Reisebericht: Flusskreuzfahrt auf der Seine

26.06. – 04.07.2011, 11 Tage Flusskreuzfahrt Frankreich mit Reims – Paris – Rouen – Caudebec–en–Caux – Honfleur – Etretat – Les Andelys – Vernon – Paris


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Die Seine – geboren im Burgund, aufgewachsen in der Champagne und gereift in den Apfelplantagen der Normandie. Die Kelten bezeichneten diesen Fluss als „Sequana“, was in ihrer Sprache „Kurve“ bedeutet.
Ein Reisebericht von
Barbara Mihut
Barbara Mihut

1. Tag, 26.06.2011, Sonntag Anreise Paris

Mit erwartungsfreudigen Reisegästen erreichen wir nicht ganz ohne Stau, aber dennoch rechtzeitig, am frühen Abend den Quai de Grenelle in Paris, wo wir schon von der Schiffsbesatzung erwartet werden.
Unsere Koffer werden von der hilfsbereiten Crew flink an Bord gebracht und schon heißt es: Leinen los! Vor dem Abendessen gibt es einen Cocktailempfang und die Vorstellung der Mannschaft durch Emily. Heute Abend machen wir zum ersten mal Bekanntschaft mit den Kochkünsten des Schiffskoches. Die Dinner dieser Reise werden uns unvergeßlich bleiben! Nach dem gemeinsamen Abendessen bietet uns unser Schiffsteam gleich ein erstes Highlight. Nach der Fahrt bis Bercy gibt es eine Lichterfahrt mit dem Schiff durch die Stadt des Lichtes.

2. Tag, 27.06.2011, Montag–Conflans–Versailles–Mantes–La–Jolie–Vernon

Allmorgendlich nach dem Frühstück ruft uns Emily an Deck zum Frühsport. Die guten Vorsätze sind ja da, aber hier gibt es erst einmal so viel zu entdecken. Die Zeit bis zum Mittagessen vergeht wie im Fluge. Wir haben feste Essenszeiten und Stammplätze für die gesamte Zeit der Reise. Mittags und abends erwarten uns jeweils leckere 3-Gänge-Menüs… Also doch Frühsport!
Unser erster Ausflug führt uns nach Versailles. In der Zwischenzeit fährt unser Schiff weiter nach
Mantes-La-Jolie, wo wir nachmittags auch wieder mit unserem Bus ankommen. Die Gärten erwarten uns heute in voller Pracht und zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Das Schloss bleibt montags geschlossen, aber bei diesem herrlichen Wetter bevorzugen wir sowieso diese Spaziergänge und lustwandeln auf den Spuren Ludwig des XIV., der höchstpersönlich zu seiner Zeit einen Gartenführer schrieb.
Einige Gäste sind gesundheitlich nicht in der Lage, diese weiten Strecken in der großzügig vom Gartenarchitekten Le Nôtre angelegten Gärten zu Fuß zurück zu legen. Wir beschließen deshalb, ein Elektro-Auto für eine gute
Stunde anzumieten und sind begeistert. Bis zum Grand und Petit Trianon, und zurück fährt es uns auch noch. Der Bus bringt uns danach wieder zur Schiffsanlegestelle in Mantes-La-Jolie. Von hier aus geht es weiter nach Vernon, während wir uns unserem herausragenden Abendessen hingeben. Danach erwartet alle Gäste das Unterhaltungsprogramm an Bord.

3. Tag, 28.06.2011, Dienstag Vernon–Rouen

Heute führt uns unser Ausflug nach dem Mittagessen nach Rouen. Wir bestaunen die mächtige Kathedrale Notre-Dame, die Kirche St-Maclou und das alte St-Maclou mit seinem Innenhof, der im Mittelalter als Friedhof und Beinhaus diente. Die geschnitzen Totentanzmotive im alten Fachwerkgemäuer deuten noch auf diese Bestimmung hin. Heute dient diese interessante Anlage als regionale Kunstschule. Wir bummeln weiter durch verwinkelte Gassen mit teils schiefen und ebenso verwinkelten Fachwerkhäusern. Auf unserem Weg zum alten Marktplatz, auf dem Jeanne d’Arc im Jahre 1431 nach ihrem Prozess hier in Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, durchqueren wir in der
Uhrengasse die berühmte Stadtuhr. Auf dem Place du Vieux-Marché erinnern heute eine moderne Kirche, das Museum und ein Kreuz an den Ort des Märtyriums der Jungfrau von Orléans. Nach etwas Freizeit fahren wir zurück zum Schiff, wo wir zum Abendessen und zum Unterhaltungsprogramm an Bord erwartet werden.

4. Tag, 29.06.2011, Mittwoch Ausflug nach Jumièges

Wunderschöner Sonnenschein bgleitet unsere Tour zu den Kloster-Ruinen von Jumièges. Nach kurzer Fahrtzeit erreichen wir das wirtschaftliche und geistige Zentrum der Normandie des frühen Mittelalters. Die Abtei wurde 654 vom heiligen Philibert gegründet und nach der Verwüstung durch die Wikinger im 9. und 10. Jahrhundert von den Herzögen der Normandie wieder aufgebaut und gefördert. Die Benediktinerabtei erlebte mehrere Klosterreformen, bevor sie nach der französischen Revolution verkauft und zu einem Steinbruch umgewandelt wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts rettet die Familie Lepel-Cointet das Anwesen, das Mitte des 20. Jahrhunderts in Staatsbesitz über geht. Es gibt gegenwärtig umfangreiche Restaurationsarbeiten, die unseren Rundgang allerdings nicht stören. Diese Klosteranlage ist zu schön und zog auch schon verschiedene Künstler in ihren Bann. Nach einer gemütlichen Kaffeepause bringt uns der Bus zurück zum Schiff, das weiter nach Honfleur fährt.

5. Tag, 30.06.2011, Donnerstag Honfleur–Étretat

Das kleine bezaubernde Hafenstädtchen Honfleur läßt nun wirklich keine Wünsche offen. Kein Wunder, dass sich viele Impressionisten hier ansiedelten und wirkten.
Am Nachmittag beginnt unser Ausflug nach Étretat. Alle 4 Busse mit den Passagieren unseres Gastschiffes fahren gemeinsam. Durch eine herrliche Landschaft erreichen wir den Küstenort am Ärmelkanal Étretat. Monet malte hier sein berühmtes Bild mit den Fischerbooten. Die hübsche Uferpromenade lädt uns ein zum Verweilen in einem netten Café oder zu einer Wanderung. Wir müssen uns nur noch für eine Richtung entscheiden. Entweder in Richtung Falaise d’Amont, das sich östlich von Étretat befindet, rechts hinauf zur kleinen Kapelle oder nach links Richtung Falaise d’Aval mit der Porte d’Aval, die an einen Elefantenrüssel erinnert, der neben der sogenannten Felsnadel ins Wasser taucht. Der verträumte Fischerort ist bezaubernd schön und möchte ein mondäner Badeort werden. Es wird gebaut und über dem Ort erhebt sich bereits ein chices Hotel mit einer angrenzenden Golfanlage, die auf Sportbegeisterte wartet. Segeln, Windsurfen, Schwimmen und Baden gehören
natürlich dazu. Nach ausreichender Freizeit fahren wir wieder im Konvoi zurück. Unsere Fahrer haben für uns einen interessanten Haltepunkt ausgemacht, von dem aus wir auf die Hafenanlagen von Le Havre blicken können, aber auch auf die Pont de Normandie, die uns mehr in ihren Bann zieht. Sie ist ein technisches Meisterwerk, das den Rekord der Spanndrahtbrückenlänge überschritten hat. Ihre Abspannseile haben eine Länge von 865 m und sie hält Windspitzen bis zu mehr als 300 km/h stand, manche behaupten sogar bis zu 440 km/h. Sie wird dem zukünftigen Europa ermöglichen, den Süden und den Norden zu verbinden, ohne Paris durchfahren zu müssen.

6. Tag, 01.07.2011, Freitag Ausflug zum Chateau Gaillard

Nach sportlicher und geistiger Betätigung an Bord führt uns unser Weg heute zum Chateau Gaillard. Die Festung von Richard Löwenherz aus dem 12. Jahrhundert ist bereits von Le Petit Andely aus zu sehen. Richard, der König von England und Herzog der Normandie, wird 1199 in Chalus durch den Pfeil einer Armbrust tödlich verwundet. Nun entbrennt ein gnadenloser Kampf um Chateau Gaillard. Philippe-Auguste, König von Frankreich, greift die Festung deshalb 1203 an und belagert sie 8 Monate lang. Der Festungsherr dagegen wirft “die nutzlosen Münder”
aus dem Schloss und die französische Armee läßt sie nicht durch ihre Linien. So verhungern viele Frauen, Kinder und verwundete Soldaten, die hier Schutz gesucht hatten, in einem eisigen Winter unterhalb der Festungsmauern, bevor das Chateau 1204 französischer Besitz wird. Im 100jährigen Krieg wird die Festung abwechselnd englisch und französisch. Ende des 16. Jahrhunderts läßt Heinrich IV. die Anlage schleifen. Kapuziner und Büßermönche nutzen die Steine Anfang des 17. Jahrhunderts zur Restauration ihres Klosters. Mitte des 19. Jahrhunderts werden die Reste des Chateau Gaillard unter Denkmalschutz gestellt. Wir genießen heute die unbeschreiblich schöne Aussicht auf Sequana, die kurvenreiche Seine mit ihrer sanft anmutenden ländlichen Umgebung. Wir verweilen etwas länger bei einer Kostprobe
von Cidre und Calvados, den berühmten Spezialitäten der Normandie. Das dritte C der Normandie steht für Camembert. Den probieren wir heute beim Abendessen. Heute Abend lernen wir die Schiffsbesatzung von einer ganz anderen Seite kennen. Die Besatzung legt für uns Gäste eine bühnenreife Show hin, was unseren anerkennenden Beifall findet.

7. Tag, 02.07.2011, Samstag Ausflug nach Giverny

Auf diesen Ausflug haben wir alle schon gewartet. Er führt uns am Nachmittag nach Giverny. Wir tauchen ein in die Welt des Claude Monet, der hier ab 1883 gelebt und gearbeitet hat. Nachdem er das Anwesen käuflich erworben hatte, widmete er sich hier voll und ganz dem wohl berühmtesten Seerosenteich der Welt und legte einen blühenden, romantischen Garten an, der nicht nur
die Gärtnerherzen höher schlagen läßt. Auch sein Wohnhaus und sein ehemaliges Atelier, das heute die Boutique ist, können wir besuchen. Es fällt schwer, sich von diesen natürlichen und künstlerischen Schönheiten zu trennen, aber unser Schiff erwartet uns zu einem anderen Highlight. Nach einem Aperitif lädt der Kapitän zum Gala-Dinner ein, das vorzüglich ist. Danach schwingen viele Gäste wieder vergnügt ihr Tanzbein.

8. Tag, 03.7.2011, Sonntag Paris

Heute hat uns die Stadt der Liebe wieder. Eine Stadtrundfahrt durch Paris steht auf unserem heutigen Programm. Unser örtlicher Reiseleiter Paul zeigt uns bis zum Mittagessen die schönsten Seiten der französischen Hauptstadt an der Seine. Am Nachmittag fahren wir mit dem Bus ins Montmarteviertel. Die Auffahrt mit der Funiculaire-Bahn erspart uns das Erklimmen der Treppen, die direkt zur Basilika Sacre Coeur führen. Auf dem Place du Tertre warten schon zahlreiche Künstler auf uns, um uns ihre Werke zu offerieren. Einige Gäste besuchen das Dáli-Museum, andere genießen eine Pause in einem der vielen einladenden
Straßencafés. Nach einem ereignisreichen letzten Tag erwartet uns der Kapitän am Abend zum Farewell Drink. Etwas wehmütig verabschieden wir uns alle von der Crew, die uns während dieser Reise wirklich bestens verwöhnt hat! Nach dem Abendessen müssen wir leider wieder unsere Koffer packen.

9. Tag, 04.07.2011, Montag Rückreise Paris–Dresden

Nach dem Frühstück erfolgt die Ausschiffung und Abreise. Voller wunderschöner Eindrücke im Gepäck fahren wir wieder nach Hause. Noch lange werden wir vom sanften grünen Land, von kurvenreichen Flusstälern, malerischen Küsten und Fischerdörfern, Sonne, Meer und Klippen und dem besonderen Licht träumen, das Monet wie besessen für uns in seinen Werken einfangen wollte. Wir sind beeindruckt von der Schönheit der Normandie, die uns 9 Tage lang in ihren Bann gezogen hat.

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