Reisebericht: Rundreise Süd– und Ostschottland mit den Shetland–Inseln

25.06. – 06.07.2016, 12 Tage Rundreise mit Bus: Hadrianswall – Dumfries – Alloway – Ayr – Whisky–Highlands – Shetland–Inseln – Aberdeen – Dundee – St. Andrews – Dunfermline – Edinburgh – Rosslyn – Melrose


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Von Dumfries zum Burns County, der Insel Arran und über Aberdeen zur Rundfahrt auf die Shetland-Inseln. Über Arbroath, Dundee durch das Kingdom of Fife nach St. Andrews, Dunfermline und Edinburgh zu Roslyn Chapel und den Border-Abbeys Melrose und Jedburgh
Die Grenzgebiete „Borders" zwischen England und Schottland, die südlichen schottischen Regionen und Südostschottland, einst als „Kingdom of Fife" bekannt mit einer Rundfahrt auf den Shetland-Inseln zu verbinden - das ist der Grundzug dieser bemerkenswerten Reise. Herrliche Landschaften in Kombination mit unvergleichlichen historischen und Kulturzeugnissen, verbunden mit schottischer Gastfreundschaft und bemerkenswerten Traditionen erlebt man auf dieser Reise, die man so nicht oft in einem Katalog findet. Dabei begeistert sie denjenigen, der das erste Mail dieses herrliche Land bereist ebenso wie den Schottland-Kenner. Natürlich wollten gernau das auch dieses Mal unsere Reisenden erleben, die mit uns im Bus dieser am 25. Juni beginnenden Reise saßen und natürlich waren alle gespannt nicht nur auf die südschottischen Küstenlandschaften, das historische Fife und die Landeshauptstadt Edinburgh, sondern vor allem auf den „hohen Norden" Schottlands, die vom Meer und dem Wind umtosten Shetland Inseln. Ihre Urwüchsigkeit und rauhe Schönheit, aber auch die Tatsache, dass sich hier keltische mit nordeuropäischer Geschichte und Tradition verbindet, ziehen jeden in ihren Bann.
Aber lassen Sie mich der Reihe nach berichten...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Amsterdam –Ijmuiden, erster Tag, 25. Juni 2016:

Quer durch zwei Staaten würde uns der heutige Tag führen, den wir schon sehr früh - um drei Uhr morgens - begannen. Aber es war ja auch ein weiter Weg von Ost nach West über die Autobahnen Deutschlands und der Niederlande bis hinter die holländische Hauptstadt. Teilweise mussten wir uns durch dichten Regen kämpfen - und wer weiß schon, ob es da nicht Stau geben würde Und unsere Fähre sollte von Amsterdam - Ijmuiden schon recht früh ablegen.
Allerdings kamen wir ziemlich gut durch an diesem Tag und konnten den Zeitgewinn noch in Form eines knapp anderthalbstündigen Stadtbummels in Amsterdam nutzen - ein willkommenes „Richtig Reisen!"- Extra.
Danach kamen wir pünktlich zum Fähranleger in Ijmuiden und nach problemlosem Check in betraten wir noch lange vor seiner Abfahrt unser Fährschiff „Princess Seaways". Es gehört zum dänischen Unternehmen DFDS und bietet in typisch skandinavischer Gastlichkeit ein leckeres Schlemmerbuffet zum Abendessen an. Untergebracht in zwar kleinen, aber recht komfortablen Kabinen, in die wir nach dem Check in mit unserem leichten „Fährgepäck" eingezogen waren konnten wir sodann auf „große Fahrt" über die Nordsee gehen.

Newcastle – Hadrianswall – Gretna Green – Dumfries, zweiter Tag, 26.Juni 2016:

Pünktlich erreichten wir den britischen Fähranleger in der Mündung des Flüßchens Tyne bei Newcastle und waren relativ schnell von Bord - auch unser Bus war schneller da als unsere sonstige Erfahrung besagte. So durchquerten wir recht früh Newcastle-upon-Tyne und holten dabei noch weitere Mitreisende ab, die per Flugzeug hierher gereist waren und die Nach im Hotel verbracht hatten. Jetzt waren wir komplett und unsere Reise konnte richtig losgehen. Genau wie am Vortag folgten wir weiter der Westroute, diue uns schon nach kurzer Zeit entlang dem historischen Hadrianswall führte. Dieses Grenzbefestigungssystem des „britannischen Limes" hatten die Römer schon im 2. nachchristlichen Jahrhundert unter Kaiser Hadrian errichtet, als Nordgrenze des römischen Imperiums und zum Schutz ihrer Provinz Britannien errichtet. Vor allem für die Regulierung des Grenzverkehrs und zur Zollerhebung hatte dieses fast 120 km lange und mitunter bis knapp fünf Meter hohe Bauwerk gedient, das schon 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Was heute zunehmend zur Touristenattraktion wird, diente einst dem Römischen Reich als Bollwerk gegen die „Barbaren" und zu diesem Zweck hatten die Militär-Architekten neben Mauern, Wällen, Gräben und Wachtürmen mehrere befestigte Heerlager längs der Nordgrenze ihres Reiches als Garnisonen errichtet. Eines davon, Chester Fort, bekannt für seine interessanten Ausgrabungen, konnten wir besichtigen. Gut erhaltene Grundmauern ehemaliger Kasernen Wirtschaftsgebäude und Toranlagen gibt es hier, sogar noch die Reste eines Badehauses.
Nach dem Aufenthalt hier ging es weiter Richtung Schottland, dessen kleiner Grenzort Gretna Green auf skurrile Weise bekannt geworden ist. Hier gab es nämlich die Tradition der sogenannten „Mock-Weddings", der „Hochzeiten auf dem Amboss". Der Grund hierfür war, dass der Friedensrichter des Ortes, meist der Schmied, in Übereinstimmung mit den damaligen schottischen Gesetzen in seiner alten Schmiede junge Liebespaare - oft aus dem nur einen Steinwurf weit entfernten England - auch ohne Einwilligung der Eltern trauen konnte.

Sweetheart Abbey und Dumfries

Nach einem Stopp an diesem traditionsträchtien Ort waren wir schon auf dem Weg zum Tagesziel Dumfries, konnten aber noch ein „Richtig Reisen"-Extra einbauen: im kleinen Ort New Abby, kurz hinter Dumfries abseits von den befahrenen Touristenrouten, finden sich die beeindruckenden Ruinen der Sweetheart Abbey. Ein Fotostopp zeigte uns die fotogenen Reste der alten Zisterzienserabtei aus dem 13. Jh., die ihren seltsamen Namen der Tatsache verdankt, dass eine lokale Adelige das Kloster als Grablege für das einbalsamierte Herz ihres geliebten Ehemannes gestiftet hatte.
Dann fuhren wir nach Dumfries, dem Hauptort der Grafschaft Dumfries und Galloway. Recht malerisch am Flüsschen Nith gelegen, ist er vor allem als Wohn- und Sterbeort des schottischen Nationaldichters Robert Burns bekannt. Auch wenn das regnerische Wetter nicht gerade für Spaziergänge geeignet schien, drehten wir eine kleine „Runde" im Städtchen und besuchten den Friedhof mit dem Burns-Mausoleum, kamen an seinem Wohn- und Sterbehaus vorbei und durchquerten die Innenstadt vorbei an verschiedenen historischen Sehenswürdigkeiten - worunter sich übrigens auch die bevorzugten Pubs des Nationaldichters befanden - bis zu seinem Denkmal vor der Pfarrkirche.
Nach etwas Freizeit und folgender kurzer Busfahrt erreichten wir dann unser in einem riesigen alten Herrenhaus untergebrachtes „Hetland Hall Hotel" für Abendessen und Übernachtung.

Dumfries – Stranraer – Culzean Castle – Alloway – Ayr – Troon, dritter Tag, 27.Juni 2016:

Quer durch die Region Dumfries und Galloway führte uns die Straße, die nach unserem ersten Fotostopp bei Cardoness Castle die südschottische Küste erreichte. Ein längerer Stopp an der malerischen Ruine von Carsluith Castle ließ eine recht intensive Besichtigung dieses typischen „Tower House" zu, das eine Landadelsfamilie im 15. Jh. als befestigten Herrensitz fast direkt am Meer errichtete. Später sahen wir bei einem kurzen Rundgang in Stranraer, dem ehemaligen Fährhafen nach Nordirland, einen weiteren Vertreter dieses Burgentyps. Im Gegensatz zu Carsluith vollständig erhalten, wurde das über 20 m hohe St. John's Castle im 19. Jh. zum Gefängnis umgebaut. Wir hatten etwas Zeit für das hübsche Städtchen Stranraer, bevor es weiterging zu unserem Besichtigungspunkt am Nachmittag: In toller Lage auf den Klippen und sehr malerisch präsentierte sich Culzean Castle. Bei schönem Wetter hatten wir etwas Zeit, um die Baukunst des Architekten Robert Adams zu würdigen, der das modern wirkende Schloss im 18. Jh. für die hier beheimatete Kennedy-Familie gestaltet hatte oder auch Spaziergänge in den herrlichen gepflegten Parkanlagen zu machen. Das Schloss, eine der meistbesuchten Touristen-Attraktion der Grafschaft Ayrshire spiegelt besonders das „Zeitalter der Eleganz" wider.

Alloway und Ayr

Später erreichten wir Alloway, den Geburtsort des schottischen Nationaldichters Robert Burns. Sein Geburtshaus, ein typisches weißgetünchtes Cottage mit Strohdach, ist eine Art Gedenkstätte mit zehntausenden Besuchern jährlich, von denen die meisten die Werke kennen, die Burns zumeist im typischen Dialekt der Gegend schrieb.
Von „Burns Cottage" führt der hübsch gestaltete „Poetenweg" mit Darstellungen seines berühmtesten Werkes zum großen Burns-Zentrum, in dem man viel Wissenswertes über den Dichter und die Besonderheiten seiner Werke erfahren kann. Das vermutlich weit über die Landesgrenzen bekannteste und vertonte Gedicht aus seiner Feder ist „Auld lang syne", das weltweit als DAS Abschiedslied schlechthin gilt. In Schottland selbst wird der Dichter aber vor allem für sein augenzwinkernd-ironisches dramatisches Versepos „Tam O' Shanter" verehrt. Dessen Handlung spielt sich in der unmittelbarem Umgebung seines Geburtshauses ab, und wer will, kann sich alle Schauplätze des „Dramas" innerhalb weniger Minuten anschauen. Ein Blick auf die alte Kirchenruine, des Flusstal und die historische Bogenbrücke „Brig o Doon" versetzen den Betrachter gut in die Handlung des Poems hinein.
Da die Abendessenszeit noch nicht heran war, konnten wir noch einen Stopp im Zentrum des nahegelegenen Seestädtchens Ayr einliegen und zu Studienzwecken einen interessanten Pub aufsuchen, der originellerweise in einer alten Kirche untergebracht und sehr attraktiv ist. Dann aber fuhren wir zu unserem Übernachtungsort Troon und bezogen hier unser bequemes Hotel.

Troon – Inselrundfahrt auf der Insel Arran – Troon, vierter Tag, 28. Juni 2016:

Tagesziel für heute war die Insel Arran. Sie liegt ganz im Süden der Mündung des großen, durch Glasgow fließenden Flusses Clyde im Atlantik zwischen dem schottischen Hauptland und der riesigen Halbinsel Kintyre. Das über 400 km² große Eiland ist ungefähr so groß wie die Urlaubsinsel Usedom, wirkt aber mit ihrem fast 900 m hoch aufragenden Berg Goatfell recht gewaltig. Aufgrund der landschaftlichen Vielfalt wird die Insel manchmal auch „Mini-Schottland" genannt, denn man findet hier fast alle Landschaften, für die Schottland ansonsten bekannt ist. Zunächst fuhren wir in den Fähranleger des Hafenstädchens Ardrossan, von dem uns die Morgenfähre in den Hauptort von Arran, das Städtchen Brodick, brachte. Die Schiffe der größten schottischen Fährgesellschaft Caledonian McBrayne erreichen Arran nach etwa 50 Minuten Überfahrt. Wie vielfältig die Insel wirklich ist, konnten wir zunächst im Museum of Arran Life erfahren, das wir am Rand von Brodick nach wenigen Fahrminuten erreichten. In einem Bauerngehöft kann man sich mit Lebensweise und Traditionen der Insel bekannt machen. Der nächste Stopp ermöglichte uns zwei der drei bekanntesten Produkte von Arran zu erwerben: sehr leckeren Käse und besonders, hier hergestelltes Parfum. Für seinen Inselkäste mit seltenen Geschmacksrichtungen wie Whisky oder Rotweinist Arran bekannt. Auf dem Weiteren Weg entlang der Küstenstraße Richtung Norden erreichten wir die Gegend der Sandsteinfelsen zwischen den kleinen Dörfchen Corrie und Sannox. In der weit ins Land reichenden Felsbank aus überwiegend rotem Sandstein gab es einst einen riesigen Steinbruch, dessen Steine mit Booten zu vor der Küste ankernden Schiffen gebracht wurden. Zahlreicher Gebäude in Ayr, anderen Küstenorten und sogar Glasgow sind aus diesen Steinen errichtet.

Norden und Osten von Arran

Bevor den nördlichsten Punkt der Insel, Lochranza erreichten, hielten wir noch an der erst seit Ende vorigen Jahrhunderts produzierenden Whisky-Destille an. Eigentlich wollten wir nur eine Einkaufsmöglichkeit für diese seltene Sorte des gälischen Lebenswassers schaffen, aber das freundliche Personal des Distillery-Besucherzentrums organisierte sofort eine kleine Verkostung für uns. Nahebai liegt das Fischerdorf Lochranza, dessen malerische Burgruine schon Sir Walter Scott in seiner Erzählung „Der Pirat" beschrieb. Die Hauptattraktion des ansonsten nur durch seine kleine Fähre zum „Festland" hervortretenden Ortes ist das Towerhaus „Lochranza Castle". Eine Zeitlang war die Burg im königlichen Besitz und wurde wohl als Jagdschloss genutzt.
Nachj einem Stopp hier ging es weiter an der romantischen Küste entlang, jetzt aber in südlicher Richtung an der Westküste von Arran, denn wir hatten den nördlichsten Punkt der Insel schon überschritten. Es gab noch einen Halt im Dörfchen Blackwaterfoot neben dessen mehr als winzigen Hafen. Nun wurde es schon fast Zeit für den Rückweg, denn wir mussten ja mit der späten Nachmittagsfähre fahren, um rechtzeitig zum Abendessen zu kommen. Also durchquerten wir die Insel von West nach Ost und erreichten bald wieder den Hauptort Brodick, wo wir noch ein paar Minuten Freizeit bis zum Ablegen der Fähre hatten. Pünktlich waren wir auf dem „Festland" zurück und fuhren zu Abendessen und Übernachtung in unser Hotel vom Vortag.

Troon – Glenturret – Stonehaven – Aberdeen – Northlink–Ferry, fünfter Tag, 29.Juni 2016:

Von Südwesten nach Nordosten quer durch Schottland ging es heute. Vorbei an der Industriestadt Glasgow und nach Überquerung des Clyde-Flusstales auf der Erskine Bridge gelangten wir bis zur Südspitze des vielbesungenen Loch Lomond, jenen See, den Theodor Fontane den „König der schottischen Seen" genannt hatte . Anschließend ging es durch die Trossachs, eine der ersten schottischen Landschaften die für Tourismus gesorgt hatte. Mit „borstiges Land" kann man den Namen übersetzen und in diesem wild-romantischen Mittelgebirge waren z.B. einige der bekannten Werke des schottischen Romanciers Sir Walther Scott angesiedelt. Dazu gehören die Geschichte von Rob Roy, einem Gesetzlosen, der, der Legende nach von den Engländern in den Untergrund gezwungen wurde und als eine Art schottischer Robin Hood in England gilt und ein Werk des Dichters, das im Herz der rauhen Trossach-Berge am Loch Katrine spielt. Er ist Schauplatz von Scotts Verserzählung „Lady of the Lake", von dem z.B. Theodor Fontane schwärmte.Nach einer kurzen Pause an einer Wollmühle mitten in den Trochas fuhren wir zu unserem heutien Programmpunkt, einer Führung mit Verkostung in der Whisky-Distillery Glenturret. Diese Brennerei des „uisghe beatha", des gälischen Lebenswassers, ist die älteste noch aktive Brennerei Schottlands und wurde schon 1775 gegründet. Weltbekannt ist sie als Stammhaus der verschiedenen Varianten der beliebten Marke „The famous Grouse". Dieserr „blended Whisky", ein Mischwhisky aus verschiedenen gereiften Whiskies, ist nebren Johnny Walker die wohl meistverkaufte Marke. Die Herstellung des „Lebenswassers" beginnt mit Malzen, wobei die angekeimte Gerste den im Getreide enthaltenen Zucker freisetzt. Die Keimung wird durch Erhitzen oder Räuchern über Torfrauch gestoppt, die Gerste gemahlen und der Zucker durch heißes Wasser ausgespült. Das Zuckerwasser, mit Hefe versetzt, gärt und erzeugt eine Art Starkbier, dessen Alkoholgehalt durch zwei Destilliervorgänge auf bis zu fast 70 % erhöht wird. Mindestens drei Jahre und einen Tag muss der so gewonnene Sprit in Eichenfässern reifen, bevor man ihn „Scotch" nennen darf. Weitere Lagerung, bevorzugt in vorher für Sherry oder Bourbon verwendeten Fässern verleiht jedem Whisky dann den unverkennbaren Geschmack eines „Single Malt". Höhepunkt der Führung war dann natürlich die Verkostung, bei der wir sowohl einen Schluck der „Famous Grouse"-Variante als auch einen originalen zehn Jahre gelagerten „Glenturret Single Malt" probieren durften.
Nach der Destille mussten wir uns sputen, denn wir hatten an diesem Tag noch ein Fährschiff zu erreichen! Dennoch blieb auf unserem weiteren Weg nach Aberdeen noch Zeit für einen Stopp im Städtchen Stonehaven, wo wir etwas bummeln oder in der winzigen Carron Fish Bar eine angeblich hier gemachte Erfindung, den frittierten Marsriegel, probieren. Pünktlich vor Abfahrt der Northlink Ferries standen wir dann im Hafen von Aberdeen und checkten auf dem kleinen aber komfortablen Fährschiff HMS „Hrossey" ein.

Lerwick – Scalloway – Sumburg Head – Jarlshof, sechster Tag, 30. Juni 2016:

Nach dem Frühstück auf dem Fährschiff machten wir uns auf, das südliche Mainland der Shetlands zu erkunden. Die Hauptinsel ist über 100 km lang und macht mit ihrer Fläche von 970 km² - das ist etwa so groß wie die Insel Rügen - ungefähr zwei Drittel der Landfläche des Shetland-Archipels aus. Zudem leben fast vier Fünftel aller Einwohner von den 19 bewohnten der insgesamt fast 100 Shetland-Inseln hier auf Mainland. Gelegen bereits im Eismeer kurz vor Island gehören die Inseln zu den nördlichsten Gebieten in Europa. Das südliche Mainland ist Moor- und Ackerland und es war - erstaunlicherweise für die exponiert nördliche Lage - bereits kurz nach der Eiszeit besiedelt.
Als erstes besuchten wir einen der typischen eisenzeitlichen Wohntürme, die im Norden Schottlands, auf den Hebriden, den Orkneys und den Shetlands verbreitet sind. Broch nennt man die kegelstumpf-förmigen doppelwandigen Türme, die Schutz für ganze Sippen boten und seit der ausgehenden Bronzezeit, schon seit dem 7. Jh. v. Chr. errichtet wurden. Recht gut erhalten, wenn auch nur in seiner Grundanlage und nur etwa zwei Meter hoch, ist der Clickhimin-Broch. Wie die meisten der mehreren hundert in Schottland erhaltenen uralten Wohnbauten aus Trockenmauerwerk liegt er direkt am Meer - vermutlich dienten Felsbrocken von der Küste als Baumaterial.
Wir setzten unsere Erkundungen fort in der ehemaligen Hauptstadt der Shetlands. Die Ruine der alten Burg von Scalloway ist von außen frei zugänglich und durchaus fotogen. Als neben dem Fort in Lerwick am wohl besten erhaltener Wehrbau der Inselgruppe ist Scalloway Castle mit der unrühmlichen Geschichte von Earl Patrick Stuart verbunden, der als grausamer Bösewicht 1615 von der schottischen Justiz hingerichtet wurde, obwohl er mit dem König verwandt war.

Papageientaucher am Sumburgh Head

Das Wetter meinte es heute besonders gut mit uns und so konnten fast alle die nun folgende Szenerie als besonderen Höhepunkt empfinden. Während unser Bus auf dem südlichsten Parkplatz der Shetlands stand, konnten wir die Felsen der Steilklippen von Sumburgh Head hinaufwandern. Hier steht, fast 100 Meter über dem meist tosenden Meer ein Leuchtturm aus dem 19. Jh., entworfen von der Architektenfamilie Stevenson, der auch der Autor der „Schatzinsel" entstammte. Das Besondere an diesen Klippen ist aber vor allem, dass zehntausende Seevögel nisten und brüten und man recht nahe an sie herankommt. Wir konnten uns davon überzeugen, wie die scheuen, aber fotogenen und putzigen Papageientaucher hier in wenigen Metern Entfernung vom Betrachter agieren. Wir beobachteten die hübschen Vögel und ihre oft sehr komischen und lustig anmutenden Flugübungen. Mancher von uns konnte sich dann kaum trennen von diesen Vögeln, die man sonst sehr selten und fast nirgends aus so kurzer Entfernung in „freier Wildbahn" betrachten kann.

Jarlshof und Lerwick

Später ging es weiter zum prähistorischen Jarlshof, einer Rundhaussiedlung aus der Steinzeit. Den Namen hat der berühmte schottische Historien-Autor Sir Walther Scott geprägt und ihn in seiner Novelle „Der Pirat" verwendet. Zu der historischen Sehenswürdigkeit gehören Bauten aus mehreren aufeinanderfolgenden Epochen von der Steinzeit über bronzezeitlichen Rundhäuser zu Bauten der Pikten und der Wikinger sowie diue Ruine eines Wohnturms aus dem 16. Jahrhundert. Auffallend viele steinerne Getreide-Mahlsteine in den Häuserresten deuten darauf, dass es hier im hohen Norden umfangreichen Getreideanbau gegeben haben muss. Nebenan weideten friedlich die bekannten und nach den Inseln benannten Shetland-Ponies.
Nachmittags kehrten wir dann in die Inselhauptstadt Lerwick zurück und hatten noch Gelegenheit zu einem ausgiebigen Stadtbummel und Besuch des britischen Artillerieforts Charlotte, bevor wir in das direkt im Stadtzentrum und am Hafen gelegene Queens-Hotel eincheckten.

Nördliches Mainland – Tangwick Haa – Eashaness – Lerwick – Fähre, siebter Tag, 01. Juli 2016:

Auch der heutige Tag war noch den Shetland-Inseln gewidmet, aber anders als gestern ging es diesmal zunächst nach Norden, wo die Landschaften immer einsamer werden. Unser Ziel war die Halbinsel Nordmavine, der „obere" Teil der Hauptinsel Mainland. Ein Fotostopp in Marvis Grind zeigte die Landenge, an der sich der Atlantische Ozean und sein Randmeer Nordsee am nächsten kommen - nur etwa dreißig Meter sind die zu den jeweiligen Meeren gehörenden Buchten voneinander getrennt durch einen schmalen Fels-Streifen, über den die Hauptstraße ins nördliche Mainland führt. Allerdings meinte es derzeit das Wetter nicht so gut wie gestern, wo wir die Klippenlandschaft des südlichen Mainland bei strahlendem Sonnenschein genießen konnten. Noch war es regnerisch und etwas diesg, aber der Wind versprach, die Wolken vielleicht doch noch etwas zu zerstreuen...
Den östlichen Teil der Halbinsel Noirdmavine bildet die Landschaft von Eshaness, die als der wildeste Teil der Shetland-Landschaften gilt. Einsame Gehöfte, Torfmoore und riesigen, weit über die Hügel gedehnte Koppeln mit Schafen und mit Shetland-Ponies bilden eine einzigartige Szenerie. Neben Streugehöften zeugen winzige Ortschaften von der Besiedlung und Auskunft über Leben und Tradition der Bewohner gibt das in einem der Gehöfte untergebrachte Tangwick Haa Museum. Liebevoll gestaltet zeigen die paar Museumsräume Alltagsdingen und Angaben zu Geografie und Geologie der Shetlands und jede Menge Fotos der Bewohner und der herrlichen Natur der Inselgruppe.
Das Wetter hatte sich gebessert, es klarte auf und gab keinen Regen mehr - und da Buschauffeur Arnold und ich am Vortag die Freizeit in Lerwick genutzt hatten, um für ein Picknick einzukaufen, wollten wir den hinter dem Tangwick Haa Museum liegenden Picknickplatz nutzen. Während unsere Gäste sich die Museumsräume ansahen, fuhren wir rasch zur nächsten Ansiedlung und kauften frisches Brot im „community-.shop". Nach der Rückkehr war rasch auf dem hübschen Picknickplatz der Tisch genutzt und mit allerlei Spezialitäten gedeckt - guten Appetit zu einem ausgiebigen Picknick, zu dem es sogar Rotwein gab.

Felsen von Eshaness

Nach dem Essen wandten wir uns dem letzten Ziel auf den Shetlands zu, bevor wir am späten Nachmittag wieder auf der Fähre einchecken würden. Den Westzipfel von North Mainland bildet die Halbinsel Eshaness. Ihre grandiosen Küstenlandschaften zeigen Felsenszenarien in allen Varianten: Felszacken, die ein Stück von der Küste entfernt in den Wellen auftauchen und an versteinerte Segel oder untergegangene Schiffe erinnern, zerklüftete rote Vulkanfelsen, auf die sich die tosende weiß-azurblaue Brandung stürzt. An der Spitze, dem Eshaness Head, steht auf den vielleicht 60 m über den Atlantik aufragenden Klippen der 1929 erbaute Leuchtturm gekrönt sind. Zwar war es hier ganz schön windig, aber das hielt uns nicht davon ab, Dutzende Fotos von der durch die Naturgewalten geschaffenen Komposition der zerklüfteten Uferfelsen zu machen. Später zeigte uns noch ein Fotostopp bei Stenness den vielleicht berühmtesten, einsam im Meer stehenden durchbrochenen Felsen der Insel Dore Holm. Die Legende sieht in ihm die Gestalt eines trinkenden Wikingerpferdes und tatsächlich kann man mit etwas Phantasie genau das in dem roten Felseneiland, beherrscht von einem durch die Gewalten des Meeres ausgewaschenen Felsendurchbruch erkennen.
Dann ging es zurück in die Inselhauptstadt Lerwick, wo wir auf dem Schiff der Northlink-Ferry eincheckten, das heute schon am späten Nachmittag in Richtung Aberdeen - mit nächtlichem Zwischenstopp auf den Orkneys - abfuhr.


Aberdeen - Fettercairn Distillerie - Arbroath - Dundee, achter Tag, 02. Juli 2016:

Nach dem pünktlichen Anlegen der Fähre im Hafen von Aberdeen hatten wir noch Zeit, unser Frühstück zu beenden und in Ruhe von Bord zu gehen. Unser Bus mit Chauffeur Arnold erwartete uns schon und wir fuhren südwärts, zur nächsten Etappe unserer interessanten Reise. Wir wählten die Küstenstraße, um ein paar Meilen südlich von Aberdeen zum Fotostopp am Dunnottar Castle zu halten. Die auf einer felsigen Landzunge stehenden Ruinen stellen den ausgedehntesten Gebäudekomplex einer Burg in Schottland dar und stammen aus verschiedenen Bauepochen seit dem 14. Jh. Eine Zeitlang diente die Burg sogar als Aufbewahrungsort der schottischen Kronjuwelen.
Auf unserem weiteren Weg erwartete uns ein „Richtig Reisen!"-Extra. Wir besuchten - zuätzlich zum Programm - eine weitere Brennerei, die einen erlesenen Whisky herstellt!. Fettercairn ist vielleicht nicht so bekannt wie viele andere Destillen, stellt aber teilweise besonders lange gelagertes „uisghe beatha" her - 30 oder gar 40 Jahre gelagerten Single Malt zum Beispiel. Während einer Führung wurden wir mit den Besonderheiten dieser Brennerei vertraut gemacht und konnten dann den erlesenen Tropfen verkosten

Arbroath und Dundee

Unser nächstes Ziel war Arbroath, ein Ort besonderer historischer Bedeutung, der wegen seiner Sandsteinbauten mitunter als die „rote Stadt" bezeichnet wird. Die markante Abtei von Arbroath, im 12. Jahrhundert vom schottischen König gegründet und auf seinen Wunsch mit Benediktinermönchen aus der damals älteren Grenzabtei Kelso besetzt, ist ein wahres Kleinod. Zudem haben die Ruinen der Abtei neben ihrer Bedeutung als Kulturdenkmal und den Aspekten einer fotogenen Ruine große Wichtigkeit für die schottische Geschichte: In einer kleinen Sonderausstellung kann man eine Kopie der berühmten „Deklaration von Arbroath" („arbroath letters" oder auch „the declaration of Scottish Independence") bewundern. Dieses Dokument, 1320 hier im Kloster geschrieben und von hier an den Papst geschickt, ist nichts weniger als die Garantie schottischer Unabhängigkeit, denn daraufhin erkannte der Papst 1329 Schottlands Unabhängigkeit als unantastbare Autorität an. Schon 1314 hatte der schottische König Robert I. (Robert the Bruce) mit dem Sieg in der Schlacht von Bannockburn 1314 diese de facto erkämpft - aber mit der Arbroath-Deklaration wurde sie offiziell!
Als nächster Höhepunkt erwartete uns nach Ankunft in der Hafenstadt Dundee der Besuch des Entdecker-Museums. Es befindet sich neben der RSS „Discovery", jenes Forschungsschiffes, mit dem einst der schottische Polarforscher Robert Falcon Scott 1901 - 1904 die Antarktis erreicht hatte. Da diese Expedition knapp scheiterte, versuchte er einige Jahre später einen weiteren Vorstoß zum Südpol, als Konkurrent des Norwegers Roald Amundsen, erreichte zwar den Südpol, starb aber auf dem Rückweg.
Nach dem Besuch der „Discovery" hatten wir noch Freizeit für das Stadtzentrum und das Hafenviertel von Dundee, wo in den Victoria Docks die Fregatte „Unicorn" vor Anker liegt, ein sehenswertes Kriegsschiff aus dem 19. Jahrhundert, das offiziell immer noch im aktiven Dienst der „Royal Navy" steht.
Später brachte uns der Bus zu Übernachtung und Abendessen in unser unweit von Dundees Zentrum gelegenes Hotel.


Dundee - St. Andrews - Dunfermline - Edinburgh, neunter Tag, 03. Juli 2016:

Nach dem Aufbruch von Dundee ging es heute durch die Halbinsel Fife. Diese historische Region hat als eine der Kernregionen Bedeutung für die schottische Geschichte und wird heute immer noch, nach einem vor Gründung Schottlands hier bestehenden piktischen Königreich, „Kingdom of Fife" genannt.
Einer ihrer wichtigsten Orte ist St. Andrews, die älteste, traditionellste und historisch wohl bedeutsamste der schottischen Universitätsstädte und gleichzeitig eine Hochburg des Golf-Sports. Der soll hier erfunden worden sein, wird immer wieder behauptet, aber selbst wenn das historisch nicht ganz korrekt ist, wurde er doch hier zumindest wiederentdeckt und trat dann von St. Andrews seinen Siegeszug an. Uns ging es aber vor allem darum, die bedeutende Kathedrale zu sehen, deren Ruine eindrucksvoll am Meer liegt. Es sind die Reste eines gewaltigen Sakralbaues, der durch seine schiere Größe - immer noch an den Grundmauern erkennbar - beeindruckt und in dem ursprünglich als Reliquien die Gebeine des Heiligen Andreas, des schottischen Nationalheiligen, aufbewahrt wurden. Von dieser Kirche, die schon im 10. Jh. Bischofssitz wurde, ging die schottische Nationalflagge - weißes Andreaskreuz auf blauem Grund - aus. Nach der Besichtigung der beeindruckenden Kirchenruine blieb noch etwas Zeit für einen Bummel im Städtchen, das in Sonntagsruhe dalag, und dann fuhren wir weiter an der Küste entlang.
In einem der malerischen Hafenstädtchen, Anstruther, einst bedeutender Fischereistandort und heute Heimstatt eines bedeutenden Fischereimuseums, legten wir eine Pause ein, um Hafen und Städtchen ein wenig zu erkunden.
Weiter entlang der Küste fahrend, erreichten wir das Städtchen Aberdour, bekannt durch die Reste seiner Burg. Aberdour Castle, in dessen Hof ein sehr schön erhaltener, bienenkorbförmiger Taubenturm steht, wurde schon um 1200 errichtet und ist damit einer der ältesten datierbaren Wehrbauten in Schottland.


Dunfermline

Anschließend ging es weiter nach Dunfermline. Das war einmal eine der der alten schottischen Hauptstädte, und ihre Abtei beherbergt die Grablege von über 20 Königen und Königinnen - damit ist sie der größte schottische Königsfriedhof nach dem „heiligen" Reilig Odhrain auf der Hebrideninsel Iona. Die immer wieder umgebaute Abtei ist in ihrem historischen Kern noch romanisch und dieser Teil hat bis heute eine unerhörte Raumwirkung wenn man ihn nach dem Besuch des gotischen Anbaus besucht. Man gelangt hierher durch die Kapelle der im 13. Jahrhundert heiliggesprochenen schottischen Königin Margarete. Wuchtige Säulen tragen die obere Fensterreihe, die immer noch das Kennzeichen des Langhauses der Basilika ist, als der man die Abteikirche von Dunfermline einst baute. Direkt neben der Abtei steht der nur noch mit den Resten einer Mauer erhaltene Königspalast und vor dem Gebäudekomplex kann man noch das rosa verputzte Abtshaus aus dem 16. Jh. bewundern.
Weiter ging es dann nach Edinburgh, mit Unterbrechung für einen Fotostopp an den Forth-of-Forth-Bridges. Besonders markant ist die Eisenbahnbrücke, die 1890 in Dienst gestellt wurde. Noch heute ist sie eine ingenieurtechnische Meisterleistung und die Formen ihrer Fachwerk-Stahlbögen sind weltweit bekannt. Einst war sie die weltgrößte Brücke ihrer Art, in der mehr als 54.000 Tonnen Stahl verbaut wurden, um sie auf über zwei Kilometer Länge in 50 m Höhe über den Firth of Forth zu führen. Auch die danebenliegende Straßenbrücke, seit 1964 in Betrieb und die längste Großbritanniens, ist sehenswert und die Baustelle der neuen Brücke, die wohl 2017 fertig werden soll, konnten wir ebenfalls fotografieren. Nach unserem Fotostopp fuhren wir zu unserem Hotel in einem Vorort von Edinburgh.


Edinburgh - Roslyn Chapel - Peebles, zehnter Tag, 04. Juli 2016:

Der schottischen Hauptstadt war der heutige Tag gewidmet und nach Treff mit Stadtführerin Nadine begannen wir unsere Rundfahrt mit einer Tour durch die Neustadt. Im 18.Jahrhundert wurde dieses größte Stadtviertel Edinburghs in georgianischem Stil erbaut, um die überfüllte Altstadt, deren Hochhäuser und zu enge Straßen unter katastrophaler Hygiene litt, zu erweitern und zu entlasten. Kleine und große Stadtpaläste, durch gusseiserne Gitter von der Straße abgeschirmt und in den Obergeschossen mit kleinen, ebenfalls gusseisernen Balustraden vor den winzigen Balkonen versehen, bilden den Kern der Neustadt. Als Relikte haben sich an den eisernen Gitterzäunen Fackellöscher und Stiefel-Abtreter erhalten, was als Charakteristikum gelten kann. Ein auf dem Reißbrett entstandenes Netz geradlinig verlaufender und einander rechtwinklig kreuzender Straßen bestimmt dabei den Stadtplan.
Dann ging es weiter und wir bestiegen den Calton Hill, die mit 170 m Höhe markanteste Erhebung mitten in der Stadt. Eine Replik des Athener Parthenon-Tempels, die niemals fertig wurde und das Nelson-Monument sind die auffallendsten Gebäude auf dem Hügel. Letzteres ist ein 32 m hoher Turm, errichtet Nach dem Sieg der englischen Flotte über die napoleonische bei Trafalgar zur Erinnerung an den dabei umgekommenen englischen Admiral Lord Nelson. Später hat man oben auf dem Turm, der von allen Teilen Edinburghs und auch vom Hafen aus sichtbar ist, ein Gestell mit Windrose und einem sogenannten „Zeitball" errichtet, der täglich um 13.00 Uhr sichtbar herabfällt und so den Beobachtern die genaue Zeit anzeigt. Vom Calton Hill aus hatten wir einen hervorragenden Blick auf alle Teile Edinburghs und konnten durch die Erklärungen der Stadtführerin die schottische Hauptstadt sozusagen beinahe aus der „Vogelperspektive" kennenlernen. Die weitere Rundfahrt wurde dann ein wenig durch verschiedene Sperrungen bestimmt, denn die britische Königin weilte gerade in Edinburgh, musste geschützt werden und so durften wir beispielsweise dieses Mal nicht am Palast von Holyroodhouse halten, sondern konnten ihn nur kurz per Bus umrunden. Neben Windsor und dem Schloss Balmoral in den Grampian Mountains ist dieser Palast eine der offiziellen königlichen Residenzen und die Queen muss sich hier eine bestimmte Zeit im Jahr aufhalten. Auf der Weiterfahrt sahen wir das neue schottische Parlamentsgebäude und erreichten dann die „Royal Mile", die sich längs durch Edinburghs Altstadt zieht und dabei Holyroodhouse-Palace mit dem Edinburgh Castle verbindet. Auf unserem Weg zu diesem - der auf einem Vulkanfelsen errichteten gewaltigen Stadtburg der schottischen Metropole - passierten wir einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten, z.B. die Hunde-Statue von „Greyfriars Bobby" oder den historischen „Grasmarket" mit seinen berühmten Pubs, um die sich viele Legenden ranken, denn der Grasmarket war Londons einstige Hinrichtungsstätte. Schließlich erreichten wir Johnston Terrace, die Straße, die zur Burg und seitlich zur Altstadt hinauf führt und wo unser Bus parken konnte. Inmitten von unglaublichem Gedränge betraten wir die Burg und Stadtführerin Nadine gab noch einige Erklärungen bei einer kurzen Führung, vorbei an der „Mittagskanone", den verschiedenen Kasernen auf der Burg sowie dem ältesten Teil mit der Margarethen-Kapelle bis wir auf dem Platz vor dem Haus der Kronjuwelen endeten. Es blieb - trotz einsetzendem Regen - noch etwas Freizeit für eventuelle Besichtigungen auf der Burg und für einen Bummel in der Edinburgher Altstadt.

Roslyn Chapel

Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise war die Besichtigung der mit herrlichen Steinmetzarbeiten verzierten und durch den Thriller-Autor Dan Brown und die Verfilmung seines Bestsellers „Der da Vinci-Code" weltweit bekannt gewordene Roslyn Chapel. Wir konnten nicht klären, ob sie tatsächlich der Aufbewahrungsort für den Heiligen Gral ist, aber die ungeheuer reich dekorierte aus dem 15. Jahrhundert stammende Kapelle ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes. Ob die Glasmalereien der Fenster, die filigranen Steinmetzarbeiten der Fensterrahmungen oder die herrlich verzierten Säulen - geheimnisumwobene Symbolik, die durchaus an die legendären Tempelritter erinnert, findet sich hier überall.
Nach ausgiebigem Besuch dieses interessanten Kirchenbaues fuhren wir weiter und hatten es nicht mehr weit zu unserem Hotel, in einem Vorort des Städtchen Peebles gelegen.


Peebles - Melrose - Jedburgh - Newcastle, elfter Tag, 05. Juli 2016:

Der letzte Schottland-Tag dieser Reise war angebrochen! Heute hieß es Abschied nehmen, denn unser Tagesziel war die DFDS-Fähre im Hafen von Newcastle. Unser Weg führte durch die Hügellandschaft der „Borders", wie der breite Grenzstreifen zwischen Schottland und England seit Jahrhunderten genannt wird. Gleichzeitig ist die Gegend eine historische Kulturlandschaft, deren Besonderheiten unter anderem mehrere alte Abteien aus dem 12. Und 13. Jh. bilden. Die überaus malerische Ruinen sind recht gut erhalten und finden in der Literatur mehrfach Erwähnung, beispielsweise in den Werken des bekannten schottischen Schriftstellers Sir Walther Scott aber auch im Büchlein „Jenseit des Tweed" des von dieser Gegend begeisterten deutschen Dichters Theodor Fontane. Besonders Melrose Abbey, bei der Theodor Fontane empfahl, sie „im Mondenschein" zu besuchen, hatte es dem Romancier angetan. Das teilweise gut erhaltene Maßwerk und der noch gut erkennbare Gesamtaufbau der roten Sandstein-Ruine und einige Besonderheiten wie die Figur eines Dudelsack spielenden Schweines an der Dachtraufe lassen den Besuch der Abtei Melrose zu einem Erlebnis werden.

Jedburgh

Weiter ging es ins Grenzstädtchen Jedburgh. Hier gibt es eine „Wollmühle", wie die großen Souvenir-Shops genannt werden und wir konnten uns frisch machen und das „Schottland-Abschluss-Shopping" einlegen, um letzte Souvenirs oder noch eine seltene Flasche Whisky zu kaufen. Die gewaltige Abteiruine von Jedburgh war der letzte Programmpunkt unserer Reise. Stolz, vornehm und irgendwie wuchtig fügt sich die Ruine über dem Fluß aufragend in die Landschaft ein. Ihre noch gut wahrnehmbare Raumwirkung, die gut erhaltene regelmäßige Fensterrose in der Westfassade und ihr bemerkenswerter romanisch-gotischer Übergangsstil machen sie zu einem schönen Fotomotiv. Wir hatten hier Zeit für einen interessanten Rundgang und dann auch noch Freizeit für einen Bummel in der Jedburgher Altstadt. Die wartet mit einem altem Gefängnis, einem historischen Marktkreuz und einem Haus auf, in dem sich die berühmte letzte Schottenkönigin Maria Stuart vor ihrtem unglücklichen Übergang nach England, wo Elisabeth I. sie gefangennehmen ließ, aufgehalten hat.
Danach fuhr unser Bus fast unaufhaltsam - aber mit einem kurzen Fotostopp am schottisch-englischen Grenzstein in „Carter Bar"- in Richtung Hafen und Fähre. UInterwegs verabschiedeten wir uns von den ersten Gästen, die vom Flughafen Newcastle aus die Heimreise per Flugzeug antraten und erreichten pünktlich zum Check in das Fährterminal im englischen Newcastle upon Tyne. Schon kurz danach betraten wir das Fährschiff „King Seaways" für die nächtliche Fahrt nach Amsterdam-Ijmuiden und konnten zum Abendessen wieder ein Schlemmerbuffet genießen.


Amsterdam-Ijmuiden - Dresden, zwölfter Tag, 06.Juli 2016:

Nicht nur das Schiff war pünktlich, sondern unser Bus und alle Mitreisenden kamen rasch von Bord, so dass wir bald die lange Fahrt über niederländische und deutsche Autobahnen nach Hause antreten konnten.

Epilog

Wenn ich während unserer Reise unterwegs im Gespräch mit Einheimischen erzählt habe, wo wir überall hinfahren oder gewesen sind, dann wurden wir meist beneidet - denn viele Schotten kennen den Süden bei Dumfries, das Burns County und vor allem die Shetland-Inseln nicht. Also haben wir eine Reihe toller Höhepunkte zusammengefasst und können uns nun fast wie Schottland-Kenner fühlen. Aber eben nur fast - denn Schottland hat noch viel mehr zu bieten! Vielleicht erkunden wir auch das wieder gemeinsam? Ich würde mich freuen!
Bis bald!
Ihr Studienreiseleiter Dr.Michael Krause

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