Reisebericht: Rundreise Russland – Moskau und der Goldene Ring

10.05. – 21.05.2018, 12 Tage Russland–Rundreise entlang des Goldenen Rings: Moskau – Sergijew Possad – Alexandrow – Pereslawl–Salesskij – Rostow Welikij – Uglitsch – Tutajew – Jaroslawl – Kostroma – Pljos – Susdal – Wladimir


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Moskau und die historischen Orte und Klöster des Goldenen Rings bis an die Wolga - die Rus und die altrussischen Großfürstentümer
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag (10.05.2018) Flug nach Moskau

In Anbetracht der im Juni / Juli in russischen Städten stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaft hatten wir diesen recht frühen Maitermin für die Gruppenreise geplant.
Wenige Tage nach Putins vierter Amtseinführung als Präsident des Landes starteten acht Gäste aus Dresden mit Aeroflot und weitere neun Gäste mit individueller Anreise ab München, Stuttgart, Hamburg oder Berlin. Wie selten: ein schöner, fast gleitender Landeanflug in weiten Schleifen über der Wald-Seen-Landschaft im Bereich des Moskwa-Wolga-Kanals. Alle Gäste wurden vom Flughafen Scheremetjewo abgeholt und zum Hotel geleitet. Die Hauptgruppe erreichte kurz nach 22 Uhr nach zügiger Fahrt und mit ersten Eindrücken vom erleuchteten Moskau über den Leningrader Prospekt, die Twerskaja, Kremlblick, Ljubjanka, Moskwaufer das Hotel Holiday Inn Tagansky am Rande des östlichen Stadtzentrums.
Nach langem Reisetag zog es die meisten dann wohl doch ins breite Bett geräumiger und freundlicher Zimmer amerikanischen Standarts.

2. Tag (11.05.2018) Sergiew Possad, Alexandrowa Sloboda, Peresslawl Salesski, Rostow Weliki

Vom Hotel ging es bald über den 3. Ring zur Jaroslawler Chaussee, um Moskau nach Norden zu verlassen. Am Raumfahrtcentrum in Koroljow - dem Sternenstädtchen - vorbei, erreichten wir das grüne nördliche Umland von Moskau und nach beginnendem Datschen-Ausflügler-Stau verspätet Sergiew Possad. Vor über siebenhundert Jahren wurden hier durch Sergej Ordensregeln festgelegt, die noch heute das klösterliche Leben in ganz Russland bestimmen. Der Klosterkomplex wurde zum Jubiläum 2014 frisch rekonstruiert und so glänzen heute die Kuppeln um die Wette. Hier befindet sich auch die orthodoxe Akademie, größte religiöse Ausbildungsstätte Russlands. Recht wenig gottesfürchtig erfreuen sich indes hunderte chinesische Touristen des orthodoxen Klosterkomplexes und ihres eigenen Fotoabbildes. Von Sergiew Possad reisten wir nach Alexandrowa Sloboda, an dem sich im 16. Jahrhundert für dreizehn Jahre der Herrschersitz Iwan IV., des Schrecklichen, befand. Der erste Zar Russlands beendete auch die Rurikjiden-Dynastie an der Macht. Noch hatten wir den Ort des Mittagessens nicht erreicht, aber ein Lebkuchen zum Tee im musealen bürgerlichen Wohnzimmmer des 19. Jahrhunderts beruhigte den Magen etwas. In Presslawl im „Boot Peter I." genossen wir das russische Mittagessen zur besten englischen Teezeit mit Blick auf den See. Zur eigentlichen Schließzeit verabredeten wir mit einem Wachmann noch einen Besuch des Goritzkij Klosters und stoppten später am Roten Platz, um eine der ältesten russischen Kirchen - aus dem 12. Jahrhundert - zu sehen und uns über die Rolle Alexander Newkis für die russische Seele auszutauschen. Der Ort und die folgenden Dörfer auf dem Wege nach Rostow ließen schon zunehmend den Eindruck der russischen Provinz entstehen: verlassene Holzhäuser künden vom Abwandern junger Menschen aus der Region. Noch vor zwanzig Uhr trafen wir bei schönem Abendlicht am Nerosee und in Veliki Rostow ein: ein Hauch Sonne kämpfte darum, die silbernen, goldenen und grünen Kuppeln des Kreml zum Leuchten zu bringen. Im Restaurant des Hotels in einem Kaufmannshaus des russischen Provinz-Klassizismus aßen wir Russisch zu Abend und mancher probierte seinen ersten Russki Standard.

3. Tag (12.05.2018) Rostov Weliki, Myschkin, Martynovo

Die Nacht verbrachten wir in einem ehemaligen Kaufmannshaus im typischen klassizistischen Provinzstil nur wenige hundert Meter vom Rostover Kreml entfernt. Das Frühstück in typisch russischer Form - am Platz serviert und alle Tellerchen recht schnell hintereinander.
Wir starteten kurz vor zehn Uhr - in Russland beginnt der Arbeitstag eher spät - mit der Besichtigung des Rostover Kreml. Wohl nur wenige Kreml Russlands bieten auf so engem Raum eine solche Kompaktheit religöser Bauten; besonders beeindruckend die Maria-Entschlafens-Kathedrale mit der Glockenwand und die Anlage im Metropolitenhof. Im Kreml besichtigten wir auch die kleine Ausstellung von Emaille-Schmuck. Wer bereits vor um Acht auf den Beinen war, hatte die großen Glocken läuten gehört; im Kreml lauschten wir dann gemeinsam einem künstlerischen Glockenspiel auf zwei kleinen Glocken. Da wir bis zum Mittagessen noch gut Zeit hatten, fuhren wir mit dem Reisebus zum Erlöser-Jakow-Kloster am Rande der Stadt. Die klassizistische Dimitrij-Kirche zählt wohl zu den originellsten Sakralbauten auf unserer Tour und unterscheidet sich doch recht deutlich von den orthodox-romanischen, den weißen Zeltdachkirchen und den barocken Kirchen auf unserer Tour. Mancher erinnerte sich im Anblick der Innengestaltung wohl an Schinkel, an Berlin oder Potsdam.
Nach einer Mittagspause wieder im Rostover Kreml erreichten wir nach reichlich zweistündiger Busfahrt durch recht verlassene Gegend und unbewirtschaftete einstige Felder Myschkin an der Wolga. Myschkin, der Mäuseort, ist ein kleines verschlafenes Örtchen an der Wolga, wo wohl eher nur Flussfahrtschiffe für russische Touristen halten. Mehrere kleine Museen, meist erst nach 1990 entstanden, werben um die Gunst der Gäste. Wir besuchten das Museum der Filzstiefel (Maleniki) - eine russische Tradition - und Machaew Dvor - ein Kaufmannshaus aus dem 19. Jahrhundert. Am späten Nachmittag fuhren wir noch über eine Holperpiste nach Martynowo, um uns einen Eindruck vom bäuerlichen Leben um 1900 im ethnografischen Museum - einst der Dorfsowjet - zu machen.
Die Gastgeber boten ein kleines Animationsprogramm und einen bäuerlichen Imbiss: im Ofen überbackenen Kartoffelstampf und Salzgurken. Auf nach Kilometern nicht so langer Strecke ging es beim Sonnenuntergang über erbärmliche Holperpisten nach Uglitsch.

4. Tag (13.05.2018) Uglitsch, Tutaew, Jaroslawl

Vom Hotel Moskwa direkt an der Wolga genossen wir zunächst einen morgendlichen Blick über den Strom. Dann nutzten wir doch den Bus, um an den Gründungsort der einstigen Festungsanlage zu gelangen. Die einstige Kremlmauer wurde bereits vor Langem beseitigt und so wirken die Reste eines Fürstenpalastes und die Demetriuskathedrale recht einsam im Park am Wolgaufer. Bedeutung erlangte der Ort, weil einst hier der Zarewitsch Dimitri zu Tode kam: Mord - Unfall - natürlicher Tod eines Achtjährigen? War Zar Boris Gudunow darin verwickelt? Mit dem Bus besichtigten wir dann zwei wieder aktivierte Klöster der Stadt Uglitsch und wurden noch einmal daran erinnert, wie die bauliche Hülle vieler Klöster in Sowjetzeiten verwendet wurde und die Substanz verfiel.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen in Uglitsch brachte uns der Reisebus nach zwei Stunden Fahrt nach Tutaew, einer Stadt dies- und jenseits der Wolga. Am rechten Wolgaufer stoppten wir an der Auferstehungs-Kathedrale, wohl eine der schönsten im ganzen Goldenen Ring. Vom hiesigen Hügel hatten wir Sicht auf die träge dahinfließende Wolga und den gegenüberliegenden dörflich anmutenden Stadtteil Romanow mit fünf sichtbaren Kirchen: so stellt man sich Wolgalandschaft und Russland vor. Dieser Tag ein von ausländischen Touristengruppen freier Tag, endete im angenehmen Ring-Hotel von Jaroslawl, wo wir im Restaurant Sobranie in Ufernähe der Wolga - aber leider nicht auf einer Terrasse - zu Abend aßen.

5. Tag (14.05.2018) Jaroslawl

Nach einer kurzen Fahrt durch die Stadt starteten wir die Besichtigungen am Christi Verklärungskloster. Weiter ging es zur Kirche des Propheten Elija am zentralen Platz von Jaroslawl, die wir bereits verließen als all die anderen Gruppen vom Kreuzfahrtschiff kamen. Ein kleiner Spaziergang brachte uns am Denkmal für die Gefallenen des Großen Vaterländischen Krieges - mit Ehrenwache durch die Besten (Schüler und Studenten mit Kalaschnikow) - zur Strelka, einer kleinen Landzunge an der Wolga. Gegen Mittag fuhren wir auf die andere Flussseite zu einem Emaille-Künstler. Nach nur wenig Theorie durften wir selbst an die Kupferbleche (Säubern!), dick Betupfen nach eigener Vorstellung mit Farben, Brennen. Obwohl der eine oder andere anfangs skeptisch war, fanden wohl alle großen Gefallen am Workshop und hielten am Ende ein selbstgestaltetes kleines Kunstwerk in der Hand. Wir lagen gut in der Zeit und machten gemeinschaftlich eine Mittagspause am Wolgaufer. Dann bestiegen wir einen für uns exklusiv gemietetes kleines Ausflugsschiff und fuhren ein Stündchen auf Mütterchen Wolga: Kirchkuppeln blitzten in der Sonne, frisches Grün an den Bäumen, sandige Flussbadestellen, bis zu den Industrieanlagen der Stadt fuhren wir nicht. Bevor wir zum hochqualitativen Abendessen im Restaurant „Bulvard" (also: Boulevard) fuhren, hatten Interessierte noch Zeit,  durch das gegenüberliegende Einkaufscentrum zu bummeln: „Wie im Westen!", aber fast ausschließlich junges Publikum.

6. Tag (15.05.2018) Kostrjoma, Pljos

Wir starteten zu gutbürgerlicher Touristenzeit - und das erwieß sich als zu spät - in Jaroslawl und erreichten am späten Vormittag Kostrjoma. Unser erster Bummel führte uns in das Ipatios-Kloster auf einer Landzunge neben der Wolga. Dieses Kloster steht in engster Beziehung zur Dynastie der Romanows: der erste Zar aus dem Hause der Romanows verbrachte hier im Kloster Jugendjahre. An der Westseite des Klosters befindet sich das Museum der Holzarchitektur, einer Ansammlung verschiedener Bauernhäuser, kleiner Kirche, Mühle - vergleichbar mit zahlreichen ähnlichen in Russland und anderen osteuropäischen Staaten („Skansen"). Die Einbindung der hier platzierten Häuser in eine schattige Landschaft mit Wasserläufen und Teichen unterscheidet das Museum in Kostrjoma jedoch sehr angenehm von anderen. Im Zentrum der alten Kaufmannsstadt Kostrjoma befinden sich die wohl größten erhaltenen, klassizistischen Handelsreihen einer russischen Stadt. Leider entfaltet sich in diesem Ensemble kein Leben. Unweit davon ein Lenindenkmal, das auf dem Sockel eines nicht fertig gestellten Zarendenkmals errichtet wurde. Mit zügiger Fahrt erreichten wir das kleine Örtchen Pljos in den Hügeln an der Wolga. Tolle Teestunde mit hervorragendem Gebäck und Blick auf die Hügellandschaft an der Wolga vom Restaurant und Cafe'"Chastny Visit". Ruhe, Birkenwäldchen, einige Kirchlein und manch farbiges Holzhaus leuchteten in der Sonne. Dies beeindruckte auch den Maler Lewitan, der hier drei Jahre im Sommer weilte und zahlreiche Gemälde schuf. Wieder in rascher Fahrt, aber doch zwei Stunden dauernd,  über die Stadt Iwanovo erreichten wir Susdal zur schon fortgeschrittenen Abendessenszeit. Die Blicke gingen hinüber zum beleuchteten Kreml mit seinen blauen Kuppeln. Unser Hotel Sokol am zentralen Platz und der Lenin-Straße empfing uns auch noch nach 22 Uhr. Das Hotel befindet sich nur vierhundert Meter vom Kreml entfernt - das lud ein zu einem Morgenspaziergang am kommenden Tag.

7. Tag (16.05.2018) Susdal

Nach einem reichlichen Frühstück starteten wir mit dem Bus zum Pokrov-Kloster, einem aktiven Frauenkloster, an den Windungen des Flüsschens Kamenka. Einst war dies auch Nonnensitz für abgewählte Frauen russischer Fürsten. Einige hundert Meter entfernt auf dem Hügel befindet sich das einstige Euthymos-Kloster. Das Museum birgt die Grabstätte des Fürsten Posharski, Anführer des russischen Volksheeres gegen polnische Okkupanten im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Vom Glockenturm hörten wir ein vortreffliches Glockenspiel. Über die jüngere Geschichte des Klosters erfuhren wir mehr in jenem Teil, der als Gefängnishof seit zaristischen Zeiten dienste. Ob allerdings die Legende vom Mönch aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stimmt, der russische Geschichte bis zur Zarenermordung 1918 voraussagte, ist wohl eher russisches Reiseleiterlatein. Richtig ist jedoch, dass dies Kloster 1943 auch als Kriegsgefangenenlager für Stabsoffiziere der Wehrmacht diente und auch Generalfeldmarschall Paulus hier einige Wochen in Mönchszellen verbrachte. Vom Plateau an der Klostermauer ist immer ein schöner Blick auf das Pokrov-Kloster und die grüne Landschaft möglich. Dritter Besichtigungshöhepunkt war der hiesige Kreml mit den großen blauen Zwiebeltürmen der Mutter-Gottes-Geburts-Kathedrale.
Markant das tiefe Renovierungs-Blau der Bemalungen und die Eingangstür der Kathedrale. Im Kreml befindet sich auch eine Ausstellung bedeutender russischer Ikonen - wir erfuhren mehr über den im 15. Jahrhundert liegenden Höhepunkt russischer Ikonenmalerei. Nach drei intensiven Besichtigungen war noch Zeit für einem kurzen Ausflug in das vier Kilometer von Susdal entfernt liegende Kidekscha mit seiner weißen Kirche Boris und Gleb aus dem Jahre 1152 - der ältesten Kirche im zentralen Teil Russlands.
Den zweiten Teil des Nachmittags konnte jeder nach eigenem Ermessen gestalten: russisches Mittagessen, Bummeln, Einkaufen, aber nach sieben Reisetagen waren wohl manche Gäste auch froh darüber, einfach Zeit zum Ruhen zu haben.
Abendessen in diesem Jahr weder bei Julia noch im Jägerhaus, sondern im Hof des Hotels Sokol mit sauren Gemüsevorspeisen und Seldj (Matjes), gefüllten Piroggen, Schaschlik, Speck, Blinys mit Marmelade und natürlich Mors und Wodka; dazu ein nettes Folkloreprogramm.
Zum Tagesausklang das i-Tüpfelchen: Besuch einer Ikonenwerkstatt in der St. Nikolai-Kirche mit besten Erklärungen durch Marina.

8. Tag (17.05.2018) Boguljubowo, Wladimir, Moskau

Abschiednehmen von Susdal - wir fuhren an Wladimir vorbei nach Boguljobowo. Dieser Ort ist eng mit dem Leben von Fürst Boguljubow, einem Sohn Juri Dolgorukis verbunden. Das hiesige Frauenkloster geht auf alte Klostergründungen hervor, deren Ausgrabungen man nunmehr auch sehen kann. Kräftig blau leuchten heute die Kuppeln der Kathedrale über dem weißen Gemäuer, in dem heute wieder Novizinnen wohnen. Zügig tippelten Sie schwarz verhüllt durch das Klostergelände als die Glocken der Kathedrale läuten. Wenige Schritte - oder besser Busminuten - entfernt, befindet sich der Parkplatz und Ausgangspunkt für unseren Spaziergang zur Pokrov-Kirche am Nerl. Durch die Wiesen, im Mai noch mit einigen Restwasserlachen, bummelten die meisten Gäste zum kleinen weißen Kirchlein, einer der ältesten Kirchen des Goldenen Rings. Bezaubernd wie immer, das Spiegelbild des Kirchleins im kleinen Teich. Nur eine halbe Busfahrstunde entfernt liegt Wladimir. Einen Fotostopp machten wir zunächst am Goldenen Tor. Dann besichtigten wir die Demetrios-Kathedrale mit reichem Figurenschmuck und die Uspenski-Kathedrale, beide zum UNESCO-Welterbe gehörend. So schloss sich der Bogen einer Reise durch den Goldenen Ring vom Start in Sergiew Possad zum Finale in Wladimir. Nach knapp vier Stunden Fahrt erreichten wir Moskau und steuerten unser bekanntes Holiday Inn Taganskij an.
Zum Kennenlernen des Metrosystems - denn an den kommenden Tagen ist auch Freizeit geplant - schlenderten wir (zügig) zur nahegelegenen Metrostation Proletarskaya. Was soll all der theoretische Vortrag über Ticketerwerb, Netz, Umsteigen, Entwerten, Orientierung? - also praktisch erleben: Ausstieg an der Teatralnaya (Bolschoi-Theater) und Bummel zum Roten Platz. Ob zum ersten oder hundertsten Mal - immer wieder ein prächtiger Moment.

9. Tag (18.05.2018) Moskau: Neujungfrauenkloster, Christus–Erlöser–Kirche

An einem Freitag ist der Verkehr auf Moskaus Straßen dicht; viele fahren bereits auf die Datschen hinaus. So benötigten wir doch ein Weilchen, ehe wir, u.a. am Gorki-Park vorbei, die Aussichtsplattform auf den Sperlingsbergen erreichten. Die Lomonossow-Universität im Rücken schauten wir auf die Stadt bei, wie oft, etwas dunstiger Sicht. Linker Hand entwickelt sich die Moskauer City - auch wenn die höchsten Bauträume wohl nicht im Sand der Moskwa aufgehen werden. Unser nächster Stopp erfolgte am Teich neben dem Neujungfrauenkloster mit den Enten von Barbara Bush. Interessant wie immer und für kulturell und politisch-historisch Interessierte ein spannender Bummel durch die Geschichte ist der Besuch des Prominentenfriedhofs neben dem Kloster. Eine Kurzvisite führte uns an den Gräbern von Künstlern zu Gogols und Tschechows Grab, an Militärs vorbei zu Chrustschov, Tupolew und dann in die jüngste Politik zu General Lebed, Gorbatschova und Jelzin. - Geschichte pur.
Vor dem Mittagessen stoppten wir an der Christus Erlöser - Kathedrale, jenem monumentalen Bauwerk, dass unter Jelzin als Sühne für den durch Stalin veranlassten Abriss wieder errichtet wurde.
Gemeinsames Mittagessen im ukrainischen - wie war das mit dem einstigen Bruderbund? - Restaurant Korczma Taras Bulba im Stadtteil „hinter der Moskwa" . Im recht gut erhaltenen und rekonstruierten Viertel fuhren wir über die Bolschaja Ordynka und die Pjatnizkaya und erhielten so einen kleinen Eindruck vom Viertel, denn bei und nach Starkregen war schlecht zu Fuß zu gehen.
Bei immer wieder drohenden Regen- und Gewitterwolken verblieben einige Gäste in der City und bummelten von „hinter der Moskwa" auf die andere Seite zum Roten Platz; der Hauptteil der Gruppe fuhr zunächst zum Hotel, um später witterungsabhängig das individuelle Abendprogramm zu gestalten.

10. Tag (19.05.2018) Tretjakowgalerie, Basiliuskathedrale, Roter Platz

Für halb elf Uhr waren wir in der Tretjakowgalerie angemeldet: russische Porträtmalerei als Folge der bis dahin alleinigen Ikonenmalerei und dann die Malerei des 19. Jahrhunderts: Iwanow, Fedotow, Perow ... die Peredwischniki, der Jugendstilmaler Wrubel standen im Mittelpunkt unserer Visite. Immer wieder beeindruckend der Realismus des Maler bezüglich des Lebens im Russland des 19. Jahrhunderts. Dann noch ein Blick in die Ikonenabteilung des Museums: wer von Ikonen noch nicht genug hatte - in der Tretjakowgalerie sind einige der bedeutendsten ausgestellt. Das kostet Zeit und so zogen wir die Mittagspause vor die Besichtigung der Basiliuskathedrale. Das Mittagessen im „Goodman", einem Restaurant im riesigen Hotel Four Season am Ochotnij Rjad.
Nach einer Mittagspause „bummelten" wir beim Restregen durch Kitai Gorod zur Nikolska, denn durch das Kaufhaus GUM zur Basiliuskathedrale. Von außen immer wieder beeindruckend, bietet sie, trotz qualitativ schlechter Innenbemalung,  einige interessante Aspekte unserer historischen Reise. Nach ein wenig Freizeit für GUM, Roten Platz und Nikolska trafen wir uns für die Metrobesichtigung und einen Bummel auf dem Arbat. Die Metrostationen Platz der Revolution und einige Stationen auf der Ringbahn vermittelten einen guten Eindruck von der Üppigkeit der architektonischen Gestaltung der Metrostationen Moskaus und vom Geist der Sowjetunion.

11. Tag (20.05.2018) Kolomenskoje, Kreml mit Rüstkammer

Pulloverwetter! Als wir am späten Vormittag das Hotel verließen, zeigte das Thermometer 8 Grad und es nieselte. Dies sollte uns bis fast in die Abendstunden begleiten. Recht zügig ging es am Sonntag nach Kolomenskoje. Bei diesig-regnerischem Wetter war der Fototermin an der weißen Himmelfahrtskirche nicht so der Hit. Oxana schlug die Besichtigung des Kolomenskoje-Museums im Torbogen oberhalb der Kirche vor. Die Ausstellung rundete unser Bild vom Übergang von russischen Großfürstentümern zum Zarentum bestens ab. Mittagessen dann im kleinen Hinterhofrestaurant in der Nähe des Krasnaja Worota. Ein öffentlicher Radtag auf dem Ring behinderte unsere Planungen, mit dem Bus recht schnell zum Kreml zu gelangen. Wenn die Straßen gefüllt sind, nimmt man in Moskau die Metro. So gelangten wir fast pünktlich zum Kreml-Einlass. Dieser verzögerte sich etwas - wie immer: hunderte Touristen - mehrheitlich aus China quollen auf den Eingang mit Security zu. Bei Nieselregen waren gerade so zwei Kathedralen mit einer Besichtigung zu schaffen, dann ging es zügig zum letzten Einlass in die Rüstkammer. Viel Zeit ist nicht bis 18 Uhr: Oxana, unsere Reiseleiterin machte „museumspädagogisch" aber das beste aus der Situation; nach den Kutschen der Zaren und Ihrer Kleidung standen wir doch recht bald vor den eigentlichen Höhepunkten der Rüstkammer in der oberen Etage; Faberge'-Eier, brilliante Bucheinbände, eine riesige Sammlung deutscher Silberarbeiten, Kettenhemden und Rüstungen, edelsteinbesetzten Waffen. Ein kurzer Spaziergang durch den Alexandergarten und wir erreichten die Manege, von wo wir zügig mit dem Bus zum Hotel und letztem Abendessen in Moskau fuhren.

12. Tag (21.05.2018) von Scheremetjewo mit Aeroflot nach Deutschland

Zu differenzierten Zeiten trafen wir uns zum Transfer Richtung Scheremetjewo, wo die Flüge nach Stuttgart, Dresden, München, Hamburg und Berlin starteten. Bei der Fahrt durch Moskau flogen nochmals einige der Sehenswürdigkeiten unseres Aufenthaltes an uns vorbei und Erinnerungen an den ruhigen, grünen, historisch so bedeutsamen Goldenen Ring wurden wach.
Bis zum Wiedersehen - Ihr Dr. Jürgen Schmeißer
Lesetipp:
Karl Schlögel: Das sowjetische Jahrhundert. Beck 2018

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