Ostern in Andalusien – Tradition und Prozessionen
Reisebericht: 14.04. – 21.04.2019
„Andalusien gehört zu den schönsten Landschaften, die sich die Sinneslust zur Bleibe wünschen kann“ (Stendhal). Auf unserer an Höhepunkten überreichen Osterreise konnten wir die Begeisterung des fran
Ein Reisebericht von
1. Tag – Sonntag, 14.04.2019: Flug nach Málaga und Fahrt zum Hotel in Antequera
Am Palmsonntag, dem „Domingo de Ramos", machten sich 18 Gäste und eine Reisebegleiterin aus verschiedenen Teilen Deutschlands auf den Weg nach Andalusien. 6 Teilnehmer kamen aus München, 5 aus Frankfurt, je 2 aus Berlin, Weeze und Dresden. Zwei Gäste hatten Eigenanreise gebucht. Alle Flieger kamen pünktlich in Málaga an und so konnten wir ohne Verzögerung mit 13 Gästen die ca. 1-stündige Fahrt Richtung Norden nach Antequera antreten.
Das mittelgroße, gepflegte „weiße" Städtchen Antequera sollte sich im Laufe der Woche als idealer Standort für unsere sternförmigen Unternehmungen in alle Himmelsrichtungen erweisen.
Unser Hotel „Antequera" bot dafür einen sehr angenehmen Fixpunkt. Es verfügt über komfortable Zimmer, meist mit Balkon, eine großzügige Lobby mit Bar und einen schönen Wellnessbereich. Auch die Außenpoolanlage wurde von den ganz unerschrockenen unter unseren Gästen trotz des sehr wechselhaften Wetters schon genutzt.
Die Gäste, die bereits im Laufe des Tages angekommen waren, hatten die Zeit bis zum ersten Treffen am Abend schon für erste Erkundungen genutzt.
Um 20.00 Uhr trafen wir uns alle zum Begrüßungstrunk in der Lobby, machten erste Bekanntschaften und bei einer leckeren "Sangría" gab es erste Informationen zum weiteren Verlauf unseres Aufenthalts.
Beim anschließenden Abendessen konnten wir uns von der sehr guten Qualität des kalt-warmen Buffets überzeugen.
2. Tag – Montag, 15.04.2019: Granada – Stadtrundgang im Albaicín und Besichtigung der Alhambra
Gut ausgeruht machten wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg nach Granada. Allein durch ihre Lage vor den meist schneebedeckten, bis zu knapp 3500 m hohen Gipfeln der Sierra Nevada, ist diese quirlige Universitätsstadt mit der Alhambra, einem Meisterwerk islamischer Baukunst und den maurischen Altstadtvierteln seit Jahrhunderten ein intellektuelles Zentrum und ein absoluter Höhepunkt jeder Andalusienreise.
Auf dem "Albayzín", einem der 3 Hügel, auf denen Granada errichtet ist, begannen wir am "Mirador San Nicolás" unseren ca. 3,5 KM langen Spaziergang durch das pittoreske maurische Viertel, das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Vom Mirador aus bot sich uns ein grandioser Blick auf die gegenüberliegende maurische Palastanlage der Alhambra. Auf unserem Spaziergang durch die engen Gassen des "Albaicín" konnten wir einige der kürzlich renovierten nasridischen Häuser mit ihren wunderschönen Patios bewundern. In der Kirche "Santa María de la Aurora" bot sich ein seltener Blick auf die für die Osterprozessionen vorbereiteten und reich geschmückten "Pasos". Vorbei an der "Casa de Porras" mit ihrer Plateresken Fassade ging es zum Klarissenkloster "Convento de Santa Isabel la Real", dessen Kirche ein Juwel des Mudéjar-Stils in Granada ist. Vorbei an der "Madraza", der ehemaligen arabischen Universität, die heute das Rathaus beherbergt, erreichten wir die geschäftige "Plaza de Bib-Rambla". Hier, unweit der Kathedrale, konnten wir uns problemlos in einem der typischen Terrassencafés verköstigen.
Nach der Mittagspause fuhr uns unser Bus in einem riesigen Umweg rund um die Stadt hinauf zur Alhambra, wo schon unser örtlicher Stadtführer auf uns wartete. Mit unseren vorbestellten und namentlich gekennzeichneten Eintrittskarten umgingen wir die Warteschlangen zu diesem meistbesuchten Monument Spaniens. Man stelle sich vor, dass die Besucherzahl dieses Weltkulturerbes amtlich auf 6600 pro Tag begrenzt werden musste!
Die weiträumige Verteidigungs- und Wohnanlage umfasst mehrere Gebäudekomplexe. Wuchtig erhebt sich der "Palacio de Carlos V" wie ein quadratischer Koloss im Stil der italienischen Renaissance.
Der älteste Teil ist die "Alcazaba" im Westen, eine von einem doppelten Mauerring geschützte Militärfestung aus dem 13. Jh. An der Außenseite des Pulverturms steht der Satz des mexikanischen Dichters Icaza, der besagt, dass es im Leben nichts Schlimmeres gibt, als in Granada blind zu sein.
Gut nachvollziehbar wird dies im "Palacio Nazaríes", der Perle der Alhambra. Äußerlich streng gehalten, lässt er im Inneren mit prunkvollen Wohngemächern und kühlen, von Wasser durchfluteten Innenhöfen die Pracht des Lebens am Hof der Nasriden erahnen. Immer wieder zogen uns die Gemächer mit ihren filigranen Stuckornamenten und Friesen in arabischer Schrift in ihren Bann. Das helle Mauerwerk mutet manchmal an wie filigrane Spitzenklöppelarbeit. Die Wände des "Salón del Trono", des prächtigen Thronsaals, sind farbenprächtig mit Stuck und Steingut verziert und zitieren Suren aus dem Koran und Verse des Propheten. Die Holzkuppel symbolisiert die sieben muslimischen Himmel und die Sterne des Paradieses. Glanzstück der Anlage ist der "Patio de los Leones", der Löwenhof. Hier erreicht die nasridische Bau- und Dekorationskunst mit den wasserspeienden Löwen, den 124 eleganten Marmorsäulen und den symbolträchtigen Wasserspielen ihren Höhepunkt.
Nachdem wir den Nachmittag in diesem märchenhaften Palast wie aus Tausendundeiner Nacht verbringen durften, bewunderten wir aus der Ferne den Sommerpalast der Sultane, den "Generalife", und begaben uns, betört von einer Duftkomposition aus Orangenblüten, Jasmin, Rosmarin und Thymian, vorbei an den plätschernden Wasserspielen in Richtung Bus.
Erschöpft von den überwältigenden Eindrücken des Tages bot uns die Busfahrt zurück nach Antequera die Gelegenheit, uns vor dem spanisch späten Abendessen im Hotel etwas zu regenerieren.
3. Tag – Dienstag, 16.04.2019: fakultativer Tagesausflug nach Córdoba
Nachdem uns das Hotel extra ein sehr frühes Frühstück ermöglicht hatte, machten wir uns heute auf den Weg nach Córdoba, der im Norden Andalusiens gelegenen Stadt am Guadalquivir.
Aufgrund seiner strategisch günstigen Lage wurde Córdoba von den Römern wie auch den arabischen Kalifen zur Hauptstadt erkoren. Mit ihren bedeutenden Kulturdenkmälern aus arabischer Zeit - allen voran die "Mezquita" - und der einzigartigen weißen Altstadt zählt die einstige Hauptstadt des Reiches "al-Andalus" zum Weltkulturerbe der UNESCO. Einst soll Córdoba neben Konstantinopel die reichste und schönste Stadt Europas gewesen sein. Durch das friedliche Zusammenleben von Christen, Juden und Muslimen entstand ein Zentrum für Handel und Handwerk, Wissenschaft und Kunst.
Unser Fahrer parkte auf der anderen Seite des Flusses und so gingen wir über die unter Kaiser Augustus errichtete 16-bogige römische Brücke zur "Mezquita-Catedral", dieser weltweit wohl einzigartigen Verbindung einer Moschee mit einem christlichen Gotteshaus, wo uns unsere örtliche Reiseleiterin schon erwartete.
Über den Vorhof, auch „Patio de los Naranjos" (Orangenhof) genannt, mit seinen schattenspendenden Orangenbäumen und Brunnen gelangt man in die Innenräume. Dort ließen wir uns verzaubern von dem prächtigen Gebetssaal mit seinen über 800 erhaltenen Säulen aus Marmor und Jaspis, die später architektonisch verbunden und von Rundbögen überspannt wurden. Wir bestaunten die Gebetsnischen mit ihrem Geflecht aus Bögen und mit Stuck dekorierten Bauelementen. Nach der Eroberung Córdobas wurde die Moschee zum christlichen Gotteshaus und im 16. Jh. wurde - sehr zum Missfallen von Kaiser Karl V - die heutige Kathedrale mit ihrer Stilmischung aus Gotik und Renaissance in ihre Mitte gesetzt.
Im Anschluss schlenderten wir mit Inés, unserer örtlichen Reiseleiterin, noch durch das alte jüdische Viertel, die „Judería", deren enge Gässchen rund um die Moschee mit ihren Kunsthandwerks- und Antiquitätenläden an einen orientalischen Basar erinnern. Die berühmte „Calleja da las Flores", die Blumengasse, ist so schmal, dass die Touristenströme Mühe haben, aneinander vorbeizukommen.
Die Mittagspause verbrachten wir in dem typischen Lokal „La Alquería", wo wir in der von andalusischem Lokalkolorit geprägten Gasse im Freien saßen und die köstlichen Tapas genossen.
Die anschließende Freizeit konnte jeder nach Belieben verbringen. Die meisten trafen sich wieder an der Kirche San Andrés, wo um 17.15 Uhr endlich mit dem Auszug aus der Kirche unsere erste Begegnung mit einer der berühmten Osterprozession stattfinden sollte.
Für Andalusier hat die Karwoche, die „Semana Santa", eine sehr große Bedeutung. Der Ursprung der Feierlichkeiten zur „Semana Santa" liegt im 16. Jahrhundert, als die katholische Kirche beschloss, das Leiden Christi für die einfache Bevölkerung darstellen zu lassen. Schon damals wurden hölzerne Heiligenfiguren geschmückt und mit Kleidern versehen von mehreren Trägern durch die Kirche und danach durch die Stadt getragen, wobei die Prozession die Passion Christi symbolisierte.
Die sogenannten „Cofradías", die Bruderschaften, waren und sind verantwortlich für die Organisation der „Semana Santa" an ihrem Ort. Von Palmsonntag bis Ostern finden jeden Tag eine oder mehrere Prozessionen statt, bei denen Heiligenfiguren, reich geschmückt mit kostbaren Gewändern und Blumen, auf vorgegebenen Wegen durch die Stadt getragen werden. Die „Pasos" und "Tronos" sind zum Teil so schwer, dass sie von bis zu 250 Männern, den „Costaleros" oder „Hombres de Trono" getragen werden. Begleitet wird der Zug von den an den typischen Spitzhauben zu erkennenden Büßern, den „Nazarenos" und jenen Büßern, die das Holzkreuz auf der Schulter tragen, den sogennanten „Penitentes". Angeführt wird die Prozession von einer Person, die den Trägern den Weg mittels Klopfzeichen und Anweisungen vorgibt. Die Prozessionen werden auch von Musikkapellen begleitet, die meist eine langsame, getragene Marschmusik spielen. Hin und wieder ist eine „Saeta", ein gesungenes Lied ohne Instrumentalbegleitung, zu vernehmen.
Nachdem wir den ergreifenden Auszug aus der Kirche zusammen mit hunderten Schaulustigen miterlebt hatten, schlenderten wir durch die festlich geschmückten Gassen über die Promenade am Guadalquivir zurück zum Bus. Die längere Fahrt zum Hotel in Antequera gab uns Gelegenheit, die Ereignisse des Tages noch einmal Revue passieren zu lassen.
4. Tag – Mittwoch, 17.04.2019: Tagesausflug nach Sevilla – Semana Santa in Sevilla
Auf unserer Reise jagte ein Höhepunkt den anderen: heute stand Sevilla auf dem Programm.
Mit ihren ca. 700.000 Einwohnern ist sie die viertgrößte Stadt Spaniens und die größte Andalusiens. Wie überall in Andalusien haben auch hier bereits Römer, Araber und die „Reconquista" - die Zeit der Rückeroberung Spaniens aus den Händen der Mauren - ihre Spuren hinterlassen. Ende des 16. Jh. war Sevilla die drittgrößte Metropole des Abendlands, zu dieser Zeit war sie wegen des Handelsmonopols mit den lateinamerikanischen Kolonien zu großem Wohlstand gelangt. In diesem „Goldenen Zeitalter" der spanischen Geschichte wirkten hier auch die bekannten Maler Velázquez, Zurbarán und Murillo. Die Iberoamerikanische Ausstellung 1929 und die Expo 1992 waren Höhepunkte der jüngeren Stadtgeschichte.
Mit unserer örtlichen Stadtführerin besichtigten wir zunächst den „Real Alcázar", eine arabische Festung, die im Laufe der Jahrhunderte von den Almohaden und, nach der „Reconquista", von den spanischen Königen ausgebaut wurde. Einmal mehr schwelgten wir in der Vorstellung vergangener Pracht am Hof der Herrscher.
Wir schlenderten durch den Palast Peters des Grausamen, einem Kleinod des „Mudéjar-Stils". In diesem ehelichte Karl V im 16. Jh. die portugiesische Infantin Isabel, dafür wurde dem arabischen Bau extra eine Renaissance-Galerie hinzugefügt. Im angrenzenden Palast Karl V bewunderten wir die Gobelins mit historischen Darstellungen und die Fliesenarbeiten aus der Renaissance im Kaisersaal.
Zur weitläufigen Anlage gehören natürlich auch etliche „Patios", schattige Innenhöfe, in denen Bepflanzung und Wasserbecken Kühle spenden sollen. Während einer kleinen Pause konnten wir uns in einem der Cafés an den üppigen Gärten des „Alcázar" stärken, bevor es zur Kathedrale „Santa María de la Sede" ging.
Auch diese gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Mit ihren imposanten Ausmaßen gehört sie zu den drei größten Kirchen der Welt. Von der ursprünglich hier errichteten Moschee steht heute nur mehr die „Giralda", das Minarett, das inzwischen zum Glockenturm umfunktioniert wurde und als Wahrzeichen von Sevilla gilt. Von der oberen Plattform hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt.
Das beeindruckende Bauwerk der Kathedrale wird durch mächtige Säulen in fünf Schiffe gegliedert. Das Herzstück ist die „Capilla Mayor" mit dem Größten Retabel der Welt. 1000 geschnitzte Figuren stellen hier Szenen aus dem Leben Jesu dar. Auch das Chorgestühl in einer Mischung aus gotischem und "Mudéjar-Stil" ist prächtig. Beeindruckend auch das Grabdenkmal von Christoph Kolumbus. Die „Capilla Real" ist dem Gottesdienst vorbehalten und beherbergt die Gräber von drei kastilischen Königen.
Bei der anschließenden Freizeit schlenderten wir durch das für die Osterprozessionen festlich geschmückte Viertel „Santa Cruz", einige wagten sich auch auf die andere Seite des Flusses in das volkstümliche Viertel „Triana", in dem einst die „gitanos", die Zigeuner, beheimatet waren und das viele berühmte Stierkämpfer und Flamenco-Tänzer hervorgebracht hat.
Die „Semana Santa" ist in Sevilla - zusammen mit der „Feria de Abril" - eines der bedeutendsten Feste des Jahres. Nicht weniger als 71 Bruderschaften organisieren in der Karwoche hier ihre bis ins kleinste Detail geplanten Osterprozessionen - tatsächlich eine Stadt im Ausnahmezustand. Wie an jedem Nachmittag waren auch heute mehrere Prozessionen von ihrer Stammkirche unterwegs zur Kathedrale. Die meisten unserer Gäste stürzten sich ins Gewühl der engen Gassen, die von Schaulustigen überfüllt waren, um den einen oder anderen „Paso" zu begleiten. Sehr beeindruckend war die Prozession der Bruderschaft von „San Bernardo", deren zwei „Pasos" von 2.400 Büßern, den „nazarenos", begleitet wurden und natürlich zahllose Fotomotive bot.
Am Ende des Tages trafen wir uns alle wieder zur Heimfahrt an der „Torre del Oro", dem „Goldenen Turm". Leider hatten die zur "Semana Santa" sehr zahlreich in der Stadt vertretenen Taschendiebe auch zwei unserer Kunden heimgesucht und sich Geld und Papiere angeeignet. Zum Glück stellte sich heraus, dass man mit der polizeilichen Anzeige problemlos auch ohne Papiere heimfliegen kann.
5. Tag – Donnerstag, 18.04.2019: Fahrt nach Ronda
In Ronda sollten die Prozessionen heute erst am Abend losgehen und so starteten wir am Nachmittag zu unserem Ausflug. Der Vormittag stand zur freien Verfügung und wurde von den Gästen zur Erholung, für Wellness oder einen Spaziergang ins Zentrum von Antequera genutzt. Im Hotel nahmen wir wegen der geplanten späten Heimkehr das Mittag- statt dem Abendessen ein und machten uns um 15.00 h auf den Weg nach Ronda.
Von der „unvergleichlichen Erscheinung der auf zwei Felsmassen aufgehäufelten Stadt" sprach einst Rainer Maria Rilke beim Anblick des grandiosen Panoramas von Ronda.
Nach heute etwas kürzerer Anfahrtszeit erwartete uns, wie immer, schon unsere örtliche Reiseleiterin Ana. Mit ihr spazierten wir durch die Gassen der Neustadt zur „Plaza de Toros", der berühmten Stierkampfarena. Der Bau datiert aus dem 18. Jh. und gilt bei den wahren „aficionados", den Stierkampfbegeisterten, als die Wiege des Stierkampfs. Aus Ronda stammen nämlich zwei der bedeutendsten Stierkämpferdynastien, die „Romeros" und die „Ordóñez", die hier mit Denkmälern auch entsprechend gewürdigt werden.
Weiter ging es zum „Tajo", der eindrucksvollen, bis zu 180 m tiefen Schlucht, durch die sich der Guadalquivir schlängelt und so die Alt- von der Neustadt trennt. Aufgrund dieser besonderen Lage galt Ronda bis ins hohe Mittelalter als uneinnehmbar. Die Stadt ist nach allen Seiten von Gebirgszügen umgeben und wir genossen das unvergleichliche Panorama. Der „Puente Nuevo", die „Neue Brücke", ist ein beeindruckendes Bauwerk, das die Altstadt mit der Neustadt verbindet und atemberaubende Blicke auf die Schlucht freigibt. Die arabische Struktur der Altstadt, der ehemaligen Medina, mit ihrem Gewirr an kleinen Gassen und Palästen ist noch gut erhalten.
Unser geführter Rundgang endete an der Kirche „Santa María La Mayor", wo um 19.30 h eine der Prozessionen losgehen sollte. Gleichzeitig sollte eine andere Prozession aus der nahen Kirche „Santuario de María Auxiliadora" kommen und beide sollten sich in einer eindrucksvollen Choreografie auf dem Hauptplatz treffen. Leider kam kurz zuvor Regen auf und dieser wollte sich auch nicht verziehen. Die Schaulustigen harrten aus, bis es sich wie ein Lauffeuer verbreitete: beide Bruderschaften hatten ihre Prozession abgesagt, die kunstvollen Figuren der „Pasos" müssen natürlich vor Wasserschäden bewahrt werden. Etwas enttäuscht zogen auch wir los in Richtung Bus. Auf dem Weg lag eine Tapas-Bar, auf deren überdachter und beheizter Terrasse wir uns zu Tapas und Bier trafen.
Der Höhepunkt des Tages war leider dem Wetter zum Opfer gefallen, aber Ronda ist zweifelsohne immer eine Reise wert.
6. Tag – Freitag, 19.04.2019: Freizeit oder fakultativer Halbtagesausflug in den Nationalpark El Torcal – Semana–Santa–Prozessionen in Antequera
Höhepunkt des heutigen Tages sollten die weithin berühmten Karfreitags-Prozessionen in Antequera sein. Da diese erst am Nachmittag bzw. Abend starten und weit nach Mitternacht in ihre Stammkirchen zurückkehren, konnten wir die einmalige Atmosphäre der nächtlichen Umzüge im Fackelschein erleben.
Etliche Gäste hatten für den Vormittag den Ausflug in den südlich von Antequera gelegenen Naturpark "El Torcal" gebucht. Das Bemerkenswerte an diesem 12 km2 großen Areal ist die wild zerklüftete Karstlandschaft, die von Regen und Wind aus dem porösen Kalkstein gewaschen wurde. Bizarre Felsformationen regen die Fantasie an, man glaubt, allerhand Figuren zu erkennen. Gemeinsam wagten wir uns auf die kleine, gut ausgeschilderte Wanderrunde. Die Wege waren durch den vorangegangenen Regen etwas ausgewaschen und zum Teil rutschig, aber die spektakulären Ausblicke waren die Mühen wert. Vom Aussichtspunkt „Mirador de las Ventanillas" hatten wir freie Sicht bis zum Mittelmeer. Im Besucherzentrum konnten wir allerhand Interessantes über den Naturpark erfahren und es blieb sogar noch Zeit für eine Einkehr.
Am Rückweg zum Hotel legten wir noch einen außerplanmäßigen Stopp bei den Dolmen ein. Hier befinden sich drei prähistorische Grabanlagen, die als die bedeutendste iberische Fundstätte der Megalithkultur gelten. Man kann sich kaum vorstellen, wie die Menschen vor 4500 Jahren solch gigantische Steinkonstruktionen ohne moderne Hilfsmittel errichten konnten.
Unser überaus entgegenkommendes Hotel hatte uns für heute wieder die Einnahme des Mittagessens anstatt des Abendessens ermöglicht, da wir den Nachmittag und Abend ja in der Stadt verbringen wollten, um die spektakulären Karfreitagsprozessionen zu besuchen. Leider begann es am Nachmittag wieder zu regnen und so war deren Durchführung erneut fraglich.
Am Karfreitag gibt es in Antequera traditionell am frühen Abend die Prozessionen von den Kirchen „Santo Domingo" und „Santa María de Jesús", um 22.00 h findet der Auszug aus der „Iglesia del Carmen" statt. Eine Besonderheit der „Semana Santa" in Antequera ist "Correr la Vega". Die Tradition verlangt es, dass am Ende des Umzuges die Prozessionsladen, die „Tronos", begleitet von Glockengeläut im Laufschritt über einen steilen Anstieg auf einen Hügel getragen werden, von dem aus die landwirtschaftliche Anbaufläche in der Ebene gesegnet wird.
Der Regen hatte sich zum Glück im Laufe des Nachmittags wieder verzogen und so fanden die Prozessionen, wenn auch mit Verspätung, doch noch statt. Viele Gäste waren schon am Nachmittag losgezogen, um durch die hübsche Innenstadt mit ihren schönen Patrizierhäusern und über 40, zum Teil prächtig ausgestatteten Kirchen zu bummeln. Auch die Reste der „Alcazaba", der Burganlage, mit ihren römischen, maurischen und christlichen Elementen sind einen Besuch wert. Da man zum Hotel zu Fuß laufen kann, konnten die Gäste, je nach Lust und Laune, beliebig lange am nächtlichen Treiben in der Stadt teilnehmen.
7. Tag – Samstag, 20.04.2019: Tagesausflug nach Málaga und Passionsspiel „El Paso" in Riogordo
Am heutigen Vormittag war ein geführter Besuch in Málaga, der quirligen Hafen- und Universitätsstadt und Hauptstadt der Costa del Sol vorgesehen. Mit unserer örtlichen Reiseleiterin Ana besichtigten wir zunächst die hoch über der Innenstadt auf dem Burgberg gelegene Maurenburg „Alcazaba". In der Residenz aus dem 11. Jh. lebten bis zur christlichen Rückeroberung der Stadt die maurischen Statthalter von Málaga. Die Anlage umfasst, wie üblich, auch wunderschöne Innenhöfe mit Teichen und Brunnen. Von hier oben bieten sich traumhafte Ausblicke auf den Hafen von Málaga und die vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffe.
Vorbei am römischen Theater, das nach umfangreichen Grabungen wieder gut erkennbar ist, spazierten wir durch die lebhafte Innenstadt zur Kathedrale. Da einer ihrer Türme unvollendet geblieben ist, wird sie von den Einheimischen „La Manquita", „die Einarmige", genannt. Seit dem 16. Jh. wurde 250 Jahre lang an der Kirche im Renaissance-Stil gebaut. Es handelt sich um einen mächtigen, dreischiffigen Sakralbau mit einem besonders schönen, von Pedro de Mena geschnitzten Chorgestühl. In einem Seitenschiff kann man geschnitzte Figuren der knienden Katholischen Könige bewundern.
Inzwischen hatte sich die Innenstadt mit den Kreuzfahrern gefüllt und so waren wir froh, am Ende der Besichtigungen in unserer Freizeit ein ruhiges Plätzchen für unsere Mittagspause aufsuchen zu können. Am Nachmittag trafen wir uns an der Hafenpromenade wieder und machten uns auf den Weg nach Riogordo zur Aufführung des berühmten Passionsspiels „El Paso de Riogordo".
Riogordo ist ein typisch andalusisches Dorf, das jedes Jahr zu Ostern durch die Aufführung der Passion Christi, die als eine der besten in Europa gilt, in den Mittelpunkt des Interesses rückt. Der Ursprung des Passionsspiels liegt im 16. Jahrhundert, als ein blinder Troubadour Fragmente der Passion Christi sang. Diese Gesänge wurden später gesammelt und aufgeschrieben. Die Aufführung findet auf einer Naturbühne von 10.000 m² statt, die an den Hügel von Golgota erinnert, auf dem Jesus Christus gekreuzigt wurde. Fast das ganze Dorf, nämlich mehr als 500 Laienschauspieler, nehmen daran teil. Leider sollte uns das Wetter einmal mehr einen Strich durch die Rechnung machen. Schon vor Beginn deckten wir uns bei fliegenden Händlern mit bunten Plastik-Regencapes ein. Von der ersten Reihe aus verfolgten wir gebannt die einzelnen Szenen mit der Darstellung der Passion Christi, bis nach gut der Hälfte der Aufführung eine Regenunterbrechung erfolgte. Nach ¾ Stunden vergeblichen Wartens und Hoffens, dass sich der Regen vielleicht doch noch verziehen würde, hatte es sich jedoch eingeregnet und es kam zum endgültigen Abbruch. Schade, die Aufführung ist sehr professionell und in jedem Fall sehenswert. Durch den anhaltenden Regen kämpften wir uns zurück zum Bus und kamen früher als erwartet wieder im Hotel zum Abendessen an.
8. Tag – Sonntag, 21.04.2019: Abreise
Die Abholung für die Gäste zu den verschiedenen Flügen erfolgte über den ganzen Tag verteilt. Der Großteil der Gruppe hatte jedoch zwischen Kofferpacken und Abholung noch Zeit für einen Spaziergang in die Stadt, um an der Prozession des auferstandenen Christus, dem krönenden Abschluss der Osterwoche teilzunehmen. Sehr eindrucksvoll hier der Moment, wo die beiden „tronos" des auferstandenen Christus und der Muttergottes einander begegnen und sich dreimal zum Gruße annähern.
Am Nachmittag war dann auch für die Letzten der Moment des Abschiednehmens von einer besonders erlebnisreichen Karwoche in Andalusien gekommen. Wir haben viel gelernt über die wechselvolle Geschichte der südspanischen Region und deren volkstümliche Bräuche hautnah miterleben dürfen.
Der Generalstreik an den spanischen Flughäfen, der die ganze Woche wie ein Damoklesschwert über uns geschwebt war, wurde zum Glück im letzten Moment abgesagt und so stand einer rechtzeitigen Heimkehr nichts im Wege.