Reisebericht: Städtereise St. Petersburg – Russlands Zarenmetropole an der Newa

24.06. – 29.06.2015, 6 Tage Städtereise St. Petersburg mit Flug: Winterpalais – Eremitage – Peterhof – Katharinenpalast mit Bernsteinzimmer in Puschkin


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Die Mischung von europäischer Prägung mit russischer Seele machen St.Petersburg so einzigartig. Das in dieser Stadt auch die Nacht im wahrsten Sinne des Wortes zum Tag wird, konnten wir live während unseres Besuches erleben.
Ein Reisebericht von
Hans-Joachim Trutz
Hans-Joachim Trutz

1.Tag, 24.06.2015 – Anreise nach St.Petersburg

Am frühen Mittwochmorgen, per Haustürtransfer abgeholt, trafen sich mit leichter Verspätung alle Reisegäste im Terminal A des Flughafen Berlin-Schönefeld und checkten gleich für unseren Flug nach St.Petersburg ein. Nach Klärung des richtigen Abfluggates startete dann pünktlich die Maschine der Aeroflot und brachte uns sogar überpünktlich in die nördlichste Millionenmetropole.
Angekommen hieß es dann trotz langer Warteschlangen "Bitte recht freundlich..." an der Passkontrolle und schon wurden wir ganz herzlich von Katharina, unserer örtlichen Reiseleiterin, empfangen.
Mit dem Bus ging es zu unserem Hotel, welches sich genau in der Mitte der mit 10 Kilometern längsten Strasse St.Petersburg - Moskowskie Prospekt - befand. Nur 4 Metrostationen oder ganze 10 Minuten Fahrzeit entfernt vom Broadway der Stadt, dem Newski Prospekt = ideal gelegen für eigene Erkundungen.
Kurz frisch gemacht wurde dann Geld in der nah gelegenen Bank getauscht, die nähere Umgebung beschnuppert und das Abendessen im Hotel genossen.
Also beste Voraussetzungen für die anstehende Eroberung der einstigen Zarenstadt. Alle waren sehr gespannt darauf, was sie für uns bereit halten würde.
Alles begann damit, das erst einmal die Nacht zum Tag gemacht wurde und wir verstanden, was es heißt, "Weisse Nächte" in St.Petersburg zu erleben...

2.Tag, 25.06.2015 – Stadtrundfahrt mit Peter–und–Paul–Festung

Nach einem reichhaltigem Frühstück starteten wir um 09.00 Uhr zur Stadtrundfahrt.
1703 errichtete Peter der Große auf sumpfigem Gebiet nach dem Vorbild von Amsterdam St.Petersburg. Er baute es innerhalb kurzer Zeit zu einem repräsentativen Machtzentrum und schließlich 1712 auch zur Hauptstadt seines Reiches aus. Mehrmals wechselte der Namen. Aus St.Petersburg wurde Petrograd, dann Leningrad und schließlich wieder St.Petersburg. Die Einwohner nennen ihre Stadt liebevoll "Piotr". Namensgeber der Stadt war übrigens nicht Peter der Große, sondern der "Heilige Petrus".
Unsere Stadtrundfahrt führte uns vom Hotel ins Zentrum der Stadt. Entlang am Ufer der "Fontanka" sowie dem Newski Prospekt gings über die Newa auf die Wassiljewski Insel. Wahrzeichen der Insel und der gesamten Stadt ist die goldene, 122 Meter hohe Turmnadel der Kathedrale. Wir besuchten auch die Kathedrale, in der alle Zaren der Romanows ab der zweiten Hälfte des 18.Jh. begraben sind, auch Alexander II und seine Gattin. Diese herausstechenden Gräber aus rotem massivem Marmor wiegen jeweils beachtliche sechs Tonnen.
Bei der ersten Stippvisite durfte auch ein Fotostopp an der Auferstehungskirche und Issaks
Kathedrale nicht fehlen. Danach holten wir uns in der Anfang des 18.Jh. im Barockstil erbauten Nikolskie Kirche den Segen vom Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer und Reisenden.
Im Laden "Venedig des Nordens", genau an der Stelle in St.Petersburg, wo man 7 Brücken gleichzeitig sehen kann, machten wir eine kleine Pause, bevor wir nun das Verkehrsmittel wechselten.
Jetzt war Metro fahren angesagt. An der Station "Admiralitätskaja" ging es 100 Meter per endlos langer Rolltreppe hinab zur tiefsten Metrostation in St. Petersburg. Überhaupt gilt die russische Metro als die tiefste U-Bahn der Welt. Wir fuhren zur Umstiegsstation in die "rote Linie", wo die schönsten und ältesten Metrostationen zu finden sind. Jede Station gleicht hier einem kleinen Palast und lädt zur Besichtigung ein. Auch wir wurden zu Wiederholungstätern tief unter der Erde St.Petersburgs.
Kurz nach Mitternacht begaben wir uns dann auf eine Lichterfahrt. Wir erlebten die Stadt im strahlenden Glanz und ein Hauch Romantik überkam uns. Ab 01:25 Uhr werden die Brücken der Stadt geöffnet, um den Weg für die großen Schiffe frei zu machen, die von der Ostsee die Newa hineinfahren und sogar bis Moskau Waren transportieren. An der Palastbrücke, der zuerst geöffneten Brücke, beobachten wir genaustens die Brückenöffnung. Kaum zu glauben, das jeder Brückenflügel fast 700 Tonnen wiegt. Die Stadt war herrlich illuminiert und wirkte so imposant, das wir auf dieses verzaubende Erlebnis mit einem Glas Wodka "anstoßen mußten".
Anschließend fuhren wir entlang weiterer geöffneter, beleuchteten Brücken zum ebenfalls toll angestrahltem Smolny Kloster und waren gegen 02:45 Uhr müde zwar, dafür sehr zufrieden zurück im Hotel.

3.Tag, 26.06.2015 – Eremitage, Bootsfahrt und Erlöserkirche

Nach einer kurzen Nacht erlebten wir heute das beeindruckende Zusammenspiel von architektonischer Schönheit, Wasser und Weitläufigkeit.
Wir beginnen mit dem größten Museum Europas - der Eremitage. Am Eingang erstreckt sich der große Palastplatz mit der 47,5 Meter hohen Alexandersäule, dem höchsten Monument seiner Art auf der Welt. In verschiedenen Gebäuden, der kleinen Eremitage, über die große Eremitage und das Winterschloss, erhalten wir geballte Kunst, von Katharina bestens beschrieben. Beeindruckt sind wir nicht nur von den wertvollen Exponaten, sondern auch von der architektonischen Pracht und der Liebe zum Detail, wie dem Parkettfußboden. Er besteht aus 16 verschiedenen Holzarten und ist in jedem Zimmer unterschiedlich gestaltet.
Insgesamt beherbergt die Eremitage fast 3 Millonen Exponate - eine stolze Sammlung in einer stolzen Stadt.
Nach dieser umfangreichen Führung brauchten wir eine Pause. Genau der richtige Moment für eine Bootsfahrt auf der zwar nur 74 Kilometer langen, dafür wasserreichen Newa sowie durch die Kanäle der Stadt. Von hier aus ergaben sich wieder ganz neue, interessante Perspektiven und wir verstanden, warum man die Stadt auch Venedig des Nordens nennt. Mit einem Glas Shampanskoje und russischem Konfekt genossen wir die Fahrt, ließen die Seele baumeln und sogar die Sonne blinzelte auf uns und St. Petersburg.
Wieder festen Boden unter den Füssen wartete bereits ein weiteres Highlight -die Auferstehungs-oder Erlöser-oder Blutskirche, wie die Einheimischen sie nennen- auf uns. Sie steht an jener Stelle, wo 1881 ein Attentat auf den Zaren Alexander II verübt wurde. Die Kirche ist eine der wenigen Beispiele für altrussische Architektur in der Stadt und erinnert von außen an die Moskauer Bassilius Kirche. Der Unterschied ist: Sie wurde erst 500 Jahre später -1907- eingeweiht und diente nie sakralen Zwecken. Heute ist die Kirche ein Museum und im Inneren auf 7000 Quadratmetern mit zauberhaften Mosaiken ausgestattet. Einfach nur schön...
Ein abwechslungsreicher Tag geht zu Ende und es scheint, als träumten wir - so viele bezaubernde Eindrücke hatten wir schon erhalten. Oder war es nur die Müdigkeit, die sich nun nach und nach bemerkbar machte und Traum und Wirklichkeit verschwimmen läßt?

4.Tag, 27.06.2015 – fak. Ausflug nach Peterhof und Kronstadt

Im Mittelpunkt unseres heutigen fakultaiven Ausfluges stand der berühmte Peterhof am finnischen Meerbusen.
1704 ließ Peter der Große hier auf einer Fläche von 300 Hektar einen ganzen Komplex aus Schlössern und Palästen bauen, umgeben von riesigen Parkanlagen mit beeindruckenden Fontänen, Wasserspielen, Kaskaden und Brunnen.
Nach einer erstaunlich kurzen Wartezeit vor dem Zarenpalast eröffnete sich uns die Prunk- und Prachtwelten Peter des Großen. Der Vergleich zu Versailles aber auch Sanssouci drängt sich unweigerlich auf. Auge und Verstand sind schlicht überfordert angesichts der Fülle und Pracht, die wir erleben durften. Original erhaltene Parkette, seidene Tapeten, Kunst-und Gebrauchsgegenstände aus edelsten Materialien lassen uns immer wieder erstaunen. Die großzügig angelegten Parks, Wasserspiele und Kaskaden verbinden das große Palais mit der Ostsee und dem Schloss "Mon Plaisir" - dem Lieblingsschloss Peter des Großen. Wir gönnten uns einen Spaziergang bei jetzt strahlendem Sonnenschein und bestaunten das Spiel der Fontänen und Brunnen mit goldenen Figuren und Verzierungen.
Übrigens stammt das Wasser der 200 Fontänen, nicht wie man annehmen könnte, aus dem finnischem Meerbusen, sondern aus unterirdischen Quellen, die von nahegelegenen Erhebungen ohne Pumpen oder andere technische Hilfsmittel nur auf Grund des Höhenunterschiedes über einen Kanal in den Peterhof gelangen.
Der Bummel durch den wunderschönen Park hatte allen so viel Appetit gemacht, um sich im nahgelegenem Restaurant " Alex Haus" an einem 4-Gänge-Menü zu laben.
Gestärkt fuhren wir weiter nach Kronstadt auf die Halbinsel Kotlin.
Hier beschloss Peter der Große wegen der strategischen Lage im November 1703 die erste russische Flotte zu gründen. Bis Anfang der 90 -iger Jahre war die Insel Sperrgebiet und Kronstadt geschlossene Stadt. Heute leben in der Stadt 46.000 Menschen  und es gibt keine Ampeln, da, wie Katharina zu berichten wußte, "die Autofahrer sehr rücksichtsvoll fahren...".
Wir fuhren zunächst zum Hafen und "erahnten" den legendären Kreuzer "Aurora", welcher sich hier einer Verjüngungskur unterzieht.
Abschließender Höhepunkt war der Besuch der orthodoxen Nikolaus-Marinen-Kirche. Auf einer 400 Meter langen gußeisernen Straße, welche mit ehemals 5 Kilometer Länge das längste Museum  der Stadt darstellte - jedoch während des 2. Weltkrieges zu Kanonen eingeschmolzen wurde - erreichten wir diesen architektonischen Kleinod. Sie war die einzige von ehemals 42 Kirchen der Stadt, welche nach der Oktoberrevolution nicht zerstört wurde.
Zu verdanken hatte sie das den bekannten Matrosen von Kronstadt. Sie beschützten "ihren Schutzpatron". Lange Zeit war sie -wie viele Kirchen zweckentfremdet- und mußte aufwendig rekonstruiert werden. Erst 2014 wurde sie wieder eröffnet und aktiv.
Das Besondere an ihr ist, dass man beim Betreten das Gefühl bekommt, die Kirche sei im Inneren größer als von Außen betrachtet. Ihre Schlichtheit wirkt wiederum so prachtvoll, dass sie sich nicht hinter der berühmteren Kirche in St. Petersburg verstecken muß. Für uns mehr als ein Grund sie als Motiv für unser Gruppenfoto , einer schönen Tradition von Eberhardt Travel folgend, festzuhalten.
Heute Abend stand kein gemeinsames Essen auf dem Programm. Also gab es auch dank der "Weißen Nacht" ausreichend Zeit, noch eigene Erkundungen in Angriff zu nehmen.

5.Tag, 28.06.2015 – Yussupow–Palast, Issaks Kathedrale und Puschkin

Ausgeschlafen, gut gelaunt und mit strahlendem Sonnenschein begaben wir uns zu Besuch in den Yussupow-Palast. Er gehörte einer der reichsten Familien des zaristischen Russlands - Siehe da - nicht nur der Zar nannte also prunkvolle Paläste sein eigen. Wir bestaunten die unterschiedlich gestalteten Salons im Obergeschoß und sogar ein eigenes Theater, in welchem noch heute Vorstellungen stattfinden, besitzt der Palast. Bekannt wurde er jedoch durch den Mord an dem Zarengünstling Rasputin. Im Untergeschoss ist an Hand von Wachsfiguren der Tathergang bildlich nachgestellt. Entscheidend war die Nacht des 17.Dezember 1916, in dieser wurde Rasputin hier durch mehrere Versuche getötet.
"Unsere weiteren Pläne" führten uns in die Issaks Kathedrale, der viertgrößten Kuppelkirche der Welt. Die Kirche ist 111 Meter lang, 97 Meter breit und 101,5 Meter hoch. Da der Boden hier sumpfig war, ruht dieses gewaltige Werk auf 24.000 Pfählen und tonnenschweren eisernen Rahmen. Die Bauzeit betrug 40 Jahre und 14.000 Menschen können in ihr am Gottesdienst teilnehmen. Herausragende Kunstwerke sind das bronzene Zarentor und das große Glasfenster des Altarraumes. Die Kirche verfügt außerdem über 112 Granitsäulen und eine halbe Tonne Gold wurden verbaut.
Nach der Mittagspause fahren wir etwas außerhalb der Großstadt nach Puschkin. Hier erwartete uns die älteste Sommerresidenz der Zaren - der Katharinenpalast mit dem legendären Bernsteinzimmer. Entlang der 300 Meter langgestreckten, blau-weiß und goldenen Fassade betraten wir den Eingang und mit Überschuhen zum Schutz des Parketes huschten wir durch die wiederum kunstvolle und reiche Architektur des Palastes. Jedes Zimmer war einem anderen Thema gewidmet und eins übertraf das andere. Gespannt waren alle auf das berühmte Bernsteinzimmer. Dieses Zimmer schenkte 1716 Friedrich Wilhelm der I. dem russischen Zaren und erhielt dafür 45 große russische Elitesoldaten. Erst Katharina die Große ließ es hier in den Palast einbauen. Während des 2. Weltkrieges wurde das Zimmer in das Königsberger Schloss gebracht und seitdem ranken sich viele Legenden über seinen gegenwärtigen Verbleib. An Hand von Schwarz-Weiß -Fotos wurden die unterschiedlichen Nuancen des "Goldes der Ostsee" erfaßt, um ein nahezu exaktes Duplikat dieses Kunstwerkes zu erschaffen. In dem eigentlich kleinen Raum sind 60 Tonnen Bernstein verarbeitet. Es ist ein besonderer Anblick und jeder, der es gesehen hat, bildet sich dazu seine eigene Meinung. 
Krönender Abschluß bildete der russische Abend im "Podvorje" (übersetzt = Am Hofe). Musiker spielten alte russische Weisen, animierten zum Mitsingen sowie Mitspielen und wir ließen uns typische Köstlichkeiten wie Borschtsch, Kohlroladen und Blinij schmecken. Natürlich durfte vor, während und nach dem Essen das Nationalgetränk - Wodka - nicht fehlen.
Ein lustiger Abend neigte sich so dem Ende...

6.Tag, 29.06.2015 – Heimreise

Noch sehr früh am Morgen klingelte heute der Wecker. Mit einem Lunchpaket ausgestattet fuhren wir zum neuen und modernen Flughafen Pulkowo und es heißt Abschied zu nehmen von unserem Busfahrer Walerie, unserer Reiseleiterin Katharina und von St.Petersburg. Wir checkten ein, lächelten ein letztes Mal, nach wiederum langem Warten, zur Paßkontrolle und stiegen in den Flieger der Aeroflot. Er brachte uns pünktlich und ruhig zurück nach Deutschland. In Berlin-Schönefeld angekommen,warteten schon die Transferfahrzeuge, um alle Gäste so schnell wie möglich nach Hause zu bringen.
Erlebnisreiche Tage mit vielen schönen Erinnerungen im Kopf und Fotos im Gepäck gingen zu Ende...
Liebe Reisegäste , für die Zukunft wünsche ich Ihnen das Allerbeste. Bitte bleiben Sie gesund,
damit Sie noch viele solche schönen Reisen machen können.
PS: Am Besten natürlich mit Eberhardt Travel
Ihr Joachim Trutz

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Kommentare zum Reisebericht

Die Reise und -Begleitung wird uns in angenehmer Erinnerung bleiben. Bei den Ausflügen nach Peterhof würde ich vorschlagen, dass man mit dem Tragflächenboot hinüber fährt und das Mittagessen lässt, damit man rechtzeitig vor dem Anschalten der Fontänen dort ist und die Schönheiten in Ruhe genießen kann. Analog war der Aufenthalt in Puschkin viel zu kurz, eine Besichtigung des Parks war somit nicht möglich, man könnte hier den Tagesablauf optimieren.

Regina Sonar
22.07.2015