Reisebericht: Rundreise in Spanien, Andorra und Südfrankreich

29.05. – 06.06.2011, 9 Tage Rundreise in Südwest–Europa durch drei Länder mit Barcelona – Figueres – Collioure – Gruissan – Carcassonne – Narbonne – Canal du Midi – Noilly–Prat–Destillerie – Fontfroide – Perpignan – Gelber Zug – Andorra – Montserrat


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Wer sich heutzutage in dieser Region bewegt, durchreist drei Länder. Dabei war das durchaus nicht immer so. Nicht von ungefähr spricht man in der ganzen Gegend Katalanisch; es handelt sich um einen Kulturkreis (Siehe auch Bauweise und Essen!).
Ein Reisebericht von
Dr. Bernhard Rink

Reisebericht

Wenn eine Reise mit einem herzhaften Imbiss und ausnahmsweise bei der Fliegerei einmal pünktlich beginnt, so ist das schön. Wenn man am Zielflughafen in Empfang genommen wird und in das Hotel mit der vielleicht schönsten Aussicht von Barcelona gebracht wird, so ist das noch schöner. Am allerschönsten jedoch ist, wenn man nach dem Abendessen zu Fuß losgehen und die Musik- und Lichterspiele an jenem berühmten Springbrunnen am Fuße des Montjuic miterleben darf. Der nächste Tag war dann ganz dem Kennenlernen der faszinierenden Stadt Barcelona gewidmet. Die "einheimische" Reiseleiterin von unserem Partner IVERUS Susanne Daul, wußte auf kenntnisreiche und humorvolle Art auch manches "Histörchen" zu berichten. Egal, wie man zu moderner Architektur steht - originell ist die Sagrada Familia allemal. Schon die Anfahrt zum Kloster von Montserrat, dem Nationalheiligtum Kataloniens, ist wegen der Serpentinen und der wechselnden Ausblicke ein Erlebnis. Von der "schwarzen Madonna" geht eine solche Aura aus, dass man zu verstehen beginnt, warum so viele Menschen hierher auf Wallfahrt kommen. Auf der Rückfahrt haben wir dann den Klängen der Serdanya, traditioneller katalanischer Musik, gelauscht. Beim Abendessen schien uns das Hotel dann irgendwie vergessen zu haben. In unserem Speisesaal war eine geschlossene Veranstaltung und wir wurden in's Restaurant umgeleitet. Was wir da improvisiert vorgesetzt bekamen, entsprach gelinde ausgedrückt, nicht unseren gewohnten Qualitätsstandards und erregte den Unmut etlicher Gäste. Da mußte sich die Reiseleitung schon etwas einfallen lassen und so kam als Wiedergutmachung schließlich ein zusätzliches Picknick in den Bergen Andorras und Gratisgetränke am letzten Abend der Reise heraus. Am Ende waren alle schließlich zufrieden!
Am nächsten Morgen ging es dann auf Rundreise; unser Busfahrer hieß Juan Carlos und er erzählte uns, dass er auch schon unsere Kanzlerin und andere VIPs chauffiert habe. Wir kamen prima miteinander aus. Zuerst ging es nach Figueras, der Stadt, der der unglaubliche Salvador Dali - Meister in vielen Künsten, vor allem aber in der der Selbstdarstellung - seinen Stempel aufgeprägt hat. Im ehemaligen Stadttheater durfte er sich austoben und ein Museum ganz nach seinen Vorstellungen einrichten. So etwas sieht man sonst nirgendwo - Wahnsinn! Als Kontrast tut die malerische, wild zerklüftete Küste der Cote Vermeille gut. Dramatische Szenen spielten sich einst dort ab, als diese Gegend Fluchtkorridor für Gegner des Naziregimes war. Das malerische Collioure läßt mit den Ruinen seiner mächtigen Burg frühere Bedeutung erahnen: Hafenstadt von Perpignan und Sommerresidenz der Könige von Mallorca, als alles noch in einer Hand war. Heute beliebtes Touristenziel und Standort einer französischen Eliteeinheit von Kampfschwimmern, deren Übungen im Hafenbecken wir zuschauen konnten.
Unser Quartier für die nächsten Nächte war in dem Badeort Gruissan; Abendessen im Spielcasino ist sicher nicht alltäglich.
Beim ersten Anblick von Carcassonne denkt man immer an eine Hollywood-Filmkulisse. Aber das ganze ist real! Zuerst fuhren wir mit dem kleinen Zug rundherum und erfuhren dabei viel Wissenswertes. U.a. über Viollet-le-Duc, den "Retter" des französischen Mittelalters. Sich in diesem Ambiente umzutun, hat schon etwas ganz Besonderes. Emotional wird es garantiert, wenn man in der ehemaligen Kathedrale Saint-Nazaire den Stimmen eines kleinen aber ausgesuchten russischen Männerchores lauschen darf, der dort regelmäßig gastiert. Ganz rustikal geht es auf dem Weingut Chateau Robert zu, wo wir die ausgezeichneten Rebensäfte dieser Region verkosten konnten. Die ehemalige Benediktinerabtei Fontfroide glänzte mit ihrer sachkundig vorgestellten Architektur als Sinnbild des klösterlichen Lebens und dem beschaulichen Rosengarten.
Narbonne, einst römische Provinzhauptstadt, ist heute eher beschaulich und gerade deshalb einen Besuch wert. Eine bebaute Brücke und die nie ganz fertig gewordene Kathedrale mit ihrem ungewöhnlichen Grundriss führen in's Mittelalter. Wie in vielen französischen Städten gibt es auch hier eine Markthalle, in der die köstlichen frischen Viktualien zu finden sind - savoir vivre. Der Canal du Midi, einst größte Baustelle der Welt und von immenser wirtschaftlicher Bedeutung, ist heute eine wunderbare Gelegenheit, um auf einem Ausflugsboot mit landestypischer Verköstigung die Seele baumeln zu lassen. Zum Schluß beeindruckt die berühmte Schleusentreppe. Und wenn man dann noch in Marseillan den weltbekannten Noilly-Prat kosten kann, war der Tag perfekt.
Perpignan war einst Hauptstadt des legendären Königreichs Mallorca; heute zeugen davon nur noch die architektonischen Hinterlassenschaften z.B. der Königspalast in der Zitadelle. Wir eilen weiter nach Villefranche, wo wir den "Canari" genannten gelben Zug nehmen wollen, der uns auf die Hochebene der Cerdagne bringt. Vorher ist gerade noch ein bißchen Zeit um das pittoreske, von Vauban ausgebaute Festungsstädtchen anzuschauen - ein Folklorefestival sorgt für die musikalische Umrahmung. Geruhsam windet sich der kleine Zug die Serpentinen hinauf; nach jeder Kurve, jedem Tunnel gibt es neue, wunderbare Ausblicke auf die Gebirgslandschaft - das nenne ich entschleunigt reisen. In Font Romeu - wenn wir schon 'mal da sind, lassen wir es uns nicht nehmen noch einen Blick auf den "Sonnenofen" der technisch experimentierfreudigen Franzosen zu werfen. Über Paßstraßen geht's hinüber nach Andorra, jenem Zwergstaat dessen Einwohner schon vor Jahrhunderten beschlossen, lieber zwei Landesherren zu haben, als zwischen den Mühlsteinen der damaligen Großmächte Frankreich und Spanien zerrieben zu werden. Das Sporthotel in Soldeu läßt keine Wünsche offen außer dem, die verlockenden Skipisten, die man vom Balkon aus sieht, auuch selbst einmal im Winter ausprobieren zu dürfen. Fernanda, unsere Kontaktperson vom einheimischen Partner gibt uns wertvolle Hinweise zur Erkundung Andorras in den folgenden Tagen. Unsere Erkundung führt uns in den ehemaligen Adelspalast der einstmals einflußreichen und international vernetzten Familie Plandolit, heute ein kurioses Museum. Am Coll de la Botella mitten in den Bergen - im Sommer eher verwaist - machen wir als Überraschung ein Picknick, quasi als Entschädigung für die oben erwähnte Dinner-Panne in Barcelona. Dann geht es weiter in die "LandesHauptstadt" Andorra-la-Vella. Der Kontrast ist kaum zu überbieten zwischen der Casa de la Vall, ein ausgebauter traditioneller Bauernhof als Sitz der Volksvertretung und den Glaspalästen der Finanz- und Freihandelsmetropole, zu der sich Andorra in den letzten Jahren gemausert hat. Auf dem Rückweg in's Hotel statten wir noch Meritxell, dem Nationalheiligtum von Andorra einen Besuch ab.
Am nächsten Tag Panoramafahrt in atemberaubender Landschaft zum Coll d'Ordino und ein rustikales Mittagessen  auf einer Berghütte am Ende der Welt - zumindest der Straße in der spanischen Enklave Os de Civis.  Auf der Talfahrt Richtung Katalonien über eine immer besser ausgebaute Straße bietet sich noch einmal der unvergleichliche Anblick des Montserrat und im Plaza in Barcelona gibt man sich diesmal Mühe mit dem Abendessen und der Wein wird spendiert - geht doch!
Vor dem Heimflug ist noch ein halber Tag Zeit in Barcelona, die für individuelle Besichtigungen genutzt wird. Für Musikliebhaber ein Muß - der Palau de la Musica, der uns alle, die wir da waren, beeindruckt hat. Da 'mal eine Vorstellung erleben, das wäre es doch!
Wahrhaft erlebnisreiche neun Tage dieser Reise, die zu Recht den Titel "Juwelen..." trägt.
Also dann - bis zum nächsten Mal mit Eberhardt
Ihr Studienreiseleiter Dr. Bernhard Rink

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