Reisebericht: Flugreise – unterwegs in Ostpreußen und im Memelland

10.05. – 19.05.2019, 10 Tage Rundreise mit Flug: Danzig –Königsberg – Rauschen –Pillau – Tilsit – Kurische Nehrung – Kaunas –Masuren Weitere Anreiseoptionen (Bus/Zug/PKW) und/oder individuelle Verlängerungen möglich. Fragen Sie uns!


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Die Ostsee entlang in Richtung Osten ging die Fahrt, die für viele Mitreisende auch eine Reise in die eigene Vergangenheit oder in die ihrer Vorfahren war. Meist lachte uns trotz frischen Wetters die Sonne.
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

Freitag, den 10. Mai 2019. Anreise und Danzig


Unser Bus fuhr von Chemnitz über Dresden und Berlin in Frankfurt/ Oder über die Grenze nach Polen und dann über Posen, Gnesen und Thorn auf meist neuen Autobahnen bis in die alte Stadt Danzig. In unserem Hotel auf der Speicherinsel an der Mottlau konnten wir gleich die Zimmer beziehen. Anschließend zeigte uns der Reiseleiter auf einem Stadtspaziergang die Lange Straße in der Rechtstadt, die Marienkirche und ein Stückchen Altstadt bis hin zur Großen Mühle. Danach konnten wir das Abendessen umso besser genießen.

Samstag, den 11. Mai 2019. Danzig und Königsberg


Nach dem Frühstück erwartete uns Stadtführerin Margarethe im Hotel und los ging es über die Mottlau zum Rathaus und hinein in die größte Backsteinkirche der Welt, die innen gerade umfassend saniert wird, was den Eindruck schierer Größe kaum schmälerte. Vorbei an Königs- und Johanniskirche bestaunten wir die Beischläge an den Patrizierhäusern, wie dem der Familie Schopenhauer. Durch das berühmte Krantor hindurch, das einmal das größte seiner Art war und Danzigs Wahrzeichen ist, kamen wir wieder zum alten Hafen und zurück zum Hotel, wo wir die Fahrt nach Königsberg antraten. Die Grenzformalitäten verliefen verhältnismäßig zügig und im russischen Teil erwartete uns bereits Galina, die uns die nächsten Tage begleiten würde. Nach einer kleinen Mittagspause begann die Stadtrundfahrt mit Dombesichtigung nunmehr auch von innen. Natürlich sahen wir auch das über mehrere Geschosse im Kirchturm eingerichtete Kantmuseum. Unser Hotel lag nur einen Steinwurf vom Dom entfernt und wir konnten sofort einchecken. Sowohl der Service, als auch die Zimmer und das Essen waren sehr gut. Auch die Lage an der Kathedrale und dem Fisherdörfchen ist grandios. Bis in die Nacht hinein tobt hier das Leben und so zog es die meisten nach dem Essen noch hinaus in den schönen Abend.

Sonntag, den 12. Mai 2019. Pillau, Palmnicken und Rauschen


Um 9 Uhr fuhren wir nach Pillau, wozu wir eine besondere Genehmigung benötigten, denn hier liegen immer noch Kriegsschiffe der baltischen Flotte. Beim Ortsrundgang sahen wir diverse alte Kasernen aus der Kaiserzeit. Vorbei an alten Festungsanlagen und martialisch wirkenden Denkmälern schlenderten wir in den Hafen und von da auf den deutschen Soldatenfriedhof, wo uns eine ehrenamtlich tätige Mitarbeiterin Interessantes über die Arbeit der Deutschen Kriegsgräberfürsorge vermittelte.
Anschließend ging es nach Palmnicken in den Ortskern, wo neben der ehemals lutherischen Feldsteinkirche noch mehrere historische Hotels das Flair eines hübschen Ostseebades verbreiten. Bei heiterem Wetter fuhren wir dann in das altrenommierte Ostseebad Rauschen, wo die Gäste nur noch Freizeit wollten, um an den Strand zu gehen. In Königsberg legten wir noch eine Pause bei einem eschäft ein, in dem Königsberger Marzipan, das wieder nach alten Rezepturen hergestellt wird, gezeigt und verkauft wird. Im Hotel wartete dann ein tolles Abendessen auf uns, nach dem noch viele nett beieinander saßen. Einige nutzten auch das kostenlose Spa- Angebot. Eine ganze Hoteletage bietet kostenlos für Hotelgäste mehrere Saunen, unter anderem eine Bernsteinsauna an. Daneben lockt ein opulentes Schwimmbad mit mehreren Extrapools.

Montag, den 13. Mai 2019. Labiau, Tilsit und Ragnit


Zuerst ging es heute nach Labiau, einer alten Deutschordensgründung. Die Ordensburg ist eigentlich in ihrer Bausubstanz weitgehend erhalten und sowohl von außen, als auch im Hof begehbar, aber man sieht ihr die jahrzehntelange wirtschaftliche Nutzung in der Sowjetzeit an. Dabei wäre die Lage am Wasser nur idyllisch zu nennen, aber im Ort ist ansonsten nichts weiter. Ein paar Läden und ein Lenindenkmal. Also weiter nach Tilsit, heute Grenzstadt zu Litauen. Aber vorher legten wir noch einen kleinen Umweg nach Heinrichswalde ein, weil ein Herr dort geboren und aufgewachsen ist. Das Städtchen war durchaus ansehnlich, allerhand kleine Geschäfte säumten die Hauptstraße. Seine Taufkirche, ein riesiger neogotischer Backsteinbau aus 1867 war in der Sowjetzeit als Dreschhalle und Speicher genutzt worden. Nunmehr hat man ihn in Ordnung gebracht. Ein neues Dach sichert den Bau, die Fenster sind frisch verglast und innen gibt es ein Kinogestühl. Vielleicht ist dort auch manchmal ein Film zu sehen- wir konnten es nicht erfahren. Auf dem Gottesacker fanden wir noch drei deutsche Grabsteine und eine neue Gedenktafel über den ehemaligen Kreis Elchniederung. Wir legten dort eine klene Kaffeepause ein und alle waren irgendwie von der Situation gefangen. Dann nach Tilsit, zunächst zum Markt mit Lenin- und Elchdenkmal. Unser längerer Ausstieg war die nach Preußens Königin benannte Luisenbrücke und das Konterfei der Gattin Friedrich Wilhelm III. schmückt heute wieder den Brückenkopf. Man darf sogar fotografieren, nur auf die Brücke gelangen nur Grenzgänger mit Sonderprikas. Es ist wenig Verkehr und irgendwie fühlt man sich wie am Ende der Welt. Dabei gibt es auch auf russischer Seite litauisches Telefonnetz und damit EU-Tarif, was mancher nutzte, um schnell mal zu Haus anzurufen. Die Freizeit nutzten viele in der Fußgängerzone, wo man wirklich ganz nett bummeln kann. Dann ging es weiter nach Ragnit, wo die riesige Ruine der einst mächtigen Ordensburg leider nur von außen begehbar ist. Noch vor dem Abendessen gab es etwas Freizeit in Königsberg.

Dienstag, den 14. Mai. Kurische Nehrung


Nach dem Frühstück fuhren wir durch den einstigen Badeort Kranz, der sich zu einer respektablen Stadt gemausert hat, auf den russischen Teil der Kurischen Nehrung zur Vogelwarte Rossitten. Sie wurde noch in der Kaiserzeit von einem ornithologisch begeisterten Pfarrer gegründet, der damit seine Pension aufs Spiel setzte. Nach dem Zweiten Weltkrieg verdreifachte sich die Arbeit der Vogelschützer. Rossitten wurde russisch, in der DDR entstand die Warte auf Hiddensee und in der BRD Radolfzell am Bodensee. Bei einer sehr guten Führung zeigte uns ein Mitarbeiter die größten Fangnetze der Welt direkt in den Dünen und demonstrierte das Beringen der kleinen Tiere.
Der Grenzübertritt auf der Nehrung nach Litauen verlief relativ zügig. Unsere litauische Gästeführerin Dana war bereits an der Grenze in Nidden und sofort unternahmen wir die kurze Fahrt auf die hohe Düne. Wir hatten wunderbare Ausblicke auf die Wanderdünen, deren höchste nunmehr 54 Meter hoch ist. Dann bezogen wir im Hotel, das der Künstlerfreund Hermann Blode Anfang des 20. Jahrhundert gegründet hatte, unsere Zimmer und dann trafen uns zum Abendessen mit anschließendem gemütlichen Beisammensein.Mittwoch, den 15. Mai. Schwarzort und NiddenNach einem entspannten Frühstück fuhren wir auf der Nehrung nach Schwarzort, einem hübschen Badeort. Einheimische Schnitzer haben hier auf dem so genannten Hexenberg zahlreiche hölzerne Figuren aus der reichen litauischen Sagenwelt aufgestellt. Anschließend kamen wir zum Sommerhaus, das Thomas Mann sich in Nidden vom Nobelpreisgeld 1929 über dem berühmten „Italienblick" hat bauen lassen. Ein schöner Film zeigt historische Aufnahmen von der Nehrung, dazu spricht Thomas Manns Enkel Frido einen Text über die Nehrung, den der Zauberer als Vortrag für seinen Münchener Rotaryclub geschrieben hatte.
Nach einem durch Dana kenntnisreich geführten Rundgang durch Nidden nahmen alle an einer Bootsfahrt auf dem kurischen Haff teil, die Dana kurzfristig organisiert hatte. Nach dem Abendbrot saß man wieder nett beisammen und genoß die unvergleichliche Atmosphäre auf der Nehrung.

Donnerstag, den 16. Mai 2019. Von Memel nach Kaunas


Morgens wiederum eine Busfahrt über den litauischen Teil der kurischen Nehrung, die zahlreiche Ausblicke in die Natur dieses besonderen Stückchens Baltikum ermöglichte. Mit der Autofähre ging es in den Hafen von Klaipeda, früher die Ordensritterburg Memel. Die Stadt hat unter Kriegen und Sowjetzeit gelitten, doch sind immer mehr bedeutende historische Gebäude zu sehen. Dazu zählt das eher schlichte Herrenhaus, in dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. mit seiner Luise 1807/08 residierte, wodurch die Stadt zur preußischen Hauptstadt avancierte. Da allerhand Cafés und Restaurants geöffnet waren, wirkten in der Mittagszeit die Straßen sehr lebendig. Ein ehemaliges Segelschulschiff ist heute ein fest vertäutes Restaurant und Wahrzeichen von Klaipeda. Natürlich gingen wir zum Theaterplatz, auf dem der Brunnen mit dem berühmten Ännchen von Tharau wieder erstanden ist. Es fanden sich auch Gäste, die zumindest die erste Strophe des Liedes sangen.
Weiter ging die Tour nach Heydekrug. Hier hat sich die lutherische Gemeinde in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein neues Gotteshaus bauen und von einem Königsberger Kunstprofessor und dessen Familie ausmalen lassen. Über 120 Porträts zeigen Persönlichkeiten aus der Geschichte Ostpreußens und der Reformation bis hin zu zeitgenössischen Köpfen. In der einstigen litauischen Hauptstadt Kaunas zeigte Dana den Gästen noch die Burg und einen Teil der Altstadt, bevor wir zu Abend essen konnten. Unsere Stadtführung in Kaunas begann in der Altstadt an der alten Burg, hinter der die gewaltige Bernhardinerkirche liegt. Der Orden war entscheidend an der litauischen Christianisierung beteiligt. Nicht weit entfernt liegt der Markt mit dem Dom, dem Jesuitenkloster, das heute wieder ein Elitegymnasium ist, und dem Rathaus. Viele Gäste bummelten dann noch die nahe Flaniermeile entlang, auf der übrigens komplettes Rauchverbot gilt.

Freitag, den 17. Mai 2019. Von Kaunas nach Sensburg


Nach dem Frühstück machten uns auf den Weg in die polnischen Masuren. An der inneren EU-Grenze gab es keinerlei Aufenthalte und so konnten wir im bekanntesten Urlaubsort Nikolaiken am Spiedingsee, dem größten Polens, eine längere Mittagspause einlegen. Einige besuchten die evangelische Kirche, deren Pläne von Schinkel sind- gebaut wurde sie erst ein Jahr nach seinem Tode. Anschließend war noch Zeit für einen Abstecher nach Sorquitten. Der Reiseleiter organisierte den Schlüssel für die gotische und reich ausgestattete Kirche und bot eine kleine Kirchführung. Eine hübsche Besonderheit ist die Figur Christi´ Himmelfahrt, bei der nur die Beine des Heilands plastisch aus einer auf die Kirchendecke gemalten Wolke ragen. Angekommen in Sensburg konnten wir sofort unsere Zimmer im Hotel am See beziehen. Dann erwartete uns auf einer Terrasse mit tollem Seeblick ein zünftiger Grillabend, in dessen Anschluß man noch länger beieinander saß. Der Reiseleiter hatte als Überraschung einen Akkordeonspieler bestellt, der deutsche und polnische Lieder und Evergreens zum Besten gab und damit für Stimmung sorgte.

Samstag, den 18. Mai 2019. Von Sensburg nach Danzig und Dresden


Nach dem Frühstück erwartete uns bereits der örtliche Guide Peter Wagner zum Orgelkonzert im Kloster Heilige Linde. Hochbarock baute der Jesuitenorden im Rahmen der Gegenreformation das Kloster zur Glaubensburg aus. Einem zum Tode Verurteilten soll die Madonna erschienen sein, die ihm ein Stück Holz gab, aus dem der eine wunderschöne Madonna schnitzte, die seitdem verehrt wurde und immer mehr Pilger anzog. Neben den illusionistischen Fresken auf Wänden und an der Decke ist die prachtvolle Barockorgel ein Hauptanziehungspunkt. Das unlängst von der Firma Sauer aus Frankfurt an der Oder restaurierte Instrument besitzt fast viertausend Pfeifen und 42 Register. In einem kleinen Konzert konnte man ähnliche mechanische Spielereien bewundern.
Wir fuhren dann über Allenstein und Osterode nach Danzig. Von Elbing aus gab es als tolle Überraschung einen Umweg über Marienburg, wo wir genügend Freizeit zur Besichtigung der weltgrößten Backsteinburg des Deutschen Ordens hatten.
Zurück in Danzig erwartete uns nach dem Abendessen die Nacht der Museen, wo jeder nach seinen Interessen noch interessante Gebäude, Ausstellungen und Konzerte genießen konnte. Am Sonntag dann die Heimfahrt. Zur Mittagspause hielten wir an der Kathedrale von Gnesen, in der wegen Filmarbeiten sogar die berühmten romanischen Bronzetüren geöffnet waren.
Eine letzte Pause legten wir am Zisterzienserkloster Paradies am Fluss Jordan nahe der Stadt Schwiebus ein, bevor es endgültig nach Hause ging.

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Kommentare zum Reisebericht

Es war eine, voller Geschichte, Natur, Informationen, lecker Essen, gute Hotels, bestens organisierte Reise. Danke an Reiseleiter Andreas und Busfahrer Thomas, ein sehr gut eingespieltes Team. Jeglicher Zusatzwunsch der Gruppe wurde von Reiseleiter und Busfahrer erfuellt. Ein ganz besonderes Erlebnis "die Marienburg". Vielen Dank fuer diese tollen Erlebnisse.
Nur ...die Gruppe war sehr groß.
Gabi und Karli Kroll

G. Kroll
21.05.2019