Reisebericht: Radreise Masuren – Im Land der Wälder und Seen

28.07. – 05.08.2018, 9 Tage Radreise in Polen mit Torun – Allenstein – Lötzen – Steinort – Wolfsschanze – Borker Heide – Zondern – Nikolaiken – Spirdingsee – Niedersee – Eckertsdorf – Cruttinen (215 Radkilometer)


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Eine Reise ins sommerliche Polen, in die wunderschöne Gegend der Masuren, wo Seen, Flüsse, Wälder und Wiesen sich harmonisch ineinanderfügen. Wir haben die erholsame Landschaft mit dem Rad durchfahren und sind dabei über Sand, Stein und Asphalt gerollt.
Ein Reisebericht von
Eric Richter

1. Tag, Masuren, 28. Juli 2018, Fahrt nach Polen – Thorn

In den frühen Morgenstunden ging die Reise los. An der Zentrale haben wir den Radanhänger angekoppelt und wir fuhren in den Nord-Osten. In der Gemeinde Spremberg hatten wir dann alle Radlerfreunde beisammen. Es dauerte nicht lang, da kamen wir bei Forst über die Grenze nach Polen. Kurz zu vor erschreckte uns ein Waldbrand etwas, denn dunkle Wolken zogen über das trockene Land. Die Flammen waren ziemlich dicht an der Fahrbahn, doch die Feuerwehr war schon vor Ort und hatte alles unter Kontrolle. So behinderte es nicht unsere Anreise.
Wir fuhren an Zielona Góra, Schwiebus und der Christus Statue sowie Posen vorbei. Schließlich kamen wir in das gemütliche Städtchen Torun. Nach dem Abendessen machten wir uns noch auf eine gemeinsame Entdeckungstour der Stadt. Torun, Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern, hat einen herrlichen Altstadtkern mit jeder Menge „norddeutscher" Backsteingotik. Ein uriges und gemütliches Zentrum, direkt an der Weichsel gelegen! Ein wirklich lohnenswerter Besuch der Stadt des Nikolaus Kopernikus, der hier an mehreren Stellen gewürdigt wird.

2. Tag, Masuren, 29. Juli 2018, Olsztyn, Folklore und Regen

Wir fuhren nach Olsztyn. Dort trafen wir auf unseren örtlichen Reiseführer Lukasz. Wir begannen gleich mit dem Stadtrundgang in der Altstadt von Olsztyn, oder früher auch Allenstein genannt. Wir sahen uns die Burg Allenstein im Innenhof an, die Kopernikus-Statue, die St. James Basilika sowie die niedlichen Gassen mit den zahlreichen kleinen Buden - denn es war gerade Markt. Auch die steinernen Götzenfiguren der Pruzzen, der heidnischen Vorfahren der Preußen, waren interessant. Mit Ende der Stadtführung konnten wir uns gerade noch unter das Hohe Tor retten, denn ein starker Regen setzte ein. Einigermaßen trocken schafften wir es dann in den Bus - doch die Freizeit konnten wir leider nicht genießen.
Wir fuhren ein Stück mit dem Bus. Nicht weit von Olsztyn entfernt kamen wir in ein ländliches Gasthaus in Redykajny. Dort servierte man uns deftige, polnische Leckereien und eine studentische Tanzgruppe führte nur für uns alte Volkstänze auf und begeisterte uns für ihre Kultur.
Zwischen Mittagessen und der Tea-Time haben wir noch eine kleine Kutschfahrt über die Felder und Wälder eingeschoben. Die Erde war ziemlich nass, aber von oben blieb es für eine Weile trocken.
Dann fuhren wir mit dem Bus in die Nähe von Lötzen, wo sich unser Hotel befand. Ein unglaublicher Wolkenbruch kam vom Himmel herab. Alles wurde überflutet. Wir harrten eine Weile im Bus aus und hofften, dass der Regenguss bald nachlassen würde. Als es dann weniger wurde trauten wir uns raus. Schnell zum Essen, denn es war schon spät geworden - doch es herrschte Chaos im Restaurant. Provisorisch haben wir schnell ein paar Tische zusammengeschoben und das Buffet zu uns geholt.

3. Tag, Masuren, 30. Juli 2018, Lötzen, Steinort, Wolfsschanze und Heiligelinde

Am Morgen packten wir wieder die Koffer, denn das Hotel war nichts für uns. Wir zogen in die Stadt nach Lötzen, wo wir in einem schicken Altbau unterkamen. Nach ein wenig hin und her war es endlich soweit - unsere erste Radtour stand uns bevor! Von Lötzen ging es mitten durch die masurische Seenlandschaft. Es ging durch Swidry, Pieczarki, Harsz und über die Brücke Most Sztynorcki bis nach Sztynort. Dort bewunderten wir noch das alte und zerfallene Gutsgebäude der deutschen Adelsfamilie Lehndorff. Luskasz berichtete uns von einer interessanten Geschichte der Familie Lehndorff und deren wirken und Fall im 2. Weltkrieg.
Gleich ums Eck kehrten wir in eine polnische Wirtschaft ein und ließen uns von der traditionellen Küche verköstigen. Die Sonne brannte uns ganz schön auf den Pelz und so freute man sich umso mehr auf ein kühles, erfrischendes Getränk. Dann radelten wir weiter, bis zum ehemaligen Führerhauptquartier der Nationalsozialisten - genannt, die Wolfsschanze.
Lukasz zeigte uns die alte Bunkeranlage die von den deutschen selbst zerstört wurde und die auch durch den Attentatsversuch des Oberst von Stauffenberg in die Geschichte einging und die Wolfsschanze berühmt machte. Dieser Ort hat zu gleich etwas gruseliges aber auch erstaunenswertes an sich. Die gewaltigen Betonwände sind auseinander gebrochen, doch sind sie so massiv dick, dass man sich kaum vorstellen kann, dass dies eine Sprengung im Innern verursacht hat. Und nun ist alles friedlich, grün bewachsen. Die Natur holt sich langsam hier Territorium zurück.
Nach dieser kleinen Zeitreise fuhren wir mit dem Bus nach Swieta Lipka und sahen uns die Klosterkirche Sanktuarium Matki Bozej an. Neben dem barocken, pompösen Innenleben, wie das eben in einer katholischen Kirche so üblich ist, war die Orgel ein ganz besonderes Schmuckstück. So etwas hatte auch ich noch nicht gesehen - eine Meisterleistung der Orgelkonstrukteure. Durch sich bewegende Figuren und zusätzliche Glöckchen und Pfeifen entstand ein seltener und eindrucksvoller Klang in der Kirche.

4. Tag, Masuren, 31. Juli 2018, Bison–Reservat und Wasserturm

Am Morgen ging es mit dem Bus und den Fahrrädern im Gepäck in das Gebiet Gmina Kruklanki, wo sich tief im Wald eine Bison-Aufzuchtstation befindet. Der europäische Bison, oder auch Wisent genannt, ist wirklich beeindruckend und mächtig. Vor allem die Bullen erscheinen riesig. Sehr traurig das diese Art fast ausgestorben ist und nur noch mit einer Zucht aufrechtzuerhalten ist.
Dann ging es mit dem Radl in Richtung Westen. Über Jeziorowskie und Kruklanki, wo wir auch unsere Mittagspause machten und uns erfrischen konnten. Denn es gab nicht nur leckeres Eis, was bei der Hitze wirklich gut tat, sondern wir konnten uns auch im Jezioro Goldopiwo erfrischen.
Nach der Abkühlung und der kleinen Stärkung ging es weiter nach Pieczonki und Sulimy bis nach Lötzen, wo wir für heute unser Tagesziel erreicht hatten. Mit der Besichtigung des Wasserturms konnte man noch ein paar alte Utensilien aus alten Zeiten betrachten sowie alte Stadtpläne, Zeichnungen und Bilder der Stadt. Nachdem wir uns auch dort wieder erfrischt hatten ging es individuell zurück zum Hotel.
Am Abend speisten wir wieder in unserem urigen Gewölbe-Keller.

5. Tag, Masuren, 01. August 2018, Ostpreußen und Nikolaiken

Morgens packten wir wieder unsere Koffer und verluden alles in den Bus. Mit dem Fahrrad ging es dann aber weiter. Wir radelten quer durch die Masuren. Zuerst an Wilkasy und dem See Jezioro Niegocin vorbei. Wir kamen durch Wronka, Gorazdowo, Kozin und Prazmowo. Irgendwann, nach rund 50 Kilomtern und viel, viel Schweiß kamen wir nach Sadry. Dort lebt die Christel. Sie stammt noch aus den alten ostpreußischen Zeiten und hatte nie das Bedürfnis diesen Ort zu verlassen. Wir bestaunten ihr kleines Heimatmuseum und lauschten ihren Worten. Höchst interessant - so sagte sie, „ich bin doch nicht das Museum, was seht ihr mich alle an?". Denn alle waren neugierig und erstaunt was sie zu erzählen hatte, aus den alten Zeiten von früher.
Lukasz und seine Frau verköstigte uns derweil in dem herrlichen Garten von Christel. Es gab zahlreiche polnische Köstlichkeiten, von herzhaft bis erfrischend. Und natürlich auch Piwo - Bier.
Da wir nun einige Zeit bei Christel verbracht hatten waren die meisten zu Müde um mit dem Fahrraf weiter zu fahren. Glücklicherweise war Ingo, unser Busfahrer, schon bereit. Wir luden die meisten Räder auf den Fahrradanhänger und fuhren dann ins Hotel. Die tapferen Radler, die sich trotz der großen Wärme auf den Weg gemacht hatten kamen auch nicht viel später an, als wir mit dem großen Bus.
Wir bezogen das neue Hotel und bereiteten uns auf den nächsten Tag vor.

6. Tag, Masuren, 02. August 2018, Nikolaiken und Bootsfahrt auf den Masuren

Nach dem Frühstück radelten wir nach Nikolaiken, oder auch Mikolajki genannt. Dort ging es auf ein Boot. Wir schipperten über den Mikolajskie, auf den Sniardwy, drehten dort eine Runde und bogen dann in den Beldany ein. Dann mussten wir noch die Schleuse Sluza Guzianka überwinden, bevor unsere Bootsfahrt in Ruciane-Nida endete. Wir legten noch eine Mittagspause ein und machten uns dann auf die Fahrräder. Rund 25 Kilometer ging es durch das masurische Seengebiet. Dabei kamen wir auch durch ein Waldgebiet wo man Wildpferde entdecken konnte - wir sahen aber keine. Mit Ankunft im Hotel hatten wir auch diese Etappe von gut 30 Kilomtern geschafft und dabei die Johannisburger Heide durchfahren.

7. Tag, Masuren, 03. August 2018, Johannisburg, Krutyna und Stakenboot

Mit dem Bus und unseren Rädern fuhren wir ungefähr eine Stunde nach Süd-Westen bis nach Pisz, oder auch Johannisburg genannt. Dort machten wir unsere Räder bereit. Dies sollte heute die schönste Radtour werden, zumindest wenn man den Untergrund betrachtete, auf dem wir fuhren. Wir fuhren durch Jablon und Wiartel, dann kamen wir in ein riesiges Waldgebiet. Die Straße, die durch den Naturpark führte, ging immer geradeaus - kilometerlang - und führte uns schließlich nach Ruciane-Nida, wo wir den Tag zuvor schon einmal Mittag gegessen hatten.
Als wir dem Kloster, genannt Kasztor ´Zenski Staroobrzedowców, näher kamen vielen schon herrliche Fotografien am Straßenrand auf. Lukasz berichtete uns dass dies von einem internationalen Fotografie-Festival stammt, dass ein hier lebender Künstler einmal im Jahr veranstaltet. In der ganzen Ortschaft und beim Kloster waren zahlreiche Fotografien berühmter Fotografen angebracht. Wir besichtigten das Kloster und ließen uns von den Bilder inspirieren.
Über Rosocha kamen wir nach Krutyn. Dort gab es eine leckere Mittagsmahlzeit für uns und im Anschluss ging es mit dem Stakenboot auf die Krutynia. Der Fluss ist rund 100 Kilometer lang und lässt sich durch die zusammenhängenden Seen aber auf circa 150 Kilometern bepaddeln - der Fluss gilt als die Königin der masurischen Flüsse. Wir konnten die Ruhe und Natur bestens auf dem Boot genießen.
Damit war auch dieser Tag schon wieder verflogen und wir fuhren mit dem Bus zurück ins Hotel. Da dies nun schon der letzte Tag mit dem Fahrrad war und wir uns am nächsten Tag in Richtung Heimat begeben mussten, verabschiedeten wir uns von Lukasz, der uns wirklich mit viel Liebe seine Heimat gezeigt hatte.

8. Tag, Masuren, 04. August 2018, Posen

Voll bepackt mit all unseren Sachen ging es nun wieder in Richtung Heimat. Wir mussten das wunderschöne Land der Seen, Flüsse, Wälder und Wiesen hinter uns lassen. Wir kehrten den Masuren den Rücken und fuhren die 430 Kilometer an Olsztyn, Torun und Gnesen vorbei bis nach Posen. Dort nächtigten wir noch für eine Nacht. Am Abend nutzten wir die Zeit um die Studenten-Stadt an der Warthe besser kennenzulernen, auch wenn wir ein wenig auf unsere Stadtführerin warten mussten. Aber dennoch brachte sie uns die Stadt hervorragend näher und berichtete uns von zahlreichen Sagen und Geschichten aus vergangenen Zeiten, deren Brauchtum aber noch heute zu erkennen ist. Wie zum Beispiel die Geschichte der zwei Ziegenböcke, die zum Wahrzeichen der Stadt geworden sind und sich jeden Tag um 12 Uhr am Rathaus die Köpfe aneinanderstoßen. Wir besichtigten einige Sehenswürdigkeiten Posens, darunter das ehemalige Jesuiten Kloster, die Fara Poznanska, das Pomnik Koziolków Denkmal, der Bernhardiner-Markt, die königliche Burg von außen und einiges mehr. Da Samstagabend war, konnten wir es uns natürlich nicht nehmen lassen noch mal in die wunderschöne Altstadt zu gehen und nahe dem Rathaus, am Bamberka-Denkmal, noch einen Tropfen zu trinken und das Flair der Stadt zu genießen.

9. Tag, Masuren, 05. August 2018, Heimkehr

Heute stand noch mal eine lange Fahrt auf dem Programm. Doch es war nun gar nicht mehr so weit bis zur deutsch-polnischen Grenze. Die Sonne schien wie gewohnt und die Straßen waren überraschend frei. Am späten Nachmittag, beziehungsweise gegen Abend, erreichten wir unseren Heimhafen.
Ich hoffe allen Radlerfreunden hat die Tour in die Masuren gefallen, habt das Land neu kennengelernt und konntet in den paar Tagen ein wenig ausspannen sowie den Alltag vergessen.
Ich würde mich freuen Euch bei einer anderen Reise eines Tages wieder begrüßen zu dürfen! Bis dahin, bleibt gesund und sportlich!
Beste Grüße,
Eric

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Kommentare zum Reisebericht

Es war eine wunderschöne Reise. Unser Reiseleiter Eric hat sich ein großes Lob verdient.
Eric hat alles für uns möglich gemacht und hat sich sehr um unser Wohl gesorgt.
Wir würden mit ihm immer wieder eine Reise unternehmen.
Auch waren wir von den Masuren sehr Beeindruckt.
Nochmal ein Dankeschön an Eric und unseren Busfahrer dem wir den Doktortitel im Rückwärts fahren verliehen haben.

reifenstein
09.08.2018