Reisebericht: Flusskreuzfahrt auf der Wolga von Moskau nach St. Petersburg

31.08. – 10.09.2018, 12 Tage Flusskreuzfahrt in Russland von Moskau über den Goldenen Ring nach St. Petersburg mit Uglitsch – Jaroslawl – Gorizy – Kischi – Mandrogi


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Unsere Kreuzfahrt verband über Flüsse und grosse Stauseen die beiden Metropolen Moskau und St.Petersburg. Unterwegs sahen wir die zauberhaften Städte Uglitsch und Jaroslawl und in Goritzy und auf der Insel Kishi besuchten wir kulturhistorische Kleinode.
Ein Reisebericht von
Ria Heilmann
Ria Heilmann

Anreise am 31.08.2018

Für die meisten Gäste unserer Gruppe begann die Reise in Dresden sehr früh am Morgen. Dort stärkten wir uns bei einem gemeinsamen Frühstück und in Frankfurt stiessen noch weitere 4 Gäste dazu, so dass die Gruppe mit 23 Personen komplett war. Auf unserem Flug mit Lufthansa wurden wir sehr gut versorgt mit Speisen und Getränken. Gegen Mittag landeten wir in Moskau Domodedovo, gingen zügig durch die Passkontrolle, nahmen unsere Koffer und wurden schon von einer Reiseleiterin erwartet. Sie brachte uns zum Bus und der Fahrer war sehr pfiffig und nahm die zwar längere Route westlich auf der Ringstraße. Diese hatte aber weniger Staus und so brauchten wir bis zum Flusshafen keine 2 Stunden. An unserem Schiff Sergej Rachmaninov wurden wir ganz traditionell mit Musik, Salz und Brot begrüsst. Alle Kabinen waren schon vorbereitet und so konnte sich jeder erst einmal einrichten und das Schiff individuell erkunden. 17 Uhr trafen wir uns in der Sky Bar und erhielten von Xenia alle wichtigen Informationen zum Schiff und der Reise. Die Tische wurden eingeteilt und wir machten uns bekannt. Bei dem schönen Wetter entschieden wir uns für einen gemeinsamen Spaziergang zum Gebäude des Binnenhafens und durch den angrenzenden Park. 20 Uhr endlich gab es Abendessen und dann freute sich jeder auf sein Bett nach der langen Anreise.

Moskau am 01.09.218

Nach dem Frühstück trafen wir uns vor dem Schiff an unserem Bus Nummer 7 - Eberhardt Travel und mit Ludmilla und Dimitri begann die Stadtrundfahrt durch Russlands Hauptstadt. Schon auf dem Weg ins Zentrum gab Ludmilla viele Informationen zum Aufbau der Stadt. Wir kamen vorbei am Reisepalast der Zaren, der damals noch weit ausserhalb lag. Das markante Gebäude der Rennbahn und die rote Presna, bekannt durch den ersten Aufstand 1905, passierten wir. Am Hotel Ukraine stiegen wir aus und spazierten zum Ufer der Moskva. Von dort waren weitere Gebäude dieser Bauart zu sehen. Sie wurden alle zur 800 Jahrfeier Moskaus 1947 erbaut - geplant waren 8, aber die Fundamente des 8. Gebäudes hielten nicht und so „verschenkte" man es nach Warschau. Wir fuhren dann ein kurzes Stück, um die Bauten von Moskau City ganz aus der Nähe sehen zu können und dort gab es eine Wechselstelle, wo wir schnell Rubel tauschen konnten. Über den Verneigungshügel fuhren wir vorbei am Park des Sieges und am Europaplatz vor dem Kiewer Bahnhof hinauf auf die Sperlingsberge zur Lomonossov Universität. Dort stiegen wir aus und hatten die beste Aussicht auf das Luschniki Stadion, wo kürzlich die Spiele der Fussball Weltmeisterschaft ausgetragen wurden, und über ganz Moskau. Danach ging es wieder hinunter an die Moskva und vorbei an der Erlöserkirche, heute die Hauptkirche Moskaus und ganz Russlands, erreichten wir das Gelände von Kreml und Rotem Platz. Wir mussten eine Sicherheitskontrolle passieren und gingen dann zum Kaufhaus GUM. Dort zeigte uns Ludmilla die Möglichkeiten für unsere Mittagspause und wir verabredeten den Treffpunkt danach. Jeder konnte sich mit dem Inhalt der Lunchbox vom Schiff stärken. Vom Treffpunkt an der Kazaner Kirche liefen wir vorbei am Historischen Museum zum Manege Platz und dort holte uns der Bus wieder ab. Wir fuhren ein kurzes Stück und liefen dann zur Tretjakov Galerie.

Besuch der Tretjakov Galerie

Ludmilla machte uns mit grossem Sachverstand und sehr unterhaltsam und informativ mit den Werken der ersten russischen Maler bekannt. Die Maler Andropov, Rokoto, Kiprensky, Briullov waren alle Schüler der Akademie der Künste und haben die russische Malerei wesentlich geprägt. Savrasov hat die Abteilung der Landschaftsmalerei gegründet und geleitet. Viele seiner Werke waren ausgestellt. Ein sehr sympathischer Maler war Kramskoy. Er durfte Lev Tolstoi malen und A.Tschechov sagte, dass an ihm leider ein guter Schriftsteller verloren ging. Nach der Besichtigung brachte uns der Bus zurück zum Schiff wo wir das Abendessen einnahmen.

Ausflug Moskau bei Nacht

20.30 Uhr brachen wir noch einmal auf zum fakultativen Ausflug Moskau bei Nacht. Die Stadt war festlich beleuchtet und wir fuhren bis zum Belorussischen Bahnhof. Von dort ging es weiter mit der Metro. Die Metro besteht seit 1935 und befördert täglich zwischen 7 und 9 Millionen Passagiere. Die alten Metrostationen sind architektonische Meisterwerke. Wir fuhren zunächst auf dem Ring und sahen die Stationen Novoslobodskaya, Prospekt Mira, Komsomolskaya, Kurskaya und dort stiegen wir um und fuhren in die Nähe des Roten Platzes bis zur Station Revolutionsplatz. Die Innenstadt war voller Menschen und zauberhaft beleuchtet. Es fand u.a. auch eine Gartenbauausstellung statt und wir gingen entlang der üppig bepflanzten Hochbeete mit allerlei Wildblumen. Das Kaufhaus GUM war herrlich beleuchtet, nur auf den Roten Platz kamen wir nicht wegen einer Grossveranstaltung. So spazierten wir in Richtung Bolschoi Theater und weiter vorbei an der Duma zum Manege Platz, wo unser Bus uns erwartete. Unser Fahrer Kirill war sehr bedacht, uns noch das Feuerwerk vom Roten Platz zu zeigen und so fuhr er sehr langsam und stoppte immer wieder. Gerade an diesem Abend hatte man sich nicht an den Zeitplan gehalten. Aber im letzten Moment vorm Verlassen des Zentrums sahen wir das Feuerwerk doch noch. Kurz vor Mitternacht erreichten wir unser Schiff.

Moskauer Kreml am 02.09.2018

Noch einmal begleitete uns Ludmilla ins Stadtzentrum von Moskau, um uns den Kreml zu zeigen. Schon unterwegs gab sie uns die wichtigsten Informationen zu diesem riesigen Gelände. Wir konnten nicht wie geplant am Manege Platz den Bus verlassen, sondern mussten weiter fahren bis zum Bolschoi Theater. Dadurch sahen wir das Karl Marx Monument und Lenins Doubel querte unseren Weg. Schliesslich erreichten wir die Kremlmauer, gingen vorbei an der ewigen Flamme für die gefallenen Soldaten und kamen dann zur langen Schlange vor der Einlasskontrolle. Sehr gründlich wurden alle kontrolliert und am Arsenal bei den Kanonen traf sich unsere Gruppe wieder. In den Fenstern des Kreml Kongresspalastes spiegelten sich die historischen Gebäude und damit er nicht alles überragt, wurde 50 Meter unter die Erde gebaut. Wir besuchten die Erzengel Michael Kirche mit den wundervollen Fresken und den Grabstellen der Grossfürsten. Danach spazierten wir zum grossen alten Kremlpalast und zurück am Glockenturm, der Zarenglocke und der Kanone vorbei. Es bestand Interesse am Besuch einer weiteren Kirche und so zeigte uns Ludmilla das Kleinod der Metropolitenkirche. Das war schon etwas ganz Besonderes. Sie wurde als nördliche Kirche von reichen Kaufleuten gestiftet und diese hatten im Keller ihre Warenlager. Sehr gut erhaltene Ikonen und Fresken schmückten den Innenraum. Auf dem Rückweg zum Bus gab es einige Verwirrung, aber schliesslich konnte der Bus alle aufnehmen und sicher zum Schiff zurück bringen. Wir bedankten uns bei Ludmilla und verabschiedeten uns herzlich.

Kapitäns Begrüssungs Cocktail

Nach dem Mittagessen nutzte jeder die freie Zeit auf seine Weise und pünklich 17.30 Uhr legte unser Schiff ab. Endlich begann unsere Kreuzfahrt. Eine Stunde später erwartete die Crew uns wieder auf dem Sonnendeck zum Kapitäns Begrüssungs Cocktail. Unser Kapitän Juri Makarjew begrüsste jeden Gast persönlich und dann wurde die gesamte Mannschaft vorgestellt. Mit einem Glas Sekt stiessen wir auf unsere Kreuzfahrt an. Nach dem Begrüssungsabendessen gaben die Bordmusiker ein Folklore Konzert.

Uglitsch am 03.09.2018

Heute konnten wir ausschlafen und später frühstücken. Am Vormittag gab es den ersten Russisch Unterricht und einen Vortrag über Russische angewandte Kunst. 12 Uhr fand für alle der Übungsalarm statt, wo wir auf dem Sonnendeck das wichtigste bei einem Notfall vom Kapitän erfuhren. Am Nachmittag erreichten unser Schiff Uglitsch und dort zeigte uns Nadja „ihre" Stadt mit grosser Hingabe. Der Name leitet sich von Winkel oder Ecke her, denn bei Uglitsch macht die Wolga einen scharfen Bogen. Berühmt wurde die Stadt, weil hier 1591 der kleine Zarewitch Dimitri zu Tode kam und damit die Macht in Russland an Boris Godunov ging. Zu Ehren von Dimitri wurde die Dimitri Blutskirche errichtet und in ihrem Inneren ist die Geschichte in einem Fresko erzählt. Auch die Glocke, die dieses schreckliche Ereignis der Bevölkerung kundtat, ist im Inneren ausgestellt. Weiter gingen wir vorbei am Fürstenpalast und besuchten die Christi Verklärungskirche mit wieder einer wunderschönen Ikonenwand. Danach erwartete uns der Männerchor Arche Noah zu einem kleinen Konzert. Abschliessend informierte uns Nadja über die bekannten Tschaika Uhren aus Uglitsch, die weiteren Klöster und Kirchen und dann empfing sie uns  noch einmal am Souvenirstand ihres Mannes. 19 Uhr legte unser Schiff ab.

Jaroslawl am 04.09.2018

Wir folgten weiter der Wolga gen Süden und erreichten frühmorgens Jaroslawl - die Hauptstadt des Goldenen Rings. Hier empfing uns Aljona, eine junge Lehrerin mit einem ausgezeichneten Deutsch. 8 Universitäten und Hochschulen hat diese Stadt mit 600 000 Einwohnern. Wir fuhren zum Park, wo ein Denkmal mit der ewigen Flamme für die Soldaten und die Zivilbevölkerung steht. Es heisst „Das zerrissene Foto". Wir spazierten bis zur neuen Maria Entschlafenen Hauptkirche, die ein reicher Moskauer anlässlich der 1000 Jahrfeier 2010 spendete. Weil die Stadt seit 2005 den UNESCO Welterbetitel trägt, dürfen keine hohen Gebäude gebaut werden und so hat diese Kirche keinen Glockenturm. Die Glocken stehen am Boden. Unweit der Kirche ist Strielka-der Pfeil, denn so nennen die Einwohner die Stelle wo der Fluss Kotorosl in die Wolga mündet und dort von Grossfürst Jaroslawl die Stadt gegründet wurde. Der Legende nach hatte er mit der Streitaxt einen Bären getötet. Im Palast des Metropoliten, wo schon Katharina II übernachtete, hörten wir nochmals ein kleines Konzert vom Männerchor Vivat. Unsere nächste Station war das Erlöserkloster, welches heute nur noch ein Museum ist. Wir sahen viele Kirchen von aussen, lauschten der Kunst des Glocken"ziehens" durch Andrej, kamen vorbei an Bienenhäusern und sahen das Kopeken Denkmal. Jaroslawl war 1612 für 4 Monate die Hauptstadt Russlands und durfte Kopeken Münzen prägen.
Ein Grossteil der Gruppe stieg dann auf den alten Glockenturm hinauf und genoss die grandiose Aussicht. Durch das heilige Tor verliessen wir das Kloster und fuhren zur Stadtmitte, um die Prophet Elias Kirche zu besichtigten. Die Sommerkirche ist ganz mit Fresken bemalt und hatte wieder eine bemerkenswerte Ikonenwand. In der kleineren beheizbaren Winterkirche war die berühmte Toga Ikone zu sehen, die am Wolgaufer gefunden wurde. Am gleichnamigen Kloster am Ufer der Wolga kamen wir auf unserer Weiterreise vorbei. Die Prophet Elias Kirche war zu Sowjetzeiten ein religiöses Museum und so konnten die Ikonen und Fresken so gut erhalten bleiben. Nun besuchten wir noch die Markthalle und die Fussgängerzone und dann mussten wir auch schon zurück an Bord gehen.

Russische Teestunde am Nachmittag

Am Nachmittag wurde eine russische Teestunde angekündigt, die sich aber als eine Kuchenverkostung mit musikalischer Umrahmung entpuppte und uns sehr positiv überraschte. Dann gab es wieder Russisch Unterricht und nach der Einfahrt in den Rybinsker See begrüsste uns Mutter Wolga als wunderschöne Steinfigur. Noch vor dem Abendsssen durften wir das erste Flötenkonzert von Kirill, der mit seiner Familie auch diese Kreuzfahrt machte, erleben und wir freuen uns schon auf das nächste.

Goritzy am 05.09.2018

Heute hatte eine Dame unsere Gruppe Geburtstag und sie bekam von mir ein vom Kapitän unseres Schiffes handsigniertes Buch über unsere Kreuzfahrt als Erinnerung. Jeden Morgen konnte man auf dem Sonnendeck am Frühsport teilnehmen. Nach dem Frühstück erreichte unser Schiff Goritzy und mit Bussen fuhren wir 17 Km durch eine wunderschöne, unberührte Natur nach Kirillov zum Kirillo-Beloserskij Kloster. Gegründet wurde es 1397 vom damals schon 60jährigen Mönch Kirill, der zu Fuss aus Moskau hierher kam und sich auf der Erhebung Maura stehend ganz bewusst diesen Platz am tiefen See aussuchte. Heute begleitete uns Ludmilla, die ausgezeichnet deutsch sprach. Auf der Busfahrt zum Kloster erfuhren wir vom Nationalpark, in dem bis zu 600 Jahre alte Wacholderbäume stehen und 25 verschiedene Orchideenarten wachsen. Sogar der Frauenschuh ist hier verbreitet. Aber auch Elche, Bären, zu viele Wölfe, Biber, Nerze sind hier zu Hause und von den Fischadlern zählte man letztes Jahr am Kanalufer 20 Nester. Falken gibt es seit dem 12. Jahrhundert hier und diese Vögel trainiert man heute zum Fangen kleinerer Vögel an den Flughäfen. Wir betraten die riesige Kloster Anlage vorbei an den ehemaligen Mönchszellen und erreichten den Innenhof mit zahlreichen Kirchen aus dem 14. - 18. Jahrhundert. 1924 wurde im Kloster ein Museum eingerichtet und so wurden viele wertvolle Kirchenschätze gerettet. In der Schatzkammer waren die wertvollsten Exemplare von Ikonen zu sehen und vor allem eine mit Gold- und Seidenfäden gestickte grosse Ikone beeindruckte uns. Wir besuchten weiter das Refektorium, wo heute die Klöppelspitzen des Wologdaer Gebietes und allerlei Hausrat ausgestellt waren. Am See konnte dann jeder sich mit dem heiligen Wasser benetzen und so auf Genesung und ein langes Leben hoffen. Im Kloster wurde gerade ein Film über die ersten Jahre der Stalin Ära gedreht und so war einiges baulich verändert. Durch die kleine Ortschaft Goritza fuhren wir auf einer kürzeren Strecke zum Schiff zurück und sahen dabei schöne kleine Holzhäuser mit Badehäusern, Gärten und ihren Bewohnern.

Bergfest

Nach dem Mittagessen konnten wir die Ausflüge für St.Petersburg buchen und ich informierte über unser spezielles Programm am Abreisetag. Danach gab es die nächste Lektion im Russisch Unterricht und noch vor dem Abendessen eine lustige Wodkaprobe. Um 21.30 Uhr war die Concerto Bar für die Eberhardt Gäste reserviert und Sergej, der Chef aller Bars an Bord, mixte für uns einen speziellen Cocktail. Wir stießen an auf den zweiten noch folgenden Teil unserer Reise und Xenia erzählte aus ihrer Heimat am Assowschen Meer an der Grenze zur Ukraine. Es war ein schönes Bergfest ! Wir beschlossen, nun doch einen Chor zu bilden und an der Talente Show teilzunehmen. Nach langem Hin und Her entschieden wir uns, das Lied „Hoch auf dem gelben Wagen" zu singen.

Onegasee, Brückenbesichtigung und Kishi am 06.09.2018

Nach dem Frühstück und Unterricht traf sich die Gruppe geschlossen zur Chorprobe. Mit Unterstützung der Bordmusiker studierten wir 3 Lieder ein für die Talente Show morgen. 12 Uhr trafen wir uns auf dem Sonnendeck, um die Brücke zu besichtigen. Kapitän Juri Makarjew begrüsste jeden Gast sehr herzlich in seinem „Reich", gab alle wichtigen Daten zum Schiff bekannt und beantwortete unsere Fragen. Ganz nebenbei erwähnte er den Bernstein Schmuck aus Kaliningrad, die Souveniers, Karten und Bücher, die wir in den beiden Souvenirgeschäften des Schiffes kaufen konnten. Die Fahrt über den Onegasee bei Sonne und Windstille war sehr entspannend, auch wenn es keinen Internetempfang gab.

Insel Kishi

15 Uhr legten wir in Karelien und am nördlichsten Punkt unserer Kreuzfahrt an. Wir gingen zu Fuss auf der Insel Kishi eine grosse Runde mit Alexander und begannen die Besichtigung des UNESCO Weltkultur Erbes beim Komplex der Holzkirchen. Die 1714 errichtete Sommer Christi Verklärungskirche wird seit vielen Jahren zum ersten Mal überhaupt renoviert. Dafür hatte man die Aussenteile abgetragen und ein Metallgerüst installiert, um die gesamte Kirche anzuheben und dabei das alte, brüchige Fundament zu erneuern und stabil zu machen. Danach wurde alles Holz entfernt, geprüft und wieder angebracht oder erneuert. An den zahlreichen Kuppeln sind ca. 32000 Schindeln verbaut und diese müssen in kürzeren Abständen immer wieder ersetzt werden. Das Herstellen der Schindeln erfolgt aus Espenholz mit einer scharfen Axt. Wir durften einem Schindelmacher dabei zusehen. Die Renovierung der Sommerkirche soll in 2 Jahren abgeschlossen sein. Wir besuchten die kleinere, ältere Maria Schutz Winterkirche innen. In einem grossen Vorraum fanden Versammlungen der Gemeinde statt und die Kinder wurden dort unterrichtet. Der Kirchenraum ist mit einer sehr gut erhaltenen Ikonenwand geschmückt. Um den Kirchenkomplex laufen Rohre mit einer modernen Sprengleranlage. So soll verhindert werden, dass ein Brand dieses Kleinod zerstört. Danach besuchten wir ein Bauernhaus, wo einst 18 Personen lebten. Alexander erzählte viele Bräuche und vom schweren Leben der Bauern vor allem im Winter. Wir sahen ein weiteres Bauernhaus von aussen, konnten beim Sticken, Bemalen und Schnitzen den Künstlern über die Schulter schauen und bei der Kirche mit dem Glockenspiel hörten wir ein kleines Glockenkonzert. Eine Bockwindmühle, ein Dreschhaus und die älteste Holzkirche Russlands sahen wir zum Schluss. Danach war noch genügend Zeit, um weitere Objekte anzuschauen. Leider hatten wir nur knapp 3 Stunden Zeit für diese wunderschöne Insel. Gleich nach dem Ablegen gab Kirill nochmals ein Konzert auf seinen Flöten und das war wieder ganz grandios. Zum Abendessen konnten wir Lose für eine Tombola kaufen und danach gab es nochmals ein Konzert der Bordmusiker.

Mandrogi am 07.09.2018

Heute war ein ruhiger Vormittag. Wir konnten an Deck noch einmal die warmen Sonnenstrahlen geniessen, während unser Schiff auf dem Fluss Swir dahin glitt. Am Vormittag gab es dann die Tombola Verlosung und 11 Uhr konnten wir bei herrlichem Sonnenschein in Mandrogi von Bord gehen. Wir hatten die Insel für uns allein, da das nächste Schiff erst kurz vor unserer Abfahrt anlegte.
Mandrogi war einst ein Fischerdorf, welches am Ende des Krieges durch einen Brand zerstört wurde. Die Menschen verliessen den Ort und die Natur holte sich alles zurück. Ein reicher Russe kaufte das Land und liess das alte Fischerdorf als ein Museumsdorf wieder aufbauen. Reichlich 200 Einwohner leben hier und weitere 200 haben durch die vielen Touristen hier eine Arbeit gefunden. Jeder bekam einen Plan und konnte so die einzelnen Häuser mit den dort ansässigen Gewerken besichtigen und einkaufen. Zum Mittagessen trafen sich alle von unserem Schiff im Zelt 3 zur Schaschlik Party. Neben dem selbst gewählten Schaschlik gab es Vorspeisen, Wein, Kaffee/Tee aus dem Samowar und Kuchen. Eine Sängerin und ein Balalaika Spieler gaben ihr Bestes und unterhielten die Gäste prächtig. Im neu erbauten Wodka Museum konnte man für 300 Rubel 4 Sorten probieren oder eine kleine Flasche Wodka mitnehmen.

Kapitäns Abschiedsessen

14.30 Uhr legte unser Schiff wieder ab und glitt weiter auf der Swir in Richtung Ladogasee. Am Nachmittag trafen wir uns zur Chor Generalprobe und sangen noch einmal Kalinka und Moskauer Nächte auf Russisch und Hoch auf dem gelben Wagen natürlich in deutsch. 19 Uhr konnten wir ein letztes Mal dem Flötisten Kirill lauschen und danach gab es das Kapitäns Abschiedsabendessen. Dabei ging unser Kapitän von Tisch zu Tisch, stiess mit allen Gästen an und hatte viele herzliche Worte für uns. 21.30 Uhr war dann die Talente Show, wo sich alle Gruppen und auch Besatzungsmitglieder mit einem oder mehrere Liedern präsentierten. Unser Chor war mit Abstand der grösste und stimmgewaltigste und unser Beitrag kam sehr gut an und überraschte die weit in der Überzahl anwesenden Italiener. Gemeinsam sangen wir zum Abschluss Kalinka und bemerkten gar nicht, dass es draussen Regen und Gewitter gab.

St.Petersburg am 08.09.2018

Gegen 8 Uhr sollte unser Schiff anlegen, aber wir hatten wegen starkem Nebel fast 2 Stunden Verspätung. So begann die Stadtrundfahrt erst 9.45 Uhr. Elena begleitete uns und war unsere Reiseleiter in für die nächsten 3 Tage in St. Petersburg. Sie begann auf dem Weg in die Stadt gleich mit ihrem ausführlichen Bericht. Auf dem 74 km langen Fluss Newa waren wir vom Onegasee in das Venedig des Nordens gekommen. In der 5,3 Mio Metropole soll es täglich regnen und so geht ein St.Petersburger nie ohne Regenschirm aus dem Haus. 21 Klappbrücken, die in der Nacht für 3 Stunden geöffnet werden, gibt es im Stadtgebiet und nur die hohe Brücke in der Nähe unserer Schiffsanlegestelle bietet dann noch eine Verbindung zwischen den Ufern. Die Stadt wurde von Peter I 1703 gegründet und war Hauptstadt Russlands ab 1712. Damals sprach mann deutsch und französisch in der Stadt. Nach dem 1. Weltkrieg hiess sie Petrograd und nach Lenins Tod bis Anfang der 90er Jahre Leningrad. Unseren ersten Fotostopp legten wir am Smolny Kloster ein und seit kurzem ist dort die Christi Auferstehungs Kirche nach 2 jähriger Renovierung wieder offen. Sie wurde über Jahrzehnte als Konzerthalle genutzt und nun der Kirche zurück gegeben. Wir kamen an der 1744 gegründeten Porzellanmanufaktur vorbei und das mit einem kobaltblauem Gitter geschmückte Porzellan ist auch heute noch sehr gefragt. Weiter fuhren wir an der Fontanka entlang und sahen das Palais von Paul. Beim nächste Fotostopp sahen wir die Blutskirche, die an der Stelle errichtet wurde, wo Alexander II bei einem Attentat starb. Über den 5,4 km langen Newski Prospekt kamen wir zum Platz der Künste und besuchten ein Souvenirgeschäft für "wichtige Geschäfte". Die Isaak Kathedrale fotogrfierten wir nur von aussen und unser Bus parkte dabei auf der 97 m breiten blauen Brücke. Über die erste Steinbrücke fuhren wir ans andere Newaufer und bei den Rostrasäulen gab es den nächsten Fotostopp mit herrlicher Aussicht zur Peter und Paul Festung. Dorthin fuhren wir danach, um am Panzerkreuzer Aurora zu fotografieren. Auf der Rückfahrt zum Schiff erzählte Elena über die Wohnungsnot in der Stadt und dass immer noch viele Menschen in sog. Gemeinschaftswohnungen leben. Diese wurden nach der Revolution in den grossen Adelspalästen eingerichtet, als viele einfache Menschen vom Land in die Stadt kamen.

Fakultativer Ausflug nach Peterhof

Über die Autobahn mit langen Staus wegen Bauarbeiten fuhren wir hinaus nach Peterhof. Schon im Bus verteilte Elena Audiogeräte und so war eine gute Verständigung trotz der vielen Besucher möglich. Sie führte uns eineinhalb Stunden durch den Park und zeigte uns die schönsten Ecken. Der heutige Palast wurde bis 1723 von Rastrelli gebaut und diente der Zarenfamilie zur Repräsentation und für Empfänge und Bälle. Wir gingen vorbei am Wappenhaus zur Hauptkaskade und dort die Stufen hinunter in den Park. Unser Weg führte weiter zur Schachbrettkaskade und zu den beiden römischen Kaskaden. Wir besuchten verschiedene Scherzfontänen, wo die Kinder reichlich Spass beim Durchqueren hatten. Hoffentlich hatten die Eltern an Wechselkleidung gedacht !? Über die Monplaisir Allee kamen wir zum gleichnamigen Palais am Meer und konnten in der Ferne die Stadt und auch Kronstadt sehen. Weiter gingen wir durch den Paradiesgarten mit Adam und Eva Fontäne zur Löwenkaskade, die in Form eines römischen Tempels gestaltet war. In der Ferne war das Eremitagen Palais zu sehen, wo der erste Fahrstuhl Russlands installiert war.

Kanalfahrt im Lichterglanz

Nach dem Abendessen kam Nadja von der örtlichen Agentur und holte uns ab zur Kanalfahrt mit dem Boot. Am Flüsschen Fontanka stiegen wir ein und bei dem schönen Wetter konnten wir mit Decken sogar auf dem Oberdeck sitzen. Es ging vorbei an wunderschön beleuchteten Palästen an den Ufern der Fontanka und der Moika. Beim Durchfahren der Brücken war nicht viel Platz nach oben und wir durften keinesfalls aufstehen. Am Himmel zogen Gewitter auf und als wir dann auf der grossen Newa fuhren, kam noch starker Wind dazu. Blitze zuckten und beleuchteten den Himmel wie in einem Theater. Gerade rechtzeitig hatten wir das Boot verlassen und als wir wieder im Bus sassen, trommelte der Starkregen gegen die Busfenster. Welch ein Glück für uns an dem Abend - aber es soll ja jeden Tag regnen in St. Petersburg lt. Statistik.

Fakultativer Ausflug zum Katharinen Palast am 09.09.2018

Diesen Ausflug begleitete Irina und wir fuhren zusammen mit der anderen deutschsprachigen Gruppe vom Schiff. Nach kurzer Fahrtzeit waren wir da und konnten auch fast ohne Wartezeit in den Palast gehen. Der Katharinepalast war der Sommersitz der Zarenfamilie und wurde ebenfalls vom italienischen Baumeister Rastrelli errichtet. Am Ende es 2. Weltkrieges lag er in Trümmern und kurze Zeit darauf begann man schon wieder mit dem Neuaufbau. Das berühmte Bernsteinzimmer war einst ein Geschenk vom preussischen König an Peter I, der es aber eingepackt liegen liess. Als Gegengeschenk gab er 50 Gardesoldaten nach Preussen und diese bekamen ein eigenes Dorf bei Potsdam. Seine Tochter Elisabeth liess das Bernsteinzimmer dann einbauen in einem Zimmer des Palastes. 1941 wurde es demontiert und abtransportiert und in Königsberg verliert sich seine Spur. Das neue heute zu sehende Bernsteinzimmer wurde aus 6 Tonnen Bernstein aus Kalingrad für 12 Mio Dollar wieder aufgebaut. Ruhrgas trug mit 3 Mio zum Aufbau bei und so eröffneten Präsident Putin und Kanzler Schröter 2003 diese wiedererstandene Attraktion. Wir besuchten die Empfangsräume des Katharinenpalastes und spazierten anschliessend noch duch den angrenzenden Park. Dort war das Wohngebäude von Katharina II mit der grossen Freitreppe, ein Rasthaus, mehrere Badehäuser, noch eine Eremitage und das dazugehörige Küchengebäude zu sehen.

Eremitage am Nachmittag

Nach dem Mittagessen brachen wir noch einmal auf, um mit Elena die weltberühmte Eremitage, das Museum für westeuropäische Kunst zu besuchen. 3 Millionen Exponate lagern in dem Museum und wir besuchten während unserer Führung 4 Gebäude der Ausstellung. Das Winterpalais ist das Hauptgebäude und wurde für die Zarin Elisabeth gebaut und unter Katharina II fertiggestellt. Viele der heute zu sehenden Exponate kamen erst nach der Revolution in das Museum aus den Beständen der Adligen, die das Land verlassen mussten. In den 30er JAHREN wurden leider von den Bolschewiki viele Exponate verkauft, weil sie Geld brauchten. Wir betraten die Eremitage vom Platz vor dem Winterpalais aus und gingen die mondäne Galatreppe hinauf in den 1. Stock. Wir besuchten viele Säle, sahen das Bronze Grabmahl von A. Newski, schritten durch den Ahnengang der Romanows, die Vaterländische Galerie mit 332 Porträts russischer Generäle, den grossen Thronsaal, sahen Michelangelos hockenden Jungen, die Zarenkapelle und bei den italienischen Malern Gemählde von Dresden und Pirna. Es war beeindruckend und auch recht anstrengend zwischen den vielen Menschen immer wieder die richtige Gruppe zu finden. Elena zeigte uns die interessantesten Ausstellungsstücke und hatte immer eine nette Geschichte dazu parat. Draussen im Bus berichtete sie dann noch über die 50 "Dienst Katzen" der Eremitage, deren Aufgabe es ist, den riesigen Komplex mäusefrei zu halten.

Peter und Paul Festung, Isaak Kathedrale und Heimreise am 10.09.2018

Wir verabschiedeten uns herzlich von unseren Freunden auf dem Schiff und fuhren in die Stadt zur Peter und Paul Festung. Sie liegt auf der Haseninsel und ist die Keimzelle von St.Petersburg. In der Hallenkirche von 1732 sind 33 Gräber der Romanows zu sehen. In der später dazu gebauten Gruft der Grossfürsten ist noch viel Platz und die in aller Welt lebenden Nachfahren lassen sich nicht hier bestatten. Beeindruckend war die Grabstätte der letzten Zarenfamilie, die grausam umgebracht wurde und deren Leichname auch noch nicht alle dort begraben sind. Die Gräber von Alexander II und seiner Frau fallen auf, weil sie aus Monoliten aus Sibierien - Malachit und Rodonit - gefertigt sind. Im Gang mit der Fotogalerie der Romanows hatte Elena noch interessante Geschichten parat so zu Anna Iwanowna. Draussen im Hof der Festung wo die Eintrittskarten verkauft wurden, sahen wir das "Urboot", eine Nachbildung des ersten Bootes, mit dem Peter I das Segeln lernte. Dann spazierten wir vorbei am alten Gefängnis zum Tor an die Newa mit einem schönen Blick hinüber zu den Prachtbauten. Wir kamen auch an den Hochwassermarken vorbei. Inwischen gibt es aber einen Umleitungskanal der Newa und seit 2011 einen Staudamm bei Kronstadt zum Schutz von St. Petersburg. Vorbei am modernen Denkmal für Peter I erreichten wir das Petertor mit dem Doppeladler im Wappen. Es war kurz vor 12 Uhr und so lauschten wir wieder vor der Kirche dem alltäglichen Kanonenschuss und der Zarenhynme.

Isaak Kathedrale

Wir fuhren mit dem Bus zum Platz der Künste und kehrten zu Mittag im Künstler Cafe "Zum streunenden Hund" ein. Danach fuhren wir ein kurzes Stück bis zur Isaak Kathedrale und beendeten mit deren Innenbesichtigung unser umfangreiches Programm in St. Petersburg. Elena machte uns im Inneren auf die 3 grossen Eichenholztüren mit Kupferbeschlag und die wunderschönen Fresken an den Wänden, Decken und in den Kuppeln aufmerksam. Auch gab es ein Modell des Gerüstes, welches zum Aufstellen der Säulen aussen gebaut wurden war. Vergebens suchten einige unserer Teilnehmer das Pendel, welches früher - zu Sowjetzeiten - in der höchsten Kuppel aufgehängt war. Heute waren die Wände nicht mehr verhangen wie damals und in besagter Kuppel war ganz oben eine Taube zu sehen, symbolisch für den heiligen Geist. Die Besichtigung war ein schöner Abschluss unserer Reise. Über den Moskauer Prospekt verliessen wir die Stadt und kamen vorbei am Moskauer Tor, dem Lenindenkmal vor der Stadtverwaltung und dem Denkmal zur Erinnerung an die 900 Tage lange Belagerung von Leningrad. Am Flughafen verabschiedeten wir uns von Elena, die mit viel Herzblut und tollen Geschichten uns ihre Stadt näher gebracht hatte. Das Einchecken und die Kontrollen gingen sehr schnell. Unser Flug mit Lufthansa war pünktlich und in Frankfurt verabschiedeten wir die ersten Teilnehmer. Auch unsere Weiterflüge gingen reibungslos und waren pünktlich.

Liebe Reisegäste !

Wir waren gemeinsam 11 Tage in Russland unterwegs, haben sehr viel erlebt und manchmal auch ein wenig gelitten. Alle waren immer interessiert, aufgeschlossen und fröhlich. So hat auch mir diese Reise mit Ihnen viel Spass gemacht. Ein grosser Dank geht an unsere Reiseleiter in den verschiedenen Orten und an das Team der MS Sergej Rachmaninov. Es war wie eine grosse Familie.
Ich wünsche allen alles erdenklich Gute, Gesundheit, Glück und bleiben Sie reisefreudig !
Vielleicht treffen wir uns dann einmal wieder auf einer meiner Reisen bei Eberhardt Travel.
Bis dahin !
Ihre Ria Heilmann
Reisebegleitung

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht