Reisebericht: Rundreise Tessin – Erlebnisse in der Süd–Schweiz

18.04. – 23.04.2015, 6 Tage Rundreise Schweiz & Italien mit Lugano – Lago Maggiore – Locarno – Comer See – Como – Centovalli–Bahn


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Jenseits der Alpen wird man vom Süden empfangen - italienisches Flair, mildes Klima, Palmen an sauberen Stränden, liebliche Täler, romanische Kirchen und pittoreske Gassen, die sich auf belebte Piazze öffnen. Aber nie ist die alpine Welt weit entfernt...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

1. Tag – Samstag, 18.04.2015: Anreise nach Locarno (ab Dresden = 853 Bus–km)

Mit insgesamt 35 Gästen starteten wir unsere Fahrt, die uns vorbei an Bayreuth, Nürnberg und Ulm in Richtung Bodensee führte. Nachdem wir nahe der deutsch-österreichischen Grenze den Pfändertunnel durchfahren hatten, erreichten wir kurze Zeit später den österreichisch-schweizerischen Grenzübergang Lustenau/Au. Durch das Rheintal und vorbei an Liechtenstein ging es weiter in Richtung Süden. Schließlich fuhren wir am Nachmittag durch den 6,6 Kilometer langen San Bernardino Tunnel und damit war der Weg ins Tessin fast geschafft! Am frühen Abend erreichten wir das 4****RAMADA-Hotel "Arcadia" in Locarno, wo wir während unseres gesamten Aufenthaltes am Lago Maggiore wohnten. Das Hotel liegt traumhaft - direkt am See und nur etwa 5 Gehminuten von der Altstadt Locarnos entfernt. Nachdem wir unsere geräumigen Zimmer bezogen hatten, ließen wir uns das Abendessen im gemütlichen hoteleigenen Restaurant schmecken - es gab ein leckeres Spezialitäten-Buffet!

2. Tag – Sonntag, 19.04.2015: Comer See – Luganer See (216 Bus–km)

Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet stand heute ein Ausflug zum Comer See und Luganer See auf dem Programm. Zuerst besuchten wir Como mit seinem herrlichen Dom, dem wichtigsten Baudenkmal der Stadt. Er steht sehr zentral, nahe am Ufer des Comer Sees, im südlichen Abschnitt der Fußgängerzone. Die Ausgestaltung seiner Fassade ist bemerkenswert. Der Bau des Doms begann 1398 in der Zeit der Gotik. Obwohl die Fassade erst Ende des 15. Jahrhunderts - in der Renaissance - fertiggestellt wurde, zeigt sie deutlich gotische Züge. Die damalige enge politische und kulturelle Beziehung zu den Langobarden könnte die Comasker bewegt haben, beim Dombau Althergebrachtes zu bevorzugen. Das Wetter war zwar am Vormittag noch nicht ganz optimal, aber das hielt uns nicht davon ab, eine Schifffahrt auf dem Comer See zu unternehmen - schließlich sieht man von der Wasserseite einiges mehr an eleganten Villen, die von der Straße aus nicht zu erkennen sind! Weiter ging es dem Westufer des Comer Sees entlang nach Lugano, der größten Stadt im italienisch-sprachigen Teil der Schweiz. Bevor wir allerdings einen Bummel durch Lugano unternahmen, hatten wir noch einen Besuch im Schokoladenmuseum "Alprose" in Caslano geplant. Hier bekamen wir einen Einblick in die Schokoladenherstellung und konnten an einer Verkostung teilnehmen - übrigens sehr lecker! Kulinarisch mit Schokolade gestärkt, stand einem Aufenthalt in Lugano nichts mehr im Wege. Die Stadt liegt direkt am Luganer See und ist umgeben vom Monte Brè und dem Monte San Salvatore. Der Name der Stadt ist vom lateinischen Wort "lucus" ("heiliger Wald") abgeleitet. Gemäß archäologischen Funden war das Gebiet um Lugano bereits von Etruskern und Galliern besiedelt. Zwischen dem frühen 14. und 16. Jahrhundert war Lugano abwechslungsweise unter Mailänder, französischer und Schweizer Herrschaft. Seit 1513 gehört Lugano definitiv zur Schweiz. Als die Franzosen 1798 in die Schweiz einmarschierten schufen sie den Kanton Lugano, der 1803 in Kanton Tessin umbenannt wurde. Wir besuchten unter anderem die Kirche Santa Maria degli Angioli in Lugano. In dieser 1500 fertiggebauten Kirche findet man die schönsten Fresken der Meister der Renaissance. Die Darstellungen «Kreuzigung Christi», «Das Abendmahl» und «Die Muttergottes mit Kind» im Innern der Kirche wurden von Bernardino Luini, einem Schüler Da Vincis, gemalt.  Das Abendessen nahmen wir heute im Grotto "Scalinata" in Tenero ein. Seit 1922 führt hier die Familie Balemi mit Begeisterung dieses typisch Tessiner Lokal, in welchem die Gäste mit den Spezialitäten der Region verwöhnt werden - heute gab es für uns unter anderem Kalbshaxe mit Reis.

3. Tag – Montag, 20.04.2015: Lago Maggiore–Rundfahrt (181 Bus–km)

Ein herrlicher Tag - die Sonne lachte - und eine tolle Fahrt rund um den Lago Maggiore erwartete uns... Zuerst ging es entlang des Westufers über Cannobio und Cannero Riviero bis nach Baveno - hier findet immer montags ein Wochenmarkt statt und somit legten wir hier unseren ersten Stopp ein. Am Mittag kamen wir in Stresa an, um dort bei einem ausgiebigen Spaziergang in der Altstadt oder entlang der Seepromenade ein bischen vom bezaubernden Flair der sogenannten "Perle des Lago Maggiore" einzufangen. Die einmalige Landschaft zog schon früh Dichter und Maler in seinen Bann. Namen wie Ernest Hemingway und Charles Dickens verhalfen dem Ort zu weltweitem Ruhm. Von Stresa aus hat man übrigens auch einen wunderbaren Blick über den Borromäischen Golf mit seinen Inseln. Weiter ging es am Nachmittag nach Arona, um das Denkmal des heiligen Carlo Borromeo zu besuchen. Der aus Arona stammende Carlo Borromeo war ein ganzer Kerl, als Familienoberhaupt vergrößerte er im 16. Jahrhundert das Vermögen seines Clans zwischen dem Lago Maggiore und der östlichen Lombardei. Als Kardinal und Erzbischof von Mailand spielte er eine Hauptrolle bei der Gegenreformation und als Held setzte er sein Leben bei der großen Pest 1576 aufs Spiel, als er den Kontakt mit den Kranken nicht scheute. Für all das zusammen wurde er von der römischen Kirche heiliggesprochen. Die Stadt Arona baute ihm daraufhin ein Denkmal, eine Kolossalstatue. Die Statue war vor ihrer Fertigstellung im Jahr 1698 bis zum Bau der Freiheitsstatue in New York im Jahr 1886 sogar für fast 200 Jahre die größte Statue der Welt! Anschließend setzten wir unsere Fahrt über Sesto Calende und entlang des gesamten Ostufers des Lago Maggiore fort und legten einen letzten Aufenthalt am Hafen von Laveno-Mombello ein. Mit vielen schönen Eindrücken erreichten wir am Abend unser Hotel in Locarno.

4. Tag – Dienstag, 21.04.2015: Fahrt mit der Centovalli–Bahn – Ascona (92 Bus–km / 51 Bahn–km)

Am Vormittag gelangten wir zu Fuß zum nur wenige Gehminuten entfernten Bahnhof von Locarno, dem Ausgangspunkt für unsere Fahrt mit der Centovalli-Bahn. Die im Jahre 1923 eröffnete Strecke führte uns durch das Centovalli auf schweizerischem Staatsgebiet bis zur italienischen Grenze und weiter durch das Valle Vigezzo bis nach Domodossola. Nach einer knapp zweistündigen Bahnfahrt erreichten wir gegen Mittag unser Ziel und setzten unsere Fahrt mit unserem Bus durch das Toce-Tal und entlang des Lago Maggiore nach Ascona fort. Dort legten wir am Nachmittag einen außerplanmäßigen Stopp ein. Ascona ist übrigens der tiefst gelegene Ort der Schweiz, er liegt auf 196 Metern über dem Meer und ist vor allem für die Altstadt, die südländische Seepromenade mit den Straßencafés und das milde Klima berühmt. Außerdem liegt er zu Füßen des Monte Verità, dem Berg der Wahrheit. Hier gründeten Querdenker zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Kolonie, die Berühmtheiten aus aller Welt anzog. Heute ist der Berg Seminarstätte der Universitäten von Luzern und Zürich und ein Museum zeigt die Geschichte der alternativen Kolonie und ihrer Gründer.

5. Tag – Mittwoch, 22.04.2015: Verzasca–Tal – Locarno (65 Bus–km)

Am heutigen Vormittag stand ein weiterer Höhepunkt unserer kleinen Traumreise an. Der Landschaftswechsel auf dieser kurzen Strecke ins Verzascatal hinein ist einfach unglaublich! Von den lieblichen Ufern des Lago Maggiore steigt die Straße, zuerst zwischen herrlichen Weinbergen bis hinauf zum Verzasca-Stausee, welcher den höchsten Staudamm Europas aufweist (220 m). Von dort, dem See entlang fahrend, erreichten wir Vogorno. Gegenüber, hoch am Hang gelegen, sahen wir Corippo, das kleine typische Dorf, das infolge seiner architektonischen Einheit unter Denkmalschutz gestellt wurde. Auf der Strecke zwischen Corippo und Lavertezzo erfreute uns immer wieder der Anblick des Verzasca-Flusses, der hier seine ganze Schönheit entfaltet. Zwischen steilen, von der Erosionskraft polierten Steinen, die wunderbares Geäder aufweisen, strömt der Fluss in seiner unbeschreiblich grünen Farbe, die dem Tal den Namen gegeben hat (Verzasca, abgeleitet von "verde acqua" - grünes Wasser). Imposante, über 2.000 Meter hohe Berge umrahmen das ganze Tal. Typisch sind die Verzasca-Häuser aus grauem Stein mit weißen Umrandungen an den Fenstern und Steinplattendächern. Die vielen Kapellen entlang der Wege, zeugen vom tiefreligiösen Glauben der Talbewohner. Sehr bemerkenswert im Tal ist die doppelwölbige Brücke "Ponte dei Salti", wo wir einen Fotostopp einlegten. Schließlich erreichten wir den Ort Sonogno, am Ende des Tales gelegen. Den Nachmittag verbrachten wir ganz individuell in unserem Urlaubsort Locarno - die Stadt erfreut sich außergewöhnlich günstiger klimatischer Bedingungen. Es liegt in der Region mit den meisten Sonnenstunden der Schweiz. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 11 Grad Celsius, außerdem dämpft der nahe See die Temperaturschwankungen und trägt zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit bei. Das Ausbleiben längerer Frostzeiten und der saure Boden sind weitere Faktoren, die hier zum kräftigen Gedeihen einer einmaligen, spontan wachsenden, dekorativen und variantenreichen Flora beitragen. Viele Gärten der Villen und Hotels aus dem 19. Jahrhundert sind erhalten geblieben. Sie wurden dank reichen Leuten angelegt, die sich hier niedergelassen haben, begünstigt durch die beneidenswerten klimatischen Bedingungen. Einige Gäste besuchten den Kamelienpark von Locarno, eine herrliche Parkanlage direkt am See, wo man interessante und besonders große Kameliensträucher bewundern kann, die hier ideale Wachstumsvoraussetzungen haben. Viele Kamelienarten blühten gerade jetzt im April, was natürlich ein besonderes Glück für uns war. Es gab nunmehr verschiedene Alternativen, den Nachmittag nach eigenen Wünschen zu gestalten. Ein kleiner Teil unserer Gäste fuhr übrigens auch mit der Standseilbahn zur Wallfahrtskirche Madonna del Sasso. Diese schöne Kirche thront weithin sichtbar 150 Meter über Locarno. Sie gilt als Wahrzeichen der Stadt - hier soll einst einem Franziskanermönch die Mutter Gottes erschienen sein. Ursprünglich eine schlichte Kapelle aus dem Jahre 1487, entstand im 16. Jahrhundert die prächtige Kirche.

6. Tag – Donnerstag, 23.04.2015: Heimreise (bis Dresden = 853 Bus–km)

Der letzte Tag unserer Reise brach nunmehr an, wie schnell doch diese knappe Woche verging...! Noch einmal berührten wir wunderschöne Landschaften, so gelangten wir über die klassische San Bernardino Route in Richtung Bodensee und wenig später hatte uns dann auch Deutschland wieder... Nach einer mit leider einigen Staus versehenen Fahrt erreichten wir gegen 22 Uhr unseren Ausgangspunkt, den Dresdner Flughafen und hier ging nunmehr eine tolle Reise mit fantastischen Eindrücken zu Ende. Der Abschied war herzlich, denn sechs Reisetage mit gemeinsamen Erlebnissen verbinden schon irgendwie...
Ein großer Dank gilt auch unserem Buschauffeur Peter, der uns jederzeit sicher gefahren hat!
Ich wünsche allen Mitreisenden an dieser Stelle nochmals alles Gute, viel Gesundheit und weiterhin viel Reiselust. Ich freue mich auf ein Wiedersehen!
Ihre Reiseleiterin Katrin Deutschbein

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