Reisebericht: Silvesterreise Madeira – Wandern auf der Blumeninsel im Atlantik

28.12. – 04.01.2024, 8 Tage Wanderreise zu Silvester auf der Blumeninsel Madeira mit Levada der 25 Quellen im Tal von Rabacal – Funchal – Sao Vicente – Levada Faja do Rodrigues – Santana – Levada do Rei – Silvester–Galadinner – Feuerwerk in Funchal (ca. 30 Wanderkilometer)


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„In allen Winkeln meiner Seele

Macht sich ein tiefer Friede breit,

der Rotwein streichelt meine Kehle

und spannt der Träume Flügel weit.



Dann träume ich von tiefen Schluchten

Und von Madeiras Blütenpracht,

von Bergen und den schönsten Buchten,

dann träume ich mich durch die Nacht“

Auszug aus dem Reisegedicht von Alfons Pillach
Ein Reisebericht von
Michael Rass
Michael Rass

Von Leipzig nach Funchal

…..bis 4.00 Uhr, dann war der Traum vorbei und Madeira sollte endlich Wirklichkeit werden.
Eine halbe Stunde später stand das Elektrotaxi, ein Tesla, vor dem Hotel und sollte mich zum Transferbus nach Leipzig bringen. Aber irgendwie funktionierte die Koordination Fahrer und Navigation nicht so recht.
Denn nachdem wir herausgefunden hatten, wohin der Fahrer überhaupt fahren sollte und er die Adresse ins Gerät eingab, dachte er wohl, es kann ja nicht schaden, mal dahin zu fahren, wo die meisten Busse und LKW halten.
So schoß er natürlich übers Ziel hinaus und aus der Essotankstelle wurde eine Shelltankstelle.
Es bedurfte einer nochmaligen Erklärung, dass das „Gelbe“ nicht gleich „Rot“ ist und er doch bitte zur „Roten“ Tankstelle fahren sollte.

Der Bustransfer kam kurz danach und in Leipzig waren wir viel zu früh.
Nach einem zügigen Check In und einem kleinen Imbiss brachte uns der Condor nach Madeira.
Windgeschwindigkeiten von 200km/h aus Nordwest verursachten bei einigen Fluggästen Unbehagen, denn es fühlte sich an, als ob man einem Jeep so richtig Offroad fahren würde.
Gute 4 Stunden später empfing uns Funchal mit satten 21 Grad, Sonne und leichtem Wind.
Bertold, unser örtlicher Reiseleiter empfing uns am Ausgang und brachte uns nach Canicio de Baixo zum Hotel Rocamar Lido, das direkt am Meer lag.
Es war ein Genuss, einen Kaffee auf der Terrasse mit Blick aufs Meer zu genießen.
Der Genuss nur zu schauen hielt nicht lange an, denn das Meer rief, „Hej, komm rein, 20 Grad, was willst du mehr“.
Und so konnte man mitten im Winter einen herrlichen Atlantik genießen.
Um halb 7 trafen wir uns alle ausgeruht in der Hotellobby zum Madeirawein mit Honigkuchen. Hilario von Travel One-Agentur erklärte das Wochenprogramm und danach ging es ins A Traineria, einem Fischrestaurant ganz in der Nähe, zusammen mit der Eberhardtgruppe von Andrej.
Eine gesellige Runde entstand und man lernte sich bei guten Gesprächen näher kennen, bevor dann alle mehr oder weniger müde in die Betten fielen und den morgigen Tag entgegen fieberten.

Erlebnisse in Funchal

Wir sind im „Süden“. Und „Süden“ bedeutet immer, es geht gelassener zu. Man ist ruhiger, entspannter, genießt mehr, Eile kennt man nicht, einfach ein „easy way of life“.

Unser Tag begann entspannt mit einem kleinen Stadtrundgang durch Funchal.
Funcha bedeutet Fenchel und Funchal ist ein Fenchelfeld.
Berthold, ein ganz hervorragender Reiseführer aus dem Schwabenländle, kennt die Insel wie kein anderer. Er lebt hier bereits seit 25 Jahren. Ihn verschlug es in jungen Jahren hierher, als die Sportart des Paragleitens aufkam. Er war in der Entwicklungsabteilung beschäftigt und zum Test der Geräte musste er immer wieder auf die Insel kommen.

Obligatorisch gehörte zuerst die Markthalle besucht. Ein Gedränge und ein Gewusel in der gesamten Halle. Früchte, von denen man noch nie etwas hörte, geschweige denn jemals probiert hatte. Ein bisschen aufpassen sollte man jedoch, denn die Preise schwanken ganz schön. So sind die Preise an den Ständen in der Mitte, deutlich günstiger als bei denen am Rand.
Madeirenser sind nicht reich, aber dennoch sehr wohlhabend. Ein 5qm großes Hochbeet reicht, damit eine Person ein ganzes Jahr überleben kann. Der Boden hier ist so fruchtbar, dass er, bedingt durch das Klima, den 15fachen Ertrag erwirtschaften kann.
In der Fischhalle konnte man den Arbeitern beim Zerlegen und putzen der Fische zusehen. Berthold scheint ein Hobbykoch zu sein und er erklärte uns welche Fische besonders schmackhaft sind und gab auch einige Rezepte mit Gewürzempfehlungen. Zum Beispiel wie man Oktopus richtig zubereitet, damit er richtig schmackhaft wird.
Der berühmte und allgegenwärtige Degenfisch, ein schwarzer Tiefseefisch, der die Form und die Länge eines Degens hat, deshalb auch der Name, lebt in Tiefen unterhalb von 700m. Zum Fangen wird eine 1,5km lange Leine in die Tiefe versenkt. 700m Leine, danach auf 800m alle 10m ein Haken mit Köder.
Gefangen wird er Nachts. Die Nächte verkürzen die Fischer mit ein bisschen Madeirarum, der übrigens ein sehr köstliches Getränk ist. Kein Vergleich mit unserer Supermarktqualität.
Heinrich der Seefahrer begann 1419 mit der Kultivierung des Zuckerrohrs auf Madeira, denn auf Grund des Klimas war die Insel ein riesiges botanisches Laboratorium. Die erste Verwertung des Zuckerrohrs zum Rum, geschah auf Madeira und die Portugalesen brachten diesen hinaus in ihre Kolonien um dort ihre Herrschaften zu versorgen.
Erst Jahre später, als in den Kolonien das Zuckerrohr kulitivert war, verarbeitete man es dort direkt. Als Importware landet er heutzutage in unseren Supermarktregalen. Aber das Original aus Madeira findet man bei uns nur schwerlich.
Zuckerrohr und Weintrauben machten Madeira reich und diese beiden Pflanzen befinden sich noch heute im Wappen der Insel.
Der Madeirawein entstand eher zufällig, weil der Gärprozess auf den langen Transporten durch die Tropen mit reinem Alkohol abgebrochen wurde. Dafür war die Maische aber tage- und wochenlang die Wärme und der Hitze der Tropen ausgesetzt.
Jahrhundertelang war der Madeirawein der beliebteste Wein im Britischen Weltreich und so kamen englische Winzerfamilien, wie die Blandy`s auf die Insel.
Dort durften wir die beiden weißen Rebsorten Malvasia und Cerceal verkosten.
Der Cerceal, im Geschmack eher an einen alten Riesling erinnernd und den urspünglich aus Griechenland stammenden Malvasia, mit seiner berühmten Süße und dem Geschmack nach Toffee und Vanille.
Ein anschließender Spaziergang durch die heiligen Räume der alten Lagerstätten eröffneten uns interessante Einblicke in die Herstellung des oxidativen Ausbaus, der diese Weine letztendlich weltberühmt machte.
Zum Abschluss unseres Ausfluges in Funchal stand der Besuch des botanischen Gartens an. Die reiche Familie Reis vermachte einst ihre Villa der Stadt Funchal mit der Auflage dort einen botanischen Garten einzurichten und ihn der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aufgeteilt in Wald- Kultur- Kräuter- und Palmenpflanzen gab der Garten einen imposanten Eindruck vom Reichtum der Insel.
Das Wissen Bertholds über die Botanik war sehr beeindruckend und er konnte uns auf einfache Weise die einzelnen Pflanzen und deren Bedeutung erklären.
Nach eineinhalbstündiger kurzweiliger Führung durch die Botanik fuhr uns der Bus hinüber nach Monte. Von dort waren wir auf uns selbst gestellt.
Man konnte entweder zurück zum Hotel fahren, oder mit den berühmten Korbschlitten 2km die Straße Richtung Zentrum hinunterrutschen und den Rest zu Fuß gehen. Die dritte Alternative war mit der Seilbahn ins Stadtzentrum zu fahren.
Jeder verbrachte den Rest des Tages auf seine Weise. An der Strandpromenade gab´s heiße Marone über glühende Kohle geröstet. Eine kleine Kirmes war aufgebaut, weiter hinten eine zünftige Gasthausbrauerei.
Viele aus der Gruppe blieben heute in Funchal zum Abendessen.
Der Rest traf sich gegenüber im Hotel im Restaurant Vila Ventura mit dem deutschen Koch Robert. Ein im Stil eines Segelschiffes eingerichtetes Restaurant mit toller Gartenanlage und Holzgrill. Das Essen ausgezeichnet im tollen Ambiente.

Entdeckungen im Norden

Unsere heutige Wanderung führte uns an die Nordseite der Insel, nahe der Stadt Sao Jorge. Die Levada do Rei stand auf dem Programm und führte uns entlang der Wasserrinne durch einen Regenwald, der überwiegend aus Eukalyptus- und Lorbeerbäumen bestand. Vereinzelt fand man zwischen den Bäumen Tabakpflanzen. Unzählige Goldhähnchen begleiteten uns auf dem Weg hin zur Quelle der Levada. Goldhähnchen sind die kleinsten Vögel hier auf Madeira und man erkennt sie an der goldenen Kappe.
Das Spannendste auf unserem Weg zum Ursprung war aber die Durchquerung des kleinen Wasserfalls.
Die Höhe der Insel ist entscheidend, dass Madeira so fruchtbar ist und es überhaupt Wasser gibt. Bananen, alle Arten von Zitrusfrüchten und Exoten, die man bei uns in Deutschland kaum bis gar nicht kennt, gedeihen hier das ganze Jahr über und werden mehrmals geerntet.
Die Nordseite zeigte sich heute von der feuchten Seite. Während wir im Süden beim Frühstück auf der Terrasse saßen und einen wunderschönen Sonnenaufgang über den Desertas-Inseln erlebten, empfing uns der Norden mit Regen und Nebel.
Die Stimmung passte in das Gesamtbild der Wanderung durch den Regenwald.
An der Quelle der Levada war auch der Endpunkt der Wanderung. Dahinter gab es nur noch Urwald und tiefe dunkle Schluchten.
So stärkten wir uns mit mitgebrachten Speisen und füllte unsere Wasserflaschen mit dem reinsten Wasser der Insel, bevor wir auf den gleichen Weg wieder zurückgehen mussten.
Es war schon beeindruckend zu sehen, mit welcher Sorgfalt die Levadas hergestellt wurden. Diese sind viele Kilometer lang und es gibt unzählige davon auf der Insel. Levadas haben ihren Ursprung an Flussläufen oder kleinen Seen und dienen der Bewässerung der Gärten für die Landwirtschaft. In den unwegsamen Bergen gab es keine Straßen. Jeder Sack Zement und jeder Kübel Sand musste einzeln dorthin getragen. Dort vor Ort mit Wasser gemischt, angerührt und dann wurde der Bachlauf ausbetoniert.
Ursprünglich war der Bau der Levadas Sklavenarbeit und man grub einfach eine Rinne indem das Wasser fließen konnte. Erst viel später wurden diese Rinnen mit Beton ausgegossen und wasserdicht gemacht.
Die Wanderung endete nach gut 3 Stunden wieder an der kleinen Bar Riunta wo wir uns alle bei einem Kaffee und einer Kleinigkeit zu essen stärken konnten.
Normalerweise standen auf dem Programm heute noch die Strohhütten in Santana. Diesen Besuch verlegten wir auf einen anderen Tag. Wir besuchten stattdessen die berühmte Rum-Destillerie North in Porta da Cruz.
Sehr beeindruckend zu sehen, wie das Zuckerrohr verarbeitet wurde. Wie mit den alten Geräten und den hohen Kolonnenöfen, die 4 Brennvorgänge in einem machen können, das „braune Gold“ hergestellt wird, das Madeira reich machte.
Natürlich durfte eine Verkostung der edlen Getränke nicht fehlen.
Und da merkte man einen deutlichen Unterschied in Geschmack und Qualität zur deutschen Importware.
Ein kleiner Spaziergang durch den Ort mit anschließender Kaffeepause am Strand rundete unseren ersten Wandertag ab.
Abends wurde das Essen im Restaurant Inn+Art von den Gästen sehr gelobt. Beatrice unsere kleine, immer freundlich lächelnde, Bedienung hatte alles Griff und verschönerte uns mit Ihrem Charme den Tag.

Der zündende Funke

Heute gab es die vermutlich spektakulärste Wanderung. Die Wanderung zu den 25 Quellen.
Aber vorab stand noch der Besuch des kleinen Fischerortes Camara de Lobos auf dem Programm. Jener berühmte Ort, an dem Winston Chruchill sein berühmtes Gemälde „Hafen von Camara“ malte.
Hoch über dem Hafen, steht eine Gedenktafel, die an den berühmte Staatsmann erinnert in Form einer Stafflei mit Leinwand
Sehr sehenswert ist die kleine Fischerkappelle unten am Hafen. Reges Treiben herrschte in den Bars und Cafes am Wasser und strahlte doch eine angenehme Ruhe und Entspannung aus.
Bei einem kleinen Spaziergang durch den Ort sah man eine der besten traditionellen Weinkellereien der Insel, die Madeirawein herstellen. Henriques + Henriques. Gerne hätte man sie besucht, denn die unzähligen Barriquefässer, die man aufgestapelt durch die Scheiben der Kellerei sah, luden förmlich dazu ein.

Einen unbeschreiblichen Ausblick hatte man von der zweitgrößten Klippe der Welt. Das Kap Girao, 580m über dem Meeresspiegel. An Silvester natürlich ein Anziehungspunkt von Gästen aus aller Welt. Spektakulär der gläserne Skywalk.

Die Fahrt den Encumeada-Pass hinauf auf 1400m Höhe in die Hochebene von Paul de Serra führte uns zunächst durch verbranntes Gebiet. Wir erfuhren, dass die Ostwinde die Insel austrocknen und bei 2-maligem Ostwind hintereinander beginnen die Eukalyptusbäume zu brennen. Eukalyptus brauchen allerdings das Feuer um sich zu vermehren.
Freilaufende Kühe säumten unseren Weg. Sie grasen hier das ganze Jahr über.
Man konnte bei dem Anblick direkt an die Hochebenen in Norwegen erinnert werden.

Wo man allerdings auf der heutigen Wanderung ins Staunen kam, waren die weiten, ganze Gebirgszüge einnehmenden Erikawälder. Heidekraut, soweit das Auge reichte. Aber nicht nur die kleinen Erikabüsche, so wie wir sie kennen, nein….Erikabäume.
Bevor wir in die Urzeit eindrangen, gab es eine Stärkung in der kleinen Bar Rabacal. Kaffee und das typische Gebäck Madeiras, kleine Blätterteigschüsselchen mit Vanille, Zitrone und Zimt gefüllt, Pastel de nata genannt. Ein MUSS, diese zu probieren.

Frisch gestärkt und nach dem Toilettengang gings hinein in den Urwald aus zig-Meter hohen Bäumen, teilweise mit einem Durchmesser von einem halben Meter und mehr. Bäume mit einem Alter von 500 bis 1000 Jahren, ein Gigantum an Urzeit. Ein undurchdringliches Dickicht an Erikaästen links und rechts unseres Weges und wir mittendurch. Hier musste man direkt aufpassen, dass man sich nicht den Kopf an den extrem harten Hölzern stößt….dennoch war es manchmal unvermeidlich. Die Köpfe unserer Wandergruppe gewannen den Kampf gegen den tiefhängenden harten Ästen der Erikas.

Am Ende des Weges erreichten wir den mystischen Kessel der 25 Quellen mitten im Wald. Dunkle Basaltwände, verhüllt mit verschieden Moosen und Pflanzen. Ein Ort, indem man sich in eine andere Welt versetzt fühlte.
Von den seitlichen Hängen fielen kleinere Wasserfälle und in der Mitte ein erhabener Wasserfall in einen kleinen See, der die Grundlage der Levada zur Bewässerung der landwirtschaftlichen Gärten bildete. Hier gab es eine kleine Rast und natürlich unzählige Fotomotive.

Der Rückweg führte uns ebenfalls durch dichte Erikawälder hinüber zu einem Verbindungstunnel. Der Tunnel „de Estebarias“. 800 Meter lang, im 19 Jahrhundert in 15jähriger Bauzeit durch Menschen mit Hammer und Meißel gegraben.
Durch ihn wurde das Wasser in Röhren auf die andere Bergseite geführt.
Man durchschreitet ihn bei völliger Dunkelheit. Das Licht der Taschenlampen und der Lampen aus den Mobiltelefonen zauberten geisterhafte Schatten an die Wände und machten diese Wanderung zu der wohl Spektakulärsten der ganze Woche.

In der Kneipe A Pedravia im Ort Estrela gab es einen wohlverdienten frisch zubereiteten Poncha. Das Nationalgetränk aus weißem Rum, Orangen- und Zitronensaft.
Es heißt, den Ersten verträgst du, den Zweiten genießt du und der Dritte überholt dich. Das Zeug kann süchtig machen, er schmeckt einfach.

Zurück im Hotel bereitete sich jeder auf das Galadinner vor. Anzug und Krawatte ist bei den Männern angesagt, bei den Damen Abendkleid.
Das Restaurant herrlich dekoriert mit schwarzen und goldenen Luftballons, der Sekt zur Begrüßung stand am Eingang bereit, die Kellner vorbereitet und um 19.00 begann das Silvester-Gala-Dinner. Ein Buffet das keine Wünsche offen ließ und das man hier nicht beschreiben kann. Staunen und genießen.
Ein Gitarrenspieler mit Begleitmusik untermalte die Szenerie und 2 Profitänzer verzauberten das Publikum mit Showtanz. Wer mochte konnte zusammen mit dem Tänzer oder der Tänzerin eine kesse Sohle aufs Parkett legen, so nach dem Motto Let´s dance oder man tanzte als Pärchen auf konventionelle Art.
Um 21.00 Uhr war das Programm vorbei, denn es erwartete uns der absolute Höhepunkt der Reise. Das Feuerwerk in Funchal.

Ein Bus brachte uns dorthin und wer noch nie Silvester auf Madeira war, kann sich das nicht vorstellen. Ca. 105.000 Einwohner hat Funchal. Und da war jeder unterwegs. Die Straßen dicht, der Bus zwängte sich durch die parkenden Autos links und rechts am Straßenrand. Zwischen den parkenden Autos Menschenmassen. Familien, Fremde und Freunde, die Picknick machten, die einen Grill aufstellten um sich die Wartezeit zum Feuerwerk zu verkürzen. Menschen die voller Lebensfreude waren, die uns zuwunken und uns sogar einluden, einen Schluck mit ihnen zu trinken.
Unvorstellbar, diese Atmosphäre.
Der Bus brachte uns hinauf auf eine Anhöhe, jeder suchte sich irgendwo ein freies Plätzchen mit bester Sicht auf die Stadt und wartete bis es endlich losging.

Und es ging los….Schlag Mitternacht….der zündende Funke…. eine Stadt im Rausch des Feuers ….alles auf einmal…. 8 Minuten. Gigantisch, sagenhaft, unbeschreiblich.
Ein Pärchen aus unserer Gruppe war zu Silvester in Barcelona, auf den Azoren, in Dubai und jetzt hier auf Madeira. Dieses Feuerwerk hier in Funchal hat alle bisherigen übertroffen, sagten sie mir am Ende, als das Licht der letzten Rakete über der Stadt erlosch.

Der Tag der Entspannung

Über den heutigen Tag gab es nicht viel zu berichten.
Der fakultative Ausflug fand mangels Teilnehmer nicht statt. Einige machten eine Schiffahrt mit der Santa Maria mit Delfinbeobachtung, andere besuchten in Funchal den botanischen Garten. 4 Wanderbegeisterte organisierten sich selbst und gingen auf eigene Faust los. Und der Rest unserer Gruppe verbrachte einen ruhigen Tag am Hotel. Genossen ein Bad im Meer oder erholten sich im Spabereich des Hotels.
Abends traf man sich erneut in der Vila Ventura zum Abendessen und zum Erzählen, wie jeder seinen Neujahrstag erlebt hatte.
Interessante Geschichten und Erlebnisse die jeder zu berichten hatte, und vor allem zufriedene Gesichter am Ende eines Tages ist immer das schönste Geschenk.

Poncha! Poncha!! Poncha!!!

Wie jeden Tag holten uns Berthold und Jonas um 9.00 Uhr zur Wanderung ab. Allerdings musste heute die Tour abgeändert werden, da der Wanderweg Lavada Rodriquez vermutlich wegen Erdrutsch gesperrt wurde.
Berthold kennt die Insel wie kein anderer und er ermöglichte uns heute einen ganz entspannten Tag mit vielen kleinen Stopps, was unserer Gruppe sehr gut gefiel.
Start der heutigen Wanderung war im Ort Referta, in der Nähe von Porta da Cruz.
Eine kleine Wanderung der Levada Castelejo entlang hinüber nach Cruz führte uns direkt in die Bar Adega da Cruz. Von dort bot sich uns ein herrlicher Blick hinunter nach Porta da Cruz.

Nach der kleinen Stärkung brachte uns der Bus hinüber nach Santana zu den berühmten Strohdachhäusern. Jener Baustil aus der Zeit der Besiedelung der Insel. Kleine Häuser mit meist 2 Räumen. Schlafzimmer, Küche und Aufenthaltsraum und einem Strohdach, das fast bis zum Boden reicht.

Auf einer kleinen Wanderung rund um das Weingut Quinta do Furao hatte man einen spektakulären Ausblick auf die Nordküste der Insel. Wir erfuhren, dass Madeira auf der Afrikaplatte liegt die nach Osten abdriftet und sich dadurch das Atlasgebirge auf dem afrikanischen Festland heute noch hebt.
In Arco de Sao Jorge startete eine leichte Wanderung den Caminho da Entrosa entlang mit atemberaubender Aussicht entlang der Nordküste Madeiras bis zum Aussichtspunkt von Miradouro de Sao Cristovao hinunter auf den Felsenstrand.
Nach der Wanderung gab es natürlich wieder das bewährte Getränk der Gruppe, den Poncha, natürlich frisch zubereitet, traditionell mit Orangen-, Zitronensaft, Honig und weißem Rum. Und der war heute besonders gut, sodass auf der Weiterfahrt nach Sao Vicente das Verlangen nach diesem süffigen Getränk immer stärker wurde und man am liebsten gleich in die nächste Ponchabar wollte.
Lautstark wurde die Rufe im Bus nach Poncha immer lauter und Berthold konnte nur noch unter erschwerten Bedingungen, und dem Versprechen die Gruppe in die beste Ponchabar Madeiras zu führen, sein Programm zu Ende bringen.
Auf allgemeinen Wunsch beschränkte sich die Wanderung durch Sao Jorge nur auf einen Rundgang um die Kirche herum, um schneller in die Ponchabar zu kommen.
Berthold bestellte schon im Voraus das Getränk der Begierde für die gesamte Gruppe.
Diese Bar ist ein Muss und ein Unikat auf Madeira. Die Wände und Decken gespickt mit Visitkarten der Besucher aus aller Welt. Schals aller möglichen Fussballvereine hingen von den Decken und die Stimmung der Leute dort, einfach ansteckend.
Zum Poncha gab es Erdnüsse in Schalen, die natürlich einfach auf den Boden geworfen wurden. Das ist Brauch dort und gehört dazu.
Wir waren alle sehr begeistert und konnten uns nur schwer von dieser Bar trennen.

Der nächste Termin wartete bereits auf uns. Abendessen in der Altstadt von Funchal mit anschließender Lichterfahrt durch die Hauptstadt.
Das Restaurant Cidado Velho servierte uns als Spezialität den berühmten Rindfleischspieß (Espetada) oder Degenfisch mit Banane (Espada). Dazu natürlich Rot- oder Weißwein. Und wer ganz schlau war, tauschte seine Nachspeise gegen ….????.....natürlich Poncha ein.
Die anschließende Lichterfahrt durch Funchal ließ uns schon staunen, zumal uns Jonas auch durch die kleineren Gassen der Stadt chauffierte.
Während wir in Deutschland mit den Strompreisen und der grünen Politik hadern, scheint es auf Madeira keine Rolle zu spielen.
Jedes Jahr werden ab September die Lichterketten an den Bäumen, Häusern, Brücken und anderen Möglichkeiten angebracht. Jedes Jahr mit anderem Thema.
Nicht alle Lampen sind LED, es gibt noch Millionen normale Glühbirnen, und die sind nach wie vor dort erlaubt. Wieso sollte man sie auch verbieten?
Die Touristen freut´s und die Einheimischen ebenso
Das Feuerwerk zum Beispiel kostete gut 1 Million €, diente zur Freude der Bevölkerung und der Touristen gleichermaßen, während in Deutschland über Verbote dieses schönen Brauches nachgedacht wird.

Auf Madeira genießt man einfach das Leben. Die Bevölkerung ist zwar finanziell nicht reich, dafür sind sie wohlhabend (wohl habend) und das macht sich in der Lebensqualität der Bevölkerung bemerkbar.

Nochmal kräftig schwitzen

….am vorletzten Tag, bei einer fakultativen Wanderung an der Ostküste der Insel. Nicht alle aus der Gruppe machten mit, wollte man doch nochmal in aller Ruhe das Meer und die Annehmlichkeiten des Hotels genießen.
Diejenigen die auf der Tour dabei waren erwartete ein totales Kontrastprogramm zu den vergangenen Wanderungen.
Keine Wälder, keine Levadas, kahle Hügel, Sonne pur, kein Schatten und steile Anstiege.
Der Ausgangspunkt war Ponta de Sao Lourenco. Dieser Teil der Insel war einst mit Drachenbäumen übersät. Die Portugiesen kamen und rodeten die Wälder ab um Farbstoff zu gewinnen und Musikinstrumente zu bauen. Unter anderem auch die sündteuren Stradivari-Geigen.
Heute findet man kaum noch Bäume auf diesem Flecken der Insel. Dafür eine atemberaubende Felsenküsten die einen Einblick gibt in die Entstehungsgeschichte der Insel.
An der Gruta da Furna do Bode konnte man deutlich sehen, wie sich einst das flüssige Magma in den Rissen und Spalten hochdrückte und anschließend erstarrte.
Oder der Blick auf den Gorilla-Felsen, einem schwarzen Basaltfelsen, dem vorgelagert 2 kleinere roten Felsen waren.
Für Geologen vermutlich einen wahres Geschichtsbuch.

Auf einem kleinen Areal hoch über der Felsenküste stand noch viele Jahre lang die Filmrequisite eines James Bond Filmes mit Sean Connery. Angeblich das Haus von Mr. Goldfinger, wie uns Berthold erzählte. Eine kurze Szene wurde hier gedreht.
Nicht nur James Bond war auf Madeira, sondern auch Gregory Peck. Besser bekannt als Kapitän Ahab aus Moby Dick.
Die Bootsszenen mit dem Walfang wurden hier vor Madeira gedreht. Auf Madeira wurde bis in die 1980iger Jahre Walfang betrieben, und die Filmcrew fand dort die Originalboote und das gesamte Walfangequipment, dass man für den Film brauchte.

Der Weg heute war nicht lang, dafür steil und man kam ordentlich ins Schwitzen.
Mussten doch 3 größere Hügel überwunden werden um ans Ziel, zum Aussichtpunkt Ponta do Furado zu kommen. Hoch über dem Atlantik wurden wir mit einem herrlichen Ausblick sowohl über die Südseite als auch über die Nordseite der Insel belohnt. Gott sei Dank gab es etwas Wind der die erhitzten Körper abkühlte.
In der Casa do Sardinha, unterhalb des letzten Gipfels, gab es dann die wohl verdiente Stärkung in Form von Kaffee oder einem kühlen Bier um die ausgeschwitzten Mineralien wieder aufzunehmen.
Manche besuchten noch den Strand von Sardinho. Nur schade, dass wir keine Badesachen dabei hatten, war das Meer doch noch gut 20 Grad warm und hätte für eine wohlige Abkühlung gesorgt.

Dies konnte man jedoch später im Hotel nachholen. Wir waren frühzeitig zurück, sodass jeder noch genug Freizeit hatte.
Im Hotel angekommen, fragte man uns, ob wir Regen gehabt hätten, denn in Funchal und in Canico de Baixo sollte es geregnet haben. Als wir wieder am Hotel ankamen, war allerdings strahlender Sonnenschein.
Blickte man jedoch hinüber, wo wir noch vor 1 Stunde gewandert waren, waren die Inseln dort nicht mehr sichtbar. Dunkle Regenwolken verhüllten die Insel und aus dem Atlantik stieg ein doppelter Regenbogen auf. Ein phänomenales Naturschauspiel, das zahlreiche Gäste auf die Terrasse lockte.
Und wir hatten Glück mit dem Wetter.

Das letzte Abendmahl gab es auf allgemeinen Wunsch wieder im Restaurant Inn+Art bei Beatrice, die uns wie immer freundlich und mit einem Lächeln wunschlos glücklich machte.
Ein traditioneller, frischer Poncha brachte eine wunderbare Woche zum Abschluss und würdigte als Dankeschön meine wunderbare Gruppe, mit der es viel Spaß gemacht hat Silvester auf Madeira zu verbringen.

Vejo vocé de novo Madeira

Die letzten Stunden auf Madeira begannen.
Etwas länger geschlafen, der Ein oder Andere genoss noch ein Bad im Meer oder einen Kaffee in der Sonne auf der Terrasse. Dann hieß es Koffer packen und unsere Wege trennten sich.
Die erste Wanderin wurde nach dem Frühstück bereits zum Flughafen abgeholt.
Der Großteil der Gruppe verließ um die Mittagszeit das Hotel und 4 Reisende wurden nachmittags abgeholt.
Am Flughafen natürlich die übliche Schlange vor dem Check In und so mancher mit Übergepäck musste einige Gegenstände entweder ins Handgepäck oder in andere Koffer von Mitreisenden verteilen. Die letzte Alternative war die Zuzahlung von 15€/Kg Übergewicht. Condor nahm es aber auch genau mit ihren zugelassenen 20kg Reisegepäck.
Letztlich ging alles gut und die Sicherheitskontrollen lagen hinter uns. Schön ist, dass der kleine Flughafen eine Aussichtsterrasse hat, wo man den startenden und landenden Flugzeugen zusehen konnte. Die startenden mussten schon ordentlich Schub geben, damit sie auf der kurzen Startbahn die nötige Geschwindigkeit zum Abheben erlangten.
Die landenden Flugzeuge ließen sich förmlich auf die Landebahn niederdrücken und leiteten unverzüglich das Bremsmanöver ein um nicht über die Landebahn hinauszuschießen. Der Geräuschpegel war dementsprechend. Staute er sich doch an den angrenzenden Berghängen.
Mit halbstündiger Verspätung hob unser Condor ab. Direktflug nach Leipzig und bei richtigen Wind erreichten wir den Landeplatz nach knapp 4 Stunden, sogar noch vor 20.00 Uhr.
Die einzelnen Zubringer von Eberhardt erwarteten uns schon am Ausgang.
Nochmal ein letztes „Auf Wiedersehen“ verbunden mit guten Wünschen bevor jeder in seine Richtung in die Nacht hinein verschwand.

Schlusswort

Mein Dankeschön gilt allen Beteiligten.
Allen voran meiner Reisegruppe, die stets gut gelaunt war und für manche Lacher sorgte, sodass wir alle eine angenehme Woche und einen schönen Urlaub hatten.
Berthold und Jonas mit der Agentur Travel One, die uns jeden Tag rundum perfekt betreuten und immer zur Stelle waren, wenn man sie brauchte.
Ebenso geht man Dank an das Eberhardt-Team um Philip Seidel, die uns diese Reise ermöglichte und im Hintergrund die Fäden zog, damit alles reibungslos klappte und die Gäste gerne wieder mit uns reisen.

Dankeschön!!!!

Euer Michael

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