Reisebericht: Rundreise auf den Balearen–Inseln Mallorca und Menorca

11.05. – 21.05.2018, 12 Tage Inselhüpfen im Mittelmeer mit Palma de Mallorca – Porto Cristo – Soller – Tramuntana–Gebirge – Valldemossa – Alcudia – Ciutadella – Mahon – Binibeca – Cova d'en Xoroi


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Vier Inseln - Vier Welten. Jede erzählt ihre eigenen Geschichten von Steinschleuderern, Agrikultoren, Eroberungen, Träumen vom großen Geld, vom Ausstieg. Neptungras malt tiefblaue Klekse in die kristallklaren Buchten. Wir hüpfen ins balearische Paradies!
Ein Reisebericht von
Maren Walter

1.–2. Tag, 11.–12. Mai 2018: Ibiza

Früh am Morgen treffen wir Inselhüpfer uns am Flughafen von Berlin-Schönefeld, um den Sprung über das Mittelmeer auf die erste Insel unserer Balearen-Erkundung zu wagen: Ibiza! Dort lassen wir es in der Inselhauptstadt Eivissa mit Strand- und Stadtspaziergängen, Umtrunk und Willkommensessen erst einmal gemütlich angehen. Zeit für ein erstes Beschnuppern muss sein!
Wie gut, dass Ibiza mit seinen 572 km² praktisch, handlich, übersichtlich ist! So können wir die Aktivitäten unserer Inselerkundung dem etwas durchwachsenen Wetter anpassen und den zweiten Reise-Tag so gestalten, dass wir an den schönsten Aussichtspunkten dann verweilen, wenn gerade die Sonne hinter den Wolken hervorlugt.
Charmant erzählt uns unsere Gastgeberin Maren von ihrem Leben auf Ibiza und erklärt uns viele spannende Details der Insel beispielsweise die zur Markierung von Ländereien und Dekoration verwendeten Trockenmauern, die ganz traditionell ohne Mörtel o.ä. gebaut werden und als ibizenkisches Kulturdenkmal gelten. Ein anderes Phänomen von aufeinander gebauten Steinen finden wir am Aussichtspunkt Es Vedrá wieder: Hier versammeln sich viele Steinmännchen, um der Magie dieses Kraftortes zu huldigen. Magisch und magnetisch: Meditation funktioniert hier besonders gut, Navigation mit Kompassen weniger... weswegen sich viele unglaubliche Geschichte um die Felseninsel ranken. Ihre Schönheit ist aber auf jeden Fall über jeden Zweifel erhaben!
Passend zur Zielgruppe der Es Vedrá-Liebhaber hat sich der Hippie-Markt von Las Dalias zum Besucher-Magneten entwickelt. Hier kann man sich in liebevoll gestalteten Outdoor-Bars erfrischen und zwischen den Ständen umherbummeln, wobei manchmal nicht klar wird, wer kurioser erscheint: die Handwerkskunst auf den Ständen oder das Verkaufspersonal hinter den Ständen... :) Hier lernt man noch „echte" Hippies der ersten Generation kennen!
Zum Abschluss unserer abwechslungsreichen Inselrundfahrt führt uns Maren durch die Altstadt von Eivissa, von den Phöniziern zur Gründung "Ebusim" genannt, und bis hinauf zur Kathedrale, die auf einem Hügel thront. Dort geht es heute lebendig zu, es findet das schon zur Tradition gewordene mittelalterliche Burgfest statt, mit dem seit 1999 die Ernennung zum Weltkulturerbe gefeiert wird. Mit herrlichen Ausblicken auf die Bucht spazieren wir auf der südlichen Seite den Hügel wieder hinunter zurück zum Strand und unserem Hotel.

3. Tag, 13. Mai 2018: Formentera

Heute geht es mit der Fähre ins Naturparadies von Formentera. Dass neben den üblichen Verdächtigen der Aussteigerszene auch so Größen wie Jules Vernes von der Insel inspiriert wurden, kann man sofort nachvollziehen, wenn man sich am Leuchtturm von La Mola die erfrischende Meeresbrise um die Nase pusten lässt oder sich im Restaurant El Mirador eine Dattelverkostung mit der schönsten Aussicht auf die besten Strände der Insel genehmigt.
Hier geht es beschaulicher zu als auf dem vibrierenden Ibiza, selbst der Hauptort Sant Francesc lockt mit dem Charme eines verschlafenen Dörfchens.
Nach Römern - die pitiusischen Inseln Ibiza und Formentera behielten aber ihre Autonomie innerhalb des Römischen Reiches - Vandalen, Byzantinern und Mauren kamen die Christen. Aufgrund der neuen Eroberungen auf dem amerikanischen Kontinent verloren die Balearen jedoch ihre Bedeutung im Handel und die Katholischen Könige ihr strategisches Interesse. Man lebte bis ins 19. Jahrundert von Landwirtschaft, Fischerei und Salzgewinnung. Nach wie vor prägen die Fischerbootshütten aus Holz das Bild der Buchten. Uneinigkeit herrscht darüber, ob sie als kulturelles Gut geschützt werden sollen oder sie nicht doch als heruntergekommene Buden die Landschaft „verschandeln".
Während über Ästhetik diskutiert wird, geht es für andere schlicht um ihre ökonomische Existenz. Die Salinen im Norden von Formentera konnten dem internationalen Wettbewerb nicht standhalten und geben heute Raum für ein wunderschönes Naturschutzgebiet. Wir haben Glück, die Zufahrt wurde noch nicht - wie im Sommer üblich - für Reisebusse gesperrt und so genießen wir die Karibik Europas an der Platja de Ses Illetes in vollen Zügen, bevor es mit der Fähre wieder zurück nach Ibiza geht.

4.– 7. Tag, 14.–17. Mai 2018: Menorca

Wir nehmen Abschied von Ibiza, auf geht's die östlichste Insel der Balearen zu erkunden! Dazu fliegen wir mit Zwischenstopp auf Mallorca nach Menorca. Die Vogelperspektive schenkt uns spannende Ausblicke auf das Relief der Inseln, auf die sanften Hügel von Ibiza und das Tramontana-Gebirge im Norden von Mallorca. Die nächsten Tage verbringen wir in Son Bou, wo mit 3 km Sandküste der längste Strand der Insel zu unseren Füßen liegt.

Inselrundfahrt

Ein schönes Mysterium erwartet uns in Torralba d'en Salort: Unsere gute Seele von Menorca Ramón nimmt uns mit auf eine Reise in die historische Regionalforschung. Viele Theorien wurden zur Erklärung der imposanten Taulas aufgestellt, aber es bleiben nach wie vor Forschungslücken zur Frage ihrer ritischen Bedeutung zu schließen. Auf der höchsten Erhebung der Insel, dem 358 m hohen Stierberg El Toro im Landesinneren, orientieren wir uns und genießen den Panoramablick auf die unterschiedlichen Landschaften und Küsten. Im Örtchen Es Mercadal machen wir Mittagspause und da sich Ramón mit seinen Kollegen im Rathaus gut gestellt hat, bekommen wir einen Schlüssel und dürfen in eine alte Werkstatt hineinspickeln. Alten menorquinischen Traditionen bleiben wir auch in Fornells auf der Spur. Hier dümpeln Fischerboote mit ihrem speziellen Mastensystem am Hafen, der ansonsten vor allem zum Flanieren und Verzehr von hochpreisigem Langusteneintopf genutzt wird. Auch hier nutzt Ramón seine einheimischen Kontakte und so schauen wir uns im Hinterhaus eines Restaurants genauer an, wie das mit der Langustenhaltung für die frischen Suppen funktioniert.

Bootsfahrt

Heute gehen wir es gediegen an! Wir fahren zum Hafen von Ciutadella und steigen um in ein Ausfugsboot, das uns gemütlich die Südküste entlang schippert. Hier können wir Wandergästen zuwinken, die auf dem Camí de Cavalls Menorca zu Fuß entdecken. An der Platja Son Saura machen wir einen ersten Badestopp. Was uns Ramón am Vortag zur Meeresökologie erklärt hat, schauen wir uns ganz praktisch an. Im Gegensatz zur großen Schwesterninsel Mallorca werden hier die Strände erst viel später im Jahr vom Neptungras „befreit". Das zu Kugeln getrocknete Posidonia oceanica hält die natürlichen Strände beieinander, sodass sie weniger von Erosion betroffen sind als andernorts. An so einem schönen Ort schmeckt die Paella, die wir uns zur Mittagszeit gönnen, gleich doppelt gut. Gestärkt geht es weiter zum zweiten Landgang an der Cala Turqueta, wo wir uns am türkisfarbenen Wasser mal wieder gar nicht satt sehen und schwimmen können. Ach, Reisen kann so schön sein!

Kulinarische Fahrt

Heute treffen wir uns mit Steffis Wandergruppe, denn auch die aktiven Eberhardt-Gäste haben sich mal was Feines verdient :)
Zuerst schauen wir uns an, wie auf Menorca traditionell das Stroh gedroschen wird und durch findige Architektur des Platzes diebischen Ameisen ihre Strohbeute vom Rücken fällt, dann geht es ans Eingemachte: Wir probieren uns durch die verschiedenen Reifegrade des berühmten Mahón-Käse, der nach traditioneller Art nicht aus erhitzter, sondern gepresster Käsemasse hergestellt wird. Dazu gibt es leckere spanische Wurst. Das Ganze macht natürlich durstig. Im 18. Jahrhundert regierten die Briten Menorca und brachten nicht nur architektonische Feinheiten, sondern gleich ihre ganze Gin-Kultur mit, wunderbar!
Nach der zweiten Verkostung des Tages gönnen wir uns eine kleine Auszeit und erkunden den größten Naturhafen Europas entspannt mit einem Boot. Entlang des Ufers tummeln sich die teuersten Anwesen von Mahón, trotz der strengeren Bauauflagen ist auch hier der Immobilienmarkt eine wichtige Einnahmequelle. In der Inselhauptstadt bummeln wir durch die Markthalle und machen Mittagspause.
Am Nachmittag fahren wir an die Südspitze nach Binibeca Vell, ein als Fischerort gebautes Feriendorf, das uns das Vermarkungskonzept und die politische Tourismusplanung der Insel vor Augen führt. Dank der frühen Industrialisierung hat man es sich geleistet, den ersten Tourismus-Boom auszusitzen und keine großflächige Infrastruktur gebaut. Heute macht gerade diese Strategie der Zurückhaltung Menorca zu so einer attraktiven Reisedestination. In besondere Spots wird jedoch sehr wohl investiert: In der Naturhöhle Cova d'en Xoroi befindet sich - und das ist bestimmt nicht übertrieben - eine der außergewöhnlichsten Diskotheken weltweit. Wir stoßen mit einer menorquinischen Pomada auf unseren letzten Tag auf Menorca an. Die Insel samt ihrer Bewohner ist uns „poc à poc" ganz schön ans Herz gewachsen!

8.–10. Tag, 18.–20. Mai 2018: Mallorca

Nachdem wir schon aus der Luft auf Mallorca zur Stippvisite waren, nähern wir uns der großen balearischen Insel nun auf dem Wasserweg. Drei Tage werden wir hier verbringen und die Insel vom Nordosten bis Südwesten erkunden.

Von Ciutadella nach Palma

Um den Transfertag gut zu nutzen, spazieren wir vormittags in Ciutadella und nachmittags in Alcúdia durch die historischen Zentren der jeweiligen Fährhafenstadt. Das von den Phöniziern gegründete Ciutadella wurde durch osmanische Piraten zerstört und im 18. Jahrhundert von Mahón als Hauptstadt Menorcas abgelöst. Alcúdia erlitt verheerende Vandalenüberfälle, aus dessen Ruinen die Mauren eine neue Stadt erbauten. Uns begegnen immer wieder dieselben Völkergruppen und doch hat jede Insel, jede Stadt ihre eigene Geschichte und dadurch ihren eigenen Charme in ihren Gassen und Plätzen.
Nach einer gemütlichen Kaffeepause nimmt uns die Mallorquinerin Magdalena mit an den nördlichsten Zipfel von Mallorca: Am Mirador de Sa Creuta bietet sich uns ein atemberaubender Ausblick auf die Halbinsel Formentor! Wind und Wetter haben hier eine einzigartige Steilküste geformt. Nicht umsonst wird die Halbinsel von den Einheimischen „Treffpunkt der Winde" genannt, hier finden sich Tramuntana, Ponent, Migjorn, Llevant, Gregal, Mestral, Llebetx und Xaloc zum windigen Stelldichein. Für die Fischer vor dem Tourismusboom war es ein Muss, die verschiedenen Winde mit all ihren Eigenheiten zu kennen, und wen man kennt, dem gibt man auch gerne einen Namen.
Wir lassen am Strand von Formentor noch ein bisschen die Seele baumeln, bevor wir - schön entspannt im Nickerchen-Modus - über das Landesinnere die Insel einmal durchqueren und an einem ruhigen Strandabschnitt der Platja de Palma in unser Quartier für die nächsten Tage einziehen.

Palma de Mallorca

Wer möchte macht sich auf zur Hauptstadterkundung. Zuerst zeigt uns Magdalena die Burg Castell de Bellver, die zunächst als Somerresidenz von Jaume II gebaut, zuletzt aber vor allem als Gefängnis genutzt wurde. Interessant sind die runden Architektur-Elemente und vor allem natürlich der großartige Blick hinunter auf Palma und den Hafen.
Den Hafen schauen wir uns dann auch von unten an und schlendern von dort zur Kathedrale. Auf dem Vorplatz wird den mutigen Steinschleuderern gehuldigt, die uns schon auf Menorca begegnet sind. Die Els Foners Balears („Steinschleuderer" auf Katalanisch), die vermutlich schon im 3. Jahrtausend vor Christus vom Festland hierher kamen, haben den Inseln nicht nur ihren Namen gegeben, sondern vor allem mutig und tapfer die Römer in Schach gehalten.
Die Kathedrale ist das Herzstück von Palma. Sie wurde aus dem lokalen Marés-Stein gebaut und gehört zu den größten gotischen Kathedralen Europas. Das schauen wir uns genauer an! Imposant zeigt sich der von Gaudí geprägte Innenausbau. Vor allem das raffinierte Zusammenspiel aus farbigen Glasfenstern und dem einfallenden Sonnenlicht berührt. Mit gemischten Gefühlen stehen wir der Barceló-Kapelle gegenüber. Auf eigenwillige Art und Weise werden hier Fische und Brot zu einer in düsteren Farben gehaltenen Komposition christlicher Symbolik verwoben.
Weniger düster geht es im Stadtzentrum zu, wo wir uns kleine Einkäufe und ein paar Eiskugeln gönnen, bevor wir uns - wo wir doch schon mal da sind - mit dem öffentlichen Bus anschauen fahren, was mittlerweile aus dem berüchtigten Ballermann geworden ist. In der Schinkenstraße wird nach wie vor feucht-fröhlich das Leben zelebriert, an den Strandkiosken geht es mittlerweile regelrecht elegant zu. Mit der Renovierung zu Lounges soll dem Strandabschnitt ein neuer Charme eingehaucht werden. Eben jenen Strand bummeln wir ein paar Kilometer entlang zurück zu unserem Hotel. Abends lassen wir den Tag in einem urigen lokalen Restaurant ausklingen. Lecker!

Ausflug ins Tramuntana–Gebirge und an die Nordwestküste

Typisch spanisch machen wir es uns auf dieser Reise einfach mit den Vornamen: Zwei Marens, zwei Magdalenas, fertig! Dazwischen gab es natürlich noch unseren Ramón, aber der ist eben einzigartig... ;)
Magdalena Numero Zwei zeigt uns das klassische Ausflugsparadies von Mallorca. Für uns ist es der Abschluss einer aufregenden Reise für Eberhardt-Kollegin Martina und ihre Gäste der Auftakt für eine Mallorca-Rundreise. Gemeinsam machen wir es uns heute nett.
Dafür geht es mit dem Roten Blitz, einem urigen Holzzug, an Obstfeldern vorbei bis in die Berge der Serra de Tramuntana, einen Aussichtsstopp mit Ausblick auf das idyllisch im Tal des Goldes gelegene Sóller mit inbegriffen. In Sóller steigen wir um in eine Straßenbahn und zuckeln gemütlich zum Hafen hinunter, wo schon das Boot für unsere Küstenerkundung auf uns wartet. Hier zeigt sich uns die wilde Seite Mallorca, meterhoch thronen die Felsen der Steilküste imposant über dem Meer.
In Sa Calobra gehen wir wieder an Land und spazieren in den Canyon des Sturzbaches Torrent de Pareis. Aus Kalksteinwänden hat sich hier ein wunderschöner Talkessel gebildet. Nach der Mittagsrast geht es in wildromantischen Serpentinen den schroffen Canyon hinauf. Bereits 1932 wurde die „berühmteste Sackgasse von Mallorca" vom italienischen Ingenieur Antonio Paretti erbaut, er hatte den richtigen Riecher dafür, was hier an touristischem Potenzial schlummerte.
Als letzten Höhepunkt unseres Ausflugs und auch unserer Reise statten wir dem Kloster Lluc einen Besuch ab. Der Innenraum verbreitet durch den Gegensatz aus Dunkelheit und üppiger Vergoldung - ein Werk Gaudís - eine ganz eigene Athmosphäre aus Erhabenheit und Ruhe. Ein Pilgerort. Und der perfekte Ort, um sich allmählich von den Balearen zu verabschieden. Das Kloster Lluc bringt es auf den Punkt: erfühlbare Geschichte und Kultur, eine ganz eigene Welt mit katalanisch-spanischer Gastfreundschaft, eingebettet in sanft-wilde Berglandschaft und immer nur einen Sprung vom Meer entfernt. Was will man mehr.

Muchas gracias

Vielen Dank meine lieben Inselhüpfer, es war wunderbar mit euch :)
Bleibt gesund und munter und bis bald zur nächsten gemeinsamen „Attacke"...!
Eure
Maren
EBERHARDT-Reisebegleitung

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