Reisebericht: Radreise Andalusien – Natur und Kultur in Spanien

14.04. – 23.04.2017, 10 Tage Rad–Rundreise Spanien entlang der Via Verde Luque – Cordoba – Sevilla – Rota – Ronda (285 Radkilometer)


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10 Tage ging es durch das schöne Andalusien und wir erlebten neben den gut ausgebauten "Via Verdes", die Städte Cordoba, Sevilla, Rota und Ronda.
Ein Reisebericht von
Rico Manns

14.04.2017 Flug nach Malaga

Gerüchten zu folge ist es dem Osterhasen in Deutschland zu kalt geworden und er wurde vermutlich deswegen in Spanien, genauer genommen in Andalusien, gesehen. Daher entschlossen sich 10 radbegeisterte Menschen dazu, denselben Weg einzuschlagen und die nächsten zehn Tage Andalusien per Fahrrad zu erkunden. In Frankfurt trafen sich die Maschinen aus Leipzig und Dresden und der Zug aus Düsseldorf war auch pünktlich, sodass wir alle zusammen später in Malaga von Vladimir, unserem örtlichen Guide, abgeholt werden konnten. Juan, unser Busfahrer, strahlte uns auch schon an und man hatte das Gefühl, auch er freut sich auf diese Tour. Unser Hotel für die ersten Nächte liegt etwas außerhalb, dafür hat es einen grandiosen Blick und überzeugt mit seinem Charme und einem gut gehütetem Geheimnis, welches am dritten Tag gelüftet wurde. Nach einem typischen spanischen Essen mit Salmojero, Paella und Flan, lassen wir den Tag bei einem Vino Tinto oder einem Cerveza ausklingen.

15.04.2017 Radtour in die Sierra de Grazalema

Nachdem die Knoblauchzehe schon am Morgen geschält und aufs Brot gerieben wurde, der Tomatenaufstrich mit Salz, Pfeffer und Olivenöl abgeschmeckt wurde, sind wir bereit für den heutigen Tag. Unser Bus brachte uns zunächst nach Benaocaz. Hier, in der Sierra de la Grazalema, beginnt unsere erste Tour. Nach sieben verbrannten Kalorien und nicht einmal 400 Meter, verabschiedet sich der erste Schlauch. Dank Vladimir und den altklugen Sprüchen vom Reisebegleiter, ist das Problem in Formel 1 würdiger Zeit gewechselt und wir können nach kurzer Zeit weiterfahren. Nach den ersten Anstiegen stehen wir im Käsedorf Villaluenga del Rosario.
Hier bekommen wir von Juan den ersten Vino Blanco gereicht und nehmen die Taschen mit den Leckereien fürs Picknick entgegen. Wenig später werden die Köstlichkeiten an einem schattigen Plätzchen ausgebreitet und das Picknick beginnt. Wir sind nicht die Einzigen an diesem schönen Plätzchen, auch die einheimische Bevölkerung nutzt die Oase. Nachdem wir uns gestärkt haben, geht es auf und ab und über viele Serpentinen Richtung Hotel. Anschließend nutzen mutige die Freizeit für einen Sprung in den Pool, ehe es mit dem Bus Richtung Ronda geht. Hier empfängt uns Daniel, unser örtlicher Guide. Er bringt uns die Stadt Ronda näher und erklärt uns viel über den Stierkampf, der in dieser Region einen besonderen Status hat. Auch können wir einen atemberaubenden Blick auf die Brücke mit der hiesigen Stadt erhaschen. Im Anschluss speisen wir, wie es in Spanien typisch ist, auf der Straße und lassen uns die Tapas und den dazugehörigen Wein schmecken.

16.04.2017 Radtour Sierra de las Nieves – Ronda

Nach dem Frühstück ging es erneut in Richtung Ronda. Hier sattelten wir die „Pferde" und es ging zunächst erst einmal nach oben. Es musste auch nach oben gehen, denn wir wollten zum „Puerto del Viento", welcher auf einer Höhe von 1190 Meter liegt. Nachdem wir den Punkt erreicht hatten, ging es größtenteils nur noch bergab zum weißen Dorf El Burgo. Hier empfing uns bereits Juan und meinte, wenn wir uns beeilen würden, könnten wir eventuell noch eine Zeremonie zum Osterfest sehen. Was allerdings bei dieser Zeremonie passierte, war uns allen nicht ganz klar und im Nachhinein betrachtet, war es immer noch verrückt, was dort veranstaltet wurde: In der Mitte war eine etwa vier Meter große Figur aufgebaut (Judas), die Donald Trump stark ähnelte. Ob dies gewollt war, bleibt an dieser Stelle unbeantwortet. Nachdem die Verantwortlichen leichte Knallkörper und Raketen zündeten, versuchte uns die Polizei von der Absperrung weg zu schicken. Hätte man alle Signale richtig gedeutet, wäre man auch weg gegangen. Denn die Fenster um die Puppe waren mit Holz vernagelt und die einheimische Bevölkerung stand weit weg von der Puppe und somit auch von der Absperrung. Nur eine kleine Gruppe deutscher Radtouristen und die Polizei befanden sich zu diesem Zeitpunkt in der ersten Reihe. Nachdem die erste Zündung nicht funktioniert hatte, zündeten die Verantwortlichen die Ladung erneut und nun erkannte man, was sie eigentlich vor hatten. Die vier Meter große Puppe war voll mir Raketen und Böllern. Nüchtern betrachtet sprengten sie ihren Dorfplatz. Ein ungeheuerlicher Lärm war zu vernehmen und wir nahmen unsere Beine in die Hand um uns von der Absperrung in Sicherheit zu bringen. Nach dem Ereignis war zum Glück das Picknick schon vorbereitet und wir konnten die neue skurrile Erfahrung mit einem Wein begießen. Dann ging es zurück zum Bus, welcher uns zurück in unser Hotel brachte. Am Abend wurde dann das Geheimnis gelüftet. Denn wir nahmen unser Abendbrot in einer Stierkampfarena ein. Das war schon ein tolles Ambiente in einer solchen Arena zu sitzen und der passen Sonnenuntergang gesellte sich auch noch dazu. Nach dem Nachtisch klopfte etwas an der Tür und es klang, als würde auch irgendwas schnaufen. Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchte ein „Stier" auf. Doch der Stier hatte die Rechnung ohne unseren kleinen Torero gemacht und so hatten wir ihn schnell gebannt und brachten ihn anschließend zurück in sein Gehege.

17.04.2017 Olvera – Via Verde de la Sierra

Die heutige Fahrradstrecke zählt zu den Höhepunkten der Via Verde. Start ist in Olvera und man sieht schon von weitem die erhabene Burg. Der Radweg ist heute bestens ausgebaut und es geht auf ehemaligen Bahntrassen gefühlt die ganze Zeit leicht nach unten. Insgesamt durchfahren wir mindestens 27 Tunnel und überqueren mehrere Viadukte. Die Radtour ist traumhaft, da es wie schon vorher beschrieben, eigentlich immer leicht nach unten geht und die Bahntrasse nur für Radfahrern und Fußgänger frei gegeben ist. Nach ungefähr 36 km kommen wir am Bahnhof Puerto de la Serrano an. Hier wartet bereits Juan mit dem Picknick auf uns. Da das Wetter, wie auch die letzten Tage, hervorragend ist, entscheiden wir uns direkt ins Hotel zu fahren. Dieses liegt direkt am Strand und lädt daher zum Baden im Meer förmlich ein.

18.04.2017 Nationalpark Donana – Bodega

Nach dem Frühstück starten wir gegen 9:30 Uhr nach Trebujena. Hier laden wir die Fahrräder aus und kommunizieren mit dem Pfau. Nachdem dieser uns eine gute Fahrt gewünscht hat, geht es los Richtung Nationalpark Donana. Man wundert sich, wie in dieser offensichtlichen Trockenheit der Wein so gut aussehen kann. Vladimir erklärt uns, dass es an dem kalkhaltigen Boden liegt, welcher die Feuchtigkeit sehr gut speichern kann. Nachdem wir den Nationalpark durchquert haben, geht es über eine Straße quer durch Gemüsefelder zur Bodega Yuste. Hier lernen wir, zunächst nur mit den Ohren, etwas über den hiesigen Weinanbau. Nach der Theorie folgt glücklicherweise auch die Praxis und die Nase und der Mund vervollständigen das Wissen über die drei unterschiedlichen Tropfen. Nach der Verkostung spaltet sich die Truppe und der eine Teil fährt mit dem Bus zurück und der andere Teil fährt mit dem Fahrrad die 17 km zurück zum Hotel. Damit haben wir die längste Radstrecke der Tour gemeistert und konnten beim Buffet eine extra Runde ohne schlechtes Gewissen drehen.

19.04.2017 Sevilla

Heute blieben die Fahrradsachen im Koffer, denn es ging nach Sevilla. In Sevilla führte uns Carlos, unser örtlicher Reiseleiter durch die schicke Stadt. Zunächst starteten wir an der Plaza Espana, welche in unglaublichen 11 Jahren erbaut wurde. Anschließend bringt er uns mit musikalischem Charme die Stadt und den Palast Alcazar näher. Der mittelalterliche Königspalast ist beeindruckend und erinnert mich ein wenig an die Alhambra in Granada. Nach der Besichtigung hat jeder Freizeit und kann die vorgeschlagene Tapas Bar testen oder die Kathedrale Santa Maria de la Sede besuchen. Witzig sind hier die Straßenbahnen. An jeder Haltestelle fahren sie ihrer „Fühler" aus, um die Batterie aufzuladen. Daher können sie sich ohne Ober-oder Unterleitung fortbewegen. Nachdem wir die Stadt etwas näher kennen lernen durften, geht es mit dem Bus weiter nach Cordoba. Hier beziehen wir ein schickes, kleines Boutique Hotel, welches unmittelbar an der Mezquita und somit in der Innenstadt von Cordoba liegt. Gewöhnungsbedürftig, aber typisch für diese alten Gebäude, sind die Fenster zum Innenhof. Das Abendessen wird heute außerhalb eingenommen und so gewinnen wir automatisch schon ein paar Eindrücke von der Stadt. Beim Abendbrot geht es kurzzeitig Spanisch zu, da wir kein festes Menü haben und wir somit von der Karte uns etwas aussuchen dürfen. Nachdem aber alle bestellt haben, lassen wir uns unser Essen schmecken. Wie jeden Abend, steht irgendwo unsere Salmojero auf dem Tisch. Die ist aber auch lecker. Heute darf sie aber auch nicht fehlen, denn sie kommt ursprünglich aus Cordoba.

20.04.2017 Cordoba und die Via Verde de la Camponia

Da wir zentral in der Stadt geschlafen haben, kommt die Reiseleiterin heute zu uns. Anzumerken wäre noch, dass bei den Süßspeisen beim Frühstück leise und laute Jubelschreie zu hören waren. Die waren aber auch köstlich. Am besten verbrennt man die gewonnenen Kalorien beim Sport. Daher nehmen wir die Füße in die Hand und folgen der Reiseleiterin durch die Stadt. Nach der kleinen Stadtbesichtigung kommen wir zum Highlight der Tour, die Mezquita. Die Geschichte zu dem Gebäude klingt schon spektakulär, aber die Realität übertrifft es noch. Wir sind fast die Ersten, die dieses Gebäude betreten dürfen und so kommen wir in den Genuss, es ohne Menschen kennen zu lernen. Dazu lauschen wir auch noch dem Gottesdienst und es duftet nach Weihrauch - ein, zumindest für mich, unbeschreibliches Gefühl. Im Anschluss daran steht individuelle Freizeit auf dem Programm.
Gegen 13 Uhr geht es mit dem Koffer zum Bus und wenig später steigen wir nach einem Tag Pause wieder aufs Fahrrad. Die Strecke ist heute wieder mal ganz anders. Es geht über Landschaftswege quer übers Land. Die Strecke ist etwas holpriger als wir es gewohnt sind, landschaftlich gesehen aber wieder sehr schön. Zum Ende hin haben wir den zweiten und letzten Platten dieser Reise, welcher aber durch Vladimir erneut schnell behoben wurde. Nachdem die Räder im Anhänger verladen sind, geht es in Richtung Alcaudete. Hier beziehen wir ein kleines Hotel, welches wir fast für uns alleine haben.

21.04.2017 Via Verde de la Aceite – Olivenölverkostung

Heute ist Olivenöltag. Zum einen radeln wir auf der „Via verde del Aceite" und zum anderen besuchen wie am Nachmittag ein Familienunternehmen, welches sich um die Herstellung von Olivenöl kümmert. Die „Via verde del Aceite", ist die Strecke, welche die ehemaligen Olivenölzüge benutzt haben. Heutzutage sind sie super ausgebaut und das Radfahren ist hier daher ein Genuss. Insbesondere die weite Landschaft mit den unzähligen Olivenhainen und die alten Metallviadukte sind Höhepunkte auf der Tour. Heute ist wieder Picknick angesagt und so suchen wir uns ein nettes Plätzchen zum Verweilen. Zum zeitigen Nachmittag kommen wir direkt mit den Fahrrädern in unserem Hotel an und jeder hat nun Freizeit. Am späten Nachmittag fahren wir zu einem Familienunternehmen welches Olivenöl herstellt. Nach der Besichtigung erleben wir noch eine Verkostung, welche fast schon wissenschaftlich abläuft. Wir haben Glück und können das aktuell beste Olivenöl der Welt verkosten. Denn dieses Olivenöl wurde letztes Jahr als weltbestes Olivenöl in einer bestimmten Kategorie ausgezeichnet. Nach der Verkostung fahren wir in die benachbarte Ortschaft Luque um das Abendbrot einzunehmen.

22.04.2017 Via Verde de la Subbetica

Am heutigen Tag stand die letzte Radtour auf dem Programm. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus nach Lucena. Hier sattelten wir unserer „Pferde" und stellten fest, dass es doch noch recht frisch ist. Heute fuhren wir auf der „Via verde de la Subbetica", welche in meinen Augen die schönste Strecke war. Der Weg war wie gestern ohne Autos und führte durch endlose Olivenhaine und man hatte nach jeder Kurve einen neuen schönen Ausblick. Nach ungefähr zehn km erreichten wir den ersten Bahnhof. In Cabra schauten wir uns die alten Loks mit ihren Waggons an und pflückten und verkosteten Bitterorangen. Ungefähr bei der Hälfte der heutigen 52 km Tour machten wir Rast und verspeisten die Leckereien, die Juan für uns eingekauft hatte. Die Sonne war anscheinend nun auch aufgestanden und so hatten wir wie immer einen blauen Himmel mit einer wunderbar wärmenden Sonne. Unser heutiges Endziel war wie gestern das Hotel in Alcaudete. Nur sind wir heute von der anderen Seite gekommen. Vladimir wird von seinen Mitarbeitern am Hotel abgeholt und nimmt auch gleich seine Fahrräder mit. Hier heißt es das erste Mal Abschied nehmen. Den Nachmittag verbringen wir am Pool und legen, wie sich das für Spanien gehört, eine kleine Siesta ein oder schwimmen eine Runde im Pool. Witzig anzusehen ist, wie unterschiedlich Personen ins Wasser gehen. Früher gehörte ich zu der Gruppe, die direkt und scheinbar ohne Problem ins kühle Nass springt, aber mittlerweile habe ich mich der Gruppe angeschlossen, die erst einmal die Lage von weitem einschätzt, um sich anschließend langsam dem Pool zu nähern. Im Großen und Ganzen darf gesagt werden, dass die Atmosphäre fabelhaft ist. Da wir das Hotel praktisch für uns haben, können wir uns im gesamten Innenhof ausbreiten und können das machen, wozu wir gerade Lust haben.
Da der Küchenchef seine Tore erst 20:30 Uhr öffnet, setzen wir uns schon etwas eher zusammen und leeren den letzten Weinkanister. Für die Unterhaltung sorgt Moritz mit dem neu erlernten Schokoladentrick. Als der Wein sich dem Ende neigt und die Schokolade den Weg in den Bauch gefunden hat, greifen wir unser 8 Gänge Menü im Restaurant an. Nachdem auch die letzte Ecke im Bauch gefüllt ist, rollen wir den kleinen Abhang zu unseren Betten hinunter.

23.04.2017 Heimreise

Normalerweise sagen wir nur zum Kellner, dem örtlichen Reiseleiter oder den kennengelernten Spaniern „Adios". Heute leider aber auch zu Spanien. Juan holt uns pünktlich wie immer vom Hotel ab und wir reisen mit seinem neusten Bus bequem zum Flughafen Malaga. Der Check in verläuft fast reibungslos. Nur etwas verwunderlich ist, dass der Reisebegleiter die Sitzplatznummer 0000 bekommt und die Dame am Schalter einen Gast nach Kanada statt nach Frankfurt schicken möchte. Nachdem der Flug nach Frankfurt durch sechs Frauen vom Schalter geklärt ist, fliegen wir alle zusammen nach Frankfurt. Hier splittet sich die Gruppe, da ein Teil nach Dresden und Leipzig weiterfliegt und ein Gast den Zug zur Weiterreise nimmt.
Ich möchte mich bei meiner Reisegruppe bedanken. Ihr habt mir das Arbeiten in Spanien sehr leicht gemacht und ich hatte das Gefühl, wir waren eine nette kleine Familie, die zusammen Andalusien erkundet hat.
Bleibt mir alle gesund und erhaltet mir die Freude am Fahrrad fahren.
Hasta proxima vez.
Euer Rico

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