Reisebericht: Unterwegs in Ostpreußen und im Memelland

11.05. – 20.05.2018, 10 Tage Rundreise mit dem Bus: Danzig – Königsberg – Rauschen – Tilsit – Kurische Nehrung – Kaunas – Masuren Weitere Anreiseoptionen ab/an Danzig (Flug/Zug/PKW) und/oder individuelle Verlängerungen möglich. Fragen Sie uns!


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Die Ostsee entlang in Richtung Osten ging die Fahrt, die für viele Mitreisende auch eine Reise in die eigene Vergangenheit oder in die ihrer Vorfahren war. Meist lachte uns die Sonne und manche Entdeckung formte einen oft ganz neuen Eindruck von dieser sc
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

Freitag, den 11. Mai 2018. Anreise und Danzig

Unser Bus fuhr von Chemnitz über Dresden und Berlin bei Stettin über die Grenze nach Polen und dann immer parallel zur Ostsee bis in die alte Stadt Danzig. In unserem Hotel auf der Speicherinsel an der Mottlau konnten wir gleich die Zimmer beziehen und nach langer Fahrt das Abendessen genießen. Hier stießen auch sechs Mitreisende zu uns, die mit dem Flugzeug aus Frankfurt nach Danzig gekommen waren. Anschließend bot der Reiseleiter noch einen kleinen Abendspaziergang an und so gingen wir durch das grüne Tor auf den Langen Markt, vorbei an Frauenkirche und Rathaus bis zum Königstor aus der anderen Seite. Weil es anfing zu regnen, ließen wir es dabei bewenden, hatten aber trotzdem einen schönen ersten Eindruck von dieser eins reichen Patrizierstadt.
Samstag, den 12. Mai 2018. Danzig und Königsberg
Nach dem Frühstück erwartete uns Stadtführerin Anna im Hotel und los ging es über die Mottlau zum Rathaus und hinein in die größte Backsteinkirche der Welt, die innen gerade umfassend saniert wird, was den Eindruck schierer Größe kaum schmälerte. Vorbei an Königs- und Johanniskirche bestaunten wir die Beischläge an den Patrizierhäusern, wie dem der Familie Schopenhauer. Durch das berühmte Krantor hindurch, das einmal das größte seiner Art war und Danzigs Wahrzeichen ist, kamen wir wieder zum alten Hafen und zurück zum Hotel, wo wir die Fahrt nach Königsberg antraten. Die Grenzformalitäten verliefen verhältnismäßig zügig und im russischen Teil erwartete uns bereits Larissa, die uns die nächsten Tage begleiten würde. Nach einer kleinen Mittagspause begann die Stadtrundfahrt mit Dombesichtigung nunmehr auch von innen. Weil an diesem Tag das Königsberger Fußball-WM-Stadion eingeweiht wurde, waren alle wichtigen Straßen abgesperrt, aber letztendlich kamen wir doch durch. Im Dom begann nach unserer Besichtigung ein Konzert der Dresdener Philharmonie unter Gunther Berger, doch leider mussten wir unser Programm fortsetzen. An unser Hotel kamen wir nicht gleich heran, weil einige Herren der FIFA hier noch tagten, aber dies sprach nur für die Qualität des Hauses, das absolute Spitze in jeder Hinsicht ist. Sowohl der Service, als auch die Zimmer und das Essen waren sehr gut. Auch die Lage am Hauptplatz mit der orthodoxen Kathedrale ist grandios. Bis in die Nacht hinein tobt hier das Leben und so zog es die meisten nach dem Essen noch hinaus in den schönen Abend.

Sonntag, den 13. Mai 2018. Pillau und Palmnicken

Um 9 Uhr fuhren wir nach Pillau, wozu wir eine besondere Genehmigung benötigten, denn hier liegen immer noch Kriegsschiffe der baltischen Flotte. Beim Ortsrundgang sahen wir diverse alte Kasernen aus der Kaiserzeit. Die Garnisionskirche wird heute von der orthodoxen Gemeinde genutzt, die gerade eine kleine Prozession zu Christi Himmelfahrt unternahm. Vorbei an alten Festungsanlagen und martialisch wirkenden Denkmälern schlenderten wir in den Hafen und von da auf den deutschen Soldatenfriedhof, wo uns eine ehrenamtlich tätige Mitarbeiterin Interessantes über die Arbeit der Deutschen Kriegsgräberfürsorge vermittelte.
Anschließend ging es nach Palmnicken zum Bernsteinmuseum, das in einem alten Wirtschaftshof untergebracht ist. Hier konnte man viel über die Gewinnung und Verarbeitung des Ostseegoldes lernen und auch schöne Stücke kaufen. Bei wunderbarem sommerlichem Wetter fuhren wir dann in das altrenommierte Ostseebad Rauschen, wo die Gäste nur noch Freizeit wollten, um an den Strand zu gehen. Im Hotel wartete ein tolles Abendessen auf uns,
nach dem noch viele nett beieinander saßen.

Montag, den 14. Mai 2018. Labiau, Tilsit und Ragnit

Zuerst ging es heute nach Labiau, einer alten Deutschordensgründung. Die Ordensburg ist eigentlich in ihrer Bausubstanz weitgehend erhalten und sowohl von außen, als auch im Hof begehbar, aber man sieht ihr die jahrzehntelange wirtschaftliche Nutzung in der Sowjetzeit an. Dabei wäre die Lage am Wasser nur idyllisch zu nennen, aber im Ort ist ansonsten nichts weiter. Ein paar Läden, ein Lenindenkmal und ein fliegender Händler mit einem Faß Kwas. Also weiter nach Tilsit, heute Grenzstadt zu Litauen. Unser Ausstieg war die nach Preußens Königin benannte Luisenbrücke und das Konterfei der Gattin Friedrich Wilhelm III. schmückt heute wieder den Brückenkopf. Man darf sogar fotografieren, nur auf die Brücke gelangen nur Grenzgänger mit Sonderprikas. Es ist wenig Verkehr und irgendwie fühlt man sich wie am Ende der Welt. Dabei gibt es auch auf russischer Seite litauisches Telefonnetz und damit EU-Tarif, was mancher nutzte, um schnell mal zu Haus anzurufen. Die Freizeit nutzten viele in der Fußgängerzone, wo man wirklich ganz nett bummeln kann. Dann ging es weiter nach Ragnit, wo die riesige Ruine der einst mächtigen Ordensburg leider nur von außen begehbar ist. Weil ein Ehepaar hier nach dem Haus ihrer Vorfahren suchen wollte, haben wir hier gleich die Mittagspause eingelegt. Die Leute fanden das Haus und alles lief bestens. Noch vor dem Abendessen gab es etwas Freizeit in Königsberg.

Dienstag, den 15. Mai 2018. Kurische Nehrung

Nach dem Frühstück fuhren wir durch den einstigen Badeort Kranz, der sich zu einer respektablen Stadt gemausert hat, auf den russischen Teil der Kurschen Nehrung zur Vogelwarte Rossitten. Sie wurde noch in der Kaiserzeit von einem ornithologisch begeisterten Pfarrer gegründet, der damit seine Pension aufs Spiel setzte. Nach dem Zweiten Weltkrieg verdreifachte sich die Arbeit der Vogelschützer. Rossitten wurde russisch, in der DDR entstand die Warte auf Hiddensee und in der BRD Radolfzell am Bodensee. Bei einer sehr guten Führung zeigte uns ein Mitarbeiter die größten Fangnetze der Welt direkt in den Dünen und demonstrierte das Beringen der kleinen Tiere. Dann hatte unsere reizende Führerin im Gasthof des Ortes ein kleines Mittagessen organisiert, das allen sehr gefiel. Wer mochte, konnte noch die evangelische Dorfkirche ansehen, die der Schinkelschüler August Stühler Mitte des 19. Jahrhunderts hier aus Backstein errichten ließ.
Der Grenzübertritt auf der Nehrung nach Litauen verlief relativ zügig. Unsere litauische Gästeführerin Zita war bereits an der Grenze in Nidden und sofort unternahmen wir die kurze Fahrt auf die hohe Düne, die im Sonnenlicht herrlich wirkte. Wir hatten wunderbare Ausblicke auf die Wanderdünen, deren höchste nunmehr 54 Meter hoch ist. Dann bezogen wir im Hotel, das der Künstlerfreund Hermann Blode Anfang des 20. Jahrhundert gegründet hatte, unsere Zimmer. Zita führte die Gruppe kenntnisreich durch Nidden und dann trafen uns zum Abendessen mit anschließendem gemütlichen Beisammensein.

Mittwoch, den 16. Mai 2018 Auf der Nehrung

Nach einem entspannten Frühstück fuhren wir auf der Nehrung nach Schwarzort, einem hübschen Badeort. Einheimische Schnitzer haben hier auf dem so genannten Hexenberg zahlreiche hölzerne Figuren aus der reichen litauischen Sagenwelt aufgestellt. Mit uns lief eine einheimische Schulklasse und an den Reaktionen konnten wir sehen, dass den Kleinen die Sagenstoffe wohl bekannt waren. Anschließend kamen wir zum Sommerhaus, das Thomas Mann sich in Nidden vom Nobelpreisgeld 1929 über dem berühmten „Italienblick" hat bauen lassen. Ein schöner Film zeigt historische Aufnahmen von der Nehrung, dazu spricht Thomas Manns Enkel Frido einen Text über die Nehrung, den der Zauberer als Vortrag für seinen Münchener Rotaryclub geschrieben hatte.
Weil das Wetter sommerlich war, zog es die meisten an den offenen Ostseestrand, der in seiner feinsandigen Weite fast leer war. Baden wollten bei 12 Grad Wassertemperatur allerdings nur wenige. Nach dem Abendbrot saß man wieder nett beisammen und genoß die unvergleichliche Atmosphäre auf der Nehrung.

Donnerstag, den 17. Mai 2018 Von Memel nach Kaunas


Morgens wiederum eine Busfahrt über den litauischen Teil der kurischen Nehrung, die zahlreiche Ausblicke in die Natur dieses besonderen Stückchens Baltikum ermöglichte. Mit der Autofähre ging es in den Hafen von Klaipeda, früher die Ordensritterburg Memel. Die Stadt hat unter Kriegen und Sowjetzeit gelitten, doch sind immer mehr bedeutende historische Gebäude zu sehen. Dazu zählt das eher schlichte Herrenhaus, in dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. mit seiner Luise 1807/08 residierte, wodurch die Stadt zur preußischen Hauptstadt avancierte. Da allerhand Cafés und Restaurants geöffnet waren, wirkten in der Mittagszeit die Straßen sehr lebendig. Ein ehemaliges Segelschulschiff ist heute ein fest vertäutes Restaurant und Wahrzeichen von Klaipeda. Natürlich gingen wir zum Theaterplatz, auf dem der Brunnen mit dem berühmten Ännchen von Tharau wieder erstanden ist. Es fanden sich auch Gäste, die zumindest die erste Strophe des Liedes sangen.
Weiter ging die Tour zum Windenburger Eck, wo wir individuell die litauische Vogelwarte ansehen konnten. Man hat auch tolle Blicke auf die Nehrung, doch leider war das Wetter etwas regnerisch. Gegen 18 Uhr trafen wir beim Hotel in der einstigen litauischen Hauptstadt Kaunas ein, wo wir bald zu Abend essen konnten. Viele Gäste bummelten dann noch die nahe gelegene Flaniermeile entlang, auf der übrigens komplettes Rauchverbot gilt.

Freitag, den 18. Mai 2018. Von Kaunas nach Sensburg


Unsere Stadtführung in Kaunas begann in der Altstadt an der alten Burg, hinter der die gewaltige Bernhardinerkirche liegt. Der Orden war entscheidend an der litauischen Christianisierung beteiligt. Nicht weit entfernt liegt der Markt mit dem Dom, dem Jesuitenkloster, das heute wieder ein Elitegymnasium ist, und dem Rathaus. Hier nahmen wir Abschied von Zita und machten uns auf den Weg in die polnischen Masuren. An der inneren EU-Grenze gab es keinerlei Aufenthalte und so konnten wir im bekanntesten Urlaubsort Nikolaiken am Spiedingsee, dem größten Polens, eine längere Kaffeepause einlegen. Einige besuchten die evangelische Kirche, deren Pläne von Schinkel sind- gebaut wurde sie erst ein Jahr nach seinem Tode. Angekommen in Sensburg konnten wir sofort unsere Zimmer im Hotel am See beziehen. Dann erwartete uns auf einer Terrasse mit tollem Seeblick ein zünftiger Grillabend, in dessen Anschluß man noch länger beieinander saß.

Samstag, den 19. Mai 2018. Von Sensburg nach Danzig und Dresden

Nach dem Frühstück erwartete uns bereits die deutschstämmige Ortsführerin Helga zur Fahrt hinein nach Sensburg, wo sie die Sehenswürdigkeiten der touristisch gut erschlossenen Stadt vorstellte. Anschließend fuhren wir zum Orgelkonzert im Kloster Heilige Linde. Hochbarock baute der Jesuitenorden im Rahmen der Gegenreformation das Kloster zur Glaubensburg aus. Einem zum Tode Verurteilten soll die Madonna erschienen sein, die ihm ein Stück Holz gab, aus dem der eine wunderschöne Madonna schnitzte, die seitdem verehrt wurde und immer mehr Pilger anzog. Neben den illusionistischen Fresken auf Wänden und an der Decke ist die prachtvolle Barockorgel ein Hauptanziehungspunkt. Das unlängst von der Firma Sauer aus Frankfurt an der Oder restaurierte Instrument besitzt fast viertausend Pfeifen und 42 Register. In einem kleinen Konzert konnte man ähnliche mechanische Spielereien bewundern. Weil wir im Ort nicht wie sonst essen konnten, hatte unsere Führerin Essen in einer neuen Gaststätte im nahe gelegenen Sorkwitten bestellt, das sehr gut war. Der Reiseleiter organisierte derweil beim deutsch sprechenden lutherischen Pfarrer Schlüssel für die gotische und reich ausgestattete Kirche geholt und eine kleine Kirchführung geboten. Eine hübsche Besonderheit ist die Figur Christi´ Himmelfahrt, bei der nur die Beine des Heilands plastisch aus einer auf die Kirchendecke gemalten Wolke ragen. Die Fahrt nach Danzig ging am Pfingstsamstag besser, weil auf den vielen Baustellen an der Straße nicht mehr gearbeitet wurde. In Danzig dann bummelte jeder nach gusto, bevor man sich zum Abendessen und danach zum Pokalendspiel traf. Zur Freude nicht nur unserer Frankfurter Gäste gewannen einmal nicht die Bajuwaren. Am Pfingstsonntag verabschiedeten wir die Fluggäste, mit denen sich so mancher angefreundet hatte und fuhren eine andere Route über Gnesen, Posen und Frankfurt nach Berlin und Dresden. Eine schöne Reise mit überreichen Eindrücken von Ländern und Leuten geht zu Ende.

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