Reisebericht: Rundreise Tessin – Erlebnisse in der Süd–Schweiz

02.04. – 07.04.2013, 6 Tage Rundreise Schweiz & Italien mit Lugano – Lago Maggiore – Locarno – Comer See – Como – Centovalli–Bahn


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Jenseits der Alpen wird man vom Süden empfangen - italienisches Flair, mildes Klima, Palmen an sauberen Stränden, liebliche Täler, romanische Kirchen und pittoreske Gassen, die sich auf belebte Piazze öffnen. Aber nie ist die alpine Welt weit entfernt...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

1. Tag – Dienstag, 02.04.2013 (ab Dresden 855 km):

Mit insgesamt 35 Gästen starteten wir unsere Fahrt, die uns vorbei an Bayreuth, Nürnberg und Ulm in Richtung Bodensee führte. Nachdem wir kurz nach der deutsch-österreichischen Grenze den Pfändertunnel durchfahren hatten, erreichten wir kurze Zeit später den österreichisch-schweizerischen Grenzübergang Lustenau/Au. Durch das Rheintal und vorbei an Liechtenstein ging es weiter in Richtung Süden. Schließlich fuhren wir am Nachmittag durch den 6,6 Kilometer langen San Bernardino Tunnel und damit war der Weg ins Tessin fast geschafft! Am frühen Abend kamen wir in unserem 4****-Hotel „Sasso Boretto" in Ascona an, wo wir während unseres gesamten Aufenthaltes am Lago Maggiore wohnten. Das Hotel lag nur etwa 10 Gehminuten von der Altstadt Asconas bzw. dem See entfernt. Nachdem wir vom Hotelchef persönlich begrüßt wurden, ließen wir uns zum Abendessen im gemütlichen hoteleigenen Restaurant ein leckeres 3-Gänge-Menü schmecken.

2. Tag – Mittwoch, 03.04.2013 (225 km):

Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet stand heute ein Ausflug zum Comer und Luganer See auf dem Programm. Zuerst besuchten wir Como mit seinem herrlichen Dom, dem wichtigsten Baudenkmal der Stadt. Er steht sehr zentral, nahe am Ufer des Comer Sees, im südlichen Abschnitt der Fußgängerzone. Die Ausgestaltung seiner Fassade ist bemerkenswert. Der Bau des Doms begann 1398 in der Zeit der Gotik. Obwohl die Fassade erst Ende des 15. Jahrhunderts - in der Renaissance - fertiggestellt wurde, zeigt sie deutlich gotische Züge. Die damalige enge politische und kulturelle Beziehung zu den Langobarden könnte die Comasker bewegt haben, beim Dombau Althergebrachtes zu bevorzugen. Das Wetter war heute herrlich und so stand auch einer Schifffahrt auf dem Comer See nichts im Wege - einfach toll! Weiter ging es dem Westufer des Comer Sees entlang nach Lugano, der größten Stadt im italienisch-sprachigen Teil der Schweiz. Die Stadt liegt in der Südschweiz am Luganersee und ist umgeben vom Monte Brè und dem Monte San Salvatore. Der Name der Stadt ist vom lateinischen Wort "lucus" ("heiliger Wald") abgeleitet. Gemäß archäologischen Funden war das Gebiet um Lugano bereits von Etruskern und Galliern besiedelt. Zwischen dem frühen 14. und 16. Jahrhundert war Lugano abwechslungsweise unter Mailänder, französischer und Schweizer Herrschaft. Seit 1513 gehört Lugano definitiv zur Schweiz. Als die Franzosen 1798 in die Schweiz einmarschierten schufen sie den Kanton Lugano, der 1803 in Kanton Tessin umbenannt wurde. Wir besuchten unter anderem die Kirche Santa Maria degli Angioli in Lugano. In dieser 1500 fertiggebauten Kirche findet man die schönsten Fresken der Meister der Renaissance. Die Darstellungen «Kreuzigung Christi», «Das Abendmahl» und «Die Muttergottes mit Kind» im Innern der Kirche wurden von Bernardino Luini, einem Schüler Da Vincis, gemalt. Am späten Nachmittag hatten wir noch einen Besuch im Schokoladenmuseum "Alprose" in Caslano geplant. Hier bekamen wir einen Einblick in die Schokoladenherstellung und konnten an einer Verkostung teilnehmen - übrigens sehr lecker! Das Abendessen nahmen wir heute im Grotto "Scalinata" in Tenero ein. Seit 1922 führt hier die Familie Balemi mit Begeisterung dieses typisch Tessiner Lokal, in welchem die Gäste mit den Spezialitäten der Region verwöhnt werden - heute gab es für uns unter anderem Kalbshaxe mit Reis.

3. Tag – Donnerstag, 04.04.2013 (210 km):

Leider machte uns am Morgen der Wettergott einen Strich durch die Rechnung - es regnete! Das sollte uns allerdings nicht davon abhalten, auf eine Rundfahrt um den Lago Maggiore aufzubrechen. Zuerst ging es entlang des Nordostufers bis nach Porto Valtravaglia, wo wir einen ersten kleinen Halt einlegten. Es ist ein schönes Städtchen direkt am Seeufer zwischen Luino und Laveno. Hier mussten wir feststellen, dass wir aufgrund einer Straßensperrung vorerst nicht am Seeufer weiter fahren konnten. Kein Problem, denn unsere Fahrt führte uns somit durch das herrliche Hinterland des Lago Maggiore - wir gelangten durch zwei wunderschöne Täler, das Val Travaglia und das Val Cuvia bis nach Laveno, wo wir letztendlich in der Hauptstadt des Fremdenverkehrs am östlichen Seeufer angekommen waren. Direkt am Auto-Fähranleger planten wir einen weiteren kurzen Aufenthalt, zum Glück ohne Regen! Weiter ging es über Sesto Calende auf die Westuferseite des Sees nach Arona, um das Denkmal des heiligen Carlo Borromeo zu besuchen. Der aus Arona stammende Carlo Borromeo war ein ganzer Kerl, als Familienoberhaupt vergrößerte er im 16. Jahrhundert das Vermögen seines Clans zwischen dem Lago Maggiore und der östlichen Lombardei. Als Kardinal und Erzbischof von Mailand spielte er eine Hauptrolle bei der Gegenreformation und als Held setzte er sein Leben bei der großen Pest 1576 aufs Spiel, als er den Kontakt mit den Kranken nicht scheute. Für all das zusammen wurde er von der römischen Kirche heiliggesprochen. Die Stadt Arona baute ihm daraufhin ein Denkmal, eine Kolossalstatue. Die Statue war vor ihrer Fertigstellung im Jahr 1698 bis zum Bau der Freiheitsstatue in New York im Jahr 1886 sogar für fast 200 Jahre die größte Statue der Welt! Am Nachmittag kamen wir in Stresa an, um dort bei einem ausgiebigen Spaziergang in der Altstadt oder entlang der Seepromenade ein bischen vom bezaubernden Flair der sogenannten "Perle des Lago Maggiore" einzufangen. Die einmalige Landschaft zog schon früh Dichter und Maler in seinen Bann. Namen wie Ernest Hemingway und Charles Dickens verhalfen dem Ort zu weltweitem Ruhm. Von Stresa aus hat man übrigens auch einen wunderbaren Blick über den Borromäischen Golf mit seinen Inseln. Am späten Nachmittag fuhren wir entlang der Westuferstraße des Lago Maggiores bzw. über Verbania und Cannobio nach Ascona zurück.

4. Tag – Freitag, 05.04.2013 (82 km):

Am Morgen brachen wir ins benachbarte Locarno, dem Ausgangspunkt für unsere Fahrt mit der Centovallibahn, auf. Die im Jahre 1923 eröffnete Strecke führte uns durch das Centovalli auf schweizerischem Staatsgebiet bis zur italienischen Grenze und weiter durch das Valle Vigezzo bis nach Domodossola. Nach einer knapp zweistündigen Bahnfahrt erreichten wir gegen Mittag unser Ziel und setzten unsere Fahrt mit unserem Bus durch das Ossola-Tal und entlang des Lago Maggiore nach Ascona fort. Bereits am Nachmittag waren wir in Ascona zurück - das war natürlich auch toll, weil wir somit ganz entspannt unseren Urlaubsort erkunden konnten. Ascona ist übrigens der tiefst gelegene Ort der Schweiz, er liegt auf 196 Metern über Meer und ist vor allem für die Altstadt, die südländische Seepromenade mit den Straßencafés und das milde Klima berühmt. Manch einer nutzte den Nachmittag auch für einen Spaziergang zum oberhalb von Ascona gelegenen Monte Verità, dem Berg der Wahrheit. Hier gründeten Querdenker zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Kolonie, die Berühmtheiten aus aller Welt anzog. Heute ist der Berg Seminarstätte der Universitäten von Luzern und Zürich und ein Museum zeigt die Geschichte der alternativen Kolonie und ihrer Gründer. Es gab also viele Alternativen, den Nachmittag ganz individuell und nach eigenen Wünschen zu gestalten. Außerdem hatte jeder von uns auch die Möglichkeit, einfach nur im hoteleigenen Schwimmbad und Wellness-Bereich zu entspannen - Erholung pur, denn schließlich hatten Sie doch Urlaub gebucht, oder?

5. Tag – Samstag, 06.04.2013 (75 km):

Am heutigen Vormittag stand ein weiterer Höhepunkt unserer Traumreise an. Der Landschaftswechsel auf dieser kurzen Strecke ins Verzascatal hinein ist einfach unglaublich! Von den lieblichen Ufern des Lago Maggiore steigt die Straße, zuerst zwischen herrlichen Weinbergen bis hinauf zum Verzasca-Stausee, welcher den höchsten Staudamm Europas aufweist (220 m). Von dort, dem See entlang fahrend, erreichten wir Vogorno. Gegenüber, hoch am Hang gelegen, sahen wir Corippo, das kleine typische Dorf, das infolge seiner architektonischen Einheit unter Denkmalschutz gestellt wurde. Auf der Strecke zwischen Corippo und Lavertezzo erfreute uns immer wieder der Anblick des Verzasca-Flusses, der hier seine ganze Schönheit entfaltet. Zwischen steilen, von der Erosionskraft polierten Steinen, die wunderbares Geäder aufweisen, strömt der Fluss in seiner unbeschreiblich grünen Farbe, die dem Tal den Namen gegeben hat (Verzasca, abgeleitet von "verde acqua" - grünes Wasser). Imposante, über 2.000 Meter hohe Berge umrahmen das ganze Tal. Typisch sind die Verzasca-Häuser aus grauem Stein mit weißen Umrandungen an den Fenstern und Steinplattendächern. Die vielen Kapellen entlang der Wege, zeugen vom tiefreligiösen Glauben der Talbewohner. Sehr bemerkenswert im Tal ist die doppelwölbige Brücke "Ponte dei Salti", wo wir einen Fotostopp einlegten. Schließlich erreichten wir den Ort Sonogno, am Ende des Tales gelegen. Hier gab es im Anschluss an einen kleinen Rundgang ein fürstliches Picknick für alle Gäste - natürlich im Namen von "Eberhardt TRAVEL", na dann "Guten Appetit!" Wir ließen uns verschiedene Spezialitäten der Region - wie Käse, Salami und Schinken - schmecken, dazu gab es frisch gebackenes Brot und selbstverständlich auch Wein! Gut gelaunt und gestärkt kamen wir nach diesem ausgiebigen Mittagsimbiss in Locarno an - die Stadt erfreut sich außergewöhnlich günstiger klimatischer Bedingungen. Es liegt in der Region mit den meisten Sonnenstunden der Schweiz. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 11 Grad Celsius, außerdem dämpft der nahe See die Temperaturschwankungen und trägt zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit bei. Das Ausbleiben längerer Frostzeiten und der saure Boden sind weitere Faktoren, die hier zum kräftigen Gedeihen einer einmaligen, spontan wachsenden, dekorativen und variantenreichen Flora beitragen. Viele Gärten der Villen und Hotels aus dem 19. Jahrhundert sind erhalten geblieben. Sie wurden dank reichen Leuten angelegt, die sich hier niedergelassen haben, begünstigt durch die beneidenswerten klimatischen Bedingungen. Wir besuchten den Kamelienpark von Locarno, eine herrliche Parkanlage direkt am See, wo man interessante und besonders große Kameliensträucher bewundern kann, die hier ideale Wachstumsvoraussetzungen haben. Die meisten Kamelienarten blühten gerade jetzt im April, was natürlich ein besonderes Glück für uns war.
Den weiteren Nachmittag verbrachten wir im Zentrum Locarnos und bummelten durch die Stadt. Die meisten unserer Gäste fuhren mit einer Standseilbahn zur Wallfahrtskirche Madonna del Sasso. Diese schöne Kirche thront weithin sichtbar 150 Meter über Locarno. Sie gilt als Wahrzeichen der Stadt - hier soll einst einem Franziskanermönch die Mutter Gottes erschienen sein. Ursprünglich eine schlichte Kapelle aus dem Jahre 1487, entstand im 16. Jahrhundert die prächtige Kirche.

6. Tag – Sonntag, 07.04.2013 (bis Dresden 855 km):

Der letzte Tag unserer Reise brach nunmehr an, wie schnell doch diese knappe Woche verging...! Noch einmal berührten wir wunderschöne Landschaften, so gelangten wir über die klassische San Bernardino Route (hier war zum Teil noch tiefster Winter!) in Richtung Bodensee und wenig später hatte uns dann auch Deutschland wieder...  Nach einer entspannten und staufreien Fahrt erreichten wir gegen 20.45 Uhr unseren Ausgangspunkt, den Dresdner Flughafen und hier ging nunmehr eine tolle Reise mit fantastischen Eindrücken zu Ende. Der Abschied war herzlich, denn sechs Reisetage mit gemeinsamen Erlebnissen verbinden schon irgendwie...
Ein großer Dank gilt auch unserem Buschauffeur André, der uns jederzeit sicher gefahren hat!
Ich wünsche allen Mitreisenden an dieser Stelle nochmals alles Gute, viel Gesundheit und weiterhin viel Reiselust. Ich freue mich auf ein Wiedersehen! „A prossima!" (Bis zum nächsten Mal!)
Ihre Reiseleiterin Katrin Deutschbein

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Katrin, gerade haben wir Ihren Reisebericht mit den vielen schönen Fotografien entdeckt und danken Ihnen sehr dafür. Es ist ein schöner Bericht und ergänzt unsere Aufzeichnungen und eigenen Fotos. Es war wirklich eine schöne Reise, was einem jetzt eine Zeit danach erst bewußt wird, denn nun haben wir uns auch etwas "erholt" . Nun ist zwar der Frühling auch in Dresden mit Macht eingezogen, aber das erste Frühlingserwachen haben wir doch voller Sehnsucht nach dem endlos langen Winter erlebt und das bleibt als ein besonderes Erlebnis in Erinnerung. Ihnen weiter viele zufriedene Gäste auf Ihren vielen geplanten Reisen und Danke noch einmal. Viele Grüße aus Dresden W.+R. U.&Ka.

Renate&Wolfgang Ka.
20.04.2013