Reisebericht: Rundreise romantisches Schweden zu Mittsommer

18.06. – 25.06.2018, 8 Tage Rundreise Köge – Öresund – Göteborg – Dalsland–Kanal – Vänernsee – Stockholm – Götakanal – Smaland – Glasreich – Malmö


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Wenn um den Johannistag die längsten Tage des Jahres anstehen, ist ganz Schweden in entspannter Feierlaune, zumal Ferien und ein langes Wochenende anstehen. Man feiert Midsommer und entspannter kann es kaum zugehen.
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

Montag, den 18. Juni 2018– Anreise nach Kopenhagen

Von Dresden über Leipzig und den Berliner Ring fuhr unser Bus Richtung Rostock, um von dort die Fähre nach Gedser in Dänemark zu nehmen, die wir leider wegen einer Vollsperrung der Autobahn bei Michendorf nicht erreichen konnten. Doch schon zwei Stunden später fuhr die nächste, auf die uns der Reiseleiter telefonisch umbuchen konnte. Wir hatten dadurch im Hafen etwas Zeit, um im Bistro der Fährgesellschaft etwas zu essen oder zu trinken. Die Fährüberfahrt war ruhig und pünktlich. Von Gedser fuhren wir nach Kopenhagen in unser am Stadtrand gelegenes Hotel, wo wir sofort einchecken und Abendbrot essen konnten.

Dienstag, den 19. Juni 2018– Göteborg

Nach dem Frühstück fuhren wir über die insgesamt 16 Kilometer lange Öresundbrücke nach Malmö in Schweden. Unser Reiseleiter erzählte die wichtigsten technischen Details der im Jahr 2000 eingeweihten längsten Schrägseilbrücke der Welt. Von Malmö ging es immer am Kattegatt entlang nach Göteborg, wo wir auf Franziska, unsere schweizstämmige Stadtführerin trafen. Zunächst ging es durch die Altstadt zur Fischmarkthalle, wo wir ausstiegen um uns neben der Halle die berühmten Büchsen mit vergorenem Hering anzusehen. Von dort erklomm der Buss einen kleinen Hügel, auf dem die Masthuggetkirche, die 1910-14 von Sigfried Ericson im Stil der nordischen Nationalromantik gebaut worden war. Der Architekt nahm sich mittelalterliche Kirchen vom Mälarsee bei Stockholm zum Vorbild. Der 62 Meter hohe Kirchturm diente auch als wichtige Landmarke. Anschließend fuhren wir zum zentralen Gustav-Adolf-Platz mit dem Denkmal des Stadtgründers und parkten unterhalb der Christinenkirche. Die barocke, nach der Tochter Gustav Adolfs benannte Kirche wurde und wird von den deutschen Lutheranern genutzt. In der anschließenden Freizeit bummelten alle durch die hübschen Straßen und Gassen, durch Geschäfte und Kaufhäuser und ließen es sich in einem der gemütlichen Cafés wohl sein. Um fünf Uhr fuhren wir nach Vänersborg zum Hotel, wo schon das Abendessen auf uns wartete.
Vänersborg liegt am Vänersee, dem größten Schwedens und drittgrößten Europas. Bei Vänersborg münden sowohl der Trollhättekanal, wie auch der Götaälvs in den See. Die Stadt ist Hauptort der Provinz Västergötland und war wichtig für den Handel und hatte als Grenzstadt auch eine Garnison. Im 19. Jahrhundert siedelte sich mit dem Kanal Industrie an, heute ist der Ort ein wichtiges Dienstleistungszentrum und auch touristisch bedeutsam.
Nach dem Abendessen spazierten fast alle noch den idyllischen Weg am See entlang.

Mittwoch, den 20. Juni 2018– Fahrt auf dem Dalslandkanal

Nach einem opulenten Frühstück fuhren wir nach Haverud am Dalslandkanal. Der verbindet die Provinzen Dalsland und das westliche Värmland und er wurde 1864-68 vom Ingenieur Nils Ericson gebaut, um Eisenerz und Holz vom Norden in die Industriegebiete im Süden zu bringen. Seine Länge beträgt 254 Kilometer, doch sind davon nur 12 Kilometer künstlich angelegt. In der Hauptsache wurden vorhandene Seen und Flussläufe genutzt. Als 1871 parallel eine Eisenbahn gebaut wurde, verlor der Kanal schnell seine wirtschaftliche Bedeutung und zunehmen schipperten Freizeitboote und Segler auf der Strecke.
In Haverud bündeln sich die Verkehrswege. Die Landstraße kreuzt eine Eisenbahnlinie und über Stromschnellen wurde eine so genannte Trogbrücke in den Kanal integriert. Die Boote schwimmen in einen Metalltrog, durch den sie dann geschleust werden. Nach einer Pause an diesem interessanten technischen Denkmal fuhr der Bus uns durch fast gebirgige kurvenreiche Straßen nach Langbron , wo wir um halbzwölf das 1890 gebauten Passagierschiff Storholm bestiegen, das uns durch zahlreiche (Doppel-) Schleusen auf Kanal und See zurück nach Haverud, wo wir in der Freizeit eine Schauvorführung in der Glasfabrik ansehen und uns im Museum über den Kanal und die Region informieren konnten. Anschließend fuhren wir noch in das Städtchen Vänersborg, um dann im Hotel den Tag entspannt ausklingen zu lassen.

Donnerstag, den 21. Juni 2018– Mariafred und Gripsholm

Am Morgen fuhren wir in Richtung Stockholm nach Mariefred, wo wir beim Schloß Gripsholm einen längeren Halt einlegten. Den Deutschen ist Gripsholm natürlich durch die 1931 veröffentlichte Erzählung von Kurt Tucholski bekannt, die von Kurt Hoffmann mit Jana Brechova, Nadja Tiller und Walter Giller verfilmt wurde. Gripsholm wurde 1383 als Burg vom schwedischen Reichsrat und Großgrundbesitzer, dem Truchsess Bo Jonsson aus dem Adelsgeschlecht der Grip gebaut. Er hatte einige Güter in der Gegend um Mariefred erworben und ließ daraufhin eine Burg in strategisch günstiger Lage auf einer kleinen Insel erbauen, die 1381 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Nach seinem Tod im Jahre 1386 erwarb die dänische Königin Margarethe I. zwischen 1402 und 1404 von seinen Nachfahren die Burg und überließ sie samt Ländereien zwischen 1423 und 1446 Graf Hans von Ewersten als Pfand. Ewersten setzte als Vogt den Deutschen Hartvig Flögh ein, um die umliegenden Güter zu verwalten. 1434 zündete Flögh die Burg allerdings an, nachdem die Nachricht eines Bauernaufstandesdie Runde machte. Nach dem Brand wurden die Holzbauten der Burg wieder aufgebaut und blieben noch bis 1472 im Besitz der Krone.
Danach erwarb Sten Sture der Ältere die Burg, baute sie aus und befestigte sie zusätzlich. 1498, schenkte er sie dem nahen Kloster, das er fünf Jahre zuvor gestiftet hatte. 1525 zog Gustav Wasa im Rahmen der Reformation den Besitz ein und verlegte seinen Wohnsitz nach Gripsholm. Er ließ das Schloss ausbauen und zur Festung aufrüsten. Die bedeutendste Maßnahme war der Anbau der vier mächtigen Türme, deren Außenmauern bis zu 4 Meter dick sind. Gustav selbst bewohnte einen der Türme. Nach seinem Tod wurde der Schlossbau mit langen Unterbrechungen von Erik XIV. weitergeführt. Als Verteidigungsburg war das Schloss schon für die damalige Zeit ungeeignet, dagegen wurde es sporadisch als Gefängnis genutzt. 1773 wurde das Schloss durch König Gustav III. umgestaltet und ein erstes Theater gebaut. Die letzten großen Restaurierungen und Umbauten fanden in den 1890er Jahren statt. Fast alle Gäste besuchten das Schloß, in der der Reiseleiter eine kleine Führung improvisierte. Hier ist auch die staatliche schwedische Porträtsammlung untergebracht, die vor allem zeitgenössische Gemälde der schwedischen Herrscherhäuser und des Hochadels beinhaltet. Bei Bildern, die mit der sächsischen Geschichte zu tun haben, gab es natürlich spezielle Erläuterungen. Danach war noch genügend Zeit, um in dem hübschen Ort zu bummeln und ein Eis oder ein Stück Kuchen zu essen, bevor es nach Stockholm ins Hotel ging. Nach dem Abendessen schlenderten auch hier in den benachbarten Ortsteil und sahen bei einem Getränk ein WM-Spiel.

Freitag, der 22. Juni– Stockholm

Nach dem Frühstück fuhren wir hinein nach Stockholm zum Rathaus, dem riesigen Backsteinbau mit dem 104 Meter hohen Turm, um unsere Stadtführerin, Frau Alexa von Blücher- Thornbohm zu treffen. Die Rundfahrt führte zum Beispiel zum Olympiastadion der einzigen schwedischen Olympiade 1912, zum Fernsehturm, dann durch das schicke Stockholm mit den prächtigen Jugendstilbauten aus der Günderzeit und vorbei am Botschaftsviertel zur Insel Djurgarden, auf der viele Museen und einige Prominentenvillen sind. Hier ist auch Skaagen, das größte Freilichtmuseum Europas, in das man historische Gebäude aus ganz Schweden verpflanzt hat. Gegen elf Uhr fuhren wir zur Königsinsel mit Schloss, Ritterhaus und Riddarholmskirche. Hier stiegen wir aus und schlenderten durch die Gassen der Altstadt hin zur deutschen Kirche und dem Nobelmuseum. In der anschließenden Freizeit konnte man entweder die Wachablösung am Schloß mit ansehen oder mit dem Bus nach Djurgarden zurück fahren. Die meisten Gäste nutzten schon wegen des unbeständigen Wetters diese Möglichkeit, um sich eines der vielen Museen anzusehen oder einfach nur das Flair der bereits beginnenden Midsommerpicknicks zu erleben. Einige bevorzugten das Vasamuseum mit der wieder geborgenen Staatskogge des Schwedenkönigs, die 333 Jahre bis 1961 in der Stockholmer Hafeneinfahrt gelegen hatte. Das geborgene Flaggschiff der schwedischen Marine und seine tolle Präsentation fand man sehr eindrucksvoll. Ein anderer Teil ging ins Freilichtmuseum Skansen. Um halbvier holten wir die Gäste am Königsschloß ab und fuhren nach Linköping ins nächste Hotel. Auch hier spazierten viele noch nach dem Abendessen in die uralte Bischofsstadt. Linköpping ist schon 1120 im Zusammenhang mit der Gründung des nahe gelegenen ältesten Klosters Schwedens Vreta erstmals genannt. Ein riesiger Dom romanischen Ursprungs überragt denn auch die Stadt mit einem hübschen Markt und der gotischen St. Lars- Kirche.

Sonnabend, den 24. Juni– Fahrt auf dem Götakanal

Nach dem Frühstück ging es nach Berg zum größten Schleusensystem des Götakanals. Eine Pause legten wir am Zisterzienserinnenkloster Vresta mit einer für Skandinavien seltenen rein romanischen Klosterkirche ein. Um 1110 aus dem schwedischen Königshaus gegründet, ist Vresta das älteste Kloster Skandinaviens. In Schweden konnten ihm bis zur Reformation nur die Brigittinnen von Vadstena den Rang streitig machen. Weil um zehn eine private Messe anstand, hatten wir trotz des Feiertags das Glück, den eindrucksvollen Sakralraum samt einem kleinen Museum auch von innen besuchen zu dürfen.
Anschließend also zum Kanal, der eine Länge von 190,5 km hat, wovon 87,3 km die tatsächliche Kanalstrecke bilden, die fünf große Seen verbindet und damit insgesamt 600 Kilometer Wasserweg überwinden kann. Der Kanal wurde von 1810 bis 1832 von 58.000 schwedischen Soldaten ohne Maschinen gegraben und ist zusammen mit dem Trollhätte-Kanal und dem Göta älv eine 390 km lange Wasserstraße quer durch Schweden, die einen Höhenunterschied von 91,5 m überwindet. Er passiert 58 Schleusen, 50 Brücken, zwei Trogbrücken und fünf Seen und darf von Schiffen mit bis zu 30 m Länge, 7 m Breite, 22 m Höhe über dem Wasser und 2,82 m Tiefgang befahren werden. Die Erlaubnis zum Bau des Kanals erhielt die Göta- Kanalgesellschaft unter Leitung von Baltzar von Platen am 11. April 1810, woraufhin am 24. Mai mit dem Bau begonnen wurde, der bis 1832 dauerte. Es war angedacht, dass Schiffe auf dem Weg vom Kattegat zur Ostsee durch Schweden fahren konnten, anstelle durch den Öresund. So sparten die Schiffe den Sundzoll an Dänemark. Der Kanal wurde am 26. September 1832 eröffnet, nur 15 Jahre vor Einführung der Eisenbahn. Dadurch errang er keine langfristige ökonomische Bedeutung. Unsere Bootstour begann am Roxensee beim Schleusensystem in Berg und ging zunächst durch sieben Schleusen, die teilweise zwei Kammern hatten. Wir trafen auch das 1873 gebaute, angeblich älteste noch fahrende Passagierschiff der Welt, die Juno. An Bord konnte man gemütlich speisen und hatte schöne Ausblicke auf die idyllische Landschaft mit den typischen Holzhäusern.
Anschließend fuhren wir nach Växjö, einer Universitätsstadt in Südschweden in der historischen Provinz Småland. Sie ist die Hauptstadt der Provinz Kronobergs län und gilt als Hauptstadt des sogenannten „Glasreiches".

Sonntag, den 25. Juni– Glashütte und Elchpark

Nach dem Frühstück fuhren wir zunächst in die Altstadt von Växjö. Laut der Siegfriedlegende baute der englische Missionar Sigfrid die allererste Kirche Värends in Växjö. Er und die Köpfpe seiner drei Neffen wurden hier bestattet. Dies führte 1170 dazu, dass Växjö zum Bischofssitz und fortan Ziel für viele Pilger wurde. Die Stadt erhielt Stadtrechte am 13. Februar 1342 von König Magnus Eriksson. Die Innenstadt wird dominiert von dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Dom, der im Lauf der Jahrhunderte mehrmals umfassend restauriert wurde. An seiner Ostseite steht ein Runenstein. Südlich des Doms erstreckt sich der Linné-Park. Wir besichtigten den Dom mit seiner modernen Ausstattung, genannt sei nur der Glasaltar von 1959, und ganz entspannt ging es weiter in Schwedens älteste Glashütte Kosta Boda, die bereits 1742 gegründet wurde. Aus der eins beschaulichen, mitten im Wald gelegenen Hütte ist ein umfangreiches Gebäudekomplex geworden, in dem man neben diversen Glaserzeugnissen mehrerer Hütten auch ein Outletcenter für Textilien und andere Waren hat, das täglich ab zehn geöffnet ist. Hier konnten alle noch ihre restlichen Kronen in Mitbringseln anlegen. Danach ging es in den nahe gelegenen Gronasens Elchpark, wo wir zunächst mit einem Parkranger zu einem vor erst drei Wochen geborenen Elchkalb gingen, das von der Mutter nicht angenommen wurde. Es bekam die Milchflasche, was nun vier Monate lang alle drei Stunden nötig sein wird.
Dann liefen wir zu fünf kontaktfreundlichen Tieren im Alter von bis zu elf Jahren, die sich vom Rascheln leckerer Laubbüsche auch zum Aufstehen und Posieren bewegen ließen. Anschließend bewätigten alle einen 1,3 Kilometer langen Rundweg um das Hauptgehege. Danach galt es, den Weg nach Malmö zu bezwingen. Die nächste Pause galt dem Runenstein von Rök. Er ist einer der etwa 2.000 schwedischen Runensteine und steht bei der Kirche von Rök in der Gemeinde Ödeshög, hat eine Höhe von 3,82 Metern und trägt eine Runeninschrift in altnordischer Sprache. Sie ist mit rund 750 Zeichen die längste bekannte Runenschrift. Errichtet wurde der Stein vermutlich im frühen 9. Jahrhundert und 200 Jahre später im Zuge der Christianisierung in die Zehntscheune des Ortes eingemauert. Als 1840 die alte Kirche abgerissen wurde, bemerkte man die Runeninschrift auf dem Stein, mauerte ihn aber trotzdem in die Vorhalle der neuen Kirche ein. 1862 nahm man ihn heraus und stellte ihn zunächst frei im Kirchhof auf, bis er 1933 mit einem Dach geschützt wurde.
Weiter ging es bis zum Vätternsee nach Gränna zur Ruine eines Hauses der Grafen Per Brahe, das 1637 gebaut wurde. Von hier hat man einen grandiosen Blick über den See und in der nahe liegenden Raststätte kann man die so genannten Polkaschweine, gedrehte Zuckerstangen in verschiedenen Geschmacksrichtungen, kaufen. Bei der letzten Pause unweit von Karlskrona gab es zur allgemeinen Freude eine Runde Sekt aus dem Hause Eberhardt, um auf eine gelungene Reise anzustoßen, bei der man nicht nur viel gesehen und erlebt, sondern auch viele gute Bekanntschaften geschlossen hat.
In Malmö konnten wir gleich in das am Bahnhof gelegene Hotel einchecken konnten. Von hier war es nicht weit zum Stortorget mit Rathaus und Petrikirche. Einige bummelten auch dorthin oder weiter durch die Gassen der Altstadt zum alten festungsartigen Schloß, das in einem großzügig angelegten Park mit uraltem Baumbestand liegt. Auch nach dem Abendessen schlenderten viele nocheinmal in die nahe gelegene Altstadt, die in der Abendsonne ganz neue Eindrücke bot.
Am nächsten Morgen hieß es zeitig aufzustehen, um die Fähre in Trelleborg zu erreichen. Mit einigen Verspätungen wegen Stau auf der Autobahn ging die Fahrt nach Hause. Ein schöner Urlaub geht zu Ende.

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