Reisebericht: Singlereise: Moskau und das Naturwunder Baikalsee

15.08. – 25.08.2019, 11 Tage Russland–Singlereise mit Moskau – Irkutsk – Listwjanka – Baikalbahn – Insel Olchon – Insel Ogoj – Ust Orda


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Was bleibt, ist die Erinnerung an eine spannende Reise in eine außergewöhnliche Region - an eine Reise nach Sibirien...
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Tag 1: Donnerstag, 15.08.2019 Wir fliegen nach Moskau


Komfortable Abflugzeit: 09.55 Uhr, mal nicht mitten in der Nacht. Trotzdem müssen manche Gäste zeitig aufstehen, denn die meisten fliegen ab Berlin Schönefeld und haben die Anreise dorthin zu bewältigen. Nachdem wir uns in der Abflughalle getroffen haben, der Flughafen ist ja nicht so groß, dass man sich verfehlen könnte, geht es mit der Abfertigung schnell. Die Koffer werden aufgegeben und wir bekommen unsere Bordkarten. Auch die Sicherheitskontrolle haben wir schnell absolviert. Alle sitzen relativ in der Nähe, so dass ein erstes Kennenlernen stattfinden kann. Aeroflot serviert ein kleines Frühstück, bestehend aus einem Croissant, einem kleinen Joghurt und einem Kaffee. Nach nur zweieinhalb Stunden erreichen wir den Flughafen Moskau Scheremetjewo.
Wir müssen keine Einreisezettel ausfüllen und auch keine Zollerklärung. Wir passieren die Passkontrolle, jeder bekommt einen Immigrationsnachweis (ein kleiner weißer Zettel, den man auf gar keinen Fall verlieren darf) und wir gehen gemeinsam zum Kofferband. Auch hier läuft alles reibungslos, schnell sind alle Koffer gefunden und wir begeben uns zum Ausgang. Hier erwartet uns Jelena, die uns heute und morgen in Moskau betreuen wird. Den Busfahrer Valeri kenne ich von der Weltreise, da hat er unsere Gruppe ebenfalls gefahren. Auch er erkennt mich wieder, ist ja auch noch gar nicht lange her. Etwas mehr als eine Stunde fahren wir Richtung Zentrum zu unserem Hotel. Unterwegs gibt uns Jelena Informationen darüber was an der Strecke zu sehen ist und über das Leben in Moskau. Unser Hotel Azimut liegt zentral, fußläufig zum Alten Arbat. Gleich nebenan gibt es eine Bank mit Geldautomaten, wo wir auch mit der EC-Karte Rubel abheben können. Nach einer halben Stunde zum Frischmachen treffen wir uns und wollen zum Metrohopping aufbrechen. Ein unerwartetes Ereignis durchkreuzt unsere Pläne und so kommt es zunächst einmal zu einem Spaziergang auf dem Arbat. Um 19 Uhr gibt es ein Abendessen in Menüform in der 4. Etage des Hotels im Restaurant Avenue.
Danach machen wir uns nochmal auf in die Nacht von Moskau. Die Metrostation Smolenskaja befindet sich in der Nähe des Hotels. Jedoch müssen wir aufpassen, denn es gibt einen Eingang, der zur hellblauen Linie führt, das ist die Linie Nummer 4 und einen, der zur dunkelblauen Linie führt, zur Nummer 3 - und da wollen wir einsteigen. Eine riesige voll befahrene Straße trennt uns vom begehrten U-Bahn Eingang. Ortsunkundig, wie wir sind, laufen wir an der Unterführung vorbei, diese entdecken wir erst auf dem Rückweg. Da es scheinbar keine Möglichkeit gibt, die Straße zu überqueren, nehmen wir nun doch die Linie 4. Metrotickets, die hier Biljet heißen, gibt es am Automaten oder an der Kassa. Wir entscheiden uns für die Kassa und erwerben Fahrscheine für 55 Rubel das Stück (ca. 70 Rubel sind 1 €). Damit können wir nach Herzenslust mit der Metro fahren. Von der Smolenskaja fahren wir bis Aleksandrowski Sad - 2 Stationen. Dort wechseln wir zu Bibliotheka Lenina ohne ein neues Ticket kaufen zu müssen. Alles ist gut ausgeschildert und leicht zu finden. Noch sind die Bahnhöfe unspektakulär. Aber jetzt! Mit der roten Linie, Nummer 1, fahren wir bis zur Komsomolskaja, die sich zunächst auch enttäuschend zeigt. Das soll die schönste U-Bahnstation der Welt sein? Erst als wir auf den Ring wechseln, immer noch Komsomolskaja - braune Linie Nummer 5, kommen wir zu dem gewünschten Bahnsteig. Die Komsomolskaja gehört zu Recht zu den Prächtigen Stationen. Die Decke ist gelb gehalten und mit vielen Mosaiken geschmückt. Wunderschöne Leuchter und viele Marmorsäulen erfreuen uns mit ihrem Anblick. Nicht umsonst gilt die Komsomolskaja als am meisten fotografierte Metrostation der Welt. Wir fahren weiter auf dem Ring, braune Linie Nummer 5. Nur eine Station, dann steigen wir wieder aus. Prospekt Mira, eine Station mit großen Deckenleuchtern, Marmorsäulen und einem schachbrettartigen Fußboden. Nächste Station: Novoslobodskaja - zwölf Glasmosaike erzeugen eine andächtige Atmosphäre. Die letzte Station unserer Metrofahrt ist die Kiewskaja, auf der sich alles um die russisch-ukrainische Freundschaft dreht. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichen wir wieder unseren Ausgangsbahnhof Smolenskaja und die Nimmermüden lassen sich noch ein Bierchen schmecken. Alle anderen liegen bereits in süßer Ruh.

Tag 2: Freitag, 16.08.2019 Moskau und Flug nach Irkutsk


Nach einem gemütlichen Frühstück starten wir gegen 9 Uhr in den Tag. Es regnet immer noch.
Wir haben uns heute viel vorgenommen und beginnen unsere Fahrt am Neuen Arbat. Vorbei geht es an der Simeonskirche, weiß, mit grünen Dächern und Zwiebeltürmchen, dem Morosow Schloss, das ein junger Adliger bauen ließ, dessen Mutter über ihn sagte: Dass du ein Idiot bist, habe früher nur ich gewusst, jetzt weiß es ganz Moskau und dem Verteidigungsministerium. Wir durchfahren das Theaterviertel und kommen am Puschkinplatz vorbei. An der Hauptstraße Twerskaja Uliza befindet sich das Hotel Lux mit einer geschichtsträchtigen Vergangenheit, hier waren in den 1930er Jahren deutsche Emigranten untergebracht, von denen viele zwischen 1936 und 1938 durch den NKWD verhaftet, gefoltert und ermordet wurden. Heute wird es immer noch saniert.
Das Hotel Ritz Carlton dagegen wartet auf reiche Gäste. Die Duma, an deren Gebäude wir vorbei- fahren, beherbergt das russische Parlament. Wir sehen das berühmte Bolschoi-Theater und große moderne Einkaufszentren. Am Ljubljanka Platz befindet sich das ehemalige KGB Gebäude. Wir steigen aus dem Bus aus und laufen zu Fuß über den Roten Platz. Vor vielen hundert Jahren diente der Platz als Marktplatz, überall standen Buden, die Waren aller Art anboten. Jedoch gab es so viele Brände, dass der Platz bald nur noch FEUERPLATZ genannt wurde. Der Name ROTER PLATZ ist eine Abwandlung, denn rot und schön ist auf Russisch das gleiche Wort: krasnj. Der Rote Platz ist fast fünfhundert Meter lang. Heute sind hier Bühnen aufgebaut, denn, wie jedes Jahr, findet im August ein Military Tattoo statt. Auch Buden gibt es wieder, leider haben wir keine Zeit zum Einkaufen. Wir „müssen" weiter zum GUM - das Gosudarstweny universalny Magasin und immernoch das berühmteste Kaufhaus Moskaus. Hier kaufen nur die Reichen ein. Wir aber gönnen uns wenigstens ein Moskauer Eis.
Unser nächster Besuch gilt der Christi Erlöser Kathedrale, die zu Sowjetzeiten abgerissen und an deren Stelle ein Schwimmbad errichtet wurde. Mit vielen Spenden wurde die Kathedrale in neuer alter Pracht errichtet.
Vor dem Mittagessen, das wir heute im Tschaikowski Theater Café einnehmen, unternehmen wir einen Spaziergang auf dem Kremlgelände, wo wir die Krönungskirche besuchen, die größte niemals geläutete Glocke und die größte niemals eingesetzte Kanone sehen.
Auf dem Ehrenfriedhof, den wir am Nachmittag besuchen, befinden sich viele Grabstätten von berühmten Politikern, Künstlern und Generälen. Das Neujungfrauenkloster, welches wir ebenfalls besichtigen, wird derzeit restauriert. Unsere Fahrt führt uns jetzt auf die Sperlingsberge. Wir haben einen traumhaften Blick auf die Skyline von Moskau City und die Lomonossow-Universität. Das Abendessen nehmen wir im White Restaurant ein. In unsere satten Bäuche wandern ein kleiner grüner Salat, zwei Pfannkuchen mit Lachs gefüllt, Kartoffelspalten und Rindfleisch sowie Kuchen, Kaffee oder Tee.
So gut gesättigt fahren wir zum Flughafen Moskau Scheremetjewo, verabschieden uns von Jelena und Valeri und fliegen über Nacht nach Irkutsk.

Tag 3: Sonnabend, 17.08.2019 Irkutsk – Willkommen in Sibirien!


Der Tag beginnt mit einem Frühstück im Ibis-Hotel. Uns steckt schon etwas die Nacht in den Gliedern, so richtig schlafen konnten wir im Flugzeug nicht. Es regnet in Strömen, auch während unserer anschließenden Stadtbesichtigung.
Wir beginnen mit dem Ort, an dem die Stadt gegründet wurde und wo sich heute die Erlöserkirche befindet. Erstmals wurde Irkutsk 1652 als Winterlager errichtet, fast zehn Jahre später entstand hier eine Holzfestung im Kampf gegen die Burjaten und noch einmal zwanzig Jahre später erhielt der Ort das Stadtrecht. Hier wurde mit Pelzen, chinesischem Tee und Seide gehandelt. Im 19. Jahrhundert war Irkutsk die größte Stadt Sibiriens und galt als Fenster zum Osten. 1879 gab es einen schlimmen Brand, bei dem über einhundert Steingebäude und sogar mehr als dreitausend Holzhäuser zerstört wurden. 15.000 Menschen verloren Hab und Gut.
Wir besuchen das ewige Feuer, das an die gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs erinnert. Wir spazieren, dem Wetter trotzend entlang der Angara zum Denkmal für den Gründer der Stadt. Fest steht nur, dass es ein Kosake war, sein Aussehen entsprang der künstlerischen Freiheit. Im Kloster Marias Zeichen, das wir anschließend aufsuchen, ist ein prächtiger Sarkophag zu bewundern, in dem sich die unverwesbaren sterblichen Überreste von ... ? befinden.
Wir sind so nass und durchgefroren, dass wir zum Hotel Marriott fahren und versuchen, schon etwas eher unsere Zimmer zu bekommen, was misslingt. Erst nach dem Mittagessen, das es heute im London Pub, im Hotel Angara gibt, erhalten wir unsere Zimmerschlüssel. Nicht alle Gäste können sich nun noch aufraffen, das Dekabristenmuseum zu besuchen. Einige wollen nur noch eine heiße Dusche und Schlaf. Zum Abendessen treffen wir uns aber wieder alle im Hotelrestaurant. Ein paar Nimmermüde unternehmen nun noch einen abendlichen Ausflug ins Quartal 130, einem neuen Vergnügungsviertel in Irkutsk. Nach einem kurzen Fotostopp beim Babr, dem Wahrzeichen von Irkutsk, kehren wir in die Piwowarnija ein. Hier gibt es neben selbstgebrautem Bier Chreno Wuchna, einen Meerrettich Wodka, der gut durchheizt, geschmacklich aber etwas gewöhnungsbedürftig ist. Nach einem gepflegten Bierchen heißt es aber auch für uns Gute Nacht. Morgen früh müssen wir zeitig raus.

Tag 4: Sonntag, 18.08.2019 Heute fahren wir mit der Baikalbahn


6.15 Kofferladen
6.30 Frühstück - heute ist Sonntag, das Restaurant öffnet erst um 7.00, man will uns nicht reinlassen, auf meinen Kommentar, dass wir um sieben das Hotel verlassen, weil unser Zug abfährt, gibt es lakonisch die Antwort, gegen Zuzahlung für Early Breakfast könnten wir rein, unsere örtliche Reiseleiterin Lidia klärt das und wir können vor der Abfahrt noch frühstücken. Am Bahnhof von Irkutsk befinden sich Geldautomaten, die wie bei uns, wenn man die falsche PIN eingibt, kein Geld ausspucken, nicht wahr?
Nun geht es zum Bahnsteig und wir steigen ein in unser Abteil, dass sich ganz am Ende und später ganz Vorne am Zug befindet.
Von Irkutsk geht es zunächst fast zwei Stunden bis Sludjanka, dem eigentlichen Ausgangspunkt für die Fahrt entlang des Baikalsees. Ab hier zählen die Kilometerangaben rückwärts. Unseren ersten Halt legen wir am Kilometer 149 ein. Alle steigen aus, um Fotos von der beeindruckenden Umgebung zu machen. Zu sehen gibt es ein Steinviadukt, der über den Fluss Angasolka führt. Der Zug fährt weiter und wir starten eine Zugbesichtigung. Ziel ist die „Bar" am Ende des Zuges. Wir durchqueren vielfältig gestaltete Waggons mit einem ebenso bunten Publikum. Die „Bar" ist geschlossen. Doch geduldig harren wir aus, bis die Bardame kommt und uns Kaffee verkauft. Während dessen lauschen wir der Erzählung eines mit seinem Wohnmobil verunglückten Mitreisenden. Zurück im Abteil sind unsere chinesischen Reisenachbarn eingeschlafen. Am Kilometer 123 ist eine Gedenktafel für den Tunnel Nummer 18 aufgestellt. Dieser wurde in den Jahren 1903 und1904 gebaut, aber ein Jahr später durch einen Steinfall wieder zerstört. Ein italienischer Architekt wurde mit dem Wiederaufbau beauftragt und deshalb können wir heute hier eine italienische Wand bestaunen. Der Tunnel ist seit 1914 wegen immer wieder auftretender Steinfälle für den Bahnverkehr geschlossen. Nun werden wir im Zug kulinarisch versorgt. Jeder bekommt eine Art Lunchpaket mit Salat, Suppe und anderen warmen Köstlichkeiten. Am Kilometer 110 haben findige Händler des 21. Jahrhunderts ein paar Stände mit Souvenirverkauf eingerichtet und bedienen so den Bedarf der vorbeifahrenden Touristen. Auch in unsere Taschen wandert das eine oder andere Andenken. Außerdem gibt es hier zwei Brücken zu besichtigen, die aus unserem Verständnis heraus, schon längst aus Sicherheitsgründen gesperrt sein müssten. Eine alte Dampflok dient ebenfalls als Fotomotiv.
Gegen 16 Uhr erreichen wir Port Baikal. Wir werden von einer Folkloregruppe mit Musik und Gesang empfangen. Unser orangenes Armband, das uns Lidia im Zug gegeben hat, weist daraufhin, mit welchem Boot wir nach Listwjanka übergesetzt werden. Dort erwartet uns bereits ein Bus, der uns zum Hotel Krestowaja Padj bringt. Unsere Gruppe ist in einem neuen Gebäude untergebracht, das erst vor zwei Monaten eröffnet wurde. Alles riecht noch nach frischem Holz.
Die Zimmer befinden sich in der ersten bis dritten Etage, einen Fahrstuhl gibt es nicht, aber auf Nachfrage einen Gepäckservice. Wir gönnen uns eine halbstündige Pause und unternehmen dann einen Spaziergang am Baikalsee. Bis zum Hotel Mayak, wo sich ein paar Souvenirläden, Banken und kleine Shops befinden, sind es knapp zwei Kilometer. Pünktlich zum Abendessen sind wir zurück im Hotel. Unsere Tische sind eingedeckt und die Küche erweist sich als exzellent. Alle Speisen sind liebevoll angerichtet und werden von freundlichen Kellnern serviert. Unser Reiseveranstalter Eberhardt TRAVEL spendiert einen sibirischen Wodka, wir stoßen an auf unsere Ankunft am Baikalsee und in der Hoffnung auf spannende Tage.

Tag 5: Montag, 19.08.2018 Listwjanka am Baikalsee


Um 9.20 Uhr erwartet uns Lidia am heutigen Tag. Da der Wetterbericht einiges an Regen voraussagt, wollen wir den Tagesablauf ändern und zuerst mit dem Sessellift fahren. Am Ticketschalter stellt sich jedoch heraus, dass dieser montags erst ab 12 Uhr fährt. Also zurück zur ursprünglichen Planung. Wir fahren zum Freilichtmuseum Talzy, in dem Holzarchitektur aus ganz Ostsibirien zu besichtigen ist. Hier gibt es unter anderem ein Fort zu sehen, wie es vor vielen Jahren von Kosaken errichtet wurde. Außerdem Bauernhäuser aus einem Dorf, dass wegen dem Bau eines Staudamms überflutet wurde. Wir besichtigen eine alte Schule und eine Ausstellung traditioneller Kleidung. Nach dem Besuch von Talzy fahren wir zum Baikalmuseum. Hier wird die geologische Entstehung der Region erklärt und wir erfahren einiges über die Tiere in und um den Baikalsee.
Zum Mittagessen kehren wir in ein gemütliches Café in Listwjanka ein. Der angekündigte Regen ist ausgeblieben und wir können mit dem Sessellift zum Tscherskifelsen fahren. Von oben haben wir einen schönen Blick auf den Baikalsee und die Angara.
Nun besuchen wir den Fischmarkt, auf dem es außer Fisch auch viele Souvenire zu kaufen gibt. Im Anschluss daran lädt uns Eberhardt TRAVEL zu einem Omul Picknick ein. Wir sitzen in einem Büdchen am Ufer des Baikalsees und kosten warm geräucherten Omul mit russischem Brot und Wodka. An den Fettfisch traut sich keiner ran.

Tag 6: Dienstag, 20.08.2019 Wir fahren zur Insel Olchon – Perle des Baikalsees


Nach dem Frühstück fahren wir Richtung Irkutsk. Die Straße geht fast schnurgeradeaus allerdings wellenförmig. Hoch, runter, hoch, runter... Bei einem unplanmässigen Stopp liefert ein Junge per Fahrrad ein gestern im Bus vergessenes Utensil. Dankeschön.
1 Stunde bis Irkutsk. (9 - 10), 1,5 Stunden bis zum ersten Stopp an einer Tankstelle (11.30), nochmal kurzer Fotostopp,
12.15 an Mittagspause, die Chinesen waren vor uns da, wir müssen warten, 13.30 weiter, 15.30 an Fähre, 15.50 an Olchon, 17.30 an Hotel, 17.45 ab Hotel zu Fuß,
18.20 an Schamanenfelsen,
19.00 Abendessen
Die Insel Olchon ist mit siebenhundert Quadratkilometern die größte der 27 Inseln im Baikalsee. Wenn sie aber die Perle ist, dann eine, die noch mächtig geschliffen werden muss.Wenn man in Chuzir, dem Hauptort von Olchon einfährt, fühlt man sich wie im Wilden Westen. Die Hauptstraße ist breit und aus staubigem Sand. Links und rechts stehen zweistöckige Holzhäuser, eines schiefer als das andere. Man bekommt den Eindruck, dass jeder, dem es gerade einfiel und der Zeit und ein bisschen Material hatte, sich hier seine Hütte bauen konnte. In einigen der Häuschen verstecken sich Souvenirläden, andere sind Bars oder Hostels. Über die breite staubige Straße kommen uns Autos entgegen, die es in diesem Jahrhundert eigentlich nicht mehr gibt. Man ist versucht, nach einer Filmcrew Ausschau zu halten.Wir checken im Mini Hotel Baikal ein und bald stellt sich heraus, dass wir wieder einen Neuanbau erwischt haben. Eine freundliche burjatische Familie empfängt uns. Der muskelbepackte Familienvater schleppt unermüdlich unsere Koffer die steilen Treppen hinauf. Mama Jana hat für uns gekocht und freut sich über unsere vereinzelten russischen Verständigungsversuche.
Vor dem Abendessen unternehmen wir einen Spaziergang zum Schamanenfelsen. Nach circa zwanzig Minuten erreichen wir das begehrte Fotoobjekt. Mit einem Wässerchen stoßen wir auf unsere Ankunft an.
Zum Abendessen gibt es burjatische Speisen, Mama Jana hat gekocht. Getränke sind nicht vorrätig, aber Jana lässt für uns im Magasin Bier und Wasser einkaufen.

Tag 7: Mittwoch, 21.08.2019 Olchon – Fahrt zum Kap Choboi


Es ist Ausschlafen angesagt.
Frühstück gibt es erst um neun, die Fahrt in den Tag beginnt um zehn. Ist ja wie Wochenende.
Wir ahnen noch nicht, was uns heute bevorsteht. Die Autos der Marke UAZ sehen von außen ziemlich harmlos aus, fast wie VW-Busse. Die Innenausstattung ist schon etwas rustikaler. Gurte gibt es nicht, nur in der mittleren Reihe zwei Riemen an der Decke zum Festhalten. Dies ist auch fast durchgängig notwendig, denn es geht nicht nur über Stock und Stein, sondern über jede denkbare Bodenwelle, so tief sie auch sein mag. Nach einer Viertelstunde erreichen wir den Eingang zum Nationalpark. Pro Person werden 300 Rubel fällig. Der Weg zum ersten Fotostopp wird von unserem Fahrer scherzhaft als Autobahn bezeichnet, später verstehen wir, warum. An jedem Spot, den wir anfahren, sind bereits die Chinesen da. Sie haben weitaus mehr Autos gechartert als wir. Vom Ufer des Baikalsees sind am ersten Halt zwei Felsen zu sehen. Einer hat die Form eines Löwen, der andere sieht wie ein Krokodil aus. Das reicht aus, um den Ort Natursteinzoo zu nennen. Um 11.10 Uhr erreichen wir den Eingang des Nationalparks und um 11.20 Uhr den Platz, an dem einst die Fischfabrik stand. Hier gibt es auch ein Minimuseum mit alten Gebrauchsgegenständen der Region und Fotos von einstigen Anwohnern. Der letzte Stopp gilt einer Felsformation genannt DIE DREI BRÜDER. Ein Zaun soll Touristen davon abhalten, auf die Felsen zu klettern, aber eine obere Bohle wurde entfernt und so gibt es ein lustiges Treiben dort. Gegen 13 Uhr erreichen wir unser Ziel, das Kap Choboi. Immerhin geht es 1274 Meter hoch. Wir haben eine Stunde Zeit für einen mittelanstrengenden Spaziergang bis zur Spitze und zurück zum Picknickplatz. Hier haben unsere Fahrer bereits Omulsuppe gekocht und Tomaten-Gurken-Salat zubereitet. Zum Nachtisch gibt es Tee und russische Pfefferkuchen. Auf dem Rückweg legen wir noch einen Stopp am Felsen der Liebe ein, noch eine Felsformation für abenteuerlustige Selfiemaker. Wir sind diesmal brav und fotografieren nur von Weitem.
Das Abendessen haben wir auf halb sieben vorverlegt, denn wir wollen den Sonnenuntergang am Schamanenfelsen erleben. Wir spazieren zum Café Baikal View, in dem die besten Plätze natürlich besetzt sind. Nach dem die Sonne bilderbuchmäßig versunken ist, spazieren wir zurück ins Dorf. Auf dem Weg kommen wir an einer Kunstgalerie vorbei, in der wir ein paar Rubelchen lassen und dafür schöne Andenken mitnehmen. Auf der großen Hauptstraße angekommen, wird es langsam dunkel. Fast befürchten wir schon, keine Einkehr mehr zu finden, als dann doch die Aufschrift eines Cafés leuchtet. In gemütlicher Runde und mit weniger Mücken als befürchtet, lassen wir den Tag ausklingen. Der Heimweg gestaltet sich abenteuerlich.

Tag 8: Donnerstag, 22.08.2019 Erholung am Baikalsee und Besuch einer burjatischen Familie


Der Vormittag steht zur freien Verfügung und wird je nach Interesse genutzt: schlafen, Supermarkt, Karten schreiben u.s.w.
Erst am Mittag verlassen wir das Hotel.Im Mittelpunkt des heutigen Tages steht der Besuch einer burjatischen Familie. Als wir ankommen, öffnet sich ein schweres Holztor und eine schön gekleidete Frau bittet uns herein. Es stellt sich heraus, dass sie die Dame des Hauses ist. Gemeinsam mit ihrer Tochter begrüßt sie uns mit einem Ritual. Zunächst werden Kräuter in einer kleinen Schale angezündet. Mit dem Rauch werden die Gäste gereinigt. Anschließend trinkt jeder einen Schluck aus einer Schale mit heiliger Milch. Dies dient der Innenreinigung. Wichtig ist, dass die Schale zum Schluss geleert ist. Das schaffen wir. Nun führt uns Natalja, unsere Gastgeberin, durch ihr Anwesen. Wir lernen alte Werkzeuge und Fahrzeuge kennen und besichtigen eine Jurte, die vor vielen Jahren von einer Urahnin als Museum eingerichtet wurde. Es gibt weitere Jurten, in denen sich verschiedenen Ausstellungen befinden. Feine Kleider, eine Art Kunstgalerie und ein paar ausgestopfte Tiere. Jetzt werden wir von der Großmutter unterhalten. Sie singt von ganzem Herzen für uns und lässt uns Rätsel raten. Offensichtlich hat sie viel Spaß dabei.
Nun beginnt der kulturelle Teil. Alle Familienmitglieder werden einbezogen. Die älteste Tochter, vielleicht 12, 13 Jahre alt, singt und tanzt für uns. Zwei Brüder, vielleicht 10 oder 11, zeigen einen traditionellen Kampf. Selbst der Jüngste, vielleicht gerademal 4 wird mit einbezogen. Zum Schluss tanzt die ganze Familie gemeinsam mit den Gästen.
Nun ist der Tisch gedeckt. Es gibt traditionelle Speisen, wie Nudelsuppe, Gemüsesalat, Posi und ein Getränk, dass nach Kuhstall riecht und schmeckt. Nun ja, andere Länder, andere Sitten. Kuchen und Konfekt entsprechen dagegen wieder unserem europäischen Gaumen. Als wir uns verabschieden, sind wir froh, ein paar Geschenke mitgenommen zu haben, die dankend angenommen werden.Der Nachmittag steht zur freien Verfügung.

Tag 9: Freitag, 23.08.2019 Bootstour auf dem Baikalsee


Wir fahren zum Hafen. Hier gibt es ein großes Schiff, ein paar mittlere und viele kleine. Das scheinbar Kleinste ist unsers. Erstaunlicherweise passen wir geradeso alle rauf. Der Kapitän gibt Gas und wir brausen über den See. Sollte sich jemals hier eine Robbe her verirrt haben, bekommen wir die bei dem Tempo garantiert nicht zu sehen. Dafür erreichen wir nach circa vierzig Minuten die Insel Ogoj.
Ein kleiner Spaziergang bergauf führt uns zur Stupa, deretwegen wir hierhergekommen sind. Soll man nun dreimal, zehnmal oder hundertachtmal drumherum gehen, um seine Sünden loszuwerden? Man weiß es nicht. Wir haben jedenfalls jeder von Eberhardt TRAVEL ein farbiges Wunschband bekommen, dass wir an einem Ort unserer Wahl befestigen können und darauf hoffen, dass eben jene Wünsche in Erfüllung gehen.
Weiter geht unsere schnelle Fahrt über den Baikalsee. Nach weiteren vierzig Minuten legen wir erneut an. Am Ufer befindet sich eine Art Unterstand, wo man Getränke kaufen und etwas essen kann. Aber wir sind damit noch nicht dran. Erst einmal steht ein Spaziergang zu einer heiligen Quelle an. Fünfundzwanzig bis dreißig Minuten soll der Weg in Anspruch nehmen, wir brauchen eine Stunde. Zurück geht es ein bisschen schneller, weil bergab. Unser Kapitän und seine Frau haben inzwischen das Mittagessen vorbereitet. Es gibt Fischsuppe, Gemüse und Kekse. Die Rückfahrt ist noch verrückter als die Fahrten davor. Unser Kapitän scheint Spaß daran zu haben, die Kraft seines Motors auszuprobieren.Am Abend müssen wir für einen unserer Mitreisenden einen Krankenwagen rufen. Da die Versorgung im Krankenhaus von Olchon zwar menschlich herzlich, aber medizinisch nicht vertretbar ist, fährt Lidia mit ihm noch am Abend aufs Festland in ein zentrales Krankenhaus.

Tag 10: Sonnabend, 24.08.2019 Ust Orda – Musik und Tanz und ein seltsamer Schamane


Heute verläuft der Tag anders als geplant. Ohne Lidia fahren wir zum Fährhafen von Olchon, besser gesagt, wollen wir fahren. Zwei Stunden lang werden wir wieder ordentlich durchgerüttelt und geschüttelt, bis circa einhundert Meter vor dem Hafen ein Reifen platt ist. Der Fahrer fordert uns auf, mit unserem Handgepäck schon mal vor zu laufen. Macht Sinn, denn am Hafen gibt es ein paar kleine Souvenirstände und so etwas wie ein Café, auf jeden Fall Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Nach eineinhalb Stunden kommt dann tatsächlich ein Ersatzfahrzeug mit unseren Koffern. Wir setzen mit der Fähre über und nehmen Abschied von der Insel Olchon. Wir fahren zum Krankenhaus. Hier heißt es erstmal, Geduld haben, denn es ist nicht klar, ob unser Mitreisender entlassen wird oder nicht. Also wieder in ein Café, wieder warten. Dann geht es endlich weiter. Leider mit einem Reisenden weniger. Nach zwei Stunden erreichen wir Ust Orda. Inzwischen ist es halb fünf. Wir nehmen ein spätes Mittagessen in einer burjatischen Jurte ein. Noch einmal gibt es Posi, eine sibirische Spezialität. Weiter geht es zum Museum. Wir müssen feststellen, dass dieses gerade renoviert wird, überall liegt Baumaterial herum. Und wieder einmal regnet es. Das Museum hat in einer Jurte eine Ersatzausstellung eingerichtet. Hier werden wir von einer freundlichen Museumsmitarbeiterin durch burjatische Geschichte und vergangenen Alltag geführt. Anschließend empfängt uns eine Musik- und Tanzgruppe. Der Chef (?) der Truppe begrüßt uns. Man wäre sehr erfreut darüber, dass wir den weiten Weg auf uns genommen haben, um zu Ihnen zu kommen und darüber, dass wir uns für ihre Geschichte interessieren. Jedes Lied, dass gesungen wird, erklärt er und auch die speziellen Musikinstrumente werden vorgestellt. Nun sind unsere Männer an der Reihe. Sie lernen, wie sich ein Mann artikuliert, wenn er in den Zweikampf zieht. Und sie tanzen wie die Adler. Wir Frauen haben unseren Spaß beim zuschauen. Zum Schluss bilden Tänzer und Musiker mit uns einen Kreis und wir singen und tanzen zusammen, also sie singen...
Nun folgt der Auftritt des Schamanen. Wie soll man das beschreiben? Wir schwanken zwischen Staunen, Lachen und Kopf schütteln, so merkwürdig ist das.Bis nach Irkutsk ist es jetzt noch eine Stunde Fahrt. Irgendwie sind wir auch froh, wieder in der Zivilisation angekommen zu sein. Im schicken Hotelrestaurant gibt es Abendessen, die Zimmer sind komfortabel. Es ist eben anders als auf Olchon. Kommt, ein Wodka geht noch zum Abschied.

Tag 11: Sonntag, 25.08.2019 Rückreise


Wir bekommen zwei Stunden geschenkt. Mitten in der Nacht entscheidet sich Aeroflot unseren Flug nach Moskau um zwei Stunden zu verschieben. Na, uns soll das Recht sein. Erstens haben wir mehr Zeit für das Frühstück und zweitens nicht so viel Leerlauf in Moskau.
Um neun holt uns Lidia vom Hotel ab und begleitet uns zum Flughafen. Der Check In geht erstaunlich schnell und reibungslos, die letzten Rubelchen verschwinden im Souvenirladen. In fünfeinhalb Stunden sind wir in Moskau. Hier verabschieden wir uns von den Gästen, die nach Frankfurt zurückfliegen, der größere Teil der Gruppe fliegt nach Berlin.


Liebe Abenteurer,


ich hoffe, inzwischen sind alle gut zu Hause angekommen. Ich möchte mich noch einmal bei Euch für die Teilnahme an dieser besonderen Reise bedanken. Gemeinsam sind wir durch den Regen marschiert, sind mit dem Sessellift gefahren und mit dem Motorboot über den Baikalsee gebraust. In Listwjanka haben wir am Ufer gesessen, Omul verkostet und mit Wodka angestoßen, das war doch einmalig, oder? Eine Reise nach Sibirien zählt tatsächlich zu den wenigen Abenteuern, die unsere heile komfortable Welt noch zu bieten hat. Und ist es nicht toll, zu erleben, wenn jemand zum ersten Mal mit dem Sessellift fährt?
Vielen Dank auch für Eure Rücksichtnahme in Bezug auf die Versorgung unseres erkrankten Mitreisenden. Ich wünsche ihm auf diesem Weg und im Namen von uns allen: GUTE BESSERUNG! UND KOMM BALD NACH HAUSE!
Auch Euch wünsche ich vor allem Gesundheit und weiterhin viel Spaß am Reisen!Wir sehen uns in Schottland?Herzliche GrüßeEure Reisebegleiterin Sabine

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