Reisebericht: Silvester in Polen – Jahreswechsel auf Schloss Krokowa bei Danzig

29.12. – 02.01.2012, 5 Tage Silvesterreise nach Pommern mit Krokowa – Danzig – Kaschubei – Kartuzy – polnische Ostseeküste


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Mit und bei Freunden ins neue Jahr tanzen, köstliche Gaumenfreuden geniessen, niveauvolle Unterhaltung mit excellenten Künstlern und viele Überraschungen erleben - Auch diesmal ein gelungener Jahreswechsel!
Ein Reisebericht von
Annett Müller
Annett Müller

Reisebericht

Am 29. Dezember 2011 war es endlich wieder soweit. Viele Stammgäste und neue Eberhardt-Gäste sowie auch ich freuten sich schon lange auf diese Fahrt. Mit ein wenig Verspätung startete unser Club-Bus in Dresden. Später begrüßten wir unsere Bus-Chauffeurin Bärbel und in Niederlehme war unsere Gruppe dann komplett. Während uns im letzten Jahr Schnee und Eis auf der längeren Anreise nach Krokowa (etwas nordwestlich von Danzig gelegen) begleiteten, war in diesem Jahr vom Winter nichts zu spüren und entsprechend zügig kamen wir voran, ohne auf "technische" Pausen (Geldwechsel; Kaffeepause; Mittagsimbiss mit Würtchen a la Eberhardt an Senf usw.) zu verzichten. Neben kleinen Erklärungen zur interessanten Geschichte Polens und der Region stimmten wir uns mit Liedern von Marlene Dietrich ein. Das diesjährige Thema des Silvesteraufenthaltes waren: Die Goldenen Zwanziger! Bereits um kurz vor 17 Uhr kamen wir in Krokowa an. Der Check In war bereits bestens vorbereitet, so dass wir gleich unsere Zimmer (zum Teil im Gästehaus und im Schloss) bezogen.


Beim Abendessen im Schlossrestaurant wurden wir von den "Schlossgeistern", dem Team um Ursula (Managerin) und Jerzy (Chefkoch) persönlich mit einem Kirschlikör begrüßt. Das Team ist eingeschworen und seit vielen Jahren zusammen. Das merkt man an der von Herzen kommenden Freundlichkeit und dem perfekten Service am Gast. Jedes Jahr macht es mir besonders viel Freude, viele Eberhardt-Stammgäste und alte Bekannte (Stammpersonal und andere Stammgäste des Hauses aus England, Polen und Deutschland) wieder zu sehen - Beim Jahreswechsel in "Familie" fühlt man sich eben wohl.


 
Das Menü-Abendessen war natürlich nicht nur eine Gaumenfreude, sondern auch ein Augenschmaus. Anschließend lud uns "Gräfin Louise" alias Jolanta zur Schlossführung ein, die unter dem Motto "Wind am Meer" stand. Das ist ein Film, der nach Motiven des gleichnamigen Romans von Stefan Zeromski (polnischer Schriftsteller, der u.a. 1924 für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde). Diese Geschichte ähnelt der jüngsten Geschichte der Krockows. Interessiert folgten wir der "Gräfin" durch die alten Gemäuer. Den Abend liessen viele Gäste noch in der Kellerbar des Schlosses ausklingen.
Am 30. Dezember stand ein Ausflug nach Danzig auf dem Programm. Das Wetter war trüb, aber es regnete nicht. Im Bus begrüßten wir ein bekanntes Gesicht: Bolek, der uns an den nächsten beiden Tagen wieder als netter "Einheimischer" mit Wissen, Witz und Humor begleitete. Zunächst besuchten wir Oliwa und besichtigten die Kathedrale. Das berühmte Orgelspiel kann man in der Weihnachtszeit leider nicht belauschen, da die "Engel" vom 23.12. bis 1.01. anderweitig beschäftigt sind. Danach fuhren wir nach Danzig, wo uns Bolek durch die Altstadt führte. Am Mottlau Kai kehrten wir in ein kleines Lokal ein, wo Eberhardt seinen Gästen eine heiße Schokolade oder Glühwein spendierte.


Aufgewärmt und gestärkt bummelten wir weiter durch Danzigs Gassen zur Marienkirche, die wir auch von innen besichtigten. Über den Langen Markt, vorbei am Rathaus, dem eingepackten Artusbrunnen (wird für die Fussball EM schön gemacht) schlenderten wir zurück zum Grünen Tor. Nach ausreichend Freizeit fuhren wir nach Krokowa zurück. Auf der Rückfahrt probierten wir das Danziger "Goldwasser", wobei Annett darauf achtete, dass jeder ein paar goldene Blättchen im Glas erhaschte. (Wer hat das Souvenir noch?)
Am Abend waren wir zum festlichen Dinner in den Ballsaal geladen. Wir nahmen an festlich geschmückten Tischen Platz und liessen uns das 4-Gang-Menü munden. Zum Dessert präsentierte uns Jerzy seinen Rosenwein, den er von der ersten Weinlese seiner eigenen Reben am Schloss kreiierte. Dem vorzüglichen Essen folgte ein exzellenter Abend mit Liedern von Marlene Dietrich, der unter dem Thema "Der einsame Engel" stand.

Durch eine perfekte Stimme und Ausstrahlung brillierte die kaschubische Sängerin Celina Muza, die heute in Berlin lebt und arbeitet (u.a. am Theater des Westens). Begleitet wurde sie von Andrzej Janaszek am Klavier, der bereits auf vielen internationalen Bühnen zu Gast war. Ein musikalischer, sinnlicher Hochgenuss für Ohren und Augen. Celinas Gesang, den sie auf deutsch, polnisch und englisch präsentierte, floss direkt in die Seele ein. Das Repertoire reichte von frivolen Liedern wie "Ich bin die fesche Lola" und "Ich bin von Kopf bis Fuss" bis zu nachdenklichen Zeilen wie "Lili Marleen" und "Sag mir, wo die Blumen stehen". Ein gelungener Abend, der uns das bewegte Leben der Marlene lebendig und musikalisch in Erinnerung brachte.
Am 31. Dezember unternahmen wir einen Ausflug in die Kaschubische Schweiz. Unsere Fahrt führte uns zunächst nach Weijherowo (Neustadt). Unweit der Stadt, versteckt im Wald befindet sich der Kalvarienberg, auch das "kaschubische Jerusalem" genannt. 24 Kapellen und die kleine Kirche sind das Heiligtum der kaschubischen Bevölkerung. Die Kaschubische Schweiz ist eine Endmoränenlanschaft. Ausgedehnte Wälder und unzählige Seen machen den Reiz dieser Region aus. Auf unserer Fahrt lauschten wir interessiert den Geschichten, Legenden und Liedern von Bolek über die Kaschubei und deren Bevölkerung sowie ihrer Lebensart. Bolek selbst ist kein Kaschube, sondern wurde im Süden Polens geboren. Doch wie das Leben so spielt, eine hübsche Kaschubin verführte unseren Bolek.  Anschließend tauchten wir in das "Blaue Ländchen", wie die Kaschubei liebevoll genannt wird, ein.


Im kleinen Städtchen Kartuzy (Karthaus), welches im Herzen der Kaschubischen Schweiz liegt und häufig als Hauptstadt Kaschubiens bezeichnet wird, besuchten wir das liebevoll und in Privatinitiative eingerichtete Kaschubische Museum, wo wir eine Reihe von Exponaten aus der kaschubischen Volkskunst sowie Arbeitsgeräte, bäuerliche Werkzeuge und Musikinstrumente bewundern konnten. Der Museumsdirektor begrüßte uns persönlich und schloss eigens für uns sein kleines Schatzkästchen auf.  Bevor Kartuzy eine Stadt wurde, gab es hier ein Kloster. Der Karthäuserorden, nach dem die Stadt ihren deutschen Namen hat, gründete hier im 14. Jahrhundert eine Klostersiedlung. Die Mönche lebten lange Jahrhunderte in einzelnen Häusern, den sogenannten Kartausen. Wir besichtigten natürlich die gotische, später barockisierte Klosterkirche mit einem Dach in der Form eines Sargdeckels. Memento mori („Sei eingedenk, dass du sterben musst“) steht an der der Fassade Kirche, auch der schwingende "Todesengel" über dem Eingang symbolisiert diesen Glauben. Von den Klostergebäuden ist nur eine der ursprünglich 18 Klausen (Einsiedlerkaten) erhalten. Im urigen Pub "Helena", direkt am Ufer eines malerischen Sees gelegen, kehrten wir ein. Auch hier spendierte Eberhardt ein wärmendes Getränk für seine Gäste. Viele probierten dazu selbstgebackenen Apfelkuchen oder saure Mehlsuppe, einige Mutige schnupften auch Boleks Tabak. Anschließend fuhren wir nach Krokowa zurück, um uns auf den Silvesterball vorzubereiten.
Am Abend trafen wir uns im schmucken Outfit in der Lobby. Mit einem Cocktail "Die blaue Lagune" wurden wir begrüßt und nahmen an unserer Festtafel Platz, die reichlich "dekoriert" war.


Der Silvesterball stand in diesem Jahr unter dem Motto "Die goldenen Kinojahre". Ringsum schmückten riesige Themenbuffets "Filmstories des Chefkochs" die herrschaftlichen Räume, von denen wir uns zuerst gar nicht trauten zu naschen. Im Festsaal wurde der Silvesterball 2011/12 traditionell mit einer gemeinsamen Polonaise eröffnet. Als Würdigung seiner Kochkünste und Kreativität wurde Jerzy nun mit einem Oskar auszeichnet, den er mit zitternden Händen und ganz gerührt entgegen nahm. Seit nunmehr 16 Jahren "schwingt" er den Kochlöffel auf Schloss Krockow und begeistert mit seinem Team die Gäste. Nach einem Tänzchen wurden wir mit einem 4-Gänge-Menü verwöhnt: Elchroulade in Honigsoße; Wachtelconsommé mit Flädle und gebratenen Reizkern; Fleisch-Trio "Die drei Musketiere" in Pflaumensoße und als Dessert ein fruchtiges Cassis-Sorbet, welches den poetischen Namen "Vom Winde verweht" trug. Alles schmeckte wie immer vorzüglich. Den ganzen Abend wurden wir niveauvoll unterhalten. Exzellente Tänzerinnen überraschten uns mit ihren Showeinlagen und gute Stimmung brachten kaschubische Volksweisen.

Und immer wieder wurde ausgiebig getanzt und über das Parkett des Ballsaales geschwebt. Zwischendurch labten wir uns an den Buffets. Das neue Jahr begrüßten wir mit einem Glas Sekt und der traditionellen Neujahrstorte. Der süße "Oskar" war einfach zum Anbeissen. Vor dem Schloss wurde ein kleines Feuerwerk entzündet. Zu vorgerückter Stunde präsentierte uns Jerzy, diesmal als Jäger verkleidet, seine "Robin-Hood-Speise" (gebratenes Spanferkel). Auch in diesem Jahr war es wieder ein gelungener Jahreswechsel, den wir mit niveauvoller Unterhaltung, netten Gesprächen, viel Tanz und gutem Essen die ganze Nacht bis in den frühen Morgen feierten und genossen.


 
Am Neujahrsmorgen konnten wir ausschlafen, die "Schlossgeister" aber nicht. Am Mittag empfingen sie uns mit ihren freundlichen Gesichtern und aufmerksamem Service zum Neujahrsbrunch "Frühstück bei Tiffany" im Ballsaal. Wieder erwarteten uns festlich geschmückte Tische und ein Wahnsinns-Buffet, welches keine Wünsche offen liess. Ein junger Musiker unterhielt uns mit ansprechender Klaviermusik. Jerzy kredenzte uns dazu seine selbstgemachten Liköre, die uns sichtlich mundeten.
 
 
Anschließend unternahmen viele einen "Verdauungsspaziergang" oder ein Mittagsschläfchen, denn am Nachmittag stand eine weitere Überraschung auf dem Programm. Trotz angestrengter Bemühungen und listreicher Strategie konnte auch ich Ursula keine näheren Informationen entlocken. Also stieg die gesamte, gute gelaunte Schlossgesellschaft in den Schlossbus ein, um ins "Blaue" bzw. in den Wald zu Janosik zu fahren. Kleine Laternen leuchteten uns den Weg zum Förster Janosik, der uns vor seiner Hütte mit einem leckeren Punsch am Lagerfeuer begrüßte. In der urigen Hütte prasselte ein warmes Kaminfeuer. Bei stimmungsvoller Musik wurden wir vom Försterpaar und seiner Tochter Dominika bestens bewirtet. Kaschubisches Gänsefett mit selbstgebackenem Brot, Wildschweinbraten mit geschmorten Sauerkraut und deftige Rauchwurst liessen wir uns munden und auch der wärmende Glühwein und süffige Fruchtwein wurden reichlich nachgeschenkt.


Beim gemeinsamen Singen, Schunkeln, Tanzen und Lachen verging die Zeit rasant schnell. Ein kurzer Stromausfall brachte der Stimmung auch keinen Abbruch. Nicht verwunderlich, dass niemand das Aufbruchzeichen von Ursula bemerkte. Bester Dinge schlenderten wir in dunkler Nacht zum Schlossbus. Die Rückfahrt gestaltete sich entsprechend stimmungsvoll, da wir unseren kaschubischen Musiker mitnahmen. Angekommen im Schloss erwartete uns Chefkoch Jerzy als Jäger, der mächtig ins Jagdhorn zur Begrüßung blies. Wer jetzt denkt, das war`s, irrte sich gewaltig. In den Schlossräumen hatten die Heinzelmännchen noch ein kleines Buffet aufgebaut, wovon alle in geselliger Runde noch einmal naschten, ohne Hunger zu haben. Anschließend erlebten wir im Kellergewölbe ein erstklassiges Gitarrenkonzert. Die ausgezeichneten Künstler beherrschten ihr Instrument auf`s Feinste.


Besinnlich lauschten wir den konzertinen Klängen des Desperado-Soundtracks. Verständlich, dass wir die 3 Künstler nicht ohne Zugabe verabschiedeten. Noch war der Tag nicht vorbei und so "stürmten" wir die Kellerbar ein letztes Mal, wo wir uns in gemütlicher Runde von Damian, dem freundlichen Kellner und Barkeeper des Hauses bestens unterhalten und bewirten liessen.
Am 2. Januar war der Tag des Abschiedes gekommen. Nach einem guten Frühstück wurden wir von den Schlossgeistern herzlich verabschiedet. Auch diesmal erhielten alle Gäste ein kleines Geschenk: eine Weihnachtsbaumkugel mit kaschubischen Motiven. Vielen Dank. Die Rückfahrt zu unseren Ausgangsorten in Deutschland gestaltete sich als kurzweilig. Annett erzählte kleine Geschichten und Anekdoten und viele Reisegäste entpuppten sich ebenfalls als wahre Entertainer. Auch eine Polizeikontrolle in Polen (die Polizei wunderte sich gewaltig, dass unser Busfahrer eine Frau ist) und ein Ausfall der Bustechnik (Danke dem LKW-Fahrer, der uns Starthilfe gab) liess uns nur geringfügig aufhalten. Unterwegs liessen wir uns noch diverse polnische Leckereien munden, bis wir fast pünktlich in Dresden ankamen. Vielen Dank an dieser Stelle für Euer/Ihr Verständnis, wenn es bei den weiteren Transferen zu kleineren Wartezeiten kam. Wie ich weiß, sind aber alle Gäste wohl behalten zu Hause angekommen. Viele freuen sich schon wieder auf den Jahreswechsel 2012/13 auf Schloss Krockow. Wie auf der Rückfahrt versprochen, bin ich  auch in diesem Jahrwieder dabei und freu mich auf ein gesundes Wiedersehen.
Bis dahin alles Liebe und Gute sowie beste Gesundheit wünscht Ihnen/Euch  Eure Annett von Eberhardt.

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