Reisebericht: 3 Hauptstädte Russlands erleben

04.06. – 13.06.2019, 10 Tage Russland–Rundreise mit Zugfahrten, Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn: St. Petersburg – Moskau – Kasan – Insel Swijaschsk – Bolgar


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Während St. Petersburg und Moskau schon einigen Teilnehmern der Reise bekannt waren, so war die Hauptstadt Tatarstans- Kasan- es nicht. In diesem Bericht nehme ich Sie mit auf die Reise in drei Städte, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Ein Reisebericht von
Philipp Sonntag

04.06.2019 Anreise


Um pünktlich zum World Economic Forum zu erscheinen, machten sich 22 Gäste am Dienstag den 04.06 größtenteils ab Berlin auf nach St. Petersburg, der nördlichsten Millionenstadt der Welt. Die Reise lag zudem während der Weißen Nächte, die von Anfang Juni bis Mitte Juli andauern. Der Flug verlief bei strahlendem Sonnenschein sehr zügig und nach 2 Stunden hatten einige der Reiseteilnehmer das erste Mal russischen Boden unter den Füßen. Nach dem Ankommen wartete bereits der Transferbus mit Alexei um uns durch die Straßen St. Petersburgs zu fahren. Hierbei konnten schon einige Sehenswürdigkeiten entdeckt werden. Nach dem Check-In im Hotel und dem Bezug der Zimmer mit einer unvergleichlichen Aussicht auf die Newa, mitsamt Panzerkreuzer Aurora, schlenderte man zum Finnischen Bahnhof, wo man sich mit russischen Rubeln versorgte. Der Rückweg führte an der Newa entlang, bevor man sich zusammen im Hotelrestaurant traf und die komplette Reisegruppe den ersten Tag auswertete.

05.06.2019 St. Petersburg


Nach dem Frühstück bestieg man den Bus um die Stadt an der Newa zu erkunden, wie schon gestern war die Situation im Straßenverkehr für uns Deutsche ziemlich ungewohnt. Rechts überholen, das Fahren über Bürgersteine- all das waren Sachen, die wir in den nächsten Tagen noch öfters erleben sollten. Umso höher die Leistung unseres Busfahrers, der hier in diesem Trubel die Orientierung behielt. Zuerst führte uns die Stadtrundfahrt zum Smolny Kloster, bevor wir um die Christi-Auferstehenskirche spazierten, und einen kurzen Blick in den angrenzenden Michaelsgarten wagten. Per Bus ging es ein paar Meter auf der Prachtstraße St. Petersburgs dem „Nevski Prospekt" entlang und vorbei an der Kathedrale mit den blauen Kuppeln. Das Wetter meinte es sehr gut mit uns, sodass es im Mittag hieß: Leinen Los! Per Schiff entdeckte man weitere Sehenswürdigkeiten, diesmal vom Wasser aus. So führte die Bootsfahrt durch den Fontanka Kanal, am Winterpalais vorbei hinaus auf die Newa, wo sich ein atemberaubender Ausblick eröffnete. Man unterquerte die Dreifaltigkeitsbrücke um wieder gemütlich zum Anleger zu schippern. Im Anschluss stand ein Besuch der Eremitage auf dem Programm. Die Schönheit der einzelnen Räume kann man schwerlich in Worte fassen, kunstvoll gestaltete Decken, endloser Marmor und zahllose goldene Ornamente schmückten die prunkvollen Säle. Einen kleinen Einblick konnte uns die zweistündige Führung vermitteln, bevor man sich auf die andere Seite der Newa zur Peter und Paul Festung begab. Hier wurde die Kathedrale besucht und ein Männergesangschor intonierte ein russisches Volkslied nur für uns.
Nach diesem Tagesprogramm besuchten zahlreiche Teilnehmer das Mariijinski Theater, in dem „Schwanensee" gespielt wurde. Andere Gäste nutzten die Zeit für einen Abendspaziergang durch die Innenstadt. Hierbei wurde per Metro zum Nevski Prospekt genommen. Die Petersburger Metro ist eine der tiefst gelegensten der Welt und wurde erst nach dem zweiten Weltkrieg erbaut. Beim flanieren durch Petersburg konnte man die Admiralität begutachten und schlenderte entlang der Newa zurück zum Hotel.

06.06.2019 Peterhof und Katharinenpalast


Heute führte uns der Weg in das Leningrader Gebiet (Leningradsky Rajon). Die örtliche Reiseführerin klärte uns auf über die Bedeutung der „Garage" für die Russen. Über die neugebaute Autobahn fuhr man entlang des finnischen Meerbusens, vorbei am Lahta Center und der zur WM 2018 gebauten Gazprom Arena, hinaus nach Peterhof, der sommerlichen Residenz des Zaren. Der Park lud ein zu flanieren und den Wasserspielen zuzuschauen. Interessant ist vor allem der Umstand, dass für die berühmten Springbrunnen bei den Kaskaden keine Pumpe nötig ist, sondern ausschließlich über den Wasserdruck geregelt wird. Der Besuch des Hauses „Mon Plaisir", das ein wenig mehr Wert auf „Understatement" setzte, war eine willkommene Abwechslung zu den riesigen repräsentativen Anlagen die man in den Tagen zuvor gesehen hatte. Nach ein wenig Freizeit, die man zum schlendern durch den Park nutzen konnte, führte uns der Weg zum Katharinenpalast in Pushkin mit dem berühmten Bernsteinzimmer. 306 Meter lang ist dieser Palast und wurde 1724 fertiggestellt. Die hellblaue Fassade mit weißen und goldenen Elementen war toll anzusehen und strahlte mit der Sonne um die Wette. Unsere Führerin Nina klärte uns auf über die Tricks und Kniffe, mit denen der Architekt versuchte die Räume größer wirken zu lassen, so zumm Beispiel mithilfe von Spiegeln. Nach so vielen Eindrücken schmeckte der zum Abendessen gereichte, kühle Vodka umso besser. Der ein oder andere Gast konnte ebenfalls bei der gespielten Musik mitsingen, währenddessen andere Gäste aus der Gruppe sich fleißig an der Ratsche Mühe gaben. Einige Mitreisende blieben auch heute wieder bis zur Öffnung der Brücken über die Newa wach. Die Anzahl der Schiffe, die sich nach der Öffnung den Weg durch St. Petersburg bahnt war beeindruckend. Diese kommen vom Finnischen Meerbusen und sind auf dem Weg ins Innere Russlands über den Ladoga- und Onega See.

07.06.2019 St. Petersburg – Fahrt mit dem Sapsan nach Moskau


Zur Freude aller konnte heute, am letzten Tag in St. Petersburg, etwas länger geschlafen werden. Zur Abfahrt des Reisebusses stand auf dem Hotelparkplatz ein Auto in Flammen, für Aufregung war also gesorgt. Der erste Besichtigungspunkt war die Christi-Auferstehungskirche, die mit ihren zahlreichen Ikonen überzeugen konnte. Diese wurde für das Attentat auf Zar Alexander in Auftrag gegeben. Im Anschluss wurde die Isaakskathedrale besichtigt. Hierbei war es interessant zu erfahren, mit welcher ingineurischen Meisterleistung die riesigen Monolithe aufgerichtet wurden. Nachdem ein letztes Mal der Bus bestiegen und der St. Petersburger Verkehr bezwungen wurde, kamen wir am Moskauer Bahnhof an, wo wir den Sapsan nach Moskau bestiegen. Im Vollen und Ganzen (Gruß an unsere örtliche Reiseleitung Nina ;) ) mussten wir leider St. Petersburg verlassen, auf der anderen Seite war man aber auch interessiert daran, was die Hauptstadt Moskau zu bieten hat, das nächste Ziel dieser Reise. Schon weit vor Erreichen des Petersburger Bahnhofs in Moskau, empfing uns die gigantische Metropole mit Ihren Häuserschluchten. Dies lässt die Ausmaße dieser Stadt erahnen und zeigt eindrucksvoll auf, dass hier wohl zwischen 12 und 15 Millionen Menschen leben- genauere Zahlen gibt es nicht. Viele Menschen, vor allen aus den entfernten Republiken sind zwar in Moskau sesshaft, melden sich aber nicht um. Vom Bahnhof fuhren wir mit dem Bus in unser Hotel, welches am Izmailovo Kreml liegt und zu Olympia 1980 als Olympisches Dorf diente.

08.06.2019 Moskau


Am Morgen besteigen wir den Bus um die Stadtrundfahrt anzutreten. Zum Glück sind viele Moskauer außerhalb der Stadt auf Ihren Datchas, sodass wir zügig vorankommen. Auf unserem Weg zur Christ Erlöser Kathedrale sehen wir einige Gebäude der „sieben Schwestern", das riesige Einkaufszentrum Djetski Mir (Kinderwelt), sowie das monumentale KGB Gebäude „Lubjanka". 1994 wurde begonnen die heutzutage wichtigste russisch-orthodoxe Kathedrale wieder nach dem alten Vorbild aufzubauen. Nachdem Sie 1931 durch Stalin gesprengt wurde, sollte hier ein Hochhaus von monumentalem Außmaß gebaut werden, samt Helikopter Landeplatz auf Lenins Hand. Doch finanzielle Engpässe stoppten dieses Vorhaben, sodass sich lange Zeit ein Schwimmbad befand, bevor der Bau der Kathedrale entschieden wurde. Bei einem Rundgang um das Neujungfrauen Kloster wurde uns die Bedeutung der Strelitzen erklärt, nicht zu verwechseln mit den heimischen Blumen Strelitzien. Im anschließenden Friedhof konnte man das Grab von Jelzin anschauen. Spöttisch sagen die Russen, dass dieses Grab aussehe wie eine Leber...
Nach dem Mittagessen mitsamt Verkostung eines Meerettich Vodkas, fuhr man zur berühmten Tretjakow Galerie. Der Kaufmann und Kunstsammler Pawel Tretjakow schenkte Moskau seine Gemälde, die unter anderem Werke von Repin umfasst. Nach einer Führung stärkte sich die Gruppe zu Abend, bevor ein erster Einblick in die Moskauer Metro möglich war. Das Ziel war der „Gorki Park", bekannt vor allem durch das Scorpions Lied "Wind of Change". Bei angenehmen Temperaturen mischte man sich unter die Moskauer, flanierte durch den Park und sah den Einheimischen beim Tanzen zu , bevor es wieder ins Hotel ging.

09.06.2019 Moskau – Fahrt mit dem Nachtzug nach Kasan


Am nächsten Morgen ging es nach einem späten Frühstück ausgeruht mit dem Bus zum Moskauer Kreml. Über die Dreifaltigkeitsbrücke, die schon Napoleon nutzte, gelangte man in den Kreml, wo zuerst das Präsidium von Außen begutachtet wurde. Vorbei an der Zaren Kanone ging es in die Erzengel-Michael-Kathedrale. Hier ruhen zum Beispiel die Familie Romanows oder Iwan der Schreckliche. Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale hebt sich durch ihren italienischen Renaissance Einfluss deutlich von den anderen Kirchen ab. Hier wurden lange Zeit die Patriachen geweiht und war dadurch das religiöse Zentrum des Landes. Nach der Erkundungstour ließ man sich im kühlen Schatten des Parks zum Kaffeetrinken nieder. Fürstlich gespeist wurde m Restaurant „LaDuree", gegenüber vom GUM gelegen. Vor allem das prunkvolle Interieur des Restaurants konnte begutachtet werden. Im Anschluss ging es hinunter in die Metro um die prunkvollen Paläste unter Tage genauer in Augenschein zu nehmen. Jede Station ist dabei ein Unikat und beschäftigt sich mit einem bestimmten Thema. So sahen wir die Stationen Kiewskaja (Thema der Freundschaft mit der Ukraine) und Belorusskaja (Verbindung mit Weißrussland). Arbatskaja, gelegen unter dem Verteidigungsministerium, besticht vor allem durch die Verbindung von rotem und weißen Marmor. Hier kamen wir wieder ans Tageslicht um auf der berühmten Straße des alten Arbat zu flanieren und einige Souvenirs zu erstehen, bevor es mit dem Bus zum berühmten Kaufhaus GUM ging. Bei den heißen Temperaturen versorgten sich die meisten Reisenden mit dem typischen Russischen Eis, bevor noch Zeit blieb durch den Sarjadje-Park besuchen. Gelegen an der Moskwa kann man hier alle sieben Vegetationsformen erleben und entlang der Moskwa spazieren. Das Abendessen wurde im Pushkin Haus eingenommen, bevor die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn auf dem Programm stand. Aufgeregt bestieg man den halben Kilometer langen Zug, der uns über Nacht nach Kasan bringen sollte. Nachdem jeder sein Abteil gefunden hatte, konnte man das WLAN testen oder russischen Tee mit den Mitreisenden trinken, bevor man beim Klackern der Räder in den Schlaf fiel.

10.06.2019 Kasan


Gut ausgeruht kam man in Kasan, der 1,2 Million großen Stadt an der Wolga am Morgen an. Es fiel sofort die angenehme Ruhe auf, sodass man ohne Hektik sich vor allem dem Kasaner Kreml widmete. Dieser ist größtenteils in Weiß gehalten und beinhaltet unter anderem neben der Ishaak-Kul Moschee, die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale. Ein Zeichen für die friedliche Koexistenz von Christen und Muslimen in der Stadt und der Republik Tatarstan, in der Region die Muslime sogar die Bevölkerungsmehrheit stellen. Des Weiteren wurde der Schiefe Turm und der Erlöser-Turm angeschaut. Essen nahm man in einem tatarischen Restaurant an, bevor man bei der anschließenden Stadtrundfahrt den Kessel am Ufer der Kasanka anschaute. Dieser dient als Standesamt und zeigt das Wappentier von Tartastan, dem Schneeleopard, sowie das Tier von Kasan, dem Drachen. Eine Vielzahl von Sportarenen entstand in den letzten Jahren, vor allem die Kazan Arena, mit der größten LED Wand in Europa, bleibt den Deutschen Fussballfans wohl in negativer Erinnerung. Nachdem man einen Stopp am Puppentheater einlegte stärkte man sich in der Tatarischen Siedlung, in der uns unsere örtliche Reiseleiterin viel über die tatarischen Traditionen näherbrachte. So sind die Häuser der Tataren im Gegensatz zu den meisten russischen Häusern sehr farbenfroh gestaltet. Löcher im Gartentor lassen darauf schließen, dass in diesem Haus noch ein unverheiratetes Mädchen lebt. Bei einem Spaziergang entlang des Wildschweinsees ließen wir den Abend ausklingen.

11.06.2019 UNESCO–Welterbe Swijaschk


Heute Stand ein Ausflug zum UNESCO-Welterbe Swijaschk auf dem Programm. Dieses liegt ca. 60 km von Kasan entfernt in unmittelbarer Nähe zur Wolga und wurde durch Iwan den IV. in Auftrag gegeben um Kasan von hier aus einzunehmen. Auf dem Weg dorthin wurde der Tempel der Kulturen angeschaut, der auf private Initiative eines Künstlers entstand. Angekommen in Swijaschk besichtigte man die St.-Sergius-Kirche und die Dreifaltigkeitskirche. Bei den heißen Temperaturen erfrischte man sich bei frisch gezapftem Kwas. Dies ist ein vergorendes Getränke auf Brot-Basis. Nach dem Mittag ging es für einen Großteil der Gruppe noch ins Raif-Kloster, das vor den Toren Kasans liegt. Dieses gehört zu den reichsten Klöstern des Landes und beinhaltet unter anderem die Dreifaltigkeits-Kathedrale. Bei einem gesegneten Mineralwasser konnte man mit Blick auf den See sich ein wenig erholen, bevor es zurück zum Abendessen ins Hotel ging.

12.06.2019 UNESCO Weltkulturerbe Bolgar


Der letzte volle Tag stand leider bereits auf dem Programm. Nach dem Frühstück fuhren wir zum UNESCO-Weltkulturerbe Bolgar. Die Wolga-Bulgaren errichteten am Ufer der Wolga eine Festung, die wohl seit dem 7. Jahrhundert existierte und seine Blütezeit während der „Goldenen Horde" im 13. Jahrhundert erreichte. Die gesamte Anlage umfasst neben dem sehenswerten Museum, durch das wir geführt wurden, eine stattliche Anzahl an antiken Baudenkmälern. Dazu zählen zwei Mausoleen, der Khan's Palast und die Mariä-Entschlafens-Kirche. In einem Museum, das wie eine Moschee aussieht, ist der größte Koran der Welt aufbewahrt. Nachdem man sich gestärkt hatte, besuchte man noch die 2013 gebaute „Weiße Moschee", bevor man sich auf den Rückweg nach Kasan machte. Bei einem letzten Abendessen und Abschiedsvodka, hatte man sogar noch das Glück von der Hotel-Terrasse das Feuerwerk für den „Tag Russlands" anschauen zu können. Bei einem Abschieds-Getränk an der Bar, wertete man die gesamte Reise aus.

13.06.2019 Rückreise nach Deutschland


Ein letztes Mal ging es über russische Straße zum eine Stunde entfernten Flughafen von Kazan, von wo aus wir über Moskau die Heimreise nach Deutschland antraten.

Ich hoffe Ihnen hat die Reise genauso viel Spaß bereitet wie mir. Vor allem Kasan, das ich persönlich nicht kannte, war sehr interessant, wenn auch vollkommen anders als St. Petersburg und Moskau. 
Bleiben Sie so reisefreudig wie sie sind, aber da mache ich mir keine großen Sorgen... Es würde mich freuen Sie bald wieder auf einer Eberhardt-Reise begrüßen zu dürfen.
Ihr Philipp Sonntag

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