Reisebericht: Winterreise Schweiz – Glacier– und Bernina–Express

27.01. – 01.02.2013, 6 Tage Bahn–Rundreise Tiefencastel – Bernina–Express – Arosa–Express – Glacier–Express – Bex – Zermatt


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Die Schweiz im Winter gleicht einem Märchen aus Eis und Schnee. Während der Reise erleben Sie die schönsten Schweizer Bahnstrecken. Ob Arosa-Express, Bernina-Express oder Glacier-Express - jede Route strahlt ihre eigene Faszination aus.
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

1. Tag – Sonntag, 27.01.2013 (ab Münchberg 525 km):

Gegen 6 Uhr morgens starteten wir in Dresden und fuhren über Zwickau und das Vogtland in Richtung Oberfranken. In der Nähe von Münchberg war unsere Gruppe mit insgesamt 17 reiselustigen Gästen komplett. Unsere Fahrt führte uns weiter vorbei an Nürnberg, Ulm, Lindau und Bregenz. Am frühen Nachmittag erreichten wir schließlich die österreichisch-schweizerische Grenze Lustenau/Au. Durch das Rheintal und vorbei am Fürstentum Liechtenstein ging es schließlich durch das sogenannte "Heidiland". Diese vielfältige Ferienregion zwischen Walensee und Sarganserland in der Ostschweiz bezieht ihren Namen aus Johanna Spyris weltbekannter Heidi-Geschichte. Mit ihren Heidi-Büchern schuf sie ein noch heute weit verbreitetes romantisches und idealtypisches Bild der Schweiz. Am späten Nachmittag kamen wir in unserem Hotel "Weiss Kreuz", einem schönen und gemütlichen 3-Sterne-Hotel im Herzen des Ortes, an. Thusis liegt übrigens im Hinterrheintal, am nördlichen Eingang der berühmten Viamala-Schlucht. Im Hotel wurden wir mit einem vorzüglichen Abendessen verwöhnt.

2. Tag – Montag, 28.01.2013 (58 Bus–km):

Nach einem reichhaltigen Frühstück fuhren wir mit unserem Bus nach Chur, dem Ausgangspunkt für die Fahrt mit dem Arosa-Express. Gemächlich wie eine Straßenbahn zuckelte dieser Zug durch Chur, die Bündner Hauptstadt. Doch schon bald ist's vorbei mit dem "Stadtbummel auf Schienen". An der Stadtgrenze wandelt sich der Arosa-Express nämlich zur Gebirgsbahn und windet sich durchs wilde Schanfigger Tal hinauf nach Arosa. Ein bedeutender Ort auf dieser Fahrt ist Langwies. Er verdankt seinen Bekanntheitsgrad in erster Linie der Rhätischen Bahn. Der Langwieser Viadukt überspannt unterhalb des Ortes in 62 Meter Höhe den Fluss Plessur und ist mit 285 Meter die längste Brücke im Bündner Bahnnetz. Nach einer etwa einstündigen Fahrt kamen wir in Arosa an. Der Ort liegt in einem Talkessel am Ende der Talschaft des Schanfiggs. Vom Charakter der einstigen Walser-Siedlung, die im 14. Jahrhundert durch die Einwanderung alemannischer Volksgruppen im Alpenraum entstand, ist im heutigen Zentrum nichts mehr zu spüren. Stattdessen bestimmt die Architektur aus der Zeit um 1900 das Ortsbild. Leider war die Sicht heute nicht berauschend und somit schlugen wir uns den Gedanken, auf das 2.653 Meter hohe Weisshorn zu fahren, ganz schnell aus dem Kopf - schade! Nichtsdestotrotz - einige Gäste unternahmen eine Kutschfahrt durch Arosa oder spazierten durch den herrlich verschneiten Ort! Am frühen Nachmittag brachte uns der Arosa-Express zurück nach Chur. Nun stand ein gemütlicher Stadtrundgang durch die älteste Stadt der Schweiz an. Spätestens im 3. Jahrhundert n. Chr. erhielt Chur die römischen Stadtrechte und wahrscheinlich Mitte des 4. Jahrhunderts wurde hier das erste Bistum nördlich der Alpen gegründet. Wir bestaunten auf unserem geführten Stadtspaziergang die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, unter anderem den bedeutendsten Sakralbau Churs, die spätromanische Kathedrale. Von außen schmucklos, birgt ihr Inneres jedoch viele Kostbarkeiten. Gut gelaunt und voller Eindrücke fuhren wir am frühen Abend nach Thusis zurück.

3. Tag – Dienstag, 29.01.2013 (190 Bus–km):

Heute stand bereits der nächste Höhepunkt unserer Reise, die Fahrt mit dem Bernina-Express, auf dem Programm. Mit unserem Bus ging es vorerst nach St. Moritz. Der Ort bezeichnet sich selbst als "Top of the World" und hat als erster weltweit seinen Namen als Marke rechtlich schützen lassen. Hier verbringen die "Schönen und Reichen" ihren Winterurlaub, hier trifft man die höchste Dichte an Luxushotels der Schweiz, hier pulsiert im Winter das Leben... Wir unternahmen einen kleinen Spaziergang, aber kurz darauf erreichten wir bereits Pontresina.
Dort stiegen wir bei herrlichem Sonnenschein in den Bernina-Express ein. Diese Bahnlinie ist die einzige Schweizerbahn, die offen über die Alpen führt. Sie wurde 1910 fertig gestellt und bringt seine Gäste von den Gletschern des Berninapasses auf 2.253 m ü. d. M. hinunter auf 429 m ü. d. M. nach Tirano. Diese Höhendifferenz wird übrigens ohne Zahnrad-Strecken überwunden - trotz Steigungen von bis zu 70o/oo! Das ist das absolute Maximum, das eine Adhäsionsbahn noch nutzbringend bewältigen kann. Besonders raffiniert ist übrigens auch die Wahl der Linienführung. Sie ermöglicht nicht nur die Überwindung der immensen Höhenunterschiede, sie eröffnet auch atemberaubende Ausblicke auf eine imposante Bergwelt, auf Gletscher und Täler.
Unser Bus holte uns bereits in Poschiavo ab, da der letzte Streckenabschnitt wegen eines Steinschlags gesperrt war. Das war zwar etwas schade, aber wir fuhren kurzerhand mit dem Bus bis ins italienische Tirano weiter. Unterwegs konnten wir somit noch einen kleinen Fotostopp am berühmten Kreisviadukt von Brusio einlegen, denn hier erlebt man eine wahre Einzigartigkeit - der Bernina-Express beschreibt hier eine Schleife. Diese 360-Grad-Kehre bringt wertvolle Höhenmeter, ein Griff in die Trickkiste der Bahnbauer, der sonst nur bei Kehrtunnels angewendet wird. Gegen Mittag kamen wir schließlich in Tirano an. Nach einer Mittagspause mit entsprechender kulinarischer Stärkung ging es mit unserem Bus durch die Ortschaften des Val di Poschiavo und schließlich über die Bernina- und Julier-Passstraße nach Thusis zurück. Heute genossen wir zum Abendessen ein vorzügliches Bauernbuffet, hier war für jeden von uns etwas dabei - na dann "Guten Appetit"!

4. Tag – Mittwoch, 30.01.2013 (80 Bus–km):

Der nächste Höhepunkt unserer Reise stand heute an - die Fahrt mit dem "Glacier-Express"!  Am Vormittag spazierten wir ganz gemütlich zum Bahnhof in Thusis. Nachdem wir es uns in unserem Panoramawagen der 2. Klasse gemütlich gemacht hatten, ging es über Chur, Reichenau, die Vorderrheinschlucht, Disentis, über den 2.033 Meter hohen Oberalppass und Andermatt nach Brig. Die Bahnfahrt mit dem langsamsten Schnellzug der Welt (durchschnittlich 35 km/h) dauerte für uns etwa fünf Stunden, aber keine Angst - niemandem von uns wurde langweilig. Das Landschaftsbild veränderte sich ständig und es gab verdammt viel zu sehen...! Zudem wurden wir zum Mittagessen kulinarisch verwöhnt, es gab Geschnetzeltes und anschließend ein Dessert. Gegen Nachmittag erreichten wir ganz entspannt und gut gelaunt die Stadt Brig, den Hauptort des deutschsprachigen Wallis. Der Bus erwartete uns bereits am Bahnhof und wir fuhren gleich weiter durch das Rhonetal nach Martigny. Diese Kleinstadt am Rhoneknie im Unterwallis ist Knotenpunkt der Passrouten über Simplon, Grosser Sankt Bernhard und Forclaz. Sie überzeugt durch ihr kulturell-historisches Erbe ebenso wie durch südländisches Flair und schmackhafte Gastronomie. Hier bezogen wir nunmehr unser Quartier für die letzten zwei Nächte im Hotel "Alpes & Rhones".

5. Tag – Donnerstag, 31.01.2013 (200 Bus–km):

Unseren Bus ließen wir heute in Täsch, etwa 5 Kilometer nördlich von Zermatt, stehen und stiegen kurzerhand in einen Pendelzug nach Zermatt um. Zermatt ist nämlich autofrei und selbst die Einheimischen dürfen nur mit speziellen Elektro-Fahrzeugen umherfahren. Wir alle hofften auf eine gute Sicht auf den Berg der Berge - das Matterhorn! Wir hatten wahrhaftig Glück, denn wir konnten das Wahrzeichen von Zermatt in voller Pracht genießen, das Wetter war auch heute auf unserer Seite! Ein Großteil unserer Gruppe fuhr somit auf den 3.089 Meter hohen Gornergrat. Er stellt die Endstation der 1898 eröffneten Gornergratbahn dar, die über Riffelalp und Riffelberg führt und dabei eine Höhendifferenz von fast 1.500 Metern überwindet. Die Gornergratbahn ist übrigens eine elektrisch betriebene Zahnradbahn und eine der höchsten Bergbahnen Europas. Der Gornergrat ist sowohl im Sommer als auch im  Winter ein beliebtes Ausflugsziel, das bei klarer Sicht eine Rundumsicht auf Monte Rosa und Matterhorn bietet und zudem ein beliebtes Wander- und Wintersportgebiet ist. Einige Gäste bummelten übrigens auch durch den Ort Zermatt, hier gab es schließlich auch eine Menge zu entdecken. Sehenswert sind vor allem die Häuser im Ortsteil Alt-Zermatt; etliche der alten Häuser stehen auf runden Steinplatten, um besonders Mäuse und Ratten abzuhalten. Nach einem Bummel auf der Bahnhofstraße nahmen wir den Pendelzug zurück nach Täsch. Dort erwartete uns direkt am Bahnhof unser Bus und wir fuhren zurück ins Rhonetal. Der Rhone-Fluss ist die Lebensader des Schweizer Kantons Wallis. Besonders die landschaftlichen Gegensätze machen das Rhonetal so reizvoll. Es ist vor allem bekannt für den intensiven Weinbau. Schweizer Weine werden übrigens zum Großteil in der Schweiz getrunken; nur 1-2 % der in der Schweiz erzeugten Weine werden exportiert. Am frühen Abend waren wir in unserem netten 3-Sterne-Hotel "Alpes & Rhones" in Martigny zurück und genossen unser schmackhaftes Abendessen - den ganzen Tag an der frischen Luft, das macht hungrig!

6. Tag – Freitag, 01.02.2013 (bis Münchberg 770 km):

Nach einem stärkenden Frühstück hieß es nun Koffer laden und Abfahrt! Nach einer herrlichen Woche mit fast ausnahmslos schönem Wetter sollte es also nun wieder nach Hause gehen. Die Rückreise wurde für uns noch einmal ein Querschnitt durch die ganze Schweiz - schließlich fuhren wir vorbei an Bern, Zürich und St. Gallen. Leider hatten wir kurz vor dem Pfändertunnel einen kleinen Stau, aber da mussten wir durch...! Weiter über Ulm und Nürnberg kamen wir trotzdem pünktlich kurz vor 21 Uhr am Dresdner Flughafen an. Die meisten unserer Gäste nutzten den zuverlässigen Haustürtransfer-Service von Eberhardt TRAVEL und erreichten somit ganz entspannt die jeweiligen Heimatorte.
Diese Reise kann ich übrigens zu jeder Jahreszeit empfehlen, auch im Sommer! Lassen Sie sich überraschen von der Vielfalt der Natur und der Herzlichkeit der Schweizer! Kommen Sie doch einfach mit auf eine meiner Lieblingsreisen und überzeugen Sie sich selbst...!
Ihre Reiseleiterin Katrin Deutschbein

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht