Reisebericht: Entdeckungen in Slowenien

18.09. – 26.09.2014, 9 Tage Rundreise Slowenien mit Ausflügen nach Österreich und Kroatien – Ptuj – Jeruzalem – Goricko – Gornja Radgona – Maribor – Südsteirische Weinstraße – Varazdin – Graz – Adelsberger Grotten – Bled – Bohinj


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Eine kulinarische Rundreise durch den Staat im Herzen Europas. Slowenien ist ein Land für Genießer. Einmalige Naturschönheiten und deftige, traditionelle Küche wollen entdeckt werden. Die Menschen sind bodenständig. Und Touristen willkommen.
Ein Reisebericht von
Marina Sedlick

1. Tag_18.09.2014

Wir wollen in das Herz Europas, nach Slowenien. 911 Kilometer liegen vor uns. Durch Franken, die Oberpfalz und den Bayerischen Wald führt uns die Reise. In der Steiermark dann bauen sich die Alpen vor uns auf. Wir fahren durch die Berge hindurch, Tunnel machen es möglich. Den Kennzeichen nach ist halb Europa auf der Pyhrn-Autobahn unterwegs. Am Abend dann überqueren wir die Grenze zwischen Österreich und Slowenien. Ein bunt dekorierter Grenzübergang empfängt uns. Mal was ganz anderes. Dann erreichen wir unser schönes Hotel in Zrece. 

2. Tag_19.09.2014

Heute lassen wir es noch ein bisschen verhalten angehen. Trotzdem sind wir neugierig auf das Land. Slowenien exportiert viel Wein. Also muss er ja wohl gut schmecken? Wir wollen das gleich mal testen und besuchen ein Weingut in Jeruzalem, der Adresse für die Weinbauregion in Slowenien. Im Ort schliesst man schnell für uns noch die Kirche auf, ein barockes Kleinod. Der Winzer dann bietet uns vier verschiedene Weine zum Verkosten an und erzählt dabei viel über das Verhältnis der Slowenen zum Wein. Hier wird weniger von Promille, sondern mehr vom Zuckergehalt gesprochen. Auf dem Rückweg queren wir wieder Ptuj, die älteste Stadt des Landes. Wir sind mit Karmen verabredet, sie erklärt uns ihren Heimatort und führt uns zur Burg. Von der Burganlage hoch über der Drava haben wir einen weitreichenden Blick über die Stadt. Am späten Nachmittag sind wir im Hotel zurück.

3. Tag_20.09.2014

Die Grenzen Sloweniens auf der Landkarte nachgezogen, ergeben mit etwas Fantasie die Umrisse einer Henne. Und wir fahren in den Nordosten des Landes, quasi in den Kopf des Tieres. Dort wollen wir uns zuerst über die traditionelle Töpferkunst informieren und besuchen ein Freilichtmuseum zum Thema. Mit einem dargereichten hochprozentigen Obstbrand verstehen wir alles gleich viel besser. Nicht weit entfernt im sogenannten Storchenland lassen wir uns dann im Weingut Urisk den typischen Schinken nach Prekmurjer Art in einer Jause schmecken. Lecker! Natürlich mit Weinproben der Region. Schmeckt dann noch besser. Ausserdem ist an diesem Tag Erntezeit, Weinlese. Alle verfügbaren Hände sind beim Pflücken der Trauben. Für uns ergeben sich dadurch schöne Kontakte mit den Einheimischen, deren Weinstöcke die Straße flankieren. Weiter geht es zum Bienenmuseum mit einem sehenswerten Bienenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Hier verkosten wir verschiedene Honigsorten und Liköre mit Honig. Der letzte Höhepunkt unseres Tages in der sanften Hügelwelt der slowenischen Weinberge ist eine Besichtigung der Wein- und Sektkellerei in Gornja Radgona, die den Storch als Firmenzeichen hat. Wir erfahren, dass der hier produzierte Traminer mit dem schwarzen Etikett und dem Status eines slowenischen Kultweines die Standhaftigkeit der Männlichkeit erhöhen soll. Was man so alles bei einer Weinverkostung lernen kann. Mit zünftiger Musik auf der Rückfahrt beenden wir unseren kulinarischen Ausflug in die landwirtschaftlich geprägte Region des Landschaftsparkes Goricko. 

4. Tag_21.09.2014

Heute ist Sonntag und eine Regenwahrscheinlichkeit von 90 Prozent sagt der Wetterfrosch voraus. Hm. Bei strahlendem Sonnenschein steigen wir mit unserem örtlichen Reiseleiter Andrej in den Bus. Er will uns Maribor zeigen, die zweitgrößte Stadt Sloweniens. Zuerst sehen wir uns die alpine Skipiste der Weltcuprennen um den Goldenen Fuchs an. Dann bummeln wir durch die idyllisch an der Drava gelegene Stadt. Mit dem 400 Jahre alten Rebstock, dem ältesten Europas. Wir schleckern leckeres Blaubeereis und bummeln noch ein bisschen durch den alten Stadtkern. Österreich ist nah und die Südsteirische Weinstrasse auch. Dort sind wir zu einer zünftigen Jause geladen und genießen die Weine der Steiermark. Auch wieder lecker. Die Rückfahrt könnte nicht schöner sein. Das warme Sonnenlicht des Herbstes verwandelt die wunderbare Landschaft mit den vielen Weinbergen in ein Märchenland. Wir genießen. Sanfte Täler und Berge mit Weinreben, die nach geografischen Mustern gepflanzt scheinen und in Reih und Glied stehen. Die Einwohner genießen diesen warmen Herbsttag auch. Motorradfahrer überholen uns. Es gibt viele Weinstände und fast genau so viele Möglichkeiten, geröstete Kastanien zu essen. Wir beobachten dieses Treiben und fahren auf einer Straße, deren eine Hälfte in Österreich, die andere in Slowenien liegt, zurück zum Hotel. Was für ein schöner Tag.

5. Tag_22.09.2014

Kroatien ist nah und wir wollen heute einen Abstecher dahin machen. Nach Varazdin, wo die  Rosen blühen. Das meint jedenfalls der Verehrer der Gräfin Mariza aus der Operette von Emmerich Kalman. Die ersten sehen wir auf dem beeindruckenden Varazdiner Friedhof, der nach Straßen angelegt und grün ohne Ende ist. Dann lenkt uns die Lana, unsere örtliche Stadtführerin, durch die Stadt der Schutzengel. Für den aufmerksamen Betrachter sind überall Engelsfiguren zu finden. In einer winzigen Häuserschlucht warten hängend sogar mehrere, die jemanden suchen, der beschützt werden will. Also auf nach Varazdin! Die Grenzkontrolle auf der Rückfahrt geht völlig problemlos. Auf dem Hinweg dagegen mussten wir EU-Bürger noch unsere Ausweise vorzeigen. Und nachdem es nun aufgehört hat zu tröpfeln, wollen wir eigentlich nach Dobrovnik. Das geht jedoch leider nicht. Sehr heftige Regenfälle in Ostslowenien haben Straßen unpassierbar gemacht. Unser Ziel gehört leider auch dazu. Also Planänderung. Wir steuern gleich hinter der Grenze die Ölmühle Sredisce an der Drava an und decken uns mit dem begehrten Kürbiskernöl ein. Und die verschieden verarbeiteten Kürbiskerne zum knabbern schmecken auch sehr lecker. Jetzt wissen wir endlich, warum wir reihenweise Kürbisse auf den Feldern liegen sahen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Olmoz fahren wir zum Weingut Belec und genießen slowenische Küche mit Akkordeonklängen und Gesang. Es darf auch getanzt werden. Und das machen wir.

6. Tag_23.09.2014

Nach Kroatien kommt Österreich dran. Wir fahren nach Graz und treffen den Heribert, unseren Stadtführer. Aus ihm sprudelt das Wissen über seine Heimatstadt nur so heraus. Zwei Stunden führt er uns durch die quirlige Stadt mit den schönen Arkadenhöfen, den vielen Studenten und der jährlich wachsenden Einwohnerzahl. Die Stadt mit dem Uhrturm hat eine hohe Lebensqualität. Das wissen auch wir jetzt. Hier könnte man gut shoppen. Wenn nicht das Schloss Eggenberg noch zu besichtigen wäre. Wunderschön und barock zugleich. Und dort hat alles seinen Sinn: 365 Fenster wie die Tage des Jahres, 12 Tore für die Monate, 4 Türme für die Jahreszeiten. Und so weiter. Der Park lädt zum Bummeln ein und die Sonne scheint. Den letzten Abend in Zrece wollen wir noch auf den Hausberg, den Rogla, 1517 m hoch. Das Abendessen verlegen wir da hinauf. Aussicht inklusive. Auf der Rückfahrt hat unser Jörg Hoffmann vom Pirnaer Reiseservice mit dem Bus bergab ganz schön zu kurbeln. Wie das hier wohl im Winter auf der Straße zugeht? Eng vermutlich.

7. Tag_24.09.2014

Heute durchqueren wir das Land von Ost nach West. Wir wollen nach Postojna, zu den Adelsberger Grotten, slowenisch Jama. Wir fahren mit einer elektrisch betriebenen Bahn in den Berg ein und folgen dann der Barbara, die die sehenswerten Stalaktiten und Stalagmiten zeigt. Fantasie brauchen wir schon. Dann werden aus den Gebilden Kuchen mit Zuckerguss, Elefantenrüssel, Fischflossen, Schneelandschaften, Drachen und noch viel mehr. Wunderbar, was die Natur hier geschaffen hat. Wir staunen nur noch in dieser Höhle. Am Nachmittag fahren wir gen Norden zu unserem Hotel in Bled. Die Freizeit bis zum Abendessen lässt sich gut mit einer Bleder Creme-Schnitte versüßen. Eine regionale Spezialität und sehr lecker. In der Sonne sitzend, mit einem fantastischen Blick auf den Bleder See. Schön ist die Welt.

8. Tag_25.09.2014

Jetzt hat auch der letze das Gefühl, den Gürtel weiter stellen zu müssen. Was wohl erst die Waage zu Hause anzeigt? Denken wir morgen darüber nach. Denn heute fahren wir in den Nordwesten Sloweniens, quasi in den Sterzel der Henne. In den Triglav-Nationalpark, den mit den hohen Bergen und dem Bohinjsee. Die Seilbahn bringt uns auf das 1535 m hoch gelegene Vogel Ski Center. Von dort aus können sich die Wintersport-Begeisterten mit anderen Seilbahnen noch auf die Pisten in weiteren Höhen bringen lassen. Für uns setzt Nieselregen ein und die Wolken ziehen die Sicht auf den See unten wie auch auf den Triglav oben zu. Mit 2864 m ist er ein Nationalsymbol und findet sich auch auf dem slowenischen Wappen und der Fahne der Republik Slowenien wieder. Wir lassen uns mit dem Bus zu unserem Mittagsimbiss auf einen Bleder Bauerhof bringen. Wurst und Schinken und Holunderblütensaft schmecken uns hervorragend. Dann geht es wieder nach Bled zurück. Der Gondoliere des sogenannten Pletnja-Bootes wartet schon an der Anlegestelle am Bleder See auf uns. Wir sitzen, er rudert kräftig. Auf der Insel angekommen, erkunden wir die barocke kleine Kirche und erklimmen den Kirchturm. Die Sonne scheint wie bestellt und wir machen wunderschöne Ansichtskartenfotos. Mit einem Spaziergang am See geht unser letzter Tag in Slowenien zu Ende.

9. Tag_26.09.2014

Heimreise. Koffer laden. Abschied nehmen. Adé, schönes Slowenien. Über die Tauern-Autobahn geht es durch Österreich wieder nach Deutschland. 850 Kilometer bis Dresden liegen vor uns. In der Summe werden wir für diese Rundreise 3187 Kilometer zurück gelegt haben. Wir haben viel gesehen. Und Blaubeerschnaps, gute Weine, Wurst und Schinken, Kürbiskernöl und Marmeladen im Gepäck. Für einen schönen slowenischen Abend, zu Hause. Beim Betrachten der vielen Fotos lassen wir uns das alles schmecken. Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Wie wahr! Und wieviel Mal habe ich eigentlich das Wort lecker verwendet?

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