Reisebericht: Rundreise Adria – Slowenien, Kroatien, Italien

20.03. – 02.04.2015, 12 Tage Flugreise an der Adria mit Bled – Piran – Inseln Pag & Murter – Nationalpark Kornaten – Split – Tremiti–Inseln – Urbino – Ravenna – Ferrara – Po–Delta


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Von Bled über Piran, Porec und Pula nach Pag, Nin und Murter bis Split. Über die Adria nach Ancona, Jesi und Loreto in die Abruzzen mit Atri und Ortona und nach Urbino, San Marino und Ravenna ins Delta des Po und nach Ferrara.
Unsere Rundreise zeigt die schönsten Ziele beiderseits der nördlichen Adria. Schon historisch war dies eine der bedeutsamsten Regionen Europas, in der viele Völker aufeinandertrafen. Während dieser Tour stehen tolle Landschaften, faszinierende Kulturdenkmäler, oft zum UNESCO-Welterbe gehörend, ebenso im Interesse wie hübsche Städte abseits des Massentourismus und ihre gastfreundlichen Bewohner...
Einzigartige Städtearchitektur und künstlerische Meisterleistungen kann man an vielen Stellen des Mittelmeerraumes bewundern, aber wir haben uns beiderseits der nördlichen Adria ein paar besonders malerische herausgesucht - folgen Sie mir also noch einmal durch Slowenien und Istrien und entlang der Küste Norddalmatiens. Denn hier, in Kroatien und nach unserer nächtlichen Überquerung der Adria haben wir uns schließlich einige Highlights ansehen können, die bei anderen Reiseveranstaltern so nicht im Programm zu finden sind. Erinnern Sie sich noch an das glasklare Wasser der kroatischen Küste, die hübschen Städte - die in Italien teilweise recht versteckt lagen und an die wilden Hänge der Abruzzen? Deren schneebedeckte höchste Erhebungen im Majella-Nationalpark haben wir in der Sonne blinzen sehen, ebenso wie die flachen Wasser des verzweigten Flussdeltas in der Po-Ebene. Also lassen Sie uns diese schöne Reise noch einmal gemeinsam Revue passieren...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Bayern – Salzburg – Bled: 1. Tag, 20. März 2015:

Nach dem Start in Dresden und einigen Stopps unterwegs waren wir nach dem Halt an der Raststätte Nürnberg-Feucht mit allen Mitreisenden und unserem Buschauffeur Dietmar Hammitzsch unterwegs in Richtung Süden. Über bayrische und österreichische Autobahnen fuhren wir bis nach Slowenien, wo wir nicht allzu spät die Ausläufer der Julischen Alpen erreichten. Unser heutiges Hotel lag in Bled, einem malerisch am gleichnamigen See gelegenen slowenischen Kurort, der von einer der ältesten mittelalterlichen Burgen des Landes überragt wird. Noch war zwischen Ankunft und Abendessen Zeit für einen Spaziergang zum Bleder See - mit Blick auf die hoch auf dem Felsen sich türmende Burg und die im See gelegene Insel, auf der die legendenbesungene Marienkirche steht, von deren „Wunschglocke" man sich seit altersher Geschichten erzählt...

Bled – Predjamski Grad – Koper – Piran – Portorož: 2.Tag, 21. März 2015

Der zweite Tag begann mit kurzer Autobahnfahrt vorbei an Ljubljana, der Hauptstadt des EU-Landes Slowenien.
In Höhe von Postojna mit den berühmten Adelberger Grotten verließen wir die Autobahn für einen Abstecher in die zerklüftete Landschaft des slowenischen Karst. Gewaltige Höhlungen durchziehen die Kalksteinmassive, von denen die Höhlen von Škocjan und die Adelsberger Grotten - beide UNESCO-Weltnaturerbe - besonders hervorzuheben sind. Unser Ziel war die malerische Burg. „Predjamski Grad". Die Burg des sagenumwobenen Raubritters Erasmus Lueg steht unter einem gewaltigen Felsüberhang. Schon im 12. Jh. wurde hier eine Burg mit vielfältigen geheimen Schlupfwegen und Geheimgang in die Karsthöhle gebaut, unter der der Bach Lokva versickert. Heute ist sie nicht nur bei Höhlenforschern für ihr kilometerlanges Netz von Gängen, über dem sie liegt, bekannt, sie ist auch beliebtes Ausflugsziel, dessen malerisches Aussehen im Sommer an Wochenenden Kulisse für Turnier-Vorführungen und Mittelalter-Märkte ist. Wir konnten sowohl den Anblick der Burg, deren heutiges Erscheinungsbild aus dem 16. Jh. stammt, genießen und hatten dann auch genug Zeit und Gelegenheit, die Gemächer der Burg, die ein Museum beherbergen, zu besichtigen und uns einen Überblick über die interessante Anlage und ihre Besonderheiten zu verschaffen. Ganz gut konnten wir uns in die besondere Legende der Burg über den rebellischen Ritter Erasmus von Luegg hineinversetzen, der in diesen Gemäuern lange dem Kaiser und seinen Hauptleuten trotzte und die Belagerung seiner Burg mit List und infolge heimlicher Versorgung durch das Karsthöhlensystem lange durchhielt ...

Koper

Später setzten wir unseren Weg zur Adria fort, hatten aber, ganz im Sinne der Eberhardt-„Richtig Reisen!"-Philosphie von Eberhardt Zeit für einen kleinen Umweg nach Koper, Sloweniens größter Hafenstadt. Das historische Capodistria war einst Hauptort Istriens und gehörte lange Zeit zur Republik Venedig. Später erlebte das nun Koper genannte Städtchen seinen Aufschwung als bedeutende Hafenstadt - heute ist sie DER Hafen an Sloweniens kurzer Adriaküste. Aus der venezianischen Zeit stammt die bedeutendste Sehenswürdigkeit, der Prätorenpalast. Zusammen mit dem Dom beherrscht er bis heute den Hauptplatz der Stadt. Seine Fassade zeigt die Architektur mehrerer Perioden, sein jetziges Erscheinungsbild ist vom 15. Jahrhundert geprägt. Vom Platz hier gehen die engen Gassen der Altstadt aus. Nach etwas Freizeit und einigen Fotos vom Palast und der danebenliegenden Maria-Himmelfahrt-Kathedrale ging es weiter, zu unserem nächsten Programmpunkt an der 47 km kurzen slowenischen Adriaküste, dem herrlichen Piran.

Piran

Es hatte sich eingetrübt, als wir den Ort erreichten, den Kenner als den malerischsten Südsloweniens bezeichnet, aber es war schön genug für einen Bummel ins Zentrum Pirans und über den Tartinev-Trg. Dieser Hauptplatz der Stadt, gleich neben dem alten Hafenbecken gelegen und erst 1894 entstanden, als ein Teil des Hafens zugeschüttet wurde, ist Pirans berühmtestem Sohn, dem Komponisten Giuseppe Tartini gewidmet. Zu seinem 200. Geburtstag stellte man 1896 die große Bronzestatue auf, die der venezianische Künstler Antonio Dal Zotto geschaffen hatte.
Weitere Sehenswürdigkeiten wie das schön verzierte „venezianische Haus", auch am Tartini-Platz, das Piraner Wahrzeichen, den Campanile der Georgskathedrale, die erhöht steht, und die Gassen der Altstadt, die bis zur Landzunge mit Kirche und Leuchtturm reichen, konnten wir während der Freizeit erkunden.
Abendessen und Übernachtung hatten wir in einem Hotel am Rand des Badeortes Portorož.

Grožnjan – Porec – Pula – Rabac: 3. Tag, 22. März 2015

Heute am Morgen verließen wir Slowenien und erreichten die nur wenige Kilometer von unserem Hotel liegende kroatische Grenze. Rasch waren wir auf der Halbinsel Istrien und erreichten unser erstes Ziel - das malerische winzige Städtchen Grožnjan, besser bekannt als Grisignana, denn die Muttersprache der Bevölkerungsmehrheit hier ist nicht kroatisch, sondern italienisch. Sein Ortskern ist noch mittelalterlich erhalten und an der Stadtloggia, 1597 als Kornhaus gleich neben dem historischen Stadttor erbaut, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Diese besondere Atmosphäre war nicht selbstverständlich: in den 60er Jahren war der abgelegene Ort fast völlig von seiner Bevölkerung verlassen, bevor der Bildhauer Aleksandar Rukavina. Seit etwa 1965 von der Regierung Jugoslawiens die Zusicherung erhielt, die verfallenden Gebäude dürften unentgeltlich von Künstlern genutzt werden So wurde nach und nach Grožnjan renoviert, saniert und wieder zu einem Schmuckstück. Noch heute ein „Ort der Kunst" wird das nur gut 700 Einwohner zählende Städtchen überwiegend von Boutiquen, Galerien und Ateliers eingenommen, die die historische Bausubstanz verwendet und damit gerettet haben.

Porec

Unser weiterer Weg führte uns nach Porec, einem der bedeutendsten Touristenzentren Istriens. Die auf einer vorspringenden Halbinsel errichtete Altstadt war schon vor der Zeit des Römischen Reiches eine Hafenanlage der Illyrer, die nach der Eroberung durch Rom zu einem befestigten Militärlager ausgebaut wurde. Noch heute läßt sich dies an der Stadtanlage erkennen, denn der jetzige Hauptplatz der Stadt war das ehemalige Forum Romanum und die Hauptstraße trägt bis heute den Namen „Decumanus" - so wie man in römischen Stadt- und Befestigungsanlagen die längste Hauptachse nannte. Wir spazierten vom Busparkplatz am Busbahnhof zum Hauptplatz, der von der Liebfrauenkurche dominiert wird und gelangten dann über das regelmäßig angelegte Straßennetz nach kurzem Weg zur Hauptsehenswürdigkeit von Porec. Die Euphrasius-Basilika mit Bischofspalast, von außen gar nicht spektakulär, wurde 1997 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Sie ist eines der bedeutendsten Sakralbauwerke in Kroatien und stammt schon aus dem 6. Jh. n.Chr. Im Inneren prunken Reste von Wand- und Bodenmosaiken, die die Fertigkeiten der einstigen byzantinischen Künstler erahnen lassen.
Wir hatten Zeit für diese Kirche und dann einen anschließenden kleinen Stadtbummel, bevor wir uns auf den Weg machten zur größten Stadt der istrischen Halbinsel, Pula.

Pula

Prunkstück des touristischen Zentrums ist natürlich das gewaltige römische Amphitheater, eines der größten und besterhaltenen überhaupt. Hier in der Nähe trafen wir unsere Stadtführerin Suzanna und begannen unseren Stadtrundgang mit einem Stopp am bedeutendsten Bauwerk Pulas, der Hinterlassenschaft der Römer. Engagiert, anschaulich und eindrucksvoll schilderte Suzanna Bauweise und Traditionen, Lebensweise und Ereignisse aus der Römerzeit. Wir erfuhren vieles über das Verwaltungszentrum des Römischen Reiches in Istrien, für das für Gladiatorenkämpfe und die „Marketing"-Politik der römischen Oberschicht unter Kaiser Augustus im 1. Jahrhundert n.Chr. eines der bedeutendsten Amphitheater erbaut wurde. Etwa 133 mal 105 Meter im Oval maß der gewaltige Rundbau, der mehr als 20.000 Menschen aufnehmen konnte und dessen Fassade hervorragend bis teilweise zur Originalhöhe erhalten ist. Heute wird die Arena immer noch für Kulturereignisse und Sommerfestivals genutzt. Dann lernten wir die Altstadt kennen, mit den Resten der alten Stadtbefestigung, die teilweise auch noch bis auf die Römer zurückgehen und kamen vorbei an schmucken Häuserfassaden bis zur Kathedrale. Auch den acht Meter hohen Sergierbogen konnten wir sehen - ein Triumphportal aus der Zeit um 30 v.Chr. zur Ehrung Gefallener in der Seeschlacht bei Actium, das im Gegensatz zu den Triumphbögen, mit denen der römische Staat Feldherren ehrte, in Pula privat finanziert worden war. Nach der Besichtigung von Pula fuhren wir bis zu unserem an der Buch von Rabac gelegenen Hotel weiter.

Rabac – Opatija – Uskokenburg Nehaj – Senj – Pag: 4. Tag, 23. Mai 2015

Wundervoll sind die Ausblicke von der oberhalb der Steilhänge verlaufenden östlichen Küstenstraße Istriens. Hier fuhren wir heute zunächst entlang und blickten auf die nördlichen Teile der Adria mit Kvarner Bucht, Insel Cres und dem weitläufigen Panorama auf der „gegenüberliegenden" Seite bei Rijeka. Istriens bekanntester und mondänster Badeort Opatija mit seinen exklusiven Jugendstil-Hotels noch aus den Zeiten der KundK-Monarchie Österreichs war der Ort unserer ersten Pause, die immerhin genug Zeit für einen winzigen Spaziergang an der Strandpromenade ließ. „Lungomare" heißt die kilometerlange Uferpromenade, die aus Opatija hinaus und an den Fassaden mondäner Hotels und Villen vorbei in die umliegenden Badeorte führt.
Weiter ging es mit dem Bus über Autobahn und ufernaher Fernstraße, bis wir den kleinen aber geschichtsträchtigen Ort Senj erreichten. Historisch bedeutsam ist die auf dem Hügel über der Stadt drohende Uskokenburg „Nehaj". Von kleinen Wäldchen und Steilhängen gegen Stadt und Bucht abgeschirmt erhebt sich das überaus malerische und eindrucksvolle Kastell über Senj. „Fürchte nichts!" bedeutet der Name der viereckigen, im 16.Jh. in Eile gegen die herandrängenden Truppen des Osmanischen Reiches errichtete Burg. Bollwerk, Sperrriegel und letzte Bastion an der wichtigen Nachschublinie direkt an der Adria zu sein - das war die Bestimmung des Bauwerks, das man gegen das vordringende Türken-Reich errichtet und mit Uskoken - einer militärisch organisierten Truppe von aus ihren angestammten Gebieten im Balkan von den Osmanen vertriebenen Heiducken - bemannt hatte. Diese von den Türken, später auch von ihren eigenen Verbündeten gefürchteten legendären Kämpfer sorgten dafür, dass die Bastion „Nehaj" nie erobert wurde. Eine Besonderheit: für den Bau des Kastells „Nehaj" wurde alles Mauerwerk der Umgebung der Stadt Senj benötigt - sogar Kirchen wurden mit Sondererlaubnis der katholischen Kirche abgerissen und ihre Steine verbaut, damit die christlichen Bauwerke nicht den vordringenden muslimischen Truppen in die Hände fielen. An der Burg trafen wir die hiesige Reiseleiterin Svezdana, die für uns eine kleine Führung übersetzte. Nach ausgiebiger Besichtigung der Burg, die vom kalten, heftigen Fallwind, der Bora, umweht wurde fuhren wir in die kleine Stadt Senj, die zu den älteste Siedlungen an der oberen Adria gehört. Ihre interessante Historie beginnt mit der Bedeutung des Hafens seit der Römerzeit für den Salzhandel und später für den Durchgangshandel bis ins Zentrum des österreichischen Vielvölkerstaates. Mit Wehranlagen und einem Stadt-Kastell versehen künden die Kleinstadt und viele ihrer heute teilweise schlecht erhaltenen Häuserfassaden ebenso von der einstigen Bedeutung wie die kleine romanische Kathedrale vor der eine Kopie einer alten Tafel mit Schriftzügen des alten glagolithischen Alphabets steht. Nur noch in Kroatien sind Reste der „Glagolica" erhalten, dem Vorgänger des Kyrillischen, das später zumindest im Nordwesten des Balkans bis nach Slowenien durch lateinische Buchstaben ersetzt wurde.
Nach dem Verlassen von Senj ließ der heftige kalten Adriawind nach, den man nach „Boreas" benannt hat, dem Nordwind und mächtigsten der mythologischen griechischen Windgötter. So mußten wir nicht mehr fürchten, dass er den Schiffsverkehr lahmlegen und unsere geplante Fährpassage zur Insel Pag verhindern könnte. Pünktlich erreichten wir, auf der direkt dem Küstenverlauf folgenden und uns immer wieder schöne Ausblicke bescherenden „Jadranska Magistrala" - Adriamagistrale - den Fährhafen Gradina. Mit ruhiger Überfahrt gelangten wir nach Pag, der fünftgrößten Insel der Adria. Wie eine kahle, trostlose Mondlandschaft wirkt ein großer Teil der langgestreckten Insel. Teilweise völlig vegetationslos und nur von durchfurchten Steinhügeln geprägt, an anderen Stellen mit niedrigen Büschen und kleinen, sich in den Windschatten der Felslandschaft kauernden Dörfchen besetzt, präsentiert sich Pag, das dennoch - in der Saison - ein beliebtes Touristenzentrum ist. Wir erreichten nach einiger Zeit die Inselhauptstadt und unser am Rand von deren Altstadt gelegenes Hotel. Noch war etwas Zeit bis zum Abendessen und wer wollte, konnte sie mit einem Bummel in der knapp viertausend Einwohner zählenden Stadt Pag, deren Altstadt noch von Teilen der in Gotik und Renaissance errichteten Stadtmauer umgeben ist und einen alten Stadtkern mit hübschen Kalksteinhäusern an einem regelmäßigen, fischgrätenartig angeordneten Straßennetz aufweist, verbringen.

Lun – Weinprobe – Nin – Zadar : 5. Tag, 24. März 2015:

Heute würden wir Wein und den berühmten Pager Käse probieren, aber bis dahin war noch etwas Zeit. So fuhren wir zunächst nach Norden über die Insel Pag, die mit 284 km² die fünftgrößte Adriainsel ist. Fast 60 km erstreckt sie sich in der Länge und wir fuhren kilometerweit nach Norden, durch fast vegetationslose Landschaft, durchbrochen von Gehöften, zerzausten Bäumchen und kargen Weidestücken. Mehr Schafe als Menschen leben hier auf dem Felseneiland. Im Sommer recht belebt und immer noch eine Art „Geheimtipp" wegen seiner Partystrände, ist Pag außerhalb der Saison sehr, sehr ruhig. Zu den kulturhistorischen Attraktionen der Insel gehört neben der Altstadt von Pag zweifellos der Olivenhain von Lun. Hier verweilten wir etwas, denn es gab die wohl ältesten Olivenbäume Europas zu sehen. Viele von ihnen sind weit über 1000 Jahre alt und sind mit ihren knorrigen Stämmen und Ästen nicht nur fotogen sondern wirken auch so, als könnten sie Geschichten aus längst vergangenen Zeiten erzählen. Olivenbäume galten einst als Zeichen der Sesshaftigkeit, Beständigkeit und Friedfertigkeit - und in dieser Symbolik werden sie auch in der Bibel erwähnt. Bis heute ist die Entstehung der Olivengärten von Lun nicht ganz geklärt - durch Wildwuchs sei der Bestand an Olivenbäumen hierhergeraten und bis heute klammern sich die Ölbäume mit fantasie-anregenden Wurzelverrenkungen und Stammverzweigungen im kargen Boden fest. Später fuhren wir dann zu einer Probe landwirtschaftliche Produkte aus Pag. Neben Rot- und Weißwein kosteten wir Olivenöl, Schinken und Käse. Besonders für die letzten beiden Produkte ist Pag bekannt. Die Schafe vor allem, die hier fast frei leben, ernähren sich von den wildwachsenden Kräutern der Insel und diese Nahrung bewirkt zusammen mit der salzigen Luft ein besonderes Aroma für die Milch und Milchprodukte und für das Fleisch der Tiere.

Nin

Unser weiterer Weg führte dann südlich - wir verließen die Insel mit einem Fotostopp an der malerischen Brücke, die den schmalen Kanal überspannt, der die Insel vom Festland trennt. Unser nächster Halt war in Nin, einem der ältesten Orte an der gesamten Adriaküste. Hier siedelten schon die Liburner, ein illyrisches Seefahrervolk, lange vor der römischen Herrschaft. Nin wurde während der Zeit der kroatischen Könige zu einem der wichtigsten Orte und zum kirchlichen Zentrum. Seit dem 10. Jahrhundert, sagt man, seien in der heute noch erhaltenen winzigen „Kirche zum Heiligen Kreuz" die kroatischen Könige gekrönt worden. Erbaut wurde sie um 800 im Stil byzantinischer Kreuzkuppelkirchen. Sie trägt wegen ihrer Bedeutung den Beinamen „kleinste Kathedrale der Welt" und weist Proportionen und eine Bauweise auf, die den Veränderungen der Lichtverhältnisse während eines Tages und während eines Jahresumlaufs Rechnung tragen - vielleicht diente das kleine Bauwerk sogar als Kalender und Uhr.
Von Nin aus erreichten wir Zadar, eine der größten Städte an der dalmatinischen Küste. Hier trafen wir Stadtführerin Beri, die mit uns einen Rundgang durch die Stadt machte und uns Bauwerke aus nahezu allen Epochen zeigte. Wir begannen am Fünfbrunnenplatz und neben den erhaltenen Bastionen der Stadtbefestigung, arbeiteten uns über den Stadtplatz mit Ratsloggia und Uhrturm vor und standen später im antiken Zentrum der Stadt.

Zadar

Erhalten sind Reste des alten römischen Forums, die heute noch Zadars größten Platz bilden. An ihm steht der bedeutendste kroatische Bau aus frühchristlicher Zeit, eine Rotunde aus dem 9. Jh. - die Kirche des Heiligen Donat, die auch Wahrzeichen und ganzer Stolz der Stadt Zadar ist. Nicht allzuweit entfernt erhebt sich der dominierende Kampanile. Der Glockenturm ist neueren Datums, gehört aber zur romanischen Basilika aus dem 13. Jh., der Kathedrale der heiligen Anastasia. Zurück am Meeresufer konnten wir noch zwei moderne Kunstwerke des Architekten Nikola Bašic bewundern. Neben einer raffinierten, von Photovoltaik gesteuerten und nachts erleuchteten Darstellung unseres Sonnensystems (maßstabsgetreu!) gibt es - vom selben kreativen Schöpfer - seit 2005 eine „Meeresorgel". Seltsame Töne, die eine Art sphärischer Melodie gestalten werden durch die Wellenbewegung am Hafen erzeugt: das schwappende Wasser presst Luft unter der Ufermauer hindurch in verschieden gestimmte Orgelpfeifen, die dadurch die verschiedenen Töne erzeugen, was im Zusammenspiel ständig neue „Kompositionen" ergibt, die allein Wind und Wellen zu verdanken sind. Nach dem Stadtrundgang hatten wir noch etwas Freizeit für eigene Erkundungen. Später dann fuhren wir weiter zu unserem Hotel in Tisno, einem Städtchen auf der Insel Murter, wo wir herzlich in unserem Hotel empfangen wurden.

Freier Tag in Tisno, 6. Tag, 25.März 2015:

Der heutige Tag war nicht nur busfrei, sondern es war ein Bootsausflug zur Inselgruppe der Kornaten vorgesehen. Die Insel Murter ist Ausgangspunkt solcher Touren, die aber leider von der Witterung abhängig sind. Das bekamen wir zu spüren, denn heute regnete es nicht nur in Strömen, sondern der pfeifende Wind und die im Hafenbecken von Tisno schwappenden Wellen signalisierten auch, dass Boote heute wohl nicht auslaufen würden. So musste denn auch zum Frühstück verkündet werden, dass der Kornatenausflug aus Witterungsgründen nicht stattfinden konnte. Natürlich ist man da enttäuscht und auch der kleine Spaziergang im Regen durch das Städtchen Tisno und das zum „Trost" gereichte Mittagessen mit gutem Wein dazu konnten nicht ganz den erwarteten Ausflug ersetzen.

Tisno – Krka–Nationalpark – Split – Fährüberfahrt , 7. Tag, 26. März 2015:

Heute Morgen war das Wetter wieder besser - doch wir mussten weiter nach Süden, hatten wir doch für abends eine Überfahrt mit der Adriafähre vom kroatischen Split ins italienische Ancona gebucht. Aufgrund der Lenkzeitregelung in der EU musste unser Bus noch bis zum Nachmittag stehen und so fuhren wir zunächst mit einem einheimischen Bus zum Haupteingang des Krka-Nationalparks. Dieser befindet sich an der verzweigten Mündung des Flusses Krka und wurde 1985 gegründet. Etwas über 100 km² groß stellt er die Naturwunder kurz vor dem Einfließen der Krka in die Adria unter besonderen Schutz. Seine intensive grün-blaue Farbe erhält der Fluss vom gelösten Kalk aus den Bergen, in denen er entspringt. Dieser Kalk setzt sich vor der Mündung des Flusses, wenn die zu Tal stürzende Krka an Kraft verliert, an den Flussufern und am Boden ab. Auf die Art entstehen am Unterlauf des Flusses Barrieren und Schlammbänke, die der Fluss dann wieder überwindet. Zusammen mit dem natürlichen Gefälle ist auf diese Art eine grandiose Landschaft entstanden, gekennzeichnet durch zahllose kleine Wasserfälle und Stromschnellen, Fluss-Inselchen und Steilufer. Im Zentrum des Gebietes vom Nationalpark, in dem wir spazierengingen, liegt der Wasserfall „Skradinski buk", der in 17 Stufen knapp 46 m zu Tal stürzt. Von manchen Punkten aus gibt es wundervolle Ausblicke auf die Flusslandschaft, die Kulisse für zahlreiche Filme wurde und als Schauplatz verschiedener Verfilmungen von Indianergeschichten nach Karl May europaweit Beachtung erfuhr. Wir hatten Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang, bevor uns der Bus wieder abholte und wir nach Split weiterfuhren.

Split

Auch in Kroatiens zweitgrößter Stadt hatten wir zunächst - bis zur nachmittäglichen Stadtführung - etwas Zeit zur freien Verfügung, die wir zum Mittagessen in der Nähe der Hafenpromenade Riva verbrachten. Inoffiziell ist Split, entstanden aus der antiken griechischen Stadt Aspalathos, die „Hauptstadt" Dalmatiens. Nachmittags trafen wir uns an der Hafenpromenade mit Stadtführerin Vesna und besuchten mit ihr die Altstadt.
Diese weist eine Besonderheit auf - sie ist fast vollständig in die Mauern eines gewaltigen römischen Palastes hineingebaut, weshalb man von der Uferpromenade erst einmal eine hohe Mauer sieht. Dies sind - mit den in die Wandung eingelassenen halbrunden Säulen - die sichtbaren Reste vom Palast des ehemaligen römischen Kaisers Diokletian. Anfang des 4. Jh. n.Chr. zog der sich von der Regierung des Römischen Reiches zurück auf einen Alterssitz in seiner Geburtsstadt. Vorher hatte er sich zu seiner Bequemlichkeit einen triumphalen rechteckigen Palast errichten lassen. Als das Römische Reich längst zerfallen war, baute man in den Palastruinen die Häuser und Villen des „neuen" Split und verwendete den Palast als Steinbruch und sein Baumaterial für Umbauten - so wurde die Altstadt des heutigen Split geradezu in die historischen Gemäuer „eingepasst". Das einstige Mausoleum Diolketians weihte man mit Erstarken des Christentums im 7. Jh. n.Chr. zur Kirche. In diesem antiken achteckigen Bauwerk, einst Kaisergrab und heute Kathedrale von Split, liegt große historische Ironie: Bischofskirche ist ausgerechnet das Grabmal des Mannes, der als letzter Christen grausam verfolgen ließ!
Die Altstadt ist gar nicht weit über den alten Palast mit seinen 180 mal 215 m Kantenlänge hinausgewachsen - noch heute sind Mauern und Ecktürme des Diokletian-Baues erhalten und auch die alten Tore dienen bis heute als Ein- und Ausgänge. In einem aus alter Zeit erhaltenen Kuppelraum mit besonders guter Akustik konnten wir während unseres Rundganges sogar eine Kostprobe des typischen dalmatinischen a-capella-Gesanges erhaschen, denn einige in zünftiges Schwarz gekleidete Sänger erfreuen hier die Touristen mit dieser traditionellen Musik. Letztes Ziel des Rundganges war der neben den Palastmauern gelegene größten Platz der Altstadt von Split, der „Volksplatz" neben dem „eisernen" Stadttor, der heute das alte Rathaus beherbergt, um das herum die schönen historischen Fassaden alter Adelspaläste zu sehen sind. Noch einmal gab es nach der Stadtführung etwas Freizeit, bis wir uns mit unserem Bus und Bus-Chauffeur Dietmar Hammitzsch trafen und es zum Check auf die Fähre ging. Das Fährschiff „Marko Polo" der Jadrolinija war zwar nicht so komfortabel wie unsere Hotels sonst, aber es brachte uns - nach dem Abendessen - sicher über die Adria.


Ancona - Jesi - Loreto - Ascoli Piceno - Silvi Marina, 8. Tag, 27. März 2015:

Der Hafen von Ancona, der einst zu einer Mittelmeer-Seerepublik gehörte, empfing uns sehr früh, sehr kühl und sehr nass. Nach einiger Zeit hatte auch unser Bus die Kontrollen passiert und wir waren unterwegs zu unserem ersten Ziel. Jesi ist eine hübsche kleine Stadt in der Provinz Marken, umgeben noch von ihren vollständig erhaltenen mittelalterlichen Befestigungsanlagen. Der 26. Dezember des Jahres 1194 rückte das Städtchen ins Licht zumindest der gesamteuropäischen Geschichte, denn hier fand ein ungewöhnliches Ereignis statt, das in der damaligen Zeit Aufmerksamkeit erregte: Der Marktplatz von Jesi wurde zum Schauplatz der Geburt des deutschen Thrionfolgers Friedrich II. Seine Mutter, Konstanze von Sizilien, hatte hochschwanger in Jesi rasten müssen, als sie zur Krönung ihres Gemahls, des deutschen Kaisers Heinrichs IV. zu dessen Krönung als König von Sizilien reiste. Um im von Spannungen erfüllten Deutschen Reich jeden Zweifel an der rechtmäßigen Geburt des Thronfolgers auszuschließen, kam sie in einem Zelt auf dem Marktplatz in aller Öffentlichkeit nieder und hatte damit die ganze Stadt als Zeugen. Nachdem Jesi später zum Kirchenstaat gehört hatte und in Bedeutungslosigkeit versank, ist es nicht unbedingt ein Touristenziel „in aller Munde". Dennoch ist der Ort zumindest einen Abstecher wert - seine Altstadt ist inmitten der historischen Stadtmauern gut erhalten. Der Marktplatz bietet das Bild eines hübschen baulichen Ensembles und natürlich findet sich ein klarer Hinweis auf die spektakuläre Geburt des Stauferkaisers: um den Markt läuft ein in den Boden eingelassener Marmorstreifen, dessen Inschrift von der Geburt Friedrichs II. kündet.
Nach einigem Aufenthalt in Jesi war unser nächstes Ziel der Wallfahrtsort Loreto. Nach Rom gilt der Ort als zweitwichtigstes Wallfahrtsziel der katholischen Kirche in Italien, die Basilika hier ist zudem eines der bedeutendsten weltweit, das in vielen bedeutenden Städten der christlichen Welt Loreto-Nachbildungen hervorrief, z.B. in Prag.
Ein sich über das Küstengebiet der Adria erhebender Hügel wird von der Wallfahrtsbasilika gekrönt, die das Zentrum eines mauerbewehrten, geschlossenen Kirchenbezirks bildet. Im Inneren der Kirche befindet sich die weltweit verehrte Reliquie: „Santa Casa", das „Heilige Haus", der Legende nach das Wohnhaus der Jungfrau Maria in Nazareth. Hier sei sie aufgewachsen, hier habe ihr der Erzengel Gabriel die zu erwartende Geburt von Jesus Christus als Sohn Gottes angekündigt. Angeblich passt die offene Seite des jetzt im Zentrum der Wallfahrtsbasilika stehenden „Heiligen Hauses" genau an die Verkündigungsgrotte in Nazareth. Vor der Basilika mit ihrer schönen Fassade und dem danebenstehenden Glockenturm aus dem 18. Jh. gibt es einen zehntausende Gläubige fassenden Platz für Außengottesdienste. Hier sei früher ein Lorbeerhain gewesen, auf lat. „laurentium", daher der heutige Name „Loreto", in dem Engel das heilige Haus abgesetzt hätten...
In der Freizeit konnten wir den kleinen Ort erkunden und die prunkvoll ausgestattete Wallfahrtskirche bewundern.
Ein weiteres Ziel für heute war der Ort Ascoli Piceno, eine mittelgroße Provinzhauptstadt am Fuße des Appennin. Einst war „Ausculum" einer der Hauptorte des Stammes der Picener, die dann ins Römische Reich eingegliedert wurden. Seine exponierte Lage in einer Flußschleife, die Kreuzung mehrere Handelswege und die Bedeutung ehemaliger Tempelanlagen begünstigten die Entwicklung der Stadt, die malerische Plätze und den mehrfach umgebauten romanischen Dom „Sant Emidio" mit seiner danebenliegenden achteckigen frühromanischen Taufkapelle zu bieten hat. Das Stadtensemble, insbesondere die unweit von der Kathedrale gelegene „Piazza del Popolo", ist sehenswert, einige markante Gebäude wie die gotische Kirche an der Piazza, die alte Markthalle und das ehemalige Haus des Stadtkommandanten ließen unseren etwas weiteren Weg im Regen vom Busparkplatz aus dennoch lohnend erscheinen.
Von hier ging es dann direkt zur Küste, wo uns im Badeort Silvi Marina unser Hotel erwartete.


Vasto - Ortona - Atri , 9. Tag, 28. März 2015:

Auf der Küstenautobahn und über Landstraße ging es heute zu unserem ersten Ziel, der Hafenstadt Vasto, gelegen zwischen den Abruzzen und der Adria. Einst war die Gegend Teil des Königreiches Sizilien und wurde von Normannen Staufern und Franzosen, seit dem Hochmittelalter aber von Spanien aus beherrscht. Der strategisch wichtige Ort erhielt eine starke Burg, an deren Stelle heute das Kastell Caldoro steht, errichtet von der Adelsfamilie Alvaros, die hier die Grafschaften Pescara und Vasto vereinigte. Wir konnten den kleinen, kompakten Stadtkern auf einem kurzen Spaziergang kennenlernen, auch wenn es schwierig war, in der engen, verkehrsreichen Innenstadt eine Ausstiegsstelle zu finden. Nach Fotostopps am Kastell und einem kurzen Besuch in der mittelalterlichen, im Inneren aber barockisierten Kathedrale San Giuseppe schwärmten wir aus zu einem kleinen Stadtbummel, bevor uns der Bus wieder aufnahm und wir weiter zum nächsten Ziel fuhren.
Das war das Städtchen Ortona, ebenfallls eine Hafenstadt mit historischer Bedeutung. Diese unterstreicht die dominierende Zitadelle, die zu der Zeit, als fast ganz Süditalien zum Königreichs Sizilien gehörte, dessen Herrscher aus dem spanischen Aragon anlegen ließen. Erbaut zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert schützte die gewaltige Burg nicht nur den Hafen, sondern auch die direkt nebenliegende hübsche Altstadt. Wichtig in dieser ist die Hauptkirche, in deren Krypta die Reliquien des Apostels Thomas aufbewahrt werden. Leider hatten wir keine Gelegenheit uns davon zu überzeugen und die Reliquiare zu begutachten, denn die Kirche war geschlossen.


Atri

Ein weiteres Städtchen, das wir heute noch auf dem Programm hatten und das gar nicht weit von unserem Übernachtungsort Silvi Marina lag, war Atri, die „Stadt der Kunst". Gelegen vor der schönen Kulisse der schneebedeckten Berge der Abruzzen und bei dem heute herrschenden guten Wetter mit tollem Blick auf das höchste italienische Bergmassiv, die Zacken des 2914 m hohen Gran Sasso, ist das Städtchen Atri unbedingt einen Abstecher wert, auch wenn es bisher noch kein Massentourismus-Ziel wurde!
Um die Stadt herum fielen uns die vielen Erosionsgebiete auf, in denen die Grasdecke und der Erdboden großflächig weggespült sind das Gestein deutlich hervortritt - „Calanchi" werden diese freigespülten Flächen genannt. so dass die Anfahrt auf die Kleinstadt Atri zu einem kurzen, aber hübschen Landschaftserlebnis wurde. Atri wurde auf römischen Ruinen erbaut und ist ein malerisches Städtchen. Diesmal gelang es uns, ganz in der Nähe des Stadtzentrums einen Busparkplatz zu finden und so hatten wir dann schon nach kurzem Aufstieg den Domplatz, den zentralen Platz von Atri, erreicht. Wie der Name schon sagt, steht hier dominierend der Dom, die Kathedrale Santa Maria Assunta. Obwohl bis auf das Portal recht schmucklos, wirkt die Schirmfassade der Kirche aus dem 13. Jahrhundert faszinierend, zumal sie im Licht der Nachmittagssonne regelrecht strahlte. Kontrapunkt zur gewaltigen, rechteckigen Westfassade ist der hübsche, 54 m hohe Kampanile. Nach der relativen Einfachheit der Fassadengestaltung staunt man umso mehr beim Betreten des Kircheninneren. Neben Resten von Fresken und Wandmalereien aus der Erbauungszeit der Kathedrale hat hier um 1480 der Künstler Andrea de Litio Wände, Säulen und vor allem den Chor mit einem phantastisch erhaltenen farbenfrohen Freskenzyklus ausgeschmückt, der unter anderem Szenen aus dem Marienleben zeigt.
Am frühen Abend fuhren wir dann zurück nach Silvi Marina.


Santa Maria Arabona - Guardiagrele - Weinprobe in Semivicoli, 10. Tag, 29.März 2015:

Der heutige Tag war eigentlich programmfrei, aber wir konnten fakultativ einen kleinen Ausflug anbieten. Unweit von Silvi Marina, mitten in den Abruzzen, liegt ein Nationalpark rund um das Majella-Massiv. Die Region Abruzzen umfasst Küste, Hügelland und einen Teil der Bergwelt der Apenninen, jenes Hochgebirges, das sich längs durch Italien zieht. Ganz in der Nähe seines höchsten Abschnitts, des Gran Sasso Massivs, das mit dem 2912 m hohen Corno Grande den höchsten Gipfel Italiens beherbergt, stehen die Erhebungen des benachbarten Majella-Massivs kaum nach: der höchste der 61 Berge ist der Monte Amaro mit 2795 m. Seit 1991 werden die Besonderheiten dieser Bergwelt und der angrenzenden Abschnitte durch einen Nationalpark mit mehr als 700 km² Fläche geschützt. Neben unberührter Natur mit vielen teilweise endemischen Pflanzenarten und einer reichhaltigen Tierwelt prägen weite Wälder, rauhe Berge und malerische winzige, teilweise recht abgelegene Dörfchen die Region. Im Mittelalter haben sich Einsiedler und Mönche in die Bergwildnis zurückgezogen, wovon noch verschiedene Klöster und besondere Kirchen zeugen. Eine davon ist die ehemalige Zisterzienserabtei Santa Maria Arabona. Sie liegt in der Nähe des Ortes Manoppello auf einer Anhöhe über dem Pescara-Fluss und gilt als einer der schönsten Zisterzienserbauten in Italien. Sie gehörte einst als Filialkloster zu Clairvaux, was eines der vier ersten Zisterziensergründungen und damit für den Orden höchst bedeutsam war und stammt aus dem 13. Jh. An ihrer Fassade mit mehreren Fensterrosen lässt sich das Bestreben nachvollziehen, das gerade in Mode gekommene Schmuckelement des verzierten Rundfensters zu verwenden. Wir konnten sogar - trotz des laufenden Gottesdienstes zum Palmsonntag - einen Blick ins Innere der Klosterkirche werfen, die einen wundervollen gotischen Tabernakel aufweist. Später mussten wir uns dann durch die gewundenen und teilweise sehr engen, mitunter auch für Busse gesperrten Abruzzenstraßen unseren Weg suchen, bis wir eines der städtebaulichen Schmuckstücke erreichten - den auf einem hohen ovalen Bergsporn angelegten Ort Guardiagrele. Seit Jahren holt das nicht einmal 10.000 Einwohner zählende Städtchen Preise und Titel im Wettbewerb um das „schönste Dorf Italiens". Sein regelmäßiges Straßennetz aus zwei Parallelstraßen über die ganze Länge der Altstadt und ihre Verbindungsgassen hat keinen zentralen Markt: nur einen großen Platz am Südrand der Stadt neben dem alten Wachturm und kleine Plätze vor den beiden wichtigsten Kirchen. Da trotz leichtem Verkehrschaos - immerhin waren überall Kirchenfeste mit Märkte und ausgedehnten Gottesdiensten, unser Bus-Chauffeur einen Wewg fand, am Stadtplatz zu halten, konnten wir in Ruhe einen Spaziergang bei herrlichem Wetter durch die Altstadt machen und die beiden bedeutenden Kirchen - Santa Maria Maggiore mit ihrem merkwürdig aufgebauten Glockenstuhl und San Francesco mit ihrem Portal aus dem Übergang von der Romanik zur Gotik - anschauen. Was uns leider nicht gelang, war das Verkosten der kulinarischen Spezialität der Gegend: das „sise delle monnache" (Nonnenbrüstchen) genannte mit Creme und Pudding gefüllte Buskuit-Gebäck, für das Guardiagrele zumindest bei Leuten von außerhalb bekannt ist, wurde am Sonntag nicht verkauft...
Aber wir konnten dafür etwas anderes kosten, nämlich den Wein der Gegend. Dazu fuhren wir in ein altes Schloß: auf einer Bergkuppe mit herrlichem Blick in den Majella-Nationalpark gelegen erwartete man uns im Castello di Semivicoli. Seit Jahrhunderten befindet es sich im Besitz der Barone von Masciarelli, die hier unter anderem der größte Weinproduzent der Umgebung sind. Nach einer kurzen Einführung besichtigten wir die riesige, uralte Olivenpresse, einige der Repräsentationsräume des Schlosses und schließlich den Weinkeller. In dem war stilvoll unsere Weinprobe vorbereitet, bei der wir die Hauptprodukte der Kelterei Masciarelli verkosten und auch kaufen konnten.
Nach dem Aufenthalt hier ging es durch die Berger der Abruzzen zurück zur Küste und zu unserem Hootel in Silvi Marina, wo sich bei dem, herrlichen Wetter noch Geglegenheit zu einem spätnachmittäglichen Strandspaziergang ergab.


Silvi Marina - Urbino - San Marino - Forli, 11. Tag, 30. März 2015:

Heute ging es zunächst eine ganze Zeit auf der Autobahn in Küstennähe der Adria nach Norden. Vorbeifahrend an Ancona erreichten wir am späten Vormittag die Kunst- und UNESCO-Welterbe-Stadt Urbino. Seit 1998 ist das historische Zentrum dieser Stadt, eines der Prunkstücke aus der Renaissancezeit, weltweites Kulturerbe. Der Aufbau Urbinos begann schon im 13. Jahrhundert, als die Adelsfamilie Montefeltro, ursprünglich Anführer einer Söldnerarmee, hier ihren Hauptsitz nahm. Später konnte durch geschickte Bündnisse und Heiratspolitik mit den mächtigsten Adelsfamilien Italiens die Grundlage für ein bedeutendes selbständiges Fürstentum gelegt werden, und der Papst selbst verlieh den Montefeltros die Herzogswürde. Unter Herzog Federico wurde Urbino zu einem Zentrum der Renaissance, in dem er sich einen bedeutenden Herzogspalast erbauen ließ und viele Künstlerfamilien an sich zog. So kam auch die Familie Santi hierher und ihr berühmtester Sohn, der Maler Raffaelo Santi, wurde hier in Urbino geboren. Sein Geburtshaus war auch unser erstes Zie, bevor wir den Rest des relativ kleinen Stadtzentrums erkundeten. Dass Urbino einst Renaissancemetropole, Künstlerstadt und Zentrum des Humanismus war, merkt man der kleinen Stadt, die bis heute seit dem 16. Jahrhundert eine eigene Universität hat, durchaus an. Die Stadt ist vom Parkplatz durch das Stadttor - denn sie steht immer noch innerhalb ihrer historischen Mauern - oder per Lift zu erreichen. Nach dem Geburtshaus von Raffaelo Santi sahen wir uns die Plätze vor Dom und Herzogspalast an, deren einzigartiges Ensemble wie auch fast die gesamte Innenstadt innerhalb kurzer Zeit aus hellem Backstein erbaut wurde und mit seinem geschlossenen Ganzen die Erhebung zum Weltkulturerbe veranlasste. Immer noch strahlen alten Gemäuer der Palazzi und Häuser an verwinkelten, abschüssigen Gassen, das Ensemble aus Herzogspalast und dem nach einem Erdbeben erst Anfang des 19. Jh. neu errichteten Dom und die historischen Wehranlagen eine ganz besondere Atmosphäre aus. In der folgenden Freizeit konnten wir diese Eindrücke noch individuell vertiefen.

San Marino

Unser weiterer Weg führte uns nach San Marino, das von sich behauptet, die älteste noch bestehende Republik der Welt zu sein. Gegründet im 4. Jahrhundert n. Chr. durch aus Dalmatien geflüchtete Christen, bildet die nahezu unzugängliche Felsenkuppe heute eine besondere Besucherattraktion. Der selbständige Staat, der wie seine gleichnamige Hauptstadt nach ihrem sagenhaften Gründer, dem Heiligen Marinus, der Legende nach ein Steinmetz, benannt wurde hat tatsächlich die älteste noch gültige Verfassung der Welt, im Grunde wie auch die mit der Geschichte San Marinos verbundenen Traditionen unverändert gültig seit dem 13. Jahrhundert. Nur 61 km² groß, mit etwas mehr als 30.000 Einwohnern, verstand es der „Staat auf dem Berg", der immer noch zu den kleinsten Ländern der Welt gehört, seine Unabhängigkeit über die Zeitläufe zu bewahren. Fragt man die Bewohner, so liegt das Überleben ihres Gemeinwesens an der Unzugänglichkeit des Berges und der gut zu verteidigenden Anlage ihres Zentrums, aber auch an ihrem Zusammenhalt, dem Freiheitswillen und natürlich der Kampfkraft ihrer Armbrustschützen - noch immer ist das Schießen mit dieser uralten Waffe hier Nationalsport.
Nach der Anfahrt über unendlich scheinende Straßenwindungen erreichten wir den - in der Vorsaison recht ruhigen - Busparkplatz direkt unterhalb des Stadtzentrums. Beeindruckend hatten wir die Steilabfälle der Felsen mit den Gemäuern der Hauptstadt über und neben uns aufragen sehen, jetzt spazierten wir zu Fuß aufwärts in den recht steilen steinernen Gassen ins Innerste der Hauptstadt. Hier passierten wir nicht nur die Cafés und Souvenirgeschäfte, sondern auch die „Grotte der Armbrustschützen" und erreichten schließlich den zentralen Platz. Freiheitsplatz wird die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Republik San Marino genannt, gekrönt vom im neogotischen Stil im 19. Jh. errichteten Gouverneurspalast. In seiner Mitte steht - auch neogotisch - die Freiheitsstatue des Künstlers Stefano Galetti, ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert. Bei herrlichem Sonnenschein gelangen uns recht gute Fotos von der „Piazza della Libertà" und dem sie dominierenden „Palazzo Pubblico". Ein herrlicher Ausblick auf die Bergwelt und auf der anderen Seite bis zum Meer mit dem Badeort Rimini war ein zusätzlicher Gewinn.
Nach einem gemütlichen Stadtbummel und einem kleinen Espresso in der Freizeit trafen wir uns am Bus und fuhren zu unserem in der Nähe der Stadt Forli gelegenen Hotel.


Forli - Comacchio - Porto Tolle - Po-Delta - Abtei Pomposa, 12. Tag, 31. März 2015:

Heute fuhren wir in Richtung Norden, um dem weitverzweigten Mündungsdelta von Italiens größtem Fluss einen Besuch abzustatten. Vorbei an der Kunststadt Ravenna, die für den nächsten Vormittag auf dem Besichtigungsprogramm stand, und durch die Reste der einst im Schwemmland des Po beheimateten „Urwälder" und Sumpfgebiete erreichten wir nach einiger Zeit die bedeutendste und sicherlich auch schönste Stadt im südlichen Po-Mündungsgebiet - Comacchio. Einst war die damals direkt am Meer liegende Stadt größer und mächtiger als Venedig, hatte eine größere Flotte und war durch Salzhandel zu Reichtum gekommen. Erst als die Venezianer die Flotte zerstört hatten, ging die Bedeutung der damaligen Lagunenstadt - der Po hatte zu dieser Zeit noch ein anderes Flussbett - zurück. Der Ort gehörte in verschiedenen Zeiten zu verschiedenen Mächten, behauptete aber immer eine gewisse Selbständigkeit. Zahlreiche Bauwerke machen das Stadtzentrum um den Uhrenturm und die Ratsloggia zu einem interessanten Touristenort. Bekannteste Sehenswürdigkeit aber ist zweifellos die in der Nähe des Hafens am Zusammenfluss dreier Kanäle errichtete Trepponti-Brücke. Eigentlich sind es fünf durch Treppen erreichbare Fußgängerbrücken, die in diesem Bauwerk des Architekten Danese aus Ravenna zusammengeführt werden - in seinem heutigen Erscheinungsbild errichtet im 17. Jh. Ein wenig erinnert Comacchio mit seinen Kanälen, malerischen Brücken und den Fast am Wasser stehenden Häusern und Palazzi an Venedig.
Von hier aus ging es dann zunöchst zum gegendtypischen Mittagessen. Unser Restaurant lag in einem der Ortsteile der weit verzweigten Gemeinde Porto Tolle im Po-Delta. Nachdem wir mehrere Arme des Po überquert hatten und kilometerweit der sich am Rande eines der Fließe durch die interessante Landschaft ziehenden Straße gefolgt waren, erreichten wir „La Renata", das Restaurant für unser Mittagessen. Pasta und Krabben-Risotto, dazu Fischplatte und Muscheln wir schlemmten heute ganz im Stil der Bewohner des Po-Deltas und wie sie schlossen wir die Mahlzeit, zu der Wein und Wasser gereicht wurde, mit hausgebackenen Süßigkeiten ab.

Po-Delta

Nach dem Mittagessen folgte dann das Naturerlebnis - eine Bootsfahrt im Delta von Italiens größtem Fluss Po, der auf 652 km Länge ganz Oberitalien durchfließt. Eigentlich haben er und seine Nebenflüsse seit der Eiszeit ganz Oberitalien als Schwemmlandebene von etwa der Größe Österreichs geschaffen. So ist in den letzten Jahrtausenden ein ganzer Abschnitt der Adria zugeschwemmt und zum nutzbaren Ackerland geworden, andererseits schafft der Po durch abgelagerten Schlamm nach wie vor Sand- und Schlammbänke und neue Inselchen und verändert damit fast jährlich die Landkarte. Durch Verlandung sind viele Hafenstädte zu Binnenstädten geworden und - wer weiß? -hätten die Venezianer nicht vor einigen hundert Jahren den Hauptlauf des Po künstlich umgeleitet, so gäbe es heute vielleicht auch Venedig nicht mehr als Hafen. Auf jeden Fall sin in den letzten paar hundert Jahren neue Lagunen entstanden und manche ehemaligen Meeresteile verlandet. Um all das zu sehen, bestiegen wir eines der Boote, die flach genug sind, um im Po-Delta fahren zu können und erkundeten bei einer Rundfahrt die Po-Mündung. Hier gibt es einen Nationalpark, der seit 1988 besteht. Seither haben sich Natur und Landschaft, Flora und Fauna gut erholt, denn noch Ende der 80er Jahre galt der Po als der durch Industrie und Landwirtschafdt am meisten belastete Fluss Europas. Jetzt wirkt die Landschaft, die wir vom Boot aus sehen konnten, fast paradiesisch, wir konnten Reiher und andere Vogelarten beobachten. Bis zum Leuchtturm an der Mündungskante des Flusses in die Adria ging es und danach kehrten wir in weitem Borgen durch die Idylle der flachen Inseln und vorbei an den Bootshäusern der Fischer bis zur Anlegestelle am Damm von Pila, wo unser Bus uns erwartete.

Abtei Pomposa

Unser letzter Programmpunkt für heute war das Kloster Pomposa. Die aus der Geschichte wohlbekannte Benediktinerabtei Santa Maria di Pomposa verdankt ihre Existenz der Trockenlegungstätigkeit der Mönche des Benediktinerordens, die im Mittelalter die Urwälder Po-Deltas und seine verlandeten Schlammbänke teilweise kultivierten und eine gutgehende Landwirtschaft aufbauten. Zudem wurde das Kloster, das schon seit dem 7. Jahrhundert bestand, schnell zum kulturellen Mittelpunkt, an dem nicht nur berühmte Mosaikkünstler und Maler wirkten, sondern wo im Hochmittelalter auch Pater Guido von Arezzo wirkte, dem man die Erfindung der noch heute gebräuchlichen Notenschrift zuschreibt. Sehr interessant ist die Besichtigung der frühromanischen Klosterkirche. Der Backsteinbau aus der Gründungszeit, des Klosters ist mit riesigen Fußbodenmosaiken und herrlichen Fresken versehen, die viele Jahrhunderte alt sind, aber immer unglaublich plastisch und farbig wirken.
Von der Abtei Pom,posa kehrten wir zurück in unser Hotel in Forli.


Forli - Ravenna - Ferrara - Vigasio, 13.Tag, 1. April 2015:

Recht früh geschah heute unser Aufbruch nach Ravenna, denn diese oberitalienische Stadt hat nicht eine große historische Bedeutung, sondern es gibt auch sehr viel Interessantes zu sehen. In der Zeit nach der Teilung des Römischen Reiches 395 n. Chr. in Ost- und Westrom war die bedeutende und gut befestigte Stadt eine der Residenzen der Kaiser des Weströmischen Reiches, später eine der Hauptstädte für die Goten, die während der Völkerwanderung große Teile Westroms eroberten. Feldherren und Gotenkönige wie Odoaker und Theoderich nahmen hier ihr Hauptquartier. Später wurde der Ort einer der wichtigsten byzantinischen Stützpunkte in Italien - eine Zeit, der er grandiose Kirchenbauten mit Mosaiken und wegen deren Bedeutung schließlich auch ihren UNESCO-Weltkulturerbe-Status verdankt. Stadtführer Balthasar erwartete uns auf dem Parkplatz am Grabmal Theoderichs des Großen, etwas außerhalb des Stadtzentrums. Der Überlieferung nach errichtete man es im 6. Jh. noch zu Lebzeiten des Gotenkönigs, der dem Christentum in der arianischen Glaubensausrichtung anhing. Über ihn, der 526 n.Chr. in Ravenna starb und sein Grabmal gibt es zahlreiche Legenden, auf die sogar ein mittelhochdeutsch geschriebenes Versepos, das „Nibelungenlied" Bezug nimmt, in dem Theoderich als „Dietrich von Bern" bezeichnet wird. Die Kuppel seines Grabmals soll aus einem einzigen Kalksteinblock gehauen und 300 Tonnen schwer sein... Wir sahen uns das Grabmal von außen an und konnten ein paar Fotos schießen, bevor wir zunächst zu einer weiteren außerhalb des Stadtzentrums liegenden Sehenswürdigkeit fuhren: der Kirche Sant'Apollinare in Classe. Die Basilika stammt aus dem 6. Jh. n.Chr., ihr zylindrischer Campanile mit den romanischen Fensteröffnungen aus dem 11. Jh. Weltbedeutung in diesem Sakralbauwerk besitzt seine Ausschmückung mit Fresken und einer Mosaikwand, ausgeführt von den besten Mosaikkünstlern aus Byzanz.
Von Classe, das einst römischer Hafen war, ging es zurück nach Ravenna, diesmal wirklich ins Zentrum.

Ravenna

Eigentlich würde man mehrere Tage brauchen, wollte man sich mit allem Sehenswerten in der gar nicht einmal so großen Stadt vertraut machen. Da wir aber nur wenige Stunden zur vErfügung hatten, mussten wir eine Auswahl treffen: St. Apollinare Nuovo war unser erstes Ziel, die zu Theoderichs Zeiten erbaute arianische Hofkirche zu Ehren des Kirchenpatrons Apollinarius, die ebenfalls wegen ihrer wundervollen Mosaike Weltgeltung besitzt: obwohl die Kirche mehrfach bei Erdbeben beschädigt wurde, sind dennoch zahlreiche Mosaikpaneele aus der Erbauungszeit mit Szenen aus dem Leben Jesu und verschiedener Heiliger sowie Mosaikdarstellungen biblischer Szenen erhalten.
Die achteckige Kirche San Vitale, dem zweiten Schutzpatron Ravennas geweiht und in der Zeit der Kriege zwischen Byzanz und dem ostgotischen Königreich entstanden, ist fast noch beeindruckender als die vorher gesehenen Kirchen. Nach dem Sieg von Byzanz ließ der siegreiche Kaiser Justinian manche der Mosaiken umgestalten, um die Erinnerungen an die Goten und ihre arianische Gesinnung vergessen zu machen. In San Vitale bildet die erhabene Architektur des Sakralbaues eine vollendete Einheit mit der farbigen Innenausstattung durch die Mosaike, ergänzt durch Fresken, die aber wesentlich später hinzukamen. In Sichtweite von San Vitale liegt das sogenannte Mausoleum der Gallia Placidia, erbaut und mit Mosaiken verziert schon im 5. Jh. n.Chr. Obwohl es eher unwahrscheinlich ist, dass der Körper der weströmischen Kaiserin, die in Ravenna lange residierte und die 450 n.Chr. in Rom starb, hier beigesetzt ist, hält sich der Name für die Grabkapelle hartnäckig. „Überirdischen Glanz" sollen die farbigen und teilweise goldenen Mosaiksteinchen dem Innenraum verleihen, der mit der Kapelle eigentlich dem Heiligen Laurentius gewidmet ist - durch die Erweiterung der unter den Römern schon lange praktizierten Mosaiktechnik um Farbe und Lebendigkeit der Darstellung sollten jetzt auch christliche Ideen und Gedanken befördert und unterstützt werden. So stellen auch die teilweise sehr alten Kirchen und Kunstwerke von Ravenna einen Meilenstein in der Kunstgeschichte und der künstlerischen Entwicklung dar
Unser Ravenna-Rundgang endete an der malerischen „Piazza del Popolo". Sie ist immer noch Mittelpunkt des historischen Zentrums von Ravenna, mit den beiden Stadtheiligen Apollinaris und Vitalis, die von ihren Granitsäulen herabblicken und dem hübschen „Palazzo Veneziano", errichtet während der Herrschaft Venedigs und heute Rathaus. In unserer Freizeit hatten wir nicht nur Gelegenheit zum kurzen Verschnaufen in einem der Cafés, sondern auch noch zu einem kleinen Bummel rings um die Haupt-Piazza, denn hier liegen noch mehr von den Sehenswürdigkeiten Ravennas.

Ferrara, Castello

Am Bahnhof trafen wir dann wieder auf unseren Bus, der uns zum letzten Besichtigungspunkt unserer Reise brachte. Die alte Herzogsstadt Ferrara, von der einst Goethe in seinem „Torquato Tasso" über alle Maßen schwärmte, wurde vor langer Zeit am Fluß Po gegründet, bevor der - später noch begünstigt durch die Umleitungsprojekte der Republik Venedig - seinen Lauf änderte. Ferrara war eine der „Hauptstädte" der italienischen Renaissance, die es als Wirtschafts- und Kulturzentrum mit den bedeutendsten anderen - Florenz, Pisa, Mailand, Verona - aufnehmen konnte und besitzt bis heute eine der ältesten und traditionsreichsten Universitäten in Europa. Beeindruckend ist ihr hervorragend erhaltener Stadtkern, dessen Mittelpunkt immer noch die alte Wasserburg der Adeligenfamilie D'Este bildet und ihre gewaltige, fast neun Kilometer lange Stadtbefestigung. Obwohl der Bus in derr Stadt nicht verweilen kann, dürfen die Touristen doch direkt neben der Wasserburg aussteigen und so war das wuchtige „Castello Estense", die als uneinnehmbar geltende Wohn-Burg der Familie d'Este unsere erste Sehenswürdigkeit. Leider sind Teile des Bauwerkes eingerüstet und werden es wohl noch lange bleiben - ein Erdbeben hat 2012 viele Gebäude in Ferrara beschädigt. Die gesamte Stadtanlage, entworfen vom damaligen Hofarchitekten Biagio Rossetti, entstand planmäßig und stellt vermutlich - nach heutigen Erkenntnissen - die erste moderne Stadtplanung der Welt dar, kein Wunder, dass die gesamte Altstadt Ferraras aufgrund ihrer Schönheit und Autenthizität zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Die Wasserburg wurde seit 1385 begonnen und bis Ende des 16. Jh. weitergebaut. Sie gilt als eines der größten Backsteinschlösser der Welt. Dicht daneben steht die ältere, kleinere und spoäter umgebaute Burg, die heute das Rathaus beherbergt und gegenüber der gewaltige malerische Dom Sa Giorgio. Errichtet wurde die Kathedrale des Erzbistums Ferrara-Comacchio seit dem 12. Jh. zunächst im romanischen, später gotischen Stil. Ihre wundervolle Schaufassade gehört zu den ältesten Teilen und ist überwiegend romanisch. Wir konnten dieses herrliche Zentrum der alten Stadt Ferrara nur ehrfürchtig bestaunen, zumal es der Stadt eine einzigartige, angenehme, fast vertraute und seltsam geschlossene Atmosphäre verleiht. In gewisser Weise ein Kuriosum ist die an die lange Westseite angebaute Arkadenreihe, die „Loggia die Merciai", in der sich früher die Läden und Marktstände zahlreicher Händler befanden.
Auch hier in Ferrara hatten wir wieder Freizeit für einen ausgiebigen individuellen Bummel. Am frühen Abend holte uns Bus-Chauffeur Dietmar wieder ab und wir fuhren zur letzten Übernachtung ins südlich von Verona gelegene Vigasio.


Vigasio - Brenner - Heimreise, 14. Tag, 2. April 2015:

Die Fahrt zurück in die Heimat sollte den heutigen Tag bestimmen. Schön war das Wetter noch bis kurz vor den Brenner, aber nach Überqueren des historischen Passweges wurde es scheußlich - mit Schneetreiben und Kälte. Durch Tirol und Bayern kamen wir noch einigermaßen vorwärts, aber nach den Schneefällen der Nacht und des Tages in Sachsen und der Tatsache, dass es keinerlei Winterdienst oder irgendwelche offiziellen Aktivitäten zur Beseitigung des Chaos gab - ähnliche Erfahrungen hatte ich zu Weihnachten bereits in Baden-Württemberg und Bayern gemacht - verloren wir ganz zum Abschluss der Reise noch sehr viel Zeit in Staus und hausgemachten Verkehrsstockungen. Wir kamen zwar etwas verspätet, aber sicher und um viele Erfahrungen und Erlebnisse reicher an den Ausgangspunkten unserer Reise an.

Epilog

Erlebnisse voller Kultur und Natur, eine Reise halb um die Adria - das lag nun hinter uns. Vieles wird uns mit Sicherheit im Gedächtnis bleiben, denn einzigartige Zeugnisse der Tätigkeit der Natur einerseits und des Menschen andererseits durften wir kennenlernen. Einen Blick in die Geschichte und in andere Länder zu tun, ist immer ein Gewinn! Also hoffe ich, dass alle schön reiselustig bleiben und wir uns auf einer der nächsten Reisen wiedersehen. Genügend zu entdecken gibt es auf alle Fälle - das zeigen gerade auich solche Reisen wie die vergangene, die viele Erkundungen weltweit bekannter Stätten enthält - aber eben auch solche, die nicht jeder zu sehen bekommt! In diesem Sinne - „Auf ein Neues!" - ich freue mich auf die nächste(n) Reise(n).Ihr Dr. Michael Krause

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