Reisebericht: Rundreise in Spanien, Andorra und Südfrankreich

20.06. – 28.06.2015, 9 Tage Rundreise in Südwest–Europa durch drei Länder mit Barcelona – Figueres – Collioure – Gruissan – Carcassonne – Narbonne – Canal du Midi – Noilly–Prat–Destillerie – Fontfroide – Perpignan – Gelber Zug – Andorra – Montserrat


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Die Reise führt in das spanische Katalonien und das französische Languedoc-Roussilon. Auf dem Weg von Barcelona nach Andorra erleben Sie Schätze der Romanik, der Frühgotik und der Moderne und die Natur des Mittelmeeres und der Pyrenäen.
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag, 20.06.2015 Barcelona, individuell

Mit Zubringerflügen aus Dresden, Leipzig und Berlin sowie Transfers nach Frankfurt trafen sich zunächst 31 Gäste, um den Weiterflug nach Barcelona abzutreten. Mit einem ausgebuchten
A 321 überflogen wir Frankreich Richtung Marseille und schwenkten dann an der Küste des Mittelmeeres Richtung Barcelona. Gegen 13 Uhr setzten wir auf und waren nach den üblichen Kofferprozedere noch vor 15 Uhr in unserem großen Hotel Calalunia Plaza am Spanischen Platz von Barcelona. Sonnabendlicher Nachmittag, sonnige Wärme und die Nähe zum Stadtcentrum und zum Montjiuc luden die meisten Gäste zum Bummeln ein; viele individuell und eine kleine Gruppe mit dem Eberhardt-Reiseleiter . Nur drei Metrostationen sind es bis zum südlichen ugang zur Rambla am Kolumbusdenkmal. So bummelten wir zwei Stunden auf einer der bedeutendsten innerstädtischen Straßen Europas, La Rambla, und bald schon durch die Gassen der Altstadt Barcelonas zum gothischen Viertel mit der Kathedrale. Zur Kaffeezeit genehmigten wir uns einen kleinen Snack: natürlich Tapas aus verführender Präsentation und in roßer Mannigfaltigkeit zum finanzierbaren Preis. Gleich neben dem Hotel befindet sich die alte Arena, heute eine Marl - sprich ein Warenhaus im Gemäuer einer Stierkampfarena; vom Dach mit zahlreichen Gaststätten hat man von einer Aussichtsplattform eine 360°-Aussicht auf Barcelona.
Nach dem Abendessen hatten alle noch nicht Müden die Chance das Spiel der Fontänen unter Montjiuc zu verfolgen.

2. Tag, 21.06.2015 Barcelona

Mit dem Reisebus fuhren wir am Vormittag nun zunächst auf Montjiuc, vorbei am spanischen Dorf, das zur Weltausstellung 1929 gebaut wurde, und am Olympiastadion von 1992. Oberhalb des Hafens auf dem Montjiuc dann der erste Stopp bei leider recht sommerdiesigem Licht. Mit dem Bus ging es dann vorbei an der Kolumbussäule, am Hafen, dem Olympiapark auf gewonnenem Land am Meer mit zahlreichen architektonisch interessanten Gebäuden der Neuzeit, teilweise durch japanische Architekten errichtet. Durch die Via Laetania, die die historische Altstadt begrenzt, erreichten wir die moderne Einkaufsstraße Passeig de Gracia mit weiteren Gebäuden des Architekten Gaudi. Über die Diagonale erreichten wir am westlichen Stadtrand den Sportkomplex des FC Barcelona - ein guter Platz für „eine Toilettenpause beim Champions-League-Gewinner". Über die Mittagszeit bummelten wir im Park Güell, den Gaudi für Guell in sieben Kilometer Entfernung vom Meer auf damals billigem Baugrund errichten konnte. Die Eintrittskosten dienen heut dazu, die Anlage, insbesondere die längste Bank der Welt, zu erhalten. Pünktlich zur zugemessenen Besichtigungszeit erreichten wir Gaudis Kathedrale Sagrada Familia. Durch die Ostseite „Christis Geburt" betraten wir das riesige Kirchenschiff mit Säulen, die einen Wald symbolisieren sollen und riesig großen, modernen Kirchenfenstern. Auf der Westseite, der „Kreuzigungsseite" beendeten wir die Besichtigung. 2026 - zum 100. Jahr des Todes von Gaudi, soll die bisher unvollendete Kathedrale dann vollendet sein.
Drei Stunden am Nachmittag waren dann ausreichend Zeit zum individuellen Bummel rund um den Placa de Catalunya, zumeist auf La Ramblas, im Barri Gothic oder zum Gaudi-Gebäude Palau de la Musica.

3. Tag, 22.06.2015 Figuares und Dali–Museum, Costa Vermeille

Unsere Fahrt führte uns von Barcelona nach Figuares. Dieser Ort ist mit dem Leben des surrealistischen Künstlers Salvatore Dali eng verbunden. Das ehemalige und im Bürgerkrieg zerstörte Theater wurde noch unter seiner Anleitung zu einem Museum umgebaut und mit riesengroßen goldenen Eiern auf dem Dach gekrönt. So fanden wir das Museum schnell und genossen dann das mannigfaltige Werk Dalis zwischen Kitsch, Plastik, materiellen Inszenierungen, surrealistischen Gemälden und exakter Grafik. Besonders beeindruckend das Bild B. Franklins .... oder war es doch ein Akt? Das war natürlich eine große Chance, um auf die Bedeutung der Freud'schen Tiefenpsychologie (Rolle des Unbewußten und der sexuellen Triebe) für das Schaffen surrealistischer Künstler einzugehen.
Am Nachmittag weileten wir an der Costa Vermeille und bummelten im kleinen Hafenort Collioure. Gut nachzuvollziehen, dass sich H. Matisse einst von dieser Üppigkeit der Farben faszinieren ließ.
Ein wenig dann noch über den großen Spanier-Franzosen P. Picasso geplaudert - so ging dieser „Tag der Kunst" in Gruissan zwischen Brackwasserseen und Mittelmeer zu Ende.

4. Tag, 23.06.2015 Carcassone, Corbiere–Wein, Abbaye de Fontfroid

Nach einem von der Malerei geprägtem Tag ging es heute im Land der Katharer zu den christlichen Wurzeln dieser Gegend. Carcassone galt bis 1209 als Zentrum der Katharer. Hier befindet sich eine der mächtigsten Stadtbefestigungen der Erde: drei Kilometer umzieht die Doppelmauer mit Zwinger die kleine Cite', in der sich nicht nur das Chateau des Grafen und eine bedeutende gothische Kirche befinden sondern Wohngebäude für einst tausende Einwohner. Das Carcassone den UNESCO-Welterbetitel bereits lange vor der heute inflationären Titelvergabe erhielt, wunderte uns nicht.
Anschließend fuhren wir zum Winzer Chateaus Grand Moulin in Lezignan, um mehr über Weinherstellung im A.O.C. Corbieres zu erfahren und diesen zu verkosten. Ein frischer leichter Weißwein, ein nicht so lockerer Rose' und ein nach Schwarzer Johannisbeere schmeckender Roter aus dem Barique wurden verkostet - drei typische Cuvees des Corbieres.
dennoch recht nüchtern fuhren wir zum späten Nachmittag in die Abbaye de Fontfroide, erbaut im 12. Jahrhundert als Kloster der Zisterzienser, wegen Reichtums später von den Benediktinern übernommen, die wohl eher wie Adlige hier lebten. Unser örtliche Führer William erklärte uns beharrlich die architektonischen Unterschiede im Übergang von Romanik zu Gothik. Auf jeden Fall gilt wohl das Kirchenschiff als eines der größten (höchsten) romanischer Kirchen in Frankreich.
Zum Abendessen im Hotel Best Western in Gruissan widmeten wir uns dann wieder weltlichen Genüssen.

5. Tag, 24.05.2015 Narbonne, Canal de Midi, Destillerie Noilly Prat

In wenigen Minuten brachte uns unser spanischer Reisebus nach Narbonne. Vom Parkplatz am Wall erreichten wir in wenigen Minuten den Canal de la Robine, einen Nebenkanal des Canal de Midi. An einigen prächtigen Häusern aus dem 17. Jahrhundert konnten wir hier bereits erkennen, das der Canal und der einstige Flusshafen Narbonne Wohlstand ansiedelten. Zielgerichtet erreichten wir den Platz vor dem einstigen Erzbischofspalast, dem heutigen Rathaus, und einer freigelegten Fläche, wo Reste der römischen Via Domitia zu erkennen sind. Wenige Meter dahinter die Kathedrale und unser „Tritt ein in den Dom" („... welch ein herrliches Portal"), aber insbesondere die Höhe von über vierzig Metern macht das Bedeutsame dieser Kathedrale aus, von der aber nur der Westflügel als geschlossene Kirche steht. Nach individuellem Bummeln in Narbonne - mancher auch zur Markthalle - brachte uns der Bus nach Colombiers am Canal de Midi. Die angegebene Zustiegsstelle, sah nicht wie „Port" aus, aber nach einigen Minuten der Unsicherheit ankerte Santa Maria zum Zustieg. Eine sehr schmackhafte Paella und Rose'-Wein gestalteten die erste Stunde unseres Aufenthaltes an Bord noch im Liegen. Unsere zweistündige Fahrt führte uns durch den Tunnel von Malpas und auch mit der Schleusentreppe bei Villeneuve-les-Beziers in die Tiefe. Zum Tagesabschluss ließen wir uns in der hochqualitativen Destillerie Noilly Prat die Produktion von Wermouth-Weinen (ohne Wermut-Kraut aber mit zwanzig bis dreißig anderen Zutaten around the world) erklären und verkosteten drei.

6. Tag, 25.06.2015 Perpignan und Bahnfahrt in den Pyrenäen

Frankreichs ökonomische und soziale Entwicklung seit dem 2. Weltkrieg ist stark durch mächtige Gewerkschaften geprägt. Dies bekamen wir an diesem Tage, aber angekündigt, zu spüren: die Angestellten der französischen Bahn, die auch den „gelben Zug" bedienen, streikten. So verlagerten wir unsere Bahnfahrt auf das spanische Gebiet und fuhren im Valle de Nuria.
Zunächst starteten wir aber zu einem kleinen Stadtbummel in Perpignan - Kanal, Rathaus, Loge, Kathedrale und San Campo. Die meisten schauten noch schnelleren Schrittes zur Festungsanlage, wo wir von weitem das ehemalige Schloss des Königs von Mallorca sahen.
An Villefranche vorbei ging es Richtung Grenze zwischen Frankreich und Spanien, die heute - zwischen Madame Bourg und Puigcerda - kaum noch zu erkennen ist. Bei einem Stopp schauten wir auf die Bahntrasse des Gelben zuges und später auf die Viadukte der Trasse. Nun zeigte das Navigationsgerät eine Ankunftszeit, die nach der Abfahrtszeit des Zuges lag. Wir variierten unsere Fahrstrecke und führen über den Wintersportort La Molina, verzichteten auf den Pausenstopp und Pedro trainierte für den Grand Prix. So erreichten wir gar vierzig Minuten vor Zugabfahrt Ribes.
Eine vierzigminütige Bahnfahrt brachte uns dann durch das Valle de Nuria hinauf auf mehr als 1900 Meter Höhe nach Nuria. Das einstige Kloster war zum Hotel umgebaut und stand recht kraftstrotzend im Hochgebirgstal. Mancher bummelte um den kleinen See, einige stiegen einige hundert Meter die Berge an und die meisten nutzten den Kabinenlift, um nochmals zweihundert Meter an Höhe zu gewinnen. Die Gastronomie erinnerte jedoch keinesfalls an alpine Berghüttenatmoshäre. Dennoch war diese Alternative in den Pyrenäen ein Gewinn. Nach nochmals 150 Kilometer Busfahrt über La Seu d' Urgel erreichten wir Andorra und unser Hotel Sport Village mit feinem Büfett zum Abendessen.

7. Tag, 26.06.2015 Andorra

Mit Helga, unserer örtlichen Reiseleiterin in Andorra, führen wir zunächst zum Museum Plandolit in Ordino, einem alten Herrenhaus. Hier erfuhren wir mehr über die Traditionen des Zwergstaates zwischen Spanien und Frankreich. Bei herrlichem Sommerwetter schloss sich nun eine Fahrt durch die grünen Täler Andorras an, aber noch bevor wir die Täler mit Tabakanbau erreichten, stoppten wir an einer Destillerie, die seit einigen Jahren durch ein (ost)deutsches Paar betrieben wird. Vom Süßen kosteten wir uns bis zum Absinth und mancher kaufte noch ein kleines Mitbringsel.
So auch in guter Stimmung erreichten wir mit dem Bus den Pass Botello, schauten auf Andorras höchsten Berg und hinüber nach Spanien und Frankreich. Am zeitigen Nachmittag erreichten wir die Hauptstadt Andorra la Vella. Mittlerweile hatten wir uns mit dem natursteinfarbenen Grau der oft fünfstöckigen Häuser angefreundet und wir schätzten so langsam die akurate Verfugung der Steine.
Nach kurzer Verschnaufpause besichtigten wir die Casa dela Vall, einstiges Domizil des Generalrats, also des kleinen Abgeordnetenhauses, Andorras. Anschließend blieb noch Zeit zum Bummeln und Shopping im Städtchen; aber wer nicht intensiv auf Parfümerie, Alkohol und Tabakwaren aus ist, findet auch nur westeuropäischen Durchschnitt. Überdurchschnittlich war dann auch am zweiten Abend das Abendessen im Hotel.

8. Tag, 27.06.2015 Andorras romanische Kirchen und Os de Civis

Nachdem es an manchen Tages mit dem Mittagessen etwas spät geworden war, hatten wir heute das Mittagessen als Tagesziel ausgeschrieben, so dass die Einhaltung der Zeit fast oberstes Gebot war. Auf unserer Fahrt hielten wir jedoch zunächst an der romanischen Kirche San Jaon, die geradezu ein Lehrbuchbeispiel für romanische Kirchen in diesem Kulturraum darstellt und immerhin um 1100 entstand. Von hier sind es nur wenige Kilometer zum Heiligtum der Andorraner Meritxell. Nachdem 1972 die romanische Kirche ausbrannte, wurde bis 1994 diese mit neuem Dach versehen, insbesondere aber eine neue Kirche errichtet, die sich in Stein und mit weißer Farbe und in der Grundarchitektur an romanischen Traditionen orientiert. Diese neue Kirche Meritxell dient nun als Kirche der Madonna von Meritxell, der Schutzheiligen Andorras. Wir lagen auf unserem Weg zum Mittagessen gut in der Zeit, so dass wir im alten Dorf Os de Civis bummeln konnten. In 1600 Meter Höhe am oberen Ende eines Bergtales gelegen, ist hier noch gut nachvollziehbar, wie einst hier Generationen lebten. An dir kulinarischen Traditionen des Landstriches knüpften wir dann im Restaurant Os de Cevis an: Knoblauchbrot, Blutwurst-Fleisch-Suppe mit Teigwaren, Schinken, Salami, Käse und dann noch eine breite Auswahl von Gegrilltem; dazu natürlich Portwein als Degustiv, Sangria, Rotwein, Likör... Gut genährt und stimmungsvoll - auch ein Tänzchen war möglich, aber wohl La Paloma nicht ganz landeskundlich - brachte uns unser Reisebus über Seu d' Urgel nach Montserrat. Ein warmer Abend und schönes Licht luden ein zu einer ersten Erkundung der Basilika, ab 19:30 Uhr war der Zugang auch zur schwarzen Madonna von Montserrat, der Schutzheiligen Kataloniens möglich. Mancher bummelte nach dem Abendessen noch über die Plazza vor dem Kloster.

9. Tag, 28.06.2015 Montserrat

Unsere Flüge sollten erst am Nachmittag ab Barcelona nach Deutschland starten. So war am Vormittag ausreichend Zeit zum Erkunden von Montserrat; das Kloster, das Museum mit antiken Ausgrabungen und einer Galerie bedeutender Maler, mit der Zahnradbahn oder auch zu Fuß zu den Aussichten im Montserrat-gebirge. Ein angenehmer, ruhiger Abschied von Montserrat, von Spanien, Großkatalonien. Rechtzeitig brachte uns dann Pedro nach Barcelona, wo wir uns so langsam nach den verschiedenen deutschen Flughäfen zu vereinzeln begannen.
So gingen neun erlebnisreiche Tage mit Juwelen von drei Ländern - Spanien, Frankreich und Andorra - zu Ende.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht