Reisebericht: Masuren – Rundreise in Polen

25.08. – 03.09.2016, 10 Tage Rundreise Masuren: Stettin – Danzig – Sopot – Kaschubei – Marienburg – Sensburg – Nikolaiken – Thorn


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Vor wenigen Tagen kehrte eine Reisegruppe von Eberhardt Travel, nach einer zehntägigen Reise durch Nordpolen und die Masuren, zurück. Während dieser Fahrt erlebten und erfuhren die Gäste viele Dinge über Land und Leute.
Ein Reisebericht von
Karl-Heinz Meinig

Städte mit reicher Kultur

Auf der Reise in die Masuren besuchten wir zuerst die Städte Szczecin und Gdansk. Nach unserer Ankunft im noblen „SAS Radisson Blue" erfolgte eine Stadtrundfahrt mit einigen Ausstiegen z.B. am Schloss der Pommerschen Fürsten und an der Hakenterasse. Szczecin die historische Hauptstadt Westpommerns, gelegen am Unterlauf der Oder, ca. 65 km von der Ostsee entfernt, wechselte auf Grund einer bewegten Geschichte mehrmals ihre Staatszugehörigkeit. Sie befand sich unter schwedischer, preußischer und später polnischen Herrschaft. Unsere sehr gute Stadtführerin Anna brachte uns die Geschichte ihrer Stadt sehr nahe.
Am nächsten Tage erwartete uns eine längere Busfahrt über Koszalin und Slupsk nach Gdansk. Wir bezogen im „Novotel Centrum Gdansk" unser Quartier. Es liegt sehr günstig in der Nähe der Altstadt.
Am dritten Tag fuhren wir mit Beata, unserer polnischen Stadtführerin, mit dem Bus nach Oliwa. Im dortigen Dom erfolgte eine Führung mit Orgelpräsentation.
Das nächste Ziel war Gdynia, wo wir einen Fotostop im Hafen machten. Die zwei, dort vor Anker liegenden Museumsschiffe, ein Kanonenboot und ein Segelschulschiff, waren begehrte Fotoobjekte. Anläßlich des 01.09., dem Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen, erfolgte am Kanonenboot eine Vereidigung von jungen Kadetten, die von 3 Kanonensalven begleitet wurde. Auf der Fahrt erzählte uns unser Stadtführerin Beata vieles zur Geschichte der Dreistadt Gdansk, Sopot und Gdynia.
In Sopot beeindrucken die aus Holz gezimmerte 150 Jahre alte, 500 m in die Ostsee ragende Mole, das Grand Hotel, das neu gestaltete Kurzentrum mit seinen vielen Möglichkeiten der Erholung und Entspannung sowie das rege Treiben auf der Strandpromenade. Viele Gaststätten, Restaurants und Cafe's rundeten das Bild ab. Unsere Gäste nutzten, die zur Verfügung stehende Freizeit für eigene Unternehmungen.
Am Nachmittag erfolgte der Rundgang durch die Altstadt von Gdansk. Die Gäste besuchten die touristischen Höhepunkte der Stadt: den Langen Markt, das Rechtsstädtische Rathaus den Neptunbrunnen, das Krantor an der Mottlau, die Marienkirche und andere Sehenswürdigkeiten.

Besuch der Kaschubischen Schweiz

Am vierten Tag unserer Reise besuchten wir diese zweisprachige ethnografische Region, die sich nördlich der Tucheler Heide bis zur Ostseeküste erstreckt. Beim Besuch des „Kaschubischen Museums" in Kartuzy, dem Hauptort dieses Gebietes, machten wir uns mit Geschichte und Leben der Angehörigen dieser Volksgruppe vertraut. Die Abteikirche des Karthäuser-Ordens in Kartuzy konnten wir zwischen zwei Gottesdiensten von Innen besichtigen. Besonders wertvoll ist das Chorgestühl und die Gestaltung des Altars mit Ledertapeten an den Wänden. Die notwendigen Erläuterungen zu den Außenanlagen und der Kirche gab uns unsere örtliche Reiseleiterin Beata.
Ein großes Erlebnis für unsere Gäste war die Vorbereitung eines Gottesdienstes zum Erntefest. Vor dem Kirchenportal sammelten sich Kaschuben in ihren farbenfrohen Trachten zum Gottesdienst. Ausgerüstet mit Namensschildern der Orte, frisch gebackenen und besonders gestalteten Broten, unterschiedlichen Erntekronen und Körben mit den Produkten der Region.
Zusätzliche Informationen besorgten sich unsere Gäste auch im vorhandenen Ifo-Zentrum.
In Chmielno, gelegen an einem der Radunski-Seen, nutzten die Reiseteilnehmer die Freizeit für den Besuch einer Töpferei, einem Spaziergang oder einem Mittagessen in einem Restaurant am Ufer des Sees.
Auf unserer Weiterfahrt machten wir noch einen Halt an einem schönen Aussichtspunkt, in dessen Nähe sich auch ein Denkmal aus dem 2. Weltkrieg befindet. Am Parkplatz wurden Pilze und anderes von Einheimischen angeboten. Einige unserer Gäste machten von diesem Angebot rege Gebrauch.
In Stolemek, gelegen am Ostrzyckie-See, wollten wir eine weitere Freizeit machen. Hier kann man Baden, ein Tretboot ausleihen, ein Eis schlecken, einen Spaziergang machen oder sich ganz einfach entspannen. Der See hat eine Fläche von 328,95 ha, ist 21 m tief, die Länge beträgt 6360 m und die größte Breite 760 m. Leider gab es aufgrund des herrlichen Wetters und des letzten Ferienwochenendes keine Möglichkeit dort eine Freizeit zu machen. Über eine schön ausgewählte Strecke brachte uns der Bus nach Zuckowo. Vorher besuchten noch viele interessierte Gäste mit Beata das „Norbertinnenkloster", welches in der Nähe des Restaurants liegt. In dem erfolgte dann das kaschubisches Abendessen (Schnaps, Fettschnitten, Fisch in Gelee, Zurek, eine polnische Sauermehlsuppe, Kartoffelpuffer mit Fleisch und Kraut sowie Kaffee und Kuchen).Die dazugehörige Folklore verlangte, bei großer Hitze, allen Beteiligten viel ab.

Reise in die Vergangenheit

Auf unserer Reise in Richtung der Masuren statteten wir der größten Ordensritterburg in Polen einen Besuch ab. Die Marienburg, ein Kunstwerk der Wehr-und Residenzarchitektur des späten Mittelalters wurde von unserer Reisegruppe unter Leitung der Burgführerin Maria in Augenschein genommen. Die weltgrößte gotische Schlossanlage nimmt eine Fläche von 21 ha ein, der Rauminhalt der Gebäude beträgt insgesamt über 250.000 Kubikmeter. Sie gilt als größtes von Menschenhand errichtetes Backsteinbauwerk.

Natur pur in den Masuren

Nach dem Besuch der Marienburg setzten wir unsere Fahrt über Elblag in Richtung Ostroda fort. Diese Route nutzten wir, um unseren Gästen etwas Besonderes zu zeigen. Wir fuhren mit ihnen nach Bukiniec, an einer Rampe des „Oberländer Kanals" gelegen. Die frisch restaurierte technische Anlage empfing uns mit viel Schiffsverkehr, so daß sich jeder Gast einen Eindruck von dieser machen konnte.
Unsere Fahrt über Ostroda, Olsztynek und Olsztyn gestaltete sich doch etwas länger als geplant. Entlang zahlreicher Baustellen, die beeindruckend zeigen, wie im Land, effektiv und schnell die Infrastruktur ausgebaut wird. Obwohl es langsam voranging, standen wir nie im Stau, da Ersatztrassen für den Durchgangsverkehr geschaffen waren.
Nachdem wir Olsztyn passiert hatten fuhren wir auf einer in den letzten Jahren fertiggestellten Straße, die uns schnell nach Mragowo, gelegen am Czossee, brachte. Das gemütliche und familiär geführte Hotel war für vier Nächte unser Quartier.
Der nächste Tag war den nördlichen Masuren vorbehalten. Zuerst besuchten wir das Städtchen Mikolajki und bestiegen ein Schiff, welches uns über den Nikolajkener See zum größten Masurischen See, dem Spirdingsee, und zurück brachte. Lukas, unserer Reiseleiter, führte uns durch den Ort, er erklärte uns alles zu diesen Erholungsort , er immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Nach einer Freizeit fuhren wir zur Wolfsschanze im Wald bei Rastenburg. Bei einer Führung erfuhren unsere Gäste alles über den Bau, die Anordnung der einzelnen Bunker und dem Attentat vom 20.Juli 1944.
Danach besichtigten wir die Wallfahrtskirche „Heilige Linde". In dieser neu renovierten Kirche erfolgte eine weitere Orgelpräsentation. Die Besonderheit dieses Instruments sind die vielen Figuren, die sich beim Spiel der Orgel bewegen.
Der zweite Tag in dieser Region führte uns in die südlichen Masuren. Zuerst zeigte uns Lukas bei einem Stadtrundgang in seiner Heimatstadt Mragowo das wesentliche dieses Städtchens. Wir sahen den Magistratssee, die Mole, das Rathaus sowie die Evangelische und Katholische Kirche und den „Polenmarkt". Informiert wurde auch über die ehemalige Synagoge.
Dann fuhren wir in die „Johannisburger Heide" und machten einen Fotostop in Kleinort, am Geburtshaus von Ernst Wiechert, einem deutschen Schriftsteller, der seine schöne Heimat immer wieder beschrieb und damit bekannt machte.
Danach brachte uns der Bus nach Krutynia, einen kleinen Ort am Flüsschen Krutynnen. Nach der Ankunft waren wir im Restaurant „Mazuria" zum Zanderessen eingeladen. Nach dieser wohlschmeckenden Speise erfolgte noch etwas Freizeit , die für kleine Spaziergänge und Einkäufe von Volkskunst und Produkten der Region genutzt wurde. Bei trockenem Wetter erfolgte eine einstündige Staakenbootsfahrt auf dem insgesamt 99 km langen Flüßchen Krutynnen. Zuerst ging es durch unberührte Natur flussaufwärts, anschließend mit der Strömung flussabwärts. Wir sahen Schwäne mit ihrem Nachwuchs, ebenso Enten und Fische in großer Anzahl und die Hinterlassenschaften der Biber.
Nach einer weiteren kurzen Freizeit begaben wir uns nach Babieta, wo Eulalia einem Bauernhof betreibt. Auf der Fahrt dorthin wurden wir auf einem Waldweg von einer schönen Reiterin auf einem feurigen Hengst und mehreren Pferdekutschen empfangen. Mit einer längeren Kutschfahrt begann die Bauernhochzeit, die mit Musik und Tanz, Folklore und reichlich Essen und Trinken aufwartete. Auch das Brautpaar stand im Mittelpunkt des Geschehens. Natürlich wurde auch die Reisegruppe aktiv einbezogen. Dabei hatten alle Beteiligten einen großen Spaß.
Der letzte Tag in den Masuren begann mit einer längeren Busfahrt nach Elk. Mit einem, von einer Diesellok gezogenen Zug, begaben wir uns auf eine Fahrt durch die sog. „Buckelmasuren" nach Sypitki, wo im Wald ein Picknick für uns vorbereitet war. Bei Akkordeonklängen, verspeisten wir das polnische Nationalgericht Bigos und jeder Gast bereitete sich am Lagerfeuer eine leckere Wurst zu. Dazu gab es Bier, Wodka, alkoholfreie Getränke und Kaffee. Die Fotografen unter unseren Gästen nutzten die zahlreichen Fotomotive, die der Picknickplatz, der Haltepunkt und der nahe gelegene Fluß boten.
Mit einem Besuch von Gizycko inkl. eines Spaziergangs mit Friedrich, einen Vertreter von Lukas, endete dieser Tag. Wir spazierten zur 150 Jahre alten Drehbrücke , sahen das ehemalige Deutschordensschloß; welches heute ein modernes Hotel beherbergt und die Schinkelkirche. Nach einer Freizeit und einer Fahrt über den „Großen"und „Kleinen" Lötzener Kanal und vorbei an den Befestigungsanlagen endete dieser Tag.
Bei all unseren Fahrten sahen die Mitglieder unserer Reisegruppe die wunderbare Landschaft dieser Region, die durch die letzte Eiszeit geschaffen wurde. Unzählige Seen begleiteten uns. Wellige Landschaften, kleine liebliche Dörfer, Gebiete, wo der Biber seine Spuren hinterlassen hat und viele Storchennester, die jetzt leer sind. Bei den Fahrten durch diese Gegend erzählten uns Lukas und Friedrich viel über ihre Heimat. Mit verschiedenen Geschichten und Witzen brachten sie uns diese näher.

Torun, die Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus

Unsere Rückreise erfolgte über Olsztyn, Ostroda, Lubawa und Brodnica nach Torun, der Stadt, die 1997 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes eingetragen wurde. Am 19. Februar des Jahres1473 wurde hier Nikolaus Kopernikus geboren. Sein Geburtshaus sahen unsere Gäste bei einem kleinen Stadtspaziergang, der sie auch zur Marienkirche, dem Marktplatz mit dem Rathaus und dem Kopernikusdenkmal, den Artushof, der Johanniskirche, dem „Schiefen Turm" und dem Klostertor in Weichselnähe führte. In der Altstadt ist die Bausubstanz sehr gut erhalten geblieben, da die Stadt weder Kriegszerstörungen noch Hochwasserkatastrophen erlebt hat. Thorn, wie die Stadt früher hieß, war von 1264 bis 1411 Mitglied der Hanse und gehörte bis in das 17.Jh. zur Elite der europäischen Handelsstädte. Über Jahrhunderte war sie das Zentrum des Kornhandels. Das Getreide wurde von den Äckern Ostpolens auf der Weichsel nach Danzig verschifft. An diese Zeit der damaligen Weichselschiffer erinnert auch der Flößer-Brunnen am Rathaus. Ein Flößerjunge lockt mit seiner Geige die Frösche aus der Stadt.
Einige unserer Reisegäste versorgten sich noch zum Abschluss des Besuchs mit der Lebkuchenspezialität der Stadt, den „Thorner Katharinchen", die sehr lecker sind. Davon konnten sich unsere Gäste auf der Heimfahrt überzeugen, denn jeder Gast erhielt so einen Lebkuchen als kleine Zugabe.
Unsere Heimfahrt erfolgte in Richtung Poznan. Unsere erste Pause machten wir in Gniezno, der ersten Hauptstadt Polens. Der Dom zu Gniezno ist eines der schönsten und wertvollsten Denkmäler in Polen. Hier befindet sich die letzte Ruhestätte des Hl. Adalbert und es ist der Platz, wo die ersten polnischen Könige gekrönt wurden. Vom Parkplatz aus ist der Dom gut zu sehen und zu fotografieren.
Über die neue großzügige Gestaltung der Verkehrswege in Polen gelangten wir, vorbei an Poznan, schnell zur Autobahn in Richtung Frankfurt/Oder.
Bevor wir die Grenze erreichten machten wir noch einen Besuch bei der 36 m hohen Christusstatue bei Swiebodzien, die im Jahr 2010 eingeweiht wurde und 440 t auf die Waage bringt.
Mit vielen neuen Erkenntnissen und Erlebnissen beendete die Gruppe diese Reise.
Karl-Heinz Meinig
Reiseleiter

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