Reisebericht: E–Bike Radreise an der Polnischen Ostsee rund um Kolberg

18.06. – 25.06.2022, 8 Tage E–Bike Radreise mit 4–Sterne–Hotel in Kolberg und geführte Radtouren: Kolberg – Schloss Roman – Hoff – Dzwirzyno


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Schon Adam Opel wusste es: „Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad.“ Wir machen uns auf den Weg nach Polen:-)
Ein Reisebericht von
Andrej Kulikov
Andrej Kulikov

1. Tag: Samstag, 18.06.2022 – Anreise nach Kolobrzeg (Kolberg) an der polnischen Ostsee

Unsere Fahrt mit dem Reisebus startete dieses Mal in Hainichen über Flughafen Dresden an Berlin vorbei Richtung Polen. Am Bord befanden sich über 30 Reisegäste, die an die Ostsee wollten aber zu unserem Fahrradteam gehörten erstmal 11 Aktiv-Urlauber, 3 Personen reisten selbständig an. Die Busfahrt verlief sehr angenehm und staufrei. Kurz vor der polnischen Grenze stiegen die anderen Reisegäste um und wir fuhren Richtung Polen weiter. An der Grenze tauschten wir das Geld um, wobei uns auffiel, dass die zweite Wechselstube, die etwas versteckt war (ca. 100 m), einen besseren Wechselkurs hatte als die Tankstelle und die Wechselstube neben der Tankstelle. Schon gegen halb vier erreichten wir unser Hotel in Kolberg und konnten uns einchecken und unsere Zimmer beziehen. Einige Reisegäste gingen gleich auf die erste Erkundungstour, denn das Hotel befand sich nur weniger Meter von der Ostsee entfernt! Nach dem sehr leckeren Abendbrot mit typisch polnischen Spezialitäten trafen wir uns mit Sylwester, dem Besitzer vom Fahrradverleih. Er begrüßte uns auf polnische Art mit einem Becher Schnaps. Danach bekamen wir unsere Fahrräder und besprachen kurz die geplanten Radtouren. Die Freude auf den bevorstehenden Urlaub wurde immer größer!

2. Tag: Sonntag, 19.06.2022 – Küstenradtour direkt vom Hotel Richtung Osten nach Lazy, 40 km

Nach dem leckeren Frühstück trafen wir und gegen 9 Uhr bei Sylwester im Fahrradverleih, gleich am Hotel. Nach kurzen Anpassungen starteten wir unsere erste Fahrradtour. Wir fuhren entlang der Ostseeküste Richtung Osten und machten gleich im Ökopark "Ost" (Ekopark Wschodni) eine kurze Pause. Sylwester erzählte uns über dieses Naturschutzgebiet und über die viele heimische Vogelarten, die hier nisten. Dieses Sumpfgebiet (ca. 380 Hektar) bietet den Lebensraum für etwa 80 unterschiedliche Vogelarten. Es wurden die ersten Fotos geschossen:-) Sylwester erzählte uns aber auch über die Geschichte der Region und zwar über die Belagerung durch Napoleons Armee (1807) und zeigte uns den Damm aus der damaligen Zeit. Wir fuhren dann weiter an der ehemaligen deutschen Militäranlage aus dem Jahr 1938 (Flugplatz) und hatten dabei fast immer die Ostsee im Blick! Da es gerade in Polen ein verlängertes Wochenende gab, sind die Fahrradwege und die Erholungsanlagen gut besetzt und es sind sehr viele Menschen unterwegs. Schon bald machten wir eine kurze Kaffeepause in einem gemütlichen Café an der Seebrücke Molo Busola. Wir nutzten diese Pause für eine kleine Vorstellungsrunde. An dem Tag ist es sehr windig und Sylwester schlug vor die Mittagspause nicht direkt am Strand (wegen dem Sand im Essen), sondern in einem kleinen Wald zu machen. Robert, der sehr nette Kollege von Sylwester, wartete schon auf uns und servierte ein hervorragendes Picknick: alles frisch und selbst gemacht von Robert seiner Frau. Mit einigen Zwischenstopps am Leuchtturm Funkenhagen (Latarnia Morska Gaski) und am Denkmal 16. Meridian, erreichten die die Hafenpromenade von Mielno. Hier machten wir eine längere Pause, um ein Eis zu essen oder einen Kaffee zu trinken. Sylwester erzälte uns über das jährliche Treffen der Walrösser (Menschen, die gerne Eisbaden praktizieren) in Februar und zeigt uns die Walross-Statue - das Zeichen von Mielno. Weiter ging es Richtung Jamundsee. Dort machten wir eine kurze Pause mit Blick Richtung Stadt Koszalin und Gollenberg. Sylwester erzählte uns über die Geschichte der früheren Hafenstadt, die später dann als deutsches und danach als polnisches Militärgebiet diente. Gegen 17 Uhr erreichten wir unser Endziel in Lazy und wurden dort von einem Kleinbus abgeholt. Ein leckeres Abendessen rundete den ersten aktiven Urlaubstag ab.

3. Tag: Montag, 20.06.2022, Küstenradtour von Trzesacz (Kirchruine von Hoff) Richtung Kolberg, 43 km

Heute hatte Sylwester in der Berufsschule zu tun und wir wurden von seiner netten Kollegin Claudia gleich nach unserem Frühstück in Empfang genommen und fuhren mit einem Kleinbus nach Trzesacz (Hoff), einen kleinen Ort westlich von Kolberg. Die Fahrt war sehr unterhaltsam, denn Claudia erzählte uns unterwegs nicht nur über Störche und über die Ortschaften, an denen wir vorbei fuhren, sondern auch einige Legenden, die typisch für diese Region sind. Eine davon war die Geschichte über die "Grützenberger Frau und Wache" - in einem Ort sahen wir sogar eine Wandmalerei mit Darstellungen aus dieser Legende. In Trzesacz angekommen, besuchten wir das multimediale Museum. Im Museum wurde anhand einer Erzählung mit einer Meerjungfrau die Geschichte der berühmten Kirche von Hoff (entstanden um 1250 bzw. 1270) dargestellt. Anschließend gingen wir zur Ostseepromenade und schauten uns die Kirchruine in echt an und besuchten auch die Aussichtsplattform. Danach ging es zum Bahnhof, wo uns eine Überraschung erwartete: eine Fahrt mit der Schmalspurbahn! Mit der Schmalspurbahn fuhren wir bis zur Haltestelle Pogorzelica. Dort erwartete uns schon Robert mit unseren Fahrrädern. Die Fahrradtour verlief durch den Wald, auf einem breiten Waldweg, am Militärgelände vorbei durch das Naturschutzgebiet. Mit kurzen Pausen und vielen Erzählungen erreichten wir gegen Mittag den Hafen von Mrzezyno, wo auf uns schon Robert mit einem Picknick wartete. Nach der Stärkung mit frisch vorbereiteten polnischen Spezialitäten, mit ein bisschen Bier und Wein, fuhren wir entlang der Ostseeküste durch eine wunderschöne Dünnenlandschaft Richtung Osten weiter. Am See Przystan Rogowo machten wir eine kurze Pause und Claudia erzählte uns über die abgeschossenen Flugzeuge mit Kindern während des zweiten Weltkrieges. Spät Nachmittag erreichten wir Kolberg und besichtigten dort zuerst eine Gedenkstätte an die deutschen Einwohner von Kolberg, die auf den damaligen Friedhöfen der Stadt beerdigt wurden und danach den Hafen mit dem Leuchtturm. Viele Erlebnisse eines anstrengenden Tages besprachen wir beim reichlichen Abendessen im Hotel.

4. Tag: Dienstag, 21.06.2022, Inlandsradtour von Kolberg zum Schloß Ryman durch hinterpommersche Dörfer, 50 km

Heute wurden wir ebenfalls von der Claudia begleitet. Wir trafen uns nach dem Frühstück vom Hotel und fuhren zuerst Richtung Kolberg und danach in das Landesinnere (Hinterpommern), weg von der Ostsee. Unterwegs besichtigten wir die Kriegsgräberstätte der polnischen und sowjetischen Truppen aus dem zweiten Weltkrieg. Den nächsten Stopp machten wir in Goscino (Groß Jestin). Hier erzählte uns Claudia die Legende der Heiligen Katharina und was auf sich das rum liegende Wagenrad hat. Gegen Mittag erreichten wir das Schloß Ryman und machten hier Mittagspause. In einem sehr schön eingerichteten Speiseraum des Schloß Restaurants wurden uns Piroggen serviert: eine polnische Spezialität - Teigtaschen gefüllt mit Fleisch oder mit Quark. Nach der Mittagspause fuhren wir weiter und besichtigten unterwegs eine 600-Jahre alte Buche. Gegen 15:30 Uhr erreichten wir das Endziel der heutigen Radtour am Rzesznikowo See. Robert wartete auf uns mit dem Fahrradanhänger und der Busfahrer brachte uns wieder zum Hotel. Wir verabschiedeten uns von Claudia, denn ab Donnerstag ist Sylwester wieder im Einsatz. Nach dem Abendessen trafen sich noch einige von uns an der Bar und tauschten sich mit Bilder und Eindrücken des erlebnisreichen Tages aus.

5. Tag: Mittwoch, 22.06.2022 , Freier Tag, 56 km

Obwohl heutiger Tag für eigene Erkundungen, bummeln durch Kolberg, baden in der Ostsee, für SPA im Hotel vorgesehen ist, entschieden wir uns für eine gemeinsame Unternehmung und fuhren mit Fahrrädern zum Kolberger Hafen und unternehmen dort eine Bootsfahrt mit einem Ausflugsschiff "Santa Maria". Danach besichtigten wir die Seebrücke in Kolberg und unternahmen einen Fahrradausflug bis zur Fischräucherei in der Nähe von Molo Busola, Richtung Osten. Der frisch geräucherte Fisch schmeckte uns allen hervorragend! Danach fuhr die Mehrheit von uns zurück ins Hotel und einige unternahmen noch einen kleinen Fahrradausflug bis zum Leuchtturm Funkenhagen „Latarnia Morska Gaski“. Der erlebnisreiche Tag ging mit dem Beobachten des herrlichen Sonnenuntergangs am Strand zu Ende.

6. Tag: Donnerstag, 23.06.2022, Inlandsradtour+++ Besichtigung der Stadt Kolberg, Führung durch die Stadt, Besichtigung eines Sportzentrums für Pferde, Grillen, 15 km

Wie fast jeden Tag, trafen sich die mutigsten von uns gegen 6 Uhr morgens am Strand zum Frühbaden in der Ostsee, anschließend frühstückten wir gemütlich im Hotel und trafen uns gegen 9:30 Uhr am Fahrradverleih bei Sylwester. Zuerst fuhren wir vom Hotel aus Richtung Kolberg und besichtigten das Krankenschwester-Denkmal: das Denkmal soll an viele Frauen, welche im zweiten Weltkrieg als Krankenschwestern gedient haben und dabei ihr Leben ließen, erinnern. Danach fuhren wir zum Kurpark von Kolberg und schauten uns die Gedenkstätte am alten jüdischen Friedhof an. Den nächsten Stopp machten wir an der alten Salzschmiede, neben der Salzwasserquelle wo wir das Salzwasser kosteten. Die Besichtigung der Altstadt von Kolberg starteten wir am Militärmuseum. In der römisch-katholischen Basilika (Kolberger Dom, Marienkirche) machte Sylwester für uns eine spannende Führung und erzählte nicht nur über die Geschichte der Kirche, sondern auch über die technische Details des Gebäudes. Nachdem wir das Denkmal zum 2000. Jährigen Jubiläum der Stadt (vor der Basilika) besichtigt haben, fuhren wir zum Rathaus von Kolberg. Als Sylwesrter mit den Erzählungen über das Rathaus fertig war, gab es freie Zeit für individuelle Erkundungen bzw. für ein Eis oder einen Kaffee. Anschließend fuhren wir aus der Stadt raus und steuerten das Pferdesportzentrum in Budzistowo (Gestüt Michalski) an. gegenüber vom Pferdegestüt besichtigten wir noch die alte Kapelle, die symbolisch für Alte Kolberg (Stary Kolobrzeg) steht. Im Pferdegestüt wartete Robert auf uns und bereitete schon Mittagessen mit typischen polnischen Grill-Spezialitäten (Krakauer und Grützwurst) für uns vor. Nach dem Essen machte eine Mitarbeiterin des Pferdezentrums eine Führung durch die ganze Anlage für uns, Sylwester übersetzte. Anschließend fuhren wir mit Fahrrädern wieder ins Hotel und verbrachten den restlichen Nachmittag individuell.

7. Tag: Freitag, 24.06.2022, Inlandsradtour in die Pommersche Schweiz Richtung Bad Polzin, 40 km

Gleich nach dem Frühstück fuhren wir mit einem Kleinbus nach Zlocieniec in die Pommersche Schweiz. Unterwegs erzählte uns Sylwester über die Windkraftanlagen in der Region Kolberg (150 Stück) und erwähnte dabei, dass es fast 350 Windtage im Jahr gibt. Außerdem zeigte uns Sylwester sein Haus und das Haus von seinem Nachbar (Robert) :-) und erzählte über die Entwicklung der Immobilienpreise in seiner Heimat in den letzten 8 Jahren. Als wir ankamen, wartete Robert schon auf uns an einer Tankstelle. Wir nahmen unsere Räder und starteten unsere letzte Radtour dieser Reise Richtung Toporzyk. Die geplante Badepause machten wir am Jezioro Siecino (Zezinsee). Das Wasser ist sehr angenehm und erfrischend. Viele Info-Tafeln am See aber auch unterwegs beschreiben entweder die Entstehung der Landschaften oder die heimische Fauna und Flora. Der Radweg verlief durch eine sehr abwechslungsreiche Endmoränenlandschaft mit schönen Wäldern und vorbei an naturbelassenen Seen. An einem Rastplatz in Toporzyk erwartete uns wieder ein kleiner Grillimbiss mit polnischen Spezialitäten, mit Bier und Wein. Anschließend besuchten wir gleich um die Ecke einen Imker und kauften bei ihm Honig (zum Beispiel Buchweizenhonig) als Mitbringsel nach Hause. Gegen halb vier sind wie schon in Bad Polzin angekommen und machten eine Pause in einem Eis-Café in einer Fußgängerzone. Nach der Besichtigung der Mineralwasserquelle im Kurpark von Bad Polzin hatten wir ein wenig Freizeit um sich im Kurpark umzuschauen. Danach ging es mit dem Kleinbus wieder zurück zum Hotel. Nach dem Abendbrot trafen wir uns kurz bei Sylwester und verabschiedenten uns vom ihm. Danach war die Ostsee dran: wir gingen zum Strand und die besten von allen Radfahrern wurden mit einer Urkunde ausgezeichnet! Wir stoßen mit Prosecco auf die wunderbare gemeinsame Tage an der Ostsee an und verabschiedeten uns von ihr. Bis zum nächsten mal!

8. Tag: Samstag, 25.06.2022, Rückreise

Der Urlaub ist zu Ende: heute geht es wieder zurück nach Hause. Wir werden pünktlich von unserem Bus abgeholt und wurden von zwei sehr netten Busfahrer, Pavel und Jens, super betreut. Unterwegs füllte sich unser Bus mit den anderen Reisegästen, die von ihren Kur- bzw. Urlaubsorten der deutschen Ostseeküste zustiegen immer voller. Die Rückfahrt verlief staufrei und teilweise beim sehr starken Regen. Alle Reisegäste kamen abends gesund zuhause wieder an.

Schlusswort

Meine Lieben (so fing Sylwester seine Erzählungen immer an :-)) ich möchte mich bei euch für die wundervolle und sehr angenehme Tage an der Ostsee bedanken! Besonders begeistert bin ich von dem gegenseitigen Respekt, Toleranz und Unterstützung gewesen! Auch unserem Team vor Ort in Polen möchte ich danken: Claudia, Sylwester und Robert! Ich wünsche allen gute Gesundheit und nach wie vor große Reiselust, vor allem aber mit dem Fahrrad :-) Euer Andrej

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