Krakau
Reisebericht: 04.04. – 07.04.2025
An welche Städte denkt man bei klassischen Städtereisen? London, Paris, Rom... Krakau ist beim ersten Gedanken wahrscheinlich nicht häufig dabei. Aber zu Unrecht: die ehemalige Hauptstadt Polens, heute die zweitgrößte unseres Nachbarlandes, hat sich durchaus einen Spitzenplatz verdient. Die zweitälteste Universität Europas befindet sich hier. Gotik, Renaissance und Barock sind vereint auf vergleichsweiser kleiner Fläche. Eine qurilige Stadt für Studierende aus aller Welt. Und die polnische Küche? Sie allein ist diese Reise wert.
Ein Reisebericht von
Wolfgang Kowalewski
Mit konzentrierem Chauffeur pünktlich nach Krakau und von dann sofort zum Drachen
Die Fahrt führte uns zunächst nach Breslau (Wroclaw), wo acht Gäste von ihrem örtlichen Reiseleiter Marek bereits erwartet wurden. Das Hotel der Breslauer Gruppe war gegenüber der Dominsel, dem geistigen und historischen Zentrum dieser Stadt. Für die Krakaubesucher hieß es gleich wieder los. Der erste Eindruck der Stadt mit seiner prächtigen Kathedrale, den vielen Türmen rund um den Marktplatz (Rynek) und den zahlreichen Wasseradern durch die Oder und den Stadtgraben machte Lust auf mehr. Vielleicht ein anderes Mal, nun aber wieder auf die Autobahn. Es ging dann vorbei an Oppeln (Opole), Groß Strehlitz (Strzelce Opolskie) und Kattowitz (Katowice) nach Krakau (Krakow). Ein Gast wusste zu berichten über den Sendemast von Gleiwitz (Gliwice), der von der Autobahn aus gut zu sehen ist. Was es genau mit dem Sendemast auf sich hat, das behalten wir für uns. So viel sei jedenfalls verraten, dass auch Reiseleitungen auf ihren Fahrten immer dazu lernen dürfen.
Unser konzentrierter Chauffeur Daniel brachte uns so pünktlich ins Hotel, dass wir noch vor dem Abendessen einen ordentlichen Rundgang durch das historische Zentrum schafften. Es ging vorbei an den Tuchhallen, der Marienkirche über die Flanierstraße Grodzka bis zum Krakauer Drachen (Smok Wawelski). Die Lust am Feuerspeien schien ihm aber vergangen zu sein. Vielleicht war ihm an diesem wunderschönen Sonnentag einfach zu heiß. Wir setzten unseren Spaziergang entlang der Weichsel fort, um den Wawel-Hügel komplett herum und dann ging es wieder zurück ins Hotel, wo uns ein köstliches, typisch polnisches Abendessen erwartete. Ja, die polnische Küche ist vielfältiger als man denkt und überrascht mit Bodenständigkeit und Finesse.
Ewa, unser Stadtführerin in Krakaus: Sie weiß nicht nur alles, sie hat auch Humor und Charme und manchmal auch einen bissigen Witz auf Lager.
Unsere örtliche Reiseleiterin Ewa erwartete uns schon im Hotel, unser Chauffeur mit dem Bus natürlich auch und so ging es zweimal die Weichsel überquerend am Vormittag ins Viertel Kazimierz, dem alten und glücklicherweise wieder neuem kulturellen und religiösem Zentrum der Jüdinnen und Juden in Polen. Wir konzentrierten uns bei der Besichtigung auf den Bereich rund um die Breite Straße (Ulica Szeroka), wo sich viele Bethäuser, Badehäuser und Synagogen befanden. Heute ist dort die Remu-Synagoge zu besichtigen, um die Synagoge viele Restaurants mit koscheren Mahlzeiten, jüdischen Buchläden und sonstigen Geschäften.
Von Kazimierz aus ging es dann auf den Wawel, der ehemaligen Residenz der polnischen Könige und Sitz des Waweldoms, der Kathedrale von Krakau. Ewa erläuterte uns ausführlich den Innenraum der Kathedrale mit seinen vielen Kapellen. Den steilen Aufstieg zur Sigmusmundglocke ersparte sie uns nicht, aber ein bisschen Sport darf ja auch im Urlaub sein. Danach ging es in die Gruft. Hier fanden nahezu alle polnischen Königinnen und Könige ihre letzte Ruhestätte, darunter auch August der Starke. Der Ort ist aber auch die Grabesstätte für einige Bischöfe und Dichter, darunter Adam Mickiewicz.
Ewa zeigte uns dann den Innenhof des Wawel, bevor es in die Altstadt ging. Es können hier nicht alle Sehenswürdigkeiten beschrieben werden. Großen Gefallen fanden wir alle am Trompetenspiel des Musiker, der uns nicht nur mit seiner Melodie vom Turm der Marienkirche aus verzauberte sondern auch mit einem sichtbaren Gruß.
Nun war das Mittagessen und ein wenig Freizeit verdient. Am Abend stand ein Chopin-Konzert mit Wohnzimmeratmosphäre auf dem Programm, ein fast schon intimes Konzert, wo man dem Pianisten im wahrsten Sinne des Wortes auf die Finger schauen konnte.
Salz, ein wichtiger Tel des Reichtum der Stadt Krakau sowie Polens; Klezmer–Musik, der musikalische Reichtum jüdischer Kultur
Man muss es schon mit eigenen Augen gesehen haben, sonst glaubt man es nicht: die Bedeutung des Salzbergwerks Wielicka für die Stadt Krakau erschließt sich nur so. Ein Drittel der Staatseinnahmen Polens erwirtschaftete das Salzbergwerk vom 14. bis 16. Jahrhundert. Krakau, damals noch Hauptstadt von Polen, konnte sich somit all das leisten, was wir heute auf dem Wawel an Pracht bestaunen können.
Aber die Besichtigung veranschaulicht nicht nur die finanzielle Bedeutung des Salzes, sie ist auch eine Verbeugung vor dem Bergbau und die Menschen, die hier unter unvorstellbaren Bedingungen geschuftet haben. Und die Besichtigung ist ein Loblied auf all die Personen, die an der touristischen Erschließung dieses Salzbergwerks bislang gearbeitet haben und es zu einem Höhepunkt jeder Polenreise machen. Was hier an Kapellen, Festsälen, Skulpturen und Reliefs geschaffen wurde ist einzigartig, darunter auch eine Statue aus Salz des polnischen Papstes Johannes Paul II, der diesen Ort zweimal in seinem Leben aufsuchte.
Nach einen freien Nachmittag wurde der Bus nochmals in Bewegung gesetzt. Es ging wieder in das Viertel Kazimierz, wo wir den Abend bei jiddischem Essen und Klezmer-Musik ausklingen lassen konnten.
Do Widzenia, Auf Wiedersehen
Pünktlich ging es zur Rückreise in Krakau los und überpünktlich kamen wir in Dresden an. Voller Eindrücke und mit der Gewissheit, dass wir nicht das letzte Mal in Polen waren.