Reisebericht: Silvester in Polen – Breslau, Stadt der 100 Brücken

30.12. – 01.01.2014, 4 Tage Städtereise Breslau mit Silvesterfeier – 4–Sterne–Hotel Novotel Centrum


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Unsere Reise führte uns in die Residenzstadt Breslau, das Venedig Polens, die „Perle Schlesiens“, die „grünste“ Stadt Polens, in die Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesiens ... Breslau trägt viele Namen und wird 2016 Kulturhauptstadt Europas sein.
Ein Reisebericht von
Marion Kottlos
Marion Kottlos

30.12.2013: Guten Tag Breslau

Bei schönstem Wetter reisten wir auf direktem Weg an die Oder. Vorbei an Bautzen und Görlitz erreichten wir die Grenze zur Republik Polen. Hier legten wir eine Kaffeepause ein, bevor wir die Stadt der Keramik, Bunzlau, passierten. Natürlich erinnerten wir uns an die Geschichte der Herstellung der Keramik mit der weltbekannten blau-weißen Glasur. Am rechten Horizont zeigten sich im Glanz der Sonne bei guter Fernsicht die Bergrücken des Riesengebirges mit der höchsten Erhebung der Schneekoppe (1.602 Meter). Das Gebirge liegt majestätisch in ost-westlicher Ausdehnung und bildet eine der größten Wasserscheiden Europas, alle Bäche und späteren Flüsse auf polnischer Seite fließen in die Ostsee, zum Beispiel die Oder oder die Neiße, alle auf tschechischer Seite zur Nordsee, zum Beispiel die Elbe. Unsere Route führte uns vorbei an Legnica. Wir fuhren auf einer Straße der Neuzeit, der in Vorbereitung der Fußball-EM 2012 gründlich renovierten und ausgebauten Autobahn A4, die auch heute der Route einer der ältesten mittelalterlichen Handelsstraßen der Via Regia, auch bekannt als Königsstraße oder Hohe Straße, folgt. Unterwegs beschäftigten wir uns mit der wechselvollen Geschichte Polens.Einen modernen Wegweiser von der Autobahn bietet der Anblick des neuen City Towers von Breslau. Wir benötigen noch einige Zeit, um das Zentrum zu erreichen, stop and go war angesagt. Unser Hotel, das „Sofitel Wroclaw Old Town“, befindet sich im Herzen der Altstadt, unweit des Ryneks und direkt gegenüber der altehrwürdigen Elisabethkirche. Leider blieb uns nur wenig Zeit zum Einrichten in den gastlichen Zimmern. Bereits 14.00 Uhr starteten wir zu unseren ersten Besichtigungen. Unsere örtliche Reiseleiterin Urszula begrüßte uns sehr herzlich. Mit dem Bus fuhren wir zuerst zur gewaltigen, ja monumentalen Jahrhunderthalle, einem Werk des Breslauer Stadtbaurates Max Berg. 1913 erbaut, glitzerte ihre Kuppel in der tiefstehenden Nachmittagssonne wie ein großer Bernstein. Die Betonkuppel hat eine unvorstellbare Spannweite von 65 Metern. Wir hatten Glück: Die Halle ist für Besucher geöffnet! Obwohl nicht in unserem Programm vorgesehen, nahmen wir diese Möglichkeit natürlich war. Ich zahlte aus unserer „fakultativen Reisekasse“ den Eintritt. Nun standen wir inmitten der Halle unter dieser imposanten Kuppel aus Stahlbeton und ihrer Bogenkonstruktion - ein wahres Meisterwerk der Baugeschichte und seit 2006 ein UNESCO-Weltkulturerbe. Urszula erläuterte uns Details der Geschichte und der heutigen Nutzung sowie die Zugehörigkeit zum neuen Ausstellungsgelände.Mit vielen Erläuterungen zu Geschichte und Gegenwart fuhren wir mit dem Bus zum alten Herz der Stadt, zur Dom- und Sandinsel. Hier überquerte im Mittelalter die Bernsteinstraße die Oder und führte von Italien über Böhmen und Polen bis an die Ostseeküste. Unser Weg führte uns nun zu Fuß vorbei an der gotischen Kreuzkirche mit Blick zur Dombrücke, an der Nepomuksäule und am Sitz des Erzbischofs zum Dom. In den anmutigen Gassen mit ihren Gaslaternen fühlten wir uns in längst vergangene Zeiten versetzt. Die erste Kirche soll an dieser Stelle bereits um 950 gestanden haben. Urszula berichtete über die fast 500-jährige Baugeschichte des Domes, die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und den mühevollen Wiederaufbau. Die beiden Türme bekamen ihre Helme erst 1991. Langsam bekann es in den Gassen zu dämmern und wie auf Bestellung erschien der Laternenanzünder ... Tief beeindruckt waren wir von der Ausgestaltung des Domes im Inneren: den Kapellen, dem Hauptaltar, dem großen zeitgenössischen Glasfenster. Unser Weg führte uns zu den im Zweiten Weltkrieg nur gering zerstörten Kapellen hinter dem Haupaltar. Doch leider verwehrte uns ein verschlossenes Tor den Zutritt. Eine Ordensschwester ermöglichte uns den verspäteten Zutritt zu den Kleinoden des Kirchenbaus: zur Elisabethkapelle und zur barocken Kurfürstenkapelle. Herzlichen Dank! Den Eintritt konnte ich problemlos am nächsten Tag entrichten. Welch ein Vertrauen und Entgegenkommen!Bei unserem vorabendlichen Bummel über die Dominsel sahen wir die kleine spätromanische Ägidienkirche aus dem 13. Jahrhundert. Sie gilt als das älteste vollständig erhaltene Gebäude
Breslaus. Wir atmeten den Hauch der Geschichte. Natürlich durfte die Legende des Klößeltors nicht fehlen. Sie kennen diese nicht? Dann kommen Sie doch einmal mit uns nach Breslau!Mit dem Bus fuhren wir zurück ins Zentrum vorbei an weiteren Sehenswürdigkeiten wie dem Botanischen Garten, am Post- und Telekommunikationsmuseum, am Panorama Raclawice, an der Hala Targowa, der alten Markthalle, zur Schweidnitzer Straße. Von dort gingen wir vorbei an Kaufhäusern zu Fuß zum Rynek. Wir bestaunten auch unsere ersten der liebevollen kleinen Breslauer Zwerge, die beiden Sisyphos-Zwerge, die mit ganzer Kraft, aber ohne Erfolg eine große Granitkugel bewegen wollen. Von hier ist es nicht weit zum Hotel und so endete unsere gemeinsame Besichtigungstour mit den Hinweisen zur Post, zu den Banken und Wechselstellen und zu einzelnen Geschäften. Auf dem Rynek waren die Proben für den Silvesterabend zu hören. Breslau bietet die Kulisse für eine der größten Silvesterfeiern Polens.19.00 Uhr trafen wir uns im Restaurant „Pan Tadeusz" zum 4-Gang-Abendessen. Einige Gäste begaben sich auf einen kleinen Abendspaziergang. Nach einem interessanten und intensiven Besichtigungsnachmittag träumten wir einem neuen Tag entgegen.

31.12.2013 Im Herzen Breslaus – Silvester

Nach dem Frühstück vom reichhaltigen Buffet trafen wir uns 09.30 Uhr im Hotelfoyer zum Fortsetzen unserer Besichtigungen in der Innenstadt Breslaus. Urszula führte uns zuerst zur Elisabethkirche, im 13. Jahrhundert vermutlich von Siedlern aus Thüringen gegründet und der  Heiligen Elisabeth von Thüringen geweiht. Sie war früher die evangelische Hauptkirche Schlesiens und wurde vor allem durch die Breslauer Patrizierfamilien genutzt. In den 70er Jahren durch Brände zerstört, fand erst 1993 wieder ein Gottesdienst in der heutigen katholischen Garnisonskirche statt. 1997 weihte Papst Johannes Paul II. die Kirche neu.Natürlich blickten wir auch zu den beiden erhaltenen Altaristen-Häusern, die den Namen Hänsel und Gretel tragen. Leider konnten wir nicht direkt herantreten, denn hier begannen bereits die Absperrungen für die Silvesterfeier auf dem Rynek. Vorbei an der Fleischbank mit ihren Galerien spazierten wir zur altehrwürdigen Universität Breslaus. An der Stelle des alten Fürstenschlosses hatten Jesuiten ein Gymnasium gegründet, später entwickelte sich daraus eine Akademie. Im Collegium Maximum besuchten wir zwei der schönsten Räume des Museums. Aber zuerst stockte uns der Atem beim Anblick des mit wunderschönen Fresken aus dem 18. Jahrhundert geschmückten Treppenhauses und um so mehr beim Betreten der prächtigen, barocken Aula Leopoldina, dem wohl wertvollsten Saal der Universität. Hier finden wichtige akademische Festakte statt. Urszula erläuterte uns die Geschichte der Universität, die Allegorien der Weisheit Gottes und der Wissenschaften, die Darstellungen der Evangelisten, Kirchenväter und der Patrone der einzelnen Fakultäten. Es war faszinierend schön, man hätte noch länger verweilen können. Im Erdgeschoss besichtigten wir das Oratorium Marianum, einen alten Konzertsaal, in dem unter anderem Niccolo Paganini und Johannes Brahms musizierten. Im Moment malt Christoph Wetzel das Deckengemälde neu aus. Hier nutzt er seine Erfahrungen, die er bei der Rekonstruktion der Bemalung der Dresdner Frauenkirche sammelte.Vorbei an der Universitätskirche spazierten wir zum Rynek mit dem spätgotischen Rathaus. Eigentlich ist es heute ein riesiger Rathauskomplex mit verschiedenen Gassen mit Läden, Restaurants und Büros, die an der Stelle alter Markthallen stehen. Herzstück ist das Alte Rathaus mit seiner imposanten Ostfassade. Unser Blick fällt sofort auf den Schmuckgiebel mit der wundervollen astronomischen Uhr. Die Südfassade faszinierte mit den Sandsteinfiguren aus der Geschichte der Stadt: Stadtwächter, Stadtrat, Kaufmann, Mönch, Patrizier. Die Gesichter sind so ausdrucksstark, fast möchte man sich mit den Skulpturen unterhalten. Über dem Eingang zum Schweidnitzer Keller schmunzeln uns die Brauer und die Magd entgegen. Wir mussten unsere Ohren mächtig spitzen, um Urszula zu lauschen ... es war kaum noch möglich, die Proben für den Silvesterabend sind so laut, dass wir leider hier enden mussten. Wir dankten unserer örtlichen Reiseleiterin herzlich für ihre sachkundige Führung.
Der Nachmittag stand für individuelle Besichtigungen zur Verfügung, die Interessen sind unterschiedlich: auf Spuren der eigenen Lebensgeschichte, auf Spuren ehemaliger Besuche in der Stadt, Besichtigung des Panoramas Raclawice, Besuch des Jüdischen Friedhofs, des Bahnhofes oder der Oper, Bummeln und Einkaufen, Ausruhen ... Zum Hotel gelangten wir nicht auf direktem Weg, nur über den Salzmarkt war es möglich.Ab 20.00 Uhr wurde uns ein festliches 5-Gang-Dinner im elegant geschmückten Hotel-Restaurant serviert. Wir speisten bis kurz vor 22.30 Uhr. Wer wollte, konnte mit Gästen anderer Reisegruppen im Foyer der Etage zu Disko-Musik tanzen oder eine der größten Silvesterfeiern Polens auf dem Rynek erleben. Ab 23.00 Uhr konnten wir vom Buffet Magnifique die ein oder andere Leckerei probieren.Nach dem wir mit einem Glas Sekt auf das Jahr 2014 angestoßen hatten, erfreuten wir uns am Feuerwerk, dass vor der Elisabethkirche gezündet wurde.

01.01.2014 Willkommen im Neuen Jahr

Wir stärkten uns vom wirklich späten Frühstücksbuffet. Nach einem kleinen Gedicht zum Neujahr und der Übergabe eines kleinen Glückbringers für das Jahr 2014 traten wir 13.15 Uhr unsere Rückreise an. Unterwegs stießen wir mit einem Gläschen „Zubrówka" auf ein erfolgreiches Neues Jahr mit Gesundheit, Glück und Wohlergehen an.Herzlichst Ihre Marion Kottlos

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