Reisebericht: Radreise Masuren – Im Land der Wälder und Seen

01.06. – 09.06.2019, 9 Tage Radreise in Polen mit Torun – Allenstein – Lötzen – Steinort – Wolfsschanze – Borker Heide – Zondern – Nikolaiken – Spirdingsee – Niedersee – Eckertsdorf – Cruttinen (215 Radkilometer)


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Auf ins Land der Störche, dem guten Wodka und dem deftigen Essen.
Ein Reisebericht von
Rico Manns

01.06.19 Anreise nach Thorn

Der frühe Vogel ... sitzt heute im Reisebus von Eberhardt und möchte gern in die Masuren. Dazu gesellen sich 14 radfreudige Gäste. Los geht es in direkter Nachbarschaft von Eberhardt. Im Hotel nebenan steigen die ersten Gäste zu. Die weiteren Zustiege sind Flughafen Dresden, Lübbenau und ab Niederlehme sind wir schon vollzählig. Nun geht es auf direktem Weg zu unserem ersten Hotel In Polen, nach Thorn. Hier starten wir gleich nach dem Check in zu einem Stadtrundgang. Das Hotel liegt relativ zentral und so sind wir kurze Zeit später in der schicken Altstadt. Die Stadt wurde weitgehend vom Krieg verschont und so kann man an jeder Ecke herrliche Gebäude erblicken. Den Stadtrundgang könnten wir sicherlich auf drei Stunden ausdehnen, aber da der Koch mit dem Löffel schwingt, laufen wir nach zwei Stunden gemütlich ins Hotel und lassen es uns schmecken.

02.06.19 Thorn – Allenstein –Lötzen

Wir konnten etwas länger schlafen und so brechen wir heute gegen 8:30 Uhr auf. Zunächst gibt es einen klassischen polnischen Witz über das Klauen und die gute Stimmung von gestern ist direkt wieder da. Heute sitzen wir nur einen Bruchteil des Tages in dem Bus. Nach rund 1,5 Stunden genehmigen wir uns den ersten Kaffee. Nachdem ich gestern noch ein wenig die Zubereitung geübt habe, schmeckt der Kaffee heute vorzüglich. Am Ende der Reise werde ich noch ein richtiger Barista werden. ?? In Allenstein / Olsztyn treffen wir auf unseren einheimischen Reiseleiter Lukasz und erkunden zusammen die kleine schicke Altstadt. Gestern war Kindertag und in Polen wird dieser Feiertag anscheinend ausgiebiger gefeiert als bei uns. So treten hier heute kleine Stars auf die Bühne und zeigen ihr Können. Bei manchen Darstellern steckt dies aber sprichwörtlich noch in den Kinderschuhen... In der anschließenden Freizeit wird größtenteils das polnische Eis verkostet. Bei knapp 30 Grad schmeckt dies gleich doppelt so gut. Den Nachmittag verbringen wir bei Schnaps, Piroggen, Kartoffelsuppe und polnischer Musik. Wir sind zu Gast auf einem Reiterhof, wo wir kulinarisch verwöhnt werden. Die Darsteller haben so viel Freude an der Aufführung, dass man selbst mit bester Laune das Lokal verlässt. Nach rund 45 Minuten Fahrt mit dem Bus, kommen wir in unserem Hotel für die nächsten drei Tage in Lötzen an.

03.06.19 Lötzen – Steinort – Wolfsschanze – Heiligelinde

Wir scharen heute mit den Hufen, denn es geht endlich auf das Rad. Die Radtour geht praktisch vor unserer Haustür los. Zunächst halten wir kurz an einer Wechselstube und im Anschluss verlassen wir die Stadt und fahren in Richtung Steinort. Dieser Ort war einst der Sitz der deutschen Adelsfamilie Lehndorff. Hier steht auch ein altes Gutshaus was mühselig in den nächsten Jahren wieder aufgebaut werden soll. Wir bekommen überraschend eine kleine Führung und einen Einblick in das Gebäude. Nach einer kleinen Mittagspause radeln wir weiter in Richtung Wolfsschanze. Das ehemalige Führungshauptquartier ist größer als gedacht und Lukasz unser Reiseleiter bringt uns die Geschichte näher. Nachdem imposanten Rundgang ist unser letzter Programmpunkt das Städtchen Heiligelinde. In diesem Ort steht eine wunderschöne Wallfahrtskirche und in dieser lauschen wir einem Orgelkonzert. Das Witzige hierbei sind die tanzenden Figuren an der Orgel. Nach rund 15 Minuten ist das kleine Konzert vorbei und unser Bus bringt uns zurück zum Hotel.

04.06.19 Lötzen – Wisent – Baden – Wasserturm Lötzen

Gestern haben wir uns gemütlich ein geradelt und heute passt der Po schon etwas besser zum Sattel. In der Theorie sollten wir heute dem Wisent begegnen, dem größten Säugetier Europas. Die Praxis macht uns aber einen Strich durch die Rechnung. In der Aufzuchtstation ist erstmalig seit 10 Jahren kein Wisent beheimatet. Das ist wirklich schade, aber dafür haben wir das Wetter auf unserer Seite. Wie schon am gestrigen Tag haben wir erneut einen blauen Himmel und andauernden Sonnenschein. Da macht das Radfahren einfach Spaß.
Zum Nachmittag überreden wir Lukasz an einem See anzuhalten, um das kühle Nass zu testen. Da meine Gäste hinein sausen, muss ich es ihnen nachmachen und nachdem der erste Schreck überstanden ist, ist es auch wunderschön. Zurück auf dem Rad geht es nun zur Mittagspause. Aus der kleinen Fischbestellung wird ein opulentes Mahl und jetzt wären wir eher bereit für den Liegestuhl als für das Fahrrad. Die letzten Meter durch die Borker Heide zum Wasserturm nach Lötzen sind aber schnell geradelt uns so haben wir kurze Zeit später einen herrlichen Ausblick auf das Städtchen. Heute verabschieden wir unseren Lukasz und sind gespannt darauf, wer uns morgen die Umgebung näher bringen möchte.

05.06.19 Lötzen – Zondern – Nikolaiken

Waldemar heißt unser neuer Freund und Waldemar ist ein Genießer und lustiger Zeitgenosse. Er nimmt alles mit viel Humor und ist für ein Piwo schnell zu begeistern. Daher passt er hervorragend zu uns. Die Radstrecke beginnt heute am Hotel und führt uns nach Sadry. Hier lernen wir eine deutsche Familie kennen und mit ihrem charmanten Dialekt hat sie uns nach wenigen Sätzen bereits in ihren Bann gezogen. Des Weiteren hat sie eine beachtliche Sammlung von mehreren Dingen aus vergangener Zeit gesammelt. Obendrauf gibt es ein typisches polnisches Picknick und das Herz hüpft vor Freude. Im Normalfall würde die Fahrradtour hier weitergehen aber nach dem leckeren Mahl und einem Piwo hat die Bequemlichkeit gesiegt und wir verladen die Räder in den Bus und fahren in unsere neue Unterkunft nach Nikolaiken.

06.06.19 Nikolaiken – Schiffahrt auf dem Spirding See – Nikolaiken

Wir sind ziemlich schlau. Das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber später wurde es uns deutlich. Wir tauschen nämlich das Programm und fahren zunächst Fahrrad und im Anschluss geht es mit dem Schiff zurück nach Nikolaiken.
Doch nun erst einmal von vorne. Wir starten mit den Rädern am Hotel und genießen den Ausblick auf die Sommerhauptstadt Polens. Im Anschluss besuchen wir eine Schule und machen einen Abstecher zum Schwanensee. Die bis zu 1000 Höckerschwäne sind allerdings schon weg und wir sehen nur noch vereinzelte Schwäne auf dem See. Unser nächster Höhepunkt ist die kleine Fähre, welche uns langsam aber sicher über den Beldahn-See chauffiert. Durch ein ehemaliges Wildpferdereservat geht es immer weiter in Richtung Niedersee. Bevor wir aber unser Schiff erreichen, schlägt die Umleitung zu. Aufgrund der großen Nachfrage wird eine zweite Schleuse gebaut und wir müssen daher die Stelle durch den Wald umfahren. Das ist schon ein wenig abenteuerlich, aber meine raderfahrene Gruppe meistert das vorzüglich.
Gegen 14 Uhr kommen wir am Schiff an und um 14:10 Uhr beginnt es zu regnen. Das stört uns aber nicht so sehr, da wir gemütlich unter einem Dach sitzen und uns das Mittag schmecken lassen. Nach rund zwei Stunden Fahrt sind wir zurück in Nikolaiken und die Sonne strahlt, wie wir es von ihr gewohnt sind. In der Kirche von Nikolaiken trumpft Waldemar mit seinen Geschichten auf und nachdem ein Schnarchen durch die Kirche hallt, geht es zurück ins Hotel.

07.06.19 Nikolaiken – Eckertsdorf – Cruttinen

Die Reise neigt sich dem Ende. Dies liegt daran, dass heute die letzte Radetappe ansteht. Unser Weg führt uns zum Abschluss durch die Johannisburger Heide. Nach 1 km Rad fahren ist allerdings erst einmal Pause angesagt und wir plündern den kleinen einheimischen Laden. Die Radstrecke ist wunderbar asphaltiert und so sausen wir über den Asphalt. In Wojnowo besichtigen wir eine herrliche Kirche und leisten ein wenig EU Hilfe, indem wir den Lattenzaun reparieren. Unseren Mittagsstopp legen wir in Cruttinen ein. Hier könnte man meinen, wir befinden uns in Brandenburg im Spreewald. Nachdem wir gut gegessen haben, steigen wir alle auf zwei Boote auf und unternehmen eine Stakenbootsfahrt. Ich dachte immer, das wäre eher was für ältere Leute, aber entweder habe ich bereits das Alter erreicht oder ich habe mich getäuscht. Jedenfalls ist es sehr erholsam, einfach die Seele baumeln zu lassen.

08.06.19 Nikolaiken – Posen

Heute bleiben die Räder im Anhänger. Wir verlassen das riesige Hotel und nehmen Kurs Richtung Posen. Die kleineren Landstraßen sind vom Asphalt her eher so naja, aber die Umgehungsstraßen und Autobahnen sind einfach klasse ausgebaut. Wir haben heute ein Geburtstagskind und tauschen daher den 11er Zug gegen eine Sektrunde ein. Nachdem wir das obligatorische Geburtstagslied gesungen haben, schlägt die Siesta Zeit zu. Zum späten Nachmittag erreichen wir unseren Zielort Posen. Die Altstadt von Posen ist auch wieder wunderschön. Unsere Reiseleiterin Barbara hat eine flotte Zunge, charmante Sprüche und rundet den ganzen Ausflug ab. Hier hätte man sich heute gerne noch in einen der vielen netten Biergärten gesetzt und hätte gekostet, ob das Piwo auch so gut schmeckt, wie in den anderen Teilen Polens. Doch die Zeit ist der Feind und somit fahren wir in unser letztes Hotel und genießen eben hier das Abschlussbier. Zum letzten Mal in dieser Reise geht es nach dem Abendessen raus zu einer Schatzsuche. Als Suche kann man dies nicht richtig deklarieren, denn der Schatz ist nach 10 Sekunden bereits gefunden. Als Belohnung gibt es ein Betthüpferle und wer jetzt denkt, wir haben nur getrunken, dem kann ich sagen, vor 9:30 Uhr waren wir immer alkoholfrei unterwegs. :)

09.06.19 Heimreise

Am letzten Tag schlafen wir noch einmal richtig aus. Schließlich wollen wir ja ausgeruht zu Hause ankommen. Nachdem die Suche nach der Marmelade am Frühstückstisch erfolgreich abgeschlossen ist, starten wir in Richtung Heimat. Das Wetter, wie soll es auch anders sein, ist heute wieder fantastisch. Im Vorfeld wurde mir gesagt, dass ich für das Wetter verantwortlich bin. (Ich klopfe mir gerade auf die Schulter und sage: Gut gemacht Jungchen.) :) Wir haben aber im Wesentlichen alles aufgegessen und definitiv alles ausgetrunken. Daher haben wir das Wetter auch verdient.
Meine Lieben Gäste, wenn man im Vorfeld schon die Hälfte der Gruppe kennt und glücklich über ein Wiedersehen ist und die anderen Gäste ebenso dufte sind, dann hat man automatisch schon eine gute Stimmung. Das Wetter, Lukasz und insbesondere Waldemar mit seinem Auge für ein gutes Bier machten die Reise wunderschön.
Ich hatte viel Spaß mit euch, wünsche euch allzeit beste Gesundheit und freue mich euch wieder auf Reise zu sehen.
Na zdrowie euer Rico.

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