Reisebericht: Singlereise Wandern an der Costa Vicentina in Portugal

09.04. – 16.04.2024, 8 Tage Wanderreise für Singles & Alleinreisende im Südwesten Portugals – Naturpark Südwest–Alentejo und Vicentinische Küste


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Eine kleine Wandergruppe mit sieben Personen macht sich mit Reisebegleiterin Franziska auf den Weg in das wunderschöne Portugal. Im noch recht unbekannten Gebiet Alentejo werden wir an der Costa Vicentina direkt an der Steilküste und im Inland zwischen Korkeichen wandern. Am Abend lassen wir uns mit einheimischen Köstlichkeiten im Fischerort Zambujeiro do Mar verwöhnen.
Ein Reisebericht von
Franziska Barthel
Franziska Barthel

Dienstag, 09. April 2024 – Flug nach Portugal

Für die Fluggäste ab Dresden begann der Tag schon recht zeitig. Kurz nach 6 Uhr startet der Flieger von Dresden nach Frankfurt. Dort treffen dann alle Gäste der kleinen Wandergruppe zusammen. Wir sind ein bunter Mix aus Sachsen, Berlin, Baden-Württemberg und Bayern. Mit einer Stunde Zeitverschiebung und einer kleinen Verspätung landen wir 15 Uhr am Flughafen von Faro. Alle Koffer sind angekommen und Holger, er organisiert alles hier in Portugal, gegrüßt uns.
Nach einer kreisverkehr- und kurvenreichen Fahrt kommen wir nach zwei Stunden im beschaulichen Ort Zambujeira do Mar an.
Im Landhaus „Monte Dom Manuel“ werden wir bereits von der Besitzerin Saudade erwartet. Schnell sind die Zimmer verteilt und kurze Zeit später treffen wir uns wieder zum Abendessen.
Saudade und ihre Tochter haben für uns gekocht und den Wein kalt gestellt. Wir lernen uns kennen und unsere Wanderreiseleiterin Larissa ist auch mit vor Ort. Bei Spinatsuppe, Kastanien mit Pilzen und Bacon und Frango com Migas (Hähnchen mit Semmelknödeln) verleben wir einen schönen Abend. Der Tag war lang und der Weg ins Bett zum Glück nicht allzu weit.

Mittwoch, 10. April 2024 – Wanderung von Hafen zu Hafen

Das Leben auf dem Bauernhof ist nicht immer einfach und so werden die ersten zu früher Stunde bereits vom hauseigenen Hahn geweckt. Am Frühstückstisch wird klar, für die einen ist es ein schönes, für die anderen ein störendes Geräusch.
Wir stärken uns für die erste Wanderung und Holger holt uns ab. Es geht mit dem Auto Richtung Norden nach Almograve.
Holger hat für uns die Sahnestückchens des Fischerpfades herausgepickt und so fahren wir vorbei an einigen Wanderern und beginnen erst ca. an Kilometer fünf dieser Etappe. Larissa wartet schon auf uns, gibt eine kurze Einweisung und schon geht es los. Die ersten Kilometer wandern wir entlang der Klippen und hauptsächlich auf sandigem Boden. Der raue Atlantik und die Natur faszinieren uns. In etwa der Mitte der Etappe machen wir eine Pause. Der Ort Cavaleiro ist sehr klein und hat nicht viele Einkehrmöglichkeiten, so ist es in dem kleinen Café sehr voll aber wie neun Personen finden einen Platz. Ein kühles Getränk, ein Eis oder unser Käsebrot verdrückt, schon geht es weiter.
Besonders schön ist es, die vielen Störche an den Klippen brüten zu sehen. Die Kücken schlüpfen auf teils waghalsig gebauten Nestern. Wenn man bedenkt, dass die Nester Wind und Wetter aushalten müssen, ist das schon eine Meisterleistung.
Etwas früher als geplant erreichen wir den kleinen Hafen von Zambujeira do Mar. Holger bringt uns zurück zur Unterkunft und die Zeit zum Abendessen nutzen wir zum Spazieren gehen und ausruhen.
Das Abendessen gibt es heute im Restaurant Rita mit direktem Blick auf den Sonnenuntergang.


Donnerstag, 11. April 2024 – Wanderung Land und Leute

Pünktlich 8.30 Uhr kommt unsere Gastgeberin Saudade mit dem frischen Brot vom Bäcker und bereitet unser Frühstück vor. Anschließend werden unsere Rucksäcke wieder in Holgers Auto beladen und er bringt uns nach Sao Teotonio. Larissa wartet bereits auf uns und wir können direkt starten. Einen kurzen Weg geht es durch den Ort und wir können einen Blick in die Kirche werfen. Danach geht es ins Hinterland. Hier gibt es nur uns, ein paar Kühe und einige Schmetterlinge, die über die blühenden Wiesen tanzen. Hier wachsen Korkeichen, die circa alle neun Jahre geerntet werden. Nur wenige Menschen arbeiten heute noch als Korkeichenschäler, der Beruf ist reine Handarbeit und kann nur in drei Monaten im Jahr, von April bis Juni ausgeübt werden. Wird es zu trocken, „saugt“ die Eiche ihre Rinde an und es kann nicht mehr geerntet werden. Inzwischen wird der Kork nicht nur für Korken und Fußböden verwendet, es gibt auch zahlreiche Souvenirs die daraus hergestellt werden. Die Bäume sind hier heimisch und wachsen auch nur in Portugal. Ein Anbau in anderen Ländern ging immer schief.
Ganz anders läuft es mit dem Eukalyptus, schon in den 50er Jahren wurde er hier eingeführt und wird seitdem zur Papierherstellung gepflanzt. Für das Land ist die Pflanze allerdings ein Schädling, da er viel Wasser braucht und die Böden durch den geringen Niederschlag eh schon sehr trocken sind.
Die Landschaft ist etwas hügelig und so hat man immer wieder einen schönen Ausblick in die Ferne.
Vor zwei Wochen gab es in der Region noch starke Regenfälle. Für uns gut, denn die Natur ist jetzt untersuchen grün und viele Blumen blühen. Leider hat es aber auch die Zufahrt zum Picknickplatz so sehr ausgespült, dass Holger dort nicht mehr mit dem Auto hinkommt. Er hat bereits einen anderen Platz gefunden, was für uns aber einen weiteren Weg bedeutet und dieser zieht sich leider sehr. Nach jeder Kurve hoffen wir ihn endlich zu erblicken. Heute ist es sehr heiß und jeder Schatten eines Baumes wird genutzt.
Endlich haben wir das Ziel erreicht und Holger begrüßt uns mit einem kleinen Picknick und kühlen Getränken. Den Platz hat er wirklich sehr schön ausgesucht.
Nachdem wir uns alle erholt und etwas gegessen haben, treten wir wieder den Weg zur Unterkunft an. Der Tag war doch sehr anstrengend. Wir können uns kurz ausruhen und spazieren dann zum Abendessen ins Dorf. Heute gibt es die Spezialität Bacalhau a Bras - Stockfisch mit Kartoffelsticks und Ei.


Freitag, 12. April 2024 – Wanderung zum Schildkrötenteich

Heute haben wir die weiteste Anfahrt zum Startpunkt unserer Wanderung. Einige Kilometer nach dem Ort Odemira biegt Holger rechts von der Straße auf einen Feldweg ab und setzt uns mitten in der Natur aus. Würde Larissa nicht bereits auf uns warten, hätte keiner das Auto verlassen.
Nach kurzer Zeit erreichen wir einen Bach, an dessen Ufer wir uns heute orientieren. Der Weg liegt meist im Schatten von vielen Bäumen und vor allem Korkeichen, die teilweise fast 100 Jahre alt sind. Eine sehr entspannte Wanderung, die uns auf dem letzten Abschnitt zum Schildkrötenteich „Pega das Pias“.
Ein schöner Ort zum Baden oder auch um einfach nur auf den Steinen am Wasser zu entspannen und den Füßen mal ein bisschen frische Luft zu gönnen.
Anfang der 90er wurde hier der Film „Das Geiserhaus“ mit Antonia Banderas gedreht, der 1993 erschienen ist. Die Geschichte des Films spiel allerdings in Chile. So einfach machen es sich also die Filmleute. Wir verweilen an dem Ort über eine Stunde. Heute haben wir Zeit und nur noch zwei Kilometer zum Ziel vor uns. Dank des vielen Schattens waren wir doch etwas schneller unterwegs.
Wir sind noch kurz vor Holger am Treffpunkt und er bringt uns nach Odemira. Auf einem kleinen Berg am Rand der Stadt stehen zwei kleine Mühlen. Eine davon wurde von der Gemeinde wieder hergerichtet und wird auch noch aktiv genutzt. Heute ist der Wind hier oben zu stark, daher kann uns der Müller den Vorgang nur theoretisch erklären. Larissa übersetzt für uns. Leider konnte bisher kein Nachfolger für den Betrieb der Mühle gefunden, so dass der Betrieb bald eingestellt werden muss und die Mühle nur noch als Museum geöffnet bleiben kann.
Nach einem kleinen Eis im Ort kehren wir wieder ins Landhaus zurück und machen uns für das Abendessen zurecht.


Samstag, 13. April 2024 – Freizeit und Weinverkostung

Heute lassen wir es mal entspannt angehen. Nachdem wir wieder pünktlich um neun UHr beim Frühstück sind, laufen wir ganz gemütlich in die Fußgängerzone von Zambujeira do Mar. Hier darf man sich nicht zu viel erhoffen, schließlich gibt es hier nur circa 900 Einwohner. Es gibt einige Restaurant, einen kleinen Shop, Souvenirläden und zwei Läden mit Kleidung. Auch hier geht es zum Samstag noch sehr gemütlich zu. Nach und nach öffnen die Läden und auch die Einheimischen und Touristen kommen langsam aus ihren Ecken. Fast jeder findet eine Kleinigkeit und am Ende wird sich nach der Shoppingtour noch ein kühles Getränk gegönnt. Den restliche Zeit verbringen wir am Strand oder genießen die Zeit an der Unterkunft.
Gegen 16 Uhr haben wir noch eine Verabredung mit Holger. Gar nicht weit weg erstrecken sich 30 Hektar Weinanbaugebiet mit den unterschiedlichsten Weinsorten. Fünf davon dürfen wir probieren und jeder findet seinen eigenen Favoriten. Die Probe wurde für uns unter einer Weide im Garten direkt am See aufgebaut. Kleine landestypische Snacks werden ebenfalls gereicht. So kann man es sich gut gehen lassen!
Im benachbarten Ort ist für uns ein Tisch zum Abendessen reserviert, das Restaurant liegt ganz unscheinbar mitten im Ort. Ohne Holger hätten wir uns sicher nicht hierher verirrt. Da wir schon so viel bei der Weinprobe genascht haben, verzichten wir auf eine Vorspeise. Die Restaurantbesitzerin bringt uns trotzdem ein paar Entenmuscheln. Diese gehören zur Familie der Krebse und sehen gar nicht so lecker aus. Zwei aus der Gruppe „trauen“ sich und können gar nicht genug bekommen.


Sonntag, 14. April 2024, Wanderung nach Azenha do Mar

Wieder werden wir mit herrlichem Sonnenschein in den Tag begrüßt. Die Wetterapps sind sich uneinig, wir erwarten Temperaturen zwischen 23°C und 29°C. Holger kommt ohne T-Shirt zum Landhaus, heißt also, für Portugiesen ist es heute warm. Heute starten wir direkt von hier, es ist also keine Anreise mit dem Auto notwendig. Den Weg in Richtung Strand kennen wir bereits. Von hier geht es über einen kleinen Bach und dann immer an der Küste entlang. Wir sehen traumhafte und fast verlassene Strände, wie den Praia do Carvahal und den Praia dos Machados. Am Praia da Amalia machen wir Pause. Hier können wir die Füße im kalten Atlantik erfrischen und etwas runter kühlen. Der Strand gehörte eins zum Ferienhaus der Fado-Sängerin Amalia Rodrigues. Sie brachte den portugiesischen Musikstil in die ganze Welt und wurde damit sehr berühmt. Da kein bisschen Wind weht, hält es uns nicht allzu lange am Strand und unsere Wanderung geht weiter und nach gar nicht langer Zeit kommen wir schon in Azenha do Mar an, wo bereits Holger auf uns wartet. Eigentlich sollten wir noch weiter bis in den Ort Odeceixe wandern, doch Larissa hatte bereits am Freitag beschlossen, die letzten fünf Kilometer bei der Wärme auszulassen, zumal der Weg auch noch sehr beschwerlich ist.


Montag, 15 April 2024 – von Almograve nach Milfontes

Die letzte Wanderung unserer Reise liegt vor uns. So, wie bereit am ersten Tag, fahren wir nach Almograve. Diesmal starten wir in Richtung Norden. Recht schnell sind wir wieder an der Küste und der Weg unter uns ist sandig. Doch daran sind wir bereits gewöhnt und es ist gar nicht mehr so beschwerlich, wie am ersten Tag.
Larissa führt uns wieder zu einem riesigen Strand dem "Praia do Brejo Largo", wo wir wieder unsere Pause verbringen. Die Lunchpakete werden ausgepackt und die Füße ins Wasser gehalten. Bei einem leichten Lüftchen lässt es sich gut hier aushalten. Die zweite Etappe der Strecke ist weniger sandig. Einen Teil geht es durchs Gebüsch. Trotz der vielen Wanderer die uns heute begegnen und auch sonst hier unterwegs sind, wird der Weg immer mehr von der Natur in Beschlag genommen. Die Akazie verbreitet sich hier immer mehr und wird invasiv. Eine Gruppe Freiwilliger der "Rota Vicentina" hat es sich zur Aufgabe gemacht dagegen vorzugehen und ist hier unterwegs, um die Stämme des Baumes zu schälen, so geht dieser ein und kann sich nicht weiter verbreiten.
Doch auch der Natur wird eine Chance hier gegeben. Früher gab es noch große Flächen mit Rasenpflanzung, welcher dann geschält und für zum Beispiel Fußballfelder genutzt werden. Diese Flächen sind jetzt mit vielen Wildblumen bewachsen. Schmetterlinge, Bienen und Vögel fühlen sich hier wohl.
Kurz vor dem Ende können wir bereits unser Ziel erkennen. Die vielen weißen Häuser von Milfontes erscheinen hinter einer Klippe. Es ist nicht mehr weit und schon stehen wir an einem riesigen Strand. Hier mündet der sauberste Fluss Portugals in den Atlantik - der Rio Mira. Für uns ist bereits die Fähre zur Überquerung des Flusses bestellt. So sparen wir uns einen Umweg von ca. 4 Kilometern, teils entlang der Straße.
In Milfontes gönnen wir uns eine Erfrischung in einem Café direkt am Fluss mit einem tollen Blick ins Inland. Wir haben alle Wanderungen erfolgreich gemeistert, jetzt können wir es uns gut gehen lassen. Nach einem kühlen Getränk geht es nochmal zurück zum Anleger und das kleine Boot, es haben gerade einmal neun Personen + Kapitänin Platz, macht mit uns einen kleinen Ausflug auf dem Fluss.
Durch die direkte Verbindung mit dem Atlantik ist der Fluss noch 30 Kilometer im Inland einen leichten Salzgehalt. Viele Fische und auch Haie und Rochen nutzen das ruhige Gewässer zum Laichen. Holger hat uns kühle Getränke organisiert und für uns bereitgestellt. Wir stoßen an auf eine erfolgreiche und schöne Reise.
Nach Zeit für einen Einkaufsbummel im Ort fahren wir zurück zum Landhaus nach Zambujeira do Mar. 19 Uhr erwartet und Saudade mit einem leckeren Abendessen, Holger und Larissa sind auch dabei. Wir nutzen den gemeinsamen Abend um auf die sonnigen Tage zurückzublicken und lassen uns das Menü, sowie den portugiesischen Wein schmecken.


Dienstag, 16. April 2024 – Rückreise nach Deutschland

Heute heißt es für uns schon Koffer packen. Die letzte Woche verging leider viel zu schnell.
Beim Frühstück können wir uns heute richtig Zeit lassen und im Anschluss noch unsere sieben Sachen zusammen suchen. Pünktlich 11 Uhr holt uns unserer Fahrer ab und bringt uns, wenn auch mit einer abenteuerlichen Fahrt, zurück zum Flughafen nach Faro.
Von dort heißt es Abschied nehmen und die Gruppe trennt sich an die verschiedenen Gates zum Weiterflug nach Berlin, Stuttgart, München, Leipzig und Dresden.
Wie der Wetterbericht es schon vorhergesagt hat, ist es hier deutlich kühler als die letzten Tage in Portugal. Daran müssen wir uns erstmal wieder gewöhnen. Gegen Mitternacht sind dann alle wieder zu Hause eingetroffen.

Schlusswort

Liebe Reisegruppe,
ich hoffe der Reisebericht und die Bilder gefallen euch und ihr konntet die Reise so nochmal Revue passieren lassen.
Vielen Dank nochmal für euer harmonisches und freundlichen Miteinander und die schöne sonnige Woche mit euch!
Die Reise ist und bleibt mein Favorit und ist hoffentlich auch eurer geworden.
Bleibt reisefreudig und gesund!
Eure Franzi

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