Reisebericht: Städtereise St. Petersburg – Russlands Zarenmetropole an der Newa

08.07. – 13.07.2015, 6 Tage Städtereise St. Petersburg mit Flug: Winterpalais – Eremitage – Peterhof – Katharinenpalast mit Bernsteinzimmer in Puschkin


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Die Mischung von europäischer Prägung mit russischer Seele machen St.Petersburg so einzigartig. Das in dieser Stadt auch die Nacht im wahrsten Sinne des Wortes zum Tag wird, konnten wir live während unseres Besuches erleben.
Ein Reisebericht von
Hans-Joachim Trutz
Hans-Joachim Trutz

1.Tag, 08.07.2015 – Anreise nach St. Petersburg

Am frühen Mittwochmorgen, per Haustürtransfer abgeholt oder individuell angereist, trafen sich alle Reisegäste im Terminal A des Flughafens Berlin-Schönefeld. Wir checkten gleich gemeinsam für unseren Flug nach St.Petersburg ein. Die Maschine der Aeroflot startete leicht verspätet und brachte uns dafür pünktlich in die nördlichste Millionenmetropole.
Angekommen erwarteten uns lange Warteschlangen an der Passkontrolle und es hieß: "Bitte recht freundlich..." und schon wurden wir ganz herzlich von Tatjana, unserer örtlichen
Reiseleiterin, begrüßt.
Der Bus brachte uns anschließend zu unserem Hotel, welches sich genau in der Mitte der mit zehn Kilometern längsten Straße von St.Petersburg - dem Moskowskie Prospekt - befand. Nur vier Metrostationen oder ganze zehn Minuten Fahrzeit entfernt von der Prachtstraße der Stadt - dem Newski Prosekt = ideal gelegen für eigene Erkundungen.
Kurz frisch gemacht, tauschten wir Geld in der nah gelegenen Bank, beschnupperten die nähere Umgebung und genossen das Abendessen im Hotel.
Beste Voraussetzungen für die anstehende Eroberung der einstigen Zarenstadt. Alle waren schon sehr gespannt, was sie für uns bereit halten würde.
Alles begann damit, das erst einmal die Nacht zum Tag gemacht wurde und wir verstanden, was es heißt, "Weisse Nächte" in St.Petersburg zu erleben...

2.Tag, 09.07.2015 – Stadtrundfahrt mit Peter–und–Paul–Festung

Nach einem reichhaltigem Frühstück starteten wir um 09.00 Uhr zur Stadtrundfahrt.
1703 errichtete Peter der Große auf sumpfigen Gebiet nach dem Vorbild von Amsterdam St.Petersburg. Er baute es innerhalb kurzer Zeit zu einem repräsentativen Machtzentrum und im Jahre 1712 auch zur Hauptstadt seines Reiches aus. Mehrmals wechselte der Namen. Aus St.Petersburg wurde Petrograd, dann Leningrad und schließlich wieder St.Petersburg. Die Einwohner nennen ihre Stadt liebevoll "Piter". Namensgeber der Stadt war übrigens nicht Peter der Große, sondern der "Heilige Petrus".
Unsere Stadtrundfahrt führte uns vom Hotel ins Zentrum von St.Petersburg. Entlang am Ufer der "Fontanka" sowie dem Newski Prospekt ging es über die Newa auf die Wassilijewski Insel zu einem ersten Fotostopp.
Anschließend holten wir uns in der Anfang des 18.Jh. im Barockstil erbauten Nikolskie Kirche den Segen vom Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seeleute und Reisenden. Im Laden "Venedig des Nordens", genau an der Stelle in St.Petersburg, wo man 7 Brücken gleichzeitg sehen kann, machten wir eine kleine Pause, bevor wir mit Fotostopp an der Issaks Kathedrale zu einem Wahrzeichen der Stadt - der Peter-und-Paul-Festung- fuhren. Prägend ist die goldene 122 Meter hohe Turmnadel der höchsten Kathedrale Russlands. Natürlich besuchten wir auch die Kathedrale, in der alle Zaren der Romanows ab der zweiten Hälfte des 18.Jh. begraben sind, auch Alexander II und seine Gattin. Diese herausstechenden Gräber aus rotem massiven Marmor wiegen jeweils beachtliche sechs Tonnen.
Nun wechselten wir das Verkehrsmittel. Jetzt war "Metro fahren" angesagt.
Dass die russische Metro als die tiefste U-Bahn der Welt gilt, davon kann man sich in St.Petersburg am Besten an der Station "Admiralitätskaja" selbst überzeugen. Hier gelangt man per endlos langer Rolltreppe hinab zur mit 100 Meter tiefsten Metrostation der Stadt.
Die schönsten und ältesten Metrostationen sind auf der "roten Linie" zu finden. Jede Station gleicht hier einem kleinen Palast und lädt zur Besichtigung ein. Auch wir wurden zu Wiederholungstätern tief unter der Erde von St.Petersburg. Deshalb testete ein Teil unserer Reisegruppe diese Linie und kürte die Station "Artowo" zur schönsten Station. Sie muß man einfach gesehen haben. Wer es nicht glauben sollte, dem kann ich nur empfehlen - "einsteigen und losfahren".
Wiederum ein anderer Teil der Reisegruppe absolvierte den künstlerischen Teil des heutigen Tages. Sie besuchten im Rahmen des Sommerfestivals im Eremitage Theater eine Vorstellung des Ballettes "Schwanensee". Genau die richtige Einstimmung für den morgigen Tag...

3.Tag, 10.07.2013 – Eremitage, Yussupow–Palast und Bootsfahrt

Mit einer Stunde mehr Schlaf und somit gut ausgeschlafen erlebten wir heute das beeindruckende Zusammenspiel von architektonischer Schönheit, Wasser und Weitläufigkeit.
Wir begannen mit dem größtem Museum Europas - der Eremitage. Am Eingang erstreckt sich der große Palastplatz mit der 47,5 Meter hohen Alexandersäule, dem höchsten Monument seiner Art auf der Welt. In verschiedenen Gebäuden, der kleinen Eremitage, über die große Eremitage und das Winterschloss erhielten wir geballte Kunst, von Tatjana bestens beschrieben.
Beeindruckt sind wir nicht nur von den wertvollen Exponaten, sondern auch von der architektonischen Pracht und Liebe zum Detail, wie dem Parkettboden. Er besteht aus 16 verschiedenen Holzarten und ist in jedem Zimmer unterschiedlich gestaltet.
Insgesamt beherbergt die Eremitage fast 3 Millionen Exponate oder anders ausgedrückt:
Wenn man vor jedem Exponat nur eine Minute verweilt, dann hat man nach 11 Jahren alle gesehen. Eine stolze Sammlung in einer stolzen Stadt.
Die Eremitage verlassend, empfing uns starker Regen. Der beste Grund gleich noch dem Yussupow-Palast einen Besuch abzustatten. Er gehörte einer der reichsten Familien des zaristischen Russlands. Siehe da, nicht nur der Zar nannte also prunkvolle Paläste sein eigen.
Wir bestaunten die unterschiedlich gestalteten Salons im Obergeschoß und sogar ein eigenes Theater, in welchem noch heute Vorstellúngen stattfinden, besitzt der Palast. Bekannt wurde er jedoch durch die Ermordung des Zarengünstling Rasputin. Im Untergeschoss ist an Hand von Wachsfiguren der Tathergang bildlich nachgestellt. Entscheidend war die Nacht des 17. Dezember 1916, in welcher Rasputin hier durch mehrere Versuche getötet wurde.
Nach diesen umfangreichen Kunsterlebnissen brauchten wir etwas Erholung. Darüberhinaus hatte es auch aufgehört zu regnen. Genau der richtige Zeitpunkt für eine Bootsfahrt auf der zwar nur 74 Kilometer langen, dafür wasserreichen Newa sowie durch die Kanäle der Stadt.
Von hier aus ergaben sich wieder ganz neue, interessante Perspektiven und wir verstanden, warum man die Stadt auch "Venedig de Nordens" nennt. Mit einem Glas Shampanskoje und russischem Konfekt genossen wir die Fahrt, ließen die Seele baumeln und sogar die Sonne blinzelte auf uns und St.Petersburg.
Doch noch war nicht Schluss für heute.
Kurz nach Mitternacht begab sich dann der größte Teil der Reisegruppe auf eine Lichterfahrt.
Wir erlebten die Stadt im strahlendem Glanz und ein Hauch Romantik überkam uns. Ab 01:25 Uhr werden die Brücken der Stadt geöffnet, um den Weg für die großen Schiffe frei zu machen, die von der Ostsee in die Newa hineinfahren und sogar bis Moskau Waren transportieren. Zwischen Leutnant-Schmidt- und Palast-Brücke, an den zuerst geöffneten Brücken, beobachteten wir genaustens die Brückenöffnung. Kaum zu glauben, das z.B. jeder Brückenflügel der Palast-Brücke fast 700 Tonnen wiegt. Anschließend fuhren wir entlang weiterer geöffneter, beleuchteter Brücken zum ebenfalls toll angestrahltem Smolny Kloster und waren gegen 02:50 Uhr müde zwar, dafür sehr zufrieden zurück im Hotel.

4.Tag, 11.07.2015 – fak. Ausflug nach Peterhof und Kronstadt

Nach einer kurzen Nacht stand im Mittelpunkt unseres heutigen fakultativen Ausfluges der berühmte Peterhof am finnischen Meerbusen.
1704 ließ Peter der Große hier auf einer Fläche von 300 Hektar einen ganzen Komplex aus Schlössern und Palästen bauen, umgeben von riesigen Parkanlagen mit beeindruckenden Fontänen, Wasserspielen, Kaskaden und Brunnen. 
Nach einer erstaunlich kurzen Wartezeit vor dem Zarenpalast eröffnete sich uns die Prunk- und Prachtwelten Peter des Großen. Der Vergleich zu Versailles drängte sich unweigerlich auf.
Auge und Verstand waren schlicht überfordert angesichts der Fülle und Pracht, die wir erleben durften. Original erhaltene Parkette, seidene Tapeten, Kunst-und Gebrauchsgegenstände aus edelsten Materialien ließen uns immer wieder erstaunen.
Die großzügig angelegten Parks, Wasserspiele und Kaskaden verbinden das große Palais mit der Ostsee und dem Schloss "Mon Plaisir" - dem Lieblingsschloss Peter des Großen.
Wir gönnten uns einen Spaziergang und bestaunten das Spiel der Fontänen und Brunnen mit goldenen Figuren und Verzierungen.
Übrigens stammt das Wasser der 200 Fontänen nicht, wie man annehmen könnte, aus dem finnischen Meerbusen, sondern aus unterirdischen Quellen, die von nahegelegenen Erhebungen ohne Pumpen oder andere technische Hilfsmittel nur auf Grund des Höhenunterschiedes über einen Kanal in den Peterhof gelangen.
Der Bummel durch den wunderschönen Park hatte allen so viel Appetit gemacht, um sich in dem in der Nähe befindlichen Restaurant "Alex Haus" an einem 4-Gänge-Menü zu laben.
Gestärkt fuhren wir weiter nach Kronstadt auf die Halbinsel Kotlin.
Hier gründete Peter der Große wegen der strategischen Lage im Mai 1704 Kronstadt - die wichtigste baltische Festung Russlands. Während des Baues kamen 8000 Pferde ums Leben, wieviele Menschen ihr Leben lassen mussten, wurde nicht festgehalten.
Bis Mitte der 90-iger Jahre war die Insel Sperrgebiet und Kronstadt geschlossene Stadt. Heute leben in der Stadt 46.000 Menschen, es gibt keine Ampeln und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, die Zeit ist hier vor 30 Jahren stehen geblieben...
Beim Stadtbummel kamen wir auch am Hafen vorbei und "erahnten" den legendären Kreuzer "Aurora", welcher sich hier einer Verjüngungskur unterzieht.
Abschließender Höhepunkt war der Besuch der orthodoxen Nikolaus-Marinen-Kirche. Sie ist mit über 70 Meter eine der größten orthodoxen Kirchen der Welt und der Heiligen Sophia in Konstantinopel nachgebildet.
Auf einer 400 Meter langen gußeiseren Straße, welche mit ehemals 5 Kilometer Länge das längste Museum der Stadt darstellte, jedoch während des 2. Weltkrieges zu Kanonen eingeschmolzen wurde, gelangt man zu diesem architektonischen Kleinod.
Sie war die einzige von ehemals 42 Kirchen der Stadt, die nach der Oktoberrevolution nicht zerstört wurde. Zu verdanken hat sie das den bekannten Matrosen von Kronstadt. Diese beschützten "Ihren Schzupatron". Lange Zeit war sie - wie viele Kirchen - zweckentfremdet und mußte aufwendig rekonstriert werden. Erst 2014 wurde sie wieder eröffnet und aktiv.
Das Besondere an ihr ist, dass man beim betreten das Gefühl bekommt, die Kirche sei im Inneren größer als von Außen betrachtet. Ihre Schlichtheit wirkt wiederum so prachtvoll, dass sie sich nicht hinter der berühmteren Kirche in St.Petersburg verstecken muss.
Zurück im Hotel stand heute kein gemeinsames Abendessen auf dem Programm. Also gab es auch Dank der "Weißen Nacht" ausreichend Zeit, noch eigene Erkundungen in Angriff zu nehmen.

5.Tag, 12.07.2015 – Issaks Kathedrale, Erlöserkirche und Puschkin

Da die Museen und Kirchen erst um 11.00 Uhr öffnen, starteten wir ausgeschlafen und gut gelaunt zur Besichtigung der Issaks Kathedrale, der viertgrößten Kuppelkirche der Welt.
Die Kirche ist 111 Meter lang, 97 Meter breit und 101,5 Meter hoch. Da hier der Boden sehr sumpfig war, ruht dieses gewaltige Werk auf 24.000 Pfählen und tonnenschweren eisernen Rahmen. Die Bauzeit betrug 40 Jahre und 14.000 Menschen können in ihr am Gottesdienst teilnehmen. Herausragende Kunstwerke sind das bronzene Zarentor und das Glasfenster des Altarraumes. Die Kirche verfügt außerdem über 112 Granitsäulen und eine halbe Tonne Gold wurden hier verbaut.
Und schon wartete bereits das nächste Highlight - die Auferstehungs- oder Erlöser- oder Blutskirche, wie die Einheimischen sie nennen - auf uns.
Sie steht an jener Stelle, wo 1881 ein Attentat auf den Zaren Alexander II (dem Befreier-Zar) verübt wurde. Die Kirche ist eine der wenigen Beispiele für altrussische Architektur in der Stadt und erinnert von außen an die Moskauer Bassilius Kirche. Der Unterschied "macht's":
Sie wurde erst 500 Jahre später -1906- eingeweiht und diente nie sakralen Zwecken. Heute ist die Kirche ein Museum, im Inneren auf 7000 Quadratmetern mit zauberhaften Mosaiken ausgestattet und wie wir Sachsen sagen: "Rischtsch e bissl scheen..."
Nach der Mittagspause fuhren wir 25 Kilometer außerhalb der großen Stadt nach Puschkin. 
Hier besuchten wir die älteste Sommerresidenz der Zaren - den Katharinenpalast mit dem legendären Bernsteinzimmer.
Entlang der 300 Meter langgestreckten, blau-weiß und goldenen Fassade betraten wir den Eingang und mit Überschuhen zum Schutze des Parketes huschten wir durch die wiederum kunstvolle und reiche Architektur des Palastes. Jedes Zimmer war einem anderem Thema gewidmet und eins übertraf das andere.
Gespannt waren alle auf das berühmte Bernsteinzimmer. Dieses Zimmer schenkte 1716 Friedrich Wilhelm der I. dem russischen Zaren und erhielt dafür 45 große russische Elitesoldaten. Erst Katharina die Große ließ es hier in den Palast einbauen. Während des 2. Weltkrieges wurde das Zimmer in das Königsberger Schloss gebracht und seitdem ranken sich viele Legenden über seinen gegenwärtigen Verbleib. An Hand von Schwarz-Weiß-Fotos wurden die unterschiedlichen Nuancen des "Goldes der Ostsee" erfaßt, um ein nahezu exaktes Duplikat dieses Kunstwerkes zu schaffen. In dem eigentlich kleinen Raum sind 60 Tonnen Bernstein verarbeitet. Es ist ein besonderer Anblick und jeder, der es gesehen hat, kann sich dazu seine eigene Meinung bilden.
Krönender Abschluß bildete der russische Abend im "Podvorje"(übersetzt: "am Hofe"). Musiker spielten alte russische Weisen, animierten zum Mitsingen sowie Mitspielen und wir ließen uns typische Köstlichkeiten wie Borschtsch, Kohlroladen und Blinj schmecken. Natürlich durfte vor, während und nach dem Essen das Nationalgetränk -Wodka- nicht fehlen.
Ein lustiger Abend neigte sich so dem Ende...

6.Tag, 13.07.2015 – Heimreise

Noch sehr früh am Morgen klingelte heute der Wecker.
Mit einem Lunchpaket ausgestattet, fuhren wir zum neuen und modernen Flughafen Pulkowo. Es hieß, Abschied zu nehmen von unseren netten Gastgebern und von St.Petersburg.
Wir checkten ein, lächelten ein letztes Mal zur Passkontrolle und stiegen in den Flieger der Aeroflot. Er brachte uns pünktlich und sicher zurück nach Deutschland. In Berlin-Schönefeld warteten schon die Transfahrzeuge, um die Gäste so schnell wie möglich nach Hause zu bringen.
Erlebnisreiche Tage mit zahlreichen schönen Erinnerungen im Kopf und Fotos im Gepäck gingen viel zu schnell zu Ende...
Liebe Reisegäste, für die Zukunft wünsche ich Ihnen das Allerbeste. Bitte bleiben Sie gesund, damit Sie noch viele solche schönen Reisen machen können.
PS: Am Besten natürlich mit Eberhardt Travel
Ihr Joachim Trutz

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