Reisebericht: Rundreise mit dem Rollstuhl in Polen an der Ostsee

19.10. – 26.10.2021, 8 Tage Kur & Kultur barrierefrei an der polnischen Ostseeküste – Greifenberg & Treptow – Stettin – Hortulus–Gärten


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Ausflüge zu den Hortulusgärten, nach Stettin, Horst, Hoff, Cammin, Treptow und Greifenberg



Das Meer begeistert zu jeder Jahreszeit. Im Herbst zeigt es sich wild , stürmisch, aber auch sanft und ruhig. Beim Bummeln auf der Promenade , bei Wellness und Anwendungen im Hotel oder bei Spaziergängen am Jamno-See findet man Ruhe und Frieden
Ein Reisebericht von
Matthias Herklotz

Fahrt nach Mielno

Pünktlich um 7:30 Uhr rollte der Bus von der Firmenzentrale in Kesselsdorf. Leider verspätete sich (durch Irrungen und Wirrungen) der Zubringer in Döbeln um eine Stunde, so dass auch die Gäste in Leipzig und Dessau warten mussten. Mit erstaunlicher Gelassenheit und Ruhe wurde die Verspätung toleriert und wir fuhren über den Berliner Ring nordöstlich unserem Ziel entgegen. Kurz hinter der Grenze war zum zweiten mal Rast und Geld wurde getauscht. Der Verkehr wurde spürbar ruhiger und dank unserem tüchtigen Chauffeur Jan erreichte die Reisegruppe 17:00 Uhr das Hotel Medical SPA Unitral in Mielno. Schnell wurden die Zimmer bezogen und ein fürstliches Abendessen konnte eingenommen werden.

Besuch der Hortulusgärten

Unser angemeldeter örtlicher Reiseleiter mit dem schönen Vornamen Sylvester war krank. Hendrik stand bereit und begleitete unseren Ausflug
zu den Hortulusgärten. Er erklärte, dass es zwei Gartenkomplexe gibt. Wir besuchten den Garten Hortulus Spectabilis, weil der andere Bereich mit den Themengärten für Rollis nicht begehbar war. Wir spazierten im Sonnenschein durch die herbstlich blühenden Anlagen, besichtigten u.a. den Garten der vier Jahreszeiten, den Keltischen Garten und einige Gäste stiegen die 114 Stufen auf den Aussichtsturm. Im Windesbrausen sah man auch den Irrgarten, gepflanzt aus 18000 Hainbuchen. An einer kleinen Bar konnte ein Imbiss eingenommen werden. Hendrik schlug eine Rundfahrt vor. Wir waren sogleich einverstanden. Der Bus rollte nach Ustronie Morskie (Henkenhagen), streifte Koszalin (Köslin) und umrundete abschließend den J.Jamno (Jamunder See). Um 15:00 Uhr waren wir wieder im Hotel. Es blieb Zeit für einen Bummel zum Strand , für Einkäufe und zum Ausruhen.


Ruhetag oder fakultativ eine Fahrt nach Kolobrzeg (Kohlberg)

Unsere Gäste entschieden sich für einen Tag in Mielno (Großmöllen). Der Blick aufs Handy verhieß nichts Gutes. Regen und Sturm wurden angesagt. Doch morgens, nach dem wieder sehr guten Frühstück, war kein Unheil zu entdecken.Viele Gäste spazierten frohgemut in den Ort und an das Meer. Plötzlich zog eine schwarze Regenwand auf. Der Wind peitschte und wer keine Deckung fand, wurde pudelnass.. Nach einer halben Stunde war alles vorbei und der Himmel wieder blau. Leider nur bis nach dem Mittag. Dann öffnete der Himmel alle Schleusen und ein jeder vergnügte sich auf seine Weise. Das Hotel bot mit dem modernen Solebad, dem Schwimmbad und den vielen Möglichkeiten der Kuranwendungen Raum für die Freizeitgestaltung.
Zum Abendbrot sahen wir uns wieder. Das Buffett ließ nichts zu wünschen übrig. Alle Speisen waren appetitlich angerichtet. Doch vorher mussten Tische geordert werden. Warum es nicht möglich war, für die Gruppe Plätze zu reservieren, war uns ein Rätsel. Unsere netten polnischen Gastgeber zuckten nur die Schultern und wir beeilten uns stets, die Eberhardt -Schilder aufzustellen.


Ausflug nach Szczecin (Stettin)

Regen, peitschender Wind. Das Sturmtief "Ignatz" wütete. Wir fuhren westwärts, Hendrik begleitete und vor der westpommerschen Hauptstadt stieg Anna ein. Als waschechte Stettinerin begleitete sie sachkundig und heiter die Stadtrundfahrt. An der Hakenterasse lockte ein Fotostop, aber an Ausstieg und flanieren war nicht zu denken. Am Schloss der Pommerschen Herzöge stiegen alle aus. Wir wollten den Innenhof besichtigen und in die Altstadt gehen. An Rollis hat hier niemand gedacht. Auf für uns schlechten Wegen kamen wir zum Märchenschloss.
Der Innenhof war mit Kopfsteinplaster belegt. Nein, da gingen wir lieber außen vorbei. Der Weg zur Altstadt war sehr abschüssig. Wie sollten man da wieder hoch kommen? Dazu Regen, Wind und Kälte. Auch der Einkaufstempel zog niemanden an. So saßen wir nach kurzem Aufenthalt wieder im Bus. Dort war es heimelig. Jan hatte Würstchen warm gemacht und unser Reiseveranstalter spendierte ein Schnäpschen. Um 17.00 Uhr kamen wir im Hotel an.
Abends wütete der Sturm weiter. Welle auf Welle brandete gegen das Ufer, der Wind ließ den Sand aufwirbeln. Neptun schwang sein Zepter. Dennoch konnte man auf der Promenade, gegen das Unwetter kämpfend, liebliche Meerjungfrauen entdecken.


Fahrt an die Steilküste und ein Konzert in der klingenden Kathedrale

Heute stieg Michael in den Bus, denn Sylvester war weiterhin krank. Der forsche, junge Mann redete und redete, informierte und informierte.
Er zeigte uns die Kurviertel von Kolberg. Eine neue Anlage, ein Kurhotel, ein Appartment nach dem anderen. Alles war neu, im Entstehen oder im Rohbau. Michael: "alles für unsere lieben Touristen". Es war einfach nur zum Kopf schütteln. Diese Umweltsünden. Ob jemals alle Gebäude belegt sein werden? Wie in den letzten beiden Tagen heulte der Wind, peitschte der Regen. Michael wollte uns einen alten Flugplatz zeigen und lotste den Bus auf einen unbefestigten Waldweg. Immer tiefer ging es in die Heide- und Moorlandschaft. Auf einmal eine wassergefüllte Senke. Jan fuhr hinein. Doch dann keinen Meter weiter. Undeutlich sah man im Wasser den vom Unwetter zerstörtenWeg. Die Tiefe ließ sich nicht abschätzen. Das Risiko war viel zu groß. Unser umsichtiger Fahrer fuhr mehrere hundert Meter rückwärts. Den Beifall hatte er sich verdient. Das Zwischenziel hieß Niechorze (Horst) mit dem berühmten Leuchtturm. Nur von der geöffneten Bustür aus konnten Fotos geschossen werden. Doch dann, wenige Kilometer weiter, in Trzesacz (Hoff) klarte es auf. Unsere Rollifahrer waren skeptisch und blieben im Bus. Die anderen liefen zur Kirchenruine. Nur noch eine Wand steht an der Abbruchkante des Kliffs. Kaum zu glauben, dass im Mittelalter das Gotteshaus noch 750 m vom Meer entfernt stand. Das schöne Fotomotiv wurde auf die Handys gebannt. Der Gang zur kleinen Seebrücke rundete den Spaziergang ab.
Nun ging es weiter nach Kamien Pomorski (Cammin). Im Ort wurde die Straße gebaut und und so rumpelten wir mehr schlecht als recht zum Cafe` am Markt. Oh Schreck: war unseren Augen zu trauen? Zwei steile Stufen führten hoch ins Lokal. Die Stimmung sank auf den Tiefpunkt. Einige Gäste wollten umkehren. Doch was wäre aus unserem Ausflug geworden? Nein, wir mussten es schaffen. Jan fand eine alte Palette, welche wir anlegten. Mit vereinten Kräften, viel Mühe und etwas Risiko waren dann alle im Cafe.` Nein, nicht alle. Unser Fahrer trank seinen Kaffee im Freien und passte auf die Rollstühle auf. Etwas in Eile verzehrten wir den leckeren Kuchen, tranken Kaffee und verließen alsbald das Lokal. Auf besseren Wegen fuhren wir zur Kathedrale. Ein extra für uns organisiertes Orgelkonzert mit sehr schönen Stücken erfreute. Von der Empore sang eine Sopranistin das Halleluja. Es war ein versöhnlicher Abschluss. Zurück ging die Fahrt durch den Abendsonnenschein, durch die herbstliche Laubfärbung und 18.15 Uhr war Ankunft im Hotel. (Ein etwas längerer Halbtagesausflug)


2. Ruhetag oder fakultativ eine Fahrt nach Kolobrzeg (Kohlberg)

Alle freuten sich nach zwei Tagen mit viel Bus auf den Ruhetag.
Nach dem wiederum ausgezeichnetem Frühstück zog es alle hinaus. Das Meer hatte sich beruhigt und glänzte im Sonnenschein.
Einige sah man mit dicken Sahnewaffeln und Eis im Ort, andere gingen am Meer oder am Jamnosee spazieren und auch einkaufen war möglich.


Ausflug nachTrzebiatow (Treptow) und Gryfice ( Greifenberg)

Heute fuhren wir noch einmal die schöne Strecke am Meer, dann über Kohlberg nach Treptow. Hendrik erzählte von der Elefantenkuh Hansken und die Geschichte vom Grützenturm. Der Bus hielt am Parkplatz, die Rollifahrer schauten skeptisch auf die Wege und nur wenige Gäste gingen mit über den Marktplatz zur Marienkirche. Das Bauwerk beeindruckte. Weiter ging die Fahrt nach Greifenberg. Dort fanden wir eine ordentliche Behindertentoilette an einer Tankstelle. Dies muss erwähnt werden, denn das war auf der Reise eine Seltenheit. Alle stiegen aus und fuhren auf guten Wegen ca 400 m ins Zentrum der Stadt. Die Kirche war geschlossen, konnte nicht besichtigt werden. Am hübschen Marktplatz mit Skulptur und Brunnen war Freizeit. Einige Gäste gingen ins Kaufhaus, andere blieben am Marktplatz und kauften Gebäck beim Bäcker. 14:15 Uhr fuhren wir wieder los, waren am frühen Nachmittag in Mielno. Nun war noch Zeit für einen Spaziergang zum Jamnosee . Friedlich lag er in der Sonne und es machte Freude am Ufer zu wandeln.
Nach dem Abendbrot war ein Tisch für einen Abschiedsabend reserviert. Fast alle Gäste kamen, Eberhardt Travel lud zu einem Getränk ein.
Eine Geschichte wurde gelesen, ein Quizz durchgeführt. Es war ein schöner Abend. Ehrlich äußerten sich die Gäste zur Reise, die sie als nicht zufriedenstellend empfanden.


Heimreise

Schnell waren die Koffer verladen, alle Gäste an Bord und 10:30 ging die Fahrt in Richtung Heimat. Wie die Wildgänse, die Tag und Nacht das Hotel überflogen, rollten wir gen Süden.Die Stimmung war gelöst, es wurde das Schöne der Reise besprochen, von Bernstein, Feuersteinen und von Vineta erzählt. Ohne Stau, bei schönem Wetter, herrlicher Laubfärbung rollte der Bus.
Ein wenig Wehmut machte sich breit, denn bald verließen die ersten Gäste die Reisegruppe. Alle Ausstiege klappten gut, die Zubringer waren pünktlich da. In Kesselsdorf fuhr die letzte Dame nach Hause. Jan tankte und säuberte den Bus. Wir verabschiedeten uns und fuhren mit dem guten Gefühl nach Hause, unser möglichstes für die Gäste getan zu haben.

Kommentare zum Reisebericht