Reisebericht: Wanderreise Berner Oberland – Schweiz

23.07. – 30.07.2016, 8 Tage Wandern in der Schweiz: Wengen – Grindelwald – First – Große Scheidegg – Männlichen – Thunersee – Grütschalp – Kleine Scheidegg – Mürren (ca. 30 geführte Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Diesen sehr anschaulichen Reisebericht hat uns Frau Irene Schrader, als Teilnehmerin der Wanderreise geschickt. Sie hat über die Erlebnisse der Reise wunderbar geschrieben.
Ein Reisebericht von
Gisela Gerlach
Gisela Gerlach

Sonnabend, 23.07.2016: Anreise nach Wengen

Die kombinierte Wander- und Rundreise ins Berner Oberland begann in Dresden, Bushaltestelle Eberhardt-Travel am Flughafen, mit dem Busunternehmen Puschmann. Zunächst stiegen lediglich 5 Reiseteilnehmer ein, die von der Eberhardt-Reisebegleiterin Frau Gisela Gerlach sehr nett begrüßt wurden.
Pünktlich 6.00 Uhr fuhren wir los, bereits in Siebenlehn stiegen die nächsten Gäste zu und so gab es weitere Stopps in Chemnitz, Niederberg - in Münchberg Fahrerwechsel - und Langenau - Nähe Ulm -, wo sich die letzten Reiseteilnehmer zu uns gesellten.
Nun war die Reisegesellschaft komplett und wurde offiziell sehr herzlich durch Frau Gerlach begrüßt. Sie informierte u.a. darüber, dass es eine Wandergruppe mit 10 Teilnehmern und eine Rundreisegruppe mit 18 Teilnehmern gibt. Der Vorteil bestand darin, dass jeder Teilnehmer auch die Möglichkeit hatte, sich an Ausflügen der jeweils anderen Gruppe zu beteiligen.Die Fahrt in Richtung Ulm und Bodensee wurde auf der Landstraße fortgesetzt, da es offenbar Stau auf der Autobahn gab. So konnten wir im Vorbeifahren z.B. einen Blick auf das Ulmer Münster werfen. In Diepoldsau angekommen, passierten wir den Grenzübergang zur Schweiz, Kanton St. Gallen, vorbei am Schloss Vaduz, entlang des Walensee. Bei der Fahrt durch das Rheintal, das gekennzeichnet ist durch breite grüne Ebenen, liebliche Ortschaften, genießt man den Blick auf 7 Bergspitzen, die nach den Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches benannt wurden, jedoch mit der Schreibweise „Churfirsten". Zu erwähnen ist, dass in dieser Gegend der sehenswerte Heidi-Film gedreht wurde, der auf den berühmten von Johanna Spyri verfassten Büchern basiert.
Wir erreichten den 39 km langen Zürichsee, dessen Uferbereich durch Privat-Grundstücke fast zugebaut wurde und daher nur zu 1/3 begehbar ist. Während einer Pause am Rasthof Herlisberg genossen wir bei herrlichem Sonnenschein einen wunderschönen Blick auf den See.
Wir verließen wieder die Autobahn, fuhren über den Hirzel-Pass - im Ort Hirzel befindet sich ein Museum über Johanna Spyri -, vorbei am Vierwaldstätter See (Blick auf Pilatus-Bahn), Lungern-See, über Brünig-Pass, Interlaken, Wilderswil bis Lauterbrunnen.
In Lauterbrunnen verließen wir unseren Bus und stiegen um in die Wengernalp Bahn (WAB), die uns in den autofreien Ferienort Wengen beförderte.
20.30 Uhr erreichten wir unser in Nähe der Bahnstation gelegenes Hotel Victoria-Lauberhorn. Nach Empfang der Schlüssel durften wir sofort im Speisesaal Platz nehmen und bekamen ein sehr leckeres 3-Gang-Menü (zuzüglich Suppe) serviert.Nach diesem langen, aber sehr interessanten, Anreisetag waren wir alle froh, unsere gemütlichen Zimmer aufzusuchen und vorerst die wichtigsten Dinge auszupacken und zu sortieren, bevor wir uns der wohlverdienten Nachtruhe hingaben.

Sonntag, 24.07.16: Wanderung rund um Wengen und auf den Männlichen

Nach ausgiebigem Frühstück, das keine Wünsche offen ließ, wurde die Wandergruppe von Frau Doris Schmied, diplomierte eidgenössische Wanderleiterin, begrüßt. Wir erhielten für die Dauer unseres Aufenthaltes den „JUNGFRAU TRAVEL PASS", der innerhalb der Jungfrau-Region zu beliebigen Fahrten berechtigte.
Zu unserer Wandergruppe gehörten: Gerda, Heidi, Helga, Irene, Karin, Maria, Klaus, Manfred, Peter und Wolfgang (alphabetische Reihenfolge).
Danach starteten wir zu unserer ersten Wanderung. Mit der WAB fuhren wir zur Station Allmend (1.479 m) und genossen bei Sonnenschein einen ersten herrlichen Blick auf Wengen.
Wengen liegt auf einer Sonnenterrasse über dem Lauterbrunnental auf 1.274 m Höhe, ist autofrei und daher nur über die WAB zu erreichen. Der Ausblick von dieser Sonnenterrasse reicht von der Schynigen Platte bis zur Jungfrau. Wengen bietet im Sommer wie im Winter zahlreiche Möglichkeiten der Erholung.Unser Rundwanderweg führte uns über blühende Wiesen und durch Wald, mit faszinierenden Ausblicken auf Jungfrau und Silberhorn - Mönch und Eiger lagen in Wolken -, bis zum Aussichtspunkt Leiterhorn (1.525 m). Von hier aus hatten wir einen hervorragenden Blick auf Wilderswil, Zweilütschinen und Interlaken sowie das winzige Dörfchen Isenfluh. In Zweilütschinen fließen die aus dem Lauterbrunnental kommende weiße Lütschine und die aus Grindelwald kommende schwarze Lütschine zusammen.
Auf schmalen Wald- und Wiesenpfaden führte uns unsere Tour über Außerwengen noch zu weiteren Aussichtspunkten, die uns tolle Blicke auf Mürren, den Staubachwasserfall und ins Lauterbrunnental gewährten. Mürren liegt unmittelbar auf einem steilen Felsabhang und ist nur mit der Gondelbahn zu erreichen.
Auf dem Weg zurück zum Hotel erzählte uns Doris auf einer schattigen Wiesenanhöhe die Sage über den kleinen Zwerg Knopf, der vom Müller in der Mühle an der Jungfrau arg betrogen wurde und wie er sich dafür rächte. (Wanderung ca. 8,5 km) Nach einer kurzen Mittagspause, die jeder individuell nutzte, trafen wir uns wieder an der Seilbahn-Station zum Männlichen, die sich unweit des Hotels befindet. Die obere Bergstation liegt in 2.230 m Höhe. Von hier aus wanderten wir auf dem Royal Walk zum Männlichen-Gipfel in 2.343 m Höhe. Nach ca. 30 Min. Aufstieg erwartete uns ein wahrhaft königlicher Ausblick auf unzählige Gipfel, an erster Stelle das sogenannte Dreigestirn „Eiger-Mönch-Jungfrau" in seiner majestätischen Erscheinung. Man konnte sich gar nicht genug sattsehen an dem faszinierenden Panorama und in der Tiefe leuchtete das Blau des Thuner Sees.Am Nachmittag fand eine Folklore-Veranstaltung auf der Terrasse vor dem Berggasthaus Männlichen statt, diese wollten wir keinesfalls versäumen. Also traten wir den Rückweg in Richtung Berggasthaus an und jeder - wie er wollte - konnte nun der alpenländischen Kultur bei Kaffee, Kuchen oder auch Bier frönen. Für uns „Flachländer" war es ein Augen- und Ohrenschmaus, die Akteure in ihren farbenfrohen Trachtenkostümen tanzen und singen zu erleben, insbesondere auch die Alphornbläser.
Die Abfahrtszeit mit der Seilbahn zurück nach Wengen konnte jeder selbst individuell festlegen, zum Abendessen trafen wir uns alle - gemeinsam auch mit der Rundreisegruppe - wieder im Restaurant. (Wanderung: Ca. 2 km)

Montag, 25.07., Wanderung nach Bort und auf dem Memorial Eiger Walk

8.33 Uhr fuhren wir mit der WAB nach Lauterbrunnen und gemeinsam mit der Rundreise-Gruppe mit unserem Bus über Zweilütschinen nach Grindelwald.
Die Wahrzeichen von Grindelwald sind der Obere und der Untere Grindelwald Gletscher, die noch im 19. Jahrhundert bis an den Dorfrand heranreichten. In den folgenden Jahren sind die Gletscher immer mehr zurückgegangen. Die Folge war, dass sich 2009 ein Gletschersee bildete. Um die Überflutung der Lütschine zu verhindern, wurde ein 4 Mill. SFR teurer unterirdischer Stollen gebaut. Von Grindelwald aus führt auch die längste Gondelbahn Europas - Länge 6.239 m - auf den Männlichen.
Dominiert wird Grindelwald durch die Eiger Nordwand mit einer Höhe von ca. 1.800 m. Doris berichtete uns über den ersten geglückten Versuch, die Nordwand zu durchsteigen.
Der erste Durchsteigungsversuch wurde 1935 unternommen, bis zum Erfolg drei Jahre später verloren 8 Menschen ihr Leben. Die wohl dramatischste Tragödie ereignete sich 1936. Das Verbot, die Wand zu besteigen, wurde jedoch ignoriert. Am 24. Juli 1938 schrieben die deutschen Bergsteiger Andreas Heckmair und Ludwig Vörg sowie die Österreicher Fritz Kasparek und Heinrich Harrer Alpin-Geschichte. Unabhängig voneinander starteten sie am 21. Juli, trafen sich unterwegs und bezwangen gemeinsam am 24. Juli 1938 über die berüchtigte Route den Eiger-Gipfel. Andreas Heckmair führte die Seilschaft durch das letzte Drittel der Wand, er war der kompetenteste und leistungsfähigste Bergsteiger in der Seilschaft.Heutzutage erreichen im Durchschnitt jedes Jahr ca. 115 Alpinisten über die Nordwand den Eiger-Gipfel. Im gleichen Zeitraum müssen allerdings auch 10-15 Kletterer von der Bergrettung oder per Hubschrauber geborgen werden. Seit 1938 sind beim Auf- bzw. Abstieg ca. 120 Menschen tödlich verunglückt.
Die Heckmair-Route ist nach wie vor die prominenteste, es gibt aber mittlerweile eine Vielzahl neuer Routen, aber alle sind durch Steinschlag sehr gefährlich. Die Aufstiegszeiten verkürzten sich immer mehr, der Schweizer Extrem-Bergsteiger Ueli Steck sprintete die rund 1.800 m in unglaublichen 2 Stunden und 47 Minuten hinauf.Nachdem wir noch andächtige Blicke in Richtung Eiger Nordwand sandten, bestiegen wir ca. 10.00 Uhr das Postauto und fuhren auf dem abenteuerlichen Bergweg hoch bis zur Station Holzmattenläger, Höhe 1.715 m, in Nähe der Bussalp. Wir wanderten entlang des Höhenweges Nr. 13 in Richtung Bort, durch Wiesen und Wald, begleitet von eindrucksvollen Blicken auf die Eiger Nordwand, Grindelwald sowie den Mittellegigrat, auch wenn die Bergspitzen zum Teil sich hinter den Wolken verbargen. Der Weg führte uns vorbei an einer Käserei, in der wir Käse kaufen konnten, und später an einem kleinen Heimat-Museum „Mälchhysi Nodhalten", dessen einziger Raum uns Einblick in das urwüchsige Leben der Bergbauern gewährte.
Unweit des Museums hielten wir auf einer Lichtung Mittagsrast, mit Blick auf den Oberen Grindelwald Gletscher. Weiter ging es bis zur Seilbahnstation Bort. Bevor wir mit der vom First kommenden Seilbahn wieder nach Grindelwald hinab fuhren, genossen wir eine kurze Rast auf der Restaurant-Terrasse bei Kaffee, Eis, Bier o.ä. mit wunderschönen Ausblicken in die Gebirgswelt.Wanderung: ca. 8 km.In Grindelwald angekommen, bestiegen wir nach einem kurzen Ortsrundgang am Bahnhof die WAB in Richtung Kleine Scheidegg, 2.061 m. Von hier aus begann unsere Wanderung auf dem Memorial Eiger Walk, der parallel zur Jungfrau Bahn verläuft, bis zur Station Eiger Gletscher in Höhe von 2.320 m. Auf diesem Trail wird den verunglückten Bergsteigern in der Eiger Nordwand gedacht. Auf dem ziemlich steilen und anstrengenden Weg wurden wir immer wieder durch faszinierende Blicke auf die Kleine Scheidegg, Eiger, Eiger Nordwand und weitere Gipfel entschädigt. Neben einem kleinen See stand ein winziges Kirchlein, eingerichtet als Museum, in dem Doris uns die verschiedenen Aufstiegswege auf die Eiger Nordwand zeigte.
Auf unserem weiteren Aufstieg konnte auch die erste Schutzhütte, die auf dem Mittellegigrat von Grindelwalder Bergführern errichtet wurde, als Museum von außen besichtigt werden. Ein Blick durch das Fenster gewährte uns Einblick in die Einfachheit der Hütte.
Angekommen an der Station Eiger Gletscher, fuhren wir nach kurzer Pause mit der Jungfrau Bahn zurück bis zur Kleinen Scheidegg. Hier stiegen wir um in die WAB, die uns zurück nach Wengen brachte.
Vor dem Abendessen wurden alle Gäste in der Hotelhalle durch das Hotel-Eigentümer Paar mit 1 Glas Sekt begrüßt. (Wanderung: Ca. 2 km)

Dienstag, 26.07.16: Wanderung von der Grütschalp nach Mürren

8.33 Uhr fuhren wir mit der WAB nach Lauterbrunnen und weiter mit der Gondelbahn auf die Grütschalp (1.486 m). Anstelle der im Dezember 2006 eingeweihten Luftseilbahn fuhr bis April 2006 eine Standseilbahn, die jedoch an dem steilen Hang rutschgefährdet war und ein Sicherheitsrisiko für die Passagiere darstellte.
Es folgte eine wunderschöne Wanderung durch den Spryssenwald ins Saustal (1.698 m), auf einem Panoramaweg durch Wald und Wiesen voller Alpenblumen. Unterwegs wies uns Doris immer wieder auf die verschiedensten Alpenblumen hin und nannte uns ihre Namen. Hoffentlich haben wir uns alle gemerkt! An einem markanten Aussichtspunkt berichtete sie auch über das äußerst gefährliche BASE-Jumping, das leider immer wieder seine Anhänger findet und folglich auch Todesfälle nach sich zieht.Wir machten Halt in der Isenfluh-Hütte, um Milch und Frischkäse zu verkosten. In einem riesigen Kessel mit 600 l heißer Milch, Temperatur ca. 550 C, hatte sich das Lab bereits abgesetzt. Der Älpler holte das Lab mit bloßen Händen und einem Tuch aus der heißen Milch, ließ es ablaufen und setzte es dann auf einem Holzring ab. Im Käsespeicher werden die großen Käseräder, die mit Salz haltbar gemacht werden, gelagert.
Wir waren eingeladen, frische Alpenmilch und Frischkäse aus dem Kessel zu kosten, und fanden beides sehr schmackhaft.
Nun wartete eine besondere Überraschung auf uns. Auf steilem, schmalem Bergpfad gelangten wir zur privaten Hütte „Alpiglen" von Doris (1.860 m). Auf einer wunderschönen Aussichtsterrasse bestaunten wir das in familiärer Gemeinschaftsarbeit entstandene Schmuckstück, ausgestattet mit großer Küche inkl. Einbaumöbeln, Schlafraum mit Doppelstockbetten, WC und Speicherraum. Wir nahmen auf der Terrasse Platz, erhielten Kaffee serviert, den Doris extra für uns gekocht hat. Dazu gab es noch Schnaps und Knabbereien. Aber der besondere Höhepunkt war, dass Karins Geburtstag, den sie 2 Tage zuvor beging, nochmals gebührend gewürdigt wurde. Dazu hatte Doris eine wunderschöne Karte mit Schweizer Alpenlandschaft vorbereitet, die wir alle unterschrieben und natürlich das übliche Geburtstagslied dazu sangen.
Es war ein sehr gemütlicher Aufenthalt. Weiter ging es über Berg- und Wiesenpfad bis nach Mürren. Das Dorf ist nur per Gondelbahn erreichbar. Trotz trüben Wetters konnten wir immer wieder tolle Ausblicke genießen. In Mürren angekommen, begann der Regen, der sich immer weiter steigerte. Wir planten eine reichliche Stunde Aufenthalt, ein Teil der Gruppe ging ins Café, die anderen erkundeten den Ort bis zur Seilbahnstation auf das Schilthorn. Gemütlich ging es zur Bahnstation zurück, Rückfahrt mit der Panorama-Bergbahn zur Grütschalp, mit der Gondelbahn nach Lauterbrunnen und der WAB nach Wengen. Wengen erreichten wir gegen 17.45 Uhr, so dass noch genügend Zeit für die Vorbereitung zum Abendessen blieb.
Leider brach sich Gerda auf einem rutschigen Bergpfad bei einem Sturz das Handgelenk. (Wanderung: Ca. 12 km)

Mittwoch, 27.07.16: Wanderung am Brienzer See, Giessbachfälle

9.00 Uhr Abfahrt mit der WAB nach Lauterbrunnen und Weiterfahrt - gemeinsam mit der Rundreisegruppe - mit unserem Bus über Wilderswil, Interlaken, auf der Autobahn Richtung Brienz. Der Bus nutzte die Ausfahrt nach Iseltwald, damit unsere Wandergruppe aussteigen konnte, während die Rundreisegruppe weiter nach Luzern fuhr.Wir wanderten nun gemütlich entlang des Ufers am Brienzer See (Länge 14 km, Breite 2,5 km). Beeindruckend ist seine blau-grüne Färbung, die auf Grund der großen durchschnittlichen Tiefe von 260 m, dem umgebenden Wald sowie dem Gletscherschliff entsteht.
Wunderschöne Holzhäuser mit Schnitzereien, u.a. auch im Schweizer Jugendstil - einer besonderen Architekturform - säumen das Ufer. Der romantische Weg führte uns auch durch mehrere Felstunnel. Auf einem großen Waldrastplatz machten wir eine kleine Pause, um danach das letzte Stück Weg bis zu den Gießbach-Wasserfällen in Angriff zu nehmen.
In über 14 Kaskaden stürzt der Giessbach 500 m von der Axalp herunterrauschend in den Brienzer See, es ist ein einmaliges Naturschauspiel. Grandios ist auch die Aussicht von der Terrasse des märchenhaften Grandhotels Giessbach hoch über dem See, in dem die feine Gesellschaft bis zum Ersten Weltkrieg residierte.
Da das 1875 erbaute Hotel zusehends verfiel, sollte es 1978 durch einen Neubau ersetzt werden. Der Schweizer Natur- und Heimatschützer Franz Weber initiierte eine Spendenaktion, die das Herrschaftshaus im letzten Moment rettete. Er gründete die Stiftung „Giessbach dem Schweizervolk". 1984 konnte das luxuriöse Hotel wiedereröffnet werden und lädt seitdem zu Konzertabenden und Ballnächten ein.
Unter der Führung von Doris besichtigten wir das luxuriöse Foyer sowie die benachbarten Räume. Von der Terrasse aus bot sich ein herrlicher Blick auf den Brienzer See. Ein Teil der Gruppe unternahm einen kleinen Rundgang um den Wasserfall, dabei eine Brückenquerung nutzend, bei dieser wir hinter dem Wasserfall entlang laufen konnten. Einfach gigantisch! Nach kurzem Picknick entweder auf der Terrasse oder am Kiosk fuhren wir mit der 1879 konstruierten und 1891 modifizierten Standseilbahn (323 m lang, 98 Höhenmeter) hinab direkt bis zur Schiffshaltestelle am Brienzer See. Mit der „Jungfrau" fuhren wir quer über den Brienzer See nach Brienz. Der Ort ist berühmt für seine Holzschnitzereien, die sich seit 1820 immer weiter entwickelten. Es gibt eine Vielzahl an Holzbildhauerläden, eine Schule für Holzbildhauerei sowie das Schweizer Holzbildhauerei-Museum. Da es mittlerweile zu regnen anfing, besuchten wir einen der Holzbildhauerläden. Eine Touristenattraktion war im 19. Jahrhundert Elisabetha Grossmann, die schöne Schifferin vom Brienzer See. Ab ihrem 12. Lebensjahr ruderte sie Touristen über den Brienzer See, sah bildhübsch aus, sang und war gebildet. Ihr Lebensweg verlief eher traurig. An mehreren Stellen in Brienz kann man ein Denkmal von ihr finden. Trotz Regen spazierten wir am Ufer mit seinen schönen Gebäuden, blühenden Gärten, alten Gassen, insbesondere die Brunn-Gasse, entlang. In Brienz befindet sich auch der Bahnhof der Brienzer Rothornbahn, eine der spektakulärsten Bahnen in schwindelnde Höhe. Wir fuhren mit dem Schiff zurück nach Interlaken und weiter mit der Bahn nach Lauterbrunnen, wo wir in die WAB nach Wengen umsteigen. (Wanderung: ca. 8 km)

Donnerstag, 28.07.16: Fahrt zum Jungfraujoch

Der Ausflug zum Jungfraujoch war fakultativ (zusätzliche Kosten 59,- € bzw. SFR), wurde aber von der Mehrzahl der Gäste angenommen. Allerdings muss dabei beachtet werden, dass die Auffahrt auf das in 3.454 m Höhe befindliche Joch nur bei stabiler Gesundheit angeraten ist.
Wir fuhren 9.24 Uhr ab Wengen mit der WAB in Richtung Kleine Scheidegg. Dort hatten wir bei herrlichem Sonnenschein ca. 40 Min. Aufenthalt, den wir zu einem kleinen Rundgang mit phantastischen Blicken auf Eiger, Mönch und Jungfrau nutzten.
Danach fuhren wir mit der Jungfrau-Bahn weiter, 80 % der Strecke verläuft im Tunnel. Die Fahrt dauert ca. 50 Min., ein 1. Halt mit Ausstieg war am Eigerwand, der 2. Halt am Eismeer, mit sehr schönen Ausblicken. Wir erreichten den Bahnhof 11.30 Uhr und hatten 3 Std. Aufenthalt zur individuellen Gestaltung.
Nach 16 Jahren Bauzeit wird am 1.8.1912 Europas höchst gelegener Bahnhof auf 3.454 m eröffnet. Der Bau kostete 16 Mill. Franken, doppelt so viel wie geplant, mit einer Länge von 9,3 km. Hauptsächlich Italiener arbeiteten am Bau. Zu besichtigen sind folgende Stationen:
Sphinx (Aussichtsplattform), Panorama, Alpine Sensation, Eispalast mit Eisfiguren, Plateau, Aletsch-Gletscher (Snow Fun) und natürlich diverse Restaurants und Geschäfte.
Wir hatten großes Glück mit dem Wetter: Die Sonne schien, wenig Wolken am Himmel, kein Wind, phantastische Rundblicke auf die umliegenden Berge. Beeindruckend ist auch der Blick auf den 23 km langen Aletsch-Gletscher, den längsten Gletscher der Alpen.
Die Höhe ist nicht zu unterschätzen, beim geringsten Anstieg klopfte das Herz ziemlich rasant. Aber nach all den vielen schönen Eindrücken fiel es schwer, nach 3 Std. die Rückfahrt anzutreten.
14.30 Uhr ging es zurück mit der Jungfrau-Bahn bis zur Kleinen Scheidegg und anschließend mit der WAB nach Wengen.
Erstaunlicherweise erholte man sich nach einer angemessenen Akklimatisierung in gemäßigter Höhe relativ schnell, so dass ein Ortsbummel durchaus noch möglich war.

Freitag, 29.07.16: Wanderung Schynige Platte

8.33 Uhr fuhren wir mit der WAB nach Lauterbrunnen und weiter - gemeinsam mit der Rundreisegruppe - nach Wilderswil. Hier beginnt die Fahrt zur Schynigen Platte mit der „Schynige Platte Bahn" (SPB), der historischen Bergbahn, die 1893 erbaut wurde und seit 1914 elektrisch betrieben wird. Auf einer Strecke von 7,25 km überwindet sie eine Höhe von 1.383m. Bereits 1896 wurde die Bahn von der Berner Oberlandbahn (BOB) übernommen und noch heute betrieben. Die Bahn fährt 12 m/sec. und wird von der Lokomotive hoch geschoben. Sie ist nur im Sommer in Betrieb, da sie im Winter ab Breitlauenen lawinengefährdet ist. Die Leitungen werden im Winter herunter genommen und im Sommer wieder aufgebaut. Die Fahrtdauer zur Schynigen Platte beträgt 50 Min., und durchfährt 4 verschiedene alpine Stufen. Beachtenswert sind die Trockenmauern. Auf der Fahrt in die Höhe eröffnen sich immer wieder grandiose Ausblicke. In Breitlauenen (1.540 m) hielt der Zug, hier kreuzen sich die tal- und bergwärts fahrenden Züge. Wunderschön die Tiefblicke auf Brienzer und Thuner See mit ihren leuchtenden Farben. 11.00 Uhr erreichten wir den Bahnhof Schynige Platte (1.967 m), durchquerten den ältesten Alpengarten der Schweiz mit ca. 650 Pflanzen und begaben uns auf unseren Wanderweg zum Aussichtspunkt Daube. In 2.067 m Höhe befand sich auf dem Gipfel eine kleine Schutzhütte. Bei einer kurzen Rast genossen wir den phantastischen Rundblick auf Brienzer See, Thuner See, Grindelwald-Tal, Eiger, Mönch und Jungfrau. Nicht zu vergessen die wunderschönen Blumenwiesen.
Weiter ging es auf dem Grat des Panoramaweges Loucherhorn mit immer wieder grandiosen Ausblicken. Auf einer idyllischen Aussichtsterrasse hielten wir Mittagsrat und genossen immer wieder den Blick auf das "Dreigestirn". Den Rückweg nahmen wir auf bequemen Wiesenpfaden bis zur Bahnstation.
Beim kurzen Aufstieg zur Restaurant-Terrasse erlebten wir nochmals Alphornbläser und hatten wiederum einen wunderschönen Rundblick. Nach kurzer Kaffeepause brachte uns 14.20 Uhr die historische Bahn wieder nach Wilderswil. Von hier aus gelangten wir weiter nach Lauterbrunnen und zurück nach Wengen. Die Wanderung bei herrlichem Sonnenschein und der grandiosen Gegend war ein wunderbarer Abschluss der Woche. Auch das Abendessen war am letzten Tag besonders delikat. Danach war allerdings leider wieder Kofferpacken angesagt. (Wanderung: Ca. 5 km)

Sonnabend, 30.07.16 Heimreise

6.45 Uhr war das Frühstück für uns bereitet, so dass wir pünktlich mit unserem Gepäck 8.03 Uhr mit der WAB nach Lauterbrunnen fahren konnten. Von der Bahn aus hatten wir einen letzten Blick auf den Staubachwasserfall, der sich ins Lauterbrunnental ergießt. Goethe fand den Wasserfall 1879 derart bemerkenswert, dass dieser ihn veranlasste, ein Gedicht darüber zu schreiben.
Über das Parkhaus gelangten wir bequem zu unserem Bus, mit dem wir 8.40 Uhr das gastliche Wengen bzw. Lauterbrunnen verließen.
Auf der Heimfahrt befuhren wir dieselbe Strecke wie auf der Hinfahrt und konnten nochmals die Schönheiten der Schweizer Landschaft in uns nachwirken lassen.Die ersten Reiseteilnehmer stiegen in Ulm aus, bis letztendlich bei Ankunft 21.45 Uhr am Flughafen Klotzsche nur noch 5 Gäste sich im Bus befanden.
Schlussbemerkungen: Wir erlebten eine exzellente Wander-Woche in einer Gegend mit traumhafter Kulisse bei gutem Wetter. Das Hotel Victoria-Lauberhorn bot seinen Gästen gemütliche Zimmer mit wunderschönen Ausblicken sowie eine hervorragende Verpflegung.
Frau Gisela Gerlach, Reisebegleiterin von Eberhardt Travel, begleitete uns während der
Hin- und Rückfahrt, die Rundreisegruppe täglich bei ihren Ausflügen. Wir erhielten während
den Fahrten durch sie sehr viele Informationen zum Reiseablauf sowie über Land und Leute.
Auch während der Aufenthalte im Hotel war sie jederzeit ansprechbar und klärte offene
Fragen. Sie war immer eine kompetente Ansprechpartnerin und kümmerte sich sehr aufmerksam um alle Reisegäste.
Frau Doris Schmied, unsere Schweizer Wanderleiterin, führte uns zielsicher durch ihre
Schweizer Bergwelt. Auf den Wanderungen erhielten wir viele interessante Informationen zu
den vielfältigsten Themen. Besonders hervorzuheben ist ihre sympathische, einfühlsame, auf-
geschlossene und lustige Art, die einen großen Einfluss auch auf das Klima in der Wander-
gruppe ausübte.
Dietmar, unser Busfahrer, steuerte den Bus ruhig und gelassen ohne Zwischenfälle ans Ziel.
Die Gesamtstrecke der Hin- und Rückfahrt betrug jeweils 855 km.
Irene Schrader

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht