Reisebericht: Rundreise – Eine Zeitreise in der Schweiz

10.07. – 16.07.2014, 7 Tage Rundreise Schweiz mit Davos – Schatzalp – Guarda – Schloss Tarasp – Gletsch – Furka–Dampfbahn – Flüeli–Ranft – Rigi – Ballenberg


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Wir durften eine wunderschöne Zeitreise in der Schweiz erleben. Die Zeit hatte einen doppelte Bedeutung: Zum einen sind wir in Davos, Gletsch und Flüeli-Ranft in eine längst vergangne Zeit eingetaucht und zum anderen hatten wir Zeit!
Ein Reisebericht von
Annette Probst-Weise
Annette Probst-Weise

1.Tag: 10.07.14 – Anreise nach Davos

Am Morgen begann unsere Reise pünktlich in Dresden leider bei Regen. Unterwegs stiegen noch weitere Gäste zu, die mit dem Eberhardt-Haustür-Transfer-Service zugebracht wurden. Nachdem unsere Reisegruppe mit 21 Gästen komplett war, ging es vorbei an Nürnberg und dem Bodensee in die Schweiz. Durch das Rheintal fuhren wir in den größten Kanton der Schweiz, nach Graubünden. Wir erreichten am frühen Abend Davos. Von hier brachte uns die Standseilbahn auf die Schatzalp hoch über Davos in 1.920 Metern Höhe gelegen. Auf der Schatzalp erwartete uns das Berghotel Schatzalp. Im ehemaligen Luxussanatorium bezogen wir unsere Zimmer mit eigentlich schönem Blick über Davos und in die umliegende Bergwelt. Leider versperrten uns dicke Wolken die Sicht. Doch davon ließen wir uns unsere gute Laune nicht verderben. Im Speisesaal wurden wir mit einem vorzüglichen 4-Gang-Menü verwöhnt.

2.Tag: 11.07.14 – Ausflug nach Guarda und zum Schloss Tarasp

Heute begaben wir uns auf Entdeckungsreise in das Engadin. Wir fuhren zunächst über den 2.383 Meter hohen Flüela-Pass. Hier hatte es etwas geschneit und leider hingen die Wolken in den Bergen, sodass wir nicht so viel Sicht hatten. Unsere Tour führte uns zuerst nach Guarda. Dieses kleine Dorf lag hoch am Berg und stellte ein einzigartiges Ensemble der typischen Engadiner Steinhäuser dar. Diese Häuser vereinten die Wirtschaftsgebäude und den Wohntrakt unter einem Dach. Die Wohnräume befanden sich in einem höheren Teil, welche durch einen separaten Eingang erreichbar waren, und die Ställe und Scheunen konnten durch ein anderes Tor erreicht werden. Die Häuser wurden aus Stein gebaut und verfügten über dicke Mauern. Die Fenster waren tief eingelassen. Die Fassaden wurden mit wunderschönen Sgraffitis verziert. Wir konnten die imposanten Häuser bewundern. Anschließend fuhren wir durch das Inntal weiter nach Tarasp. Hier besuchten wir das imposante Schloss, welches hoch oben auf einem Felsen thront. Das Schloss, welches in der Vergangenheit eine Grenzfestung war, blickte auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Bereits im 11.Jahrhundert wurde die Burg erstmals erwähnt. Über die Jahrhunderte herrschten verschiedene Herrscher auf der Burg. Im 19.Jahrhundert war das Schloss dem Verfall preisgegeben und es befand sich in einem bedauernswerten Zustand. 1900 kam Dr. Karl Lingner, der Unternehmer aus Dresden, zur Kur nach Tarasp und entdeckte das Schloss, welches total verfallen war. Mit der Erfindung und Vermarktung des Odol-Mundwassers hatte er Millionen verdient. Er kaufte es für 20.000 Schweizer Franken und ließ es von Grund auf Renovieren und umbauen. Auf dem Schloss wollte er mit Freunden seine Ferien verbringen. Dementsprechend luxuriös und modern für die damalige Zeit wurde das Schloss ausgestattet. Elektrisches Licht und eine moderne Heizung wurden eingebaut. Aus ganz Europa kaufte er die Einrichtung zusammen und ließ sie ins Schloss einbauen. Die Wohnräume waren mit einmaligen Möbeln und Kunstgegenständen ausgestattet. Diese zeugten davon, dass Lingner mit großer Sorgfalt und viel Sachverstand die Einrichtung auswählte. Durch die Dresdner Orgelbaufirma Jehmlich ließ er eine einzigartige Orgel einbauen. Die Bäder ließ er mit Kacheln aus feinstem Delfter Porzellan mit Waschecken aus Marmor und vergoldeten Armaturen, Duschen, Wannen und Handtuchheizungen ausstatten. Wir waren fasziniert. Leider konnte Lingner die Fertigstellung seines Schlosses nicht mehr erleben. Er starb zwei Monate vor dem endgültigen Abschluss der Renovierungsarbeiten im Jahr 1916. Heute befindet sich das Schloss im Privatbesitz der Familie von Hessen und wir konnten es im Rahmen unserer Führung besuchen.
Am Nachmittag kehrten wir nach Davos zurück, wo uns noch Zeit zu einem kleinen Spaziergang blieb.
Vor dem Abendessen führte uns Dr. Nelson durch unser Hotel und sehr humorvoll erläuterte er uns die Geschichte des ehemaligen Luxussanatoriums auf der Schatzalp. Er machte uns auf viele schöne Details aufmerksam, die aus der Zeit der Errichtung des Hauses im Jahr 1900 noch vorhanden waren.

3.Tag – 12.07.14 – Pässe–Fahrt nach Gletsch

Am Morgen hieß es Abschied nehmen von der Schatzalp und Davos. Wir fuhren mit der Standseilbahn ein letztes Mal hinab nach Davos. Dort erwartete Gerald unser Chauffeur uns bereits mit dem Bus und unserem Gepäck, welches separat wieder ins Tal gebracht wurde. Heute stand für uns eine faszinierende Fahrt über zwei Passstraßen auf dem Programm. Unser Weg führte uns zunächst über Tiefencastel und Thusis zur sagenumwobenen Via Mala Schlucht. Wir hatten Zeit um diese einmalige Klamm, die der Rhein in das Felsmassiv gegraben hat zu bewundern. Einige sind die 324 Stufen hinabgestiegen und haben die Strudeltöpfe aus nächster Nähe betrachtet. Anschließend begaben wir uns auf die erste Passstraße. Es ging hinauf zum San Bernhardino. Gerald musste hier Schwerstarbeit leisten. Die Kehren waren teilweise so eng, dass es schon eine fahrerische Meisterleistung verlangte, diese mit dem Bus zu durchfahren. Wir hatten dabei einzigartigen Blicken in die wunderschöne Bergwelt. Auf der Passhöhe in 2.066 Metern Höhe legten wir einen kurzen Stopp ein, um Fotos machen zu können. Nun ging es hinab ins Tal. Durch das Valle Levantina im Tessin erreichten wir nach unserer Mittagspause die nächste Passstraße zum Nufenen-Pass. Dieser war besser ausgebaut und wir genossen die Fahrt auf den 2.478 Meter hohen Pass, welcher gleichzeitig die Grenze zwischen dem Tessin und dem Wallis bildet. Nach einer Kaffee-Pause ging es hinab ins Goms, das Tal der jungen Rhône. In Ullrichen und Obergersteln sahen wir die typischen Walliser Holzhäuser und Spycher mit den Mäuseplatten. Die Spycher standen auf Holzpfosten auf denen eine runde Steinplatte lag, damit die Mäuse nicht an die Vorräte kamen. Nun ging es hinauf nach Gletsch, wo wir im Hotel Glacier du Rhône unsere Zimmer bezogen. Das Hotel war ein ehemaliges Grand Hotel und hier war die Zeit wirklich stehen geblieben. Die Zimmer verfügten über ein Waschbecken und Toiletten und Duschen befanden sich auf der Etage. Aber das wussten wir und wir wollten ja bewusst in die alte Zeit eintauchen. Am Abend wurde uns wieder ein vorzügliches Menü serviert.

4.Tag: 13.07.14 – Fahrt mit der Furka–Dampfbahn und nach Flüeli–Ranft

Heute stand ein weiterer Höhepunkt auf unserem Programm. Wir fuhren zunächst nach Ullrichen im Goms. Hier spazierten wir etwas durch den Ort und sahen uns die typischen Walliser Holzhäuser an. Danach brachte uns der Bus nach Oberwald zum Bahnhof der Furka-Dampfbahn. Wir wollten erleben, wie die Touristen vor über 100 Jahren gereist sind. Die Furka-Bergstrecke war die alte Strecke des Glacier-Express. Mit Eröffnung des Furka-Basis-Tunnels 1981 wurde diese stillgelegt. Ende der 80iger Jahre fanden sich viele Bahnbegeisterte, die die Bergstrecke in freiwilliger Arbeit wieder aufbauten, Lokomotiven und Wagen restaurierten und die Strecke ab 2002 wieder in Betrieb nahmen. Seit 2010 kann die gesamte Strecke von Oberwald bis nach Realp wieder befahren werden. Für uns war ein Wagen reserviert und unsere Reise wie in einer längst vergangen Zeit begann. Wir fuhren durch die herrliche Landschaft des Furka-Gebietes. Dabei bewunderten wir die Strecke, sahen die Alpenrosen und wilden Orchideen blühen und genossen die Fahrt. Wir konnten auch auf der Plattform stehen und die Fahrt wurde zu einem besonderen Erlebnis. Natürlich blieben schmutzige Hände nicht aus, denn die Dampflok wurde mit Kohle betrieben. An der Station Furke legten wir eine Pause ein. Hier überraschte uns der Furka-Wirt, der ein Freund von unserer Reiseleiterin war, mit einem Glas Wein und Kostproben von Käse und Wurst. Natürlich kauften wir dann auch noch Käse.
Die Lok rief uns mit ihrem Pfeifen wieder in den Zug und wir setzten unsere Fahrt fort. Sie führte uns über die Steffenbachbrücke, diese wird jedes Jahr vor dem Winter abgebaut, damit sie nicht durch Lawinen zerstört werden kann. Viel zu schnell war die schöne Fahrt in Realp zu Ende. Gerald unsere Chauffeur, erwartete uns bereits mit unserem Mittagsimbiss aus der Bordküche. Nun ging es durch das Hospental nach Andermatt und weiter zur Schöllenenschlucht. An der Teufelsbrücke legten wir einen Stopp ein. Der Legende nach sollen sich die Bewohner des Ursenentals beim Bau der Brücke über die wilde Reuss mit dem Teufel verbündet haben. Dieser forderte als Lohn für seinen Beistand das erste Lebewesen, welches über die Brücke ging. Er dachte natürlich an ein schönes junges Mädchen. Aber die schlauen Ursener schickten einen Ziegenbock als erstes über die Brücke. Das behagte dem Teufel gar nicht, aber es war ein Lebewesen. Wir sahen die alte Steinbrücke und die Darstellung des Teufels mit dem Ziegenbock. Anschließend erreichten wir Altdorf. In dem Ort soll sich die Apfelschuß-Szene aus der Geschichte von Wilhelm Tell zugetragen haben. Bis heute ist nicht geklärt, ob Wilhelm Tell, der Nationalheld der Schweiz, überhaupt gelebt hat. Aber die Geschichte ist lebendig. Wir sahen das Tell-Denkmal, welches Wilhelm Tell mit seinem Sohn Walter darstellt. Den mittelalterlichen Wohnturm, vor dem das Denkmal steht, konnten wir besteigen. Wir hatten eine schöne Sicht über Altdorf und erfuhren einiges aus der Geschichte des Ortes. Danach erreichten wir Flüeli-Ranft, wo wir im Jugendstil-Hotel Paxmontana unsere Zimmer bezogen. Flüeli-Ranft ist ein besonderer Ort der Ruhe. Hier hat im 15.Jahrhundert Nikolaus von Flüe, auch Bruder Klaus genannt gelebt. Er ist der einzige Heilige der Schweiz. Im Hotel verzichtete man bewusst auf Radio und TV im Zimmer. Und diese Ruhe genossen wir auch. Dennoch konnten die Fußball-Fans natürlich das Final-Spiel der Fußball-WM zwischen Deutschland und Argentinien in der Bar im Fernsehen verfolgen. Die Freude über den Weltmeistertitel der deutschen Mannschaft war sehr groß.

5.Tag: 14.07.14 – Ausflug ins Schweizerische Freilichtmuseum Ballenberg

Nach dem Frühstück brachte uns unser Bus vorbei am Sarnersee und am Lungernsee über den Brünig-Pass (1.007 Meter) nach Hoffstetten am Brienzer See. Ein Besuch im Schweizerischen Freilichtmuseum stand auf unserem Programm. In ihm wurden aus der ganzen Schweiz alte Häuser, welche am Originalstandort abgebaut wurden, zusammengetragen und originalgetreu wieder aufgebaut und eingerichtet. Dario, der Sales-Manager des Museums und Ruedi, unserem Museumsführer, begrüßten uns herzlich. Gemeinsam begaben wir uns  auch hier auf eine Zeitreise. Ruedi zeigte verschiedene Häuser und gab uns interessante Erläuterungen zur Geschichte dieser und das Leben in ihnen in vergangenen Zeiten. Wir sahen das Haus eines reichen Großgrundbesitzers, der es einem Stadthaus nachempfunden hat. Im Tagelöhnerhaus konnten wir erahnen, wie schwer das Leben war. Verschiedene alte Handwerke wurden im Museum gepflegt: wir schauten der Klöpplerin zu, sahen einen Posamentenwebstuhl und staunten über die Würste, welche im First eines Hauses geräuchert wurden. Die Führung war sehr kurzweilig und so verging die Zeit wie im Fluge. Die Mittagszeit war gekommen und wir stärkten uns je nach Lust und Hunger individuell in einem der Gasthäuser. Anschließend gingen wir allein auf Entdeckungsreise. Jeder konnte ganz nach seinen Wünschen durch die weitläufige Anlage spazieren und sich das anschauen, was ihn besonders interessierte. Ich schaute dem Schmied und dem Köhler bei der Arbeit zu. In einem alten Walliser Haus zeigte eine Weberin, wie sie mit dem mechanischen Webstuhl wunderschöne Stoffe webte. In der Drogerie wurden verschiedene Salben und Tinkturen hergestellt. Im Sägewerk sahen wir, wie Wasserkraft die Säge angetrieb und Baumstämme zu Brettern zerteilte. Immer wieder konnten wir in den einzelnen Häusern sehen, wie die Menschen vor 100 - 150 Jahren gelebt haben. Aber auch einigen Hof- und Haustieren begegneten wir. So verging auch der Nachmittag ganz rasch. Mit dem Bus kehrten wir nach Flüeli-Ranft zurück. Bis zum Abendessen bleib noch etwas Zeit zum Erholen.

6.Tag: 15.07.14 – Ausflug nach Luzern und auf die Rigi

Am Morgen ging es zunächst nach Luzern. Wir bummelten durch die schöne Altstadt und über die Kapellbrücke, welche das Wahrzeichen der Stadt ist. Sie stammt aus dem 17.Jahrhundert. 1993 im August ist die Brücke abgebrannt, wurde aber sofort wieder aufgebaut. In ihrem First hängen noch wertvolle Gemälde zur Stadtgeschichte. Ein Großteil der Bilder verbrannte damals mit. Heute sahen wir nur noch wenige dieser Bilder. Nun bestiegen wir einen Dampfer der Flotte der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee. Das Dampfschiff Stadt Luzern wurde 1925 erbaut und fuhr immer noch zuverlässig täglich über den See. Uns brachte es nach Vitznau. Wir sahen den Bürgenstock und Weggis. Auch die Silhouette von Luzern war vom Schiff aus schön anzusehen. In Vitznau stiegen wir in die Rigi-Bahn um. Für uns waren Plätze in einem der nostalgischen Wagen reserviert. Die Bahn wurde 1871 erbaut und war die erste Zahnradbahn der Welt. Noch heute sind 90 % der Schienenanlagen im Originalzustand. In gemächlicher Fahrt ging es hinauf auf die 1.752 Meter hohe Rigi, auch Königin der Berge genannt. Uns blieb genügend Zeit um auf den 1.797 Meter hohen Gipfel zu steigen und einen Mittagsimbiss einzunehmen. Leider zogen viele Wolken über den Berg, so dass wir nur ab und zu die umliegenden Seen, wie den Vierwaldstättersee, den Zuger See und den Laurenzer See sehen konnten. Auch die Berge des Berner Oberlandes und der Ostschweiz versteckten sich in den Wolken. Dennoch war es ein Erlebnis. Mit dem Zug ging es am Nachmittag wieder im nostalgischen Wagen zurück nach Vitznau. Hier durften wir noch einen kurzen Blick in das Depot der Rigi-Bahn werfen. Wir sahen die beiden Dampfloks aus den Jahren 1922 und 1925, die heute noch im Einsatz sind. Anschließend führte uns unsere Tour nach Küssnacht an der Rigi. Wir besuchten die Hohle Gasse, wo Wilhelm Tell den Landvogt Gessler erschossen haben soll. In einer kleinen Multi-Media-Show wurde die Geschichte um Wilhelm Tell und die Hohle Gasse erzählt. Nun kehrten wir mit dem Bus über Luzern nach Flüeli-Ranft zum Hotel zurück.

7.Tag: 16.07.14 – Heimreise

Heute hieß es für uns Abschied nehmen von der Schweiz und wir traten unsere Heimreise bei schönstem Sonnenschein an. Vorbei am Vierwaldstättersee, am Zürichsee und dem Walensee ging es anschließend durch das Rheintal wieder zurück nach Deutschland. Am Abend erreichten wir unsre Ausgangspunkte der Reise.
Ich möchte mich bei Ihnen, meine lieben Gäste herzlich bedanken, dass Sie sich mit mir auf diese Zeitreise eingelassen haben. Es hat mir riesigen Spaß gemacht, mit Ihnen gemeinsam die heutige hektische Zeit ein klein wenig anzuhalten und zu erleben und zu spüren, was es heißt, sich Zeit zu nehmen und diese zu genießen. Ich hoffe, Sie nehmen ein klein wenig dieser Erfahrung in Ihren Alltag mit zurück. Vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder auf einer Eberhardt-Reise. Ich würde mich sehr freuen. Bleiben Sie bis dahin gesund. Herzlichst Ihre Reiseleiterin Annette Weise

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