Reisebericht: Städtereise nach Krakau – Polen

23.06. – 27.06.2014, 5 Tage Kurzreise Polen: Krakau mit Altstadt, Wawel und Jüdischem Viertel


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Königsstadt, Salzbergwerk und Hohe Tatra Ein Höhepunkt folgte dem nächsten. Polens schönste Stadt - Krakau -, das berühmte Salzbergwerk in Wieliczka, das Goralendorf Chocholow und nicht zuletzt Zakopane waren die Ziele, die uns in einer Woche begeisterten. Die Zeit reichte kaum aus, um all die Schönheiten, die Krakau und Umgebung bieten, kennenzulernen. Kaum zu glauben, wie viel wir erlebt haben!
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Montag, 23.6.2014 Die ersten Gäste müssen schon früh aufstehen, aber es lohnt sich – Krakau, die heimliche Hauptstadt Polens, erwartet uns.


Bei schönstem Reisewetter, Sonne und 20 Grad, führt uns die Reise vorbei an Görlitz und Breslau störungsfrei bis zum Ziel. Regelmäßige Pausen und ein kleines Unterhaltungs-programm sorgen dafür, dass die Zeit nicht zu lang wird.
Am späten Nachmittag beziehen wir unsere bereits bereit stehenden Zimmer im Hotel „Alexander I.".
Die Zeit bis zum Abendessen nutzen wir für einen Spaziergang zum Rynek, dem Krakauer Marktplatz, der sich in unmittelbarer Nähe befindet. Schon können wir einen ersten Blick in die berühmten Tuchhallen werfen, in der Sonne einen Kaffee trinken und erstmalig den Ruf des Trompeters im Turm der Marienkirche hören.
Um 19.00 Uhr erwarten uns ein Begrüßungstrunk von Eberhardt-Travel und ein schmackhaftes Abendessen im Hotel.
Erschöpft von der Reise beenden wir den Abend und sind voller Erwartung auf die nächsten Tage.

Dienstag, 24.6.2014

Ausgeschlafen und mit einem üppigen Frühstück verwöhnt, starten wir um 9.30 Uhr zu unserem Stadtrundgang mit Ela, unserer örtlichen Stadtführerin.
Wir bummeln durch die Altstadt, bewundern die berühmten Tuchhallen und genießen den sonnigen Tag. 
Jetzt wissen wir auch, warum uns hier so viele junge Menschen begegnen, jeder fünfte Krakauer ist ein Student! In der tausend Jahre alten Universität, dem Collegium Maius, ist der Hof schon gut besucht. Alle wollen das berühmte Figurenspiel sehen, bei dem wichtige Persönlichkeiten der Universität heute als Holzfiguren ihre Runde drehen.
Die im Jahr 1364 von König Kasimir dem Großen gegründete Krakauer Akademie ist die älteste polnische Universität und nach Prag (1348) die zweitälteste in diesem Teil Europas.
Schnell müssen wir weiter, denn wir wollen das Spektakel in der Marienkirche, die Öffnung des Hochaltars, geschnitzt von Veit Stoß, nicht verpassen.
Vorher jedoch reihen wir uns in die Schlange der Menschen ein, die so wie wir in die Kirche wollen.
Die Marienkirche gehört zu den Wahrzeichen Krakaus. Ihre zwei Türme sind unterschiedlich hoch, einundachtzig und neunundsechzig  Meter. Warum ist das so? Der Sage nach bauten zwei miteinander konkurrierende Brüder die Türme, jeder wollte den Höheren bauen. Die Geschichte endete tragisch im Brudermord, der ältere Bruder hatte seinen Turm bereits fertig, während der Jüngere seinen größer und schöner baute. Voller Eifersucht erstach der Ältere den Bruder. Das Messer soll heute noch in den Tuchhallen zu sehen sein.
Bevor sich die Kirchentür öffnet, wenden sich alle Köpfe nach oben. Es ist zwölf Uhr und das Trompetensignal erklingt. Anschließend erweist der Trompeter seinen Zuhörern den Respekt, in dem er ausgiebig erst mit der Hand und dann mit der Trompete winkt. Alle Sympathien sind jetzt auf seiner Seite.
In den Stadtbüchern Krakaus wird das Trompetensignal zum ersten Mal 1392 erwähnt, vermutlich ist es aber viel älter, denn mitten in der Melodie bricht das Signal ab, so wie es der Sage nach 1241 war, als ein Tatarenpfeil den Hals des Trompeters durchbohrte.
Unbekannt ist, wann der Brauch begann, in alle vier Himmelsrichtungen zu blasen, nach Süden für den König, nach Westen für den Bürgermeister, nach Norden für die Gäste der Stadt und nach Osten zur Feuerwehr.
Endlich öffnet sich die Tür zur Kirche. Die Menschenmenge strömt in das Innere. Gänsehautfeeling macht sich breit, als Musik erklingt, eine Nonne die Gäste begrüßt und anschließend mit einem Haken den riesigen Altar öffnet. 
Wenn jemand eine Vorstellung von diesem Prachtstück hatte, so wird diese von der Wirklichkeit bei weitem übertroffen. Der Altar ist fast dreizehn Meter hoch und elf Meter breit. Er ist mit teils farbigen, teils vergoldeten  Skulpturen und Reliefs verziert. Zwölf Jahre lang hat Veit Stoß mit seinem Gehilfen daran gearbeitet. Zum Lohn erhielt der Meister eintausendachthundertacht Gulden, das war im Jahr 1489 fast der gesamte Jahresetat der Stadt.
Zur Mittagspause verteilen wir uns auf die vielen verschiedenen Restaurants am Markt und erholen uns für den zweiten Teil am Nachmittag.
Halb drei geht es weiter zum Wawel, dem Krakauer Königsschloss. Ela überrascht mit ihrem umfangreichen Wissen über alles, was den Wawel betrifft.
„Wawel" bedeutet „trockener Ort inmitten von Sumpfland", deshalb erwartet uns zunächst ein steiler Anstieg auf das Burggelände. Einst war die Burg das Zentrum der Macht in Polen. Die heutige Gestalt stammt aus Umbauten im 16. Jahrhundert.
Vor allem die prachtvollen Kassettendecken beeindrucken uns, kaum zu beschreiben ist jedoch die Pracht der Wandteppiche, von denen jeder Einzelne ganze Geschichten erzählt. Bestellt wurden die Teppiche von König Zygmunt August bei Meistern der flämischen Stadt Arras, weshalb sie bis heute „arrasy" genannt werden. Immer wieder weckten sie in ihrer Schönheit die Begehrlichkeit fremder Herrscher und wurden geraubt und verschleppt. Von einstmals 360 Teppichen sind nur noch 138 erhalten.
Nach der Besichtigung bleibt noch etwas Zeit, um allein am Wawel-Schloss spazieren zu gehen oder noch einmal über den Marktplatz zu schlendern.
Unser Abendessen nehmen wir im Restaurant Galicyjska ein.
In einem urigen Kellergewölbe ist für uns ein Tisch reserviert. Bedauerlicherweise gab es ein Kommunikationsproblem, als wir ankommen, ist unser Essen bereits fertig, dabei wollten wir doch ala carte bestellen. Nach kurzer Rücksprache entscheiden wir uns dann, das vorbereitete Menü zu akzeptieren.
Als Vorspeise gibt es Zurek-Suppe und im Anschluss erwarten uns deftige Fleischplatten, die flambiert serviert werden. Keiner muss hungrig vom Tisch aufstehen, so üppig ist das Mahl.
Ein Slibowitz auf Einladung von Eberhardt-Travel hilft uns bei der Verdauung. Zum Schluss noch ein leckeres Sorbet und ein weiterer erlebnisreicher Tag klingt aus.

Mittwoch, 25.6.2014

Heute geht es nach Wieliczka, in das berühmte Salzbergwerk. 
Die ersten Bergleute vor 700 Jahren haben sich bestimmt nicht träumen lassen, was einst aus ihrem Bergwerk wird. Neun Etagen, 300 km Gänge und 2000 Kammern sind inzwischen entstanden. Nun, nicht alle davon werden wir heute besichtigen.
Wir sind gespannt, denn den Bergführer Marek kennen einige von uns schon aus dem Fernsehen.
Wir werden nicht enttäuscht. Auf humorvolle Art und Weise führt uns Marek zunächst 380 Stufen abwärts und diejenigen, die sich das nicht zutrauen, werden mit dem Lift befördert. Unter Tage erwarten uns riesige Räume und auch schmale Gänge, in denen das Leben der Bergleute vor vielen hundert Jahren dargestellt wird. Mit großem Spektakel wird eine Gasexplosion simuliert, an anderer Stelle erwartet uns der Berggeist. Meister Goethe ist zur Salzsäule erstarrt und allerlei Kunstwerke aus Salz gilt es zu bestaunen.
An der Kapelle der heiligen Kinga müssen wir leise sein, denn dort wird gerade eine Messe gelesen.
Nach vielen weiteren Stufen abwärts kommt die erlösende Mitteilung, alle dürfen mit dem Lift nach oben fahren. Eingezwängt in einen Minifahrstuhl können wir nachvollziehen, wie die Bergleute tagtäglich befördert wurden.
Den Nachmittag verbringen wir in Kazimiersk, dem alten jüdischen Viertel der Stadt. Leider haben wir mit dem Wetter Pech, denn der Himmel ist grau und schließlich gießt es wie aus Kannen. Dennoch lauschen wir in der alten Synagoge den ausführlichen Erzählungen von Ela über das jüdische Leben.
Entscheidend für die Geschichte der Stadt Kazimierz und der Krakauer Juden war ein Dekret von König Jan Olbracht, mit dem die Juden 1495 der Stadt Krakau verwiesen wurden.
Vorher aber, 200 Jahre lang, entwickelte sich die jüdische Gemeinde mit Handel, Handwerk und Geldgeschäften. Insbesondere letzteres brachte ihnen nicht gerade die Sympathien ihrer Mitbürger ein, denn Bankiers galten damals als Wucherer. Im 15. Jahrhundert kam es vielerorts in Europa zu Judenverfolgungen. Nach einem großen Stadtbrand wurde den Juden die Schuld zugeschoben und der König erließ jenes Dekret und jagte die Juden aus der Stadt. 
In Kazimierz, wohin die Verwiesenen zogen, lebten zwar schon zuvor Juden, allerdings bewirkte der Zuzug der wohlhabenderen und besser organisierten Glaubensgenossen aus Krakau, dass dort bald ein ganzes jüdisches Stadtviertel entstand. Nach damals geltendem Brauch wurde das jüdische Viertel vom christlichen Teil der Stadt durch eine innere Mauer abgetrennt.Über mehrere Jahrhunderte stellte diese kleine Fläche den Mittelpunkt des jüdischen Lebens von Kazimierz dar. Die Juden pflegten ihre Religion, Kultur und Brauchtum. Sie errichteten prächtige Häuser und Synagogen.
Trotz des immer stärker werdenden Regens spazieren wir über den jüdischen Friedhof und erfahren, was es mit den alten Gräbern und Steinsammlungen auf sich hat. Steine auf Grabstätten zu legen, ist eine Tradition aus der zeit, als die Gräber der Israeliten in der Wüste waren. Um zu vermeiden, dass Tiere die Toten ausbuddeln, wurden diese mit Steinpyramiden geschützt. Mit der Zeit drohten die Pyramiden jedoch zusammenzufallen, damit die Totenruhe trotzdem gewahrt wurde, legte jeder Besucher wieder einen Stein obenauf.
Interessiert lauschen wir den Erzählungen Elas, aber ein wahrlicher Regenguss vertreibt uns vom Friedhof und von der Straße und wir flüchten uns in das vorreservierte Klezmer Hois, wo uns das Abendessen erwartet.
Serviert werden typisch jüdische Speisen, dazu gehört eine Truthahnpastete, eine Gemüsesuppe, eine gefüllte Geflügelroulade mit Beilagen.
Gegen 19.45 Uhr erscheinen drei junge Männer mit Geige, Akkordeon und Kontrabass, die uns ein Konzert von Klezmermusik präsentieren. Nach einer Stunde ist das Konzert vorbei und unser Bus bringt uns zurück ins Hotel.

Donnerstag, 26.6.2014 (Donnerstag nach Fronleichnam)

Heute verbringt jeder den Tag auf seine eigene Weise. Einige wollen Krakau noch einmal intensiv auf eigene Faust erleben und besuchen noch einmal die Marienkirche, die alte Universität oder die Ausstellung unter den Tuchhallen am Rynek.
Der andere Teil der Gruppe hat sich entschlossen, am Ausflug nach Zakopane teilzunehmen.
De Weg dorthin führt uns durch das Dorf Chocholow, ein Jahrhunderte altes Goralendorf. Ela beschreibt uns die typische Kleidung der Goralen und führt uns in das Haus des Holzschnitzers, in dem wir originale Möbel, wie ein Bett, eine Wiege und eine Küchenausstattung besichtigen können.
Den nächsten Stopp legen wir an einer Räucherhütte ein. Wir kosten würzigen und milden Schafskäse und können uns auch für zu Hause versorgen. Nach dem Besuch riechen wir alle selbst ein bisschen geräuchert.
Nun ist es nicht mehr weit bis Zakopane. Bei unserer Rundfahrt landen wir an einer Kreuzung auf einer nicht gekennzeichneten Baustelle. Unser Bus hat keine Chance, die Stelle zu passieren. Mit viel Geduld fädeln wir uns rückwärts wieder hinaus. Immer noch ist der Himmel wolkenverhangen und es regnet leicht. 
Deshalb entscheiden sich nur zwei Gäste, mit der Seilbahn auf de Gubalowka zu fahren. Oben angekommen lichtet es sich jedoch ein wenig und Zakopane ist tatsächlich zu sehen. Nach einem wärmenden Pfannkuchen und heißer Schokolade mit Rum geht es wieder bergab.
Trotz des ungemütlichen Wetters ist es ein unvergesslicher Ausflug.
Für den Abschiedsabend haben wir uns Plätze im Restaurant Hawelka reserviert. Tapfer ignorieren wir, das zeitgleich das Spiel Deutschland gegen USA der Fußballweltmeisterschaft läuft.
Dafür erwartet uns ein besonderes Spektakel. 
Die Vorgeschichte:
Am Donnerstag nach Fronleichnam erscheint Lajkonig, ein als Tataren-Reiter verkleideter Mann. Nach einem Rundweg durch die Stadt wird der Lajkonig am Hauptmarkt erwartet, wo ihm die Stadtväter traditionell ein Lösegeld übergeben.
Daraufhin bringt der Lajkonik einen Trinkspruch auf das Wohlergehen der Stadt aus.Der Lajkonik tanzt, springt und teilt mit seinem Streitkolben Schläge in alle Richtungen aus.
Uns erscheint der Lajkonik als Mitglied einer Folklore-Gruppe, die im Hawelka während unseres Abendessens auftritt.
Alle werden mit dem Streitkolben berührt. Und was bedeutet das? Denjenigen, der getroffen wird, werden Glück und Wohlergehen für ein Jahr nicht verlassen!
Noch einmal nutzen wir die Gelegenheit, die typische polnische Küche zu probieren, wie Pilzsuppe im Brotteig oder Piroggen, anschließend ein letzter Bummel über den Rynek und der letzte Abend ist vorbei.

Freitag, 27.6.2014

Gestärkt von unserem reichhaltigen Frühstücksbüffet, laden wir die Koffer in den Bus und begeben uns bei strahlendem Sonnenschein auf unsere achtstündige Rückfahrt.
Kaffee- und Würstchenpause lassen die Zeit schneller vergehen und an der Grenze tauschen wir die übrig gebliebenen Zloty zurück.
Am späten Nachmittag sind wir, versorgt mit vielen Erinnerungen, wieder zu Hause.

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