Reisebericht: Single–Wanderreise auf La Gomera und Teneriffa

03.11. – 14.11.2014, 12 Tage Singlereise Kanarische Inseln aktiv genießen (59 bis 66 Wanderkilometer)


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Um dem grauen Novemberwetter zu entfliehen, hat sich eine kleine Gruppe Wanderfreunde aufgemacht, um auf den kanarischen Inseln La Gomera und Teneriffa nicht nur Sonne zu tanken, sondern auch die einzigartige Natur der beiden Inseln zu entdecken.
Ein Reisebericht von
Anne Sturm

1. Tag – Anreise nach La Gomera

Für viele von uns geht es zeitig am Morgen los. Mit einem Transfer werden wir bis Berlin gebracht, wo wir überpünktlich ankommen und wenig später auch alle anderen Reisegäste zusammen treffen. Leider ist der Flieger nicht so pünktlich wie wir, und so landen wir mit einiger Verspätung auf Teneriffa. Nach kurzer Suche finden wir dann auch unseren Transferfahrer, der uns vom Flughafen Teneriffa-Sud nach Los Cristianos bringt, dem kleinen Urlaubsort an der südwestlichen Küsten der Insel. Nachdem wir unser Gepäck in den kleinen Transportwagen der Fährgesellschaft am Hafen verstaut haben, nutzen wir unsere Freizeit und genießen erstmal die wärmende Sonne - die Flucht aus dem grauen Deutschland können wir schonmal als Erfolg verbuchen! An der langen Promenade suchen wir uns ein kleines Café, kommen das erste Mal mit kanarischen Spezialitäten wie Papas Arrugadas (eine Art Salzkartoffeln) in Berührung und gehen vorsorglich einen kleinen Vorrat für die ersten Wanderungen einkaufen. Da wir uns nun auch so langsam an die spanische Gemütlichkeit gewöhnen, stört es kaum, dass nun auch unsere Fähre etwas Verspätung hat. Wir kommen also im Dunkeln auf La Gomera an. Der Tag war lang und wir sind nach einer kleinen Rundfahrt auf der Insel alle ziemlich kaputt und auch etwas entnervt, als wir unser Hotel erreichen. Hier heißt es nur noch kurz unserem Reiseleiter Ernst "Hallo" sagen, essen und dann ab auf die Zimmer...

2. Tag – Inselrundfahrt

Der zweite Tag unserer Reise beginnt dann so, wie es sich für einen Urlaub auf den Kanaren gehört. Auf der Terrasse unseres Hotels genießen wir unser ausgiebiges Frühstück, haben dabei einen traumhaften Blick über das weite Meer, welches direkt vor dem Hotel liegt. Nun treffen wir erneut auf Ernst und sind heute auch alle etwas munterer und somit viel besser gelaunt. Bevor Ernst uns die Insel vorstellt, erzählt er erstmal ein bißchen was über sich - schließlich sind wir ja neugierig, wie es einen Österreicher nach La Gomera verschlägt (zumal er nicht sehr hippiemäßig aussieht). Unsere Neugier wird gestillt und so fahren wir wenig später das erste Mal bei Tageslicht die Serpentinen hinaus aus dem Valle Gran Rey und verlassen so langsam die Sonnenseite der Insel. Wir machen Bekanntschaft mit der allgegenwärtigen Passatwolke, welche nahezu dauerhaft über dem Norden der Insel hängt und uns auf fast allen Wanderungen begleiten soll. Der erste Halt ist bei den Heiligen Quellen von Epina, wir kosten von dem Wasser, schließlich soll es Glück in der Liebe bringen (wenn man die Richtige der 7 Quellen erwischt) und füllen uns auch noch etwas in unsere Trinkflaschen, denn das Wasser hat hervorragende Qualität. Weiter geht es quer durch die Insel bis zum Besucherzentrum des Garajonay Nationalparks. Wir besichtigen den Botanischen Garten und ein Video zeigt uns, wie die einzigartige Natur auf La Gomera enstehen konnte. Im Museum wird gezeigt, wie sich früher die Hirten mittels Pfeiftönen ("El Silbo") verständigt haben. Später erfahren wir, dass diese Traditition sogar in Schulen wieder unterrichtet werden sollen. Nach einem kurzem Fußweg gibt es in der "Juego de Bolas" ein typisch kanarisches Mittagessen - Kressesuppe, Fisch, Papas Arrugadas, Pudding mit Palmsirup - teilweise sehr lecker, teilweise auch etwas gewöhnungsbedürftig für den deutschen Gaumen.  Über Vallehermoso und Las Rojas fahren wir nun weiter nach Agulo, immer wieder unterbrochen von kleinen Fotostopps. Sogar der Teide zeigt sich nun ab und an auf der Nachbarinsel Teneriffa. In Agulo schlendern wir ein wenig durch das verschlafene Dörfchen, halten kurz an einer maurisch aussehenden Kirche und genießen die Ruhe der Siesta. Über Hermigua geht es weiter, wir halten kurz an einem Aussichtspunkt und blicken auf die mächtige Fortalezza, zwar nicht den größten, aber dafür den markantesten Berg der Insel. Im Töpferdorf El Cercado steigen wir nochmals aus und besichtigen 3 kleine Töpferläden, in welchen handgefertigte Töpfe, Krüge und auch kleine Kunstwerke angeboten werden - sozusagen der erste Halt für die Souvenirjäger. Letzter Halt auf dem Rückweg ist der Aussichtspunkt Curva Del Queso, einer Art Balkon, von wo aus man einen traumhaften Blick hinein ins sonnige Valle Gran Rey hat. Den restlichen Nachmittag nutzen wir noch für kleinere Besorgungen, schließlich wird es morgen "ernst" und die erste Wanderung steht an. Doch natürlich lassen wir es uns auch nicht nehmen, uns in die Wellen des Atlantik zu wagen. Das sonnige Wetter und wunderbar warme Wassertemperaturen laden förmlich dazu ein! Nach dem Abendessen verabreden wir uns alle noch zu einem kleinen Spaziergang ehe wir ein ganz besonderes Angebot des Hotels nutzen. In der Bar gibt es heute Salsa-Stunden und natürlich schauen wir uns das ganze interessiert an. Ein paar ganz Mutige wagen sogar ein Tänzchen - und das nicht mal schlecht, wie von den Zuschauerreihen zu hören ist.

3. Tag – Der Märchenwald

Wie der Name des heutige Tages schon erahnen lässt, geht es heute durch das Waldgebiet im Nordwesten La Gomeras, welches kaum vergleichbar mit den hiesigen Wäldern ist. Obwohl wir wieder bei schönen Wetter im Tal starten, scheint die Passatwolke hoch über dem Valle Gran Rey schon regelrecht auf uns zu warten. Und so fahren wir, nachdem die vielen Serpentinen bergan geschafft sind, mitten hinein in eine dichte Nebelwolke. Am Rande des urigen Lorbeerwaldes starten wir unsere Wanderung und sind gleich zu Beginn fasziniert. Uns zeigt sich ein dichter Wald mit viel Moos und scheinbar alten, knorrigen Bäumen. Hier und da sehen wir sogar riesige Eukalyptusbäume. Zwischendurch verlassen wir den Wald, laufen durch kleine Dörfer und treffen sogar auf die ein oder andere Wandergruppe - die Tour scheint recht beliebt zu sein. Allerdings sind wir alle ganz fix unterwegs und so haben wir auch bald wieder unsere Ruhe und können das Unheimliche des Waldes auf uns wirken lassen. Zum frühen Nachmittag erreichen wir wieder "Zivilisation", gehen vorbei an an Obsthainen bis nach Arure, wo wir bei Carmencita die "beste Kressesuppe Gomeras" probieren. Das einhellige Urteil: Geschmackssache...Genauso wie der "Barraquito", einer eigentlich zur Verdauung gedachten Kaffeespezialität, bestehend aus einem Espresso, Kondensmilch, aufgeschäumter Milch, Likör (Gomeron) und Zitronenschale. Doch auch dies gehört zur Kultur La Gomeras - und natürlich probieren wir alles! Vom Valle Gran Rey werden wir wieder sonnig empfangen, sodass wir dieses mal nicht lange zögern und uns auch gleich wieder am Strand treffen. Hier lassen wir den Tag ausklingen, genießen die Sonne ehe wir gemeinsam zu Abend essen. Danach noch ein ausgiebiger Spaziergang und schon ist der dritte Tag unserer Reise vorbei.

4. Tag – Der wilde Nordwesten

Heute werden wir zu Beginn der Wanderung erstmal vom Winde verweht, vermischt mit ordentlich Sprühregen. Nichtsdestotrotz starten wir in der Nähe von Chipude unseren ersten längeren Abstieg. Wir sind alle hoch konzentriert, schließlich sind die kleinen Pflastersteine und Stufen ziemlich rutschig. Je weiter wir absteigen desto besser scheint das Wetter zu werden. Sogar ein paar Mountainbiker stürzen sich nun mit allem Mut die schmalen Wege hinunter. Bald jedoch gelangen wir auf die alten Hirtenpfade, die sich nun hügelig an die Terassen und Hänge schmiegen. Ernst gibt uns ein paar Tipps zum Überleben in der Wildnis und so probieren wir wenig später etwas Fleisch von der Agava - erinnert etwas an Sellerie und lässt bei dem ein oder anderen mal kurz die Zunge taub werden - aber Ernst hatte uns ja vorgewarnt. Mittlerweile scheint auch die Sonne, sodass wir uns nun bei einer Rast auch etwas mehr Zeit nehmen. Zur Mittagszeit erreichen wir die kleinen Kapelle und nutzen hier wie viele andere auch die Pause zum Picknick. Der nun folgende Abstieg führt uns vorbei an Terassen und kleinen Weingärten, an einem alten Dreschplatz machen wir nach knapp 500 Metern Abstieg noch eine kurze Pause, ehe wir zum frühen Nachmittag Vallehermoso erreichen. Hier suchen wir uns am zentralen Platz ein kleines Café und stärken uns noch ein bißchen. Einige nutzen auch die Zeit, um die Vorräte wieder aufzufüllen. Gleichzeit beraten wir uns mit Ernst über den morgigen Tag - ein Großteil der Gruppe möchte auch den freien Tag für eine schöne Tour nutzen. Und da Ernst uns mittlerweile so ins Herz geschlossen hat, erklärt er sich natürlich bereit uns auch zu führen. Vor dem Abendessen schlendern wir noch zur Promenade, wo sich jeden Tag zum Sonnenuntergang die Menschen versammeln, die Atmosphäre genießen und Trommler und Feuerkünstler die Nacht begrüßen.

5. Tag – Hoch über dem Valle Gran Rey

Die Einen machen heute frei - die Anderen steigen ins Taxi. Da kein Kleinbus verfügbar ist, lassen wir uns auf ganz unkonventionelle Art mal zum Ausgangspunkt unserer Wanderung bringen. Noch vor der Käsekurve halten die Fahrzeuge und wir stehen an einem kleinen Pfad, der langsam hinauf auf das Plateau führt. Wir schätzen uns glücklich, dass es heut etwas bedeckter ist, schließlich ist der Anstieg nicht ohne. Wir wandern über Las Hayas Richtung Arure, entlang einer riesigen Hochebene und finden uns kurz in dem Dorf wieder, wo wir schon vor zwei Tagen Kressesuppe und Barraquito probiert haben. Wir queren die Hauptstrasse, ehe wir wieder auf dem Wanderweg sind. Bald erreichen wir die Kante des Plateaus und werden nun lange Zeit mit traumhaften Aussichten belohnt. An einem alten Siedlungsplatz machen wir Mittag, jeder hat scheinbar seinen eigenen großen Stein zum Sitzen und wir haben einen wunderbaren Rundumblick über das ganze Plateau. Wir laufen weiter, Ernst zeigt uns noch einen alten Kalkofen und die Überreste eines Steinkreises. Wenig später erreichen wir die Spitze des Plateaus, welche wir auch immer vom Hotel aus sehen, mit einem einzeln stehenden Baum und genießen die traumhafte Aussicht - hinein ins Valle Gran Rey und weit über das Meer. Wir genießen den Moment, nutzen das Panorama für ein paar Fotos ehe wir uns auf den langen Abstieg ins Tal machen. Erst jetzt kommt die Sonne richtig raus und an der Flanke des Berges wird es nun doch ganz schön warm. Nichtsdestotrotz schaffen wir alle recht mühelos die 800 Meter Abstieg, wieder ein Zeichen dafür wie fit die ganze Wandergruppe ist - und so macht es natürlich allen am meisten Spaß! Gemütlich lassen wir den Tag ausklingen, sitzen am Abend zusammen und möchten natürlich auch wissen, was die heutigen Nicht-Wanderer erlebt haben. Vom gemütlichen Bummel und einem guten Buch am Strand bis hin zu einer Schiffsfahrt mit Picknick gab es hier einiges zu erzählen!

6. Tag – Der Hirtenpfad

Heute erwartet uns eine Doppelspitze - der höchste und der markanteste Berg der Insel stehen auf unserem Programm. Wir fahren wie immer hinein in den Nebel und das schlechte Wetter, bis hin zum Roque Agando. Ein paar hundert Meter dahinter steigen wir aus und beginnen unseren eigentlich recht kurzen Aufstieg zum höchsten Berg La Gomeras - dem Garajonay. Wir scheinen uns mitten in der Passatwolke zu befinden, denn genau genommen sehen wir nichts. Etwas schade, denn von dem 1487m hohen Gipfel soll man einen fantastischen Ausblick auf Teneriffa haben. Aber schließlich ist der Weg das Ziel und so wandern wir weiter. Ernst führt uns immer quer zu den vielen Terassen und nach einer der vielen Biegungen sehen wir auch schon unser nächstes Tagesziel - die mächtige Fortalezza, die wohl markanteste Erhebung auf La Gomera. Unterwegs treffen wir auf eine französische Reisegruppe und stellen fest, dass Ernst nicht nur ein exzellenter Pflanzenkenner, sondern wohl auch ein Sprachgenie ist - eine kurze Unterhaltung auf französisch scheint kein Problem für Ihn zu sein. Chapeau, lieber Ernst! Eine kurze Strecke auf einer unbefahrenen Asphaltstraße führt uns zum Fuß des Berges, wo wir uns erstmal für eine Mittagsrast entscheiden. Gut gestärkt nehmen wir dann den Aufstieg in Angriff - Schwindelfreiheit ist hier ein Muss, und so entschließen sich dann doch ein paar Wanderer wieder zum Fuß zurückzukehren. Der Rest kraxelt dann doch etwas nach oben. Auf dem Plateau des Berges begrüßt uns ein kräftiger Wind, doch nach dem obligatorischen Gipfelfoto nehmen wir uns natürlich noch die Zeit und erkunden die Fläche. Viele Steinringe und Spiralen deuten auf die häufige spirituelle Nutzung der Fortalezza durch die Hippies und religiöse Gruppen an. Die Autorin kann jedoch bestätigen, dass das Berühren der Steine keine negativen Folgen nach sich zieht ;-). Der Abstieg und Heimweg geht dann fast von allein und natürlich wartet ja im Valle Gran Rey wieder die Sonne und das kühle Nass auf uns.
Da wir heute einen Geburtstag zu feiern haben, treffen wir uns nach dem Abendessen und schlendern am Meer entlang. An der kleinen Promenda in La Puntilla angekommen, finden wir mit Mühe noch ein paar Plätze für unsere kleine Gruppe. So stoßen wir nochmal standesgemäß auf unser Geburtstagskind an und können wenig später auch die kanarische Bierkultur (ist Schwarzbier = Schwarzbier???) genauer erörtern.

7. Tag – Das Palmental

Die letzte Wanderung erwartet uns - und die Insel soll uns mit schönstem Wetter verabschieden. Der Einstieg ins Palmental ist wie immer verweht und dann doch wieder etwas nass, sodass wir konzentriert die ersten Meter laufen. Je weiter wir hinabsteigen desto schöner wird das Wetter, die Sonne scheint immer mehr. In Benchijigua machen wir dann Mittagsrast, die Neugierigen unter uns laufen noch ein paar Meter weiter zu einer Art Höhlenkirche und gehen kurz hinein. Der weitere Weg hinab ist dann einfach nur noch wunderschön. Zwar ist es durch den doch sehr unebenen Untergrund etwas schwierig zu laufen, doch tauchen wir quasi ein in ein grünes Tal. Links und rechts wachsen Agaven, wir sehen diverse Sukkulentengewächse, Feigenbäume und Ernst zeigt uns, wie man aus den einheimischen Läusen rote Farbe gewinnt. Sogar Papayas und riesige Mangos können wir im unteren Teil des Tales bestaunen! Wenn wir den Blick gerade nach vorn richten, laufen wir nun immer Richtung Meer, der Sonne entgegen. Der Weg schlengelt sich langsam nach unten, in einem kleinen Dorf halten wir und kehren in ein uriges Café ein, welches kaum genug Platz für unsere ganze Gruppe hat. Doch wir rücken alle etwas zusammen, jeder bekommt einen Stuhl oder Hocker und wir können so langsam unsere letzte Wanderung auf La Gomera ausklingen lassen,
Nach dem Abendessen treffen wir uns ein letztes Mal am Strand. Mit Decken und dick eingepackt sitzen wir zusammen, erzählen und genießen den einheimischen Wein. Wir lassen schon ein paar Wanderungen Revue passieren, wirklich gern will morgen niemand von uns die Insel verlassen. Erst, als der Wind es dann doch ungemütlich werden lässt, löst sich unser Sit In dann so langsam auf...

8. Tag – Überfahrt nach Teneriffa

Nun ist es soweit - ein letztes genütliches Frühstück auf der Terrasse des Hotels, ein letzter Blick über das ruhige Meer und ein letztes Mal fahren wir die Serpentinen hinauf, welche hinaus aus dem Valle Gran Rey führen. Wie schon bei der Anreise fahren wir einmal quer über die Insel, ehe wir wieder am Hafen in San Sebastian ankommen. Etwas sicherer als auf dem hinweg packen wir unsere Koffer in den bereitgestellten Gepäckwagen und sitzen noch etwas die Zeit ab, ehe es mit der Fähre von Fred Olsen wieder hinüber nach Teneriffa geht. Unsere nun mittlerweile tiefenentspannten Gemüter erleiden dann jedoch einen kleinen Kulturschock - Ganz im Gegenteil zum ruhigen La Gomera ist Teneriffa viel bewohnt, laut und wuselig. Unser Hotel ist nun ein ganzes Stück größer, das Meer ist nicht mehr vor der Haustür. Ein Stadtrundgang durch Puerto de la Cruz ist dann auch erstmal zum Eingewöhnen. Hier geht alles etwas hektischer zu, die Strände sind voller, auf den Straßen ist viel mehr Verkehr. Doch auch das Urlaubsstädtchen hat hier und da ein paar schöne Ecken. Wir spazieren bis hin zum Hafen, suchen uns in dem hektischen Treiben ein kleines Café um zur Ruhe zu kommen und erstmal alles auf uns wirken zu lassen. Später bummeln wir durch die belebte Einkaufsstraße und nachdem wir auch unseren Tagesvorrat für die nächsten Wanderungen aufgefüllt haben, geht es so langsam zurück ins Hotel. Nachdem Abendessen, was der Hektik der Insel in nichts nachsteht, treffen wir uns an der Poolbar und lernen Wanderleiter Jörg kennen - unerwarteterweise und tatsächlich ein Sachse auf Teneriffa. Er macht uns sobald die nächsten Tage etwas schmackhaft, erläutert die einzelnen Wanderungen, die jeweiligen Schwierigkeiten und natürlich, welche Besonderheiten uns erwarten. Nachdem sich Jörg verabschiedet, sitzen wir noch etwas zusammen, tauschen die Tageseindrücke aus und genießen die kühle Brise, welche durch den grünen Garten samt Pool im Innenhof des Hotels zieht.

9. Tag – Das Orotavatal

Der morgendliche Blick verheisst nichts Gutes. Der Himmel ist grau, das auf La Gomera liebgewonnene Meeresrauschen ist weit weg. Doch mittlerweile ist die Stimmung in der Gruppe so gut, dass uns das nicht wirklich etwas ausmacht und wir nach einem ausgiebigen Frühstück schon etwas hibbelig auf die nächste Wanderung sind. Jörg begrüßt uns pünktlich in der Lobby des Hotels und draußen wartet schon ein Kleinbus, welcher uns in das hochegelegene Tal fahren wird. Wir verlassen also Puerto de la Cruz und fahren nach einem kurzen Stück Autobahn hinein ins Gebirge. Wir durchqueren das kleine Städtchen La Orotava, welches den Charme einer alten Kolonialstadt hat, ehe wir über die nun langsam schmaler werdenden Straßen zuerst durch die Passatwolke und dann ins Grüne fahren. Erneut ist es etwas kühl am Morgen, wir laufen durch einen dicht bewachsenen Wald, der Weg führt stetig bergan. Nachdem wir uns ja auf La Gomera schon eine Woche eingewandert haben, sind wir mit einem guten Lauftempo unterwegs - nur Jörg hat da etwas seine Probleme - und so halten wir gnädigerweise hier und da mal an, geben ihm die Möglichkeit Luft zu holen...und natürlich sind wir wissbegierig, Jörg füttert uns mit Geschichten und Geschichte über Teneriffa, auch der Weg seiner eigenen Auswanderung gehört dazu. Leider wird das Wetter merklich schlechter, und nachdem wir den guten Waldweg verlassen und in ein kleines Dorf gelangen, beginnt es zuerst leicht zu nieseln. Entgegen Jörgs Vorschlag nehmen wir für den letzten Anstieg dann trotzdem nicht den Bus, sondern gehen zu Fuß. Zuerst entlang der Straße, später findet sich wieder ein Einstieg in ein dichtes Waldstück. Die angesagten 2 Kilometer scheinen allerdings länger und länger zu werden, auch der Regen nimmt immer mehr zu. Doch das dichte Blattwerk des Waldes schützt uns und so sind wir nicht ganz durchnässt, als wir bei unserem heutigen Tagesziel ankommen. Auf einem großen Picknickplatz erwartet uns Angela, Jörgs Frau, mit einem absolut tollen Picknick. Brote mit typisch kanarischem Aufstrich, Chorizo, Oliven, Sobrasada und köstlicher Wein werden uns serviert. Obwohl wir alle schon relativ schnell satt sind, essen wir weiter und genießen einfach nur das wundervolle und liebevoll zusammengestellte Picknick. Unser Bus holt uns später ab und der restliche Nachmittag ist zur freien Verfügung. Nach dem Abendessen treffen wir uns erneut und machen wie schon auf La Gomera einen ausgedehnten Abendspaziergang.

10. Tag – Die Mascaschlucht

Eine der wohl bekanntesten Wanderungen Teneriffas steht heute auf unserem Programm. Der Weg nach Masca beginnt zuerst und erneut im Bus. Das Wetter ist heute etwas besser und so haben wir auf unserem Weg nach oben sogar ab und zu eine tolle Aussicht auf's Meer. Die Fahrt führt uns aber alsbald ins Landesinnere, der Bus schlengelt sich langsam die engen Straßen nach oben. In Masca angekommen, scheint das kleine Örtchen fast noch etwas zu schlafen, ein leichter Nieselregen macht die Wege ziemlich glatt...so entscheiden wir uns, kurz einzukehren, trinken noch einen Cortado oder Espresso. Wir starten weit oben und unser Tagesmarsch soll uns nur noch bergab führen. Der Blick, welchen wir haben als wir loslaufen, ist spektakulär - weit unten wird die Schlucht immer schmaler, links und rechts türmen sich riesige Gesteinswände auf und nur ein schmaler Weg führt hindurch. Wir starten über eine in Stein gehauene Treppe, an der wir uns aufgrund der glatten Steine eher langhangeln. Später geht es über kleine Brücken und Pfade, Gesteinsgeröll und einem immer wiederkehrende Flusslauf hinein in die Schlucht. Der anfängliche Regen hat aufgehört, doch die riesigen Wände der Schlucht lassen nur hier und da ein paar Sonnenstrahlen durch. Die Wanderung ist beliebt, viele Wanderer kommen uns auch auf dem Weg nach oben entgegen, tauschen wollen wir allerdings nicht denen ;-). Wir laufen also lieber bergab, sind hoch konzentriert ob des sehr unebenen Untergrundes. Trotzdem bleiben wir immermal stehen, legen den Kopf in den Nacken und bestaunen die mächtigen Felsformationen. Während unseres kleinen Mittagspicknicks kommen sogar ein paar kleine gefiederte Freunde und schauen neugierig, was wir Essbares mitgebracht haben,setzen sich dabei sogar auf unsere Finger und sind ganz zutraulich. Gut gestärkt geht uns für uns weiter hinunter, bis nach fast 4 Stunden das blaue Meer vor uns glitzert und das Ziel nahe scheint. Doch auch auf dem letzten Stück müssen wir durch Geröll, über dem Wasser balancieren und hier und da etwas kraxeln. Angekommen am Ausgang der Schlucht ist der Blick nun grandios. Vor uns liegt ein kleiner Strand, in der Bucht ankern einige Segelboote und wir machen das, was wir uns heute am meisten verdient haben - bei strahlendem Sonnenschein springen wir uns kühle Nass und belohnen uns für die gute Leistung der vergangenen Stunden. Nach einiger Zeit kommt dann auch ein kleines Boot, welches uns vorbei an den steil ins Meer fallenden Klippen und über die wogenden Wellen führt. Mit kühlem Getränk ausgestattet genießen wir die Fahrt bis Los Gigantes, von wo aus wir nach einer kleinen Eispause unsere Heimfahrt antreten. Heute wird es komischerweise zum ersten Mal etwas ruhiger im Bus...was da nur los war :-D. Nach dem Abendessen treffen wir uns wieder - natürlich - nur das wir heute auf Empfehlung von Jörg in eine kleine Bar gehen. Zwar brauchen wir ein paar Anläufe, um den richtigen Weg zu finden, dafür werden wir später mit einem wundervollen Ausblick auf Puerto de la Cruz und das Meer im Mondschein belohnt.

11. Tag – Der Teide

Das Beste zum Schluss - die vermeintliche Königsetappe der ganzen Reise wartet auf uns. Respektvoll starten wir am Morgen hin zum höchsten Berg Spaniens. Ausgestattet mit einer Aufstiegserlaubnis für unsere Gruppe führt uns heute Angela hinauf auf den Teide. Während der Anfahrt wird wieder deutlich, dass wir uns auf einer Vulkaninsel befinden. Die Landschaft ist karg, hier wächst kein Baum, nur vereinzelt zeigen sich ein paar Sträucher. Angekommen am Besucherzentrum am Fuße des Berges erwarten uns erstmal Menschenmassen. Glücklicherweise hat Angela unsere Tickets vorbestellt und so minimiert sich unserer Wartezeit, ehe wir die erste Etappe mit der Seilbahn hinauffahren. Angekommen auf 3555 Metern wird nun die Luft merklich dünner. Wir passieren die Kontrolle vor der Gipfelbesteigung und laufen nun langsamen Schrittes den schmalen Weg serpentinenartig nach oben. Immer wieder machen wir kleine Pausen, die Angela nutzt, um uns Wissenswertes über die Enstehung des Teide und somit der gesamten kanarischen Inselwelt zu erzählen. So lässt sich der Aufstieg entspannt für alle bewältigen. Angekomme auf dem höchsten Punkt Spaniens, auf 3718 Metern, werden wir mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Vom Pico del Teide blicken wir hinab auf die anderen kanarischen Inseln, erblicken La Palma, El Hierro und das von uns schon erwanderte La Gomera. Neben uns zeigt sich der Krater des Vulkans. Und natürlich ist hier Fotozeit! Wir fotografieren uns gegenseitig, in Gruppe, die Umgebung - ein wundervoller Augenblick, der natürlich festgehalten werden wir. Auch nutzen wir die Zeit für eine kleine Stärkung, ehe es so langsam wieder bergab geht. Die wir erneut fix unterwegs waren, haben wir noch mehr als genug Zeit. Und so schlägt Angela eine weitere Tour vor. Mit dem Bus fahren wir hinüber zum Hotel Parador und nach einer kurzen Mittagspause starten wir zur Umrundung der Roques de Garcia. Die Felsen erscheinen wie Kleckse in der Landschaft und die unterschiedlichen Formationen regen die Fantasie an - hier ein Schuh, dort ein Krokodil...Es wird mit eine der schönsten Wanderungen. Der Weg ist nicht ganz leicht, immer wieder geht es durch Geröll und natürlich folgt nach einem längeren Abstieg kurz vor Schluss nochmal ein ordenlticher Aufstieg. Aber schließlich können wir ja nun die letzten Energiereserven mobilisieren!
Am Abend - natürlich - spazieren wir nochmals ins Stadtzentrum. Angela hat uns von einem Herbstfest der Canarios erzählt und wir sind naturgemäß neugierig. Bald sehen wir die vielen selbstgebauten Öfen in die Straßen, in welchen die Einheimischen Esskastanien rösten. Wir sitzen am kleinen Hafen inmitten der Altstadt, lassen uns die Köstlichkeit bei einem jungen Wein schmecken und beobachten das bunte Treiben. Obwohl wir uns dann im Gedränge und zwischen den tollen Straßenkünstlern verlieren, ist es ein schöner Abend und auch ein schöner Abschluss der Reise.

12. Tag – Heimreise

Es geht so langsam wieder Richtung Deutschland. Da unser Flug erst am Nachmittag geht, können wir den Tag entspannt beginnen, noch ausgiebig Frühstücken und kleine Souvenirs einkaufen gehen. Auch Jörg kommt nochmal kurz ins Hotel und wir verabschieden uns herzlich von ihm. So schnell kann auf einmal eine Reise zu Ende gehen...
Ich denke, wir waren eine tolle Truppe und es hat einfach alles zusammengepasst - das Programm, die (sehr gute!!!) Kondition beim Wandern, die Jörg nahe zum Herzinfarkt bracht, die Charaktere und Interessen. Selten bin ich in einer so wunderbar funktionierenden Gruppe gelaufen und selten hat sich Arbeit so sehr nach Urlaub angefühlt.
Vielen Dank also auch nochmal von meiner Seite an alle Mitreisenden - ich hoffe wir sehen uns auch mal wieder auf einer anderen Tour.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Hallo Anne,

vervollständigst Du den Rest irgendwann? Habe jetzt mit den Reiseberichten immer schön die Texte in meinem Fotobuch ausschmücken können. Brauche nur eine Eückmeldung, ob ich noch warten kann/soll. Andernfalls muss ich sehen, wie ich es dieses Mal mache.
Hast bestimmt immer noch viel um die Ohren, deshalb ist Eile nicht geboten, nur eine kurze Info.

Danke

Michael

Michael Moder
25.01.2015