Reisebericht: Rundreise in Spanien, Andorra und Südfrankreich

29.08. – 06.09.2015, 9 Tage Rundreise in Südwest–Europa durch drei Länder mit Barcelona – Figueres – Collioure – Gruissan – Carcassonne – Narbonne – Canal du Midi – Noilly–Prat–Destillerie – Fontfroide – Perpignan – Gelber Zug – Andorra – Montserrat


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Man nehme drei beieinander liegende Länder, picke sich die schönsten Sehenswürdigkeiten heraus und mache sich auf die Spur, sprich Rundreise. Und für den Einstieg wählt man einen Knaller - Barcelona.
Ein Reisebericht von
Marina Sedlick

1. Tag_29.08.2015


Ab geht die gelbe Post, also die Flieger von Dresden, Leipzig und Stuttgart. Mit Lufthansa nach Spanien und einmal umsteigen in Frankfurt am Main. Und schon ist man in Barcelona, der katalanischen Metropole am Mittelmeer. Schön heiß ist es hier an diesem Sonnabend im August. Wir stellen unser Gepäck im Hotel am Spanischen Platz ab und machen uns auf den Weg zum Poble Espanyol. Auf dem Gelände dieses spanischen Dorfes können wir uns Häuser aus allen Regionen Spaniens anschauen und haben gleich mal den besten Überblick auf diesem gut sortierten und beschrifteten Terrain. Nach dem Abendessen dann zieht uns die Font Magica, der magische Brunnen am Fuße des Montjuic, magisch an. Hier finden abends die beleuchteten und bunten Wasserspiele, sich bewegend nach verschiedenen Melodienfolgen, statt. Dazu gibt es Vollmond. Wenn es nicht real wäre, wäre es wie im Märchen. Ist aber so. Außer uns scheint halb Barcelona auf den Beinen.

2. Tag_30.08.2015


Einmal kurz geschlafen und schon geht es weiter im Programm. Heute ist die Stadtbesichtigung dran. Lorenzo, unser Guide, holt uns samt Bus vom Hotel ab. Wir machen Bekanntschaft mit Gaudi und seinen Häusern am Passeig de Gracia. Hier ist nichts eckig und gewöhnlich, sondern rund und uneben und eben außergewöhnlich. Gaudi eben. Die Straße führt zum Park Güell, dort ist es am frühen Morgen schön still und noch ein bisschen leer. Gerade richtig für uns. Nur die lauten Papageien sind schon munter und schnattern. Wir schauen uns die geplante Gartenstadt von Gaudi für den Industriellen Eusebi Güell an und hören von Lorenzo die Pläne. Dann geht es weiter zum Camp Nou, der Trainingsstätte des FC Barcelona. Hier werden Fußballhelden gemacht, wie der Lionel Messi einer ist. Auf dem Weg zurück zum Zentrum geht es auf den Montjuic, Barcelonas grünen Hausberg. Dort genießen wir die Aussicht. Und sehen auch schon den Stadtteil Barcelonetta direkt am Meer und das ehemalige olympische Dorf. Am Nachmittag dann ein weiterer Höhepunkt - die Sagrada Familia. Gaudis Meisterwerk. 1882 begonnen, soll sie zu seinem 100jährigen Todestag im Jahr 2026 fertig sein. Müssen wir also noch mal wiederkommen. Auf dem Plaza Catalunya verabschieden wir uns und jeder tourt durch Barcelona nach seinem Gutdünken. Da gibt es ja noch die Kathedrale, die anderen Häuser Gaudis, die Rambla, das Mare Magnum und und und. Zum Abendessen sind wir wieder vereint.

3. Tag_31.08.2015

Unser erstes Ziel heute ist das rote Haus mit den gelben Eiern auf dem Dach, das Dali-Museum in Figueres. Katalonien hat einige Künstler hervorgebracht, so auch Salvador Dali. Der Mann mit dem gezwirbelten Schnurrbart war scheinbar in allen künstlerischen Genres zu Hause. Seine Exponate in seinem Museum zeugen davon. Seine schmelzenden Uhren sind immer wieder zu finden. Und die Schubladen, in denen er nie dachte. Und viele andere bemerkenswerte Ideen. Surreal bezeichnet man das. Wir staunen. Mit dem Bus fahren wir dann weiter entlang der Küste und überqueren fast unbemerkt die spanisch-französische Grenze. Am Cap Cebere schauen wir aufs blaue Wasser. Und kommen in Collioure an, schon in der französischen Region des Languedoc-Roussillon gelegen. im Département Pyrénées-Orientales, um genau zu sein. Noch genauer an der Côte Vermeille, der purpurfarbenen Küste. Wir nehmen den Petit Train und starten in die Weinberge. Von hier oben sehen wir den Ort am besten. Und schauen auch ins Hinterland. Und wie so eine geschälte Korkeiche aussieht, rot untendrunter. Schnell noch Anchovis im Fischladen geholt, dann geht es weiter nach Gruissan zu unserem Hotel.

4. Tag_01.09.2015


Auf nach Carcassonne. Die größte mittelalterliche Festung der Welt will erobert werden. Zuerst mit einigen Treppenstufen im Château Comtal. Das Schloss ist eher eine Festung und mitten in diese hineingebaut. Auf dem Rundkurs erfahren wir vieles über die Verteidigungsmöglichkeiten der Cite, der Altstadt. Wir laufen über den Wehrmauerring und kommen an der Basilika Saint-Nazaire heraus. Darin bietet ein Männer-Quartett ein Ständchen. Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orleans, in einer Ecke, hört genauso zu wie wir das tun. Dann sind wir zu einer Weinprobe eingeladen. Und fahren zum Weingut Chateau Grand Moulin, wo wir drei Weine des Weinanbaugebietes Corbières verkosten. Und was macht man am besten nach einer Weinverkostung? Man fährt ins Kloster. So auch wir. In Fontfroide erfahren wir vom klösterlichen Leben in dieser Benediktinerabtei und welche Rolle diese Niederlassung des Ordens bei der Verfolgung der Katharer spielte. Bevor wir wieder ins Hotel reisen, müssen wir noch die Stelzenhäuser am Strand von Gruissan sehen. Dort gibt es frische Austern, die würzigsten, die man im Département Aude finden kann. Bei Baguettes und Wein und schönstem Wetter sitzen wir am Meer und genießen. Auf dem Rückweg fotografieren wir eine Flamingo-Kolonie. Hier sieht es ein bisschen so aus wie in der Camargue im Süden der Provence. Haben wir ein Déjà-vu?

5. Tag_02.09.2015


Nicht weit von unserem Hotelstandort entfernt liegt Narbonne. Da fahren wir hin und verschaffen uns zuerst mit einem Petit Train, einem kleinen Zug, einen Überblick über die erste römische Kolonie außerhalb Italiens. Die Via Domitia auf dem Rathausplatz zeugt heute noch davon. Wir hören Musik vom Sohn der Stadt - Charles Trenet wurde hier geboren. Sein "La mer" ist weltbekannt. Die Kathedrale mit 41 Metern Chorhöhe gehört zu den höchsten Frankreichs. Wir müssen den Kopf gehörig in den Nacken legen. In der Markthalle dann laufen uns die Augen über. Was es hier alles gibt, und alles frisch und hübsch angerichtet. Am Canal de la Robine laufen wir zum Bus zurück, weil wir an den Canal du midi wollen. Der Wasserweg, der die Atlantikküste mit der  französischen Mittelmeerküste verbindet. 1681 fertiggestellt. Heute von Freizeitkapitänen genutzt. So auch von uns. Wo ist eigentlich unser Boot? Gut, dass der Kapitän den Liegeplatz kennt. Zuerst gibt es eine Paella und dann Käse. Und dann viele Boote, den von Platanen gesäumten Kanal, Radfahrer, Jogger, Sonne und Schatten. Mit 6 km/h zuckeln wir dahin. Die Langsamkeit wird unser Begleiter. Wir beenden die Fahrt an der Schleusentreppe. Siebenmal geht es nach unten. Tor auf, Tor zu. Mit dem Bus fahren wir weiter nach Marseillan. Dort gibt es die Distillerie Noilly Prat und mehrere gute Tropfen Vermouth zum Probieren. So eingedeckt erreichen wir unser Hotel.

6. Tag_03.09.2015

Perpignan, wir kommen. Wir reisen wieder Richtung Süden, Richtung spanische Grenze. Die Hauptstadt des südfranzösischen Départements Pyrénées-Orientales hat viele Sehenswürdigkeiten. Wo nun anfangen? Bei der Kathedrale? Dem Palast der Könige von Mallorca? Dem Castillet? Über marmorne Pflastersteine sucht sich jeder sein Ziel. Gegen Mittag ziehen wir weiter. Wir wollen mit dem kleinen gelben Zug durch die französisch-katalanischen Pyrenäen fahren. Und steigen in Villefranche in der einstigen Grafschaft Conflent ein und nach 35 Kilometern in Font-Romeu-Odeillo-Via wieder aus. Dazwischen Berge, Täler, Ebenen, Schluchten. Am Ausstiegsort in 1533 m Höhe ist es deutlich kühler. Kaum sitzen wir wieder im Bus, erblicken wir linkerhand ein unbekanntes Etwas in der Landschaft - einen der größten Solarschmelzöfen der Welt, den Four Solaire, der zu Forschungszwecken gebaut wurde. Beeindruckend. Dann heißt unser Ziel: Andorra, Kleinstaat in den östlichen Pyrenäen. Berge bedeuten Serpentinen oder Tunnel. Der erste Tunnel ist wegen Bauarbeiten gesperrt, also nehmen wir die Kurven. Es scheint, als habe unser katalanischer Busfahrer Pedro eine Leidenschaft für solcherart Straßen. Dann verkürzen wir durch den Tunnel d'Envalira. Und kommen in unserem Hotel in Soldeu an.  

7. Tag_04.09.2015

Wenn schon Andorra, dann richtig. Mit unserem Führer Anthony erkunden wir das Fürstentum. Erst fahren wir durch vier administrativ gegliederten Pfarreien und erreichen dann Ordino, wo wir uns das Museum Casa d'Areny-Plandolit ansehen. Der einstige Gutshof im Stil eines aristokratischen Herrenhauses macht Geschichte erlebbar. Dann erklärt uns in der Likörfabrik eine Deutsche aus Sachsen die verschieden hergestellten Spirituosen, vom 20prozentigen Likör bis zum 68prozentigen Absinth. Und alles, was es dazwischen noch gibt, auch an Prozenten. Zum Probieren auch. Mit ein bisschen Wehmut nach der alten Heimat werden wir verabschiedet. Am Coll de la Botella in 2069 m Höhe verbauen der Regen und die tief hängenden Wolken die Sicht auf das schöne Bergpanorama. Wir fahren weiter in die Hauptstadt Andorra la Vella. Besuchen das Parlamentsgebäude, in dem zwei Staatsoberhäupter regieren: der französische Staatspräsident als Koprinz und der Bischof von Urgell aus Spanien. Diese Doppelherrschaft von zwei ausländischen Amtsträgern, die zusammen die Funktion des Staatsoberhauptes eines dritten Landes wahrnehmen, ist einzigartig. In der Freizeit stellen wir fest, das Andorra ein Steuer- und Einkaufsparadies sein muss - eine Parfümerie an der anderen, ebenso Tabakläden und Elektronikfachgeschäfte. Überhaupt scheint die Hauptstadt hauptsächlich aus Läden zu bestehen. Mit einem Fotostopp an der romanischen Kapelle Sant Joan de Caselles beenden wir den verregneten Tag.

8. Tag_05.09.2015

Nun heißt es schon wieder Abschied nehmen von Andorra. Doch nicht, bevor wir die Wallfahrtskirche in Meritxell besucht haben. Zu früher Morgenstunde ist es in dem architektonisch schwarz-weiß gehaltenen Haus noch ganz still. Dahinter steht die alte Kirche, die bei einem Brand stark beschädigt wurde. Bilder deuten heute den einstigen Reichtum an. Dann sind wir unterwegs in die Exklave Os de Civis. Sie gehört zu Andorra, liegt jedoch auf spanischem Territorium. So jwd in den Bergen. Wir sind dort in einer Gaststätte mit schönem Blick ins Tal zum Mittagessen eingeladen. Über die einzige Straße nach Spanien verlassen wir dann Andorra und sehen die großen Stangen am Straßenrand, die den Schneepflügen als Orientierung dienen, wo sich denn die Straße unter den Schneemassen befindet. Andorra ist ein Wintersportparadies mit unzähligen Liften und Abfahrtshängen. Wir fahren nach Süden und kommen am Nachmittag in Montserrat an. Schon von weitem sehen wir das beeindruckende Massiv des zersägten Berges, wie man den Ortsnamen wörtlich übersetzen würde. Dort beziehen wir unser Quartier auf der Klosteranlage fast direkt neben der Basilika. Als auch unser Koffertransport ankommt, machen wir uns auf Erkundungstour. Besuchen die Mariendarstellung 'Unserer lieben Frau von Montserrat', die im Volksmund La Moreneta, die Braune, genannt wird. Bei unserem letzten gemeinsamen Abendessen lassen wir den Tag ausklingen.

9. Tag_06.09.2015

Heute geht es nach Hause. Wir machen noch einen Fotostopp am zersägten Berg. Roca la Foradada nennt sich die Stelle mit dem Loch im Felsen. Mit einem Wingsuit können Sportler dort einem Vogel gleich durchfliegen, wie Alexander Polli, nachzusehen auf youtube. Dann aber müssen wir nach Barcelona. Auf den Flughafen. Der Llobregat, der zweitlängste Fluss Kataloniens, begleitet unsere Fahrt ans Mittelmeer, in das er auch mündet. Er war unsere letzte Verbindung zu den von uns bereisten Pyrenäen, wo er entspringt. Gegen Mittag fliegen unsere Maschinen nach Stuttgart, Leipzig, Dresden und München, meist mit Umstieg in Frankfurt. Am Abend dann sind wir wieder heim.

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