Reisebericht: Flusskreuzfahrt auf der Seine

25.09. – 06.10.2015, 11 Tage Flusskreuzfahrt Frankreich mit Reims – Paris – Rouen – Caudebec–en–Caux – Honfleur – Etretat – Les Andelys – Vernon – Paris


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Nordfrankreich vom Wasser aus betrachtet. Wir fahren auf dem zweitlängsten Fluss des Landes: der Seine. Und da, wo es sich lohnt, betreten wir Land und schauen uns genauer um.
Ein Reisebericht von
Marina Sedlick

1. Tag_25.09.2015


Wir wollen an die Seine, genauer auf die Seine. Auf einem Kreuzfahrtschiff eine Kabine beziehen. Und dann durch Nordfrankreich schippern. Der Fluss gibt den Weg vor. Und die Seine mäandert ganz schön, das heißt, sie schlängelt sich ganz schön dahin. So zwischen Paris und ihrer Mündung in den Ärmelkanal. Unserem Reiseabschnitt. Zwischen ihrer Quelle im Burgund in der Nähe von Dijon bis zur Mündung ins Meer bei Le Havre liegen 777 Kilometer. 325 Kilometer davon legen wir auf ihrem Weg zurück, und das dann doppelt gerechnet, für die Hin- und Rückfahrt. Doch wir wollen nicht nach Paris, unserem Einstiegsort aufs Schiff, hetzen. Von Dresden aus starten wir mit dem Bus und fahren immer die A4 quer durch Deutschland entlang. Nehmen am Taunusblick die Aussicht auf die Skyline von Frankfurt am Main mit. Auf französischer Seite befahren wir auch eine A4, durch Lothringen, und kommen am Abend in Reims an. Der wichtigsten Stadt in der Region Champagne-Ardenne.

2. Tag_26.09.2015


Nach dem Frühstück wollen wir die Stadt erkunden. Zuerst führt uns der Weg in die bedeutendste Kirche Frankreichs. Zum einen wegen dem gotischen Baustil und zum anderen und wichtigeren: in ihr wurden vom 12. bis zum 19. Jahrhundert die französischen Könige gekrönt. Wir schreiten im Inneren der Kathedrale den Weg der Monarchen ab. Sehen die Glasfenster von Marc Chagall. Und bekommen erklärt, wie die Jungfrau Jeanne aus Domremy den Charles VII. am 17. Juli 1429 zur Krönung begleitete. Vor der Kathedrale dann steht sie, in Kupfer gegossen, mit einem entschlossenen Blick auf das kirchliche Bauwerk. Wir spazieren an den schönen Häusern der Innenstadt vorbei zu unserem nächsten Ziel. Mit Reims sind wir in der Region Champagne und nur von hier darf er kommen: der Champagner. Bei Mumm erklärt man uns, auf welch lange Geschichte das Traditionshaus zurück blickt, welche Trauben verwendet werden dürfen, wieviel Handarbeit und meisterliches Geschick für einen guten Tropfen nötig sind und dass die Formel 1 nicht ohne Mumm auskommt. In der Freizeit erkunden wir einige Sehenswürdigkeiten noch etwas näher. Dann machen wir uns auf den Weg nach Paris. Nach 130 Kilometern erreichen wir unser Schiff, die Renoir. Und beziehen unsere Kabinen. Bevor eine abendliche Lichterfahrt auf der Seine uns den Eiffelturm, Notre Dame, die Freiheitsstatue und die berühmten Pariser Brücken erscheinen lässt. Vollmond inklusive.

3. Tag_27.09.2015


Heute ist der Tag, an dem wir Paris für eine Weile verlassen, um dann wieder zurück zu kehren. Unser Schiff setzt sich in Richtung Poissy in Bewegung. Wir entfernen uns vom Pariser Zentrum nur etwa 32 Kilometer. Auf der Seine, die sich in diesem Gebiet nur so dahinschlängelt, brauchen wir jedoch den ganzen Vormittag für diese Wegstrecke. Die Zeit verkürzen wir scheinbar und machen uns bei einem Vortrag über die Seine schlau. Nach dem Mittag dann brechen wir nach Versailles auf. In diesem Ort befindet sich eine der größten Palastanlagen Europas. Wir sehen die Schlange vor dem Schloss und sind froh, dass wir an diesem wunderschönen Herbsttag die royalen Gärten besichtigen wollen. Bevor die Springbrunnen frei geschaltet werden, haben wir schon einen schönen Spaziergang gemacht. Die Hecken sind singende klingende Bäumchen, aus denen barocke Musik zu hören ist. In der Mitte eines jeden Quadrates finden wir einen anderen schönen Brunnen. Der bedeutende Landschafts- und Gartengestalter André Le Nôtre konzipierte als Gartenarchitekt unter Ludwig XIV. diese Parkanlage. Beschwingt kehren wir auf das Boot zurück, das inzwischen ohne uns zwei weitere Seineschleifen durchfahren hat.

4. Tag_28.09.2015


Am Morgen gleitet das Schiff fast lautlos durch das Wasser. Die aufgehende Sonne lässt es glitzern. Am frühen Nachmittag legen wir in Rouen an. Wir sind geografisch in der Normandie angekommen. Eine sehr geschichtsträchtige Region. Die Pucelle, die Jungfrau, lässt uns nicht los. Am 30. Mai 1431 wurde sie im Ort auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Ihr zu Ehren gibt es nun eine Kirche hier. In einer Nische steht die französische Nationalheilige, den Blick zum Himmel gerichtet. Ihre Asche wurde in die Seine gestreut. Ihre Anhänger sollten keine Möglichkeit haben, ihre Überreste als Reliquie zu bergen. Wir besichtigen auch die Kathedrale, den großen Uhrenturm und den alten Marktplatz mit den schönen Fachwerkhäusern. Am Abend sind wir wieder auf dem Schiff.

5. Tag_29.09.2015


Wir fahren weiter auf der Seine entlang. Nach dem Mittag erreichen wir Duclair. Von hier aus starten wir mit dem Bus zu einem Ausflug nach Jumieges. Hier steht eine Abtei, die bis zu den Religionskriegen in Frankreich zu einem der größten Klöster zählte. Bei strahlendem Sonnenschein sind wir in den Ruinen unterwegs. Wir brauchen schon ein bisschen Fantasie, um uns die wechselvolle Geschichte des Klosters vorzustellen. Gegründet, niedergebrannt, wieder aufgebaut, geplündert, verwüstet, verlassen. Heute Eigentum des Staates und friedlich. Ein Stopp auf den Sitzplätzen in der Klosteranlage lohnt sich auch wegen der Stille hier. Dann sehen wir uns in Caudebac-en-Caux die Kirche aus dem 15. Jahrhundert an. Auf dem Weg zurück unterfahren wir zum zweiten Mal an diesem Tag die Pont de Brotonne. Eine der drei Seine-Brücken, die unseren Weg kreuzen. Spätabends dann die Pont de Tancarville, die längste Hängebrücke Frankreichs. Und noch später die blau erleuchtete Pont de Normandie, die zweite Schrägseilbrücke auf unserem Weg. Und die mit der größten Spannweite Europas. In der Nacht legen wir in Honfleur an.

6. Tag_30.09.2015


Honfleur, wir kommen. Die blumengeschmückteste Stadt unserer Reise. Nicht umsonst beinhaltet der Stadtname das Wort Fleur für Blume. Die mit den fein gezeichnetsten Kirchenfenstern in der St. Leonard-Kirche. Die mit der Holzkirche St. Catherine. Die mit dem alten Hafenbecken aus dem 17. Jahrhundert. Und und und. Wir haben viel zu schauen bis zum Mittag an Bord. Am Nachmittag dann fahren wir nach Etretat. Felsformationen bestaunen. Geht man nun links auf die Felsen oder rechts herum die Treppen zur Kirche hinauf? Nicht nur Maler, Schriftsteller und Filmemacher waren von den Kreidefelsen beeindruckt. Neugierige zogen nach. Heute ist der Ort ein Eldorado für Wassersportler, Wanderfreunde und Golfer. Gut vom Wind durchgeblasen geht es wieder nach Honfleur zurück. Über die Pont de Normandie. Im Museum sehen wir uns die Bauphase dieser ingenieurtechnischen Meisterleistung etwas genauer an. Beeindruckend. Nach dem Abendessen bleibt noch Zeit für Honfleur bei Nacht oder einen normannischen Folkloreabend an Bord.

7. Tag_01.10.2015


Wir sind schon auf dem Rückweg nach Paris. Nach dem Mittag legt unser Schiff in Les Andelys an. Schon vom Sonnendeck aus sehen wir die Burgruine Gaillard. Für Burgruine sagt der Franzose auch Château, also Schloss. Da wollen wir hin und durchqueren erst Petit Andely und dann Grand Andely, also beide Andelys, was dann im französischen Les Andelys macht. Von da oben haben wir eine fantastische Aussicht auf den Ort, die Seine, die Umgebung. Mit einem Calvados schauen wir besser und meilenweit. Wir haben aber auch eine adlerscharfe Sicht. Unten im Ort wieder angekommen, ob nun zurück gewandert oder mit dem Bus gefahren, genießen wir das Städtchen oder die Sonne auf dem Deck an Bord oder beides. 

8. Tag_02.10.2015


Heute geht es in den vermutlich schönsten Garten Frankreichs. Nach Giverny, zu Claude Monet. Die 500 Einwohner hatten zu seiner Zeit große Bedenken bezüglich dieses mittellosen Malers, der da ihren Ort bei einer Zugfahrt als sein neues Zuhause auserkoren hatte. Wer ist er überhaupt? Und was pflanzt er in seinem Garten da für fremdländische Gewächse? Inzwischen zu Geld gekommen, legte er auch noch einen Wassergarten an. Den berühmten Seerosenteich. Mit den ersten Sonnenstrahlen öffnen sich die Blüten. Ein Traum die ganze Anlage. Der Weg mit der wild wuchernden orange-gelben Kapuzinerkresse. Der Fuchsschwanz, der im Garten steht wie eine Fackel. Fotomotive über Fotomotive. Sein Haus innen nicht minder interessant. Wir müssen wieder zum Schiff. Wieder auf der Seine entlang. Am Abend sehen wir La Defense vor uns. Die größte Bürostadt Europas. Benannt nach dem Denkmal zu Ehren der Soldaten, die Paris während des französisch-deutschen Krieges im Jahr 1870 verteidigten. Noch später am Abend Zeit für einen Ausflug ins nächtliche Paris. Der Eiffelturm nur einen Katzensprung entfernt. Illuminiert glitzert und blinkert er zur vollen Stunde. Auch ein ingenieurtechnisches Meisterwerk. Ihn wollte erst keiner, jetzt ist er das Wahrzeichen der Stadt der Liebe. Und der Mode. Oder "Die Mode liebt Paris", wie eine Leuchtschrift am Turm zur Zeit die Befindlichkeiten erklärt.

9. Tag_03.10.2015


Nun sind wir schon in Paris, zum zweiten Mal. Jetzt müssen wir uns die Stadt auch mal genauer anschauen. Mit unserem örtlichen Führer Michael touren wir durch die Weltmetropole. Und haben verkehrstechnisch Glück. Sonnabend vormittag schläft der Franzose doch gern ein bisschen länger. Und wir kommen gut vorwärts auf den Straßen mit den Sehenswürdigkeiten links und rechts. Am Nachmittag dann fahren wir am Moulin Rouge vorbei ins Künstlerviertel Montmartre. Erklimmen mit der Seilbahn den Berg. Und stehen vor der weißen Basilika Sacre Coeur. Mit einem Blick auf die fabelhafte Welt der Amelie und darüber hinaus. In der Rue Lepic befindet sich ihr Restaurant, von dem aus sie versucht, die Welt ein bisschen besser zu machen. Wer will, erklimmt die 300 Stufen in der Kirche. Und hat den totalen Überblick über Paris, bis zum Horizont und weiter.

10. Tag_04.10.2015


Nun heißt es Abschied nehmen vom Motorschiff Renoir. Neun Tage verbrachten wir an Bord. Schipperten auf der Seine entlang. Bis zur Mündung in den Ärmelkanal bei Honfleur, gegenüber von Le Havre und wieder zurück in die Hauptstadt Frankreichs. Lernten unsere Reisegruppe und die mitreisenden anderen Gäste kennen. So nah ist man sich sonst nirgends. Die anderen fahren heim und wir in das Elsass. Deren Verwaltungssitz Strasbourg ist unser Ziel. Die Stadt liegt im Sonnenschein und der Martin ist bestimmt schon da. Der, den nur Mireille Mathieu allein sah. Wir machen uns mit Michelle auf zur Erkundung. Zwischen den Sehenswürdigkeiten beantwortet sie Fragen zu den sozialen Regeln der Franzosen, dem Savoir Vivre. Und erzählt von den Menschen, die hier bis zu viermal im Laufe der Geschichte die Staatsbürgerschaft wechselten ohne umzuziehen. Wir schlendern in Petite France durch das einstige Viertel der Gerber. Mit den schönen Fachwerkhäusern, an der Ill gelegen. Bei Gutenberg auf seinem Sockel verabschieden wir uns, denn wir wollen noch ins Münster. In dem in rotem und gelbem Sandstein aus den Vogesen gehaltenen größten Sandsteinbau der Welt findet gerade ein Gottesdienst statt. 

11. Tag_05.10.2015

An der Elsässer Weinstraße dreht sich alles um eins: na klar, den Wein. Und aus Colmar stammt Martin Schongauer. Deutscher Kupferstecher und Maler, noch vor Albrecht Dürer. Und Frédéric-Auguste Bartholdi. Der schuf die Freiheitsstatue zum hundertjährigen Jubiläum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1876. Mit Anne laufen wir durch Petite Venise an der Lauch, auch hier schöne Fachwerkhäuser. Sehen das Maison Pfister und das Haus der Köpfe. In der Freizeit dann im Dominikanerkoster den Isenheimer Altar, von Matthias Grünewald gewaltig im Ausdruck gestaltet. Wir bewegen uns mit dem Bus durch die Weinberge und kommen in Riquewihr an. Einem der schönsten Dörfer Frankreichs. Hier sind wir zur Weinprobe eingeladen. Ja ja, die Winzer verstehen ihr Handwerk. Dann fahren wir mit einem kleinen Zug durch die Weinberge. Von hier oben können wir die mittelalterliche Stadtmauer der sogenannten Perle der elsässer Weingegend deutlich sehen. Noch ein paar Kleinigkeiten für die Lieben zu Hause besorgt, geht es wieder nach Strasbourg zurück. Dort essen wir im Maison Kammerzell, dem spätgotischen und reich mit Schnitzwerk verzierten einstigen Patrizierhaus eines reichen Kaufmannes, das letzte Mal gemeinsam zu Abend.

12. Tag_06.10.2015


Es heißt Abschied nehmen. Von Frankreich. Wir haben sechs Regionen bereist. Viel gesehen. Die Langsamkeit des Seins auf der Seine genossen. Uns die kulinarischen Spezialitäten munden lassen. Wir hatten das beste vom Wetter. Den Sonnenschein. Und Schönwetterwolken am Himmel. Von Strasbourg aus sind wir schnell wieder in Deutschland. Über die Autobahn führt uns unser Heimweg entlang der Ausstiegsorte bis nach Dresden. Dort kommen wir am Abend wieder an. Adieu Frankreich und vielleicht bis bald - à bientôt.
 

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht