Reisebericht: Studienreise Russland: Transsib von Moskau an den Baikalsee

23.06. – 08.07.2019, 16 Tage Rundreise in Russland mit der Transsibirischen Eisenbahn: Moskau – Kasan – Wolga – Jekaterinburg – Ural – Omsk – Irtysch – Nowosibirsk – Ob – Krasnojarsk – Jenissei–Stausee – Irkutsk – Baikalsee – Listwjanka


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
23.06. - 08.07.2019, 16 Tage Rundreise
Eine Reise auf der Transsibirischen Eisenbahn. Was erwartet uns - ein Abenteuer, endlose Weiten, grüne Landschaften der Taiga und Steppe, Bekanntschaften mit fremden Menschen, das russische Alltagsleben, neue Erfahrungen und Erkenntnisse. Wir sind neugierig.
Ein Reisebericht von
Prof. Dr. Magda-Viola Hanke

1. Tag, Sonntag 23.06.2019: Flug nach Moskau

Unsere Reisegruppe ist nicht allzu groß. Wir sind bereit für das Abenteuer auf der Transsib und wir wollen den Baikal sehen. Ab Berlin-Schönefeld fliegen wir nach Moskau-Sheremetyevo, wo uns unsere örtliche Reiseleiterin Lada empfängt. Ein Bus bringt uns in das Hotel „Holiday Inn Express Moscow Paveletskaya". Am Nachmittag wird dann unsere Reisegruppe noch etwas anwachsen durch Gäste, die aus Düsseldorf anreisen. Nach dem Abendessen wollen wir eine erste Bekanntschaft mit Moskau und Russland machen. Das Hotel liegt günstig, man kann direkt mit der grünen Metrolinie vom Paveleckij Bahnhof zur Station Teatral'naja fahren. Von dort führt uns der Weg zunächst in den Alexandergarten, zur Flamme des Unbekannten Soldaten an der Kremlmauer, und dann hinauf auf den Roten Platz. Wir sehen das Historische Museum, das majestätische Kaufhaus GUM, das Leninmausoleum und die Basiliuskathedrale, die 1561 zur Erinnerung an den Sieg über die Tataren bei Kazan' gebaut wurde. Es ist ein ergreifendes Gefühl, hier mitten auf dem Platz zu stehen, der gleich an den Kreml grenzt, auf dem Geschichte geschrieben wurde und der auch an diesem Abend voller Menschen ist, Gäste aus aller Welt und viele Einheimische. Wir bestaunen die Kremlmauern mit den vielen Türmen und Zinnen und sind ergriffen von der architektonischen Schönheit dieses Ortes. Von hier aus gehen wir hinab zum Ufer der Moskva, zum Park Zarjadja und der schwebenden Brücke, wo man einen wunderbaren Ausblick auf das geschäftige Treiben am Fluss hat. Als es dann dunkler wird und die Beleuchtung im GUM angezündet wird, werfen wir noch einen Blick in das größte Kaufhaus des Landes und kaufen ein Eis, hergestellt in alter Tradition des Sowjetlandes. Noch einen Abstecher durch die wunderschön illuminierte Nikol'skaja Straße und zurück zu unserem Hotel. Die Fahrt mit der Metro erscheint kompliziert, ist es aber eigentlich nicht, eher wohl organisiert. Die Bahnhöfe wirken wie geputzt und gut aufgeräumt. Der erste Tag unserer Reise geht zu Ende. Wir sind gespannt auf die Tage, die da auf uns warten.

2.Tag, Montag 24.06.2019: Moskau – Russlands Metropole

Für Moskau bleibt uns nur ein Tag, bevor wir den Zug der Transsibirischen Eisenbahn, der Transsib, besteigen. Also Moskau-Programm im Schnelldurchlauf. Zunächst geht es per Bus auf Tour. Sperlingsberge, die Universität und die sieben Schwestern, die Hochhäuser welche Stalin, im Stil des sozialistischen Klassizismus erbauen ließ. Das Denkmal für Großfürst Vladimir, der vor mehr als 1.000 Jahren den Ostslaven das Christentum brachte, die prächtige wiedererstandene Christus-Erlöserkathedrale, das Bolschoij Theater und der Manegenplatz stehen auf dem Programm. Dann Mittagessen im ukrainischen Restaurant "Taras Bulba". Und am Nachmittag per Fuß um die Ecke zum Kreml. Hier nehmen wir uns Zeit. Die Sonne scheint und wir können in Ruhe das Heiligtum des Landes, das Herz Moskaus und Russlands betrachten. Wir betreten den Kreml durch das Dreifaltigkeitstor und sehen den Großen Kremlpalast, den Kathedralenplatz mit der Maria-Entschlafens-Kathedrale, der Erzengel-Michael-Kathedrale und dem Glockenturm „Ivan der Große", die Zarenglocke, die Rüstkammer mit den Kanonen davor, die Zarenkanone und das Senatsgebäude, den Amtssitz des Präsidenten. Als wir den Kreml verlassen, werfen wir noch einen Blick auf die Basiliuskathedrale, immer wieder eine Augenweite. Dann bringt uns der Bus zum traditionsreichen Arbat, der beschaulichen Fußgängerzone, wo so mancher aus der Reisegruppe ein Mitbringsel für zu Hause findet. Besonders verlockend - die bunten Matrjoschkas. Zum Abendessen gehen wir in das Restaurant Lermontov.
Um 20:50 Uhr beginnt unser großes Abenteuer am Kazaner Bahnhof, Zug Nr. 002. Einsteigen nur mit Pass und genauer Kontrolle der Fahrkarte, der Passnummer und des Lichtbildes. Bald sind wir geprüft und dürfen die Abteile betreten. Die Betten sind schon bezogen, das wird sich bald ändern und am Ende der Reise kann ein jeder von uns sein Bett auf engstem Raum beziehen. An dieser Stelle möchte ich mich von ganzem Herzen bei meinen Helferinnen bedanken, die mir bei jeder Etappe das Bett bezogen haben. Das hat mich sehr gefreut. Bevor der Zug losfährt, erhalten wir noch eine Einweisung, wie die Lichtschalter zu bedienen sind, wie die Klimatisierung arbeitet und wie der Fahrplan gelesen wird. Wenn früher der Fahrplan in Moskauer Zeit angegeben wurde, so kann man jetzt den Fahrplan mit lokaler Zeitangabe lesen. Die Überschreitungen der Zeitzonen sind auch eingezeichnet; wir werden davon mehrere erleben. Schon geht die Reise los, allen eine gute Nacht.

3. Tag, Dienstag 25.06.2019: Kazan' – Hauptstadt der Republik Tatarstan

Am Morgen erreicht unser Zug die Hauptstadt der Republik Tatarstan, Kazan' an der Wolga. Kazan' ist nach Moskau und Sankt Petersburg Russlands dritte Hauptstadt geworden. Wir werden schon von unserer örtlichen Reiseleiterin Alina begrüßt. Nach dieser für uns ungewöhnlichen Nacht freuen wir uns auf eine Dusche und ein Frühstück. Beides wartet auf uns im Hotel „Courtyard by Marriott Kazan Kremlin", im Zentrum der Stadt.
Noch am Vormittag beginnt unsere Stadtbesichtigung zu Fuß zum Kazaner Kreml. Von Weitem sieht man den weißen Kreml mit der langen Mauer und den orthodoxen Kirchen. Aber da sind auch die vier Minarette der 2005 zum 1000. Jahrestag der Stadtgründung geweihten Kul-Scharif-Moschee. Kazan' ist auch das Zentrum des Islams in Russland. Die Moschee soll die größte sein außerhalb des unmittelbaren islamischen Einzugsgebietes. Und sie ist für unser Auge gewöhnungsbedürftig mit ihren türkisblauen Dächern. Wir betreten den Kreml durch den Erlöser-Turm, besuchen die Maria-Verkündigungs-Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert, wo wir eine Replik der Ikone Gottesmutter von Kazan' sehen. Sie zählt in der russisch-orthodoxen Kirche zu den meistverehrten Ikonen. Die Silhouette des Kremls wird auch durch den 57 Meter hohen und sich neigenden Sjüjümbike-Turm bestimmt. Hier hören wir die traurige Geschichte der Tatarenfürstin, die sich nicht in die Hand des Zaren Ivan des Schrecklichen begeben wollte, obwohl er sie anbetete. Nach unserer sehr entspannten Vormittagstour und den wunderbaren Ausblicken vom Kreml auf die Stadt und auf den Fluss Kazanka, der hier in die Wolga mündet, fahren wir mit dem Bus in das Zentrum der Stadt. Unmittelbar an der zentralen Straße der Stadt, der Bauman-Straße, die heute Fußgängerzone ist, haben wir unser Mittagessen im Restaurant „Sterljadka". Nach einem kurzen Bummel in der Fußgängerzone setzt sich unsere Tour fort. Wir fahren zunächst an das Ufer der Wolga und betrachten die außergewöhnliche Architektur des Hochzeitspalastes in Form eines gigantischen Kessels, der von geflügelten Drachenschlangen bewacht wird. Er soll an die Gründungslegende der Stadt erinnern. Ein in die Erde vergrabener Topf, ein Kazan' (asiatischer Kochtopf), soll hier angefangen haben zu kochen und man gründete an dieser Stelle die Stadt. Dass es in dem Topf anfing zu kochen, ist sicher darauf zurück zu führen, dass es hier heiße Quellen gibt. Wir fahren weiter in die neu gebauten Stadtviertel, die Schlafstadt wie Alina sie nennt, betrachten die ungewöhnliche Architektur mit asiatischem Flair, sehen das Fußballstadion, das Kindertheater und den Tempel aller Religionen, der christliche Kreuze, muslimische Halbmonde, Davidsterne und chinesische Kuppeln in einem Gebäude vereint. Eine erlebnisreiche Stadtrundfahrt nähert sich dem Ende. Das Abendessen haben wir in der tatarischen Vorstadt. Bevor wir jedoch in einem alten Gutshof eines reichen tatarischen Kaufmanns das leckere Essen genießen, sehen wir uns hier noch etwas um. Vom Stadtsee, dem Wildschweinsee, mit den Wasserspielen sieht man schon die Silhouette der tatarischen Vorstadt. Die Häuser der Tataren sind immer bunt, sagt Alina, und wir können uns davon überzeugen. Bunte Häuser mit kunstvollen Holzschnitzereien. Auf dem Boden des Sees sollen übrigens noch die Schätze der Goldenen Horde liegen. Unser Tag geht zu Ende und die Reise setzt sich am nächsten Tag fort.

4. Tag, Mittwoch 26.06.2019: Mit dem Zug von Europa nach Asien

Um 6:45 Uhr fährt unser Zug Nr.060 von Kazan' nach Ekaterinburg. Wir werden den ganzen Tag im Zug verbringen, doch die Fahrt ist nie langweilig. An uns zieht die Landschaft vorbei, endlose Birkenwäldchen säumen den Weg, es ist ein erholsames Grün, eine sumpfige Gegend, das Wasser steht manchmal bis an die Gleise. Dann sehen wir kleine Dörfer entlang der Trasse, Holzhäuser, oftmals verlassen und windschief, aber auch größere Wohnhäuser, wahrscheinlich von den „neuen" Russen, alte Industrieanlagen, die die Sowjetzeit nicht überstanden haben und welche die Natur wieder zurückerobert. Wir wundern uns, dass wir keine Tiere sehen, kein Vogelgezwitscher hören und finden keine Antwort auf das Warum. Wir sehen kleine Gärten mit Gemüseanbau direkt an den Häusern, die Pflanzen stehen sehr gut, es muss ein nahrhafter Boden sein und alles ist perfekt gepflegt, Selbstversorger also, wozu dann die Sanktionen. Die Bahnhofsgebäude in Schuss, frisch getüncht, farbenfroh und sauber. Die Reisenden mit großen Taschen und Koffern, vielleicht waren sie in der Hauptstadt. Es ist ein Gewimmel auf dem Bahnsteig. Der Zug ist immer pünktlich, das verwundert uns positiv, denken wir doch an die Deutsche Bahn. Wir lesen den Fahrplan im Wagon und wissen dann genau, wie lange der Zug hält an den Haltestellen. Man kann den Zug verlassen, aber man wird nicht vergessen, denn die schmucken Zugbegleiter stehen an den Türen und begrüßen neue Gäste und sammeln die Reisenden ein, sobald es Zeit zur Abfahrt ist. Die Reise ist für uns erholsam, man schläft ein bisschen, liest ein paar Seiten im Lieblingsbuch, unterhält sich mit den Mitreisenden und trinkt Tee und isst und trinkt Tee..... Wir bekommen das Essen im Speisewagen und dann gibt es noch Essen in das Abteil geliefert, das man mit der Fahrkarte gekauft hat. Im Überfluss...Am Schluss fragt man sich, wo die Zeit geblieben ist. Wir kommen am späten Abend in Ekaterinburg an und werden freundlich von unserer örtlichen Reiseleiterin Irina begrüßt. Wir übernachten im „Park Inn Radisson".

5. Tag, Donnerstag 27.06.2019: Ekaterinburg und die Romanows

Wir sind an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien, im Uralgebirge. Ekaterinburg entstand 1721 im Rahmen der Erschließung der Naturreichtümer des Urals und wurde von Zar Peter I. gefördert. Es war Vasilij Tatišcev, der an diesem Ort die erste Eisenfabrik gründete und mit dem Bau der Siedlung begann. Wir beginnen unseren Stadtrundgang am architektonisch bemerkenswerten, 2015 eröffneten Jelzin-Zentrum, das sich direkt am Ufer des Flusses Isset im Stadtzentrum befindet. Hauptteil des Zentrums ist das Jelzin-Museum, das dem ersten russischen Präsidenten gewidmet ist, der aus dem Ural stammt und der von 1976 bis 1985 Parteichef in dieser Stadt war. Unsere Reiseleiterin erzählt uns im Museum detailliert über die sieben historischen Tage, die die Sowjetunion und Russland grundlegend veränderten. Es ist ein außerordentlich gut gestaltetes Museum, dass dem Besucher in eindrucksvoller Weise die Zeit der Wende nahebringt. Auch wir haben Russlands Historie besser verstehen gelernt.
Auf unserem weiteren Ausflug widmen wir uns nunmehr einem eher traurigen Kapitel der Stadt. Im Jahre 1918 wurden auf einen Befehl Sverdlovs hin in der Stadt die Mitglieder der letzten Zarenfamilie der Romanovs mit ihren engen Bediensteten ermordet. Der letzte Aufenthaltsort der Romanovs war das Ipat'ev-Haus. In der Nacht vom 16. zum 17. Juli 1918 wurden im Keller des Hauses Zar Nikolaj II., Zarin Aleksandra und ihre Kinder Aleksej, Ol'ga, Tat'jana, Marija und Anastasija erschossen. An diesem Ort befindet sich heute die „Kirche auf dem Blute", die wir besichtigten. Es macht sich ein recht merkwürdiges Gefühl breit, wenn man an diese grausige Tat denkt. Die Leichen wurden noch in der Nacht zum Ort „Ganina Jama" (Ganjas Loch), etwa 40 km außerhalb der Stadt, gebracht, mit Säure übergossen und vergraben, anschließend am nächsten Tag wieder ausgegraben und einige Kilometer weiter im Wald an verschiedene Stellen verscharrt. Wir besuchen diesen Ort, wo in den letzten Jahren ein Kloster entstanden ist und der sich zu einem Wallfahrtsort entwickelt hat, Am Nachmittag fahren wir aus Ekaterinburg hinaus und halten zunächst an der Straße nach Moskau an, wo sich ein Denkmal für die Opfer des Stalinregimes befindet. Lange blieben die Toten und Ermordeten unerwähnt bis es endlich an der Zeit war, ihrer zu gedenken. Ein weiteres grausiges Kapitel russischer Geschichte. Weiter geht unsere Reise zur Grenzlinie zwischen Europa und Asien, wo es einen Obelisken in der Nähe der Stadt Pervouralsk gibt, der die Teilung der Kontinente markiert. Wir werden mit einem Glas Sekt begrüßt. Ein Folkloreensemble singt speziell für uns russische Lieder voller Lebensfreude und wir sind gespannt auf den Teil Asiens, der vor uns liegt. Bevor wir nach „Ganina Jama" kommen, halten wir bei einer russischen Familie am Wegesrand. Hier können wir hautnah erleben, wie die Menschen im Ural leben. Es bleibt nur eine kurze Zeit im Jahr, um den Garten zu bestellen. Umso mehr staunen wir, mit wieviel Mühe und Liebe der Garten angelegt wurde und wie Blumen und Gemüse prächtig gedeihen. Im Haus erwarten uns Tee und Blinys, die russischen Plinsen, mit Walderdbeeren, die uns die Hausherrin beschert. Ein guter Ort zum Ausruhen, Kennenlernen und gegenseitigem Verstehen.

6. Tag, Freitag 28.06.2019: Ausflug in das Uralgebirge

Heute fahren wir in das Uralgebirge. Auf dem Programm steht Nevjansk, eine kleine Stadt am Ostrand des Mittleren Urals am Fluss Neiva. Der Ort entstand 1701 im Zusammenhang mit der Errichtung eines Eisenwerkes, welches im Ural eine bedeutende Rolle spielen sollte. Hauptsehenswürdigkeit ist der Schiefe Turm von Nevjansk, der zum Eisenwerk gehörte und eigentlich ein Wachturm war. Hier steht eine Besichtigung an. In unmittelbarer Nähe ist auch das Denkmal für Zar Peter I., der die Erschließung der Erze im Ural anordnete, und für Akinfi Demidow, den ersten Unternehmer des Eisenwerkes und einen der reichsten russischen Industriellen des 18. Jahrhunderts.
Gestärkt nach einem Mittagessen in Nevjansk fahren wir weiter in das kleine Dorf Byngi (wer kennt schon Byngi, lacht der Busfahrer) mit der alten Sankt Nikolaus Kirche, die seit langem restauriert wird und wo es noch vieler Spenden bedarf. Der Ort selbst ist lieblich, alte Holzhäuschen mit bunten Fenstern und Schnitzereien wie Spitzengardinen, mit vielen Holzscheiten vor dem Tor für den strengen Winter, freilaufenden Ziegen, Rindern und Pferden, kleinen und großen Gemüsegärten. Hier treffen wir später auch Stefan und Olga, die uns ihr Refugium zeigen. Aber zunächst besuchen wir das Dorf Tavalgi und den hiesigen Töpfer. Ihm muss wohl gerade das alte Holzhaus abgebrannt sein und fleißige Hände sind dabei, ein neues, weitaus größeres Holzhaus aus riesigen Baumstämmen zu bauen. Im Haus begrüßt uns der Töpfer und führt uns ein in die Welt der Herstellung von Haushaltsgeschirr aus Ton, der unweit des Dorfes am Ufer des Flusses geborgen wird. Die Vorführung begeistert uns, denn der Töpfer ist von seinem Handwerk besessen. Unser Tag neigt sich dem Ende zu, wir fahren zurück nach Ekaterinburg und wir denken an die vielen Menschen, die uns in dieser Region gastfreundlich aufgenommen haben und denen wir für die Zukunft Glück wünschen.

7. Tag, Samstag 29.06.2019: Mit der Transsib nach Omsk

Am frühen Morgen geht es auf der Transsib weiter. Wir nehmen Zug Nr. 068, Abfahrt 06.02 Uhr, nach Omsk. Erst am späten Abend werden wir im Hotel „IBIS Sibir Omsk" ankommen. Wir reisen durch die Westsibirische Ebene. Die flache Landschaft ist geprägt durch Nadelholzwälder und Sümpfe. Immer wieder lichtet sich der Wald und man entdeckt die grünen Wiesen mit den spärlichen Birkenwäldchen. Viele Birken sind abgebrochen und schwarze Stümpfe ragen aus dem feuchten Untergrund. Wir kommen vorbei am Zentrum der westsibirischen Erdöl- und Gasgewinnung, an der Stadt Tjumen'. Unsere Reiseleiterin erzählt von den Studentenbrigaden, die mitgeholfen haben, die Schätze Sibiriens zu erschließen. Am Abend dann überqueren wir den Irtyš und kommen in Omsk an. Am Bahnhof begrüßt uns die örtliche Reiseleiterin Tat'jana. Es war eine lange Zugfahrt und wir fallen alsbald ins Bett. Irgendwie gibt es hier plötzlich Mücken.

8. Tag, Sonntag 30.06.2019: Vom Irtyš an den Ob' nach Novosibirsk

Es ist Sonntag und uns bleibt nicht allzu viel Zeit, bis wir wieder am Bahnhof sein müssen. Am Vormittag daher ein kurzer Stadtspaziergang. Es geht zunächst zu der Stelle, an welchem der Fluss Om' in den Irtyš mündet, dann zur Maria-Himmelfahrtskathedrale, wo die Gläubigen schon vor der Tür auf die Geistlichen warten. Noch schnell ein kurzes Hineinhören in den Gottesdienst und das Staunen über die wunderbaren Gesänge und Stimmen der Gläubigen, dann zur Neuen Festung am Nordufer des Om' und ein paar Worte zum Schriftsteller Dostojewski, der hier Jahre seiner Verbannung in der Festung verbrachte, dann zur Hauptstraße und ein Blick auf das Schauspielhaus und die Gemäldegalerie, die den Namen des Malers Michail Vrubel trägt, der aus Omsk stammte. Abschließend noch die Moskauer und die Omsker Handelshäuser ansehen - welche sind schöner? Schon ist die Abreise nahe. Eine schöne und auch idyllische Stadt ist Omsk an den Flüssen Om' und Irtyš. Einen Aufenthalt war es wert. Um 11.28 Uhr fährt unser Zug Nr. 070 in Omsk ab und am späten Abend kommen wir in Novosibirsk, der Hauptstadt Sibiriens, an. Wir bleiben im Hotel „Azimut Siberia".

9. Tag, Montag 01.07.2019: Novosibirsk

Novosibirsk verdankt seine stürmische Entwicklung zur Großstadt vor allem auch der Tatsache, dass beim Bau der Transsibirischen Eisenbahn Novosibirsk als der günstigste Platz für die Überquerung des mächtigen Flusses Ob' benannt wurde. An dieser Stelle war die Breite des Flusses gering und das felsige Ufer ermöglichte den Brückenbau, der 1897 abgeschlossen war. Novosibirsk ist die jüngste der sibirischen Großstädte und das erkennt man auch an ihrem städtebaulichen Charakter, geprägt durch die Sowjetzeit. Das Bahnhofsgebäude ist das größte entlang der Transsibirischen Eisenbahn, grün-weiß gestrichen erinnert es an die Silhouette einer gewältigen Lokomotive.
Heute ist Michail unser Begleiter und wir beginnen den Rundgang an der Aleksandr-Nevskij-Kathedrale aus rotem Backstein. Dann fahren wir hinab zum Fluss, wo es einladende Promenaden gibt, und bestaunen die gewaltige Eisenbahnbrücke über den Ob' und das Stück der alten Brücke, das als Denkmal hier steht. Die Brückenpfeiler sind mächtig, müssen sie doch den Eisschollen im Winter widerstehen. Anschließend fahren wir in das Akademikerstädtchen Akademgorodok, ein Zentrum der Wissenschaft seit Jahrzehnten und nunmehr soll es sich zum Silicon Valley in der Taiga entwickeln. Hier gibt es Forschungsinstitute aller Fachrichtungen und die Mitarbeiter(innen) können auch in unmittelbarer Nähe wohnen. Wir nutzen den Abstecher, um ein einladendes Kaffeehaus nach westlichem Vorbild zu besuchen. Russlands Jugend kommt hier gern her. Das Eisenbahnmuseum, das eigentlich heute auf dem Plan stand, hat montags geschlossen. Wir fahren trotzdem hin. Denn einen Blick durch den Metallzaun kann man schon werfen. Die Sammlung ist schließlich unter freiem Himmel. Zurück nach Novosibirsk besuchen wir zunächst den Zentralmarkt und bestaunen all die Köstlichkeiten, frisches Obst und Gemüse, Fische, die wir gern mitnehmen würden, und vieles mehr. Danach steht das Birkenrindenmuseum auf dem Plan. Sicher eine große Besonderheit im ganzen Land. Wir erhalten eine Führung und erfahren viel Interessantes über die Verarbeitung der Birkenrinde. Im Museum selbst sind von vielen Volkskünstlern Haushaltsgegenstände und auch Kunstwerke ausgestellt. Unser Ausflug wird am Leninplatz beendet. Ein gewaltiges, mächtiges, kraftstrotzendes Denkmal für Lenin, das die Wendezeit überstanden hat, daneben Figuren des Volkes. Welch eine Macht auf uns kleine Menschen, die wir davorstehen, herabfließt. Aber der Leninplatz ist auch bekannt für das größte Opernhaus in Russland. Es ist größer als das Bolschoj-Theater in Moskau. Zum Schluss, quasi als Ersatz für die „Nichtbesichtigung" des Eisenbahnmuseums, fahren wir am Abend noch ein Stück den Ob' hinauf mit dem Ausflugsdampfer. Ein recht schönes Erlebnis auf diesem breiten Fluss und Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung bekommt man auch ganz schnell. Heute gestaltet sich unser Abend etwas anders. Wir können unser Hotelzimmer noch bis kurz vor Mitternacht nutzen. Aber bald schon werden wir abgeholt, der Zug Nr. 008 fährt 23:54 Uhr ab und mittags am Folgetag sind wir in Krasnojarsk.

10. Tag, Dienstag 02.07.2019: Krasnojarsk und Bootsfahrt

Wir werden am Bahnhof von der örtlichen Reiseleiterin Anna abgeholt. Nach dem Einchecken im Hotel „Krasnojarsk", direkt am zentralen Platz des Ortes, fahren wir schon bald an das Krasnojarsker Meer. Es ist kein Meer, sondern der Stausee oberhalb des Wasserkraftwerkes in Divnogorsk. Auf dem Weg dorthin halten wir an einer Aussichtsplattform auf der Silizneskij-Klippe über dem Enisej. Von hier hat man einen wunderbaren, ergreifenden Ausblick auf den majestätischen Fluss, der sich sein Bett durch das Tal der gebirgigen Landschaft gebahnt hat. Hier wurde 2004 die Skulptur Zar-Fisch, benannt nach der gleichnamigen Novelle des Schriftstellers Viktor Astaf'ev, aufgestellt. Unten am Enisej liegt das Dorf Ovsjanka, in dem Astaf'ev geboren wurde. Divnogorsk liegt etwa 35 km von Krasnojarsk entfernt. Hier wurde 1967 ein Wasserkraftwerk am Enisej in Betrieb genommen, das einen Meilenstein in der industriellen Erschließung Sibiriens darstellte. Es war damals das zweitgrößte Wasserkraftwerk Russlands. Die Staumauer ist 1072 Meter lang. Wir nehmen zunächst zwei Motorjachten und genießen einen einstündigen Ausflug auf dem Stausee, der knapp 400 km lang und von Bergen umgeben ist. Erst später betrachten wir das Wasserkraftwerk von der anderen Seite und versuchen die Funktion des Kraftwerks und des daneben erbauten Schiffshebewerks zu verstehen. Es ist ein schöner, entspannender Ausflug zum Genießen. Wasser, liebliche Landschaft, Sonne - was will man mehr. Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang die Springbrunnenkaskade hinab zum Enisejufer und erfreuen uns an der magischen Illumination der Springbrunnen am zentralen Platz und der Brücken am Fluss.

11. Tag, Mittwoch 03.07.2019: Von Krasnojarsk nach Irkutsk

Wir haben nur wenig Zeit für einen Stadtspaziergang in Krasnojarsk. Unsere Reiseleiterin Anna führt uns zunächst zum Platz des Friedens, der durch das Kulturzentrum an der Strelka (Gabelung) bestimmt wird. Hier mündet der Fluss Kaca in den Enisej und hier etwa stand die alte Festung. Eine Fußgängerbrücke führt zur Tatyšev-Insel mit einem Park, die vom Enisej eingebettet ist. Wir gehen jedoch noch vorbei am Denkmal für Nikolaj Rezanov, dem Gründer der Russisch-Amerikanischen Handelsgesellschaft und hören die traurige Liebesgeschichte mit der Tochter des spanischen Gouverneurs in Los Angeles. Weiter auf der Promenade am Ufer des Enisejs steht die Skulptur eines Kosakenpferds. Der Kosakenführer Andrej Dubenskij gründete 1628 am linken Enisejufer das Fort „Kransnij Jar", was soviel wie roter Abhang bedeutet. Wir kommen noch vorbei am Dampfschiff St. Nikolaj, das 1891 den künftigen Zaren Nikolai II. und sechs Jahre später Wladimir Lenin beherbergte. Später fahren wir hinauf auf den Hügel, wo sich in den Anfangsjahren der Stadtgründung ein Wachturm und Aussichtspunkt der Kosaken befand, denn sie mussten stets vor den einheimischen Volksstämmen auf der Hut sein. Heute befindet sich hier die Paraskeva-Kapelle. Der Hügel ermöglicht einen phantastischen Blick auf die Stadt. Schließlich fahren wir noch durch das Stadtzentrum, erfahren einiges über die alten Kaufmannshäuser, über den Maler Vasilij Surikov, der hier geboren und gelebt hat, und besuchen eine alte Apotheke aus dem 18. Jahrhundert.
Doch schon bald ruft der Bahnhof zur letzten und längsten Etappe. Der Zug Nr. 070 fährt um 10:49 Uhr ab und ist am frühen Morgen in Irkutsk.

12. Tag, Donnerstag 04.0. 7.2019: Irkutsk, das „Paris des Ostens"

Sehr früh am Morgen hält unser Zug in Irkutsk. Wir werden von unserer örtlichen Reiseleiterin Vera herzlich empfangen. Die Koffer werden in einem Kleinbus verstaut und wir gehen zunächst in ein IBIS-Hotel zum Frühstück, bevor unsere Stadtrundfahrt beginnt. Es ist, als ob die Stadt noch schläft. Irkutsk gehört zweifellos zu den schönsten Städten Sibiriens, liegt an einem wunderschönen Fluss, der Angara, und stellt das Fenster nach Sibiriens Osten dar. Unser Weg beginnt an der Erlöserkirche, des ersten steinernen Gebäudes in Irkutsk mit den einzigartigen Außenfresken. Wir besuchen das Ewige Feuer für die gefallenen Soldaten und sehen die Gotterscheinungskathedrale im sibirischen Barock, gehen zur Karl-Marx-Straße, vorbei am Heimatkundemuseum, am geschichtsträchtigen Weißen Haus an der Uferpromenade und dem Denkmal der Kosaken, die diese Stadt gründeten. Sehenswert sind vor allem die Holzhäuser, reich verziert und oftmals gut restauriert, wie z.B. das Heimatmuseum für Stadtgeschichte. Ein Höhepunkt unserer Stadtbesichtigung ist sicherlich das Museum für die Dekabristen. Wir besuchen das ehemalige Wohnhaus des Grafen Volkonskij und freuen uns an der sehr umfangreichen Ausstellung von Kleidung, Haushaltsgegenständen und Möbeln aus dieser Zeit. Wir hören die Schicksale der adligen Familien, die den Ehemännern in die Verbannung folgten. Es fällt nicht schwer, das harte Leben in Zwangsarbeit und Verbannung nachzuvollziehen.
Am Nachmittag beziehen wir die Zimmer im Hotel „Courtyard by Marriott Irkutsk City". Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Ausschlafen, spazieren gehen, die Stadt erkunden - jeder nach seinem Gusto.

13. Tag, Freitag 05.07.2019: Listvjanka am Baikalsee

Am Morgen fahren wir mit dem Bus nach Listvjanka am Baikalsee. Unterwegs halten wir im Freilichtmuseum Tal'cy. Den Besuch hat unser Reiseveranstalter als WOW eingebaut, ein besonderes Extra der Reise. In Tal'cy sind aus mehreren Jahrhunderten und aus verschiedenen Orten typische Holzhäuser gesammelt und neu aufgestellt worden. Insbesondere als die Angara angestaut worden ist, sind ganze Dörfer überflutet und verloren gegangen. Wir wandeln die Dorfstraßen des Museums entlang und sehen uns an, wie die reichen und armen Bauern und die Kosaken gewohnt haben. In der Dorfkirche empfängt uns ein Kosakenchor und in der Dorfschule werden wir an die Kindheit unserer Eltern und Großeltern erinnert. Wir haben Freizeit und können eine kurze Pause an der Angara genießen, bevor uns Soljanka und Bliny vor einem Teehaus zum Essen verführen.
Schon bald geht die Fahrt weiter nach Listvjanka. Wir haben das Ziel unserer langen Reise auf der Transsib sehr bald erreicht und sehen zum ersten Mal den Baikalsee. Genau an der Stelle, wo die Angara den See verlässt und wo in mitten des Flusses der Schamanenstein liegt, gehen wir mit Vera an den Strand und begrüßen auf alte burjatische Weise Väterchen Baikal, mit einem Wodka natürlich und man darf das Tröpfeln nicht vergessen. Dann fahren wir in das Fischerdorf hinein, das sich langsam zum Touristenort wandelt. Den Ort können wir sehr gut von oben betrachten. Ein Sessellift bringt uns hinauf auf den Cerskij-Berg. Wenige Meter weiter liegt der Cerskij-Felsen, wo wir eine wunderbare Aussicht auf den Baikalsee haben. Wieder im Tal angekommen, besuchen wir den Fischmarkt und sehen den Omul', den Baikalfisch, frisch, geräuchert und in allen Variationen. Aber es gibt auf dem Markt auch Schmuck aus Edelsteinen und so manch einer von uns kann den bunten Steinen nicht wiederstehen. Mögen sie Glück und Gesundheit bringen. Am Abend erreichen wir unser Hotel „Krestovaja Pad''".

14. Tag, Samstag 06.07.2019: Mit der Baikalbahn zum Baikalsee

Auf dem Programm steht ein Tagesausflug mit der alten Baikalbahn, dem Krugobajkalskij Ekspress. Wir fahren am Morgen mit dem kleinen Bus nach Irkutsk, um den Touristenzug zu erreichen. Es sind nur zwei Waggons, bereits gut gefüllt mit vielen chinesische Touristen. Aber wir sind nicht in China, sondern in Russland. Der Zug fährt zunächst zwei Stunden an der Angara entlang bis nach Sljudjanka, dem wohl einzigen Ort in der Welt mit einem Bahnhof aus Marmor. Hier werden dann zwei Dampfloks vorgespannt und es geht auf alte Weise am Baikalsee entlang, 80 km, bis nach Port Bajkal. Die Strecke ist bautechnisch interessant. Es gibt eine Menge Tunnel, Brücken und kleine Dörfer zu besichtigen. Und der Zug hält mehrere Male, man kann längere Zeit aussteigen und sogar im Baikal baden gehen. Unterwegs halten wir in einem Dorf und machen Picknick. Am Abend erreichen wir Port Bajkal, wo wir ganz schnell an den Menschenmassen vorbei durch unsere Reiseleiterin auf das Motorboot und nach Listvjanka über die Angara gebracht werden. Der Tag hat uns geschafft und dann noch das Erlebnis im Hotelrestaurant, als das gleiche Abendessen serviert wurde, wie am Vortag. Wer hat da wohl etwas verwechselt?

15. Tag, Sonntag 07.07.2019: Besuch bei Tat'jana in Bolschije Koty

Ein Tag für uns ganz allein und ein wunderschöner Abschiedstag am Baikalsee. Am Vormittag wartet am Strand ein Motorboot auf uns. Leider regnet es etwas, aber wir finden Schutz unter der Plane am Heck des Schiffes. Wir fahren etwa 90 Minuten immer am Strand entlang und erreichen die kleine Siedlung Bolschije Koty, ca. 20 km von Listvjanka. Das Motorschiff verlassen wir mit etwas Schwierigkeit, denn eine ganz einfache Treppe wird ausgeschwenkt und man muss hinab an Land balancieren. Der Regen hat aufgehört. Das Dorf kann man nur per Schiff oder im Winter über das Eis erreichen. Hier gibt es Datschen, aber einige Russen haben sich auch Häuser gebaut, besonders die Pensionäre, die hier tageweise wohnen. Wir sind in die Vergangenheit versetzt. Ein friedliches Dorf, ohne Hektik, mit freilaufenden Pferden, einem Dorfladen, wo man alles kaufen kann, Studenten der Uni, die hier zum Praktikum sind, verschlafenen und windschiefen Häuschen, steinigen Wege durch Wiesen und in den Wald. Hier sind Moskau und die restliche Welt weit weg,
An einer Weggabelung erwartet uns Tat'jana. Sie hat für uns gekocht, gebraten und gebacken. Und es ist ein tolles Mahl, Borschtsch, Gurken, Tomaten und Paprika ganz frisch, Hühnchen mit Gemüse, Bratkartoffeln und Fisch aus dem Baikal, Apfelkuchen und Preiselbeertorte und ...ein Selbstgebrannter aus Kräutern. In Russland trinkt man solange man isst, das haben wir gelernt. Stolz zeigt uns Tat'jana auch den Garten, ausgerichtet auf Selbstversorgung, alles da, alles wächst und gedeiht, auch wenn die Blumen im Winter erfrieren, sie werden im Frühjahr neu gepflanzt. Und Tat'janas Mann führt uns durch die vielen Bauten auf seinem Grundstück, viel Handarbeit aus Holz und dazwischen die Schätze, alte Werkzeuge und was man auch sonst noch Antiquarisches an Haushaltsgeräten finden kann. Der Abschied naht und er fällt uns schwer. Da singen wir dann noch mit Veras Hilfe das Baikallied: Slavnoje morje, swjašcenij Baikal... (Herrliches Meer, o heiliger Baikal...). Tat'jana ist traurig, dass wir wieder gehen. Aber man muss im Leben immer Abschied nehmen, und so hoffen wir auf ein Wiedersehen, vielleicht... Danke Tat'jana für den wunderbaren Tag.

16. Tag, Montag 08.07.2019: Heimreise ab Irkutsk

Heute fliegen wir nach Hause. Rund 7.000 km und 6 Stunden Zeitunterschied liegen zwischen dem Baikalsee und der Heimat. Wir verabschieden uns mit einem letzten Blick auf das stille Wasser, das durchaus auch stürmisch sein kann. Das Frühstück im Hotel läuft nicht ganz so, wie man sich einen ruhigen Abschied vorstellt. Dennoch, den „Plan" können wir einhalten und erreichen rechtzeitig den Flughafen in Irkutsk. Nach fast 6 Stunden Flug landen wir in Moskau. Unsere Reisegruppe wird immer kleiner. Eine Mitreisende ist am Baikalsee geblieben und setzt mutig ihre Reise bis Ulan-Ude allein fort. In Moskau trennen wir uns wieder, ein Teil der Gruppe fliegt nach Düsseldorf, ein Teil nach Berlin. Am Abend erreichen wir alle unsere Heimatadressen in Deutschland. Fast 20 Stunden Reisezeit liegen hinter uns und eine erlebnisreiche Reise auf der Transsibirischen Eisenbahn. Der Weg war das Ziel und dennoch hieß das Ziel - Baikalsee.
Liebe Reisegäste,
wir haben gemeinsam eine lange Fahrt auf der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau über das Uralgebirge durch einen kleinen Teil Sibiriens bis an den Baikalsee unternommen. Wir haben ein Land kennengelernt, von dem es sehr vielfältige Vorstellungen gibt. Wir haben unbekannte Lebenseinstellungen, geografische Weite, fremde Traditionen und historische Vergangenheit erlebt. Diese Reise hat uns dem Land und den Menschen, die hier leben, nähergebracht. Und wir haben begonnen, vieles besser zu verstehen.
Ich hoffe, Sie sind alle gut zu Hause angekommen und konnten diese Erlebnisse in ihrem Herzen mitnehmen. Ihnen wünsche ich alles Gute, vor allem Gesundheit und noch viele weitere phantastische Reiseerlebnisse. Ich möchte mich bei Ihnen herzlichst für diese kurze gemeinsame Lebenszeit bedanken, welche ich mit Ihnen verbringen durfte. Vielleicht sehen wir uns mal wieder, es würde mich freuen.
Ihre Reisebegleitung
Viola Hanke
PS. Vergessen Sie den Dill nicht, wenn Sie kochen. ??

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht