REISEBERICHT SILVESTERREISE MADEIRA – WANDERN AUF DEM BLUMENINSEL
Reisebericht: 26.12. – 02.01.2025
….“Ist das schon das Paradies auf Erden?“ Das fragte sich bestimmt der ein oder andere portugiesische Matrose, der wärend der Entdeckungsreise unter der Leitung von Seemann Zarco, das erste mal sein Fuß auf Madeiras Erde setzte. Der Blick auf Porto Santo musste überwältigend gewesen sein. Der süße Geruch von wildem Fenchel himmlisch….
Nach gut 600 Jahren betraten auch wir, eine 14-köpfige, wanderlustige und gesellige Gruppe zum ersten Mal Madeiras Boden. Zwar etwas anders als damals die ersten Portugiesen, dennoch mit dem gleichen Gedanken. Und es war uns gegönnt, eine wunderschöne Zeit auf diesem schönen Stück Erde zu verbringen.
Ein Reisebericht von
Marta Rass
26.12.24 Anreisetag
Ein warmer Wind, die grünen Palmen, die blühenden Sträucher, das Meer… Das war unser Empfangskomitee nach einer spektakulären Landung auf dem noch spektakuläreren Flughafen Christiano Ronaldo (ja, richtig, das ist er – DER Fußballstar. der Flughafen auf Madeira trägt ihm zu Ehren seinen Namen). Die nächste Begrüßung erfolgte dann in unserem Hotel: mit original Madeira(wein) - eine richtig süße Versuchung, die nicht nur die Zunge entfesselt, sondern auch die Herzen öffnet und die Seele erwärmt.
Man freute sich auf dem ersten Abendmahl, schließlich war unser Tag schon ziemlich lang und der Magen machte sich allmählich bemerkbar. Fleischspieß oder der schwarze Degenfisch, das ist jetzt die Frage? Oder doch was anderes? Man haderte mit den Gedanken, beeinflusst durch den Augenblick und knurrenden Magen. Aber letztendlich, wir hatten noch viel Gelegenheit in den nächsten Tagen, die einheimischen Spezialitäten auszukosten. Und ich denke, nach diesem langen Tag fragte niemand, ob das Bett hart oder weich war, man hätte auch auf einem Brett einschlafen können.
27.12.24 Ausflug nach Funchal
Der Weg schlängelte sich bergauf und bergab, links und rechts, über den Hügel und Tal und schon lag vor uns wie große Krippe– die Hauptstadt Madeiras: Funchal. Unzählige weiße Häuser, klein oder groß, schmiegten sich an den Hängen der umliegenden Hügeln und Bergen und reichten direkt am Strand ihre Hände dem Meer. Dazwischen grüne Perlen: die Bäume, kleine Gärten, terrassenförmig angelegt, alles lieblig, exotisch, einladend….
Vom botanischen Garten mit seinen Schätzen aus ganzer Welt: mit allen möglichen Baumarten und Sträuchern, von stacheligen bis samtigen Sukkulenten, von großen Blüten bis winzig kleinen Röschen, alles konnten wir auf einem Fleck bewundern. Und Bernd erzählte und erzählte: dies und das über Botanik, vom Erdkunde, von der Geschichte und bis zu Gegenwart.
Über einen Besuch in der Weinkeller Blandy´s erfreute sich nebst Augen und Nase auch der Gaumen: bei einer Weinverkostung lernten wir Madeira auch von dieser Seite kennen, schließlich war und ist die Weinherstellung noch heute einer der wichtigsten Wirtschaftsbranchen der Insel. Und auch der Wein verleiht die Flüüüüügel.
Die Markthalle – ein Eldorado für alle Sinne: unzählige Früchte aus den Süden oder Tropen, denen Namen kann man gar nicht merken, aber man sie unbedingt probieren möchte, die Stände, wo Kitsch und Kunst Hand in Hand gehen, die Fischhalle, wo man die Spezialitäten noch in der ursprünglichen Form bewundern kann. Und Geräuschpegel – südländisch halt: laut, aber nicht unbedingt störend. Ja, man kann sich daran gewöhnen.
Noch ein Abstecher nach Monte: hoch hinauf über Funchal, mit einer Kirche, mit einem Tropischen Garten, einem Ausgangspunkt für Korbschlittenfahrt oder mit dem Seilbahn Richtung Stadtzentrum. Aber egal in welcher Richtung ging man, wo schlenderte man entlang, alles ist so anziehend, allen bunten Facetten der Stadt, wo ganz früher, bevor der Mensch kam, der Fenchel die Flächen besiedelte – davon auch der Name Funchal.
28.12.24 Unsere erste Wanderung an der Levada do Rei
Die Aufregung in kleinem Bus stieg von Minute zu Minute, bis wir unser Startpunkt erreichten. Zum ersten Mal machten wir die Bekanntschaft mit einer Levada, einer von menschlicher Hand gemachte Wasserpfad, der das Wasser von niederschlagreichen Gebieten in Norden nach eher trockenem Süden der Insel befördert. Unser Wanderweg führte dicht an der Levada entlang. Der Pfad war gelegentlich etwas breiter, aber in allgemeinem ziemlich schmal. Wir wanderten in einem Gänsemarsch, ab und zu machten wir ein Stopp, um unser Wissen durch die Erzählungen von Bernd zu bereichern, danach ging wieder weiter durch den Lorbeerwald. Wir erfuhren, dass viele Sorten des Lorbeerbaums gibt und Bäume sind so richtig groß. Unser Wanderpfad war eingezäunt, allerdings ist es gut, wenn man schwindelfrei ist. Ab und zu steht man nämlich direkt am Abgrund, aber auch mit dem Blick in die Weite, etwas verschleiert durch die Lorbeerbaumäste. Ab und zu kam irgendwelcher Wanderer entgegen, so dass die ganze Karawane ein Halt machen musste. Viel redeten wir nicht – das Ganze wurde eher zu einer Meditationsweg: eine Spanne zwischen Himmel und Erde.
Nach 4 Stunden saßen wir wieder im Bus und fuhren bis Santana – einem Ort, wo die kleine, weiße Häuser, bedeckt mit den Strohdächern, uns ein Gefühl vermittelte, wie man in früheren Zeiten hier sein Leben gelebt hat.,
Und im Anschluss (wie konnte auch anders sein) gestalten wir noch ein Besuch: in Rum-Destillerie Porto da Cruz und leisteten wir uns ein edler Tropfen, der an Anfang des Werdegangs als Zuckerrohr auf den Feldern wuchs.
Zum Abschluss des Tages noch ein großartiges Abendessen und ein Umtrunk – durchaus gelungener Wandertag.
29.12.24 Wanderung nach Ponta Sao Lourenco
Dieser Tag war gemeint als Tag zur freien Verfügung – als Ruhetag, so zu sagen. Aber unsere Gruppe hatte Hunger: Hunger nach mehr Wanderung. So führte uns an dem Tag der Weg zum äußersten Zipfel Madeiras – Ponta Sao Lourenco.
Das satte Grün von letzten Tagen weichte hier der kargen Erde, keine Levada heute für uns, kein einziger Baum weit und breit, aber unzählige Kräuter und Gräser, niedriger Sträucher und zwischen all den eine schmale Wanderpfad, ab und zu durch die Treppen ersetzt, rauf und runter führend, über Pflanzenteppich oder über Geröll. Von einer Bucht zu den anderen. Man fühlte sich als Regisseur, der einen dramatischen Drehort sucht und sich nicht entscheiden kann, wo sein Film drehen soll. Und tatsächlich bot die felsige Küste unter anderen eine Kulisse für die Serie Star Wars. Ob man den gleichen Weg zurücklegte oder mit dem Bot bis zu der ersten Ortschaft fuhr, mit unserem kleinen Bus führen wir noch auf Pico do Facho, einen Berggipfel mit einem wunderschönen Panorama weit über Canical bis Machico
Die Wanderung hat doch etwas an die Kräfte gezerrt – über einem Abendessen und die Ruhezeit hatte man sich sichtlich gefreut.
30.12.24 Wanderung an der Levada Faja do Rodrigues
Das Wetter zeigte sich bis dato von seiner schönen Seite (eigentlich hat jede Wetterlage etwas Schönes an sich aber man wandert halt lieber bei sonnigem und trocknem Wetter), und so ging es auch weiter.
Levada Faja do Rodrigues ist angeblich nicht die begehrteste Wanderungspfad, dafür waren wir mit einer Ruhe und Stille belohnt, die man auf früheren Wegen nicht gefunden hat. Wie ein verwünschter Wald zeigte sich die Natur entlang der Levada. Moose, Farne, Lorbeer- und andere Bäume, das Wasser, dass überall sein Weg an die Oberfläche fand. Der Urwald. Wie Anfang von Ganzen. Man redete nicht viel, aber man versuchte so viel wie möglich vor der Linse zu bekommen und verewigen. Und dann die Tunnels – zuerst zwei kürzeren und dann als die Krönung einer von mehr als 1 km. Nicht viel, wenn das nicht ein Levada Tunnel wäre – schmal, niedrig, man ging Schritt nach dem Schritt, dicht am Felsen. Andernfalls landete man im Wasser. Eine Begegnung mit Entgegenkommenden war eine Herausforderung. Suma summarum: paar Beulen am Kopf aber kein badender Wanderer ??. Es war eine interessante Wanderung.
Sao Vicente wirkte auf uns als ein Dornröschenstadt. Allerdings fanden wir eine Kaffeebar, nicht so viel wegen Kaffee selbst; man bekam Lust nach Poncha und das Honigbrot. Und da waren wir durchaus gut bedient. Noch ein Spaziergang durch die Ortschaft und da wartete schon unser Paolo, eine Ruhe per se und ein exzellenter Busfahrer. Schließlich war sein und unser Tag noch lange nicht zu Ende: auf uns wartete noch ein Spezialabendessen in Altstadt von Funchal und als Krönung des Tages eine Fahrt durch die beleuchtete Stadt. Ein Meer von Lichter in allen möglichen Farben und überall angebracht, um jeden Winkel zu beleuchten. Paolo wusste, wohin er uns bringen musste, um den besten Blick auf die ganze Stadt samt Hafen zu ergattern.
Wieder ging ein Tag, keinem anderen gleich, zu Ende.
31.12.24 Wandern an der Levada der 25 Quellen, Silvesterabend
Ein Wandern an Silvestertag ist etwas Besonderes. Genauso besonderes war auch Levada von 25 Quellen.
Schon die Fahrt zu unserem Ausgangspunkt war mehr als interessant – man konnte die Fahrkünste Paolos bewundern. Steile, schmale Straßen bewältigte er, als ihm sein Beruf in Wiege gelegt wäre und Bernd, unser liebgewordene Tourleiter mit seiner unikaten Stimme waren für uns schon ein Dreamteam. Hoch oben über 1000 Höhenmeter von Paul de Serra begann unsere Wanderung hinunter zu Tal von Rabacal. Durch den Zauberwald. Der Begriff Erikastrauch bekommt hier nämlich ganz andere Dimensionen: wenn bei uns in Mitteleuropa so ein Strauch höchstens 50 cm hoch ist, wird hier auf Madeira so groß wie ein Kleinbaum, ganz verzweigt und man bekommt ein Gefühl, in diesem Wald gibt bestimmt noch verschiedenen Fabelwesen und sie verstecken sich hinter den Ästen und Wurzeln. Na ja, die haben wir, glaube ich, nicht gesehen, dafür aber jede Menge von den Touristen und Einheimischen, die das Gleiche im Sinne hatten wie wir. Die 25 Quellen waren begehrt von vielen, jeder machte eine Pause. Das man zu so einer Gelegenheit der Rucksack aufmacht und etwas Essbares daraus holt, wissen auch die Vögel hier: die Buchfinken trauten sich fast aus der Hand zu essen.
Ein Besuch von höchsten Steilklippe Europas war ein Muss, genauso ein Aufenthalt bei Christus Statue bei Ponta do Garajau, ein Ebenbild von Christusstatue von Rio de Janeiro. Ein Spaziergang durch malerischen Cabo Girao und danach zum Hotel: es ist Silvester und den Gala Dinner wollte ja keiner versäumen.
Spät Abend wurden wir mit dem Bus, „bewaffnet“ mit Sekt und gute Laune zu den Plätzen in Funchal gebracht, wo wir letztendlich das beobachten konnten, wofür so vielen Menschen aus aller Welt nach Madeira kommen: der berühmte Silvesterfeuerwerk von Funchal. Und es war atemberaubend. Und überwältigend. Und so ein Beginn des neuen Jahres kann nur gutes mitbringen. Davon bin ich fest überzeugt. Meine Lieben, das 2025 wird unser Jahr sein ??.
01.01.2025 Neujahrstag: Wanderung entlang der Levada do Furado
Ein wunderbarer Sonnenaufgang, keine Müdigkeit, kein Kater; unsere Gruppe war bereit, ins neue Jahr zu wandern. Noch ein Kaffee, bevor man loslegte. Noch zum letzten Mal genossen wir die regenwaldähnliche Landschaft mit Lorbeerbäumen – übrigens, ein Stinklorbeer fanden wir auch – dessen Äste hingen wie die schützenden Arme über den Pfad. Hier und da sah man die Eukalyptuse und dadurch wie durch einen Schleier die umliegenden Berge und die Küste mit den Häusern, die einem vorkommen wie die weißen Perlen. Die Wanderung war nicht schwer allerdings die längste von all bis jetzigen. Und endete nach unzähligen Treppen im Ortschaft Portela. Die letzte Station – eine Kaffeebar – war gnadenlos überfüllt, aber ein Neujahrsponcha war ein Muss. Und ganz ehrlich, nach all die Wanderungen haben wir Beinmuskulatur deutlich gespürt.
Noch ein letztes Abendessen und, natürlich, DIE Frage zum letzten Mal: Fisch oder Spieß? Paar Worte zu der Abrundung von unserer Reise, letzter Umtrunk und ein letzter Blick aufs Meer, gehüllt in Dunkelheit einer warmen Madeiranacht.
02.01.2025 Abschiedstag
Empfangen wurden wir mit Madeirawein, verabschiedet wurden wir mit Poncha – selbstgemacht, aus der Zauberküche Bernds – und während die vielen anderen Gäste durch Hotellobby huschten, eilten links und rechts, genoss unsere Gruppe noch einmal die warmen Sonnenstrahlen, den Blick auf Atlantik, sanfte Meeresluft und die Grüne der Insel. In aller Ruhe, ohne Hektik, als ob wir gerade die nächste Wanderung starteten... Der einzige Unterschied: die Winterjacken lagen griffbereit und die brauchten wir gute 6 Stunden danach, wenn uns die Heimat wieder empfing.
Was soll ich euch, meine lieben Gäste, hier noch sagen? Es war schön mit euch, es hat mich gefreut, ein Stückchen des Lebensweges mit euch zu gehen und ich bin euch dankbar für all die schönen Momente. Genauso ein dickes Dankeschön an unseren Paolo, der uns so zuversichtlich durch die Täler und Berge Madeiras kutschiert hat. Bernd danke ich für all das Wissen, die Schönheiten von seiner Wahlheimat, die uns gezeigt hat und letztendlich für all SEIN, wie sich uns mitgeteilt hat. Und Eberhardt Team – ich danke euch vielmals, ihr seid ein großartiges Team.
Und letztendlich: OBRIGADA MADEIRA!
Auf ein Wiedersehen
Eure Marta