Reisebericht: Rundreise Russland: Moskau und der Goldene Ring

28.06. – 05.07.2017, 8 Tage Russland–Rundreise mit Moskau – Wladimir – Susdal – Pereslawl–Salesskij – Sergijew Possad – Kolomenskoje


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Zum Ursprung der Moskauer Rus - Rundreise nach Wladimir, Susdal, Pereslawl Salesski, Sergiew Possad und Moskau
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

28.06.2017 Flug nach Moskau

Die Mitte Juni bereits durchgeführte 12-tägige Reise nach Moskau und dem Goldenen Ring, die Wolgastädte einschließt, hatte in diesem Jahr wohl doch zahlreiche Interessen so stark begeistert, dass für die 8-tägige Reise nur wenige Gäste buchten. Dennoch wollten wir von Eberhardt Travel auch diesen Gästen einen Hauch Russland bieten. So reisten fünf Gäste ab Dresden und zwei aus Berlin nach Moskau. Die Dresdner Gäste flogen mit einem modernen russischen Flugzeug, einer Suchoi 95 B. Bereits beim Landeanflug über die Seen nordwestlich von Moskau bekamen die links im Flugzeug Sitzenden einen ersten Sichtkontakt zu Moskau. Vom Flughafen Scheremetjewo ging es dann durch Chimki und weiter auf der der Leningrader (!)- Chaussee bis zum 3. Stadtring, auf diesem dann in zügiger Fahrt an Moskau City vorbei in den Süden der Stadt. Das ehemalige Hotel Katarina Park heißt nunmehr Sunflower Park und hat damit einen weiteren Besitzerwechsel - nachdem es früher ein Holiday Inn war - hinter sich. Ausdruck der wirtschaftlichen Veränderungen in Russland oder Austausch der Millionäre?

29.06.2017 Wladimir und die Ursprünge der Moskauer Rus

In kleiner Gruppe von nur sieben Gästen starteten wir am Morgen mit einem Mercedes Sprinter Richtung Wladimir, um einige Orte des Goldenen Ringes zu besuchen. Aus Moskau kamen wir recht zügig heraus. Ein Stück über den MKAD, der Moskau auf 108 km Länge als Autobahn umrundet und dann ging es auf der ziemlich neu hergerichteten vierspurigen Straße Richtung Wladimir. Die Stadt, knapp zweihundert km nordöstlich von Moskau hat immerhin 350.000 Einwohner. Uns interessierten jedoch vorrangig das Goldene Tor, die Dimitrius-Kirche und die Maria-Entschlafens-Kirche; Zeitzeugen der Entwicklung der Rus aus dem 12. Jahrhundert mit Unesco-Welterbestatus. Wenige Kilometer von Wladimir entfernt liegt Boguljubovo mit seinem weiß strahlenden Kloster mit blauen Kuppeln; ein aktives, sehr religiöses Kloster mit wohl einhundert Nonnen und Novizinnen sowie einem perfekt geführten Klostergarten zur Eigenversorgung. Mit Interesse sahen wir im alten Kirchengebäude aus dem 12. Jahrhundert auch noch Mauerreste der Anlagen, die Fürst Bogoljubow einst erbauen ließ. Ein Stück unterhalb des Klosters am Zusammenfluss von Kljasma und Nerl liegt die Pokrov-Kirche, die als schönste Kirche des Wladimirer Gebiets gilt. Bei schonstem Wetter bummelten wir durch die grünenden und blühenden Wiesen zum weißen Kirchlein, die sich malerisch im Wasser spiegelte. Nach einer Stunde gemächlichen Gehens stiegen wir in den Bus und fuhren nach Susdal. wo wir im - nun durch Eberhardt-Travel zum zweiten Mal genutzten Hotel Puschkarskaja Sloboda Quartier nahmen. Das Hotel ist eine Ansammlung bestens rekonstruierter Gebäude aus dem 19. Jahrhundert und neu erbauten Holzhäusern. Kaum einen Kilometer entfernt befindet sich der Kreml von Susdal, so dass Interessierte am späten Abend oder Morgen des kommenden Tages bummeln gehen konnten. Am Abend trafen wir uns zum Abendessen auf dem Hofe einer Künstlerfamilie: Salzgurken, eingelegte Tomaten und Kapusta, Salat Olivier, Hähnchenbrust, Dorsch, Tee und süße Piroggen - ein typisch russisches Mahl. Wer wollte, konnte Vodka, Moosbeeren- oder Ebereschenschnaps und russischen Wein aus dem Gebiet Krasnodar probieren.

30.06.2017 Susdal

Zum gut ausgeschlafenen Vormittagsstart ging es mit einer kurzen Busfahrt zum Euthymios—Kloster. Hier begrüßte uns das Glockenspiel von 19 Glocken. Anschließend Besichtigung der Erlöser-Verklärungs-Kirche: die teilweise strahlend blauen Wandbilder - quasi die gemalte biblische Geschichte. Hier lauschten wir dem Gesang eines Männergesangsquartetts in beeindruckender Akustik.
Interessiert verfolgten wir später den Darstellungen der Geschichte des Klosters auch als Haft- und Besserungsanstalt, sowie als Internierungslager für hohe Offiziere der Deutschen Wehrmacht. Vom Hang an der Wehrmauer des Klosters genossen wir den Blick in die grüne Landschaft und hinüber zum Pokrow-Kloster, das wir anschließend besichtigten. Dies ist seit einigen Jahren wieder ein aktives Kloster mit Nonnen. Einst war dies auch „Alterssitz" von Gattinnen russischer Großfürsten und Zaren, so sich die Herren eine neue Auserwählte gesucht hatten. Nicht weit entfernt befindet sich das Museum der regionalen Holzarchitektur, eine Ansammlung verschiedener bäuerlicher und dörflicher Gebäude.
Von hier ist der Kreml von Susdal gut fußläufig zu erreichen. Im Kreml befindet sich die Kathedrale der Geburt der Gottesmutter (blaue Kuppeln künden vom Bezug zu Maria) mit ikonenhafter Kupfer-Gold-Tür. Am Nachmittag hatten alle Gäste individuell Zeit für Erkundungen zu den 33 Kirchspitzen und Kuppeln von Susdal.
Pünktlich trafen wir in einer Traktir, einem russischen Wirtshaus, ein, um nach Wodka-Auflockerung Köstlichkeiten der russischen Küche zu genießen: frisches Gemüse, Zander in Aspik, Pelmeni, Blini mit rotem Kaviar, Schaschlik, Eis und alles mit Tee (oder Kaffee) nach russischer Sitte zu beenden. Dabei begeisternde Folklore, die zum Mitmachen einlud.
Mancher wäre wohl noch gern ein Weilchen länger geblieben...(aber der Wodka war alle).

01.07.2017 Pereslawl Salesski, Sergiew Possad

Durch touristisch völlig unerschlossenes Gebiet ging es von Susdal nach Pereslawl Salesski durch Felder, Wiesen und Wälder; vorbei an meist einstöckigen Holzhäusern, riesigen Pflanzen Kaukasischen Bärenklau und über manche Welle im Straßenbelag. Erkenntnis: Russland beginnt bereits vor den Toren Moskaus. Nach zwei Stunden Busfahrt trafen wir in Pereslawl Salesski ein, einer Ortschaft, die durch Juri Dolguruki gegründet wurde. Am Roten Platz befindet sich eine der ältesten weißen Steinkirchen des zentralrussischen Gebietes, die Christi Verklärungs-Kirche. Davor ein Denkmal des Sohnes der Stadt, Alexander Newski. Anschließend besichtigten wir das Bergkloster. Vom gewaltigen Bauwerk auf einem Hügel, das auf eine Rekonstruktion nach der Rückübertragung in kirchliches Eigentum wartet, besteht ein prächtiger Blick auf den Ort mit zahlreichen glitzernden Kirchtürmen bis hinüber zum Plewtschewo-See. Hier plante einst der jugendliche Peter I. den Aufbau einer russischen Marine. Weiterfahrt nach Sergiew Possad, wo Mitte des 14. Jahrhunderts Sergios ein Kloster gründete. Das Kloster gehört zu den bedeutendsten in Russland und besitzt seit Jahrhunderten den Status einer Lawra, eines Klosters 1. Ranges. Heute prägen die Hochschule für Theologie, hunderte Pilger und (zunehmend chinesische) Touristen das Bild, die vor allem in der Dreifaltigkeitskirche zur Grabstätte des Heiligen Sergius wollen. Zum Jubiläum des Heiligen Sergius im Jahr 2014 wurde das Kloster bestens geputzt - die goldenen und blauen Türme blinkten in der Sonne. Nach einhundert minütiger Fahrt, in der Nähe des russischen Raumfahrtzentrums in Koroljov vorbei, erreichten wir das uns bekannte Hotel Sunflower Park, verabschiedeten uns von Reiseleiterin Olga und Busfahrer Denis.

02.07.2017 Kolomenskoye und Zaryzino

Vom Hotel benötigt man am Sonntag nur eine halbe Stunde, um mit dem Bus nach Kolomenskoje zu gelangen. Im alten Museumsteil, inmitten von Eichenbäumen befinden sich Relikte der Zarenanwesens aus dem 17. Jahrhundert, darunter eine der bedeutendsten weißen Zeltdachkirchen Russlands, die Christi-Himmelfahrt-Kirche. Inmitten von Wiesen leuchten die Gebäude selbst bei grauem Himmel. Wir bummelten hinunter zur Moskwa und hinauf zur Kirche Johannes des Täufers. In weitem Bogen erreichten wir - nicht geplant - den nachgebauten Zarenpalast von Alexej I., des Zarenvaters von Peter I.: es mutet ein wenig wie Disneyland an. Zur frühen Nachmittagszeit erreichten wir in den Stadtteil Zaryzino, also den Ort der Zarin. In grüner Landschaft zwischen Seen lies Katarina II. ein Schloss errichten, das sie selbst nie bewohnte. Sie selbst und deren Nachfolger rissen es teilweise ab, ließen es neu erbauen, dann kam einer der russisch-osmanischen Kriege und das Geld war alle ... jedenfalls wurde es nie fertig und war noch 2004 von zahlreichen Birken begrünt. Ab 2006 erfolgte der Wiederaufbau der Schlossanlagen, sowie eine großzügige Gestaltung des Parks. Zunächst besuchten wir das Brothaus, in dem sich gerade eine argentinische Organiostin für ein Konzert vorbereite. Im Schloss vermitteln zwei prächtige Säle und zahlreiche Ausstellungsräume ein Bild vom zaristischen Leben im 18. und 19. Jahrhundert.
Das Abendessen im Hotel zoogen wir ein wenig vor, um einen langen Abend für die Metrofahrt und einen Besuch auf dem Roten Platz und im GUM zu haben. Das Wetter blieb trocken und so bummelten wir ein von der Basilius-Kathedrale ein Stück weiter bis auf eine Moskaubrücke: Blick auf die Kreml-Moskwa-Seite - die Kuppeln strahlten im Scheinwerferlicht, durch schüttere Wolken leuchtete der Halbmond.

03.07.2017 Moskau – Kreml und Moskwa–Schifffahrt

Die Fahrt vom Hotel Sunflower zum Kreml nutzten wir bereits zu einigen Stadtrundfahrteindrücken. Aus den randstätischen Neubaugebieten kommend erreichten wir den Stadtteil Samoskworetschije. Der Stadtteil - frei übersetzt: auf der gegenüber dem Kreml / jenseits der Moskwa liegenden Seite - ist in den vergangenen Jahren aus einem tiefen Schlaf erwacht und hat mit der Pjatnizkaja heute sogar einender Bummelmeilen der Stadt. Am Moskwa-Kanal und dem Haus an der Moskwa vorbei erreichten wir mit dem Bus die Westseite des Kremls, seit einigen Wochen mit einem Denkmal für Wladimir (dem Heiligen!). Schon seit acht Uhr hatte uns Regen begleitet, nun aber entwickelte er sich zum Starkregen und war hässlich nasser Begleiter unseres Kreml-Besuchs. Bereits nach kurzem waren wir so durchnässt, dass alle Besichtigungen eher ein Mühsal waren. Durchnässt und ein wenig verfroren zitterten wir später im Bus und konnten kaum wahrnehmen, dass unser Fahrer eine unübliche, aber sehr interessante Strecke Richtung Gorki-Park fuhr. Im Gorkipark, der in den 90er Jahren eher in Verruf geraten war, konnten wir kaum die Rekonstruktion des Einganges und die wunderschönen Blumenflächen bestaunen. Auf dem Schiff der Radisson Cruise genossen wir dann ein durchaus gutes Mittagessen und ein wenig kam nun die Sonne gar heraus. Vom Gorki-Park fuhren wir an den innerstädtischen Bauten vorbei bis zur östlichen Teilung zwischen Moskwa und Moskwa-Lateral-Kanal. Auf der Rückfahrt wurden wir der tausenden Pilger am Frunse-Ufer gewahr, die Einlass in die Christi-Erlöser-Kirche begehrten.
Es hatte sich bald wieder eingetrübt, aber einen Stopp an der Aussichtsplattform auf den Sperlingsbergen und vor der Lomonossov-Universität wollten wir doch noch machen, bevor wir zum Trocknen ins Hotel fuhren. Der späte Nachmittag dann konnte individuell genutzt werden, zum Beispiel auf dem Arbat.

04.07.2017 Moskau – Prominentenfriedhof am Neujungfrauenkloster, Tretjakow–Galerie und das Puschkin–Museum

Pünktlich 9:00 Uhr ging es mit dem Bus über den 3. Ring Richtung Neujungfrauenkloster. Traditionell machten wir einen ersten Fotostopp am Teich westlich des Neujungfrauenklosters und „watschelten" mit den Bronzeenten, die Barbara Bush den Kindern der Sowjetunion (!) schenkte. Im Neujungfrauenkloster wird mächtig gewerkelt; die Smolensker Kathedrale ist geschlossen und nach ausreichend Kathedralen und Klöstern auf dem Goldenen Ring war das Interesse für ein weiteres auch nicht so üppig. So besichtigten wir ein Stück des Prominetenfriedhofes mit Grabstellen von Jelzin, Gorbatschova, Lebed, Tupolew, Chrustschov, Shalygin, Gromyko und schlossen mit einigen bekannten Künstlern ab - Regenwolken kündigten sich an. Während der Fahrt zum Puschkinmuseum ergoss es sich wieder heftig: unser Fahrer drehte eine Ehrenrunde um die Christi-Erlöser-Kirche mit wieder tausenden anstehenden Pilgrims. Da am Montag Museen-Ruhetag ist, besuchten wir am Dienstag das Puschkin-Museum: viele Repliken, einige Originale der Malerei (aber, da ist man als Dresdner schon recht anspruchsvoll) und der Schatz, den Heinrich Schliemann in Troja ausgrub und Priamos zuschrieb. Wer hat diese Kunst erbeutet? - die Osmanen von den Trojanern, die Deutschen von den Osmanen, die Sowjets von den Deutschen, die Russen von den Sowjets ---- nehmen wir es doch einfach als Welterbe (auch ohne Award) und behüten und bestaunen es! Nach unserem abendlichen Aufenthalt auf dem Roten Platz wollten wir natürlich auch am Tage darüber schreiten. Vom Karl-Marx-Denkmal mit Blick auf das Bolschoi-Theater bummelten wir durch Kitai Gorod, die Nikolska zum Roten Platz und diesen in ganzer Länge entlang zum Brückenkopf. Mit dem Bus ab hier sind es eigentlich nur noch Sekunden nach Samoskworetschie zur Tretjakow-Galerie. Die Galerie präsentiert eine umfangreiche Sammlung alter Ikonen, die bereits im 13. Jahrhundert und unter Rubljow zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden. Nach viel Kirchengeschichte auf der Reise blieb uns ausreichend Zeit, um die bedeutendsten Gemälde der russischen Maler des 19. Jahrhunderts und der russischen Impressionisten zu betrachten. Das war dann russische Geschichte in Bildern: Iwan der Schreckliche, die Strelitzen, die russisch-osmanischen Kriege, die Altgläubigen; aber auch hervorragende Porträts und Landschaftsmalerei.
Gleich neben dem Museum befindet sich das Restaurant „Gebrüder Tretjakow" - Platz für unser Abschiedsabendessen.

05.07.2017 von Moskau nach Deutschland

Differenzierte Abflugzeiten nach Dresden und Berlin führten zu individuellem Frühstück, trotzdem gemeinsamer Verabschiedung und zwei Transfers. Der Dresdner Heimflug mit Aeroflot startet am Nachmittag, dennoch ging es noch vor 10 Uhr mit dem Bus und Ljudmilla über den MKAD zum Flughafen Scheremetjewo. Rechtzeitig erreichten wir den Flughafen und zurück ging es in zwei und einer halbe Stunde mit dem russischen Mittelstreckenflugzeug Suchoi nach Dresden.
Mit diesem Flugzeug waren wir im 21. Jahrhundert angekommen; tausend Jahre russischer Geschichte lagen hinter uns. Neben den klassischen Touristenhöhepunkten in Moskaus und seinem nahen Umfeld (Kreml, Neujungfrauenkloster und Sergiew Possad) wurden zahlreiche selten durch deutsche Touristen besuchte Orte besichtigt: Susdal und Wladimir, Pereslawl Salesski, in Moskau die Tretjakow-Galerie, das Puschkin-Museum, das alte Kolomenskoje, Samoskworetschie und Zaryzino.
Danke für Ihr Interesse an dieser Eberhardt -Travel - Reise in das Gebiet der Moskauer Rus.Mein Fluglesebuch war (ein Lesetipp zum Reisethema):
Christoph Hein: Trutz. Suhrkamp, Berlin 2017

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