausruhen, zum Schauen auf den Schiffsverkehr oder zum Suchen von polnischem, russischem und am Ende der Fahrt litauischem Land am Horizont. Nach achtzehn Stunden Fahrt konnten wir im Osten die Küstenlinie Litauens erkennen: zur Rechten die langgezogene Küsten der Kurischen Nehrung mit ihrem Sandstrand, frontal die Hafenanlagen Klaipedas und zur Linken die nördlichsten Ausdehnungen des einstigen Memellandes. Einfahrt dann in den Ausgang des Kurischen Haffs zwischen Klaipeda und der Spitze der Nehrung beim Ort Sandkrug, heute Smiltje, wo wir am kommenden Tag zu unserer kleinen Exkursion auf der Kurischen Nehrung starten werden.
Bei Sonnenschein fuhren wir vom Fährhafen sogleich in die Innenstadt zum Hotel Amberton, einem zweigipfligen Hotelbau mit bis zu zwanzig Stockwerken. Das Baltikum ist seit Jahren ein begehrtes Reiseziel, vorrangig deutscher Veranstalter, geworden. Dies ist schon recht deutlich in Klaipedas größtem Hotel zu spüren. Aber von den Zimmern bester Blick auf die Haff-Wasserstraße, der manchen zu einem Abendspaziergang zum Wall, einst Standort der Ordensburg, und Stadthafen verführte,

3.Tag, 10.06.2019 Kurische Nehrung, Klaipeda

Bei der fast finalen Planung dieser Reise überraschte die Fährgesellschaft DFDS mit einem veränderten Fahrplan. Eberhardt Travel reagierte darauf mit einer Programmänderung um einen zusätzlichen, vorangehängten Reisetag. Diese Veränderung führte zu einer zeitlichen Spreizung des 3. und 4. Reisetages und somit mehr Genusszeit für die Kurische Nehrung, für Klaipeda und Riga.
Gegen 8:30 Uhr fuhren wir nach dem Frühstück zur Fähre, um möglichst vor anderen Touristengruppen auf die Kurische Nehrung zu gelangen. Der nördliche Zipfel der Kurischen Nehrung gehört noch zur Stadt Klaipeda und bald beginnt dann die alle Orte der Nehrung zusammenfassende Großgemeinde Neringa. Hier erwartet uns die Nationalparkwacht, wo man nochmals löhnen muss. Fährgebühr und Nationalparkeintritt haben scheinbar mittlerweile sogar Einfluss auf die Gästeanzahl auf der Nehrung, denn im Gegensatz zu alten hält sich die Anzahl an Touristengruppen in Grenzen. Hinter dem Ortsteil Schwarzort (Joudkrante) stoppten wir, um dem Treiben der sich hier massiv entwickelnden Population von Kormoranen und Reihern zuzuschauen. Nach reichlich einer Stunde erreichten wir dann das Thomas-Mann-Haus im nördlichen Teil von Nidden. Es ist schon eine vortreffliche Lage und mancher hätte sich die in diesem Jahr demontierte Bank gewünscht, um wie einst Thomas Mann auf das Haff zu schauen. Wenige Minuten von hier erreichten wir mit dem Bus die Hohe Düne, zweithöchste Düne Europas. Beeindruckender Blick über die Dünenwellen hinüber auf den russischen Teil der Kurischen Nehrung, nach Osten auf das Haff und nach Westen auf die Ostsee. Den Weg hat man nun mit einigen Aussichtspunkten und einer Plastik von Jean Paul Sartre gesäumt. Fast alle Gäste entschieden sich zu einem gemächlichen Spaziergang über den holzbefestigten Weg mit mancher verwehter Sandhäufung von der Düne hinunter nach Nida am Haff. Wem diese kaum zwei Kilometer Wegstrecke doch zu anstrengend erschienen sollten, der kann sich mit dem Bus bis zum Busparkplatz am Rande des Ortes fahren lassen und spaziert zu den typischen Kurenhäusern. Nach dem kleinen Ortsbummel an den braun-blau-weiß gestrichenen Kurenhäusern vorbei war sogar noch eine Stunde Zeit für einen litauischen Imbiss: kalte rote Beete - Suppe oder Heringshappen.
Nach einem kleinen Stopp in Juodkrante erreichten wir am Nachmittag Klaipeda, wo wir uns zu einem kleinen Stadtbummel trafen. Das Dane-Ufer, das ehemalige Schloss in dem Friedrich Wilhelm III. Zuflucht fand, das Bogen-Denkmal, welches den Anspruch der Litauer auch auf den russischen Teil der Kurischen Nehrung proklamiert, die Ligusterhecken auf einstigem Kirchenareal, der leider nicht begehbare Kunsthof und letztlich der Theaterplatz mit dem Simon-Dach-Brunnen waren die Ziele unserer Tour durch Klaipeda. Am Brunnen trauten sich dann die bereits anwesenden Gäste vom studierten Marktführer nicht zu singen - Zeit für uns, die „Bühne" zu betreten und „Ännchen von Tharau" zu singen.

4. Tag: 11.06.2019 von Klaipeda über Sauliui (Berg der Kreuze) nach Riga

Von Klaipeda fuhren wir zunächst Richtung Kaunas / Vilnjus, um nördlich von Tauroggen (Konvention von Tauroggen / General York, 1812) nach Siauliui abzuweichen. Nördlich dieser Stadt befindet sich der Berg der Kreuze, markanter Ort der Manifestation des Unabhängigkeitsstrebens der Litauer gegenüber Russen seit zweihundert Jahren. Zeit für einen Stopp mit Besichtigungsmöglichkeit. Der Kreuzeswald lockt Bewertungen zwischen „beeindruckend" und „unwürdige Erinnerungsstätte" hervor. Nach der Grenzüberquerung per Bus nach Lettland bei Sonnenschein und wohl achtundzwanzig Grad erreichten wir bereits am Nachmittag das Hotel Bellevue auf der südlichen Stadtseite. So blieb allen Gästen beste Zeit zu einer ersten Erkundung der lettischen Hauptstadt Riga, deren Altstadt vom Hotel in fünfundzwanzig Minuten zu Fuß zu erreichen ist; oder man fuhr mit der Strab.

5. Tag, 12.06.2019 Riga und Jurmala

Mit unserem Reisebus fuhren wir auf die andere Seite der Daugava, um an der Elizabethstraße unsere kleine Tour zu den markantesten Rigaer Jugenstilgebäuden, insbesondere jenen von Michail Eisenstein, zu starten. Nach einem Stillstands der Restauration in den Jahres der Wirtschaftskrise ab 2008 sieht man nun sehr langsame Fortschritte bei der Sanierung von Gebäuden in der Albertstraße; während bei einigen der ersten sanierten mitunter schon die Farbe recht dunkel wird und eigentümerabhängig eine weitere Sanierung erfolgt. Meist sind es wohl institutionelle Eigentümer, die eine Sanierung eher vorantreiben als private Eigentümer es können und wollen. So ist der erkennbare Sanierungsfortschritt seit 2010 selbst in der Albertstraße nur marginal. Aber auch bei den noch grauen Fassaden der Gebäude sieht man deutlich die bestimmenden Stilelemente des Jugendstils.
Der Reisebus brachte uns anschließend an zahlreichen bedeutenden öffentlichen Gebäuden am einstigen Wall vorbei zum Rathausplatz mit dem Denkmal der Lettischen Schützen, die noch immer dort in rotem Granit stehen, weil Sie nicht nur als Lenins Wachelite dienten, sondern sich bereits im 1. Weltkrieg bei der Verteidigung von Riga Ruhm erwarben. Vom Schwarzhäupterhaus bummelten wir bei Sonne zu St. Pauli, durch den Konventhof, zur Großen und Kleinen Gilde, dem Katzenhaus, vorbei am Parlament mit dem Barrikadendenkmal, den drei Brüdern und beendeten den Bummel auf dem Platz vor dem Dom einige Minuten vor Zwölf. So hatten wir keine Not rechtzeitig in den Dom zum Piccolo-Orgelspiel zu gelangen. Nach dem Konzert ist immer eine gute Möglichkeit sich des gotische Gewölbe der Kirche, den Kreuzgang und einige Epithaphen anzuschauen.
Zur besten Mittagszeit hatte jeder die Möglichkeit zu individuellem Bummel und Nahrungssuche. Am Nachmittag trafen wir uns, um mit dem Reisebus nach Jurmala, dem lettischen Ostseebad zu fahren. So genossen die meisten Gäste Jurmala bei neunzehn Grad Lufttemperatur und Sonne. Mancher watete ein wenig mit den Füßen im zehn Grad kühlen Ostseewasser. Am Abend berichteten jene Gäste, die in Riga verweilten, von ihren Eindrücken im wohl größten Markt Europas, den Zeppelinhallen.

6. Tag, 13.06.2019 Gauja Nationalpark mit Burg Turaida

Am Vormittag verabschiedeten wir uns mit den (CD-) Orgelklängen des Rigaer Doms von der lettischen Hauptstadt. Nach einer reichlichen Stunde erreichten wir das Areal des Museumskomplexes Turaida: Burganlage, historisches Dorf und Parkanlage mit einer der ältesten lettischen Kirchen sowie einem Weg durch einen Skulpturenpark. Zunächst stoppten wir am Grab der Rose von Turaida: Zeit diesen Kriminalfall aus dem Jahre 1620 zu erzählen. Gleich nebenan die hübsche Holzkirche und von dort nur wenige Schritte zur Burg des einstigen Schwertbrüderordens. Die rekonstruierten Teile der ehemaligen Ordensritterburg Turaida schildern die Geschichte von Livländern, deutschen Ordensrittern und russischen Eindringlingen. Im Sonnenschein funkelten die roten Ziegelsteine der wieder aufgebauten Burganlage, die noch 1975 von Gestrüpp überwuchert war. Vom Burgturm nach schmalen Treppen genossen einige Gäste einen Blick auf die Livländische Schweiz: grüne Hügelketten und das tiefe Tal der mäandrierenden Gauja. Von der Burg Turaida erreichten wir in wenigen Busminuten im Tal der Gauja mit saftig grünen Wiesen die Gutmann-Höhle, wie immer mit reichlich Touristen. Hier ereignete sich im Jahre 1620 genau jener legendäre Kriminalfall, dessen Opfer, die Rose von Turaida, wurde, an deren Grab wir zwei Stunden eher gestanden hatten.
Bevor wir die Region um Sigulda verließen, stoppten wir an der lettischen Bobbahn, die sich am Hang in das Tal der Gauja windet. Immerhin trainieren mittlerweile Weltmeister hier.
Wir lagen gut in der Zeit, so dass wir noch einen Abstecher zur bedeutendsten archäologischen Ausgrabungsstätte Lettlands, Araisi bei Cesis, unternahmen und in anmutiger Wiesen- und Seenlandschaft unsere späte Mittagspause machten. Die Letgalen hatten vor eintausend Jahren hier auf einer Insel Holzbauten errichtet. Später baute der Deutsche Orden eine Burg, deren Mauerreste heute wieder zu sehen sind.
In zügiger Fahrt über wenig befahrene Straßen und ohne vorhandene Tankstellen, durch eine grüne Landschaft erreichten wir zunächst die ehemalige Grenzstation Valga, wo ein riesiger Alkoo-Shop auf Kunden wartet. Weiter ging es auf nun breiteren Straßen in das ehemalige Dorpat, heute die zweitgrößte estnische Hauptstadt, Tartu. Alternativ zum bisherigen Hotel Dorpat nächtigten wir im V Spa Hotel. Die Nähe zur Innenstadt animierte manchen nach dem Abendessen noch zu einem Bummel dahin.

7. Tag, 14.06.2019 Tartu, Tallinn

Der 14. Juni ist für die Esten - ebenso die Letten und Litauer - ein Gedenk- und Trauertag. An jenem Tag im Jahre 1941, also wenige Tage bevor der Krieg im Osten begann, starteten die stalinistischen Organe der Sowjetmacht, die in Folge des Geheimabkommens zum Nichtangriffspakt vom 23.08.1039, die baltischen Länder „unter ihren Schutz genommen hatten" eine Aktion zur Verhaftung der ehemaligen Eliten der baltischen Länder und der Deportation ihrer Familien. Daran erinnerten an Tage Trauerflore an den Fahnen des Landes.Mit Eda, unserer örtlichen Reiseleiterin liefen wir direkt vom Hotel Richtung Rathaus und stiegen dann auf den alten Festungswall mit den Gebäuden der Medizinischen Fakultät der Universität. In den Hügeln des Domberges erfuhren wir viel über die Geschichte des Landes und des Universitätsstandortes Tartu/Dorpat. Jeder örtliche Reiseleiter ist unterschiedlich; während Märt 2015 viel über die deutschen Wissenschaftler der Universität Dorpat /Tartu erzählte, legte Eda mehr Wert auf die estnischen Traditionen. Der Dom des ehemaligen Bistums Dorpat ist großartige Ruine im westlichen Teil der Hügel und im ehemaligen Chor des Domes nun Museum der Geschichte der Universität. Vom Dom stiegen wir hinab zur Universität mit dem Denkmal des Schwédenkönigs Gustav II. Adolf und weiter ging es zur Johanniskirche mit ihren Terrakotta-Köpfen als Schmuck. Von der Johanniskirche zog es uns über die Rüütli, die Ritterstraße, nun zum schiefen Haus vis a vis der der Bogenbrücke, über deren Bögen jeder ordentliche Student der Stadt gelaufen sein sollte. Nach einer individuellen Mittagspause, Imbiss oder Schokoladekauf bei Kalev ging es mit dem Reisebus zweihundert Kilometer nach Tallinn. Einen ersten Stopp machten wir am Sängerfestplatz mit seiner großen Bühne (der Muschel), wo seit Jahrzehnten das seit 1869 traditionelle Sängerfestival Estlands stattfindet und 1989 die „singende Revolution" mit dreihunderttausend Beteiligten eingeleitet wurde. Nur wenige Kilometer von hier befinden sich Park und Schloss Katharinental (Katherinorg), das Zar Peter I. errichten ließ. Straßenbauarbeiten behindern leider seit Jahren eine akzeptable Zufahrt zum Park. So fuhren wir wenigstens noch eine Busrunde am Rusalka-Denkmal vorbei Richtung des ehemaligen Olympischen Dorfes Pirita. Mit noch Zeit für einen Bummel bis zum Abendessen erreichten wir unser Park Inn by Radisson Meriton unterhalb der Oberstadt Tompea, so dass alle noch die Chance für einen ersten Weg zur orhodoxen Kathedrale oder zu Kick in de Köck hatten.

8. Tag, 15.06.2016 Tallinn

Dies wissend starteten wir unseren Fußweg vom Hotel Park Inn Central Richtung Viru-Tor, einem der traditionellen Zugänge zur Unterstadt, vorbei an einem Stück der Stadtmauer, dem einstigen Dominikanerkloster, alten Handels- und Lagerhäusern, den Häusern der Gilde und dem Schwarzhäupterhaus. Nach zwei Stunden erreichten wir die Oberstadt, Tompea; heute ohne die häufig tausenden Kreuzfahrer.Die Bastion Kick in de Köck, der Lange Hermann als alter Burgturm, das Schloss aus der Übergangsphase von Spätbarock zu Klassizismus und die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kirche prägen das Bild eines Teils der Oberstadt. Der andere Teil wird geprägt durch die Paläste der einstigen Rittergeschlechter, Adligen und Großgrundbesitzer Estlands. In diesem Teil der Oberstadt wohnten einst die zumeist deutsch-baltischen oder schwedischen Adligen. Die Oberschicht war Herr („Saks") und kam maßgeblich aus Niedersachsen. Unser Hotelstandort ermöglichte es uns, auf direktem und kurzem Wege unter dem „Langen Hermann" vorbeiziehend, den Schlossplatz zu erreichen. Vis a vis schauten wir natürlich auch hinein in die russisch-orthodoxe Newski-Kathedrale. Von zwei schönen Aussichtskanzeln genossen wir den Blick auf die Altstadt und die Ostsee, wo wir am Folgetag nach Helsinki aufbrechen werden. Über Kurzes Bein - ein Treppenweg - stiegen wir hinab in die Unterstadt, einst Reval. Kurzes Bein, Langes Bein und Vene heißen die Gassen, die zum Bummeln rund um den Markt mit seinem Rathaus wohl aus dem Jahre 1410 einladen. Ein schöner Stadtgang führte uns natürlich vorbei am hiesigen Schwarzhäupterhaus, den Gildehäusern und durch die Katharinengasse zum Dominikanerkloster. Viel Anregung für das individuelle Erkunden am Nachmittag: zu Bernd Notkes Altaren in Nikolai- und Heiliggeistkirche, auf der Stadtmauer oder hinauf zum Aussichtsring der Olav-Kirche und natürlich zum Genießen der Gastronomie mit wahrlich europäischen Preisen. Auch nunmehr lohnend ein Bummel im Viertel Kalamaya mit alter Holzarchitektur und umgebauten Industriegebäuden in Kalkstein - heute Zentrum junger Esten und der Designerbranche. Wer wollte, auch das Viertel Rotermann mit moderner Businessarchitektur : Stahl, Glas in Kooperation mit altem Kalkstein. Mit ein bisschen Glück sah man den Konvoi der dänischen Königin, die an diesem Tage aus Anlass des achthundertjährigen Jubiläums der Einnahme Tallinns durch den dänischen König Valdemar in Tallinn weilte. ... und einige Gäste sahen sie am Freiheitsdenkmal höchstselbst.

9. Tag, 16.06.2019 Helsinki

Auch von diesem Park Inn Hotel gelangt man mit dem Bus recht zügig zum Terminal D des Tallinner Hafens, von dem zwanzig Fähren am Tag zur Fahrt über den Finnischen Meerbusen nach Helsinki die Anker lichten. So erreichten wir bei Sonne und fast glatter See die finnische Hauptstadt Helsinki. Vom Westhafen fuhren wir zu rm Riesenrad unterhalb der Uspenski-Kathedrale. Unsere Stadtrundfahrt mit unserem Bus führte uns zunächst durch Straßen der Innenstadt zum Senatsplatz mit dem großen weißen Dom des deutschen Baumeisters Engel. Von hier ging es vorbei an Schären und vorgelagerten Inseln zum traditionellen Teppichwaschplatz der Helsinkier. Als erstes machten wir einen Stopp am Sibelus-Denkmal - symbolisierte Baumstämme - manche interpretieren es auch als Orgelpfeifen - ergeben einen schwebenden Klangraum in der Natur. Nächster Stopp dann am Konzerthaus mit Blick auf die erst jüngst eröffnete neue Bibliothek: ein Kommunikationszentrum ersten Ranges in faszinierender Architektur. Ein weiterer Stopp dann in der Nähe des Olympiastadions von 1952 - noch immer im Umbau - mit Nurmi-Denkmal. Nun noch einen guten Parkplatz gesucht, um auf dem Senatsplatz zu stehen und zum Fotografieren: es gelang.
Gute Konzerte kann man auch in der Felsenkirche hören; Grund für uns, dieses baulich interessante Werk einer in den Felsen gesprengten und mit einer Glaspylone und Kupferdrahtschirm abgedachten Kirche zu besichtigen. Von hier erreichten wir noch vor siebzehn Uhr unser Hotel Scandic Grand Marina in einem alten Lagerhaus am Stadthafen. So war noch mehr als zwei Stunden Zeit für individuelles Erkunden von Helsinki: nochmals zum Dom, die Esplanade hinauf und hinab, zum Markt und zur Uspenskikathedrale, die einst Zar Alexander der III. einweihte; vielleicht auch für einen Ausflug zur Festungsinsel Suomenlinna, die heute unter Welterbeschutz steht.

10. Tag, 17.06.2019 Porvoo, Lohja, Turku

Dieser Tag beinhaltet: die zweitälteste finnische Stadt am Finnischen Meerbusen (Porvoo) mit Dom aus dem Jahre 1410, eine hervorragende Feldsteinkirche aus dem 15. Jahrhundert, die zu den bedeutendsten Kirchen Finnlands gehört (in Lojha), die größte Kirche Finnlands (Dom von Turku), eine der besterhaltenen Burganlagen im östlichen Ostseeraum (Burg Turku): ein Tag bedeutsamer als es die Programmbeschreibung ahnen lässt. . Bei Sonnenschein erreichten wir Porvoo und bummelten vis a vis der Salzhäuser zum Dom und durch die Häuser einer Altstadt, in der der erste Landtag Finnlands unter russischer Herrschaft 1809 stattfand. In Lohja, auf der Fahrt nach Turku, besichtigten wir eine Feldsteinkirche mit Secco-Malerei aus dem 16. Jahrhundert - viel zu schade, daraus nur eine Toiletten- und Würstchenpause zu machen. Zur besten Nachmittagszeit erster Stopp in Tuirku am Dom, der markantesten Kirche Finnlands; dann war noch Zeit für einen individuellen Bummel in Turkus Innenstadt. Unterhalb des Kunstmuseums steht seit 1977 ein Leninddenkmal - wer hatte dies erwartet. An der Burg von Turku schafften wir wenige Minuten nach Sechs noch einen Blick in den Innenhof. Reichlich zeitig waren wir dann am Hafen, aber auch diverse asiatische Gruppen wollten die Abfahrt keinesfalls versäumen. Erstaunlich, wie es die Mannschaft des Schiffes schafft, 20:00 Uhr mit dem Boarding von hunderten Passagieren zu beginnen und 20:25 Uhr Leinen los! zu rufen. Als wir aufstiegen, eilten dutzende „Heinzelmännchen" aus Afrika, Nahost und aus anderen Teilen der Welt vom geputzten Schiff. Es folgten Stunden Schifffahrt durch die finnische Schärenküste vor Turku, ein hervorragendes skandinavisches Büffet inklusive Wein und Bier an Bord des Fährschiffes bei untergehender Sonne. Gegen 23:40 Uhr legten wir für wenige Minuten - und die „Butterfahrer" - auf den Aland-Inseln an; da war es dann doch für wohl vier Stunden dunkel und alle (?) Gäste bereits in ihren Kojen.

11. Tag, 18.06.2019 Stockholm

Pünktlich am frühen Morgen kamen wir mit der Fähre aus Finnland im Silja-Hafen von Stockholm an. Manche Straße in Stockholm wird neu gebaut, aber wir fanden recht zügig zum Stadthaus. Mit unserem örtlichen Reiseleiter Peter Steffens schauten wir zunächst vom Stadthaus über den See und auf das westliche Stadtzentrum. Durch das Geschäftsviertel Norralm ging es am Olympiastadion von 1912 vorbei zum Diplomatenviertel auf Österalm und weiter nach Djurgarden, der Museumsinsel. Nun war der Weg über die riesige und noch Jahre währende Baustelle an der Schleuse zu bewältigen, bevor vor von der Bergstraße auf die Stadt schauen konnten. Bei regem Verkehr erreichten wir eine mögliche Ausstiegsstelle am Schloss und bummelten hinauf am Schlossplatz. Vom Schlossplatz bummelten wir zum Nobel-Museum und begannen hier unsere individuellen Erkundungen in den engen Gassen der Altstadt Gamla Stan mit zumeist Häusern aus dem 17. Jahrhundert und manchem Königsmonument. Pünktlich zur Wachablösung waren wohl viele Gäste wieder am Schloss. Der Nachmittag gehörte der Museeninsel Djurgarden. Im Programm war das Vasamuseum inkludiert und zahlreiche Gäste waren von der Größe des Vasa-Schiffes und dem Umfang der Ausstellung doch positiv überrascht. Wer weniger Zeit im Museum verbrachte, freute sich in den Parkanlagen der Insel der Sonne. Die Insel beheimatet noch zahlreiche Museen (das Nordische, das ABBA-, das Spirit- usw. -Museum), auch den Freizeitpark Tivoli sowie den Skansen-Park - also auch so viele Möglichkeiten für individuelle Erkundungen oder einen weiteren Besuch in Stockholm.
Da wir den Tag auf der Fähre bereits gegen fünf Uhr begonnen hatten, war das Bedürfnis, nicht allzu spät im Hotel vorzufahren doch bei den meisten recht deutlich. Nach etwas stockendem Verkehr in der Innenstadt erreichten wir unser Hotel Scandic am Stockholmer Messegelände doch in der Planzeit.

12. Tag, 19.06.2019 von Stockholm nach Göteborg

Bei Sonne verließen wir Stockholm und fuhren durch Zentralschweden Richtung Göteborg. Für diese Fahrt gibt es zwei gleichlange Verbindungen: über die A4 oder die A20. Wir entschieden uns für die südliche Variante, die A4. Bereits am späten Vormittag konnten wir in Berg am Götekanal pausieren uns gar zwei Schiffe beim Schleusen beobachten. Nach dieser großzügigen Pause beschäftigten wir uns bei Ödeshög mit Runensteinen. Einst eingemauert in ein Zehntenhaus, später die Ortskirche, steht einer der größten Runensteine Schwedens mit einer Höhe von 3,82 Meter hier und berichtet wohl von Vämod, dem toten Sohn von Varin: der Runenstein von Rök. Zurück auf der Europastraße stoppten wir am Bradehus mit bestem Blick auf den Vätternsee, dem zweitgrößten See Schwedens und fünftgrößten Europas. Durch diese Stopps wurde die 470 Kilometer lange Busstrecke mannigfaltig und auch fotografisch interessant. Wir erreichten den Göteborger Hafen noch vor Fünf Uhr und waren dreißig Minuten später schon in den Kabinen an Bord. Um 18 Uhr fanden wir uns zum wieder reichhaltigen Büffet auf dem Schiff ein. An diesem Abend wechselten die Blicke zwischen schwedisch-dänischer Küstenlandschaft des Belt und den Köstlichkeiten des Büffets.
Einige Gäste ließen sich vom Fahrer Peter Möbius inspirieren und erwarteten nach 3 Uhr die Durchfahrt unter der Großen Belt-Brücke.

13. Tag, 20.06.2019 von Kiel nach Hause

Bei ruhiger See und bedecktem Himmel fuhren wir in die Kieler Förde ein und nahmen Abschied von vierzehn Gästen, die individuell nach Hamburg, NRW, Baden-Württemberg oder Bayern weiterreisten. Bei Sonne und Wärme, auf bekannter Route an Berlin und Potsdam vorbei fuhr der Bus Richtung Leipzig und weiter nach Dresden. Die Planzeit war nicht ganz zu halten, wenn in Brandenburg 14 Kilometer Fahrspurverengung ohne Baustellenaktivität zu durchfahren sind.
So beendete sich eine Rundreise um die Ostsee mit ca. 2600 Buskilometern und 863 Seemeilen (1594 km) voller Historie und mancher Beziehung zu Deutschland - der Todesort des Schwedenkönigs in Lützen, der sächsische König vor Riga im Nordischen Krieg, der sächsische König als Herzog von Kurland, die Hanse und der niedersächsische geprägte Deutsche Orden, die Kriege des vergangenen Jahrhunderts ....
Besten Dank und bis zur nächsten Reise alles Gute.

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Kommentare zum Reisebericht

Das war unsere erste Reise mit Eberhardt, aber sicher nicht die letzte.Wir sind begeistert von der Top Organisation.Ein super
informierender Reiseleiter, ein toller Busfahrer, nicht nur fahrmässig, auch menschlich und unterhaltsam.Tolle Unterkünfte, gute städtische Reiseführer. Es war einfach alles stimmig. Eine tolle Reise liegt hinter uns, aber mit dem tollen Reisebericht können wir vieles wieder auffrischen .Danke dem gesamten Orgateam

Weitkamp
26.06.2019

Diese Reise war sehr informativ und stimmig. Wetter, Essen und
Organisation waren hervorragend. Der Reiseleiter war sehr belesen und auch die Organisation war ohne Beanstandungen. Eneso ein gutes Feedback
für den Busfahrer. Weiter so.

Oertner
13.07.2019

Diese Reise war sehr informativ und stimmig. Wetter, Essen und
Organisation waren hervorragend. Der Reiseleiter war sehr belesen und auch die Organisation war ohne Beanstandungen. Ebenso ein gutes Feedback
für den Busfahrer. Weiter so.

Oertner
13.07.2019