Reisebericht: Naturerlebnisse in der Schweiz

01.07. – 07.07.2011, 7 Tage Kandersteg – Bern – Lago Maggiore – Zermatt – Oeschinensee – Blausee


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Im Kandertal erleben Sie die Berner Hochalpen hautnah. Schneegekrönte Gipfel umgeben den Talgrund – und laden zu vielfältigen Aktivitäten ein, die viel Erholung bringen. Kandersteg weist ein umfangreiches Netz an Wanderwegen auf...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

Reisebericht

1. Tag - Freitag, 01.07.2011 (879 km):
Pünktlich um 6 Uhr morgens geht es am Dresdner Flughafen los. Die letzten Gäste steigen am Autohof in der Nähe von Bad Berneck zu und damit ist unsere Reisegruppe mit 27 Personen komplett. Wie bei unseren Reisen üblich, legen wir im Abstand von jeweils etwa zwei Stunden eine Pause ein. So kann jeder mal etwas frische Luft schnappen beziehungsweise sich die Beine vertreten. Die Fahrt führt uns über Nürnberg, Heilbronn und Basel in Richtung Bern. Kurz nach 19 Uhr erreichen wir am Abend unser 3-Sterne-Hotel „Alfa Soleil“ in Kandersteg. Familie Seiler, die Besitzer des Hotels, begrüßt uns herzlich und anschließend nehmen wir unser Abendessen im liebevoll dekorierten Restaurant ein. Dazu ein Glas Hauswein oder Bier und müde fallen alle ins Bett.
 
2. Tag - Samstag, 02.07.2011 (175 km):
Am Vormittag besuchen wir die Bundesstadt Bern. Die Mitte der Schweiz ist Bern zwar nicht, dennoch sind die Stadt und ihr weit gefasstes Umland so etwas wie der Mittelpunkt des Landes. Hier laufen die Fäden der Schweizer Politik zusammen.


Unsere Stadtführerin nehmen wir in der Nähe des Bärenparks auf und schon kann unsere kleine Rundfahrt durch die Stadt beginnen. Einen ersten Stopp legen wir am Rosengarten ein - von hier aus bietet sich uns ein wunderbarer Blick auf das komplette Stadtbild von Bern. Wahrzeichen der Stadt ist der aus dem 12. Jahrhundert stammende „Zytgloggeturm“, einst Westtor der ersten Stadterweiterung. Die viel bestaunte astronomische Uhr mit Glockenspiel an seiner Ostseite setzt ihre Figurenschar kurz vor jeder vollen Stunde in Bewegung. Weiterhin sehen wir unter anderem das Münster, das Bundeshaus und das Konzerthaus. Nach etwa eineinhalb Stunden und einer Menge Informationen über die Stadt haben wir etwas Freizeit in der Innenstadt, die jeder individuell für sich gestalten kann. Am frühen Nachmittag verlassen wir Bern wieder und setzen unsere Fahrt auf der Norduferseite des Thuner Sees fort. Wir haben tolle Ausblicke auf den etwa 48 qkm großen See und machen sogar eine kleine Kaffeepause direkt am See. Kurz darauf erreichen wir Interlaken, wo man schon die majestätische Pracht der Bergwelt des Berner Oberlandes spüren kann. Vom Stadtzentrum aus kann man sogar mit etwas Glück die Jungfrauregion erblicken - die Jungfrau ist zwar heute nicht komplett zu sehen, aber immerhin... Am frühen Abend kommen wir mit vielen schönen Erlebnissen nach Kandersteg zurück und werden mit einem tollen 4-Gänge-Menü zum Abendessen im Hotel verwöhnt.
 
3. Tag - Sonntag, 03.07.2011 (420 km):
Heute fahren wir sehr früh los, denn wir haben viel vor... - unsere 3-Pässe-Fahrt und damit einer der Höhepunkte unserer Reise steht auf dem Programm!


Zuerst fahren wir vorbei an Interlaken und entlang des Brienzer Sees ins Holzschnitzerdorf Brienz. In der Holzschnizerei JOBIN, einem seit 1835 aktiven Zentrum für traditionelles, schweizerisches Kunsthandwerk, können wir uns während einer kleinen Führung über die Holzschnitzerei informieren. In den Werkstätten in Brienz arbeiten Holzbildhauer, Schreiner und Musikdosenbauer auf Hochtouren, damit Jobin Schnitzereien und Jobin Musikdosen in die ganze Welt gelangen. Anschließend geht es weiter über den 1.008 Meter hohen Brünigpass in die Zentralschweiz. Vorbei am Lungernsee, dem Sarner See und dem Vierwaldstätter See gelangen wir ins Reusstal und schließlich über Göschenen und durch die imposante Schöllenen-Schlucht nach Andermatt. Kurz darauf sind wir bereits auf der Gotthard-Passtrasse und auf der 2.091 Meter hohen Passhöhe, wo wir einen längeren Aufenthalt einlegen. Der Sankt Gotthard ist schon seit Menschengedenken eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen. Heute erkennt man seine Wichtigkeit anhand von vier Überquerungsmöglichkeiten zwischen Airolo und Andermatt: die Eisenbahn, der Autobahntunnel, die Bundesstraße und die alte Poststraße durch das Val Tremola. Der Pass bildet die Grenze zwischen Uri und dem Tessin, und er wird vom Lago di Lucendro im Westen und dem Lago della Sella im Osten eingeschlossen. Bei guter Sicht kann man die Gipfel des Piz Centrale (3000 m) und des Winterhorns (2661 m) erkennen.


Der Sankt Gotthard ist übrigens auch als der Wettermacher bekannt. Während man in Airolo mediterranes Wetter und italienisches Flair vorfindet, erlebt man im Norden das raue alpine Klima. Man durchquert eine herrliche Natur, wird vom Mythos des Gotthard beflügelt, und wenn man Glück hat, begegnet man sogar der uralten Postkutsche, die immer noch über den Pass fährt. Wir fahren nun weiter über Airolo und duch das Val Leventina bis Bellinzona, dem Hauptort des Kantons Tessin. Von hier aus ist es nunmehr nur noch ein Katzensprung bis zum Lago Maggiore. Unseren nächsten Aufenthalt legen wir in Ascona ein. Das neben dem größeren Locarno einst recht unscheinbare Fischerdorf hat heute 5.000 Einwohner und ist ebenso wie Locarno auf dem Schwemmlandkegel des Maggiadeltas erbaut. Es wurde erst durch Künstler und Intellektuelle, vor allem aus Deutschland, zu Beginn des 20. Jahrhunderts weltweit bekannt. Auf dem Monte Verità sammelten sich die Aussteiger und Weltverbesserer und verkündeten in einer einzigartigen Mischung freie Liebe, Vegetarismus, Anthroposophie, Anarchie und kommunistisches Gedankengut. Wir spazieren durch die hübsche Altstadt bis zum See und genießen so das mediterrane Flair des Lago Maggiores. Entlang der Westuferstrasse des Lago Maggiores erreichen wir kurz nach Brissago die Grenze zu Italien, denn der Großteil des Sees liegt auf italienischem Staatsgebiet. Über Cannobio und Verbania mit immer wieder reizenden Blicken auf den See kommen wir ins Ossola-Tal und in Richtung Simplon-Pass.


Kurz vor Gondo fahren wir wieder in die Schweiz hinein. Der 2.005 Meter hohe Simplonpass ist eine Verbindung zwischen Domodossola in Norditalien und Brig im schweizerischen Kanton Wallis. Die Strasse ist breit, hat nur wenige Kurven und dürfte unter den Alpenpassstraßen den Rekord für Lawinengalerien und Tunnels halten. Der Simplon hat eine lange Geschichte. Die erste Trasse wurde von Kaspar Jodok Stockalper im 17. Jahrhundert angelegt. Der wurde mit dem Transport von Gütern so reich, dass sein prunkvolles Schloss noch heute Wahrzeichen von Brig ist. Napoleon baute 1801-1805 eine neue Trasse. Die heutige Trasse folgt zum Teil der Napoleontrasse, ist teilweise aber auch ganz neu. Die Ganterbrücke wurde z.B. erst 1980 fertig gestellt. Am frühen Abend kommen wir dann in Brig im Rhonetal an und von dort aus nehmen wir die Lötschbergbahn, die uns zurück nach Kandersteg bringt.
 
4. Tag - Montag, 04.07.2011:
Der heutige Tag steht für Erholung und Entspannung! Das Wetter ist wieder mal phantastisch. Wir treffen uns alle erst gegen 10.30 Uhr und spazieren gemeinsam zur Talstation der Oeschinen-Bahn.


Mit einer modernen Umlaufbahn geht es in nur etwa knapp 10 Minuten zur Bergstation, von wo aus wir dann noch etwa 20 Minuten zum See spazieren müssen. Im etwa knapp 1.600 Meter hoch gelegenen Oeschinensee spiegelt sich der gewaltige Fels- und Gletscherzirkus der Blümlisalp, wahrlich beeindruckend! Hier kann man unter verschiedenen Wanderrouten wählen oder man entscheidet sich für eine Bootspartie auf dem See. Manch einer von uns genießt heute jedoch einfach nur die traumhaften Ausblicke hier oben und sonnt sich auf einer der Terrassen der gastronomischen Einrichtungen. Am Abend treffen wir uns schließlich alle wieder zum Abendessen und werden mit einem Barbecue-Buffet im Hotel verwöhnt. Gemütlich lassen wir somit diesen schönen sonnigen Tag ausklingen.
 
5. Tag - Dienstag, 05.07.2011 (287 km):
Am Morgen spazieren wir gemeinsam zum Bahnhof von Kandersteg und steigen schließlich in einen Zug der Lötschbergbahn nach Brig - unser Bus steht nach wie vor dort. Nach etwa 40 Minuten kommen wir an und unser Buschauffeur Thoralf erwartet uns bereits mit dem Bus am Bahnhof in Brig. Jetzt fahren wir weiter in Richtung Zermatt.


Unseren Bus lassen wir in Täsch, etwa 5 Kilometer nördlich von Zermatt, stehen und steigen in den Pendelzug nach Zermatt um. Zermatt ist nämlich autofrei und selbst die Einheimischen dürfen nur mit speziellen Elektro-Fahrzeugen umherfahren. Wir alle hoffen auf eine gute Sicht auf den Berg der Berge - das Matterhorn! Wir können das Wahrzeichen von Zermatt in voller Pracht genießen, was für ein Glück! Ein Großteil unserer Gruppe fährt daher auf den 3.089 Meter hohen Gornergrat. Er stellt die Endstation der 1898 eröffneten Gornergratbahn dar, die über Riffelalp und Riffelberg führt und dabei eine Höhendifferenz von fast 1500 Metern überwindet. Die Gornergratbahn ist eine elektrisch
betriebene Zahnradbahn und eine der höchsten Bergbahnen Europas. Der Gornergrat ist sowohl im Sommer als auch im Winter ein beliebtes Ausflugsziel, das bei klarer Sicht eine Rundumsicht auf Monte Rosa und Matterhorn bietet und zudem ein beliebtes Wander- und Wintersportgebiet ist.


Einige Gäste bummeln übrigens auch durch den Ort Zermatt, hier gibt es schließlich auch eine Menge zu entdecken. Sehenswert sind vor allem die Häuser im Ortsteil Alt-Zermatt; etliche der alten Häuser stehen auf runden Steinplatten, um besonders Mäuse und Ratten abzuhalten. Nach einem Bummel auf der Bahnhofstrasse nehmen wir den Pendelzug zurück nach Täsch. Dort erwartet uns direkt am Bahnhof unser Bus und wir fahren zurück ins Rhonetal. Der Rhone-Fluss ist die Lebensader des Schweizer Kantons Wallis. Besonders die landschaftlichen Gegensätze machen das Rhonetal so reizvoll. Es ist vor allem bekannt für den intensiven Weinbau. Schweizer Weine werden übrigens zum Grossteil in der Schweiz getrunken; nur 1-2 % der in der Schweiz erzeugten Weine werden exportiert. Bei Aigle verlassen wir schließlich das Rhonetal und fahren über den 1.445 Meter hohen Passübergang des Col des Mosses. Die regional recht bedeutende Passstrasse verbindet das Rhonetal mit dem Pays d´Enhaut. Auch überregional wird die Verbindung oft genutzt, um vom Unterwallis ins Berner Oberland zu gelangen. Die Fahrstrasse über den Col des Mosses wurde 1868 erbaut, und ab 1869 verkehrte ein Pferdepostkurs über den Pass. Weiter geht es nun durch das Saanenland und das Simmental zurück nach Kandersteg.
 
6. Tag - Mittwoch, 06.07.2011 (12 km):
Zuerst besuchen wir heute den Käsekeller in Kandersteg. Hier lagert der von den Bauern des Ortes über das Jahr hergestellte Käse.


Während einer Besichtigung erfahren wir viele interessante Details zur Herstellung und Lagerung des Käses und verkosten diesen. Und zu gutem Käse gehört ein guter Schweizer Wein, den wir ebenfalls probieren können. Anschließend holt uns unser Bus im Ortszentrum von Kandersteg ab und wir fahren zum nur etwa 6 Kilometer entfernten Blausee. Vor ca. 15.000 Jahren sorgte ein Bergsturz für die Entstehung des Blausees. Der Kessel von Kandersteg war in dieser Zeit von einer Gletscherzunge bedeckt. Die Felsmassen rissen große Teile des Eises los und vermengten sich zum Teil mit ihm. Löcher oder kleine Täler - so genannte Hohlformen - kamen nach dem Schmelzen dieser Blöcke zum Vorschein. Einige dieser Hohlformen wurden später durch Bäche wieder eingeebnet, andere blieben bis heute bestehen - so auch der Blausee. Der Blausee ist übrigens ausgesprochen klar, so dass die in 12 Meter Tiefe liegenden Baumstämme und Felsen deutlich zu sehen sind und der Eindruck entsteht, sie lägen gleich unter der Wasseroberfläche.


Die außergewöhnlich tiefblaue Farbe des Wassers entsteht durch die Klarheit - da nur der blaue Anteil des Lichts absorbiert wird, erscheint das Wasser in einem herrlichen Azurblau. Noch heute ist der Blausee ein kleines Paradies, einfach Natur pur! Auch die Forellen der alpinen Bio-Forellenzucht begründen den Ruf des Kleinods Blausee. Die Blauseeforelle ist ein hoch stehendes Naturprodukt und wächst bzw. lebt in Naturbecken mit viel Platz und reinem Bergquellwasser. Gegen 13 Uhr fahren wir nach Kandersteg zurück und der Rest des Nachmittags steht uns zur freien Verfügung. Am Abend erwartet uns heute nochmals ein tolles Abendessen im Hotel, es gibt zum Abschluss ein 5-Gänge-Spezialitäten-Menü - einfach lecker...!
 
7. Tag - Donnerstag, 07.07.2011 (869 km): 
Der letzte Tag unserer Traumreise bricht an. Noch einmal berühren wir wunderschöne Landschaften, so gelangen wir über Bern, Zürich, Winterthur und St. Gallen in Richtung Bodensee. Gegen 12 Uhr verlassen wir dann die Schweiz und gelangen vorerst nach Österreich. Wir fahren über Bregenz und wenige Kilometer entlang des Bodensees nach Lindau. Hier hat uns dann auch Deutschland wieder... Nach einer kleinen Mittagspause in der Nähe von Lindau setzen wir unsere Fahrt über Ulm fort. Leider haben wir heute etwas Pech, denn wir haben ca. 1 Stunde Verspätung durch Stau - schade, aber da kann man wohl nichts machen...! Alles in allem hatten wir dennoch Glück, denn wir durften unseren Aufenthalt in der Schweiz bei viel Sonnenschein genießen! 
Am späten Abend gg. 23 Uhr treffen wir schließlich am Dresdner Flughafen, dem Ausgangspunkt unserer Reise, ein und hier geht nun eine tolle Reise mit phantastischen Eindrücken zu Ende. Der Abschied ist herzlich, denn 7 Reisetage mit gemeinsamen Erlebnissen verbinden schon irgendwie...
 
Wir haben tolle Erfahrungen machen können und jeder hat seine eigene und persönliche Schweiz kennen gelernt. Es gibt ganz sicher Gäste die sich wie ich in diese Landschaft im Herzen der Schweiz verliebt haben und vielleicht doch irgendwann zurückkommen.  
 
Ein großer Dank gilt auch unserem Buschauffeur Thoralf, der uns jederzeit sicher gefahren hat!
 
Ich wünsche allen Mitreisenden an dieser Stelle nochmals alles Gute, viel Gesundheit und weiterhin viel Reiselust. Ich freue mich auf ein Wiedersehen! Bis bald!
Ihre Reiseleiterin Katrin Deutschbein

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