Reisebericht: Unterwegs in Ostpreußen und im Memelland

18.08. – 27.08.2017, 10 Tage Rundreise mit dem Bus: Danzig – Königsberg – Rauschen – Tilsit – Kurische Nehrung – Kaunas – Masuren Weitere Anreiseoptionen ab/an Danzig (Flug/Zug/PKW) und/oder individuelle Verlängerungen möglich. Fragen Sie uns!


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Abwechslungsreiche Küstenlandschaften und Wälder, Strandpromenaden und Alleen, liebevoll gepflegte Holzvillen in Badeorten mit noch heute großen Namen, Kurische Nehrung und Samland - all das und noch viel mehr sind Ostpreußen und die Masuren
Ein Reisebericht von
Dr. Inge Bily
Dr. Inge Bily

1. Tag: Freitag 18.08.2017 – Anreise nach Danzig [polnisch Gdansk]

Von Dresden fuhren wir über Posen [polnisch Poznan] nach Danzig [polnisch Gdansk], unserem ersten Etappenziel. Während der Fahrt gab es Ausführungen zur Geographie und Geschichte Polens wie auch zur aktuellen Politik des Landes. Auch Danzig und seine Umgebung, überhaupt der polnische Norden, wurden vorgestellt. Auf die nationale Minderheit der Kaschuben machten uns u.a. zweisprachige polnisch-kaschubische Ortstafeln aufmerksam. Die Nachbarländer Polen und Litauen sind durch ihre gemeinsame Geschichte sehr eng verbunden, so durch die Polnisch-Litauische Union.
In Danzig angekommen, konnten wir nach dem Abendessen im Hotel gleich noch in die Altstadt ausschwärmen, denn das Novotel Gdansk Centrum liegt nur wenige Gehminuten von der Altstadt entfernt. So nahmen wir Kurs auf den Langen Markt, das Rathaus und den Artushof, auf die herrlichen Stadttore. Und wir sahen natürlich auch die riesige gotische Marienkirche. Weiter ging es zum alten Hafenkran an der Mottlau. Eine wunderbare Stadt, mit deren Sehenswürdigkeiten wir uns schon während der Anreise ausführlich beschäftigt hatten. Die Kirche von Gdansk-Oliwa, die durch die Streiks berühmt gewordene Werft, das Solidarnosc-Museum, die Halbinsel Hel [polnisch Hela] und auch die beiden Schwesterstädte Gdingen [polnisch Gdynia] und Sopot heben wir uns für einen späteren und dann garantiert längeren Besuch auf.

2. Tag: Sonnabend 19.08.2017 – Königsberg [russisch Kaliningrad] – Ostseebad Rauschen [russisch Svetlogorsk]

Am nächsten Morgen ging es weiter in Richtung Königsberg [russisch Kaliningrad]. Auf der Fahrt bis zur polnisch-russischen Grenze gab es schon einige Informationen zu Königsberg und dem Kaliningrader Gebiet. Nachdem wir den Grenzübergang Mamonovo (= Grenze Polen/Kalingrader Gebiet) passiert hatten, begrüsste uns Tamara, unsere Reiseleiterin für Königsberg und das Kaliningrader Gebiet. Gleich begann sie mit ihren Ausführungen.
In Königsberg, der früheren Hauptstadt Ostpreußens, ging es zunächst zum Dom, auch zum Grab von Immanuel Kant. Wir sahen dann den Innenraum des mit deutscher Hilfe wiedererbauten Königsberger Doms mit einer wunderbaren Orgel und besuchten anschließend das im Dom untergebrachte Kant-Museum. Dann ging es noch auf einen Rundkurs durch die Stadt, vorbei an Universität, Brandenburger Tor, Kronprinzenfestung und durch ein Villenviertel. Natürlich durfte das Kant-Denkmal vor der Universität nicht fehlen. Nun fuhren wir in unseren Übernachtungsort, das bekannte Ostseebad Rauschen [russisch Svetlogorsk]. Noch am Abend ging ein Teil der Gruppe auf Erkundungstour zum nahen Strand.

3. Tag: Sonntag 20.08.2017 – Erkundungen in Rauschen [russisch Svetlogorsk] – Freizeit

Am Vormittag besichtigten wir auf einer Stadtführung mit Tamara den Ort Rauschen, der auch das „Sotschi des Nordens" genannt wird. Das Ostseebad, umgeben von Wäldern und mit seinen idyllischen Holzhäusern, gehört zu den schönsten Seebädern des Kaliningrader Gebietes. Wir spazierten durch den Kurpark mit der „Wasserträgerin" von Hermann Brachert, sahen alte und neue Villen und den alten Wasserturm, auch den Gedenkstein für Thomas Mann, der hier gewohnt hat. Die Strandpromenade, der feine Sandstrand und die Steilküste strahlen ein unverwechselbares Ostseebad-Flair aus. So war die anschließende Freizeit am Nachmittag allen sehr willkommen. Noch dazu hatten wir gutes Wetter bestellt. Wir gingen zum Strand und über die Promenade, wo wir noch eine weitere Skulptur von Hermann Brachert bewundern konnten, die „Nymphe".

4. Tag: Montag 21.08.2017 – Freizeit oder Ausflug nach Tilsit [russisch Sovjetsk] und Gumbinnen [russisch Gusev]

Heute hatten wir eigentlich die Qual der Wahl: entweder Freizeit im schönen Rauschen oder ein ganztätiger Ausflug durch das Samland. Alle hatten sich für den Ausflug entschieden und bereuten es nicht. Zunächst fuhren wir nach Sovjetsk [deutsch Tilsit]. Die alte Grenz- und Garnisionsstadt Tilsit an der Memel wurde gern auch „die Stadt ohne gleichen" genannt. In Tilsit sahen wir während des Stadtrundgangs das Elch-Denkmal und natürlich das Wahrzeichen der Stadt, die Königin-Luise-Brücke über die Memel. In der Mitte des Flusses verläuft die russisch-litauische Grenze. Ragnit [russisch Neman] ist die Schwesterstadt Tilsits. Die alten Burgruinen erinnern an die Zeit des deutschen Ordens, von dem wir inzwischen schon viel gehört hatten. Weiter ging es nach Gusev [deutsch Gumbinnen] mit ebenfalls einem Elch-Denkmal. Hier besuchten wir auch die renovierte Salzburger Kirche. Der Pfarrer und Mitglieder der Gemeinde begrüßten uns herzlich. Und nicht nur das, denn im Gemeinderaum wartete schon unser wohlschmeckendes Mittagessen. Bei den landestypischen Speisen und einem guten Schluck kamen wir schnell ins Gespräch und erfuhren eine Menge über die Aktivitäten dieser kleinen aber sehr rührigen Kirchgemeinde. Gern wären wir noch geblieben, aber nach der Besichtigung der Kirche und einem gemeinsamen Lied fuhren wir weiter in die frühere Kreisstadt Insterburg [russisch Cernjachovsk] und auch noch nach Georgenburg [russisch Majkovka], das heute wieder das Insterburger Landgestüt beherbergt. Voller Eindrücke kehrten wir zurück in unser Hotel in Rauschen.

5. Tag: Dienstag 22.08.2017 – Rossitten [russisch Rybachij] und Nidden [litauisch Nida] – Kurische Nehrung

Am Morgen verließen wir das uns inzwischen schon lieb gewordene Rauschen und fuhren zur Kurischen Nehrung, einem weiteren Höhepunkt unserer Reise. Die Kurische Nehrung ist heute ein geteiltes Land. Auf ihr verläuft die russisch-litauische Grenze. Seit 1998 gehört die Nehrung zum UNESCO-Weltnatur-Erbe.
Im russischen Teil besuchten wir die traditionsreiche und berühmte Vogelwarte Rossitten [russisch Rybachij], bevor wir dann die Grenze zu Litauen passierten. Nach der Mittagspause hinter der Grenze trafen wir unsere litauische Reiseleiterin Vanda, die mit uns gleich auf eine Rundfahrt ging. Nidden, der südlichste litauischen Ort auf der Nehrung, war unser Ziel. Gleich fuhren wir auf die Hohe Düne und sahen die an eine Wüste erinnernden Wanderdünen. Dann folgte ein Rundgang durch den Ort Nidden. Wir sahen eine Bernsteinwerkstatt, auch die evangelische Kirche und den Friedhof des Ortes. Vanda machte uns auch auf die typischen Kurenwimpel aufmerksam, an denen man in der Vergangenheit etwas über die Geschichte und Größe der Familie eines jeden Fischers erfahren konnte. Abends konnten wir interessante Filme über die Nehrung, ihre Flora und Fauna und auch über die Sprache (das Nehrungskurische) sehen.

6. Tag: Mittwoch 23.08.2017 – Rundfahrt auf der Kurischen Nehrung

Heute stand eine Rundfahrt auf der Kurischen Nehrung auf dem Programm. Zunächst fuhren wir zum Märchenwald am Hexenberg von Juodkrante, dem ehemaligen Schwarzort. Hier erklärte uns Vanda die zahlreichen Holzfiguren. Das Thomas-Mann-Haus war unser nächstes Ziel. Das Haus in den typischen Niddener Farben liegt etwas außerhalb von Nidden auf dem sogenannten Schwiegermutterberg. Heute ist dort das Thomas-Mann-Kulturzentrum, in dem sich auch ein Museum über Thomas Mann und seine Aufenthalte hier am Haff befindet. Der Schriftsteller ließ das Haus nach einem Besuch der Nehrung im Jahre 1929 für sich und seine Familie als Urlaubsquartier errichten. Vom Haus gingen wir die Treppen zur Kurischen Nehrung hinunter, dann weiter in den Ort. Die Freizeit am Nachmittag kam uns allen sehr gelegen, um diesen wunderbaren Ort noch genauer kennenlernen zu können. An Möglichkeiten für vielfältige Aktivitäten mangelte es wahrlich nicht.

7. Tag: Donnerstag 24.08.2017 – Durch das Memelland nach Kaunas

Nur wenige Minuten auf der Fähre, und schon waren wir über das Haff, d.h. von Smiltyne nach Klaipeda [deutsch Memel] gekommen, wo sich der größte Hafen Litauens befindet. Er ist außerdem einer der wenigen Häfen der Ostsee, die im Winter eisfrei bleiben. Früher gab es eine Fährverbindung auf die Insel Rügen, die leider wegen zu geringer Auslastung vor einigen Jahren eingestellt wurde. Eine regelmäßige Fährverbindung gibt es aber noch heute nach Kiel. Auf einem Rundgang erklärte uns Vanda die Geschichte der Stadt, die lange militärisches Sperrgebiet gewesen war. Vorbei an geschmackvoll sanierten Speichern am Hafen, durch Gassen und über Plätze, führte uns Vanda auch zum Brunnendenkmal, das für den in Klaipeda geborenen Dichter Simon Dach errichtet worden war. In der Mitte des Brunnens steht die Figur des Ännchen von Tharau. Vor dem Brunnen sangen wir das Ännchen-Lied. Den Text hatten wir vorsorglich dabei. Es klappte schon wirklich gut. Nun noch schnell ein Gruppenfoto, und weiter gings rings um den Markt mit schönen Ständen voller Bernsteinschmuck.
Unser nächstes Ziel war der kleine Küstenort Vente [deutsch Windenburg]. Diese Region mit ihrer ursprünglich erhaltenen Küstenlandschaft ist bekannt als Windenburger Ecke. Dort verbrachten wir auch unsere Mittagspause. Weiter ging es ins beschauliche Städtchen Heydekrug [litauisch Silute].
Pünktlich zum Abendessen erreichten wir unseren nächsten Übernachtungsort Kaunas. Schon am Abend machten wir uns ein wenig mit der Stadt vertraut. Vanda begleitete uns natürlich.

8. Tag: Freitag 25.08.2017 – Von Kaunas nach Masuren

Der Tag begann mit einem Stadtrundgang durch Kaunas, der wohl „litauischsten Stadt". Wir besuchten u.a. die Burgruine und die St. Georgenkirche und gingen anschließend zum Rathausplatz mit dem Rathaus aus dem 16. Jahrhundert. Kaunas liegt am Zusammenfluss von Neris und Memel.
Weiter ging es zur litauisch-polnischen Grenze. Nach dem Abschied von Vanda in Marijampole fuhren wir weiter nach Sensburg [polnisch Mragowo], unserem Übernachtungsort in Polen. Am Abend gab es dort ein Grillessen mit Akkordeon-Musik.

9. Tag: Sonnabend 26.08.2017 – Masuren [polnisch Mazury]– Thorn [polnisch Torun]

Am Morgen begrüßten wir unsere örtliche Reiseleiterin für diesen Tag, Helga. Auf unserer Rundfahrt durch den Norden von Masuren sahen wir die bekannteste Wallfahrtskirche von Masuren, die Heilige Linde [polnisch Swieta Lipka]. Neben der barocken Pracht und der prunkvollen Ausstattung der Kirche beeindruckte uns die überdimensionale Orgel mit ihren beweglichen Figuren und natürlich das kleine Konzert auf diesem einzigartigen Instrument. Bei Rastenburg [polnisch Ketrzyn] befindet sich die Wolfsschanze, die wir ebenfalls besuchten. Nachdenklich kehrten wir zum Bus zurück.
Zwischen Lötzen [polnisch Gizycko], der „Sommerhauptstadt von Masuren" und Nikolaiken [polnisch Mikolajki], dem masurischen Venedig, verbinden zahlreiche Wasserläufe und Kanäle die großen Seen. Helga wurde nicht müde, uns alles genau zu erklären. Nach einem Stadtrundgang in Nikolajken fuhren wir weiter nach Thorn [polnisch Torun], unserem heutigen Übernachtungsort. Wir freuten uns schon auf den geführten Rundgang am nächsten Tag.

10. Tag: Sonntag 27.08.2017 – Thorn [polnisch Torun] – Heimreise

Am Vormittag entdeckten wir bei einem Stadtrundgang die Stadt des Nikolaus Kopernikus oder Mikolaj Kopernik, wie man in Polen diesen berühmten Wissenschaftler nennt. Die Altstadt blieb vom Krieg unversehrt und steht auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO. Die Ersterwähnung Thorns stammt aus dem 13. Jh. Zahlreiche Gebäude sind noch im Stil der norddeutschen Backsteingotik erhalten, andere im Barockstil überbaut.
Wir besichtigten den Markt, sahen die Kirche des Hl. Johannes und auch die Ruine der alten Ordensburg und schlenderten durch viele kleine Gassen. Alle Gebäude sind gut restauriert. Und die Besonderheit, dass es in Thorn das ganze Jahr über Lebkuchen zu kaufen gibt, haben wir gleich genutzt.
Aber nun mussten wir leider die Heimreise antreten. Wir können ja jederzeit wiederkommen. Über die neue polnische Autobahn brachte uns unser Fahrer Helge sicher und pünktlich nach Dresden.
Meinen Bericht schließe ich mit einem sehr herzlichen Dank an Sie, meine Damen und Herren, allen guten Wünschen für Sie sowie der Hoffnung auf ein Wiedersehen auf einer zukünftigen Reise. Sie waren eine interessierte, aufgeschlossene und disziplinierte Gruppe und haben durch Ihre Fragen und Anregungen selbst viel zum Gelingen dieser wunderbaren Tour beigetragen. Es hat mir viel Freude gemacht, mit Ihnen unterwegs zu sein. Gern erinnere ich mich auch an die zahlreichen Gespräche während unserer gemeinsamen Fahrt.
Ihnen alles, alles Gute, Gesundheit und Energie für viele schöne Reisen, auf denen wir uns dann hoffentlich begegnen.
Ihre Dr. Inge Bily

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